Gerhart Hauptmanns -Die Weber- und die Handlungsbesonderheiten der Figur Hilse


Seminararbeit, 1999

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einführung

1. Zum Naturalismus: Kurzer Rückblick
1.1 Naturalistisches Drama: Einige Merkmale

2. Gerhardt Hauptmann
2.1 Leben und Werke
2.2 Die Weber

3. Hilses Tod als Beispiel des Verlustes von Willensfreiheit

Schlußbemerkungen

Literaturverzeichnis

Einführung

Diese Hausarbeit ist eine kurze Analyse zum Thema „Die Handlungsbesonderheiten der Figur Hilse” in dem Drama Die Weber von Gerhart Hauptmann. Das Thema wurde Gegenstand vieler literarischer Auseinandersetzungen, aber es ist nur eine von zahlreichen Fragen, die die naturalistischen Werke der deutschen Literatur unbeantwortet gelassen haben. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen erzeugten fast immer die Basis zur Entstehung neuer Interpretationen. Dies schöpft immer neue Anstöße zu einer „Naturalismus-Debatte”, die neue Methoden der Literaturwissenschaft ermöglicht haben.

Die Aufmerksamkeit liegt, m.E., auf den sozialen und politischen Positionen der Naturalisten. Das Problem wurde erschwert von der Tatsache, daß einige der wichtigsten „naturalistischen” Dramen einen sogenannten „offenen Schluß” haben. Das bedeutendste Beispiel ist Gerharts Hauptmanns Die Weber. In seinem Drama hat er eigentlich das Scheitern des Weberaufstandes nicht historisch genau dargestellt. Mit Hilses Tod, den er ganz am Ende seines Stücks eingefügt hat, ließ er Platz für mehrere Auffassungen des Werks. Zum Beispiel: viele Untersuchungen belegten in diesem Werk den Zusammenhang von Hilses Tod mit den revolutionären Rollenerwartungen. Das wird sogar mit den Forderungen zweier Bereiche konfrontiert, nämlich seinen religiösen Überzeugungen und dem revolutionären Kontext seines Milieus. Welche Erklärung gibt es für diesen Aspekt? Wollte Hauptmann nun ein „Stück” Wirklichkeit darstellen oder sich der sozialdemokratischen Sache der Weber nähern?

1. Zum Naturalismus: Kurzer Rückblick

Unter Naturalismus verstehen wir in einem allgemeinen Sinn jede künstlerische Richtung, die sich um die unmittelbare Naturnachahmung bemüht und bestimmte Ausschnitte der natürlichen oder gesellschaftlichen Wirklichkeit mit den je eigenen literarischen, bildnerischen oder musikalischen Mitteln ‚naturgetreu‘ wiedergeben will.[1]

Wie auch andere literarische Strömungen ist im besonderen die Epoche der naturalistischen Literatur in Deutschland zeitlich nicht genau abzugrenzen. Sie umfaßt in etwa den Zeitraum von 1880 bis 1900. Wichtigste deutsche Vertreter des Naturalismus waren Arno Holz und Gerhart Hauptmann.

Als literarische Bewegung ging der Naturalismus von Frankreich aus. Sein bedeutendster Vertreter dort war Emile Zola.

Der Naturalismus verstand sich „als künstlerische ‚Moderne‘ und wurde insbesondere von der jungen Generation als ‚Revolution‘ von Kunst und Literatur empfunden.”[2] Der Kunstbegriff änderte sich im Bezug auf Klassik und Romantik.

Die Klassiker hatten „das Schöne” zum Gegenstand der Kunst bestimmt. Die Romantiker wollten die Natur „erlösen” und flüchteten in die Welt der Phantasie. Die Naturalisten aber wollten einen Ausschnitt der Wirklichkeit unverändert und ganz exakt abbilden, um das objektive Bild nicht zu verfälschen.

Arno Holz stellt Theorie über diese neue Kunstansicht in seiner theoretischen Schrift Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze auf, mit der kurzen Formel:

Kunst = Natur – x

Holz kommt es auf die Definition des x an.

In dieser mathematischen Formel ist x das verändernde Element und steht für das technische Vermögen des Künstlers. Das bedeutet z. B., daß ein guter Künstler, der gutes Material benutzen kann und der ausgeprägte künstlerische Fähigkeiten besitzt, die fast vollkommene Darstellung der Natur erreicht. In diesem Fall ist x ein kleiner Wert. Aber ein kleines Kind z. B., das noch kein ausgebildetes Talent und nur einfaches Material benutzt, kann die Natur nicht gut wiedergeben; hier ist x ein großer Wert.

So kommt Arno Holz zu seinem Kunstgesetz: „Die Kunst hat die Tendenz, wieder die Natur zu sein. Sie wird sie nach Maßgabe ihrer jeweiligen Reproduktionsbedingungen und deren Handhabung.”[3]

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Naturalismus als literarische Bewegung spielt die Beziehung zwischen seinen Vertretern und den damaligen sozialen und politischen Problemen. Politisch saßen die Naturalisten mit ihrem Anliegen, eine verdrängte Wirklichkeit zu darzustellen, zwischen zwei Stühlen.

Wie der Kaiser, so war auch das Bürgertum von dieser Darstellung geschockt, denn Staatstreue hing eng mit „schöner Literatur” zusammen, wie man sie in der Schule las. Doch wurde diese Auffassung auch von den Sozialdemokraten geteilt. Die Bezeichnung „Junges Deutschland”, den die Naturalisten für den eigenen Literaturkreis übernahmen und die Darstellung einer armen Welt, eines Milieus von „Unterdrückten und Ausgebeuteten” führte zur Vermutung, daß die Naturalisten an der Klassenkampf der Proletariat teilnehmen wollten. Daraus folgte eine „Unklarheit” über die politische Position dieser Intellektuellen.

Ihre Rebellion scheint, so die Kritiker K. Gysi und K. Böttchen, eine „individuelle und intellektuelle Rebellion”[4], zu sein, da „ihre Aussage nicht sozialistisch war, sondern bürgerlich-sozialkritisch”.[5] Deswegen distanziert sich die Dichtung des Naturalismus m.E. von einer sogenannten „sozialistischen Literatur”, trotz „der sozialen Thematik und zahlreichen Gestalten aus der Arbeiterklasse”.[6]

Diese Tatsache führte zu einer Verwirrung der Ziele dieser Dichtung bzw. die objektive Darstellung der Wirklichkeit.

In jedem Fall muss man festhalten, dass A. Holz, G. Hauptmann u.a. sich „Jüngsten Deutschland” nannten, weil sie sich am „jungen Deutschland” statt an der Klassik oder Romantik orientieren wollten. Denn das „Junge Deutschland” hatte zum erstenmal Themen zum Gegenstand der Dichtung gemacht, die von der gebildeten Gesellschaft, d. h. vom literarischen Publikum, bisher verdrängt worden waren. Damit hat uns diese Dichtung auf jeden Fall ein Bild der gesellschaftlichen Verhältnissen vom Ende des letzten Jahrhunderts überliefert.

[...]


[1] Beutin, W.; Ehlert, K. u.a. Deutsche Literatur Geschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart, Weimar. 1994, S. 309.

[2] Ebenda, S. 309.

[3] Ebenda, S. 311.

[4] Gysi, K., Böttcher, K.(Hrsg.) Gerhart Hauptmann. Schriftsteller der Gegenwart. Berlin 1961. S.8.

[5] Ebenda, S. 7.

[6] Ebenda, S. 7.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Gerhart Hauptmanns -Die Weber- und die Handlungsbesonderheiten der Figur Hilse
Hochschule
Universität Potsdam  (Germanistik)
Veranstaltung
GK Naturalismus
Note
1,3
Autor
Jahr
1999
Seiten
13
Katalognummer
V10687
ISBN (eBook)
9783638170468
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gerhart Hauptmanns Die Weber
Arbeit zitieren
Mag.a Stefania Selvaggi (Autor:in), 1999, Gerhart Hauptmanns -Die Weber- und die Handlungsbesonderheiten der Figur Hilse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10687

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