Die Tagungsorte des römischen Senats in der klassischen Republik


Ausarbeitung, 2000

12 Seiten


Leseprobe


2. Inhaltsverzeichnis

3. Einführung

4. Die verhiedenen Tagungrte
4.1 Allgemeine
4.2 Tagungrte innerhalb der adt
4.2.1 Die Curia
4.2.2 Tempel deCaor
4.2.3 Tempel der Fide
4.3 Tagungrte auerhalb der adt
4.3.1 Allgemeine
4.3.2 Tempel der Bellona

5. hlu

6. Karten

7. Bibliographie

3. Einführung

Diese Arbeit entsteht aus dem Vortrag im Proseminar „Die römische Expansion. Gründe, Bedingungen und Folgen aus antiker und moderner Sicht“. Da einer meiner Studienkollegen das selbe Thema hat, beschränke ich mich hier auf das Thema der Tagungsorte des römischen Senats. Die erste Frage die ich in dieser Arbeit beantworten möchte, ist die Frage ob es mehrere Tagungsorte des Senats gab und wenn ja, wo diese Tagungen stattgefunden haben oder ob es nur ein Tagungsort vorhanden war. Ist dies geklärt, werde ich versuchen zu klären, welche Bedingungen ein Tagungsort erfüllen musste. Hier werde ich folgende Fragen zu beantworten versuchen. Kann der Senat auch an einem ungeweihten Platz seine Tagung abhalten? Eine weitere Frage die mir interessant erscheint ist die Frage nach den Topographischen Gesichtspunkten der Tagungsorte. Tagte der Senat nur innerhalb Roms oder konnte er auch an einem anderen Ort tagen? Dies scheint mir noch wichtig, da man in der heutigen Zeit gewohnt ist, dass es nur ein Gebäude für die Tagungen des Parlaments gibt und so die Tagungen auch immer in der selben Stadt abgehalten werden. War dies nun schon bei den Römern so oder waren sie in dieser Beziehung flexibler als wir es heute sind? Was ich natürlich auch nicht ausser Acht lassen möchte, ist der materielle Aspekt.

Zudem möchte ich hier in der Einleitung auch gleich noch die Zeitspanne, in der ich mich bewegen werde, festlegen. Ich halte mich hier an den grossen Ploetz. Im Teil der Römischen Geschichte wird die mittlere („hohe“, „klassische“) Republik auf 287 v. Chr. festgelegt, dass war die Zeit des Endes der Ständekämpfe und der Lex Hortensia. Das Ende der klassischen Republik wird dann auch 133 v. Chr. datiert, was die Vererbung von Pergamon an Rom bezeichnet. Ich werde mich also in meinen Ausführungen möglichst genau in diesem Zeitrahmen bewegen und versuchen, die Tagungsorte zwischen 287 v. Chr. und 133 v. Chr. aufzuzeigen.

Als Literatur steht mit hierbei vor allem das Buch von Marianne Bonnefond-Coudry: „ Le sénat de la république romaine“ zur Verfügung. Hier werde ich die wesentlichen Informationen finden, die ich zur Beantwortung der oben gestellten Fragen brauche. Weiter benutze ich das Buch von C. Nicolet: „ Rome et la conquête romaine du monde méditeranéen. Damit ich noch einen allgemeinen Überblick über den römischen Staat gewinne, habe ich hier auch noch das Buch von E. Meyer: Römischer Staat und Staatsgedanke“. Wie schon bei meinen bisherigen Arbeiten liste ich auch hier noch den Brockhaus in Text und Bild auf, da er mir oft Auskunft bei grösseren und kleineren Fragen gibt und somit eine grosse Hilfe bei dieser Arbeit darstellt.

