Telekommunikation und Raumwirksamkeit


Seminararbeit, 2001

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Geschichte der Telekommunikation

3. Wirkungsweise und Möglichkeiten der neuen Telekommunikation

4. Raumwirksamkeit der Telekommunikation auf globaler Ebene

5. Raumwirksamkeit der Telekommunikation in der Stadt

6. Auswirkungen der Telekommunikation auf den Verkehr

7. Sozioökonomische Folgen der Telekommunikation

8. Abschliessende Beurteilung

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Seminararbeit wurde zum Thema Telekommunikation und ihre Raumwirksamkeit angefertigt. Die Ausarbeitung soll über die räumlichen Aus- wirkungen der nichträumlichen Entität Telekommunikation Auskunft geben und nicht die Funktionsweise der neuen Netze wie z.B. ISDN oder DSL erklären. Das Intensivieren dieses Themas hätte den Rahmen dieser Seminararbeit wohl übertroffen. Nach einer kurzen Begriffsdefinition informiert der erste Teil über die Geschichte der Telekommunikation. Dem folgt der Hauptteil mit einer Beschreibung die die direkten Auswirkungen und Möglichkeiten der Telekommunikation zusammenfasst, bevor dann die Raumwirksamkeit der Telekommunikation auf globaler und lokaler Ebene im Vordergrund steht. Im letzten Teil werden noch kurz die Auswirkungen auf den Verkehr und die sozioökonomischen Folgen reflektiert. Die Seminararbeit endet dann mit einer abschließenden Beurteilung und dem Literaturverzeichnis.

Das Wort Telekommunikation setzt sich aus zwei Wörtern zusammen:

-Tele...(griech.) Bestimmungswort von Zusammensetzung mit der Bedeutung“weit,fern“.

-Kommunikation „Verständigung untereinander, Umgang, Verkehr“

Im Grunde genommen bedeutet Telekommunikation im weitesten Sinne den Austausch und die Übermittlung von Informationen zwischen Kommunikationspartnern, die sich außerhalb ihrer Hör- und Sichtweite befinden. Im Kontext dieser Arbeit ist aber zumeist die digitale Übermittelung von Daten über (ISDN-Netze) oder Satteliten von Bedeutung

2.Geschichte der Telekommunikation

Erste Formen der Nachrichtenübermittlung

„Die Nachrichtenübermittlung über große Distanzen findet seit Menschengedenken statt und ebenso lange hat man sich dabei geeigneter Hilfsmittel bedient. Die ältesten Formen waren der Einsatz von Kurieren, die zu Fuß, zu Pferd und später mit dem Wagen Nachrichten von einem Ort zum anderen übermittelten, sowie die Verwendung von Brieftauben. Eine schnellere Methode war bereits die Nachrichtenübermittlung über Rauch- und Feuerzeichen, wie sie beispielsweise in China, Ägypten und Griechenland üblich war. Ein bereits verfeinertes Medium war hierbei der Fackeltelegraph, bei dem Anzahl und Stellung der hoch gehaltenen Fackeln bestimmte Buchstaben symbolisierten. Dieses System der Lichtsignale wird, ebenso wie das der Flaggensignale bei Tag, heute noch auf Schiffen angewendet. Siehe auch Internationaler Signalcode Ende des 18.Jahrhunderts entwarf der Franzose Claude Chappe einen optischen Telegraphen. Dieser so genannte Flügeltelegraph bestand aus einem Pfahl mit beweglichen Latten, die in 196 verschiedene, jeweils ein Zeichen oder einen Buchstaben symbolisierende Stellungen gebracht werden konnten. Zwischen Paris und Lille wurde eine Reihe solcher Apparate aufgestellt, bei denen jeweils ein Mann mit einem Fernglas stand, um die Stellungen eines übermittelnden Flügeltelegraphen zu verfolgen und mit den entsprechenden Positionen seines eigenen Apparates an den nächsten weiterzuleiten. Auf diese Weise konnte innerhalb einer Stunde eine Distanz von 300 Kilometern überbrückt werden. Um 1800 bestand bereits in weiten Teilen Europas und in Russland ein ganzes Netz derartiger Anlagen.

