Spielraumgestaltung für Kinder in den Städten - der Aktivspielplatz als eine Möglichkeit


Hausarbeit, 2002

50 Seiten, Note: erfolgreic


Leseprobe


1 Einleitung

2 Spiel und Spielraum
2.1 Charakteristik des Spiels
2.1.1 Ausgewählte Spieltheorien
2.1.2 Die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels
2.1.3 Funktionen des Spiels
2.2 Beschreibung von Spielräumen
2.2.1 Naturnahe Spielumwelten und deren Bedeutung für das Kind
2.2.2 Die Bedürfnisse des Kindes bei der Spielraumauswahl

3 Möglichkeiten des Spiels in der Stadt
3.1 Allgemeine Aspekte des Lebens in der Stadt und deren Auswirkungen auf Kinder
3.2 Herkömmliche Spielplätze und deren Nutzung

4 Aktivspielplätze als eine Möglichkeit der Spielraumgestaltung
4.1 Entstehung der Aktivspielplätze
4.2 Beschreibung von Aktivspielplätzen, deren Arbeitskonzepten und deren Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder

5 Kriterien für die Planung einer kinderfreundlichen Wohnumwelt

6 Schlussbemerkungen

1 Einleitung

Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Spielraumgestaltung für Kinder in den Städten und dem Aktivspielplatz als einer Möglichkeit, diese zu verwirklichen.

Übereinstimmung herrscht heute über die Aussage, daß physikalische Umwelt, ob nun von Menschenhand geschaffen oder natürlich, nicht nur ein neutraler Hintergrund für die soziale und persönliche Entwicklung des Kindes ist, sondern das Potential hat, ein Hauptfaktor für das Wohlfühlen während der Kindheit zu sein (SPENCER, BLADES, MORSLEY, 1989, S. 223)

Die Frage stellt sich, wie und welche räumliche Bedingungen die Spiele der Kinder, die Vielfalt ihrer Formen beeinflussen und was dies für professionelle Planer bedeutet.

Kritisch versuche ich im folgenden zu überprüfen, wie der Stellenwert des Aktivspielplatzes als eine der geschaffenen räumlichen Möglichkeiten für das Kinderspiel in der Stadt einzuordnen ist. Die von mir vorgenommenen Literaturrecherchen umfassen zum einen ökopsychologische Forschung, zum anderen fliesst auch Literatur aus den Bereichen Landschaftsplanung, Architektur, Entwicklungspsycho- logie, Sozialpädagogik ein.

Auch zum Teil kontroverse Auffassungen zum Thema sollen im folgenden Text umrissen werden, um am Ende eine Aussage darüber formulieren zu können, welche Möglichkeiten der Spielraumgestaltung die Stadt heute bietet und welchen Beitrag der Aktivspielplatz im Besonderen leistet.

Im ersten Teil der Arbeit (Kap.2) möchte ich eine theoretische Absicherung der verwendeten Begriffe Spiel und Spielraum erbringen und darauf eingehen, welche Spielräume für Kinder bedeutsam sind. Dies soll erfolgen durch das Aufzeigen einiger Spieltheorien und der Untersuchung darüber, inwieweit Umweltmerkmale in diese Theorien einbezogen werden (Kap. 2.1.1). Die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels wird dargestellt, im Besonderen auf die heutige Gesellschaft eingegangen (Kap. 2.1.2) und es werden die Funktionen des Spiels im Zusammenang mit der Spielkategorisierung herausgearbeitet (Kap. 2.1.3). Um Aussagen darüber treffen zu können, wie Spielräume für Kinder beschaffen sein sollten, geht es im folgenden Abschnitt darum, welche Bedürfnisse bei der Spielraumauswahl durch Kinder eine Rolle spielen (Kap. 2.2.2) und welche Bedeutung Naturnähe für Kinder hat (Kap. 2.2.1).

Anschließend werde ich die Aspekte des Lebens und des Spiels für Kinder in der Stadt aufzeigen und wie sich diese im einzelnen auf das Leben der Kinder auswirken (Kap. 3.1). Im Zusammenhang damit werde ich versuchen, eine kurze Einschätzung der herkömmlichen (konventionellen) Spielplätze zu erbringen (Kap. 3.2). Im nächsten Teil der Arbeit wird der Aktivspielplatz selbst im Mittelpunkt stehen, mit einem kurzen historischem Abriss seiner Entstehung (Kap. 4.1) und einer Beschreibung der Möglichkeiten, die dieser Kindern bietet (Kap. 4.2 und 4.3).

Der darauffolgende Abschnitt (Kap.5) wird sich mit den Planungskriterien einer kinderfreundlichen Wohnumwelt befassen. Hier soll herausgearbeitet werden, mit welchen Mitteln das Ziel einer bespielbaren, kinderfreundlichen Stadt verwirklicht werden kann. Schlußbemerkungen werden die Hausarbeit im Kapitel 6 abrunden.

Einige wichtige Anmerkungen seien mir am Ende der Einleitung noch gestattet. Die Benutzung des Termes “Kind” wird in der folgenden Hausarbeit undifferenziert in Hinsicht auf Altersgruppen, soziale Schichtung und ähnliche Faktoren verwendet, eine Eingrenzung auf die hochindustrialisierte Welt allerdings wird vorgenommen.

“The term ‘children’ refers to a heterogeneous aggregation, and distinctions need to be made between countries and within countries, between different age/developmental stages, between cultural groups, socio-economic groups, children of different health status and between different parts of a country, and between urban and rural settlements.” (CHURCHMAN, 2000, S.1)

Den Begriff Aktivspielplatz verwende ich in meiner Arbeit für alle jene Einrichtungen, die konzeptionell mehr oder weniger auf die Beschreibung des Kap. 4.2 zutreffen, unabhängig davon, ob sie sich in der Praxis Aktivspielplatz oder anders nennen.

2 Spiel und Spielraum

2.1 Charakteristik des Spiel

Was ist Spiel? Der Begriff an sich wird im Sprachgebrauch so weitreichend verwendet - z.B. das Spielen eines Instrumentes, das Spiel der Wellen auf dem Meer, Kinderspiele - daß es unmöglich erscheint, nach gemeinsamen Merkmalen zu suchen und diese als Kennzeichen von Spiel zu erheben. Die vorliegende Arbeit wird sich deshalb bei der Verwendung des Begriffes Spiel nur auf das Spiel des Kindes beziehen. Aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen sind Versuche unternommen worden, eine exakte Definition des Begriffs ‘Spiel’ vorzunehmen. Hier einige Beispiele aus dem Bereich der Erziehungswissenschaft, in welcher Art und Weise man Zugang zum Begriff finden kann:

“Durch das Spiel, d.h. durch Wahrnehmen, Ausprobieren und Aneignen versuchen die Kinder, ihre körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Tätigkeiten zu verbinden. Spiele beinhalten eine Vielzahl von Aktivitäten, die das Kind frei und selbstbestimmt wählt und gestaltet und die seinen Bedürfnissen entsprechen. (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 35)

“Spiel. Bezeichnet Verhaltensweisen, die durch eine freie Kombination unterschiedlicher Verhaltenselemente in einer entspannten Situation mit geringem Ernstcharakter gekennzeichnet sind und die nicht primär durch äußere Verstärkung sondern durch intrinsische Motivation aufrechterhalten werden.” (BIERHOFF, 1989, S.18) “Wir verstehen unter Kinderspiel eine Handlung oder eine Geschehniskette oder eine Empfindung,

- die intrinsisch motiviert ist / durch freie Wahl zustande kommt,

- die stärker auf den Spielprozeß als auf ein Spielergebnis gerichtet ist (Mittel-vor- Zweck),

- die von positiven Emotionen begleitet ist

- und die im Sinne eines So-tun-als-ob von realen Lebensbezügen abgesetzt ist.“ (EINSIEDLER, 1991, S. 17)

In diesen Ausführungen über das Spiel, wurde auf ein Definieren im strengen Sinne verzichtet, stattdessen wurde eine Begriffsexplikation vorgenommen. Übereinstimmend wird bei vielen Erläuterungen des Spielbegriffes das freie und autonome Element des Spiels genannt.

2.1.1 Ausgewählte Spieltheorien

Unterschiedliche Spieltheorien haben sich in Abhängigkeit von verschiedenen wissenschaftlichen Grundpositionen herausgebildet. Bei den meisten Spieltheorien werden nur bestimmte Teilaspekte des Spiels in den Vordergrund gerückt. Im folgenden werde ich eine kurzen Abriß der Spieltheorien von BERLYNE (1960) und HECKHAUSEN (1964) aufzeigen und des weiteren auf die Spieltheorie von PIAGET (1969) und von HELANKO (1958) eingehen. Neben einer Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Positionen soll desweiteren der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung den Umweltmerkmalen in den Theorien zugeschrieben wird.

PIAGET´s Spielkonzept

Für PIAGET (1969) ist das Spiel Ausdruck einer bestimmten Stufe innerhalb der kindlichen Denkentwicklung. Spielen ist „eine Übung der aktuellen Intelligenz“, ... „nicht aber eine Vorübung künftiger Intelligenz“ (PIAGET, 1969, S. 197).

Seine Theorie stützt sich auf die Entwicklung der beiden kognitiven Grundfunktionen, der Assimilation (Umdeutung der Umwelt auf der Grundlage der Denkschematas des Kindes) und der Akkomodation (Anpassung des Kindes an die Umwelt).

Spiel sieht PIAGET als den assimilativen Pol der Denkentwicklung, die Außenwelt wird an das bereits vorhandene Wissen und Können, die Denk- und Handlungsgewohnheiten des Kindes angeglichen. Im Zusammenhang mit der Assimilation sieht er die Herausbildung der Spielformen Übungsspiel, Symbolspiel und Regelspiel. Eine Erläuterung zu den einzelnen Spielformen wird in Kapitel 2.1.3 erfolgen. Laut BIERHOFF (1989) verweist PIAGET in seinen Werken nicht explizit auf die Beeinflussung des Spielverlaufs durch bestimmte Umweltbedingungen, aber er berichtet in seinen Beispielen von Spielverläufen, bei denen eine Vielzahl von Spielmaterial und große Spielflächen zur Verfügung standen. BIERHOFF zieht aus der von PIAGET beschriebenen Beziehung zwischen Alter und bevorzugten Spielformen die für die vorliegende Arbeit wichtige Schlußfolgerung für eine kindgerechte Spielplanung: Jüngere Kinder sollten Spielmöglichkeiten für motorische Übungsspiele erhalten, Kindern im Schulalter sollten vor allem Materialien für Fiktions- und Rollenspiele zur Verfügung gestellt werden (s. BIERHOFF, 1989, S. 37). Diese Erkenntnisse sollten auch bei der Gestaltung von Spielplätzen Eingang finden.

Die Theorien von BERLYNE und HECKHAUSEN

In der Spieltheorie von BERLYNE (1960) wird dargelegt, daß Spiel zum großen Teil ein exploratives Verhalten darstellt, die Begriffe Spiel und Exploration werden allerdings nicht gleichgesetzt. Unter Exploration werden „vorsichtige Wahrnehmungsaktivitäten zum Abbau von Unsicherheiten, evtl. begleitet von negativen Emotionen“ (EINSIEDLER, 1991, S. 14) verstanden.

BERLYNE´s Modell beruht auf dem Konzept der Informations- und Spannungssuche, auf der Annahme, daß ein Organismus ständig nach aktiver Auseinandersetzung mit seiner Umwelt strebt, d.h. Reizquellen anstrebt, die ihm neue Informationen vermitteln und dadurch eine anregende und spannungserhaltende Wirkung ausüben. (s. SCHMIDTCHEN & ERB, 1976, S. 37ff.)