4. Tagungsorte

4.1 Allgemeines

Eines will ich hier schon vorweg nehmen, nämlich die in der Einführung gestellte Frage, ob es mehrere Tagungsorte des Senats gegeben hat, kann hier bereits bejaht werden. Dies kann ich dank dem Buch von Marianne Bonnefond-Courdy tun. Zur sicherheit habe ich noch die Rezension von Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier hinzugezogen. Diese gibt jedoch Bonnefond-Courdy in Bezug auf die tagungsorte sowie in den anderen bearbeiteten Themen vollkommen recht! In der Zeit, welche ich untersuchen werde, von ca. 287 v. Chr. bis 133 v. Chr. sind uns 8 verschiedene Plätze bekannt, an denen der Senat Sitzungen abhielt. Welche Bedingungen musste jedoch ein Ort erfüllen, um überhaupt als Tagungsort des Senats in Frage zu kommen? Der Senat konnte nämlich nicht an irgend einem Ort tagen. Der Ort musste ein templum, also ein geweihter Ort sein, um den Senat beherbergen zu dürfen. Der Grossteil dieser Gebäude befand sich innerhalb der Stadtgrenzen. Es gab jedoch auch Gebäude ausserhalb der Stadtgrenzen, welche als Tagungsort benutzt werden konnten. Hierbei hatte man jedoch einen speziellen Grund, wieso die Sitzungen nicht in der Stadt abgehalten wurden. Musste der Senat eine Botschafterdelegation oder einen aktiven General des Imperiums empfangen, so konnte das nicht innerhalb der Stadtmauern geschehen. So benötigte man geeignete Gebäude ausserhalb der Stadt. Ich werde nun die verschiedenen Gebäude dieser zwei Gruppen näher erklären.

4.2 Tagungsorte innerhalb der Stadt

4.2.1 Curia Hostilia (siehe Karte 2)

Die curia hostilia ist der Tagungsort des Senats „par exellence“. Es sind im ganzen 55 Daten überliefert, an denen in der Curia hostilia Senatssitzungen stattgefunden haben. Von diesen 55 Daten sind nur 3 unsicher, welche unseren Zeitraum betreffen, weil es einige Unstimmigkeiten gibt.

Es wären die folgenden:

- Sitzung von 210: Plutarch und Titius-Livius schreiben curia, βον-

λεντήρίσν, Titius-Livius schreibt auch templum.

- Sitzung von 203: Titiu-Livius schreibt curia und aedes Bellonae.

- Sitzung Anfang 189: Titius-Livius schreibt templum, Diodore schreibt

σύγκλητоς .

Ein weiteres Problem, dass mit bei Curia auftaucht, ist ein Problem der Begrifflichkeit. So benutzen sowohl die lateinischen als auch die griechischen Autoren nicht immer sehr präzise Begriffe und lassen so oft Spielraum für verschiedene Bedeutungen. Der ganze Name der curia hostilia wird nur einmal genannt. Dies geschiet bei Titius- Livius über die Sitzung des Senates von 216: „ praetores senatum in curiam Hostiliam vocaverunt “. Das Wort curia kann aber bei den lateinischen Schriftstellern auch noch andere Bedeutungen haben. So kann man curia in einem generellen Sinn als Tagungsort des Senats verstehen. Ein Beispiel wäre bei Titius-Livius die Sitzung von 203, wo er mit curia den Tempel der Bellona meint. Generell kann man doch sagen, dass das Wort curia im Lateinischen meist für curia hostilia benützt wird, da Beweise für das Gegenteil recht selten sind. Die Griechen ihrerseits haben zwei Wörter, σύγκλητος und συνέδρίον, die sowohl als Rat als auch als Ratssaal verstanden werden können. Polybios benützte hier immer das Wort σύγκλητος, ohne dass man je weiss, welche Bedeutung es genau haben soll. Dies nur um zu zeigen, wie schwierig es ist, die vorhandenen Quellen zu studieren, und herauszufinden, wo der Senat wirklich getagt hat.

Für die Curia Hostilia ist sicherlich kennzeichnend, dass sie regelmässig als Tagungsort des Senats benutzt wurde. Mit regelmässig ist hier nicht vier mal in einem Jahr gemeint, sondern in nicht all zu grossen Abständen zwischen 218 v. Chr. und 27 v. Chr.. Genauer gesagt wurde sie 55 mal als Tagungsort erwähnt. Das stellt einen Drittel der Sitzungen dar, bei denen der Tagungsort bekannt ist. So kann man also sagen, dass die curia hostilia mit Berechtigung als wichtigster Tagungsort des Senates gilt.

