Kinder und Jugendliche auf der Straße - ein Überblick über die Situation in Dakar/ Senegal


Seminararbeit, 1999

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1.Vorbemerkung
1.2. Sozioökonomische Situation im Senegal

1. Kinder und Jugendliche auf den Straßen von Dakar
2.1. Enfants et Jeunes Desoeurvr é s
2.2. Enfants et Jeunes Travailleurs
2.3. Talib é s
2.4. Enfants en Rupture

2. Sozialarbeit auf nichtstaatlicher Ebene: ein Beispiel
3.1. ENDA-Jeunesse Action
3.2. Bemühungen um die enfants en rupture

3. Schlussbemerkung

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Vorbemerkung

Das Problem „Straßenkinder“ ist ein Phänomen, das in unterschiedlichen Ausprä- gungen schon lange existiert, und auf das Gesellschaften verschiedene Reaktionen zeigten. In den letzten Jahrzehnten jedoch lassen sich Entwicklungen aufzeigen, die den Umgang mit „Straßenkindern“ maßgeblich beeinflussen. Vor allem die zunehmende Präsenz dieses Themas in der Öffentlichkeit dient als Indiz für eine stattfindende Veränderung. In Zusammenhang mit Stichworten wie „Kinderrech- te“ und „Kinderpolitik“ ist hier besonders der veränderte Umgang, sowohl auf politischer als auch auf pädagogischer Ebene mit „Straßenkindern“ zu nennen1. Gleichzeitig spielen die globalen Vorgänge eine große Rolle. Stellt sich auch Glo- balisierung in erster Linie als ein ökonomischer Prozeß dar, so sind mittlerweile umfassendere Folgen offensichtlich. Globalisierung hat neben dem wirtschaftli- chen Charakter auch eine ökologische, politische, kulturelle und vor allem soziale Dimension. Vorhandene Strukturen verändern sich, positive und negative Konse- quenzen ergeben sich. Zu letzteren zählt auch die wachsende Kluft zwischen ar- men und reichen Ländern und die sich vergrößernden internen Disparitäten. Auch ist in diesem Zusammenhang ein Anstieg der in Armut lebenden Menschen zu verzeichnen. Nicht nur für die Entwicklungsländer, in denen die meisten „Stra- ßenkinder“ leben, sondern auch in der „westlichen Welt“ sorgen steigende Zahlen von „Straßenkindern“ für Besorgnis.

Der Begriff „Straßenkind“ wird, gerade in den Medien“, sehr unreflektiert ge- braucht. Abgesehen davon, dass mit ihm noch oft die Assoziation „Entwicklungs- land“ verknüpft ist, obwohl das Problem wie schon erwähnt weltweit existiert, wird er aber auch der komplexen Situation in den Entwicklungsländern selber nicht gerecht.

Im folgenden soll am Beispiel Senegals dargestellt werden, dass auch im Kontext der Entwicklungsländer je nach länderspezifischen Aspekten der Begriff „Straßenkind“ differenziert werden muß. Außerdem werden die Bemühungen um eine länderspezifische Gruppe von „Straßenkindern“ der Nicht-Regierungsorganisation ENDA als ein Beispiel sozialer Arbeit im Senegal verdeutlicht.

1.2. Sozioökonomische Situation im Senegal

Um einen Rahmen zu schaffen, der eine umfassendere Einordnung der Ausführungen in den gesellschaftlichen Kontext erlaubt, sollen zuvor ein paar wichtige Informationen zum Senegal präsentiert werden.

Die Bevölkerung des Senegal (8.790.000), einer ehemaligen französischen Kolonie an der westafrikanischen Küste, setzt sich aus verschiedenen ethnischen Gruppen2 zusammen, die sich zwar durchaus bestimmten Regionen zuordnen lassen und sich auch hinsichtlich ihrer Geschichte, Religionszugehörigkeit, Sprache und Kultur unterscheiden, aber dennoch konfliktlos zusammenleben. Neben der Amtssprache Französisch ist Wolof, die Sprache der zahlenmäßig größten Ethnie, die wichtigste Nationalsprache und dient besonders in Zentren ethnischer Heterogenität als „lingua franca“.