Der Beginn der Nachrichtentechnik - Telegraphie

Für die Weiterentwicklung der Nachrichtenübermittlung waren die zu Beginn des 19. Jahrhunderts gewonnenen genaueren Einblicke in Elektrizität und Magnetismus von entscheidender Bedeutung. Auf der Grundlage dieser Kenntnisse wurde nach Möglichkeiten geforscht, Informationen in elektrische Signale umzuwandeln, als solche weiterzuleiten und beim Empfänger wieder in Informationen zurückzuwandeln. Dies führte zur Entwicklung eines Systems, bei dem lange und kurze Stromstöße auf einem Papierstreifen sichtbar oder als akustisches Signal hörbar gemacht wurden. Den entscheidenden Durchbruch schaffte hierbei der 1837 konstruierte und 1844 verbesserte Schreibtelegraph des Amerikaners Samuel Finley Morse mit dem nach ihm benannten Morsecode. Technische Weiterentwicklungen ermöglichten in der Folgezeit, die Übertragung zu beschleunigen, mehrere Nachrichten gleichzeitig zu übermitteln und diese auch direkt lesbar auszudrucken.

1844 wurde zwischen Washington und Baltimore die erste Telegraphenverbindung eingerichtet, und Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die erste Kabelverbindung für die Telegraphie zwischen Nordamerika und Europa geschaffen.

Die Erfindung des Telefons

Neben der Entwicklung der Telegraphie suchte man gleichzeitig nach Möglichkeiten, mit Hilfe der Elektrizität auch Sprache zu übermitteln. Den Durchbruch schaffte hierbei der amerikanische Erfinder Alexander Graham Bell, der 1876 sein elektromagnetisches Telefon vorstellte und patentieren ließ. Bereits zwei Jahre später wurde in den USA die erste kommerzielle Telefonzentrale eingerichtet. Die zunächst überirdisch liegenden Kabel wurden schon bald unter die Erde verlegt, wobei die Abschwächung der Signale durch Verstärker ausgeglichen wurde. Auf geringe Entfernungen konnten auch bereits Unterseekabel verlegt werden, doch für transatlantische Telefonverbindungen reichte die Technik noch nicht aus.

Drahtlose Kommunikation

Ein Meilenstein in der Entwicklung der Telekommunikation war die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen, die sich in der Atmosphäre ohne speziellen Träger nach allen Richtungen fortpflanzen und somit eine drahtlose Übermittlung von Signalen - den Funk - ermöglichen. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Versuche mit der drahtlosen Übertragung von Telegraphensignalen unternommen. 1897 gründete der Italiener Guglielmo Marconi eine Gesellschaft für Funktelegraphier-Verbindungen. Nachdem es ihm gelungen war, mit seinen Sendern immer größere Entfernungen zu überbrücken, konnte 1901 die erste drahtlose Telegraphenverbindung über den Nordatlantik eingerichtet werden.

Durch die Entwicklung der Elektronenröhre - 1904 wurde die Diodenröhre und 1906 die Triodenröhre entdeckt - ließen sich schwache Signale elektronisch verstärken, so dass nun auch die drahtlose Übertragung von Sprache möglich wurde. 1906 wurde über eine Distanz von 40 Kilometern erstmals ein drahtloses Ferngespräch geführt, und schon 1915 konnte der Atlantische wie auch der Pazifische Ozean mit Funkkontakt überbrückt werden. Gut zehn Jahre später war es sogar möglich, zwischen den USA und Europa zu telefonieren. Damit wurde das Funktelefon zu einem öffentlichen Massenkommunikationsmittel.

Digitalisierung der Übertragungs- und Vermittlungstechnik

Die Telekommunikation des ausgehenden 20. Jahrhunderts wird geprägt von dem bereits weitgehend vollzogenen Übergang von der analogen Übertragungs- und Vermittlungstechnik zu einem digitalen Nachrichtennetz. Bereits in den frühen siebziger Jahren wurden erstmals digitale Übertragungsstrecken im Fernbereich eingesetzt und erprobt. In der Bundesrepublik Deutschland wurde 1983 - zunächst in den Fernvermittlungsstellen, ein Jahr später auch in den Osts-Vermittlungsstellen - SEITE 5 mit der Digitalisierung der Vermittlungstechnik begonnen. Damit wurde die Voraussetzung für einen durchgehenden digitalen Verbindungsaufbau über ISDN geschaffen. Zielte die Digitalisierung zunächst vor allem darauf ab, vermittlungstechnische Abläufe zu verbessern, beispielsweise durch einen hohen Automatisierungs- und Standardisierungsgrad, geringeren Wartungsaufwand und schnelleren Verbindungsaufbau, so sind infolge der raschen Entwicklung in der Computerkommunikation vor allem die damit verbundenen Übertragungskapazitäten in den Vordergrund gerückt.“1