Um die Position der Curia Hostilia aufzuzeigen, greife ich auf die Arbeit von F. Coarelli zurück, der die Entwicklung des comitium in verschiedene Phasen unterteilt und dabei auch versucht, den Standort der Curia zu bestimmen. Uns interessiert hier vor allem die fünfte Phase der Chronologie von Coarelli, welche den Zustand während der klassischen Republik aufzeigt. In dieser Phase kann man den Standort der Curia nach archäologischen Funden bestimmen. Einerseits kann mit Hilfe einer geometrischen Rechnung der Mittelpunkt des Comitiums gefunden werden. Hier zeigt sich, dass das Comitium nach Osten versetzt wurde und mit ihm wahrscheinlich auch die curia. Weiter gibt es einige wenige Spuren von Material, welche die äusseren Grenzen der Curia aufzeigen. Im Osten hätten wir da einmal die Grundmauer der dritten taberna von Cäsar, welche in Richtung Nordsüd gelegen sind, was genau mit der Ostmauer der Curia übereinstimmt. Im Norden befinden sich Reste einer Dicken Mauer, von der Coarelli allerdings glaubt, es handle sich um eine Schutzmauer und nicht um die Mauer des Gebäudes selbst. Im Westen befindet sich eine identische Mauer Richtung Nordsüd. Diese archäologischen Funde sind jedoch recht schwer zu interpretieren und machen es so nicht leicht, einen präzisen Standort der Curia zu zeigen. Einige Punkte sind jedoch sicher. Die Curia überragt im Norden das Comitium von einer Art Plattform aus, abgeschlossen durch den Hügel im Osten. Auf dieser recht grossen Plattform befindet sich auch die basilica Porcia und man erreicht von ihr aus die kreisförmigen Gärten des Comitiums. Die Grösse der Curia hat sich zwischen dem 3. Jahrhundert und Sulla oft verändert. Man kann sagen, dass sie währed der Zeit von Sulla wahrscheinlich am grössten war. Die Breite kann 20 Meter sicherlich nicht überschritten haben. Die Höhe dürfte zirka 10 Meter betragen haben. Bei der Länge gibt es jedoch verschiedene Ansichten, welche alle nicht wirklich erwiesen werden können. Die grösste Länge, liegt hier bei 40 Metern und die kleinste bei zirka 24 Metern. Es wird jedoch angenommen, dass die Curia in der Länge kleiner als 40 Meter war.

Die Curia liegt also zwischen den Gebäuden, welche das Comitium einschliessen. All diese Gebäude haben sowohl politisch als auch administrativ eine andere Bedeutung als die Curia. Man kann jedoch sagen, dass diese Gruppe von Gebäuden um das CComitium und das comitium selbst, der wichtigste Ort der politischen Organisation im römischen Staat bildeten.

4.2.2 Tempel des Castors (siehe Karte 3)

Es gibt leider nur wenige Quellen, die über die Benützung des Tempels des Castors als Tagungsort des Senats Auskunft geben. Jedoch ist er ein sehr gutes Beispiel für die abstrakte Beziehung zwischen Magistraten, Volk und Senat in Rom. Die Benützung des Tempels als Tagungsort des Senats muss jedoch getrennt von den üblichen Verwendungen des Tempels betrachtet werden.

Der Tempel des Castors ist eines der ersten Gebäude auf dem Forum. Er wurde zirka 484 v. Chr. erbaut und war schon früh Schauplatz des politischen Lebens von Rom. Nach Titius-Livius erhielten die equites Campani das römische Bürgerrecht um 340 v. Chr. als Dank für ihren Mut während der Latineraufstände. Ein Text, der dies beschreibt, wurde in eine Bronzetafel graviert und am Tempel aufgehängt. Ab dem zweiten Jahrhundert wurden die Verwendungszwecke des Tempels vielseitiger und waren nicht mehr nur ritterlicher Natur. In der Zeit, die uns interessiert, gibt es eine Senatssitzung in dem Tempel des Castors und diese findet um 159 v. Chr. statt. Genau am 5. Mai 159 v. Chr. fand die erste Sitzung im Tempel statt, von der eine Aufzeichnung existiert. Dies wird in der praescriptio der SC du Tiburtibus festgehalten: „ (praetor) senatum consuluit sub aede Castorus “.