Die dominierende Religion ist der Islam, dem ca. 95% der Bevölkerung angehö- ren. Wertevorstellungen, Gesellschaftskonzeption und Alltag werden, neben und vor allem in Verbindung mit traditionellen Elementen, vom Islam geprägt. Die Alphabetisierungsrate der Erwachsenen (über 15 Jahre) liegt bei 35%. Trotz einer Schulpflicht für alle 6 bis 12-Jährigen besuchen nur 58% der grundschul- pflichtigen Kinder eine staatliche Schule. Neben dem öffentlich-staatlichen Schulwesen (nach französischem Vorbild) kommt dem privaten Bildungssektor (traditionelle Koranschulen, arabische Schulen) eine große Bedeutung zu, über den jedoch Angaben in nur geringem Umfang existieren, was in der Beurteilung statistischer Zahlen zum Schulbesuch zu berücksichtigen ist. Die quantitativen und qualitativen Probleme im Bildungsbereich sind eine Folge von Kürzungen der Sozialausgaben, die insbesondere im Zusammenhang mit Strukturanpassungspro- grammen und der Abwertung des Franc CFA, der westafrikanischen Währung, im Jahr 1994 stehen. Auch die wirtschaftliche Situation verschlechterte sich unter diesen Bedingungen immens. Armut und planlose Landflucht bedeuten in vielen Fällen eine kulturelle Entfremdung und vor allem eine Instabilität von Familien- verhältnissen.

Das Stadt-Land-Gefälle ist relativ groß. Migration in die Städte und Bevölke- rungswachstum - die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung liegt bei 3% - bedingen den drastischen Urbanisierungsprozeß. In den Städten leben 45% der Gesamtbevölkerung Senegals. Mit 4% liegt die durchschnittliche Wachstumsrate der städtischen Bevölkerung höher als die der gesamten Bevölke- rung.3 Die Hauptstadt Dakar mit seinen rund 2 Mio. Einwohnern ist jedoch nicht in der Lage, diese Menschenmassen mit Arbeit, sozialer Infrastruktur und öffent- lichen Dienstleistungen zu versorgen, so dass sich besonders hier die Folgen der Verstädterung in Form von Bildung von Elendsvierteln, Arbeitslosigkeit und Ar- mut zeigen.

2. Kinder und Jugendliche auf den Straßen von Dakar

„En Afrique, la rue a toujours joué un rôle important dans la vie des jeunes: c’est sur la place publique, sous l ’ arbre à palabres, que se tiennent réunions et cérémonies, et c’est dans la rue que se manifestent les initiations traditionelles´“. (JEUDA Nr.27,1985: 3)

Ob in ländlichen Gebieten oder den Ballungsräumen der Städte, im Senegal spielt sich das Leben zu einem erheblichen Teil im Freien ab. In Dakar breiten nicht nur Geschäfte ihr Warenangebot bis auf die Gehsteige aus, auch die Tätigkeiten vieler kleiner Werkstätten und der Großteil des nicht institutionalisierten Handels und der informellen Dienstleistungen finden auf der Straße statt. Daneben dient die Straße, besonders auch in den dichtbevölkerten (Vor-)Stadtvierteln, wo man be- engten Wohnverhältnissen ausweichen will, als Ort der Kommunikation und sozi- alen Interaktion - man sitzt vor dem Haus, trifft sich an der ‘boutique‘ (kleine Lädchen mit vielfältigem Angebot) oder dem ‘télécentre‘ (Telefonstübchen), und die Kinder nutzen die Straße als Spielort. Auch Feiern wie Taufen und Hochzei- ten, sowie traditionelle Zeremonien werden oft auf der Straße veranstaltet. Be- rücksichtigt man ein solches Straßenbild wird deutlich, dass gerade in diesen Län- dern der Begriff „Straßenkind“ der Realität in ihrer Komplexität nicht gerecht wird: nicht alle Kinder und Jugendlichen, die sich den Tag über und eventuell nachts auf der Straße aufhalten und scheinbar sich selbst überlassen sind, sind ethnische Gruppen.

