Fünf ausgewählte Gedichte der deutschen Literatur nach der Wende


Seminararbeit, 1999

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALT

Einführung

1. Aus Wende literarische Epoche machen
1.1 Volker Braun – Leben und Werke – im Überblick
1.2 Reiner Kunze
1.3 Heinz Czechowski
1.4 Hans Cibulka
1.5 Yaak Karsunke

2. Kurze Analyse einiger semantischer Aspekte der Gedichte
2.1 Das „Wir“ als Identitätsfaktor
2.2 Volker Brauns „Desencanto“ und seine Eigentumsverlust
2.3 Die „Architektur“ des Sozialismus

Schlussbemerkungen

Literaturverzeichnis

Anhang

Einführung

Die Literatur von 1989 bis zur Gegenwart steht im Mittelpunkt des deutschen Intellektuellenstreits über die Wende. Vor allem in literarischen Kreisen wird über die Auswirkungen der Wende innerhalb der Gesellschaft debattiert. Wie es mit Deutschland, bzw. der DDR ohne die Wende weitergegangen wäre, ist eine müßige literarische Diskussion.

Im Zusammenhang versucht man immer wieder, in der Vergangenheit eine Rechtfertigung zu finden. Tatsächlich haben u.a. der sozialistische Entwicklungsweg der DDR, die Freiheitsbegrenzung und eine partielle Militarisierung der Gesellschaft neue Merkmale, wie z. B. autoritäre und oppositionelle Tendenzen begünstigt. Dieser negative Stempel hat dazu geführt, daß sich der „Traum„ von einer besseren Gesellschaft nach und nach zerstört hat.

Im Gegensatz dazu, so Volker Wehdenking, entstand in der Bundesrepublik eine spätmoderne Kulturentwicklung, die lange von der Gruppe 47 dominierte Literatur in einem Staat konservativ-liberalen Bürgertums.[1]

Mit dem Ende des ‘Kalten Krieges’ und der Demokratisierung der DDR entfiel für die DDR-Bürger auch die Identitätsgrundlage. Unter dem Zwang der neuen politischen Konjunktur sollten sie sich plötzlich in eine andere kulturelle Persönlichkeit transformieren. Diese Tatsache bestimmt nach meiner Ansicht in hohem Maße auch die heutige gesellschaftliche Gedankenspaltung überhaupt. Bleibt die Wende umstritten? Ich würde diese Frage an dieser Stelle dahingestellt lassen. Bemerkenswert sind die Überlegungen über die DDR-Literatur nach der Wende. Während Wehdeking die Entwicklung dieser Literatur in der Richtung „einer kulturellen Wiederannäherung an die westliche Kulturentwicklung „[2] sieht, betrachtet Tadeusz Namowicz die Ereignisse von 1989 nicht als das Ende der DDR-Literatur, sondern unter Umständen als „eine letzte Phase„ und bemüht sich mit dem Versuch, diese zu legitimieren.[3]

Ich sehe die Sache anders. Für mich besitzt die Dichtung der DDR, trotz der deutschen Einheit, eine kulturelle Dimension insofern, daß sie heute nicht nur einen Zusatz zur westdeutschen Literatur darstellt, sondern als Teil der kulturellen Identität der ehemaligen DDR-Bürger betrachtet werden muß. Ich gehe davon aus, daß die vierzig Jahre der Trennung Deutschlands u.a. zur Konsolidierung von zwei unterschiedlichen, voneinander unbeeinflußten sozio-kulturellen Erfahrungen geführt haben. Aufgrund dessen sollen die literarischen Erfahrungen der beiden Teile Deutschlands als „Prototyp„ betrachtet werden. Dies führt zur Unabhängigkeit der beiden literarischen Erfahrungen. Ich meine, daß, obwohl die lyrischen Werke von Volker Braun, Hans Cibulka, Yaak Karsunke, usw. eigene ambivalente Reaktionen in der Gesellschaft bewirkt haben, die nicht unbedingt als Instrumente der politischen Agitation zwischen West- und Ostdeutschland lesbar sind.