Wichtig hierbei ist vor allem der räumliche Aspekt! Nur so kann man verstehen, wieso mit der Zeit gewisse Tempel als Tagungsort des Senats verwendet wurden. Es gibt eine Parallele zwischen dem Tempel des Castors und der Curia Hostilia. Der Tempel des Castors überragt des Forum in seiner Höhe, wie die Curia das Comitium überragt. Weiter finden wir auf dem Forum einige Gebäude, welche ein Gegenstück zum früheren Comitium darstellen und die Einheit des politischen Lebens in Rom repräsentieren. Diese Gebäude werden zirka Ende des zweiten Jahrhunderts immer wichtiger. Im Laufe der Zeit kann man eine Verlagerung des politischen Zentrums von der Stadt Richtung Forum feststellen, jedoch ohne dass die Curia Hostilia an Bedeutung verloren hätte.

Im Aussehen des Tempels kann man drei Phasen unterscheiden. Zuerst der ursprüngliche Tempel des fünften Jahrhunderts, danach der Tempel des Metellus zirka 117 v. Chr. und der Tempel zur Zeit des Augustus. Man kann davon ausgehen, dass er in der Zeit, die meine Arbeit betrifft, eher so ausgesehen hat wie der Tempel des Metellus als so wie der Tempel des fünften Jahrhunderts. Ich werde im folgenden auf die zwei ersten Phasen eingehen, da die zweite Phase von der ersten abhängig ist und die dritte Phase nicht weiter ausführen, da sie nicht in unserem Zeitraum liegt. Der erste Tempel des fünften Jahrhunderts war so konstruiert, dass er in der Breite grösser war als in der Länge. Er war etwa 16 Meter breit und 11 Meter lang. Beim Eingang des Tempels befanden sich zwei Säulenreihen. Vor dem Podium, und so unabhängig vom Tempel und weniger hoch, befand sich die Tribüne. Metellus behielt die Breite des Tempels ungefähr bei, veränderte jedoch das Aussehen des Tempels durch drei Veränderungen. Zuerst hat er den Innenraum vergrössert, in dem er den Tempel um fast das Doppelte verlängert hat. Von vorher gut 20 Meter wurde er nun auf gut 38 Meter verlängert. Zudem hat er im Vorraum nur noch eine Säulenreihe aufgestellt. Zweitens hat er die Tribüne mit dem Podium verbunden. Dabei hat er einen Höhenunterschied von 2 Metern beibehalten. Drittens hat er vor dem Podium noch ein Element gebaut, dass 5 Meter vor das Podium reicht. Dieses Element überragt den Bau auch seitlich um je zirka 2,5 Meter. [[1]]

4.2.3 Der Tempel der Fides (Karte 1)

Als letztes Beispiel werde hier noch kurz auf den Tempel der Fides eingehen. Dieser Tempel wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nur einmal im Jahre 133 v. Chr. als Tagungsort des Senats benützt. Dies kann man bei Appius nachlesen, der über die Sitzung von 133 v. Chr. berichtet. Nach ihm soll sich Tiberius Gracchus zusammen mit seinen Anhängern am Morgen des Tages, als er zum zweiten Mal zum Tribun gewählt werden sollte, des Tempels des Jupiters bemächtigt haben. Dabei hat er alle „Reichen“ verjagt, um sich so die Mehrheit zu sichern. Der Senat versammelte sich deshalb im Tempel der Fides und im Anschluss an die Sitzung gingen Scipion Nasica und seine Anhänger zum Tempel des Jupiters. Dort entstand ein Krawall, der mit der Ermordung von Tiberius Gracchus endete. Dies kann auch bei Plutarch nachgelesen werden, nur das dieser den Tempel nicht namentlich nennt, sondern nur erwähnt, dass er nahe dem Tempel des Jupiters gestanden habe. Diese zwei Texte genügen jedoch, um zu sagen, dass die Sitzung im Tempel der Fides statt gefunden hat. Sicherlich wurde die damalige Sitzung überhastet und so im Gebäude abgehalten, welches sich am nächsten des Tempels des Jupiters befindet. Man kann bei dieser Sitzung gewiß nicht davon ausgehen, dass der Tempel der Fides auf Grund der Bedeutung ausgewählt wurde. Fides war die Göttin der Verlässlichkeit, Treue und des Glaubens. Hier spielte anscheinend nur die Position des Tempels eine Rolle und wäre ein anderer Tempel näher am Tempel des Jupiters gelegen gewesen, hätte die Sitzung dort statt gefunden.