„Straßenkinder“ im herkömmlichen Sinne des Begriffs. In der internationalen Diskussion um die Begriffsproblematik kam es daher zu einer Unterscheidung von ‘Kinder auf der Straße‘ und ‘Kinder der Straße‘. In Folge hat sich die Unter- scheidung ‘Straßenkinder‘ und ‘arbeitende Kinder‘ eingebürgert, um zwischen den Kindern und Jugendlichen, die „in relativ geregelter Art und Weise auf der Straße arbeiten und leben“ (Adick 1997: 11) und denjenigen, die ohne Beziehun- gen zu Familie oder anderen sozialen Institutionen die Straße als ihren Lebensmit- telpunkt betrachten, zu unterscheiden, wobei die Übergänge durchaus fließend sein können.

Die Abteilung Jeunesse Action der internationalen Nicht-Regierungsorganisation ENDA Tiers Monde, die die Interessenvertretung der sans-voix, d.h. der Stimm-, Namen- und Einflußlosen zu ihrer Aufgabe gemacht hat, benutzt aufgrund ihrer Erfahrungen in der Arbeit mit marginalisierten Kindern und Jugendlichen im afrikanischen Kontext folgende Unterscheidung:

Als „Sammelbegriff“ dient die Bezeichnung enfants en difficult é bzw. enfants en situation difficile (ESD), der alle Kinder in schwierigen Lebenssituationen um- fasst. Unter die Kategorie der enfants et jeunes desoeuvr é s („Müßiggänger“) fal- len die sozial benachteiligten Kinder und Jugendliche aus überwiegend städti- schen Randgebieten und Slumvierteln. Mit dem Begriff enfants et jeunes travail- leurs (EJT) werden alle arbeitenden Kinder und Jugendlichen (Lehrlinge, Dienst- mädchen, unabhängige Arbeiter) betitelt. Die „echten Straßenkinder“, also dieje- nigen, die ausschließlich auf und von der Straße leben und überleben, sind die enfants en rupture (ERF), womit Jeunesse Action den schwierigen Begriff des „Straßenkindes“ umgeht. Bettelnde Kinder (enfants et jeunes mendiants) stellen im Senegal eine problematische Gruppe dar. Es finden sich hier sowohl Kinder, die mit ihrer Familie auf der Straße leben und betteln, als auch Kinder, die blinden oder behinderten Bettlern als Stütze „gegeben“ werden. Eine besondere Gruppe der bettelnden Kinder im Senegal bilden die talib é s (Koranschüler), deren bet- telnde Tätigkeit auf traditionelle Wurzeln zurückgreift.

Die Zuordnung von Kindern und Jugendlichen zu diesen verschiedenen Gruppen ist nicht immer eindeutig, noch wird sie in jedem Fall der genauen Lebenssituati- on des Betroffenen gerecht. Die Kategorien können sich durchaus überschneiden.

So können z.B. arbeitende Kinder mit ihrem Herkunftsmilieu gebrochen haben und daher en rupture leben, ganz wie die enfants en rupture. Außerdem herrscht zwischen den einzelnen Gruppen eine große Fluktuation.

Das Alter der Kinder und Jugendlichen auf der Straße in Dakar variiert je nach Gruppen. Die Altersspanne bei den apprentis (Lehrlinge), die eine besondere Gruppe der arbeitenden Kinder und Jugendlichen darstellen, und den talib é s ist recht groß, hier sind die jüngsten ca. 6 oder 7 Jahre alt und die ältesten mit ca. 25 Jahren schon weit über das Jugendalter hinaus. Unter den enfants en rupture sind viele Kinder unter 15 Jahren, während die travailleurs independants (unabhängige Arbeiter) zum größten Teil Jugendliche über 15 Jahren sind. Die Kinder, die auf der Straße als talib é s, enfants mendiants oder enfants en rupture betteln, sind mehrheitlich unter 15 Jahren, während diejenigen, für die die Straße Arbeitsort ist, hauptsächlich Jugendliche sind (vgl. ENDA 1998).

2.1.Enfants et Jeunes Desoeurvrés

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen (unter 15 Jahre) an der Gesamtbevölke- rung im Senegal liegt bei ca. 45% (Weltbank). Für die Hauptstadt Dakar und Um- gebung gibt es Prognosen, in denen für das Jahr 2025 von einer Zahl von ca.

3.000.000 Kindern und Jugendlichen gesprochen wird, was im Vergleich zum derzeitigen Stand einen Anstieg von mehr als die Hälfte bedeuten würde (Teren- zio 1995: 23). Der Großteil der Kinder und Jugendlichen fällt unter die Kategorie der enfants et jeunes desoeuvr é s, die „vor allem angesichts von Armut, fehlenden Bildungsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit ... dem Müßiggang preisgegeben sind, bzw. die ... ohne große Lebensperspektive einfach nur so herumhängen“. (Adick 1997: 11). Sie leben mehrheitlich in den Vororten Dakars (‘banlieus‘) und in den ärmlichen Stadtvierteln (‘quartiers populaires‘), die durch eine hohe An- wohnerzahl, unkontrolliertes Wachsen und damit einhergehend durch mangelnde Infrastrukturen gekennzeichnet sind. Diese Kinder und Jugendlichen haben keine oder nur geringe Schulbildung, wenig Möglichkeiten einer ihren Wünschen und Bedürfnissen angemessenen Freizeitgestaltung und nur geringe Chancen auf ein zukünftiges eigenständiges und abgesichertes Leben. Die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen in den städtischen Ballungszentren liegt bei 40% (1998), eine Anga- be, die sicherlich die reale Situation in der Hauptstadt widergeben kann. Unter diffizilen Lebensumständen sehen sich die Kinder und Jugendlichen oft mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, sich selbst durchzuschlagen, weil die Familie überfordert ist.

„Parfois, je rentre à la maison, mais mes parents me disent, „il faut aller te débrouiller“, c’est pourquoi je suis dans la rue“ (un jeune sans occupation). (Jeuda Nr.28, 1985: 2)

Zunehmend äußert sich das Bedürfnis der enfants et jeunes desoeuvr é s nach Orientierung und einer Rolle in der Gesellschaft in mehr oder weniger spontanen Zusammenschlüssen unterschiedlichster Art und Funktion: Fußballmannschaften, kulturelle Gruppen, Jugendclubs, wirtschaftliche Interessengemeinschaften bis hin zu größeren Basisvereinigungen.4

2.2.Enfants et Jeunes Travailleurs

Die arbeitenden Kinder und Jugendlichen (enfants et jeunes travailleurs = EJT) verdienen fast ausschließlich ihren Lebensunterhalt im informellen Sektor5, der in seiner Funktion als „Schattenwirtschaft“ als soziales Auffangbecken dient, gleich- zeitig auch Ausdruck von entwickelten Überlebensstrategien ist. Viele dieser jun- gen Arbeiter kommen aus den ländlichen Regionen nach Dakar, in der Hoffnung auf einen Arbeitsplatz in der Hauptstadt, der es ihnen ermöglicht, die finanzielle Lage ihrer Familien zu verbessern und auch für sich selbst etwas Geld zu verdie- nen. Als Schuhputzer, Warenträger auf dem Markt, Autowäscher, Zeitungsver- käufer, Dienstmädchen u.ä. finden sie dazu mitunter die einzige Möglichkeit.

„ ... C‘est dur, cette vie de bonne, mais on est obligée car au village, il n’y a absolument rien maintenant. Les parents sont lá-bas avec les enfants, on récolte peu des riz et il faut faire vivre les enfants. Nous sommes fatiguées et ce n‘est pas cette situation que j’attendais de la ville.“ (petite bonne à Dakar) (Jeuda Nr.99, 1994: 53).

Bei den arbeitenden Kinder und Jugendlichen aus Dakar selbst handelt es sich um die oben erwähnten „Müßiggänger“, die mit Tätigkeiten im informellen Sektor versuchen, wenigstens vorübergehend aus ihrer perspektivlosen Lage herauszu- kommen.

Verwandtschaftliche Beziehungen und ethnische Zugehörigkeit, spielen bei den EJT eine wichtige Rolle, weil unter diesen Aspekten große Solidarität entstehen kann. Gruppierungen, die sich auf dieser Basis schnell bilden können, stellen für den einzelnen die Möglichkeit dar, durch die Gemeinschaft aufgefangen zu wer- den und erleichtern in vielen Fällen das Problem der Unterkunft und Verpflegung.