3. Wirkungsweise und Möglichkeiten der neuen Telekommunikation

Die Telekommunikationsrevolution verdankt ihre Dynamik dem Zusammenwirken zweier unterschiedlicher technischer Faktoren. Zum einen ist es die Fähigkeit des Computers zur unterschiedslosen universellen Symbolverarbeitung im Bereich von Bits und Bytes und andererseits einer drastischen Verbesserung der digitalen Übertragungsmedien. Die Entwicklung von neuen leistungsfähigeren MikroProzessoren für Computer machen eine immer schnellere und umfangreichere Datenübertragung und Speicherung möglich. Hierzu kommt die Verbesserung der Netze durch Standardisierung von ISDN oder DSL, die neben der hohen Übertragungsqualität die globale Vernetzungen realisiert.

Diese beiden Faktoren vereint schaffen eine Synergie die großen Einfluß auf die Raumwirkung von Telekommunikation hat. So ist es mit den neuen Hochgeschwindigkeitskanälen möglich digital codierte Informationen jeglicher Art, wie Musik,Sprache, Bildern bis hin zu großen Datenströmen über ein und den selben Weg in kurzen Zeitintervallen zu transportieren. Diese Eigenschaft egalisiert den örtlichen Bezug des Nutzers, da nur noch die Schnelligkeit der Anbindung seines Computers an das globale Netzwerk als Maßeinheit in Erscheinung tritt, denn es ist viel wichtiger geworden mit welcher Geschwindigkeit man Informationen bekommt, als der Herkunftsort der Informationen.

Die physischen Entfernungen schrumpfen durch die globalen Netze auf Null. Durch die Anbindung an das Internet ist es von jedem Punkt der Erde möglich sich mit Informationen aus aller Welt zu versorgen. Man trifft sich außerdem an virtuellen Orten, z.b. in sogenannten Chaträumen wo man sich mit Leuten aus der ganzen Welt unterhalten kann oder der Nutzer kann sich auf den Aachener Markt begeben, weil dort eine Webcam installiert ist.

Durch diese neue Telekommunikation ist es dem Mensch möglich geworden zu hören, zu sehen und zu agieren ohne physisch am Ort des Geschehens zu sein. Mit der Nutzung des Internets zur Kommunikation wird die Zeit, gemessen an den globalen und kontinentalen Entfernungen stark verkürzt, und der Raum wird auf den Monitor des Computers reduziert, mit dem wir Datenaustausch mit Nutzern aus dem World Wide Web und Usenet betreiben. Diese können in fernen Länder sitzen oder wie es schon in manchen Firmen üblich ist im selben Gebäude, die Übertragungsgeschwindigkeit z.B. von E-mails ist auf beiden Entfernungen nahezu die Gleiche. Dieser Umstand der Entörtlichung von Informationen hat natürlich tiefgreifende Folgen für den privaten Nutzen und den geschäftlichen Nutzer. So ist es in den Vereinigten Staaten bereits schon möglich, an der „America Online University“ akademische Grade britischer Universitäten zu erwerben.

Durch schnelle Signal- und Impulsübertragung ist es nun auch möglich Anwendungen aus der Ferne zu steuern. Während die alten Technologien eine Auswirkung des Handelns nur am selben Ort ermöglichten, so realisieren die neuen Technologien ein delokalisiertes Handeln. So ist es heute denkbar, daß ein Roboter auf dem Mond, anstatt aus der nahen Raumkapsel von der Erde aus gesteuert wird, wenn gewährleistet werden kann, daß die Signalübertragungsgeschwindigkeit in etwa die Gleiche ist. So ist es natürlich auch möglich, die unbemannten Entladungs- Fahrzeuge im Rotterdammer Hafen durch GPs und Signalschleifen im Boden zu Steuern.

Im Zuge dieser Fernsteuerung von Aktionen ist der Schritt von medizinischen Ferndiagnosen über die Bildübertragung durch Webkameras in das Internet, die vor allem in ländlichen Regionen oder in medizinischen Spezialfällen denkbar ist, zu Fernoperationen immer wahrscheinlicher geworden. Denn wenn das Bild einer Sonde aus dem menschlichem Körper auf einen Bildschirm übertragen wird und so die Vorgehensweise der Operation beeinflußt, ist es auch denkbar, daß das Bild über schnelle Netze zu einem Spezialisten übertragen wird,der aus der Ferne entweder nur eine weitere Diagnose stellt, oder aber sogar durch einen Roboter direkt an der Operation teilzunehmen.

Aus diesen Beispielen lassen sich als erstes Fazit ein paar direkte Effekte der neuen Telekommunikationstechniken ableiten. Zum einen stellt die große Verfügbarkeit von Informationen eine große Erleichterung in vielen Bereichen des Lebens dar und macht es der Privatperson auch möglich seinen Lebensstandard zu steigern. Daß diese Versorgung mit Informationen nicht immer ganz unproblematisch ist, zeigt die aktuelle Diskussion um die Internent-Musiktauschbörse Napster.

Bei näherem Hinsehen wird deutlich, daß durch den Verlust des direkten Face-to- Face Kontakts neue Probleme, wie Internetkriminalität entstehen können. Dazu kommt natürlich auch noch, daß durch die Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten Arbeitsplätze eingespart werden können und dadurch gesellschaftliche Probleme forciert werden.

4. Raumwirksamkeit der Telekommunikation auf globaler Ebene

Der vorhergehende Abschnitt macht schon deutlich, daß die neue TeleKommunikationstechniken eine ubiquitäre Versorgung mit Informationen und eine schnelle Übertragung von Daten gewährleisten. In diesem Abschnitt sollen nun die konkreten Auswirkungen der Telekommunikation auf Raumordnung und Raumplanung detaillierter analysiert werden.

Zunächst stellt sich die Frage, wie eine nichträumliche Entität, die keinen Raum einnimmt und keine spezifische Örtlichkeit einnimmt und nahezu unsichtbar ist, zu einer Umgestaltung der Landschaft bzw. des wirtschaftlichen Raumes werden? Die neuen Telekommunikationsmöglichkeiten sind im Grunde genommen ein neues Verkehrsmittel, denn es überträgt Daten und kann herkömmliche Verkehrsmittel ersetzen. „Bisher hat jedes neue Verkehrsmittel in entscheidendem Maße auch die herrschenden Raumstrukturen beeinflußt und verändert. Dabei wurden regelmäßig, diejenigen Flächen für Siedlungs-Gewerbe- und Industrieflächen neu erschlossen, die durch neu eingeführte Verkehrsmittel ihre Lagegunst in besonderem Maß verbessert haben. Unabhängig davon, ob die Telekommunikation dem Verkehr zugerechnet wird oder nicht, ist ein solcher Wirkungsmechanismus auch durch die Verbreitung moderner Telekommunikationstechniken zu erwarten.“2 Daraus kann sich jetzt ableiten lassen, daß der ländliche Zugang zu den schnellen Datennetzen einen Dezentralisierungsprozess einleiten wird und die Fühlungs- Vorteile der Ballungszentren aufheben kann. „Dadurch könnte man schnell zu dem Schluß kommen, Zusammenballungen würden mit fortschreitender globaler Telekommunikation hinfällig und einer größtmöglichen Streuung weichen.“3 Doch dies ist schnell zu wiederlegen, denn es gelten weiterhin die alten Standortvorteile der Ballungszentren, wie technischer Fortschritt und erhöhtes Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften, außerdem werden die Ballungszentren vor den ländlichen Gebieten mit leistungsfähigeren Breitbandnetzen versorgt. Es muß aber hier auch darauf hingewiesen werden, daß nur ein weiteres Medium neben vorhanden Kommunikationsmöglichkeiten tritt. Es ist also nicht so, daß die entstehenden Kommunikationsnachteile des ländlichen Raums zu einer vollständigen Entwertung der Standorte führen, sondern nur der Modernitätsrückstand und die Fühlungsnachteile des ländlichen Raums eine zusätzliche Dimension erhalten.4 Diesem Prozess zuträglich ist natürlich auch die Entwicklung der „Global Cities“, was so viel bedeutet wie die telematische Vernetzung Vernetzung der großen Finanz- und Machtzentren, wie New York, Paris, London, Tokio oder Frankfurt. In diesen neuen durch die Telekommunikation verbundenen Machtzentren entwickelt sich ein neuer Raum mit globalen Strukturen. Die „Global Cities“ fungieren als Managementzentren, wo nur noch die wirtschaftlichen Entscheidungen getroffen werden. Die Produktion wird ins Hinterland oder und das in verstärktem Maße zur Gewinnoptimierung im internationalen Wettbewerb in Billiglohnländer ausgelagert, die durch moderne Telekommunikation mit den Zentren verbunden ist. So werden geistigen Potenzen von der Produktion räumlich getrennt und mit Hilfe von Kommunikationstechnologien im elektronischen Raum wieder zusammen geführt. Dadurch siedeln sich in den Zentren Industriezweige an,die diese Kommunikation möglich macht und bei Problemen, wie eine Stockung im Kontrollmechanismus Just-in-Time die Fehler beheben können. So ist es auch kein Widerspruch mehr, daß beispielsweise die Austrian Airlines genau diesen Anspruch an den Standort stellt, aber wie selbstverständlich ihre gesamte Buchhaltung nach Indien auslagert. Dort wird sie natürlich nicht auf dem Land ausgeführt, sondern in einer Stadt, die ein hohes Potenzial an indischen EDV-Spezialisten hat. Dieser Outsourcingprozess ins Ausland wird natürlich durch den Umstand forciert, daß der überwiegende Anteil von Industrieprodukten aus Information und Informationsarbeit besteht. „50% der gesamten Erwerbsarbeit weltweit , so schätzt man heute, bestehen im wesentlichen schon im Umgang mit Symbolen und Sprache, und diese Arbeiten sind leichter zu disloziieren als man es jemals für möglich hielt. Kulturelle Barrieren für Verwaltungstätigkeiten werden jedenfalls nicht mehr lange halten. Daß es immer noch als etwas Bemerkenswertes gehandelt wird, wenn österreichische Autobahnvignetten in Chicago hergestellt werden, zeigt nur, wie wenig die Öffentlichkeit und das allgemeine Bewußtsein das tatsächliche Ausmaß der Globalisierung zur Kenntnis genommen haben. Zwar stimmt die Faustregel "90% of all business is local" nach wie vor, aber in dieser Zahl ist eben nicht ausgedrückt, wieviel davon Folge- und Begleiterscheinung globaler Geschäftsbeziehungen ist und ohne sie gar nicht (mehr) existieren würde“.5

Durch die Vernetzung der Cities wird der Prozess des Clustering noch verstärkt. Das bedeutet, daß bestimmte Städte sich auf eine gewisse Nische spezialisieren. So gibt es zum Beispiel Finanzstädte, Medienstädte Industriestädte oder Computer- städte. In dieser Hinsicht fällt es natürlich den größeren Agglomerationen leichter, sich dort schon früher zu positionieren, da sie einen technologischen und wirtschaftlichen Vorsprung haben und vielleicht schon einen charakteristischen Industrie- oder Dienstleistungszweig haben, jedoch könnte ein Vorteil bei den kleineren Agglomerationen darin liegen, daß sie ein bisschen flexibler auf aktuelle Trends reagieren können.

Durch die globale Vernetzung und die Entwicklung von global Cities, werden diese und die Industrieländer immer mehr gestärkt, währenddessen die Städte und Länder der dritten und teilweise auch zweiten Welt immer mehr ins ökonomische Abseits geraten. Dies ist mit den hohen Eintrittsbarrieren in die vernetzte und vergesell- schaftete Weltwirtschaft und natürlich auch den schlechten technischen, ökonomischen und natürlichen Vorraussetzung zu erklären. Dieser Trend ist nur schwer durch Entwicklungshilfe zu stoppen und die Verlagerung von Produktions- stätten aus den Industrieländer in die Länder der dritten Welt ist auch keine große Aufbauhilfe, da der größte Teil der Devisen wieder in die Industrieländer zurückfließt.

Abschließend ist also hervorzuheben, daß die neuen Telekommunikationstechnologien vor allem den Industrienationen nutzen und da vor allem die großen Agglomerationen den größten Vorteil haben.

5. Raumwirksamkeit der Telekommunikation in der Stadt

Im vorigen Abschnitt kristallisierte sich bereits heraus, daß vor allem die Städte von den neuen Telekommunikationstechnologien profitieren. Dies entspricht einem globalen Zentralisierungsprozess. Auf städtischer Ebene ist genau der gegensätzliche Trend der Dezentralisierung zu beobachten. Zwar ist sind die Auswirkungen nicht so intensiv, wie man anfangs von den neuen Technologien erwartet hatte, daß eine vollkommene Egalisierung zwischen Stadt und Land eintritt, jedoch ist ein deutlicher Umbruch zu erkennen. Durch die fortschreitende Expansion der bestehenden Betriebe und eine Migration von neuen Betrieben in die Städte, steigen die Grund- stückspreise in den Kerngebieten der Städte exorbitant an. So kommt es zu dem paradoxen Effekt, daß die Zentralisation auf die Städte, einen Dezentralisations- prozess in den Städten selber auslöst. Die neuen Telekommunikationstechniken ermöglichen eine reibungslose Datenkommunikation zwischen Abteilungen, die nicht mehr mehr zwingend im selben Gebäude untergebracht sein müssen. So ist es nun möglich, daß zum Beispiel Versicherungen, Krankenkassen aber auch öffentlichen Einrichtungen zum Beispiel wie das Arbeitsamt die Verwaltung vollständig in die Stadtrandgebiete auslagern. In der City bleibt dann nur noch ein so genanntes Front Office, ein kleines Büro zum Beispiel in einer Fußgängerzone, daß zur Repräsentation und auf den direkten Kontakt zum Kunden ausgerichtet ist und mit Hilfe der neuen Telekommunikationstechnologien, mit der Verwaltung am Stadtrand, dem so genannten Back Office, oder einem zentralen Rechner verbunden ist. So kann der ganze Service geboten werden, der ohne Telekommunikation nur direkt in der Verwaltung möglich wäre.

Diese Cityrandgebiete bieten natürlich große Vorteile gegenüber dem Citykern, so sind die Bodenpreise niedriger, die Verkehrsanbindung für den Individualverkehr ist zumeist besser und es bieten sich ausreichend Flächen zur Errichtung von Parkplätzen, die aufgrund der Bodenpreise meistens kostenlos für den Benutzer sind. Zusätzlich zu den Cityrandgebieten, erfahren die Vororte durch den Outsourcingprozess eine wirtschaftliche Aufbesserung. In diesen so genannten Edge- Cities oder City-Satellites und in den Cityrandgebieten entstehen neue Technologie und Dienstleistungsparks, die die neuen Anforderungen erfüllen und auch dieselben Vorteile der City bieten, wie zum Beispiel das Telefonieren zum Ortstarif.

So werden zunehmend auch sogenannte Intelligent-Buildings gebaut, die gegenüber den alten Gebäuden den Vorteil haben, daß sie direkt mit den leistungsstarken Netzen verbunden werden und auch in den Gebäuden eine bessere Netzstruktur aufgebaut wird. Das ist in alten Gebäuden problematischer, da die alten Netze nur schwer auf den neusten Standard aufgerüstet werden können.

Neben dem Auslagern von Teilbereichen aus der Stadt, wird auch das Auslagern von einzelnen Arbeitsplätzen nach Hause immer unproblematischer. So ist es bei Verwaltungsarbeiten, die keinen direkten Kontakt zum Kunden benötigen möglich, daß die Arbeit zumindest teilweise zu Hause am Computer erledigt wird und de Kontakt mit der Firma oder Kollegen per Telefon oder E-Mail aufrecht erhalten wird.

Wird dieser Prozess weiter forciert, würde es natürlich auch zu einer starken Verkehrsreduzierung führen und macht die Wohnortwahl unabhängiger, denn die Entfernung zum Arbeitsplatz und die schnelle Verkehrsanbindung, wird beim Arbeiten zu Hause zweitrangig, weil es in Zukunft in stärkerem Maße möglich sein wird, seine Grunddaseinsfunktionen durch von zu Hause aus zu befriedigen. „So gehen schon heute bereits einige Behörden und Ämter dazu über, Teile ihrer Leistungsangebote zur „Fernselbstbedienung“ durch die Bürger in das Internet zu stellen.“6

Dieser Umstrukturierungsprozess in den Randbezirken, dem Zusammenrücken von Wohnort und Arbeitsplatz und dem verstärkten Anwachsen von Einkaufsmöglichkeiten auf der „Günen Wiese“ führen natürlich auch zu einem Umstrukturierungs - prozess im City-Kernbereich.