Leider ist über den Tempel der Fides nur sehr wenig bekannt. Durch die oben genannten Texte kann man sagen, dass er sicherlich sehr nahe dem Tempel des Jupiters gelegen war. Auch heisst es, dass Scipio Nasica zu Tiberius aufgestiegen sei. Dies muss jedoch noch nicht zwingend heissen, dass der Tempel der Fides tiefer gelegen war als der Tempel des Jupiters, da sich Tiberius wahrscheinlich auf dem Podium befand und dies wiederum war höher als die restliche Umgebung. Also kann damit auch gemeint sein, dass sie auf das Podium aufgestiegen sind. Sonst hat man wenig bis keine Anhaltspunkte, wie dieser Tempel ausgesehen haben könnte, und wann genau er erbaut wurde.

4.3 Tagungsorte ausserhalb der Stadt

4.3.1 Allgemein

Sowohl Willems als auch Mommsen, zwei der wichtigsten modernen Forscher auf diesem Gebiet, etablierten den Unterschied zwischen den Senatssitzungen, welche innerhalb der Stadtgrenzen und, welche ausserhalb der Stadtgrenzen stattgefunden haben. Schon in den alten Texten findet man immer wieder den Hinweis, dass wen von einer Sitzung im Tempel des Apoll oder der Bellona gesprochen wird, immer noch präzisiert wird, dass sie extra urbem abgehalten wurden. Nun fragt man sich natürlich, wieso gewisse Senatssitzungen ausserhalb der Stadt stattgefunden haben. Appius bringt hierbei zwei Beispiele, bei denen Abgesandte eines anderen Staates nicht innerhalb der Stadt empfangen werden durften. Dies aus dem einfachen Grund, weil ihr Land momentan mit Rom im Krieg stand oder sonst verfeindet war. Die zwei Beispiele waren 203 v. Chr. die Karthager und 152 v. Chr. die Kelten. Ähnliche Hinweise finden wir jedoch auch bei Festus und Cicero.

Die modernen Historiker versuchten nun, diese Erklärungen zu vervollständigen, in dem sie eine komplette Liste aller Sitzungen machten, die extra urbem statt fanden und nach ihren Besonderheiten absuchten. Weiter versuchte man eine mehr juristische Erklärung zu geben. Dies tun auch Mommsen und Willems, jedoch kommen sie nicht auf das selbe Resultat. Nach Ansicht von Mommsen kommt der Senat in zwei Fällen ausserhalb der Stadt zusammen. Erstens, um feindliche Gesandtschaften zu empfangen, welche keinen Vertrag mit Rom haben, zweitens wenn ein Promagistrat an der Sitzung teilnehmen muss. Willems seinerseits hält sich an Appius und ist der Meinung, dass Gesandte von feindlichen Völkern nicht in der Stadt empfangen werden konnten. Er fügt jedoch hinzu, dass es auch möglich sei, dass die Sitzung ausserhalb stattfand, wenn ein Promagistrat um einen Triumph anfragte. Man kann also grob drei Gruppen unterteilen: bei Gesandtschaften, bei Triumphanfragen und bei der Anwesenheit von Promagistraten.

Bei den Gesandtschaften stellt Mommsen eine rein juristische Frage. Für ihn ist massschlaggebend, ob das betreffende Volk einen Vertrag mit Rom hat oder nicht. Ist kein Vertrag vorhanden, kann der Empfang nicht innerhalb der Stadt stattfinden. Willems wiederum stellt nur die Frage, ob die Gesandtschaft in Friede oder in Feindschaft zu Rom steht. Diese Situation kann jedoch auf einen juristische Ebene reduziert werden, da es nicht möglich ist, dass ein verfeindetes Volk ein Vertrag mit Rom hat. So wurden zwischen 217 v. Chr. und 39 v. Chr. 39 Gesandtschaften ausserhalb der Stadt empfangen, von denen jedoch 10 Fälle unsicher sind. Hier einige Beispiele:

- 203 und 202 v. Chr. die Karthager
- 197 v. Chr. die Mazedonier
- 194 v. Chr. die Spartaner
- 137 v. Chr. die Numatier