„J’ai fait 10 ans à Dakar. Nous vivons en groupe dans une chambre. A la fin du mois, les grandes payent le loyer. Les enfants approvisionnent la chambre en eau et s’occupent du nettoyage. Nous sommes nos propres responsables...“ (une responsable d’un groupe d’employées de maison de HLM-Montage). (Jeuda Nr.99, 1994: 22)

Oft dominieren bestimmte ethnische Gruppen die einzelnen Tätigkeitsbereiche. So gehören z.B. die meisten Schuhputzer in Dakar der Ethnie der Toukouleur an und stammen aus der Region um Fouta (Terenzio 1995: 25).

Die arbeitenden Kinder und Jugendlichen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Arbeitsortes. Während die meisten arbeitenden Mädchen sich als Dienstmädchen (employ é e de maison oder mbindaan6 ) in Privathaushalten verdingen und aus die- sem Grund weniger in das breite Feld der Straßenkinder fallen, ist das Arbeitsum- feld der Jungen die Straße (travailleurs independants). Sie prägen zu einem be- deutenden Teil das Straßen- bzw. Stadtbild und werden deshalb schnell mit dem Begriff „Straßenkind“ in Verbindung gebracht und sehen sich mit negativen Stigmatisierungen konfrontiert, obwohl die meisten durchaus nicht obdachlos sind, d.h. noch Anschluß an stabile soziale Beziehungen wie Familie, Freunde, Projektpersonen oder Einrichtungen etc. haben.

„Certains d’entre nous veulent apprendre un métier, mais quel est le chaf d’atelier qui accepterait de nous prendre? Ils nous considèrent comme mauvais garcons. Et puis, il faut manger, vivre et envoyer un peu d’argent aux parents car il n’y a ri- en au village. Donc on se débrouille en cirant les chaussures“ (cireur à Dakar). (Jeuda Nr.28, 1985: 2)

Die Lebens- und Arbeitssituation der EJT ist bestimmt von fehlender Absicherung und Unterstützung, Unregelmäßigkeit, Ungewißheit und sozialer Exklusion. Sie entbehren jeglicher sozialer Grundleistungen im Hinblick auf Gesundheit, Schul- /Ausbildung und die Förderung der individuellen Entwicklung, die auf ihre besonderen Lebensumstände als arbeitende Kinder und Jugendliche zugeschnitten wären. Die EJT, die auf der Straße arbeiten, genießen keinen Rechtsschutz, was sie zu Opfern von Polizeirazzien macht, bei denen ihre Ware konfisziert wird und sie selber schnell willkürlich inhaftiert werden. Weil sie am Rande oder gar außerhalb des öffentlichen Marktes agieren, haftet ihrem Dasein in den Augen der Öffentlichkeit etwas illegales, kriminelles oder asoziales an.

Les gens ne nous donnent pas du travail. Et quand nous en trouvons, on nous criti- que...la police nous rafle systématiquement quand nous faisons notre métier. N‘est-ce pas nous pousser au vol?“ (un jeune coxeur à Dakar). (Jeuda Nr.49, 1986: 5)

Die apprentis, Lehrlinge, fallen auch unter die arbeitenden Kinder und Jugendli- chen, bilden hier aber eine spezielle Gruppe. Apprentis nennen sich Kinder und Jugendliche, die in Werkstätten eine Ausbildung machen. Es handelt sich dabei sowohl um holzverarbeitende als auch Metall- und Elektrowerkstätten. Die Aus- bildung kann sich über Jahre erstrecken und unterliegt meistens keiner formalen Regelung, sondern geschieht nach dem Prinzip „Abgucken, Nachmachen und Lernen“. Die Lern- und Arbeitsbedingungen sowie die Lebenssituation der ap- prentis ist ungeregelt und von Schwierigkeiten geprägt, weshalb sie eine Ziel- gruppe von Jeunesse Action darstellen. Ähnlich wie die Dienstmädchen aber ist ihr Arbeits- und Lebensraum weniger die Straße an sich, so dass es im folgenden nur bei dieser Erwähnung bleiben soll.

Nach dem Vorbild der Initiativen und Aktionen von lateinamerikanischen arbei- tenden Kindern und Jugendlichen, die sich inzwischen zu einer organisierten Be- wegung geformt haben, entwickelte sich auch in Afrika in den letzen Jahren ein Selbstbewußtsein der und ein Bewußtsein für die EJT in Afrika. Eine wichtige Etappe für die Organisation afrikanischer EJT war das Treffen von EJT aus fünf westafrikanischen Städten, das im Juli 1994 in Bouaké/Elfenbeinküste stattfand. In diesem Rahmen wurden in Anlehnung an die UN-Kinderrechtskonvention (1989) und die Kinderrechtscharta Südafrikas (1992) 12 Rechte formuliert, die der Situation der afrikanischen jungen Arbeiter Rechnung tragen und als Grundkon- um Krankheit etc. geht.

sens für Programme und Aktionen des Mouvement Africain des Enfants et Jeunes Travailleurs (MAEJT)7 dienen sollen.

2.3.Talibés

Die talib é s8 bilden eine besondere Gruppe der Kinder und Jugendlichen auf der Straße im Senegal. Talib é s sind Schüler aus den traditionellen Koranschulen, die im islamisierten Westafrika sehr verbreitet sind.

Diese sogenannten daaras9 stellen die „wichtigste, d.h. die am häufigsten frequen- tierte islamische Schulform im Senegal dar“ (Wiegelmann/Naumann 1997: 276). In einer daara werden den Kindern, die meist zwischen 7 und 16 Jahren alt sind, Grundkenntnisse des Korans und die religiöse Praxis gelehrt. Die Ausbildung in einer Koranschule gliedert sich in mehrere Stufen, vom Erlernen religiöser Grund- regeln und der Koranrezitation über ein Studium der arabischen Sprache und der Koranexegese bis hin zu vertiefenden Studien übriger islamischer Wissenschaf- ten. Für die erste Phase, die Grundausbildung, werden 3 bis 7 Jahre als Mindest- maß angesehen (vgl. Wiegelmann/Naumann 1997: 279). Der Koranlehrer, mara- bout10 genannt, ist aber nicht nur für die Unterweisung zuständig, sondern trägt darüber hinaus die Verantwortung für die Versorgung seiner Schüler. Viele Kin- der, oft aus weitentfernten Regionen, sind ihm von den Eltern anvertraut worden, so dass die Koranschule für sie als eine Art Internat fungiert. Hauptsächlich sind es diese „internen Schüler“, die man als talib é mendiant, als bettelnden Koran- schüler, auf der Straße antrifft. Die Kinder betteln „im Auftrag oder zumindest mit Billigung ihres verantwortlichen marabout “ (Wiegelmann/Naumann 1997: 273) um Nahrungsmittel, Essensreste und Geld. Das Bettelnschicken, das auf frühere Zeiten zurückzuführen ist, hat sich als Bestandteil der Ausbildung erhalten. Da- mals zog der marabout mit seinen Schülern durch das Land, und das Erbetteln von Nahrungsmitteln als Unterstützung von Seiten der Bevölkerung war eine wichtige Lebensgrundlage für die Gruppe. Die Entwicklung, dass gerade in den Städten zunehmend um Geld gebettelt wird, ist nicht unproblematisch, sehen doch unseriöse Koranlehrer darin eine lohnende, persönliche Einkommensquelle.11 Daraus resultierende ausbeuterische Verhältnisse und Repressionen führen dazu, dass viele talib é s unter diesem enormen Druck aus der Koranschule auf die Straße fliehen und sich dort als „echte Straßenkinder“ durchschlagen müssen.

2.4.Enfants en rupture

Diese enfants en rupture, wie Mitarbeiter von ENDA sie nennen, bilden in Dakar den geringsten Teil der Kinder und Jugendlichen auf der Straße. Sie haben entwe- der vollständig oder nur teilweise mit ihrem Herkunftsmilieu gebrochen und leben von und auf der Straße. Neben den ausgerissenen Koranschülern gibt es auch ei- nen großen Anteil von Kindern und Jugendlichen, die ihre Familien verlassen haben. Die Erklärungsfaktoren hierfür sind vielseitig und unterscheiden sich kaum von den Ursachen, die in der Literatur für deutsche „Straßenkinder“ aufgezeigt werden. Die ganze Bandbreite von Gewalt und Mißbrauch in der Familie, instabi- len Familienbeziehungen, über Vernachlässigung, Armut bis zur Arbeitslosigkeit der Eltern ist hier zu finden. Dem Kindern und Jugendlichen mangelt es sowohl an existentieller Versorgung als auch an Fürsorge. Die Kinder und Jugendlichen verlassen angesichts der ausweglosen Situation ihre Familien oder werden aus Verzweiflung von ihren Eltern explizit weggeschickt.