Die großen Verwaltungen, Krankenkassen und Versicherungen werden langsam den Kern verlassen bzw. es werden sich keine neuen ansiedeln, die Präsenz wird durch Front Offices zum Beispiel in den Fußgängerzonen gewährleistet. Die großen Supermärkte werden sich, wenn noch nicht geschehen, vollkommen auf die Grüne Wiese beschränken und nur noch Frischwarenhändler und Gemüseläden werden sich in der Stadt finden lassen. Außerdem wird sich das ohnehin schon übersättigte Bankennetz ausdünnen, so daß vor allem Automatenbankzweigstellen die Aufgaben, der Bankzweigstellen übernehmen werden. So werden nur die Kaufhäuser und kleine Boutiquen in den Cities bleiben, wobei hier die Auswirkungen des Internet-shopping noch nicht ganz abzusehen sind, es scheint sich aber abzuzeichnen, daß auch da ein Verdünnungsprozess stattfinden wird. In den frei werdenden Gebäuden, werden sich vor allem Gastronomien wie Bars, Restaurants und vielleicht kleinere Diskotheken oder Freizeitdienstleister wie Kinocenter, Spielotheken oder Fitnesstudios nieder- lassen. So ist ein klarer Trend zur Freizeitcity erkennbar, zum Arbeiten bleibt man zu Hause oder fährt ins nahegelegene Dienstleistungszentrum in die Edgecity und zum Shopping und in der Freizeit fährt man in die Stadt. Es liegt natürlich auf der Hand, daß dieser Prozess nicht abrupt von statten geht, aber ein leichter Trend dazu ist schon heute festzustellen, wenn Kinocenter nicht mehr auf der „Grünen Wiese“ gebaut werden, sondern alte Gebäude im Stadtkern dafür abgerissen werden.

6. Auswirkungen der Telekommunikation auf den Verkehr

Wenn der Arbeitsplatz und der Wohnort weiter zusammen rücken bedeutet das natürlich eine Verkehrsreduzierung und wenn die Arbeitsplätze aus den Städten ausgelagert werden, würde sich auch der tägliche Pendelverkehr in die Städte verringern.

Dem gegenüber steht aber ein steigendes Verkehrsaufkommen im Post und Güterbereich auf globaler und nationaler Ebene, denn durch das Auslagern von Produktionsschritten erhöht natürlich das Verkehrsaufkommen zwischen den Produktionseinheiten und die Transportlänge zum Verbraucher. Dieses Verkehrsaufkommen wird durch Internetshopping noch verstärkt und lässt sich wahrscheinlich in Zukunft nur durch eine Ausweitung auf die Schiene gewährleisten. So wird sich das gesamte Verkehrsaufkommen wahrscheinlich nur langsam erhöhen aber die Anteile von Personenverkehr und Güterverkehr werden sich verändern.

7. Sozioökonomische Folgen der Telekommunikation

Die wahrscheinlich tiefgreifendste sozioökonomische Folge der Telekommunikation wird die Arbeitslosigkeit sein, denn wenn z.B die Überwachung einer auto- matisierten Produktionsanlage im Dreistunderythmus um die Welt geht, dann hat sich die Arbeitsmenge verringert. In den letzten dreißig Jahren ist das Wachstum der Produktivität in den OECD-Ländern doppelt so groß gewesen, wie der Zuwachs an Beschäftigung und dieser Trend wird sich durch die Anwendungsmöglichkeiten der neuen Telekommunikation wohl noch verstärken, denn viele Jobs lassen sich durch Videoüberwachung und Automation streichen, bzw. zusammenlegen. Der Auslagerungsprozess in Billiglohnländer wird vor allem eine starke Arbeitslosigkeit in den Industrienationen verursachen. Paradoxerweise geht das einher mit einem steigenden wirtschaftlichen Wachstum und einer Ausgrenzung der dritten Welt, wo in Zukunft weiter steigende Armut die Situation prägen wird.

Auf lokaler Ebene, werden die zunehmenden Immigrationsströme der arbeitenden Bevölkerung in die Randbezirke zu einer Entvölkerung der City mit den üblichen Problemen wie Kriminalität und Verwahrlosung führen und eventuell einen Migrationsstrom der sozialen Randgruppen auslösen, der dann die Entwertung der City vorantreiben wird.

Für die Privatperson werden die neuen Telekommunikationstechnologien vor allem eine große Vereinfachung des täglichen Lebens darstellen, denn er kann zu Hause arbeiten, seine Einkäufe von zu Hause tätigen, sich weiterbilden und seine Freizeit gestalten. Jedoch ist in diesem Trend der Vermischung von Arbeitsplatz und Wohnort die Gefähr des Workholozismus nicht zu unterschätzen, da die Tendenzen dahin gehen, daß in der Zukunft nicht mehr nach Arbeitsdauern sondern nach Produktivität bezahlt wird

7. Abschliessende Beurteilung

Die neuen Telekommunikationstechnologien werden neben den räumlichen Umstrukturierungen und Konzentrationsprozessen auch Veränderungen verursachen, die das private wie berufliche Leben tangieren und neben den Optimierungen auch starke Strukturprobleme und sozioökonoimische Problem verursachen werden. In Zukunft wird es Aufgabe sein, diese Probleme mit Strukturmaßnahmen in den Griff zu bekommen ohne die Entwicklungsländer auf globaler Ebene und soziale Randgruppen auf kommunaler Ebene weiter auszugrenzen.

Ich habe in der Seminararbeit versucht das Thema Telekommunikation und ihre Raumwirksamkeit und vollem Umfang zu analysieren, jedoch wurde die Recherche anfangs dadurch erschwert aktuelle Bücher zu dem Thema zu finden. In den letzten Jahren hat sich sehr viel auf diesem Sektor verändert, was natürlich nicht in Bücher reflektiert wird, die in den 80 Jahren bzw. anfangs der 90 Jahre geschrieben wurde. Die Entscheidungen zu leistungsstärkeren Netzen waren zwar damals auch schon getroffen, aber die heutigen Auswirkungen haben die damaligen Vorstellungen teilweise schon jetzt übertroffen. Ich habe mich deswegen stark auf Zeitschriften- artikel aus unserer Bibliothek und wissenschaftliche Texte aus dem Internet konzentriert. Mit dem Wissen aus diesen zwei Hauptquellen, war es dann möglich ein erstes Gesamtbild von dem Thema vorzustellen und ein Grundgerüst für die Seminararbeit zu erstellen.

8. Literaturverzeichnis

[...]


1 "Telekommunikation", Microsoft(R) Encarta(R) 99 Enzyklopädie. (c) 1993-1998 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

2. Matthias Ernst, Reinhard Hübner,Telekommunikation als Schlüssel zu einer flexiblen Verkehrspolitik im urbanen Raum?,1999,S.129

3 Raumwirkungen der Telekommunikation,Franz Nahrada,1996,S. 1

4 Raumfroschung und Raumordnung, 1983, Heft 5-6 Raumwirksamkeit neuer Kommunikationstechniken - innovations- und diffusions- orientierte Unter-suchungen am Beispiel des Landes Baden-Würtemberg, Rolf Hoberg, S.221

5 Städte müsen nicht wachsen sie können sich vernetzen, Franz Nahrada, 1996, S.2

6 Matthias Ernst, Reinhard Hübner,Telekommunikation als Schlüssel zu einer flexiblen Verkehrspolitik im urbanen Raum?,1999,S.131

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Telekommunikation und Raumwirksamkeit
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Veranstaltung
Seminar
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V106785
ISBN (eBook)
9783640050604
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, diese Arbeit anzufertigen und mein Vortrag war ein voller Erfolg!!!
Schlagworte
Telekommunikation, Raumwirksamkeit, Seminar
Arbeit zitieren
Tim Teichert (Autor:in), 2001, Telekommunikation und Raumwirksamkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106785

Kommentare

  • Gast am 20.7.2002

    Bewertungsberündung.

    Ein interssanter Einstieg über die Erfindung des Telefons, doch reihen sich auf die Dauer nur eh schon bekanntes aneinander. Die Entwicklung in den Städten scheint mir überzeichnet.
    Ich wollte aber eigentlich noch einen schwarzen Punkt mehr geben,sorry.

Blick ins Buch
Titel: Telekommunikation und Raumwirksamkeit



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