Auch bei den Triumphfragen lassen sich Unterschiede zwischen Mommsen und Willems feststellen. Während Mommsen diese in die Sitzungen mit den Promagistraten integriert, stellen diese Versammlungen für Willems eine separate Kategorie dar. Wenn wir nun die Liste der Sitzungen betrachten, bei denen es um Triumphfragen geht, welche uns von Titius-Livius überliefert wurden, so fällt auf, dass es einige Sitzungen hat, bei denen nicht unbedingt ein Promagistrat anwesend ist, sondern ein Magistrat, Prätor oder ein Konsul. Auch kennt man keinen Fall, bei dem ein Magistrat für Triumph in einer Sitzung nachfragt, welche innerhalb der Stadt abgehalten wurde. Hier einige Beispiele von solchen Sitzungen, bei denen es um Triumphfragen ging:

[[2]] 207 Liv. 28.9.5 T. der Bellona Die Konsule C. Claudius und Sie selbst

M.Livius Salinator kommen auf Wunsch des Senats nach Rom

197 Liv. 33.22.1 T. der Bellona Die Konsule C. Cornelius Cethegus Sie selbst und Q. Minucius Rufus kommen nach ihrem Sieg über die Gallier nach Rom zurück 172 Liv 42.21.6 T. der Bellona C. Cicerius kommt von Sardinien ? zurück, wo er Prätor war.

Nun kann man sich fragen, ob diese Sitzungen, welche ausserhalb der Stadt abgehalten wurden ein spezielles Thema behandelten, dass sie nicht am üblichen Ort stattfanden. Untersucht man nun die Liste dieser Sitzungen, so fällt auch hier nichts aussergewöhnliches auf. Die Themen der Sitzungen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen, die in der Curia behandelt wurden.

Rückblickend kann man sagen, dass der Fall bei den feindlichen Gesandtschaften klar ist. Diese müssen vom Senat ausserhalb der Stadt empfangen werden. Das selbe gilt für Sitzungen, bei denen Promagistraten anwesend sind. Diese Regel finden wir bestätigt bei Mommsen. Es ist jedoch auch sicher, dass sobald ein Magistrat einen Auftrag ausserhalb Roms hat, sei dieser nun nach der Sitzung oder unmittelbar vor der Sitzung erledigt worden, muss die Sitzung ebenfalls ausserhalb der Stadt abgehalten werden. Es spielt so also nicht unbedingt eine Rolle, welches Thema an der Sitzung behandelt wurde, sondern wer an der Sitzung teilgenommen hat!

4.3.2 Tempel des Apoll und der Bellona (Karte 1)

Was man von diesen zwei Tempeln sicherlich von Beginn weg sagen kann ist, dass sie die zwei wichtigsten Tagungsorte des Senats extra urbem sind! Um 211 v. Chr. verschwindet die Gewohnheit, den Senat in einem Feldlager ausserhalb der Stadttore zu versammeln. So werden diese zwei Tempel immer wichtiger. Nun kann man sich fragen, ob einer der beiden Tempel wichtiger war als der andere. Diese Frage drängt sich auf, wenn man betrachtet, dass von 26 Sitzungen, 19 im Tempel der Bellona und nur 7 im Tempel des Apoll abgehalten wurden. In beiden Tempeln fanden die meisten Sitzungen zwischen 211 v. Chr. und 171 v. Chr. statt. Es ist jedoch schwierig, trotz des grossen Unterschieds in der Verwendungshäufigkeit, Differenzen zwischen den zwei Tempeln zu finden. So fand im Jahre 187 v. Chr. in beiden Tempeln eine Sitzung statt, bei der es um eine Triumphfrage ging und welche vom selben Präsidenten geleitet wurde. Man kann nun davon ausgehen, dass nicht das Thema der Sitzung ausschlaggebend für die Wahl des Sitzungsortes war, sondern der Rang der Personen, die daran teilnahmen. Der Tempel des Apoll beherbergte nur Sitzungen, an denen Promagistrate teilnahmen, währenddessen der Tempel der Bellona Sitzungen beherbergte, die Promagistraten gewidmet waren, oder auch Sitzungen, welche von Magistraten einberufen wurden. Diese Regel finden wir in allen Beispielen (welche uns wiederum von Titius-Livius überliefert wurde) bestätigt.

Coarelli befasste sich eingehend mit dem Tempel der Bellona und er konnte seinen Stadtort auch überzeugend Nachweisen. Er war es, der die These aufstellte, dass man nicht unbedingt den Tempel als solchen untersuchen müsse, sondern seinen topographischen Standort. Untersucht man nämlich die umliegenden Gebäude, so kann man feststellen, dass in ihnen ebenfalls politische Funktionen ausgeübt werden. So zeigte er auf, dass in der Columna Bellica jeweils der Ritus zur Kriegserklärung durchgeführt wurde. Im weiteren beherbergte die Villa Publica die ausländischen Gesandtschaften, was wiederum ein funktioneller Vorteil ist. Diese funktionelle Einheit kann sowohl beim Tempel der Bellona wie auch beim Tempel des Apoll gesehen werden, welche beide in der Nähe der Columna Bellica, Villa Publica und des Circus Flaminius liegen. Die beiden Tempel der Bellona und des Apoll stellen, was die Aktivität des Senats betrifft, eine Art Gegenpol zur Curia dar.

Wieso wurden nun genau diese zwei Tempel ausgewählt und nicht andere? Diese Frage ist vor allem für den Tempel der Bellona leicht zu beantworten. Der Tempel wurde mit höchster Wahrscheinlichkeit zu Ehren der Gottheit Bellona erbaut, welche auch als Gottheit des Sieges galt. G. Dumézil und andere Forscher sind nun der Meinung, dass dies der Hauptgrund für seine Rolle bei den Beratungen über den Triumph gespielt haben dürfte. Die Benutzung für solche Zwecke begann wahrscheinlich Mitte des 3. Jahrhunderts, als mehrere Indizien zur Verwendung dieses Kultes auftauchen. Es sind also die zwei Gegebenheiten, die Position der Gottheit in der Religion und der topographischen Plazierung des Tempels, welche ihm erlaubten, Senatssitzungen zu beherbergen. Ob dies auch der Fall war beim Tempel des Apoll, ist um einiges weniger sicher. Vor allem J. Gagé versuchte zu beweisen, dass Apollo während dem zweiten Punischen Krieg nicht nur der Gott der Gesundheit des Volkes, sondern auch der Gott des Sieges war. Die Beweisführung ist jedoch nur wenig überzeugend und selbst Gagé musste eingestehen, dass die Verwendung des Tempels als Tagungsort des Senats dazu geführt hat, dass Apollo als Gott des Triumphes gesehen wurde. Wahrscheinlich ist, dass der Tempel des Apoll aus zwei Gründen für Senatssitzungen in Frage kam. Erstens, seine Nähe zum Tempel der Bellona und zweitens, seine Nähe zu dem Circus Flaminius und der Villa Publica.

Die Lokalisierung der beiden Tempel ist recht schwierig und unter den Wissenschaftlern umstritten. G. Marchetti-Longhi stellte die Hypothese auf, dass es nicht nur einen Tempel des Apoll gegeben haben soll, sondern zwei. Einer wäre dem griechischen Gott Apollo gewidmet gewesen und um 353 v. Chr. erbaut worden, der zweite sei einer italienischen Gottheit gewidmet gewesen und Mitte des 5. Jahrhunderts erbaut worden. Nach Marchetti-Longhi war der zweite Tempel, der Ort der Senatssitzungen. Er plazierte ihn in der aera sacra. J. Gagé wiederum konnte dann schlüssig beweisen, dass es nur einen Tempel gegeben hat. Coarelli war es dann, der den Tempel des Apoll zwischen dem forum Holitorium und dem Circus Flaminius plazieren konnte. Über die Grösse des Tempels hat man leider nur sehr wenige Angaben. Vom Podium kann man annehmen, dass es zirka 20 Meter breit war. Von der Länge kann man nur sagen, dass sie grösser als 30 Meter war. Dies sind nur die Masse des Podium, leider ist nichts über die Grösse des Innenraums bekannt.

Auch beim Tempel der Bellona gibt es einige Probleme, ihn genau zu lokalisieren. In einem wichtigen Artikel von 1968 korrigiert Coarelli drei vorherrschende Hypothesen zur Lokalisierung des Tempels der Bellona. Die erste Hypothese ist, dass der Tempel an der via delle Bottheghe Oscure plaziert war. Coarelli und C. Nicolet konnten jedoch schlüssig beweisen, dass es sich hier nicht um den Tempel der Bellona, sondern um den Tempel der Nymphen gehandelt haben muss. Eine zweite Hypothese lokalisierte den Tempel im Umfeld des Theaters des Balbus, wo M. Guraducci den Circus Flaminius plazierte. Auch hier konnte Coarelli nachweisen, dass es sich nicht um den Tempel der Bellona gehandelt hat. Zuletzt plazierte S. Salvatore den Tempel am nordöstlichen Rand der Kurve des Circus Flaminius. Doch konnte Coarelli nachweisen, dass sich die Kurve des Zirkus nicht nordöstlich, sondern südöstlich befand. Coarelli konnte schlussendlich beweisen, dass der Tempel der Bellona derjenige war, welchen man bis anhin dem Janus zuteilte. Die Masse die Coarelli hierbei angibt, liegen bei 45 Meter auf 23 Meter. Hierbei ist jedoch das Podium nicht mitgerechnet.

5. Schluss

Zum Schluss möchte ich noch auf ein Detail eingehen, das C. Nicolet erwähnt. Es ist erstaunlich zu sehen, dass eigentlich alle diese Gebäude zu klein waren, um alle Senatoren zu beherbergen. Man kann also daraus schliessen, dass nie alle Senatoren an den Sitzungen anwesend waren. Auf dieses Thema wird jedoch mein Studienkollege näher eingehen.

Man kann aus meiner Arbeit herauslesen, dass die Römer den Tagungsort des Senats nicht willkürlich gewählt hatten, sondern meist sehr bedacht vorgingen. Erstens war es unabdinglich, dass das Gebäude geweiht war, sonst kam es schon gar nicht als Tagungsort in Frage, zweitens spielte oft die Lage eine wichtige Rolle, da oft gleich mehrerer Gebäude, welche politische Zwecke erfüllten, zusammen lagen. Zuletzt kann man auch sehen, dass bei den Tempeln zum Teil die Bedeutung eine wichtige Rolle spielt, so beim Tempel der Bellona. Weiter ist die Unterscheidung wichtig, zwischen den Sitzungen die innerhalb der Stadtmauern und denen, die ausserhalb der Stadtmauern abgehalten wurden. Hier kristallisieren sich auch die zwei Hauptzentren, Curia Hostilia und die beiden Tempel des Apoll und der Bellona, heraus.

Die Literatur zu meinem Thema war recht reichhaltig, da vor allem im Buch von Bonnefond-Coudry nahezu alle Informationen vorhanden waren, die ich benötigte. Wie ich Eingangs schon erwähnt habe stützen sich meinen Angaben vor allem auch das Buch von Marianne Bonnefond-Coudry. Die Rezension zu ihrem Buch von Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier ist durchwegs positiv und so kann angenommen werden, dass ich mich auf dieses Buch stützen kann.

7. Bibliographie

- Bonnefond-Coudry M., Le sénat de la république romaine. Rom 1989.

- Der Brockhaus in Text und Bild (CD Rom). Mannheim 1999.

- Lantiquité classique LXI 1992 S. 585 - 587. Marie_Thérèse Raepsaet-Charlier, Le Sénat de la République romaine de la guerre d’Hannibal à Auguste.

- Meyer E.; Römischer Staat und Staatsgedanke. Zürich 1974.

- Nicolet C., Rome et la conquête romaine du monde méditerranéen. Paris 1977.

- Revue des études latines, société des études latines, Paris 1978.

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Details

Titel
Die Tagungsorte des römischen Senats in der klassischen Republik
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)
Autor
Jahr
2000
Seiten
12
Katalognummer
V106988
ISBN (eBook)
9783640052639
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Anhang nicht enthalten.Anhang nicht enthalten.
Schlagworte
Tagungsorte, Senats, Republik
Arbeit zitieren
Emanuel Baeriswyl (Autor:in), 2000, Die Tagungsorte des römischen Senats in der klassischen Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106988

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