Anhand einiger Gedichte dieser Schriftsteller, versuche ich verschiedene Elemente, die diese Position bestätigen, darzustellen.

1. Aus Wende literarische Epoche machen

Der Begriff der Epoche erlaubt uns, das zu erfassen, was die literarischen Werke einer bestimmten Zeit gemeinsam haben und wodurch sie sich von den Werken früherer oder späterer Zeit unterscheiden.

Das von Norbert Honsza und Theo Mechtenberg herausgegebene Buch „Die Rezeption der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur nach der Wende 1989„ zeichnet nach, wie aus Wende literarische Epoche gemacht wird. Übrigens wurden bereits mehrere Beiträge über das Thema veröffentlicht. In Ekkehards Manns Buch „Untergrund, autonome Literatur und das Ende der DDR„ wird der Transformationsprozeß der deutschen Gesellschaft anhand von Beispielen aus unterschiedlichen literarischen Werke dargestellt. Der bekannte Literaturkritiker Volker Wehdeking gibt in seinem Beitrag „Die deutsche Einheit und die Schriftsteller„ einen Überblick über die berühmten Schriftsteller nach der Wende, die zahlreiche Werke über das Einheitsdeutschland nach dem Mauerfall verfaßt haben.

Ein wichtiger, gemeinsamer Aspekt scheint mir in allen Werken dieser Schriftsteller die Auseinandersetzung mit der Frage der gesellschaftlichen Verhältnisse, der sozio-politischen Transformationen usw... Sie drücken zwei verschiedene Standpunkte als Ergebnis von zwei unterschiedlichen, sozio-kulturellen Erfahrungen aus, die nicht unbedingt in Konflikt miteinander sind.

Gerade die Dichtung wird von vielen Schriftstellern dieser Periode gewählt, als das passende Mittel um das tiefe Gefühl gegenüber diesem großen, folgenreichen Ereignis auszudrücken. Durch kurze, aber fesselnde Gedichte haben diese Dichter außerdem die Möglichkeit, fast gleichzeitig ihre Ansichten in zahlreichen Zeitschriften und Zeitungen zu veröffentlichen. Das Eigentum von V. Braun ist das bedeutendste Beispiel.

1.1 Volker Braun – Leben und Werke - im Überblick

Geboren im Jahr 1939 in Dresden-Rochwitz, ist Volker Braun eines von vier Kindern einer einfachen Familie.

Nach dem „Einzug der Russen„ im Jahr 1945 wurde er drei Jahre später von seiner zerstörten Stadt Dresden in die Schweiz transportiert.

Die Periode zwischen 1953 und 1957 war für das Leben Brauns sehr kontrovers. Vor dem Abitur im Jahr 1958 bekam er ein Jahr Bewährungsfrist und drei Jahre später verlor er die Arbeit bei einer Druckerei.

[...]


[1] Vgl. Volker Wehdeking. Die deutsche Einheit und die Schriftsteller. Stuttgart ,1995.

[2] Ebenda, S. 16.

[3] Vgl. Tadeusz Namowicz. Die Unfähigkeit zu beschreiben. Zur DDR-Literatur nach 1989. In : N. Honsza; T. Mechtenberg. Die Rezeption der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur nach der Wende 1989. Wroclaw, 1997.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Fünf ausgewählte Gedichte der deutschen Literatur nach der Wende
Hochschule
Universität Potsdam  (Germanistik)
Veranstaltung
PS Literarische Texte verstehen und interpretieren
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
17
Katalognummer
V10686
ISBN (eBook)
9783638170451
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gedichte um die Wende 1989, Volker Braun, Reiner Kunze, Heinz Czechowski, Hans Cibulka, Yaak Karsunke
Arbeit zitieren
Mag.a Stefania Selvaggi (Autor:in), 1999, Fünf ausgewählte Gedichte der deutschen Literatur nach der Wende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10686

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Fünf ausgewählte Gedichte der deutschen Literatur nach der Wende



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden