Sturm und Drang


Facharbeit (Schule), 2002

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Epoche des Sturm und Drang
1.1 Einführung
1.2 Geschichte
1.3 Philosophie
1.4 Die literarische Bewegung
1.5 Der Göttinger Hain

2. Literaturgattungen
2.1 Epik
2.2 Lyrik
2.3 Dramatik

3. Persönlichkeiten
3.1 Johann Georg Hamann
3.2 Johann Gottfried Herder
3.3 Der junge Johann Wolfgang Goethe
3.4 Der junge Freidrich Schiller

4. Schlusswort und Fazit
4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.2 Mein persönliches Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Erklärung zur selbstständigen Anfertigung der Arbeit

Einleitung

Zum Thema meiner Facharbeit wählte ich die Epoche des „Sturm und Drang“. Schon als wir uns in der Schule mit dieser Zeit befasst haben, wurde mein Interesse geweckt. Vor allem die Gedichte und Werke, die in dieser Periode geschaffen wurden, fand ich sehr ansprechend. Es ist immer interessant zu beobachten, wie Menschen versuchen veraltete Strukturen aufzubrechen, um etwas völlig Neuem den Weg zu ebnen. Vor allem beeindruckt hat mich die Person des jungen Johann Wolfgang von Goethe, der in dieser Epoche gerade am Anfang seines Schaffens stand, um dann später zu einem der bedeutendsten Literaten unserer Geschichte zu werden.

Ich will versuchen, allen interessierten Lesern diese kurze Epoche näher zu bringen. Viele Grundlagen unserer heutigen Gesellschaft führen auf Denkweisen und Vorstellungen zurück, deren Wurzeln in dieser Zeit verankert sind. Leider ist dies nur den wenigsten Menschen bekannt und wird daher in den seltensten Fällen entsprechend gewürdigt. Viele werden sich wohl nie mit diesem Zeitabschnitt befasst haben und bei den anderen ist die Erinnerung verblasst. Mein Bestreben wird es sein, die wesentlichen Merkmale dieser Zeit hervorzuheben, ohne zu sehr ins Details abzuschweifen, was auch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Es sollen einfach nur die Grundzüge dieser doch sehr emotionellen und gegensätzlichen Epoche verdeutlicht werden. Mein Ziel soll sein, die Leser dieser Facharbeit dahin zu bringen, sich vielleicht einmal Gedanken zur damaligen Zeit zu machen, um zu begreifen, dass Menschen sich zu jeder Zeit gegen totalitäre und einengende Gesellschaftsformen aufgelehnt und wenn auch nicht sofort letztendlich immer für deren Veränderung oder Beseitigung gesorgt haben .

Die Epoche des „Sturm und Drang“ gehört zu unserem Kulturerbe. Sie sollte jedem von uns wichtig sein und nicht in Vergessenheit geraten. Neben modernen Romanen oder Gedichten sollten auch die sehr lehrreichen Werke unserer Geschichte gelegentlich gelesen werden. Für meine Recherchen benötigte ich natürlich entsprechendes Material. Meine Quellen waren verschiedene Bücher über die Epoche des Sturm und Drang und die geschicht-liche Entwicklung der Literatur. Zusätzlich bot das Internet eine große Auswahl an Artikeln zur damaligen Zeit. Auch Informationen aus diversen Fernsehsendungen oder Presseberichte fanden in dieser Arbeit Verwendung. Leider konnte ich die für diese Facharbeit zugelassene Seitenzahl nicht einhalten, da das von mir zu diesem Thema zusammengetragene Material sehr umfangreich und vielfältig war und ich durch Kürzung den Sinn und das Wesentliche nicht klar hätte herauszustellen können.

1. Die Epoche des Sturm und Drang

1.1 Einführung

Im ersten Teil meiner Arbeit möchte ich die geschichtlichen Hintergründe dieser Zeit schildern, die Gegensätze in der Gesellschaft ansprechen und speziell auf die Veränderungen in der Literatur eingehen..

Doch zunächst eine kurze Einführung in die Epoche des „Sturm und Drang“, die auch gerne als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Sie begann 1765 und endete 1790. Ihren Namen erhielt sie vom gleichnamigen Drama „Sturm und Drang“ von Klinger, das ursprünglich „Der Wirrwarr“ hieß. Die Sturm und Drang-Zeit ist die Auflehnung der jungen Generation gegen die verstandesbetonte Aufklärung, die Selbstverwirklichung und die Befreiung des Individuums aus den vorgegebenen Normen. Es wurde Wert auf Fantasie und Gefühl gelegt und jede Form von Autorität abgelehnt. Eingeleitet wurde die Geniezeit mit dem Naturkult und der Sozialkritik von Jean-Jaques Rousseau sowie durch Hamann mit seiner Gefühlsreligion und seiner irrationalen Lehre vom Genie und Herder, durch seine Gedanken über Volkspoesie und Überwindung der Aufklärung in Sprache und Poesie. Die Werke des Sturm und Drang sind Erlebnisdichtung und Persönlichkeitsaussprache, die Hauptform das von Shakespeare beeinflusste Drama.

1.2 Geschichte

Um 1765 sind in fast allen europäischen Ländern absolutistische Herrscher an der Macht, in unserem Fall regiert Maria Theresia Österreich (von 1740 bis 1780). Mit Beendigung der österreichischen Erbfolgekriege im Jahre 1763 erhält Preußen Schlesien und wird so zur Großmacht. Deutschland ist in viele kleine Fürstentümer unterteilt, in denen die Fürsten mit fast uneingeschränkter Macht regieren. Kritische Bemerkungen gegen die damalige Ordnung werden hart bestraft. Der Schriftsteller Christian Friedrich Daniel wurde wegen offener Kritik in seiner „Deutschen Chronik“ ohne Prozess kurzerhand eingesperrt. Für das während seiner Haft verfasste Gedicht „Die Fürstengruft“ erhielt er noch mal sieben Jahre Kerker.

Ein anderes wichtiges Ereignis dieser Zeit ist der Unabhängigkeitskrieg, der Kampf der amerikanischen Siedler gegen die Kolonialmacht England, der bekanntlich 1776 mit der Unabhängigkeitserklärung beginnt. Eine Zeit des Umschwungs also...

1.3 Philosophie

Das Verhalten der Gesellschaft in der Epoche des Sturm und Drang hat sich gegenüber der Zeit der Aufklärung stark verändert. Vor der Bewegung herrschte die Meinung, dass man alle Probleme durch vernunftorientiertes Handeln lösen könne. Die Gesellschaft akzeptiert nur den, der sich an die absoluten Normen und Regeln hält. Individuelle Charaktere und auch Menschen, die ihre Emotionen nicht verbergen können oder wollen, gehen völlig unter. Die Folge hiervon ist eine fast „lebensfeindliche Moral“, die durch das System der Gesellschaftsschichten mit ihren künstlichen Standesschranken noch bestärkt wird. Freies Handeln und eine Auflehnung bzw. Infragestellung der bestehenden Ordnung werden strikt abgelehnt. Um das Jahr 1770 jedoch entstand dann durch eine jugendliche Revolte in ganz Europa die Bewegung des Sturm und Drang. Sie richtete sich gegen die Engstirnigkeit und Einseitigkeit der Aufklärer und bemängelte die erstarrten Konventionen und die künstliche Gesellschaftsordnung mit ihren klar voneinander abgetrennten Ständen. In dieser Phase herrschte ein reges Aufbegehren, vor allem vom Bürgertum. Man lehnte sich gegen die vorhandene Gesellschaft auf, da ihre politische und soziale Ordnung als unnatürlich und erdrückend wahrgenommen wurde. Auch die Kultur empfand man als fremd und aufgesetzt, eine Identifizierung der Menschen damit war nur schwer möglich. Alle wünschten sich eine andere, neue Richtung. Nicht mehr die rationale, empirische Denkweise der Vernunft sollte dominieren, sondern die Emotionen, die Sinnlichkeit und die Spontaneität eines jeden Einzelnen waren gefragt. Seine Gefühle offen zu zeigen, war keine Unschicklichkeit mehr. Durch diese neue Auffassung rückte das Individuum in den Mittelpunkt, es galt als Kunstwerk der Natur. Daraus gingen dann die Genies hervor, die „Original- und Kraftgenies“. Das Genie wiederum hat die Vollkommenheit der Natur, und somit das Göttliche. Und da sich das Göttliche in der Natur offenbart (Pantheismus), wird es durch den Menschen sichtbar. In einem Genie oder auch seinem künstlerischen Schaffen spiegelt sich also die Herrlichkeit Gottes wieder.

Der von Rousseau geprägte Satz „Zurück zur Natur“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Stürmer und Dränger kommen dieser Aufforderungen gerne nach und entfalten eine schwärmerische Liebe zur Natürlichkeit. Rousseau geht sogar soweit zu behaupten, dass die Wissenschaft und Künste für die sozialen und politischen Probleme der Zeit verant-wortlich sind. „Alles ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt; alles entartet unter den Händen des Menschen“1. Er prangert die Zivilisation an und fordert zu einem Rückschritt zur Natur auf, in der der Mensch zunächst glücklich gewesen ist. Man strebte im Sturm und Drang auch eine Natürlichkeit in der Gesellschaftsordnung an. Die Menschen sollten gleich behandelt werden. Anders als früher, wo man zwar die bessere Welt aufzeigte, aber nicht gegen das bestehende Übel anging, wird der Adel jetzt zumindest in den Werken wegen seines Machtmissbrauchs angeklagt, und man zeigt ihre Vergehen und Verbrechen (leider nur auf der Bühne) auf. Doch aufgrund der absolutistischen Führung (siehe Geschichte), und dem damit fehlenden Mitspracherecht des Volkes, ist ein politisches Durchsetzen der Idee des „Sturm und Drang“ einfach nicht möglich. Der Mensch, der in seiner Vergänglichkeit nur ein Gleichnis, ein Symbol des Göttlichen ist, hat die Aufgabe, die Gedanken der Schöpfung zu verwirklichen, um diese weiterzuführen und seinen Vers dazu beizutragen. "Dies geschieht am besten dadurch, dass er sich den Aufgaben, die ihm aus dem bestimmten Kreis seines Lebens zuwachsen, hingibt und sie in fortschreitender Entwicklung und Läuterung der persönlichen Begabung zu lösen sucht. So handelt schließlich Faust, so auch Wilhelm Meister"2. Jeder Mensch hat also die Kraft und Macht, anders ausgedrückt das Genie, die Welt zu verändern, zu formen, zu gestalten und sollte sich nicht durch Gesetze, Sitten oder Gebräuche daran hindern lassen. Das Genie entwickelt sich das ganze Leben lang, es wird geformt, es reift. Es verkümmern zu lassen wäre eine Schande.

1.4 Die literarische Bewegung

Der nun vorhandene Gefühlsüberschwang wird vor allem in der Literatur deutlich. Die Autoren sehen sich jetzt als schöpferische Künstler, und somit eben als Genies. Endlich können sie ihre persönlichen Gefühle, Eindrücke und Erfahrungen in ihre Werke mit einzubringen.. Hierdurch entsteht ein großes Mitteilungsbedürfnis. Sie schreiben alles nieder, was sie innerlich bewegt. Diese Epoche führt zu einer regelrechten Schreibwut und größeren Vielfalt in der Literatur. Die literarische Bewegung begann bereits mit Herders Werk „Fragmente über die neue deutsche Literatur“ (1767). Ihr Ende war eigentlich schon das Werk „Die Räuber“ (1781) von Schiller3, da sich das Volk aufgrund der bestehenden Herrschaftsstrukturen politisch nicht durchzusetzen vermochte. Als eigentlicher Beginn des Sturm und Drang wird allgemein das Treffen zwischen Herder und dem jungen Goethe in Straßburg im Jahre 1770 angesehen, wobei Goethe wichtige Gedanken Herders auf Individualität und Sprachlichkeit ausgerichteter antirationalistischer Philosophie übernahm.

Das Ergebnis dieser Begegnung schlug sich unter anderem in Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ (1773) und im Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ (1774) nieder. Der Einfluss Herders war auch in der Lyrik Goethes erkennbar, wie z.B. „Sesenheimer Lieder“ (1771) oder „Frankfurter Hymnen (1772-1773). Im Poetischen wandte sich die Bewegung nun gegen die Regelpoetik etwa des französischen Klassizismus und nutzte stattdessen ein Schreibmodell, welches sich am Individuum und seiner intuitiven Schöpfungskraft orientierte. ( Diese Idee findet sich später unter anderem in der Romantik und im Expressionismus wieder.) Es gipfelt schließlich in der zuvor von Edward Young, John Dryden u.a. in England antizipierten Vorstellung des Originalgenies, als deren Prototypen wohl William Shakespeare und Pindar hervorzuheben sind. Die von James Macpherson stammende Dichtung Ossians (wie z.B. im Werther) erhält hier ebenfalls größere Bedeutung. Auch die literarischen Äußerungen des Volkes galten in dieser Zeit bereits als beispielhaft.

Im Mittelpunkt der Sturm-und-Drang-Poetik standen Emotionalität und Spontaneität des - vor allem lyrischen - Ausdrucks (Herders Begriff der „Urpoesie“ war dort stilbildend). Unter anderem nutzen Dichter wie Gottfried August Bürger, Christian Daniel Schubart, Matthias Claudius sowie Ludwig Christoph Heinrich Hölthy und Johann Heinrich Voss (beide Mitbegründer des Dichterkreises Göttinger Hain) die Lied- und Balladenform als Medium einer Ästhetik des Sinnlichen sowie zur Darstellung eines selten subjektiv geprägten, am Pantheismus orientierten Naturgefühls. Dabei stand in der Epoche des Sturm und Drang das Drama an vorderster Stelle der Literaturproduktion, wobei man merkt, dass der Aufbau dem seit Aristoteles als verbindlich geltenden Gattungsschema (Einheit von Ort, Zeit und Handlung etc.) bewusst zuwiderlief. Als Themen bevorzugte man etwa den tragischen Konflikt eines markanten Individuums mit der Gesellschaft oder dem Geschichtsverlauf sowie den Zusammenprall von Gefühlen und Ehrenkodex. Jakob Michael Reinhold Lenz und sein Kollege Heinrich Wilhelm Gerstenberg - mit dem Trauerspiel „Ugolino“(1768) - taten sich hier besonders hervor. Lenz verlieh zudem dem bürgerlichen Trauerspiel einen dezidiert sozialpolitischen Impuls. Bei der Prosa war Johann Jakob Wilhelm Heinses Roman „Adringhello und die glückseligen Inseln“ (1787) beispielgebend. Doch wie schon erwähnt, endete die literarische Bewegung eigentlich schon 1781 mit Schillers Werk „Die Räuber“, da sich das Volk gegen die absolutistische Herrschaftsform einfach nicht behaupten konnte.

1.5 Der Göttinger Hain

Als Zentren des Sturm und Drang besonders hervorzuheben sind die Städte Straßburg und Göttingen. Im Straßburger Kreis (Fegelow, Jung-Stilling, Goethe, später Lenz) ist die bevorzugte Form des Ausdrucks das Drama. Die jungendlichen Vertreter aus Göttingen wiederum sind mehr angetan von der Lyrik. Im Jahre 1772 gründen die Dichter Johann Heinrich Voß, Ludwig Christoph Hölty und Johann Martin Miller den „Hainbund“(auch kurz „Hain“ oder „Göttinger Hain“ genannt), einen Freundschaftsbund von Autoren. Später stoßen noch Heinrich Christoph Boie, Johann Anton Leisewitz und die Brüder Stolberg zu diesem Kreis hinzu. Zudem standen auch noch Matthias Claudius, Gottfried Bürger und natürlich Friedrich Gottlieb Klopstock, nach dessen Ode „Der Hügel und der Hain“ die Gruppe benannt wurde, der Vereinigung nahe. Nicht nur aufgrund ihrer Mitglieder war die Vereinigung literaturgeschichtlich erwähnenswert, sondern auch durch ihren Stil haben die Mitglieder der Gruppe diese Epoche entscheidend mitgeprägt. Sie haben zwar nicht die Energie der Dramatiker dieser Zeit, doch auch sie sind beseelt von vaterländischer Begeisterung, Freiheitsliebe, Tyrannenhass und einer schwärmerischen Empfindsamkeit, die ihre Auswirkung im Freundschaftskult und einem feinfühligen Verhältnis zur Natur hat. Die wichtigste literarische Leistung des Hainbundes sind zweifelsohne ihre lyrischen Kleinformen mit den gefühlsbetonten Erlebnisdichtungen und volksliedhaften Balladen. Zudem war der Bund eine Art Forum für noch junge, nicht etablierte Dichter. Aber da die meisten Mitglieder nur aufgrund ihre Studiums in Göttingen verweilten, zerfiel der Bund bereits nach drei Jahren wieder. Schiller kommt erst während seines Studiums in Stuttgart (1775) mit der Literatur des Sturm und Drang in Berührung (siehe folgende Kapitel).

2. Literaturgattungen

Der zweite Teil meiner Arbeit befasst sich mit den wichtigsten im Sturm und Drang vertretenen Literaturgattungen. Welche Stilarten gibt es? Für welche Themen werden sie verwendet? Welche erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Zum besseren Verständnis werde ich versuchen, die gewonnenen Erkenntnisse durch Gedichte, Zitate und Leseproben zu belegen. Die ausgewählten Werke sind charakteristisch für diese Epoche, aber nicht zwangsläufig von den bekanntesten und wichtigsten Autoren , da ich diese und ihre Werke noch später in einem eigenen Kapitel vorstellen möchte.

2.1 Epik

In der Zeit des Sturm und Drang verliert der Roman ein wenig an Bedeutung. Er ist nicht so beliebt wie in den anderen Epochen. Verwendung findet diese Art der Literatur meist in Form eines Tagebuches oder Briefes, da dies in solch persönlichen Aufzeich-nungen die beste Möglichkeit ist, Gefühle auszudrücken und es dem Leser somit zu ermöglichen, das Erzählte feiner deuten und nachempfinden zu können. Romane dieser Art sind oft Selbstanalysen, die auf persönlichen Erlebnissen, Empfindungen oder Gefühlen der Autoren beruhen. Nicht zuletzt deswegen hatte der Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ von Goethe einen so großen Erfolg. Er entsprach einfach den Vorstellungen und Wünschen der Leser.

2.2 Lyrik

Das vor Zeiten des Sturm und Drang in der Lyrik verwendete Gedicht der Aufklärung, welches aufgrund seiner strengen Formvorschriften und Normen stark eingeengt ist, wird jetzt durch das freie Lied abgelöst. Man entdeckt den Stil des einfachen Volksliedes wieder. Es wird neu aufgearbeitet und eignet sich hervorragend zur Schilderung von Erlebnissen. Auch die Erlebnislyrik bedient sich gerne der Natur um den Gemütszustand der Hauptperson wiederzugeben. Sonnenschein, duftende Wiesen und blühende Blumen sollen ein Gefühl der Heiterkeit erzeugen, das sich auch auf den Leser überträgt. Dunkle Erscheinungen wie Wolken, Nebel, Regen, Kälte oder ein richtiges Gewitter wirken negativ auf die Stimmung, in der sich im Augenblick auch die Haupt-person befindet.

Doch nicht nur das freie Lied ist in der Lyrik vorhanden. Es gibt eine weitere Art und zwar die der hymnischen Gedichte. Bei dieser Form werden Helden, die meist aus der Antike stammen, beschrieben und besungen. Formvorschriften wie zur Zeit der Aufklärung gibt es bei diesen Gedichten nicht, sie werden in freien Rhythmen erzählt. Es braucht z.B. keine Reimform erkennbar sein, auch die Länge der Zeilen kann variieren, und eine gleiche Anzahl von Hebungen und Senkungen sucht man vergebens. Dieser Periode entstammen auch die Homer-Übersetzungen von Johann Heinrich Voss. Er übersetzte die „Odyssee“ (1781) und die „Illias“ (1793) in die deutsche Sprache.

Kurz nach Beginn der literarischen Bewegung, im Jahre 1771, verfasst Goethe seinen „Prometheus“ und bringt damit das Aufbegehren der Stürmer und Dränger gegen die alte Aufklärung, das Ablehnen des reinen Vernunftdenkens und den Protest gegen die Unterdrückung und Bevormundung zum Ausdruck.

"Bedecke deinen Himmel, Zeus,

Mit Wolkendunst

Und übe, dem Knaben gleich,

Der Disteln köpft,

An Eichen dich und Bergeshöhn!

Mußt mir meine Erde

Doch lassen stehn,

Und meine Hütte, die du nicht gebaut,

Und meinen Herd um dessen Glut Du

mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmer's

Unter der Sonn' als euch Götter.

Ihr nähret kümmerlich

Von Opfersteuern

Und Gebetshauch

[...]

Ich dich ehren? Wofür?

Hast du die Schmerzen gelindert

Je des Beladenen?

Hast du die Tränen gestillet

Je des Geängstigten?

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die allmächtige Zeit

Und das ewige Schicksal,

Meine Herrn und deine?

[...]

Hier sitz' ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

Zu leiden, zu weinen,

Zu genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten, Wie

ich."4

2.3 Dramatik

Das erste aufgeführte Drama während der Zeit des Sturm und Drang war „Ugolino“ von Wilhelm Heinrich von Gerstenberg. Er verarbeitet in dieser Hungerturmkomödie den Stoff aus Dantes „Göttlicher Komödie“ und versucht Shakespeare nachzuahmen, den er sehr bewundert. In dem Werk geht es schlicht und einfach um das Verhungern eines Vaters mit seinen drei Söhnen in einem Turm. Durch die Einfachheit der Handlung ist es besser möglich die Gefühle, die Leidenschaft und auch gerade das Leiden genauer darzustellen. Wie Gerstenberg orientieren sich die meisten Dramatiker in der Geniezeit an Shakespeare. Er ist für sie ein Vorbild, weil seine Werke durch Jahressprünge und die ständigen Schauplatzwechsel die Dramatik des Gezeigten besonders gut einfangen und so besser wirken können. "Die erste Seite, die ich in ihm las, machte mich zeitlebens ihm eigen [...] Ich zweifelte keinen Augenblick, dem regelmäßigen Theater zu entsagen. Es schien mir die Einheit des Orts so kerkermäßig ängstlich, die Einheiten der Handlung und der Zeit lästige Fesseln unsrer Einbildungskraft. Ich sprang in die freie Luft und fühlte erst, dass ich Hände und Füße hatte." (aus dem Aufsatz des jungen Goethe „Zum Shakespeare-Tag“ (1771), entnommen aus der Literaturkunde Seite 83).

Da es im Sturm und Drang keine Einschränkungen mehr gibt, weil sie niemand duldet, sprengen die Vertreter alle stilistischen und sprachlichen Barrieren. Die meist im Prosa verfassten Dramen interessiert keine grammatikalischen Regeln, zudem finden halbe Sätze, Ausrufe oder einzelne Wörter verstärkt Verwendung. Dieser Stil des Schreibens wird als „Explosivstil“ bekannt. Der wohl überzeugendste Dramatiker war Klinger, der der Epoche durch sein Werk „Sturm und Drang“ (1776) bekanntlich den Namen gab. Er, der zur Straßburger Gruppe um Goethe gehört, beeindruckt vor allem durch sein Werk „Zwillinge“, ebenfalls 1776 erschienen. Es zeigt die Geschichte zweier Brüder, die sich zufällig in dasselbe Mädchen verlieben. Sie geraten in Streit, den sie am Ende nur durch Tötung des einen Bruder durch den anderen lösen können. Während dieser Zeit entstehen auch die Werke „Hofmeister“ (1774) und „Soldaten“ (1776) von Jakob Michael Reinhold Lenz, ein verrückter aber gleichzeitig sehr begabter Kritiker. Er berichtet über die möglichen Schäden durch Privaterziehung (Hofmeister) und über die Folgen der geforderten Ehelosigkeit für Offizieren (Soldaten).

3. Persönlichkeiten

Im abschließenden Teil meiner Arbeit sollen die interessantesten und bekanntesten Literaten der Sturm und Drang-Epoche kurz vorgestellt und ihre Werke beschrieben werden.. Ich will mich soweit möglich sowohl bei den Dichtungen als auch bei den Personen auf die für diese Zeit wichtigen Fakten beschränken. Deshalb finden sie in den Kapiteln über Goethe und Schiller auch zumeist den Zusatz „Der junge“, da beide erst am Anfang ihres Schaffens stehen, und ihre Arbeit in späteren Epochen wie z.B. der Klassik fortsetzen.

3.1 Johann Georg Hamann

Der leidenschaftliche und tiefreligiöse Hamann wird 1730 in Königsberg geboren, und beginnt bereits 1760 seinen Kampf gegen die verstandesgemäße Aufklärung. Somit ist er einer der Bahnbrecher für den Sturm und Drang. Goethe selbst sagt später, dass er ihm wohl am meisten verdankt und auch Herder, der mit seinen „Fragmenten“ die Epoche endgültig einläutete, ist von Hamanns Werken sehr angetan. Hamann gelingt es, durch seinen abgehakten, mystischen Stil die Formvorschriften zu brechen. Dies kann man schon als erste Anzeichen für seine späteren Attacken gegen die verkommene Literatur der Aufklärung deuten. "Nicht Leiter! - Noch Pinsel! - eine Wurfschaufel für meine Muse, die Tenne heiliger Literatur zu fegen! [...] Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts; wie der Gartenbau älter als der Acker: Malerei - als Schrift: Gesang - als Deklamation: Gleichnisse - als Schlüsse: Tausch - als Handel. [...] Sinne und Leidenschaften reden und verstehen nichts als Bilder. In Bildern besteht der ganze Schatz menschlicher Erkenntnis und Glückseligkeit."5. Hamann ist der Auffassung, dass man das Leben und die Welt instinktmäßig erfassen müsse. Und das als Ganzes, nicht wie in der Aufklärung, wo die Vernunft nur in der Lage war, einzelne Teile zu erfassen. "'Gefühl oder Magie' müssten herrschen; Poesie und Glaube müssten die 'ausgestorbene Sprache der Natur' wieder zu gewinnen suchen."6. Aufgrund des Ausspruchs „Gefühle und Magie“ gibt man Hamann auch gerne den Beinamen „Magus (Magier) aus dem Norden“. Da Hamann viele seiner Ideen in schwer verständliche Texte verpackt, etwa „Sokratische Denkwürdigkeit“ (1759) oder „Kreuzzüge der Philologen“ (1762), versucht Herder später diese Ideen klar zu sammeln.

3.2 Johann Gottfried Herder

Herder, der 1744 in Ostpreußen zur Welt kommt, lebt dort zunächst in bescheidenen Verhältnissen. Er hat einen großen Wissensdrang und befriedigt diesen, indem er für den örtlichen Prediger schreibt. Doch seine volle Entfaltung kann er erst in Königsberg entwickeln, wo er Theologie und Philosophie studiert. Hier erhält er durch Hamann, mit den ihn während seines Studiums eine enge Freundschaft verbindet, die ersten Einblicke in die Ideen von Shakespeare und Rousseau. Seine schriftstellerische Karriere beginnt er schließlich 1769 als Prediger in Riga (damals Russland). Doch 1769 entschließt er sich diese Stellung aufzugeben und bricht mit dem Schiff zu einer Reise ins Unbekannte auf, um „etwas zu erleben“. "Den 3. Juni (Anmerkung des Autors: 1769) reiste ich aus Riga ab, und den 5. 6. ging ich in See, um, ich weiß nicht wohin? zu gehen. Ein großer Teil unserer Lebensgegebenheiten hängt wirklich vom Wurf von Zufällen ab. So kam ich nach Riga, so in mein geistliches Amt, und so ward ich desselben los; so ging ich auf Reisen. Ich gefiel mir nicht als Gesellschafter, weder in dem Kreise, da ich war; noch in der Ausschließung, die ich mir gegeben hatte. Ich gefiel mir nicht als Schullehrer, die Sphäre war für mich zu enge, zu fremde, zu unpassend, und ich für meine Sphäre zu weit, zu fremde, zu beschäftigt. Ich gefiel mir nicht als Bürger, da meine häusliche Lebensart Einschränkungen, wenig wesentliche Nutzbarkeiten und eine faule, oft ekle Ruhe hatte. Am wenigsten endlich als Autor, [...] Alles also war mir zuwider [...] Ich musste also reisen: und da ich an der Möglichkeit hiezu verzweifelte, so schleunig, übertäubend und fast abenteuerlich reisen, als ich konnte."7.

Die Reise führt ihn schließlich an die französischen Küste. In Paris holt er sich bei Be- gegnungen mit vielen Schriftstellern der Aufklärung mancherlei Anregungen.. Auf seiner Rückreise trifft er Gotthold Ephraim Lessing. Kaum später, im Sommer 1770, bricht er zu seiner zweiten Reise nach Italien auf. In Darmstadt lernt er Karoline Flachsland kennen, die später seine Frau wird. Anschließend kommt er nach Straßburg und begegnet dem noch jungen Goethe, mit dem er einen regen Gedankenaustausch pflegt und beendet vorerst seine Reise. Goethe findet durch Herder zu sich selbst und verschafft Herder eine Stelle als Generalsuperintendent in Weimar. Die zunächst angenehme Stelle wird ihm mit den Jahren immer lästiger, und er wird stets miss-mutiger. 1794 gibt er den Posten auf , was auch das Ende seiner Freundschaft zu Goethe bedeutet, die seit 1783 bestanden hat. Er reist unruhig umher und ist mit der Literatur unzufrieden, die er einst selbst mitgeschaffen hat. 1803 stirbt Herder völlig vereinsamt und ist laut Goethe „verzweifelt in die Grube gefahren“.

„Die Kunst kommt und löscht die Natur aus.“8. Herder ist begeistert von der Naturpoesie, die bei starker Aussage wenig Wert auf stilistische Korrektheit legt. Er ist der Auffassung, das sich alles einfach zu stark an Regeln und Normen orientiert, wodurch die eigentlichen Gefühle unterdrückt werden. Dies wird dann so perfektioniert, dass es keinem mehr auffällt. Reine Naturpoesie sei nur noch bei Homer, in der Bibel (Altes Testament), aber auch noch bei Shakespeare und in Volksliedern zu finden. Für seine Schrift „Vom Ursprung der Sprache“(1772) wurde er noch 1772 ausgezeichnet, und ein halbes Jahrhundert später diente sie als Grundbau der vergleichenden Sprachwissenschaft. Zu seinen wohl wichtigsten Veröffentlichungen gehören „Fragmente über die neuere deutsche Literatur“(1767), wo er gegen die Nachahmung fremder Muster und für das Recht auf Einzelpersönlichkeit und Kultur für jeden kämpft und „Kritische Wälder“(1769), wo er die Korrektheit anprangert und die Freiheit der Kunst und Sprache feiert.

3.3 Der junge Johann Wolfgang Goethe

Goethe wird 1749 in Frankfurt am Main, damals eine der bedeutendsten Städte, als Sohn gut situierter Eltern geboren. Zum eigenen Schaffen wird der junge Goethe vor allem durch das reichhaltige Leseangebot und die vielen in- und ausländischen Gäste im Haus ermutigt. 1765 entschleißt er sich, im Alter von sechszehn Jahren, Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig zu studieren. Doch dies ist ihm zu nüchtern, weshalb er anschleißend nur Kunstfächer belegt. Dort entstehen, durch seine Liebe zu Käthchen Schönkopf, einige beschwingte Werke wie das „Leipziger Liederbuch“, sowie die Komödien „Die Laune der Verliebten“ und „Die Mitschuldigen“. 1768 geht er, von einem fast tödlichen Blutsturz noch nicht genesen, nach Frankfurt zurück und betreibt alchemistische Studien, die wir später im Faust wiederfinden. Im Frühjahr 1770 schließlich beendet er in Straßburg sein Studium und macht den Doktor. In Straßburg lernt er auch Herder kennen, der ihm die Gedanken des Sturm und Drang näher bringt. Goethe erkennt die Schönheit Homers, Ossians, Shakespeares, des Volksliedes und liest zudem die Bibel. Er sammelt nicht nur Volkslieder für Herder, er schreibt auch selber „Das Heidenröslein“. In dieser Phase erwachen unter dem Einfluss Herders und einiger anderer Erlebnisse die Figuren des Götz und Faust in ihm. Doch aufgrund seiner Liebe zur Pfarrerstochter Friederike Brion entstehen weitere Lieder wie „Willkommen und Abschied“, Mit einem gemalten Band“ oder „Mailied“.

"Ich sah dich, und die milde Freude Floß aus dem süßen Blick auf mich. Ganz war mein Herz an deiner Seite, Und jeder Atemzug für dich. Ein rosenfarbes Frühlingswetter Lag auf dem lieblichen Gesicht Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter, Ich hofft' es, ich verdient' es nicht.

Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe! Aus deinem Blicken sprach dein Herz. In deinen Küssen welche Liebe, O welche Wonne, welcher Schmerz! Du gingst, ich stund und sah zu Erden Und sah dir nach mit nassem Blick, Und doch, welch Glück, geliebt zu werden, Und lieben, Götter, welch ein Glück!"9

Im Jahr 1771 kehrt Goethe wieder nach Frankfurt zurück, wo er sich zunächst voll dem Sturm und Drang widmet. 1771 entsteht so die „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“, die schließlich 1773 nach Überarbeitung zum „Götz von Berlichingen“ wird. In diesem Drama lehnt sich Götz von Berlichingen, den Goethe zum Helden macht, gegen die Bevormundung durch Bischof von Bamberg auf. Er will sein Land selbst verwalten, doch er wird wegen Landfriedensbruch angeklagt. Götz lässt den Ankläger, einen verräterischen Freund vergiften. Er wird mit Reichshaft bestraft und durch Verrat später gefangen genommen. Als er frei kommt, wird er bei einem Aufstand der Bauern, den er anführt, in einen Kampf verwickelt, verwundet und erneut ein-gesperrt. Er stirbt schließlich im Gefängnis mit dem Ruf „Freiheit“, die ja ein wichtiger Punkt für die Stürmer und Dränger ist. Das Ende sah folgendermaßen aus: "[...] Er war der beste Junge unter der Sonne und tapfer. - Löse meine Seele nun! - Arme Frau! Ich lasse dich in einer verderbten Welt. Lerse, verlass sie nicht. - Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Tore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswürdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen. Maria, gebe dir Gott deinen Mann wieder. Möge er nicht so tief fallen, als er hoch gestiegen ist! Selbitz starb, und der gute Kaiser, und mein Georg. - Freiheit! Freiheit! (Er stirbt.)"10.

Herder war von dem Stück nicht sehr angetan („Shakespeare hat euch ganz verdorben“), denn es wechselt häufig die Schauplätze und zieht sich über einen langen Zeitraum hin, also eine starke Inspiration durch Shakespeare. Im Sommer 1772 lernt Goethe in Wetzlar die Verlobte seines Freundes Kestner, Charlotte Buff kennen. Aus der Liebe zu ihr und dem Tod eines Gesandtschaftssekretärs aus Liebeskummer entstehen „Die Leiden des jungen Werther“, das 1774 erscheint. Goethe fängt darin nicht nur das Schicksal einer einzelnen unglücklichen Liebe ein, sondern auch die Tragik der Jugend und der Liebe im allgemeinen. Es handelt vom Werther, der seinem Freund Wilhelm in vielen Briefen von seiner unglücklichen Liebe zu Lotte schreibt. Der feinfühlige und empfindsame Werther leidet darunter bald so sehr, das er sich umbringt. Das Werk findet leider so großen Anklang, dass einige sich wie Werther kleiden oder gar dasselbe Ende wählen wie er. Der Briefroman hat als erstes deutsches Werk in ganz Europa Erfolg und bekommt viel Anerkennung. In der Realität entschließt sich Goethe nach Frankfurt zu gehen, um sich Charlotte zu entziehen. Er verlobt sich dort mit Elisabeth Schönemann, doch bald darauf trennen sich beide wieder. Neben „Ewigen Juden“, „Wanderers Sturmlied“, „Mahomets Gesang“, „Ganymed“ und „Prometheus“ schreibt Goethe 1774 den „Urfaust“, den er aber nicht veröffentlicht. Darauf Folgen noch die zwei Gesellschaftsdramen „Clavigo“(1774) und „Stella“(1776). Goethe pflegt weiterhin Gedankenaustausch mit vielen berühmten Leuten und reist später in die Schweiz, um sich vollständig von Elisabeth zu lösen. Dort lernt er Karl August von Weimar kennen, der ihn nach seiner Thronbesteigung 1775 nach Weimar holt, wo Goethe zudem Herder eine Stellung verschafft. Aufgrund ihrer Liebe zur Kunst machen von Weimar und Goethe eine gemeinsame Schweizreise (1779/80). Danach macht Karl August Goethe zum Präsident der Kammer, dem höchsten Amt im Herzogtum nach dem Fürsten. Durch diese Stellung vernachlässigt Goethe sein Schaffen ein wenig, aber nicht ganz. Es entstehen „Die Geschwister“ und „Iphigenie“(im Prosa), und er beginnt die Arbeit an „Egmont“, „Tasso“ und „Wilhelm Meister“. Zudem veröffentlicht er die Dichtungen „Wanderers Nachlied“, „Das Göttliche“, „Grenzen der Menschheit“, „Die Fischer“ und „Erlkönig“. Da ihn sein Amt langweilt bricht Goethe 1786 nach Italien auf und befasst sich mit antiker Kunst. Diese fesselt ihn so, das er Homer nun Shakespeare vorzieht. Goethes Übergang in die Klassik war wohl das Ändern von „Iphigenie“ in jambische Verse.

3.4 Der junge Friedrich Schiller

Schiller wird 1759 in Marbach am Neckar geboren, und verbringt seine Jugend während der unruhigen Zeit des siebenjährigen Krieges. Er studiert gezwungenermaßen 1773 Rechtswissenschaften an der Hochschule. Er mag Schule und Rechtskunde nicht, und nennt es daher „Seelenfabrik der Sklavenplantage“. 1775 erhält er durch Verlegung der Schule nach Stuttgart die Chance, Medizin zu studieren. Hier kommt er unter anderem mit Klopstock, Rousseau und Shakespeare in Berührung und verfasst heimlich „Die Räuber“. Er erhält viele Auszeichnungen und verlässt 1780 die Karlsschule, arbeitet als Regimentsmusikus und veröffentlicht „Die Räuber“, die 1982 uraufgeführt werden. Es geht in dem Stück um zwei im Charakter völlig unterschiedliche Brüder. Einer der beiden verbreitet aus Neid auf den anderen falsche Nachrichten, worauf der andere vom Vater verbannt wird. Da dieser keine Möglichkeit zur Heimkehr sieht, schließt er sich einer Räuberbande an und streift durchs Land. Doch irgendwann kehrt er aus Reue über seine schlechten Taten nach Hause zurück, wo der andere Bruder den Vater quält. Der Vater stirbt am Schock, als er hört, dass sein Sohn ein Räuber ist, und auch der betrügerische Bruder tötet sich aus Angst vor der Rache des anderen. Schließlich muss der noch lebende Bruder nun entscheiden, ob er seiner langen Liebe Amalia treu ist, oder wieder zu den Räubern zurückgeht, die ihn ebenfalls für sich beanspruchen. Jetzt steckt er in einer Zwickmühle und zweifelt seine Lebensweise an: "O über mich Narren, der ich wähnte, die Welt durch Greuel zu verschönern und die Gesetze durch Gesetzlosigkeit aufrecht zu halten! Ich nannte es Rache und Recht - Ich maßte mich an, o Vorsicht, die Scharten deines Schwertes auszuwetzen und deine Parteilichkeiten gutzumachen - da steh ich am Rand eines entsetzlichen Lebens und erfahre nun, dass zwei Menschen wie ich den ganzen Bau der sittlichen Welt zugrunde richten würden.". Er tötet Amalia und richtet sich dann selbst.11

Angestachelt durch seinen Erfolg verfasst Schiller „Verschwörung des Fiesko“ (1783) und der Anfang zu „Kabale und Liebe“ (1784). Da ihm der Herzog, der ihn damals schon in die Hochschule gezwungen hat, weitere künstlerische Aktivitäten verbieten will, flieht Schiller nach Mannheim. Hier entstehen dann unter anderem „Kabale und Liebe“, „Don Carlos“ und einige weitere Werke, die als „Wanderjahre“ (1782-1787) bekannt wurden. 1787 studiert er in Weimar klassisches Altertum, und übersetzt in „Göttern Griechenlands“ griechische und römische Schriftsteller. Im Jahr 1789 widmet sich Schiller voll seiner Arbeit als Lehrer, die ihm Goethe vermittelt hat. Die beiden lernen sich aber erst 1794 kennen, was keinen Einfluss mehr auf Schillers Sturm und Drang-Zeit hat.

Neben den vier genannten Personen [Hamann, Herder, Goethe, Schiller] waren auch noch Friedrich Heinrich Jacobi, Heinrich Leopold Wagner, Georg Christoph Lichtenberg, Jakob Michael Reinhold Lenz, Jakob Wilhelm Heinses und die Mitglieder des „Göttinger Hain“ (siehe unten) wichtige Autoren des Sturm und Drang.

4. Schlusswort

4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

Die Epoche des Sturm und Drang besticht durch ihre Intensität und Kraft, mit der die Menschen- und hier vor allem die Künstler durch ihre Werke - versuchen, die bestehenden Regeln und Normen, die das freie Handeln einschränken, aufzubrechen. Auch wenn ihre Bemühungen letztendlich nicht von Erfolg gekrönnt sind, so hat uns diese durch ihre Vielfalt an Gedichten und Dramen geprägte Periode Gesprächsstoff und Grundlagen geliefert, die auch in der heutigen Zeit noch leicht für jeden zu verstehen sind. Die Epoche des Sturm und Drang ist ein Spiegel auch für unsere Gesellschaft. Sie zeigt den immerwährenden Kampf der Menschen für Freiheit und Selbstverwirklichung und gegen einengende Normen, Bevormundung und Unterdrückung.

Die Kampf wird auch heutzutage noch auf verschiedenen Ebenen ausgetragen, wie z.B. in der Familie (Eltern und Jugendliche), im Beruf (Arbeitgeber und Gewerkschaften) und gegen die Autorität des Staates oder der Regierung (Gesetze und Verordnungen). Der Unterschied zur damaligen Zeit besteht darin, dass in den meisten Staaten der Erde autoritäre Herrschaftssysteme durch demokratische Regierungsformen abgelöst wurden und die Menschen Möglichkeiten haben (Kündigungsrecht, Wahlrecht), durch die sie in der Lage sind, Einfluss zu nehmen und Missstände zu ändern oder zu beseitigen. Eine weitere Errungenschaft ist, das in der jetzigen Zeit jeder frei denken, reden und schreiben kann. Die revolutionäre Bewegung des Sturm und Drang war hierfür sicherlich hilfreich und bahnbrechend.

4.2 Persönliches Fazit

Nachdem ich nun mit meiner Facharbeit fertig bin, muss ich sagen, dass meine Entscheidung, dieses Thema zu wählen, richtig war. Auch für mich selber hat die Auseinandersetzung mit der Geschichte dieser kurzen aber an künstlerischen Schöpfungen ungemein reichen Zeit viel gebracht. Ohne den persönlichen Einsatz eines jeden Menschen, kann es keine Veränderungen geben. Anfangs habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht, ob ich genug Material zu diesem Thema zusammentragen könnte.

Jetzt muss ich feststellen, dass es mir nicht gelungen ist, die vorgeschriebenen 12 Seiten einzuhalten und ich somit wie die Menschen des Sturm und Drang eine Norm gebrochen habe.

5. Literaturverzeichnis

Literaturen:

Prof. Dr. E. Brenner,

Deutsche Literaturgeschichte

Verlag Leitner & Co 1934

Dr. Leo Krell und Dr. Leonhard Fiedler

Deutsche Literaturgeschichte

C. C. Buchners Verlag 1960

Literaturkunde, Gestalten und Verstehen

von Dieter Mayer, Gerhard Schoebe

Oldenbourg, Mchn. 1992

Klassische Schullektüre, Sturm und Drang

von Ekkehart Mittelberg, Donald Lüttgens

Cornelsen 1994

Arbeitshefte zur Literaturgeschichte, Sturm und Drang

von Reinhard Lindenhahn

Cornelsen 1995

Geschichte im Drama, Drama in der Geschichte

von Fritz Martini

J. G. Cotta'sche Buchhandlung 1979

Internetadressen:

www.marioschumann.de/deu.htm www.literaturatlas.de

www.rz.uni-frankfurt.de/schule/hs/jgherder.htm

www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/sturmudr.htm

www.ni.schule.de/~pohl/literatur/epochen/stdrang.htm

www.gymnasium-michelstadt.de/html/sturm.htm

www.stud.fernuni-hagen.de/q5232694/mmsturm.htm

www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/literaturge/sturmdrang.htm

www.geocities.com/athens/styx/5804/Schill.htm

home.germany.net/101-280452/SturmDrang.htm

6. Erklärung

Ich erkläre, das ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.

[...]


1 Literaturkunde Seite 83

2 Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 143

3 Beginn und Ende der Bewegung laut Deutsche Literaturgeschichte(1) Seite 45

4 Monolog des Prometheus aus der Literaturkunde Seite 88

5 Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 144

6 Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 144

7 aus dem "Reisejournal"; Buch Deutsche Literaturgeschichte Seite 145

8 Ausspruch Herders aus Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 146

9 „Willkommen und Abschied“ (1771) aus der Literaturkunde Seite 87

10 Ausschnitt aus „Götz von Berlichingen“

11 Ausschnitt aus „Die Räuber“

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Sturm und Drang
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V106738
ISBN (eBook)
9783640050130
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wem`s weiterhilft, der soll ruhig lesen :)
Schlagworte
Sturm, Drang
Arbeit zitieren
Christoph Deckers (Autor:in), 2002, Sturm und Drang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106738

Kommentare

  • Gast am 14.11.2004

    Sehr schöne Arbeit!.

    Wie im Titel schon erwähnt, finde ich deine Facharbeit sehr schön ausgearbeitet.
    Da ich zu Zeit selber an einer ähnlichen Facharbeit arbeite (Thema: Goethes Werther- Leitfigur des Sturm und Drang?), wird deine Arbeit wohl in meinem Quellenverzeichnis aufgelistet und somit in die weite Welt hinaus getragen werden. Danke!

    Gruss Caro ;)

  • Gast am 28.11.2002

    @Rolf:Sie sind....

    Lieber Rolf!
    Ich weiss nicht,was Sie dazu veranlasst diese Facharbeit so (unsachlich!!)zu kritisieren.Entweder hat das persönliche Gründe (vielleicht,weil Ihnen der Verfasser bekannt ist?!Diese Vermutung liegt wohl sehr nahe) oder sie wissen nicht,was Sturm-und Drang ist.Das ist kein Kinofilm,sondern eine Epoche,die hier sehr ausführlich und umfangreich erläutert wird.Wie können sie diese Arbeit nur als "Schund" bezeichnet aufgrund von wenigen Fehler?Das ist höchst unprofessionel und dadurch gelange ich nur zu einem Schluss:
    SIE SIND DUMM!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Mit freundlichen Grüßen
    Amalia von Edelreich
    (Ich bezweifele ja,dass sie diese Person kennen...was jeder Sturm-und Drangkenner auf jeden Fall tut!)

  • Christoph Deckers am 28.11.2002

    wenn sie meinen ....

    Es ist immer leicht, andere zu kritisieren. Im Grunde habe ich nichts gegen Kritik an Arbeit, aber nur wenn ich auch ordentliche Argumente dafür sehe. Erstmal hat meine Lehrerein keine Schreibfehler erkannt und zweitens 1-2 inhaltliche Mängel angestrichen, die aber nicht von großem Belangen waren. Also wenn sie schon Kritik üben, dann bitte etwas konkreter ...

  • Gast am 1.11.2002

    mutig, so einen schund zu veröffentlichen.

    Abgesehen von den unzähligen Schreibfehlern, haben mich vor allem die inhaltlichen Fehler erschreckt. Wenn das an unseren Schulen mit einer 1 bewertet wird, dann gute Nacht ...
    Für eine Schulsatire ist der Text brauchbar.

Blick ins Buch
Titel: Sturm und Drang



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