Auch HECKHAUSEN (1964) ist ein Vertreter dieses Konzeptes, er hat den Begriff des Anregungspotential in den Vordergrund seiner Betrachtungen gerückt.

„Spielen ist eine der vielen zweckfreien Tätigkeiten, die um ihres eigenen Anregungspotentials willen aufgesucht und ausgeführt werden. Anregend wirken verschiedenartige Diskrepanzstrukturen zwischen Wahrnehmungen, Erwartungen und Tendenzen, die sich in vier Kategorien aufteilen lassen; nämlich 1. Neuheit bzw. Wechsel, 2. Überraschungsgehalt, Verwickeltheit und 4. Ungewißheit bzw. Konflikt. Die Basismotivation besteht in der Gewinnung und Aufrechterhaltung eines mittleren, optimalen Aktivierungsgrades, der in sogn. Aktivierungszirkeln ständig ein wenig über- und unterschritten wird, was zu angenehm-lustvollem Erleben führt, anregende Wirkung ausübt und die momentane Funktionstüchtigkeit der kognitiven und motorischen Fähigkeiten günstig beeinflusst.“ (HECKHAUSEN, zit. in THOMAS, 1979, S. 35)

HELANKO´s Theorie

HELANKO´s (1958) systemische Betrachtungsweise von Spiel scheint geeignet, um sich dem Problem dieser Arbeit, der Spielraumgestaltung, theoretisch zu nähern. Spiel wird als Interaktion dargestellt zwischen dem Individuum, das Subjekt des Systems, und der Umwelt, bzw. einem Objekt der Umwelt, auf das die Aktion gerichtet ist. Nach SCHMIDTCHEN/ERB ist wesentlich an Helanko´s Annahme, „daß ein System so lange erhalten bleibt, wie das Objekt des Systems nicht verändert wird. Darüber hinaus gilt, daß das Objekt des Systems vom Individuum frei gewählt sein muss und nicht mit anderen Objekten interferieren darf. Das bedeutet, daß sich Spiel und eine entsprechende Spielhaltung nur da entwickeln können, wo ein Individuum keinen äußeren Zwängen ausgesetzt ist und wo es seine Tätigkeit oder seinen Spielpartner frei wählen kann.“ (SCHMIDTCHEN & ERB, 1976, S. 13f.)

Nach HELANKO strebt ein Individuum ständig danach, Spielsysteme aufzubauen und dabei störende Faktoren zu vermeiden.

Faßt man die aufgeführten theoretischen Positionen zusammen, so kann man bereits einige grundlegende Bedingungen erkennen, die ein Spielplatz als Spielumgebung erfüllen sollte, damit Spielaktionen auf ihm zustande kommen. Dazu ist nach PIAGET ein gewisses Anregungspotential in Altersabhängigkeit wichtig, entsprechend der von ihm beschriebenen kognitiven Entwicklung der verschiedenen Altersstufen. Die Bereitstellung von geeignetem und altersentsprechendem Spielmaterial läßt sich auch aus BERLYNE´s und HECKHAUSEN´s Theorie ableiten, besonders sollten die vier von HECKHAUSEN aufgestellten Kategorien - Neuheit, Überraschungsgehalt, Komplexität der Struktur und Ungewißheit - Beachtung bei der Spielraumgestaltung finden.

Nach der Theorie von HELANKO ist es wichtig, daß das Kind seinen Spielort oder sein Spielmaterial (Objekt), sowie auch seine Spielpartner (Interaktionspartner) selbst wählen kann, somit keinen äußeren Zwängen ausgesetzt ist, um so das Zustandekommen eines Spielsystems zu gewährleisten.

2.1.2 Die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels

Manchen Theorien, die sich mit dem Begriff Spiel aus historischer Sicht beschäftigen, ist die Negativabgrenzung zur Arbeit gemeinsam (vgl. ERIKSON, zit. in HEBENSTREIT, 1979, S. 24). Spiel wird als zweckfrei, unproduktiv dargestellt. Einzig von den Grenzen des Spielraumes, seien es die räumlichen Gegebenheiten, der Zeitrahmen oder die Spielregeln, erhält das Spielgeschehen seine Beschränkung (vgl. HUZINGA, 1956, S.15). Die Definition eines Begriffes als Abgrenzung zu einem anderen ist problematisch, zumal beide Begriffe, sowohl Arbeit als auch Spiel, historisch in unserer Gesellschaft entstandene Kategorien sind. Es kann allerdings sehr hilfreich sein, das Verhältnis beider in einer Gesellschaft zu betrachten, um so Aussagen über die Bedeutung zu treffen, die aus gesellschaftlicher Sicht der Arbeit und dem Spiel zugemessen werden.

Unsere heutige Gesellschaft, die dem wirtschaftlichen Wert der Arbeit einen hohen Stellenwert zumißt, unterscheidet zwischen ökonomisch produktivem und unproduktivem Handeln. Damit kommt dem Spiel als ökonomisch unproduktivem Handeln ein geringer gesellschaftlicher Stellenwert zu (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 24) Die positive Gewichtung der Freiheit des Spiels in den psychologischen Theorien hat damit ihren Gegenpol in der gesellschaftlichen Abwertung des Spiels als nutzlose Tätigkeit im Gegensatz zur Arbeit. Bei der Betrachtung des Spiels aus gesellschaftlicher Sicht muss auch die Kategorie Kindheit Berücksichtigung finden, die als spezifischer sozialer Status erst spät erscheint. Es wird davon ausgegangen, daß es in Europa im Mittelalter noch keine Kindheit an sich gab, bzw. noch kein Bewußtsein für diese Phase existierte. In der Zeit des Übergangs von feudalen zu bürgerlichen Verhältnissen in Europa erscheint der Status der Kindheit, vorerst allerdings nur für die Kinder der Aristokratie und des Bürgertums. Im Ergebnis von Klassenkämpfen auch um die Beschränkung der Kinderarbeit entsteht die proletarische Kindheit. Dies geschah allerdings um den Preis der Ausgliederung der Kinder aus dem Leben der Erwachsenen und damit auch des Abgeschnittenseins von der gesellschaftlichen Produktion und den damit verbundenen Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten. Mit der Entstehung der spezifischen Kindheitsphase, begann sich auch eine eigene Spielsphäre für Kinder zu entwickeln, auch hier zuerst in den oberen Schichten der Gesellschaft, vorrangig des Bürgertums und dann langsam bis hinunter in die proletarischen Schichten. Damit einhergehend wurde dem Spiel des Kindes mehr Bedeutung zugemessen - auch dies zuerst in den bürgerlichen Schichten - und es für pädagogische Zielsetzungen funktionalisiert (s. THOMAS, 1979, S. 6ff.). Durch diesen Prozeß wurde Spiel in den Bereich der Kindheit verbannt und von dort aus wird seitdem versucht, es für die Erziehung der Kinder zu verwenden.

„Pädagogisch domestiziert“, ... , „ kann das ‚nutzlose’ Spiel durchaus seinen Nutzen (für die Gesellschaft) zeigen.“ (FRITZ, 1993, S. 14) Um die gesellschaftliche Bedeutung des Kinderspiels zu erfassen, ist es unumgänglich, sich auch mit den kulturellen Perspektiven des Spiels auseinanderzusetzen.

Der Zusammenhang von Spielinhalten, Spielformen und den jeweiligen Traditionen, Riten, Gewohnheiten und Lebensbedingungen der verschiedenen Kulturen und Gesellschaften ist in anthropologischen Untersuchungen nachgewiesen worden (s. SCHOTTMAYER und CHRISTMANN, 1977, S. 23). Deshalb ist und bleibt Spiel auch nie gleich, sondern verändert sich je nach den gesellschaftlichen Gegebenheiten. Es wurde allerdings auch beobachtet, daß neben den Veränderungen in vielen Spielen Elemente historischer Lebensformen und Relikte aus vergangenen Kulthandlungen und Rechtsbräuchen auftauchen und daß für die frühen Formen des Kinderspiels eine gewisse Universalität anzunehmen ist (vgl. EINSIEDLER, 1991, S. 37ff.).

Das Spiel gibt dem Kind die Möglichkeit, sich die jeweiligen gesellschaftlich relevanten kulturellen Techniken anzueignen. Wie es allerdings zu dieser Aneignung kommt, hängt in großem Masse von den Erwachsenen ab. Sie können durch ausgewählte Spielangebote Einfluss auf die Spielinhalte und Spielformen der Kinder nehmen und somit bestimmte Wertvorstellungen, Verhaltensnormen der jeweiligen Gesellschaft weitervermitteln. Diese Kulturrelativität kindlichen Spiels trifft vor allem auf die Regelspiele zu. Die Erkenntnis des Erlernens sozialer Fähigkeiten durch Spiel hat zur Herausbildung einer eigenen Spielpädagogik geführt. Den positiven Aspekten einer gezielten Hilfestellung bei der Entwicklung des Kindes unter Einsatz pädagogischen Spielmaterials steht die Gefahr einer Pädagogisierung und „Verzweckung“ des Spiels gegenüber (vgl. FRITZ, 1993, S. 16ff.). Auf diesen zweipoligen Aspekt der Spielpädagogik wird auch im Kap.

4.2. im Hinblick auf die Pädagogisierung des Aktivspielplatze eingegangen.

An dieser Stelle erfolgt eine kurze Betrachtung zur Spielsituation in unserer heutigen Gesellschaft: Unsere Gesellschaft ist geprägt durch den Gegensatz zwischen entlohnten und nicht entlohnten Tätigkeiten. Da das Spiel des Kindes nach dem herrschenden Wertesystem als unproduktiv angesehen wird, kommt ihm wie schon erwähnt aus gesellschaftlicher Sicht nur ein geringer Wert zu (vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 25) Demgegenüber ist Spiel selbst industriell verwertbar geworden. Die Ware Spielzeug ist für SCHOTTMAYER und CHRISTMANN (1977) ein Abbild von Gegenständen aus der Erwachsenenwelt geworden, mit der Funktion, dem Kind mit dem Spielzeug eine Auseinandersetzung mit der Umwelt zu ermöglichen. Die Autoren sprechen damit Spielgegenstände wie Miniatur-Nachbildungen wirklicher Gegenstände, verniedlichende Abbilder der Umwelt an (1977, S.30). Diese stark kritisierenden Einstellungen zu den heutigen Spielgegenständen gehören zu dem Bereich der Spielpädagogik, der sich ausschließlich mit der Einschätzung industriell gefertigten Spielangebots beschäftigt. Forschungen aus dem Bereich des Phantasiespiels beispielsweise zeigen, daß hochrealistische Gegenstände wenig geeignet sind für ein phantasiereiches Umwandeln in erdachte Situationen, sondern eher imitatives Spiel stimulieren (vgl. EINSIEDLER, 1991, S.165 ff.). Solche Erkenntnisse sind auch bei der Gestaltung eines Aktivspielplatzes heranzuziehen. Gleichzeitig sieht sich die heutige Spielpädagogik der Kritik ausgesetzt, eine zu starke Gewichtung der Lern- und Erziehungsfunktion der Spielsachen zu betreiben, und damit die Kindheit noch stärker zu pädagogisieren (EINSIEDLER, 1991, S.164)

Neben den kommerziellen Spielwaren, stehen Kindern freie Spielmaterialien wie Holz, Karton, Styropor u.ä. zur Verfügung, die dem Anspruch mehr gerecht werden, dem Kind den Umgang mit realen Gegenständen seiner Umwelt zu ermöglichen. Im Kapitel 4.2 wird darauf eingegangen, inwieweit solch freies Spielmaterial auf den Aktivspielplätzen, als einer Spielmöglichkeit für Kinder, zur Verfügung steht.

Neben den, dem Kind zur Verfügung stehenden, Spielmaterialien hängt das Spielverhalten auch von sozioökonomischen Faktoren ab. EINSIEDLER (1991) beschäftigt sich in seinen Ausführungen mit dem Zusammenhang zwischen Spielverhalten und Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht. Es können schichtspezifische Spielinteraktionen in den Elternhäusern nachgewiesen werden (EINSIEDLER, 1991, S. 51) Aktivspielplätze als schichtübergreifende Angebote von außen können dazu beitragen, Unterschiede bzw. Defizite auszugleichen (vgl. auch Kap. 4.2)

2.1.3 Funktionen des Spiels

Wie im vorangegangenen Kapitel festgestellt wurde, kommt dem Spiel aus gesellschaftlicher Sicht ein relativ geringer Wert zu. Anders sieht das hingegen in der Entwicklungspsychologie aus, dort beschreibt man den engen Zusammenhang zwischen dem Spiel und der individuellen Entwicklung des Kindes.

Verschiedenste Klassifikationsversuche sind unternommen worden, um den Formenreichtum des kindlichen Spiels und seine Funktionen möglichst vollständig zu beschreiben. Anhand ausgewählter Klassifikationen werde ich im folgenden Spielformen erläutern mit den ihnen zugesprochenen Funktionen.

PIAGET (1969) betrachtet, wie schon erwähnt, das Spiel allgemein als Ausdruck einer bestimmten Stufe innerhalb der kindlichen Denkentwicklung und nimmt eine Unterscheidung in Übungsspiele, Symbolsspiele und Regelspiele vor. Sein Modell stellt die geistige Struktur, die zur Bewältigung des Spiels notwendig ist, in den Vordergrund. Die Übungsspiele stehen am Anfang der Spielentwicklung des Kindes, sie dienen dem Einüben von sensomotorischen Fähigkeiten durch ständiges Wiederholen einfacher Bewegungsabläufe (SCHMIDTCHEN/ERB, 1976, S. 31f.).

Die zweite Kategorie des kindlichen Spiels, die im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren in den Vordergrund tritt, bezeichnet PIAGET als Symbolspiele. Durch Imitation und fiktive Erfindungen löst sich das Kind immer mehr von konkreten Objekten und Handlungen, das Spiel wird stärker von kognitiven Prozessen gesteuert, da Vorstellungsvermögen entwickelt sich in Richtung logisches Denken. Die dritte Kategorie PIAGET´s, die Regelspiele, sind soziale Spiele. Hier steht das Üben von Verhaltensvorschriften, die sozial vermittelt sind, im Vordergrund. Eine wichtige Funktion besitzt das Regelspiel als Hilfestellung bei der Erkenntnis, daß Regeln zur Erleichterung und Strukturierung von Kommunuiaktion in einem sozialen Gefüge dienen. (vgl. SCHMIDTCHEN/ERB, 1976, S. 73f)

An PIAGET´s Modell und seiner Spielformunterteilung wurde kritisiert, daß sie sich zu einseitig auf die kognitive Entwicklung beziehen (SCHMIDTCHEN/ERB, 1976, S.36). EINSIEDLER (1991) bietet folgendes Klassifikationsmodell an: er unterscheidet zwischen psychomotorischen Spielen, Phantasie- und Rollenspielen, Bauspielen und Regelspielen.

Die Kategorie der psychomotorischen Spiele gleicht den Funktionsspielen PIAGET´s, EINSIEDLER wählte allerdings bewusst einen anderen Begriff, um deutlich zu machen, daß auch diese Tätigkeiten des Kindes im ersten Lebensjahr mit kognitiven Verarbeitungsprozessen in Verbindung zu bringen sind. Die psychomotorischen Spiele werden des weiteren in Objektspiele und Sozialspiele unterschieden, abhängig von dem jeweiligen Interaktionspartner. EINSIEDLER sieht in den psychomotorischen Spielen nicht nur das Einüben von Handlungsschematas, sondern auch den Erwerb von Wissen, so z.B. physikalischer Eigenschaften, wie hart, weich usw.

Der Begriff Phantasie- und Rollenspiel wird bedeutungsgleich mit den Begriffen Illusions-, Fiktions- und imaginatives Spiel verwendet.

„Es seien darunter Spieltätigkeiten verstanden, bei denen Kinder konkrete Materialien benutzen oder Handlungen und Situationen hervorbringen, die als Zeichen für gedachte, in der Phantasie repräsentierte Materialien, Handlungen und Situationen stehen.“ (EINSIEDLER, 1991, S. 77)

EINSIEDLER geht in seinen Ausführungen auch auf die Bedeutung des kindlichen Phantasiespiels für die emotionale Entwicklung aus tiefenpsychologischer Sicht ein. Danach dient das Phantasiespiel der Bewältigung von Ängsten, Traumata und Krisen, das Kind setzt sich so mit seinen Problemen auseinander. Gleichzeitig kann das Kind im Phantasiespiel seine Machtlosigkeit, z.B. im Vergleich zu den Erwachsenen, kompensieren. Heimliche und unerfüllte Wünsche können so ausgelebt werden und das Kind erhält desweiteren die Möglichkeit einen Bedürfnisstau abzureagieren, Aggressionen auszuleben.

Die Kategorie der Bauspiele wird von anderen Autoren auch als die Kategorie der Konstruktionsspiele bezeichnet. EINSIEDLER definiert diese Spielart als höhere Stufe des Objektspieles, bei dem das Kind aber nicht mehr nur des Spielprozesses wegen spielt, sondern zielstrebig ein dreidimensionales Spielprodukt herstellen möchte. Diese Spielform dient auch dem Wissenserwerb, es wird relationales Wissen (oben- unten, usw.) erworben, Grundgesetze der Mechanik werden erfahren. Eine Form des Bauspiels, die für die vorliegende Arbeit von Interesse ist, ist das Bauen von Hütten oder Baumhäusern. Auch hier wird die Suche nach Problemlösungen geschult. Auf spielerische Art und Weise können technische Phänomene vermittelt werden.

Die Kategorie der Regelspiele im PIAGET´schen Sinne erweitert EINSIEDLER auch um Spiele, die allein spielbar sind (Memory, Solitaire) und schränkt die Spiele nicht auf Wettbewerbsspiele ein. Desweiteren kann EINSIEDLER nicht PIAGET´s Auffassung unterstützen, daß durch das Regelspiel das nächste Stadium in der Sozial- und Moralentwicklung des Kindes erreicht wird. Er geht davon aus, daß die Sozialentwicklung vor allem durch die kommunikative Ebene des Regelspiel tangiert ist. Folgende sozialisatorische Wirkungen spricht EINSIEDLER dem Regelspiel zu:

„ a) der Egozentrismus des Kindes wird abgebaut, das Kind muß sich auf andere einstellen, um erfolgreich mit ihnen interagieren zu können;

b) die Kinder lernen einen flexiblen Umgang mit Erwartungen; einerseits erproben sie Neues und verschiedene Spielvariationen, andererseits geben vorgegebene Regeln und Rollen zunächst eine gewisse Sicherheit;

c) das Spiel erfordert auch Toleranz gegenüber sich selbst; Kinder nehmen u.U. Wünsche oder dominantes Verhalten zurück, um am Spiel beteiligt zu sein und um Anerkennung zu finden.“ (EINSIEDLER, 1991, S. 134f.)

SCHERLER (1987) sieht eine wichtige Funktion des Spiels in der aktiven Umweltaneignung durch das Kind. In diesem Zusammenhang geht er auf drei Aspekte der Umweltaneignung durch das Kind ein. Zum ersten spricht SCHERLER davon, daß das Kind während des Spiels den herkömmlichen Gebrauch der materialen Umwelt negiert und einen neuen Gebrauch erfindet, den Gegenstand, das Objekt, somit verfremdet. Als Beispiel wird angeführt, wie ein Kind einen Stuhl, entgegen seiner herkömmlichen Sinngebung des Darauf-Sitzens, als Schlitten verfremdet, um im Phantasiespiel darauf zu rodeln. Damit wird die durch die Erwachsenenwelt zugewiesene Funktion des Gegenstandes in Frage gestellt. Zweitens geschieht die Umweltaneignung dadurch, daß sich das Kind etwas Fremdes zu eigen macht, es den ursprünglichen zugedachten Nutzern entzieht und für seine eigenen Aktivitäten nutzt. Als Beispiel steht hier eine Fahrt mit dem Fahrrad durch ein Wasserbecken im Park, daß dadurch den Spaziergängern entzogen wird, die es sich anschauen wollen. Und drittens beschreibt SCHERLER die motorische Beherrschung der Gegenstände in einem oft ungewohnten Gebrauch, wie zum Beispiel das Balancieren auf einem Zaun. Während solcher Handlungen eignet sich das Kind neue Fähigkeiten an (1987, S. 26).

Zusammenfassend lässt sich das Spiel des Kindes beschreiben als eine komplexe Kategorie menschlichen Verhaltens. Es ist ein dynamischer Prozeß, der durch bestimmte Verhaltensweisen und vor allem durch bestimmte Einstellungen gekennzeichnet ist. Bei diesen Einstellungen geht es vor allem um die intrinsische Motivation, die Spontaneität und die postiven Gefühlsäußerungen.

Weiterhin wurde festgestellt, daß Spiel sich fördernd auf die motorische, kognitive und soziale Entwicklung des Kindes auswirkt und dem Kind eine Umweltaneignung ermöglicht.

Daraus läßt sich folgern, daß Umweltgegebenheiten gesucht und geschaffen werden sollen, die Spiel ermöglichen. Wie diese Spielräume im allgemeinen und der Aktivspielplatz im besonderen beschaffen sein soll, wird in den nächsten Kapiteln behandelt.

2.2 Beschreibung von Spielräumen

In den vorher erwähnten Betrachtungsweisen von Spiel werden ökologische Merkmale, die das Spiel beeinflussen, weitgehend vernachlässigt. Deshalb soll im folgenden gesondert auf molare Einflüsse, hier die Spielräume, eingegangen werden.

Zur näheren Erörterung des Begriffs Spielraum beziehe ich mich hierbei auf Helga ZEIHERs Beitrag zur Fachtagung “Spielraum für Spielräume” (1987). Nach ZEIHER kann man den Begriff Spielraum in zwei Bedeutungen sehen. Einmal versteht man darunter alle die Orte, die zum Spiel “geeignet, vorgesehen oder sogar reserviert sind”. … “Solche Spielräume, Spielorte bestehen, gleichgültig, ob ein Kind dort spielt oder nicht.” (ZEIHER, 1987, S. 18)

Diese Begriffsauslegung gliedert demnach Spielorte zum einen nach Aspekten ihrer Eignung und zum anderen nach Aspekten ihrer Bestimmtheit für das Spiel. Orte, die zum Spiel geeignet sind, umfassen all jene Umweltgegebenheiten, die Kindern ein gefahrloses Spiel ermöglichen, seien es Waldbereiche, Wiesen, Spielplätze, Stadtbrachen, Wohnungen, Gehwege usw.

Der zweite Aspekt der Zweckbestimmtheit des Ortes, meistens durch die Erwachsenenwelt festgelegt, kann die Auswahl der objektiv geeigneten Spielräume extrem einschränken.

Aktivspielplätze sollten, wenn sie dem Anspruch eines guten Spielraumes für Kinder gerecht werden wollen, beide Aspekte dieser Begriffsdeutung erfüllen - zum einen sollten sie für Kinder reservierte Plätze und vor allem für das Spiel geeignet sein. In den Kapiteln 3.2 und 4 wird ausführlich auf die materielle Beschaffenheit der Spielräume in dieser Bedeutungsauslegung eingegangen.

Die zweite Bedeutung eines Spielraumes sieht ZEIHER in dem Raum, der für ein bestimmtes Kind überhaupt erreichbar ist, zu dem das Kind Zugang finden kann. Dieser Raum ist “Möglichkeitsraum”, “Handlungsspielraum”.

ZEIHER unterscheidet zwischen objektiv vorhandener Umgebung und dem persönlichen Spielraum als Ausschnitt dieser Umgebung, die mögliche Umwelt. Der Ausschnitt, der dann tatsächlich in das Leben des Kindes einbezogen wird, ist die faktische Umwelt des Kindes. Faktoren, die den Spielraum eines Kindes in seiner o.g. zweiten Bedeutung bestimmen, sind nach ZEIHER

1. die altersspezifischen und individuellen Interessen und Fähigkeiten, d.h. was das Kind in diesem Moment will und kann.

2. die Handlungen und Einstellungen der Eltern zum Spiel des Kindes,

3. die räumlichen und zeitlichen Bedingungen, d.h. ob die räumliche Entfernung zum Spielort überwindbar ist und ein entsprechendes Zeitkontigent zum Nutzen des Spielortes zur Verfügung steht.

4. der soziale Zugang zum Spielort, das Vorhandensein von Spielpartnern, die mit dem Kind spielen können und wollen

5. der biografische Aspekt der bisherigen Nutzung von Spielräumen, d.h. wie waren die benutzten Spielräume bi jetzt beschaffen, wie war das Spiel sozial organisiert, welche räumliche Distanz bestand bis zum jetzigen Zeitpunkt zu den Spielorten.

Diese hier aufgezeigten Bedingungszusammenhänge bestimmen neben den räumlich-materiellen Gegebenheiten des Spielortes den individuellen Handlungsspielraum des Kindes. Ausgehend von der ökologischen Perspektive dieser Betrachtung über Spielräume werden von ZEIHER auch Aussagen über Ansatzstellen gemacht, die Spielräume von Kindern zu erweitern und besser zu gestalten. Zum einen geht es darum, Spielräume im Stadtgebiet so zu verteilen, daß die räumliche Distanz zum Spielort für Kinder überwindbar ist und damit ein sozialer Zugang für möglichst alle Kinder geschaffen werden kann. Zum anderen müssen die Grenzen, biografische als auch soziale, der jeweils individuellen Handlungsspielräume der Kinder überwunden werden. Hilfestellungen zu diesem Punkt müssen ausgehend von Kenntnissen der Sozialformen und Lebenszusammenhänge in einem Stadtgebiet erfolgen und könnten beispielsweise durch die pädagogische Betreuung auf Spielplätzen gegeben werden (Kap. 4.2).

Ausgehend von ZEIHER’s Spielraumbegriff, der sich zwischen dem Pol der Eignung und Zweckbestimmtheit eines Ortes für das Spiel und dem Pol des Möglichkeitssraumes für das Kind selbst bewegt, möchte ich nun zum einen die natürliche Spielumwelt des Kindes beschreiben und dabei diskutieren, ob Naturnähe wichtig für die positive Entwicklung des Kindes ist und zum anderen darstellen, welche Bedürfnisse des Kindes bei der Spielraumauswahl eine Rolle spielen.

2.2.1 Naturnahe Spielumwelten und ihre Bedeutung für das Kind

Wie schon im Kapitel über das Spiel (Kap.2) im allgemeinen festgestellt, versuchen Kinder, sich mit ihrer sozialen und räumlichen Umwelt aktiv auseinanderzusetzen und dadurch ein Verhältnis zu ihr aufzubauen.

Zur weiteren Beantwortung der Frage, wie ein Spielplatz beschaffen sein sollte, um für Kinder in den Städten eine attraktive Spielmöglichkeit darzustellen, soll in diesem Abschnitt das Verhältni des Kindes zur Natur und die Notwendigkeit der Naturbelassenheit von Spielumgebungen behandelt werden.

Wie GEBHARD (1994) feststellt, scheint “Natur” ein selbstverständlicher und klarer Begriff zu sein, der sich allerdings nicht in allgemeingültiger Weise mit eindeutigem Inhalt füllen lässt. Der Begriff Natur als solcher wird abhängig von verschiedenen wissenschaftlichen Fachdisziplinen in unterschiedlicher Weise betrachtet, so z.B. als Natur der Naturwissenschaften, als Natur der Philosophie. Für die vorliegende Arbeit ist allerdings eher das allgemeine Naturverständnis der Menschen, die Assoziationen des Einzelnen zum Begriff Natur bedeutsam, wenn dann im folgenden über das Naturbedürfnis im psychologischen Sinne reflektiert werden soll. Oft wird der Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch in einer stark generalisierenden Weise verwendet, löst meist positive Assoziationen aus, steht häufig symbolisch für paradiesische und utopische Zustände (1994, S.59 f.). Einen für diese Arbeit nützlichen Naturbegriff prägte MARKL (1986), er definiert Natur als den “Kulturzustand unserer Umwelt, den extensive, nicht industrielle, traditionelle Landbewirtschaftung erhalten hat.” (zit. in GEBHART, 1994, S. 64)

Dieser Begriff zielt auf alles das ab, was im Hinblick auf naturnahe Spielumwelten des Kindes gemeint sein soll: Pflanzen, Tiere, Wälder, Wiesen, Brachflächen usw. Als naturnahe Spielumgebungen sollen demnach hier Spielumgebungen bezeichnet werden, die von einem hohen Naturcharakter gekennzeichnet sind, in denen deshalb in hohem Maße Naturerleben möglich ist.

Im folgenden soll dargestellt werden, ob Kinder naturnahe Spielumgebungen benötigen, selbst möchten und worin deren Bedeutung für die kindliche Entwicklung besteht.

In einer Untersuchung über Raumaneignung von Stadtkindern kam JACOB (1986) zu dem Ergebnis, daß Kinder ein starkes Bedürfniss nach Naturerfahrungen haben und sich im allgemeinen gern in der Natur aufhalten. (1987, S. 45) In diese Richtung weist auch die These von HART (1982). Er geht davon aus, daß Kinder eine sehr spezielle und innige Beziehung zur Natur haben. Diese ergibt sich aus dem besonders offenen Bewußtseinszustand bei Kindern und desweiteren durch die Offenheit und Sensibilität für die Dinge der Natur während der Kindheitsphase. Weiterhin betont er die Wichtigkeit der Naturkontakte in der Kindheit für eine gesunde seelische Entwicklung (zit. in GEBHARD, 1994, S. 67f.)

Ein besonders ausgeprägtes emotionales Verhältnis zur Natur in der Kinheitsphase stellt auch TUAN (1978) in einer vergleichenden ethnografischen Studie fest (zit. in GEBHARD, 1994, S. 70f.) GEBHARD sieht in den verschiedenen empirischen Befunden einen Hinweis dafür, daß die Natur Strukturen aufweist, die für die kindliche Entwicklung gut sind. Im Umgang mit der Natur können wichtige Lebensprozesse wie “Wachstum, Veränderbarkeit, Vergänglichkeit, Jahreszeiten, Elemente, Zufälligkeiten, Provisorisches und Kontinuität” (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 100) erlernt und erfahren werden. Neben dem förderlichen Einfluss auf die seelische Entwicklung sieht GEBHARD in den kindlichen Naturerfahrungen auch eine Bedingung dafür, sich für den Erhalt der Natur bzw. Umwelt einzusetzen. Kinder können die Zerstörung der Natur erst wahrnehmen, wenn sie eine Beziehung zur Natur entwickeln (GEBHARD, 1994, S. 73). Durch das Fehlen oder die Einschränkung der direkten Beschäftigung mit diesen Prozessen (oft werden o.g. Prozesse nur noch auf dem indirekten Weg durch Wissensvermittlung in Schule oder Medien erfahren) kommt es zu einer Veränderung der Lebensqualität der Kinder.

Gegen diese durchweg positiven Befunde über Naturerfahrungen für die kindliche Entwicklung sind auch Einwände erbracht worden, die an dieser Stelle dargestellt werden sollen.

HOLCOMB (1977) stellt die Behauptung auf, daß die Forderung nach Naturnähe ein Wunsch der Erwachsenen ist, der auf die Kinder projiziert wird und daß mangelnder Kontakt mit der Natur keine nachteiligen Folgen für die Entwicklung der Kinder hat. Er geht davon aus, daß zumindest kleine Kiner fast keine Unterschiede zwischen sogenannter natürlicher Umwelt und bebauter Umwelt wahrnehmen, daß die Natur reine Projektion von Erwachsenen ist und damit anerzogen wird. (HOLCOMB, zit. in GEBHARD, 1994, S. 73).

Ein Zusammenfliessen beider Argumentationsstränge ist bei STARKE (2000) zu finden, der zusammenfasst, daß der Reiz der Natur für Kinder eher darin besteht, in ihr frei, ungestört und unkontrolliert spielen zu können. Er geht davon aus, daß sich der Wert von Naturerfahrungen bei Kindern dort besonders stark entfaltet, wo ein besonders freizügiges Agieren für die Kinder möglich ist. Diese Erfahrung sollte Einzug finden bei der pädagogischen Betreuung des Aktivspielplatzes (s. Kap. 4.2)

Auch GEBHART sieht den Wert von Natur vor allem darin, “daß Kinder ein relativ hohes Mass an Freizügigkeit haben, zugleich relativ aufgehoben sind und dem Bedürfnis nach ‘Wildnis’ und Abenteuer nachgehen können.” (GEBHART, 1994, zitiert in BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 103)

GEBHARD stellt in seinen Ausführungen die Unattraktivität von Spielplätzen für Kinder den Möglichkeiten von naturnahen Spielumgebungen gegenüber. Er begründet dies mit den eigenen Gestaltungsmöglichkeiten für Kinder in naturnahen Umgebungen versus den vorgegebenen starren Strukturen auf Spielplätzen. GEBHARD spricht hier offensichtlich von herkömmlichen Spielplätzen (s. Kap. 3.2) Im Kapitel 4.2 wird aufgezeigt, wie ein Aktivspielplatz dem Anspruch gerecht werden kann, Kindern Naturerfahrung zu ermöglichen.

2.2.2 Die Bedürfnisse des Kindes bei der Spielraumauswahl

Kindliche Bedürfnisse unterscheiden sich natürlich nicht nur hinsichtlich der Spielraumauswahl, sondern sind auch im allgemeinen je nach Alter, Geschlecht, Kultur, individuellen Interessen und Fähigkeiten verschieden.

Folgendes umfangreiches Bedürfnisregister wurde von der Projektgruppe der TU Berlin hinsichtlich der Spielraumauswahl des Kindes aufgestellt:

1. das Bedürfnis nach der Möglichkeit des spontanen Umgangs und

des Kontakts mit den natürlichen Elementen

2. das Bedürfnis, ständig Neues zu erleben, mit umfangreicher Sinneserfahrung

3. das Bedürfnis nach aktiver Bewegung, nach Grenzgängen und Abenteuer

4. das Bedürfnis nach konstruktiver Betätigung

5. das Bedürfnis nach Abwechslung und Variation

6. das Bedürfnis nach freiem, selbstbestimmtem Handeln

7. das Bedürfnis nach sozialem Kontakt und Eigenaktivität

8. das Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit.

(vgl . BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 160)

SPENCER, BLADES und MORSLAY (1989) beschreiben in ihren Ausführungen über das Kind in seiner Umwelt die Unterschiede in den Bedürfnissen von Kindern und Erwachsenen bei der Raumnutzung: Zum einen unterscheiden sich Kinder und Erwachsene in ihren Verhaltensmustern, Spiel und Erziehung nimmt im Leben des Kindes den Hauptplatz ein. Desweiteren ist ein Unterschied bei der Raumnutzung und den Fähigkeiten dazu feststellbar, oder, selbst wenn Raum gemeinschaftlich genutzt wird, dann mit unterschiedlichen Absichten. Ein Gehweg kann durch Kinder beispielsweise zum Ballspielplatz umfunktioniert werden, für die Erwachsenen ist er ein Weg in seiner herkömmlichen Funtionsbeschreibung. Die größere Autonomie und auch der umfangreichere Zugang zu den Ressourcen (wie z.B. Verkehrsmittel) zeigen sich bei den Erwachsenen in der täglichen Raumnutzung, die einen viel weiteren Radius als den des Kindes beschreibt. Kinder selbst sind anderen Bedrohungen, sicher auch größeren, als die Erwachsenen ausgesetzt. Weiterhin sind Kinder nicht, oder nur in geringem Maße in politisch-ökonomische Entscheidungsprozesse involviert, die die Landnutzung betreffen, die Erwachsenen haben eine höhere Chance daran teilzunehmen.

Und damit zusammenhängend unterscheiden sich Kinder und Erwachsenen desweiteren in der Bewertung von Plänen, wenn es um die Landnutzung geht. (SPENCER, BLADES, MORSLAY 1989, S.223) Am Ende dieses Kapitels kann die Aussage getroffen werden, daß ein Aktivspielplatz, der den Bedürfnissen des Kindes gerecht werden will, folgende Kriterien in mehr oder weniger starker Ausprägung aufweisen sollte: Er sollte dem Kind Naturerfahrungen durch einen direkten Kontakt mit natürlichen Elementen ermöglichen, weiterhin sollte die Möglichkeit von umfangreichen Sinneserfahrungen und Exploration gegeben sein. Der Aktivspielplatz sollte ein Ort sein, auf dem soziale Kontakte geschlossen werden können, aber auch eigene selbstbestimmte Aktivitäten des Kindes möglich sind. Dem Bedürfnis des Kindes nach Bewegung und konstruktiver Betätigung sollte nachgekommen werden. Grenzgänge und Abenteuer sollten für Kinder erlebbar sein im Rahmen einer geborgenen Atmosphäre.

Im Kapitel 4.2 wird überprüft, inwieweit der Aktivspielplatz diesen Bedürfnissen gerecht werden kann.

3. Möglichkeiten des Spiels in der Stadt

Wie sieht nun das Leben des Kindes in der Stadt konkret aus ? Was hat sich in den letzten Jahrzehnten am Stadtbild geändert, so daß es überhaupt zur Notwendigkeit der Planung und der Konstruktion von Spielplätzen kam ?

Im folgenden sollen für Kinder wichtige Aspekte des Lebens in der Stadt erörtert und eine Einschätzung getroffen werden zu den herkömmlichen Spielplätzen, die es in den Städten gibt.

3.1 Allgemeine Aspekte des Lebens in der Stadt und

deren Auswirkungen auf Kinder Das Aussehen unserer Städte hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant geändert und damit auch die Lebensbedingungen der Kinder in ihr. Ich werde im folgenden aktuelle Entwicklungen aufzeigen, die den Lebensalltag von Kindern in den Städten wesentlich bestimmen:

Verlust von Aktionsräumen

Zur Beschreibung der Lebensbedingungen der Kinder in der Stadt möchte ich den von BLINKERT (1992) geprägten Begriff der Aktionsräume heranziehen, da er als Erweiterung zum Spielraumbegriff die Komponente der Gefahrlosigkeit in sich birgt.

“Unter Aktionsräumen für Kinder einer bestimmten Alters- bzw. Entwicklungsstufe können Spielumgebungen verstanden werden, die zugänglich, gefahrlos, gestaltbar sind und Interaktionschancen bieten.“ (BLINKERT, 1992, S.144)

GINSBERG (1997) hat sehr eindrücklich die zur Verfügung stehende Fläche für Autos und die für Spiel zur Verfügung stehende Fläche in ein Verhältnis gesetzt.

“In der Bundeshauptstadt stehen pro Kind etwa 2,6 m² Spielplatzfläche zur Verfügung. Für einen Pkw-Parkplatz werden ca 10m² veranschlagt, dabei sind etwa vier mal so viele Autos wie Kinder gemeldet. Die Summe aller Verkehrsflächen in Berlin übersteigt die der Spielplatzflächen rund um den Faktor 50.” (GINSBERG, 1997)

Damit werden nach BLINKERT Kindern zwangsläufig Aktionsräume entzogen, die Chance, Gleichaltrige zu finden, wird geringer, das Gefahrenpotential hat sich erhöht und die von Kindern gestaltbaren Flächen haben sich verkleinert (1993, S. 10).

Das enorme Verkehrsaufkommen in den Stadtgebieten hebt auch das Ausmaß der Luftverschmutzung und den Geräuschpegel um ein vielfaches. Es wird geschätzt, dass 80% des Gesamtlärms in der Bundesrepublik durch den Verkehr verursacht wird. Ein Zusammenhang zwischen stark lärmbelasteten Wohn- und Schulorten und schlechteren schulischen Leistungen wurden in Untersuchungen herausgestellt (FLADE, 1992, S. 16). Die Komponente der Gefahrlosigkeit kann in vielen Stadträumen durch das Ansteigen des Verkehrs nicht gewährleistet werden. Und weiterhin hervorzuheben ist die Gefährdung der Kinder durch Verkehrsunfälle.

“Jährlich passieren 50000 Unfälle mit Beteiligung von Kindern und Jugendlichen auf der Straße. 14000 von ihnen werden schwer verletzt, mehr als 400 sterben von ihnen.” (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 67)

Ehemals verfügbare Flächen (Gehwege, usw.) wurden und werden zugunsten des Autoverkehrs belegt und verbraucht und damit kommt es zur weiteren Einengung der Aktionsräume der Kinder.

An dieser Stelle folgt ein kleiner Exkurs zur Herausbildung von Spielplätzen, denn diese hängt mit dem zunehmenden Verkehrsaufkommen stark zusammen. Der Hauptgrund für den Bau von Spielplätzen war der stärker werdende Mangel an Freiflächen für das Spiel. Zu diesem kam es im Verlauf der industriellen Revolution, mit der der multifunktionale Charakter der Straße verlorenging. Wohn- und Arbeitsort wurden zunehmend getrennt, damit einher ging eine Erhöhung des Personenverkehrs und die Straße, die bis dato als Spiel- und Kommunikationsort zur Verfügung stand, verlor ihre bisherige Funktion. (vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE, 1997, S. 50). Gleichzeitig wurden Kinder mehr und mehr aus dem Leben der Erwachsenen ausgegliedert, auch mit der Einführung der Schule. Somit wurden Spielplätze als “Schutzräume” konzipiert, zum einen, um die Kinder vor den Gefahren des stärker werdenden Straßenverkehrs zu bewahren und zum anderen, um sie für eine gewisse Zeit “aufzubewahren” (SCHOTTMAYER, CHRISTMANN, 1977, S. 121), dies alles vorerst ohne pädagogischen Hintergrund.

Seit der industriellen Revolution ist eine Entwicklung in den Städten beobachtbar, die immer mehr mit Funktionsentmischung und Spezialisierung einhergeht - für viele einzelne Lebensbereiche und darin wiederum für viele einzelne Tätigkeiten sind besondere Einrichtungen entstanden, die sich nur mit der Ausübung eines einzelnen Tätigkeitskomplexes beschäftigen - gemeint sind hier z.B. Parks mit Grünanlagen nur zum Angucken, Straßen nur für Autos, Wege nur zum Gehen usw. (ZEIHER, 1987, S.19). Es ist eine Funktionstrennung in Gebiete zum Wohnen, Arbeiten und Erholen sichtbar, all dies verbunden durch den Verkehr. Für Kinder bedeutet das, daß ihre eigenen Spezialorte, wie Kindergarten, Schule, Spielplätze usw. verstreut liegen zwischen anderen, nicht für sie vorgesehene oder zugängliche Bereiche.

Welcher Raum steht Kindern in einer Stadt nun eigentlich zur Verfügung ? Das Haus, die Wohnung ist als räumlicher Bereich der Mittelpunkt für das Kind. Dies ist eingebettet in einem größerem Gefüge, in dem Straßennetz, im Viertel, in der Stadt und in der Landschaft - in mehreren Zonen baut sich dieses Gefüge um die Wohnung herum auf (vgl. THOMAS, 1979, S.50) In dieses Gefüge ist auch der Spielplatz eingebettet, auf den in den nächsten Kapiteln noch gesondert eingegangen wird. Wieweit sich der Lebensraum des Kindes erstreckt, ist abhängig vom Alter und Geschlecht, sowie auch von Merkmalen der physischen und sozialen Umwelt. Ältere Kinder verfügen über einen wesentlich weiteren Aktionsradius als jüngere, Jungen über einen größeren als Mädchen (vgl. BIERHOFF, 1989, S. 46) Der Lebensraum kann natürlich begrenzt sein durch z.B. einen Fluß oder sozial begrenzt durch verschiedene soziale Schichten der Wohnbevölkerung.

Desweiteren hängt die Beschaffenheit des Lebensraumes auch von dem Gebietstyp ab, in dem das Kind wohnt, ob zum Beispiel in einem Neubaugebiet mit Hochhäusern oder in einem Altstadtgebiet. Für kleine Kinder z.B. verringert sich beim Leben in einem Hochaus oft der Aktionsradius, da die Beobachtungs- und Aufsichtsmöglichkeiten der Eltern eingeschränkt sind (BIERHOFF, 1989, S.51). Für ältere Kinder hingegen kann das Leben in einem dichtbesiedelten Neubaugebiet zu einer leichteren Kontaktaufnahme mit möglichen Spielpartnern führen. ZEIHER definierte den Spielraum auch als Möglichkeitsraum. Einer der Faktoren die diese Bedeutung des Spielraumes bestimmen, ist nach ZEIHER der soziale Zugang zum Spielort. (vgl. ZEIHER, 1987, S. 18ff.). In dieser Hinsicht, ergibt sich in einem Neubaugebiet ein guter Spielort. Andererseits stehen in der Umgebung von Hochhaussiedlungen oft keine Grünflächen zum Spiel zur Verfügung oder mögliche Spielflächen sind für die Benutzung durch Kinder nicht vorgesehen, die räumlich-materiellen Voraussetzungen des Spielortes sind also erschwert.

Das ansteigende Gewaltpotential in den Städten, ausgehend von Erwachsenen aber auch unterhalb der Kinder hat auch wiederum direkte und indirekte Auswirkungen auf den Aktionsradius der Kinder: Kenntnisse über die Anzahl von Gewalttaten - im Jahre 1995 sind in Deutschland 17000 Kinder Opfer sexueller Gewalt geworden (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S.59) - führen dazu, daß Eltern den Aktionsradius und die Selb- ständigkeit ihrer Kinder drastisch eingrenzen. Bei einer Untersuchung von BLINKERT (1993) über die Gefahrenquellen, die Eltern für das Spiel der Kinder außerhalb des Hauses sehen, wurde neben dem Straßenverkehr die sozialen Probleme genannt, wie Agressivität und Brutalität auf dem Spielplatz, Belästigungen durch andere Kinder und Erwachsene, sexueller Mißbrauch (1993, S. 54).

Wandel innerhalb der Familie

Auch im Bereich der Familienstrukturen haben sich in den letzten Jahrzehnten große Veränderungen vollzogen, die auch auf das Leben des Kindes in der Stadt, und nicht nur dort, Einfluß haben. Die Familiengröße nimmt ab, Geschwister fehlen sehr oft. Es ist ein Ansteigen der Anzahl der Einelternfamilien und ein Abnehmen der

Anzahl der Zweielternfamilie zu verzeichnen (BECK, 1986, S.193). In einem zeitlichen Vergleich bedeutet dies, daß seit dem 19. Jh. die Geburtenzahlen kontinuierlich zurückgegangen sind - in der Zeit der Jahrhundertwende kamen etwa 400 Kinder auf 100 Ehen, im Jahre 1992 ungefähr 160 Kinder auf 100 Ehen. Selbst wenn man berücksichtigt, daß wahrscheinlich auch aus vielen nichtehelichen Gemeinschaften Kinder hervorgehen, sind die Geburtenzahlen trotzdem stark rückläufig (MÜLLER, 1992, S. 7).

Die Bedeutung der Familie als Ort für den Kinderalltag hat sich auch sichtlich geändert. Die meisten Eltern oder Elternteile sind berufstätig, die Kinder müssen also viel Zeit allein verbringen, ohne direkte Beaufsichtigung oder Betreuung. Auf der anderen Seite ist ein Trend sichtbar, daß sich immer mehr Eltern um eine intensive Beziehung zu ihren Kindern bemühen (vgl. BLINKERT, 1993, S. 21)

Medien im Kinderalltag

Dem Verlust der Aktionsräume der Kinder steht eine gewaltige Expansion des Medienangebotes in den letzten Jahren gegenüber. Neben den Erfahrungsmöglichkeiten, die dieser Bereich Kindern bietet, sieht BLINKERT ganz eindeutig die Gefahr, daß Kinder aufgrund der Beschäftigung mit “Kunstwelten” weniger Erfahrungen in der natürlichen und sozialen Umwelt sammeln (1993, S. 20f.)

Positive Aspekte der Stadt

Das Leben in der Stadt bietet natürlich gegenüber all den vorhergenannten Dingen auch positive Aspekte. Da ist zum ersten die Heterogenität der Bevölkerung zu nennen, sei es kulturell, sozioökonomisch oder im Hinblick auf das Alter. Es gibt also die Chance für Kinder in begrenztem Maße, mit den verschiedensten Bevölkerungsschichten in Berührung zu kommen und soziale Kontakte zu knüpfen (CHURCHMAN, 2000, S. 7).

Die große Dichte einer Stadt hat weiterhin auch positive Auswirkungen in folgenden Bereichen:

Das Niveau von Dienstleistungen in vielen Bereichen wie Medizin,

Kultur, Freizeit, Erziehung ist höher und vielseitiger, so daß die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder unterschiedlichen Alters eher abgedeckt werden können. Öffentliche Transportmittel sind in großzügigem Maße vorhanden und potentiell auch für Kinder zugänglich. Damit sind Entfernungen zwischen den Nachbarschaften oder in andere Stadtteile überbrückbar. Hinsichtlich der positiven Aspekte muß gesagt werden, daß diese relativ zu sehen sind. Ein großes Stimulierungslevel z.B. kann die Aufnahmefähigkeit von Kindern, abhängig auch vom Alter, bei weitem überschreiten und müßte dann eigentlich schon den negativen Aspekten zuzurechnen sein. Wenn ein Kind beispielsweise, um einen Spielort zu erreichen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen und/oder viele Reizquellen (Kaufhäuser, Verkehrskreuzungen, usw.) passieren muß, ist die Aufnahmefähigkeit von neuen Eindrücken wahrscheinlich beim Ankunft am Spielort geringer geworden und Explorationsverhalten kann nur in geringem Ausmaße erwartet werden.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Stadt dem Kind neben einer Anzahl von positiven Aspekten (z.B. Heterogenität der Bevölkerung, etc.) einer grossen Bandbreite von Handlungs- begrenzungen aussetzt. Eine Möglichkeit, diese Grenzen abzuschwächen, ist das Schaffen von gesonderten Spielräumen für Kinder, beispielsweise durch die gezielte Einrichtung von Spielplätzen.

3.2. Herkömmliche Spielplätze und deren Nutzung

Es sind in den letzten Jahrzehnten unterschiedlichste Untersuchungen über konventionelle Spielplätzen und deren Besuchern durchgeführt worden. Die Ergebnisse sind sehr differenziert, sicher auch in Abhängigkeit vom Untersuchungsproblem, -standort und -zeitraum, eins ist jedoch allen gleich:

“There seems to be general agreement in both architectural and educational field

regarding what they (playgrounds, d.V.) should not be - traditional playgrounds.” (BROWN & BURGER, 1984, S. 600)

BIERHOFF (1974) wertete im Vorfeld seiner Benutzeranalysen auf Spielplätzen andere Spielplatzuntersuchungen aus. So geht er ein auf die Richtlinien der Deutschen Olympischen Gesellschaft für die

Erstellung von Spielplätzen (1962) und auf Publikationen von

Vertretern der Pro Juventa Stiftung Zürich (1964). Die

Untersuchungsergebnisse zeigen, daß die meisten der herkömmlichen Spielplätze nur über standardisierte Einrichtungen verfügen und nach den Richtlinien auch verfügen sollen, dazu gehören Wippe, Schaukel, Rutsche, Klettergerüst und Sandkasten. In der Untersuchung von HÖLTERSHINKEN et. al. (1971) wird schon auf die Einschränkung der Aktivitätsmöglichkeiten auf einem Spielplatz durch dessen Einrichtung hingewiesen. (s. BIERHOFF, 1974, S. 12)

Weitere Untersuchungen, so z.B. von HERRMANN (1972) und SCHMITZ-SCHERZER et.al. (1974) erhärten diesen Kritikpunkt über die Ausstattung der untersuchten Spielplätze mit statischen Spielgeräten, die den Kindern wenig Möglichkeiten zur Veränderung oder Gestaltbarkeit geben (s. BIERHOFF, 1974, S. 13). Es wird kritisiert, daß auf den herkömmlichen Spielplätzen vorwiegend nur Angebote für bestimmte Bewegungsaktivitäten zu finden sind, damit können Kinder nur in eingeschränktem Maße Eigeninintiative entwickeln, das Neugier- und Explorationsverhalten wird zurückgedrängt.

“Nach wie vor ermöglichen die konventionellen Spielplätze kaum vielseitiges, variationsreiches und einfallsreiches Spiel, da die Spielangebote kaum veränderbar sind. So fördern die Spielgeräte eher rezeptives, passives Verhalten sowie Tätigkeiten und Spielen mit einem überwiegend niedrigen Komplexitätsgrad.” (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 199)

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Ausgestaltung der herkömmlichen Spielplätze für vorwiegend jüngere Kinder. Es gibt zu wenige, zu

schlecht erreichbare und eingerichtete Spielplätze für ältere Kinder und

Jugendliche. Dies ist nach SCHOTTMAYER und CHRISTMANN ein Ergebnis der Orientierung an überholten alterspsychologischen Modellvorstellungen mit dem Ergebnis der Einschränkung des Spielangebotes und der Trennung der Kinder verschiedenen Lebensalters (1977, S. 124).

Die Erkenntnis der Spieltheoretiker, daß die Komplexität des Spiels mit

zunehmender Spielerfahrung zunimmt (BUND DER

JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S.29) und also auch abhängig vom Alter ist, hat keinen Eingang in die Gestaltung der traditionellen Spielplätze gefunden.

“The standard playground cannot provide the approproate interactions year-in and year-out to meet the changing needs of the developing neighbourhood children. … Playgrounds become unused because the child’s interactions with its environment do not spiral upwards in complexity as the child revisits a playground.” (FJELDSTED, 1980, S. 34)

Neben allen Defiziten, die der traditionelle Spielplatz aufzuweisen hat, bietet er dennoch auch etwas positives - er sicherte bis jetzt Freiflächen für das Spiel der Kinder gegen ökonomische Nutzungsinteressen. Oft

sind konventionelle Spielplätze die einzigen geschützten

Spielumgebungen, zumindest für kleine Kinder, die ein Stadtteil aufzuweisen hat.

4 Aktivspielplatz als eine Möglichkeit der Spielraumgestaltung

Es bestehen wissenschaftliche Auffassungen, die für das Abschaffen von allen Spielplatzarten plädieren. Diese Haltungen gründen sich auf den Argumenten, daß das Kind dadurch in ein Ghetto verwiesen wird und dies verhindert, daß es seine Umwelt kennenlernen und sich mit ihr

auseinandersetzen kann (SCHENKER, 1987, S. 65) Weiterhin wird

angeführt, daß durch Kinderspielplätze die Trennung von Spielbereich/Lebensbereich, die Trennung Erwachsener/Kind erhalten bleibt, ja sogar noch unterstützt wird, da der Spielplatz eine Alibifunktion liefert, Kinder von anderen, nicht für sie vorgesehene Räume fernzuhalten (vgl. THOMAS, 1979, S. 81)

Im folgenden Kapitel möchte ich den Aktivspielplatz beschreiben und den o.g. Positionen Gegenargumente gegenüberstellen, die einen Erhalt und Ausbau dieser Spielplatzform rechtfertigen.

4.1 Entstehung der Aktivspielplätze

Wie schon in vorherigen Kapiteln erwähnt, war der Hauptgrund der Gestaltung von Spielplätzen der Mangel an Spielflächen. Dieser Mangel wurde wie auch schon beschrieben, durch das Wegfallen des multifunktionalen Charakters der Straße verstärkt. Wohn- und Arbeitsort liegen nun getrennt. Im 19. Jahrhundert wurden Spielstätten vor allem auch im Zusammenhang mit der Stadtbegrünung angebaut, sie dienten mehr dem Ziel der Körperertüchtigung als pädagogischen Zielsetzungen.

Der Ursprung der Aktivspielplätze liegt in Dänemark. Der Gartenarchitekt SOERENSEN fordert bereits 1931 die Einrichtung von Krempelspielplätzen (Skrammellegeplads). Er beobachtete, daß Kinder lieber auf Gerümpelplätzen als auf den herkömmlichen Spielplätzen spielen. Im Jahre 1943 wurde dann in Kopenhagen in einer Siedlung für kinderreiche Familien ein 6000 m² großer Spielplatz angelegt, dessen Hauptspielangebot Gerümpel jeglicher Art war, angefangen von alten Autos usw. Es entstand für diesen Spielplatz auch bereits ein Konzept der pädagogischen Betreuung. Von England wurde dieses Beispiel aufgenommen und so entstanden dort “adventure playgrounds” (Abenteuerspielplätze), hier stand die sozialpädagogische Betreuung stärker im Vordergrund.

An dieser Stelle ein Versuch, eine Abgrenzung der Begriffe Abenteuer- und Aktivspielplatz zu erbringen. In der von mir verwendeten englischsprachigen Literatur wird ausschließlich der Begriff adventure playground - Abenteuerspielplatz verwendet. In der deutschsprachigen Literatur werden beide Begriffe oft undifferenziert verwendet und vermischt. BIERHOFF verwendet Aktivspielplatz als Sammelgriff für

verschiedene Spielplatztypen wie Gerümpelspielplatz, Abenteuerspielplatz, Robinsonspielplatz oder Bauspielplatz (1974, S. 16). Die Spielplätze selbst haben auch die unterschiedlichsten Benennungen, die Betreiber sprechen von sich selbst sowohl als Abenteuer- als auch Aktivspielplatz. Der Begriff Aktivspielplatz an sich trifft m.E. das Problem besser, denn es geht ja um angebotene Möglichkeiten der aktiven Betätigung. Der Begriff Abenteuer (sowie auch Robinsonspielplatz) impliziert eher eine romantische Anbindung, eine Art Inseldasein. Schwierigkeiten treten auch auf bei der konkreten Abgrenzung verschiedener Spielplatztypen. Es gibt Spielplätze mit größerer Gewichtung auf den Baubereich, andere mit ausgeprägter Tierhaltung. Die Wahl des Begriffes Aktivspielplatz als Oberbegriff, wie BIERHOFF das aufzeigte, erscheint mir deshalb sinnvoll.

Wie sieht die historische Entwicklung des Aktivspielplatzes in Deutschland aus? Viele Städte waren nach dem zweiten Weltkrieg zerstört, es gab viele Trümmergebiete. Deshalb versuchte man hier schon relativ gute Planungen für Spielplätze, zumindestens auf dem Papier.

“Zum ersten Mal im Laufe der Entwicklung des Kinderspielplatzes wurde auch mit dem Motiv gearbeitet, Kinder hätten in Städten keinen Raum zum Spielen, da die zunehmende Verdichtung und der Straßenverkehr sie aus ihren Spielbereichen, den Straßen, Plätzen, Höfen und Gärten vertrieben hätten.” (THOMAS, 1979, S. 29)

Trotzdem oder gerade deshalb kam die Idee des Aktivspielplatzes erst relativ spät nach Deutschland. Im April 1967 wurde im Märkischen Viertel Berlin-Reinickendorf der erste Abenteuerspielplatz Deutschlands eingerichtet. Anang der 70er Jahre kam es dann zu einem regelrechten Boom von Neugründungen von Aktivspielplätzen. Auch die Reformbewegung, die Studentenbewegung, die Wellen der antiautoritären Erziehung hatten maßgeblichen Einfluss auf diese neue Bewegung.

Aber auch innerhalb Deutschlands konnte man eine Orientierung an verschiedenen Modellen vorfinden. Die Berliner Einrichtungen orientierten sich mehr am englischen Modell der Abenteuerspielplätze, in Hamburg fand man mehr Bauspielplätze nach dänischem Modell und im süddeutschem Raum traf man Robinsonspielplätze nach Schweizer Art an.

4.2 Beschreibung von Aktivspielplätzen, deren Arbeitskonzepten und deren Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder

Es ist keine leicht Aufgabe, Aktivspielplätze allgemein zu beschreiben, da jeder Platz nach seinem eigenen Konzept arbeitet und auch sein eigenes spezifisches Aussehen hat (vgl. auch Kapitel 4.1. Abschnitt zur Begriffsbestimmung Aktivspielplatz). Desweiteren besitzen sie kein starres Handlungsmodell, sondern entwickeln sich ständig dynamisch weiter.

Eines ist allen gemeinsam und darin unterscheiden sie sich drastisch von den meisten herkömmlichen Spielplätzen - sie sind flächenmäßig relativ groß (ca 7000m²).

Der Aktivspielplatz ermöglicht desweiteren ein viel größeres Ausmaß an Aktivitäten im Gegensatz zum traditionellen Spielplatz, der eigentlich nur Bewegungsspiele und einfache Konstruktionsspiele erlaubt.

Er zeichnet sich auch durch eine abwechslungsreiche Geländegestaltung aus, das Gebiet ist in zahlreiche Areale unterteilt mit ständiger Möglichkeit der Veränderung. Der Aktivspielplatz ist nie fertig, er ist selbst einem ständigen Prozeß der Veränderung unterworfen, die Kinder gestalten ihn selbst.

“The play occurs during the process of their building as well as their use.” (FJELDSTED, 1980, S. 35) Umgang mit Pflanzen und Tieren Elementare Erfahrungen mit der Natur und den vier Grundelementen stehen oft im Mittelpunkt des Geschehens auf dem Aktivspielplatz. Feuerstellen (auch wenn diese auf den deutschen Aktivspielplätzen entfernt werden mußten, durch das ganzjährige Verbot des Feuer- machens), Tiergehege, Baustellenbereiche usw. geben Kindern die Möglichkeit, realitätsbezogene Umwelterfahrungen zu sammeln. Im Tierbereich werden Aspekte wie die Konfrontation mit Geburt und Tod für die Kinder deutlich. Nicht nur der natürliche Tod durch Krankheit oder Alter des Tieres spielt eine Rolle, sondern auch der des Schlachtens für den Eigenverzehr oder Verkauf (vgl. FROMME, KÄSE, MEYER, SUBASI, UHLHORN, WÜBBEN, 1999, S.3)

Doch der Umgang mit der Natur erfolgt nicht nur spontan, sondern wird auch in vielen Fällen gesteuert, besonders in Bereichen, mit denen im normalen Stadtleben keine hinreichende Begegnung möglich ist Für viele Stadtkinder ist der Aktivspielplatz, so er Tierhaltung betreibt, oft der einzige Ort, an dem sie einheimische Tiere noch lebensnah erleben können. Besonders beim Umgang mit Pflanzen und Tieren lernen Kinder Verantwortung zu übernehmen, gleichzeitig können Tiere emotional ausgleichend auf Kinder wirken. Speziell für Kinder mit körperlich oder geistigen Behinderungen ist die Arbeit mit Pferden sehr gewinnbringend. Ein Grund für den heilsamen Effekt von Tieren ist in der bedingungslosen Beziehung ohne Bewertung und Kritik durch das Tier zu sehen (GEBHARD, 1994, S. 100).

“Der spontane und unkomplizierte Umgang, das bedingungslose Akzeptiertwerden durch das Tier und der relativ tabufreie körperliche Kontakt ermöglichen offenbar erstaunliche psychische Entwicklungsschritte.” (GEBHARD, 1994, S. 126)

Eine besondere Art von Aktivspielplätzen, die sich vorrangig auf Tier- und Pflanzenhaltung spezialisieren, sind die Kinderbauernhöfe, oder Kinder- und Jugendfarmen. Auf einigen der Aktivspielplätzen steht die Vermittlung ökologischer Ansätze und Techniken im Vordergrund. Es wird von einem Trend zum ökologischen Aktivspielplatz gesprochen, dieser beinhaltet Projekte wie Dachbegrünung, Solaranlagenbau, Lehmbau. (vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 226) GEBHARD geht in seinen Ausführungen zum Thema Kinder und Umweltzerstörung aufgrund verschiedener empirischer Studien davon aus, daß Kinder im Hinblick auf die Umweltzerstörung ziemlich realistisch sind Er führt desweiteren aus, daß die Schule zum Aufbau umweltrelevanten Wissens beiträgt, allerdings keine Wirkung zeigt im Hinblick auf emotionale Orientierung oder Handlungsbereitschaft. (GEBHARD, 1994, S. 227).

An dieser Stelle kann der Aktivspielplatz ansetzen und Handlungsmöglichkeiten und Lösungsansätze durch o.g. ökologische Projekte aufzeigen. Dadurch können Kinder über das reine Problembewußtsein hinaus zum ökologischen Denken angeregt werden.

Bauspielfläche

Baustellen üben eine ungeheure Faszination auf Kinder aus. Zum einen liegt dies in der Veränderbarkeit von Baustrukturen begründet, zum anderen erhalten Kinder hier Einblicke in das Baugeschehen ihrer Umgebung (vgl. LOIDL-REISCH, 1991, S. 123)

Diese Erkenntniss wird in der Bauspielfläche als traditionelle Aktivspielplatzfläche umgesetzt. Die zur Verfügung stehenden “losen Materialien”, wie Sand, Holz, Steine usw. stehen den Kinder für konstruktive Arbeiten zur Verfügung. Mit entsprechenden Hilfestellungen seitens des Betreuungpersonals können hier eigene Hütten, Plastiken o.ä. erbaut werden. Besonders dieser Bereich versucht die Trennung Kind-Erwachsenenwelt zu überbrücken und den Kindern die Möglichkeit zu geben, Einblicke in die reale Welt der Erwachsenen zu erlangen.

Kleinkindspielfläche und Sportfläche

In der statistischen Auswertung von rund 60 Aktivspielplätzen der Städte Berlin, Hamburg und Stuttgart, die der BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V. 1996 vorgenommen hat, ergab sich ein Besuch von Kleinkindern (bis zum Schuleintritt) von rund 11 % der gesamten Menge der Spielplatzbesucher (1997, S.227). Wegen dieser relativ geringen Anzahl ist der Ausbau von Kleinkindspielflächen auf den Aktivspielplätzen notwendig. Damit kann das Mit- bzw. Nebeneinander verschiedener Altersgruppen unterstützt werden, soziales Lernen wird gefördert.

Auf vielen Aktivspielplätzen stehen auch Plätze zur sportlichen Betätigung zur Verfügung. Oft sind dafür kleine Nischen ausreichend, z.B. Tischtennisplatte, Streetballplatz.

Aufenthaltsräume

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist das Vorhandensein von überdachten und geschlossenen Räumen auf einem Aktivspielplatz. Damit ist auch die Möglichkeit der Benutzung bei schlechtem Wetter gewährleistet. Inwieweit eine großzügige Anlegung von Innenräumen sinnvoll erscheint, darüber besteht bei Planern Uneinigkeit. Bedenken gibt es in der Richtung, daß zu viele Innenräume der Tendenz der Verhäuslichung der Spielplatzarbeit Vorschub leisten und die wesentliche Arbeit deshalb im Freien stattfinden sollte (vgl. BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V. 1997. S. 253). Wobei m.E. die Anlage von Metall-, Töpfer-, Holz-, Woll-und Textilwerkstätten eine Bereicherung für jeden Aktivspielplatz darstellen und alle diese Arbeiten bei schönen Wetter auch im Freien durchgeführt werden können, bei ungünstigen Wetterbedingungen dann aber nicht auf sie verzichtet werden muss.

Pädagogische Betreuung

Aktivspielplätze werden pädagogisch betreut, besitzen also auch feste Öffnungszeiten. Dabei kann man je nach Angebot des Aktivspielplatzes verschiedene Betreuungssbereiche unterscheiden:

“1. pädagogischer und sozialpädagogischer Bereich

2. ökologisch-tierpflegerischer Bereich

3. handwerklich-technischer Bereich

4. medizinisch-therapeutischer Bereich“ (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 235)

Die Interventionen der Betreuer richten sich sicherlich auch nach dem jeweiligen Konzept des Aktivspielplatzes. Diese sind sehr unterschiedlich, “Der Erziehungsanspruch reicht von kompensatorischen über therapeutische bis zu Zielsetzungen mit dem Anspruch, Selbstbestimmung zu verwirklichen.” (SCHOTTMAYER & CHRISTMANN, 1977, S. 176)

Ein wichtige Aufgabe der Betreuer ist es auch, Bezugsperson zu sein und die Kinder vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen. Eine weitere Aufgabe besteht darin, bei schwerwiegenden Auseinandersetzungen unter den Kindern frühzeitig zu intervenieren.

In Deutschland wird auf den Aktivspielplätzen ein Modell der offenen Arbeit praktiziert, d.h. der Platz ist allen Kindern und Jugendlichen zugänglich, unabhängig von Religionszugehörigkeit, Nationalität oder sozialem Status. Die Entscheidung liegt bei den Kindern, ob sie kommen, an welchen Aktivitäten sie teilnehmen wollen. Damit unterscheiden sich solche Plätze von anderen sozialen Einrichtungen, die nach festen Regeln und Strukturen funktionieren (z.B. Hort). Desweiteren steht den Kindern ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Platzes und des Programmangebotes zu. Damit soll bei Kindern die Eigeninitiative und das Verantwortungsgefühl, Urteils- und Kritikfähigkeit gefördert werden. (vg. FROMME, 1999, S. 1/4) Die pädagogische Betreuung selbst ist eines der größten Angriffspunkte von “Aktivspielplatzgegnern”. Ausgehend von der bereits aufgezeigten Aussage, daß Kinder sich gern in naturnaher Umgebung aufhalten, da sie dort frei, ungestört und unkontrolliert spielen können (s. Kap. 2.2.1), wird argumentiert, daß durch die pädagogische Betreuung das Naturerleben auf einem Aktivspielplatz eingeschränkt wird. GEBHARD führt dazu aus, daß sich Naturerfahrungen nicht dort entfalten, wo sie gewissermaßen verordnet werden, wo Naturorte zu Lernorten umfunktioniert werden (1994, S. 85f.). Diese Ansicht ist sicherlich zu unterstützen, allerdings sollte das Argument berücksichtigt werden, daß einfühlsames, begleitende Unterstützung durch das pädagogische Personal einen Aktivspielplatz in keinster Weise in eine Schule umwandelt, da nicht der institutionelle Zwang besteht, Wissen zu vermitteln. Inwieweit sich Kinder frei und unkontrolliert auf einem Aktivspielplatz fühlen, wird sicher zum großen Teil durch mögliche, aber nicht immer notwendige Interventionen durch das Betreuungspersonal bestimmt, hierin zeigen sich Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Aktivspielplätzen.

Soziokulturelle Funktion Gleichzeitig übernehmen Aktivspielplätze oft eine nachbarschaftliche bzw. soziokulturelle Funktion, sie sind gemeinwesenorientiert. Die Praxis einiger Aktivspielplätze zeigt, daß sie für nachbarschaftliche Kontakte zwischen allen Altersgruppen und Nationalitäten genutzt werden. Einige Aktivspielplätze nutzen die Vormittagsstunden, um Ergänzungsstunden für den Schulunterricht anzubieten und somit die Schularbeit im Einzugsgebiet des Spielplatzes zu unterstützen. Gleichzeitig kann der Spielplatz auch für kulturelle Aktivitäten für die gesamte Nachbarschaft genutzt werden, so z.B. für Jahreszeiten- oder Jubiläumsfeste.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß der Aktivspielplatz mit seiner breiten Angebotspalette an Aktivitäten den Kindern die Möglichkeit bietet, sich auch in der Stadt mit Elementen der Umwelt auseinanderzusetzen. Hier spielen vor allem naturnahe Elemente eine große Rolle. Vor allem als Nachbarschaftsknotenpunkt kann der Aktivspielplatz einen großen Beitrag leisten, um die bestehende Trennung von Erwachsenen / Kinderwelt zu überbrücken.

5. Kriterien für die Planung einer

kinderfreundlichen Wohnumwelt Bezugnehmend auf das zu Beginn des Kapitels 4 behandelten Plädoyer für ein Abschaffen der Spielplätze, stimme ich den Autoren insoweit zu, daß der Aktivspielplatz nicht der einzige Spielraum für Kinder in der Stadt sein darf.

Deshalb möchte ich in diesem Kapitel darauf eingehen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, das Stadtumfeld den Bedürfnissen von Kindern anzupassen.

Massnahmen zur Verkehrsberuhigung

Da eine Verringerung des Autoverkehrs angesichts der ständig steigenden PKW-Zahlen vorerst nicht durchführbar erscheint, sind zumindest Maßnahmen zur Verkehrsverlangsamung in den Stadtbereichen möglich. Weiterhin könnte wäre ein Rückbau von Straßen denkbar, um die entstandenen Freiflächen den Radfahrern und Fußgängern, und damit auch den Kindern zur Verfügung zu stellen. Um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten, und damit den Individualverkehr zu senken, könnten Maßnahmen wie staatliche Subventionen oder Einrichtung von Vorzugsspuren denkbar sein (sh. FLADE, 1992, S. 18) Diese Maßnahmen müßten in allen Großtädten durchgesetzt werden, um den Kindern wenigstens zum Teil den Spielraum “Straße” zurückgeben zu können.

“Im Gegensatz zum Spielplatz mit seinem ‘Schoncharakter’ erfüllt die Straße für die Kinder eine wichtige Funktion und zwar die Auseinandersetzung mit der Erwachsenenwelt.” (BUND DER JUGENDFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 183)

Desweiteren würden solche Maßnahmen den Spielraum des Kindes in der Hinsicht vergrößern, daß das Erreichen von Spielorten oder das Aufsuchen von Spielpartnern erleichtert wird (vgl. Kap. 2.3). Straßen sollten zwei Funktionen für Kinder erfüllen: zum einen ein Verbindungsnetz zwischen allen für das Kind bedeutsamen Orten sein und zum anderen selbst als Spielort fungieren.

Die Straße sollte und könnte durch solche Maßnahmen wieder als Kommunikations- und Spielort an Bedeutung gewinnen.

Flächenfreigabe für das Kinderspiel

Weitere Flächen in der Stadt, die nicht als Spielflächen ausgewiesen sind, aber für die Kinder einen hohen Anregungsgrad für spielerische Betätigung geben, sind z.B. Innenhöfe, Schulhöfe, brachliegende Grünflächen, Parks. Einige solcher Flächen erfüllen zudem das Kriterium “Wohnungsnähe” und sind deshalb besonders gut für das Spiel der Kleinkinder geignet (Innenhöfe).

Die Flächenfreigabe für Kinder steht oft den Nutzungsinteressen einiger Erwachsenen (Repräsentationsanspruch) entgegen, kann deshalb vor allem durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit herbeigeführt werden.

Baustellen und Brachen

Neben den Aktivspielplätzen mit ihrer positiven pädagogischen Bedeutung, die in den vorangegangenen Kapiteln herausgearbeitet wurde, gibt es genügend Freiflächen in den Städten, die brach liegen und keiner direkten Nutzung zugeführt werden. Diese Orte könnten auch als Spielräume für Kinder optimale Bedingungen liefern, denn sie bieten keine soziale Reglementierung, die der Aktivspielplatz durch die pädagogische Betreuung wie schon beschrieben in einem gewissen Maße leistet.

Solche Orte üben auf Kinder einen ganz besonderen Reiz aus. Deren Freigabe für Kinder birgt in Bezug auf Sicherheits- und Haftungsfragen größere Probleme und Hindernisse. Staatliche Institutionen und Städteplaner sind hier gefragt, Möglichkeiten zu finden, auch diesen Spielraum für Kinder zumindestens teilweise zugänglich zu machen.

In der von mir verwendeten Literatur wird klar dargestellt, wie wichtig es ist, Kinder in diesen Prozess der Schaffung einer kinderfreundlichen Wohnumwelt mit einzubeziehen. An erster Stelle steht dabei die Analyse des Spielumfeldes durch die Kinder selbst. Dies ist notwendig, da die Bedürfnisse der Kinder für die Erwachsenen nicht immer logisch nachvollziehbar sind. Oft sind die Erwachsenen ärgerlich oder enttäuscht, wenn Kinder an anderen Plätzen spielen, als an den für sie vorgesehenen, aber dies ist nur ein Indiz dafür, daß die Bedürfnisse der Kinder nicht vollständig in die Umweltplanung einbezogen waren (vgl. MATTHEWS, 1992, S. 230).

Der nächste Schritt wäre, Kinder ganz konkret in die Planung und Gestaltung der Wohnumwelt einzubeziehen. Hier könnte, wie schon erwähnt, der Aktivspielplatz als möglicher Nachbarschaftsknotenpunkt selbst Ausgangspunkt sein. Für Kinder ist die Teilnahme an kommunalen Planungs- und Entscheidungsprozessen ein Prozeß, der erlernt werden muß.

Ein Nutzen der Partizipation ist die Verminderung der mutwilligen Zerstörungen seitens der Benutzer, denn einer späteren “Abstimmung mit den Füßen” (vgl. SEEGER, 1987, S. 61) wird so vorgebeugt .

Als Überbau über allen Veränderungen hin zur Planung einer kinderfreundlichen Wohnumwelt in der Stadt steht allerdings die gesamtgesellschaftliche Änderung der Einstellung zu Kindern und das Ernstnehmen deren eigenständiger Interessen (BUND DER JUGENFARMEN UND AKTIVSPIELPLÄTZE E.V., 1997, S. 198)

6 Schlussbemerkungen

Im Hauptteil dieser Arbeit wurde ausführlich auf die Bedingungen des Kinderspiels in der Stadt eingegangen und eindeutig herausgestellt, daß den Kindern zu wenig Spielraum zur Nutzung zur Verfügung steht. Unabhängig von der Attraktivität dieser Spielräume sind Spielplätze, konventioneller Art und Aktivspielplätze, für das Kinderspiel vorgesehene Räume in der Stadt. Aktivspielplätze sind allerdings viel besser als konventionelle Spielplätze geeignet, aufgrund ihrer Ausstattung und den Betätigungsfeldern, den Kindern eine Auseinandersetzung mit der Umwelt und freies Spiel zu ermöglichen. Besonders die Aktivspielplätze, die den Erwerb von Kenntnissen über Umweltbewußtsein und ökologische Techniken in ihr Programm aufnehmen, gehen weit darüber hinaus, nur Ersatz für verlorengegangene Spielräume der Kinder in den Städten zu sein Aktivspielplätze sind attraktiver für Kinder als herkömmliche Spielplätze, dies zeigt sich auch an den höheren Besucherzahlen, vor allem der Kinder im Schulalter (vgl. BIERHOFF, 1974, S. 16 ff.).

Die systematische Ausgrenzung der Kinder aus der Erwachsenenwelt wurde im Kapitel 3.1. historisch dargestellt.

Die von einigen Wissenschaftlern (vgl. THOMAS, SEEGER, SCHENKER) vertretene These “Spielen kann man überall” ist als Aussage durchaus richtig, solange sie nicht als Absage an jegliche Spielraumplanung mißinterpretiert wird. Da nicht alle Plätze in der Stadt für Kinder frei zugänglich, sicher und an die Bedürfnisse der Kinder angepaßt sind, nimmt der Aktivspielplatz momentan einen großen Stellenwert in der Spielraumgestaltung für Kinder ein.

Gleichzeitig sollte er nicht der einzige Spielraum für Kinder in der Stadt bleiben, sondern wie im Kapitel 5 beschrieben, müssen Gestaltungs- und Nutzungsinteressen der Kinder eingehen in die allgemeine Stadtplanung und weitere Spielräume sollten geschaffen oder freigegeben werden, die es den Kindern auch ermöglichen, ohne jegliche pädagogische Aufsicht und Betreuung ihrem freien Spiel nachzugehen.

Abschließend möchte ich betonen, daß der Aktivspielplatz in der heutigen Stadt eine gute Möglichkeit für die Kinder bietet, ihren Spielraum zu erschließen und ein Schritt in Richtung einer humanen Stadtentwicklung bedeutet.

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Erklärung

Hiermit erkläre ich, daß die vorliegende Hausarbeit zum Thema

“Spielraumgestaltung für Kinder in den Städten - Der Aktivspielplatz als eine Möglichkeit”

ohne fremde Hilfe erstellt wurde. Alle verwendeten Quellen wurden angegeben. Ich versichere, daß ich bisher keine Hausarbeit oder Prüfungsarbeit mit gleichem oder ähnlichem Thema an der FernUniversität oder einer anderen Hochschule eingereicht habe.

Überarbeitete Fassung,

Ein Gedi, den 12. Februar 2002

Ende der Leseprobe aus 50 Seiten

Details

Titel
Spielraumgestaltung für Kinder in den Städten - der Aktivspielplatz als eine Möglichkeit
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
Hausarbeit
Note
erfolgreic
Autor
Jahr
2002
Seiten
50
Katalognummer
V106482
ISBN (eBook)
9783640047611
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spielraumgestaltung, Kinder, Städten, Aktivspielplatz, Möglichkeit, Hausarbeit
Arbeit zitieren
Claudia Sachowski (Autor:in), 2002, Spielraumgestaltung für Kinder in den Städten - der Aktivspielplatz als eine Möglichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106482

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