„Un jour, ma marâtre m’a dit: je ne peux plus me débrouiller pour te nourrir. Il faut que tu te débrouilles,...“ (Jeuda Nr.49, 1989: 3)

„Je veux bien rentrer chez mes parents, mais mon père a divorcé ma mère et ma marâtre ne m’accepte pas...dès que j’approche de la maison, mon père me chasse avec un pilon.“ (Jeuda Nr.28, 1985: 4)

Sie schließen sich zu Banden zusammen und haben bevorzugte Lokalitäten in Dakar. Vor allem sind sie am Bahnhof und vor Kinos und Bars, auf den Märkten, in der Nähe einiger Fußballstadien und an abgelegenen Stadtstränden anzutreffen. Tagsüber ziehen sie umher, um zu betteln oder sich durch „Gelegenheitsjobs“ wie Warentragen auf dem Markt etc. ein paar Münzen zu verdienen. Auch kleinkrimi- nelle Aktionen gehören zu ihrem Alltag, denn nicht immer ist das erbettelte Geld oder Essen ausreichend. Viele der enfants en rupture betäuben ihre Verzweiflung angesichts der harten Realität ihres Lebens mit Drogen, neben Zigaretten vor allem mit „Guinz“12.

3. Sozialarbeit auf nichtstaatlicher Ebene: ein Beispiel

3.1. ENDA-Jeunesse Action

Zu den verschiedenen, nach Aufgabenbereichen getrennten Abteilungen der inter- nationalen basisorientierten Nicht-Regierungsorganisation ENDA Tiers Monde13 in Dakar gehört auch Jeunesse Action. ENDA-Jeunesse Action, 1985 gegründet, arbeitet mit und für marginalisierte Kinder und Jugendliche. Die konkrete Verbes- serung der Lebenssituation, logistische, personelle und materielle Unterstützung und eine Interessenvertretung der marginalisierten Jugend gegenüber der Öffent- lichkeit sind Arbeitsschwerpunkte. Ziele sind neben den eher karitativen Aspekten (Grundbedürfnisbefriedigung in Bezug auf Gesundheit, Unterkunft, Verpflegung und Bildung) die Erfassung und Stärkung vorhandener „Ressourcen“ und die An- leitung zur Entwicklung eigener Strategien und Lösungen. Umgesetzt wird dies durch eine partizipative Arbeitsmethode (Recherche Action Participative = RAP), die, ausgehend von der Rolle des Sozialarbeiters als „ facilateur “ (Djakaridja 1995: 35), auf die Eigeninitiative und Eigenenergie der Zielgruppen baut und die- se als gleichberechtigte ‘Partner‘ (partenaires) ansieht (vgl. auch ENDA 1995). Die Unterstützung von Stadtviertelvereinigungen (Associations de Quartier), das Eingehen von Projektpartnerschaften und die Hilfe zur Selbstorganisation sind von daher wichtige Grundbausteine der Arbeit von Jeunesse Action.

zu den moralischen Verpflichtungen eines Moslems zählt.

Das aktuelle Programm „ Xaleyi ci kanam “ 14 ist ein 5-jähriger nationaler Aktions- plan, der in Zusammenarbeit mit ENDA-ACAS (Ziguinchor) und Claire Enfance (St.Louis)15 formuliert wurde. Ziel ist es, die Rechte von Kindern und Jugendli- chen in allen Bereichen zu stärken, die Lebensbedingungen zu verbessern und eine optimale Kommunikation und Interaktion zwischen den Zielgruppen, den öffentlichen Institutionen und den tätigen Organisationen zu erreichen. Das Pro- gramm wird auf lokaler Ebene entsprechend den dortigen Verhältnissen konkreti- siert und umgesetzt.

3.2. Bemühungen um die enfants en rupture

Die enfants en rupture bilden die kleinste, durch ihre Lebenssituation bedingt aber eine der problematischsten Zielgruppen. Der Umgang mit den enfants en rupture ist sowohl seitens der Öffentlichkeit als auch von Seiten der pädagogischen Ein- richtungen ambivalent; Stigmatisierung und Vernachlässigung versus Integration und Akzeptanz.

ENDA hat sich, im Zuge der Entwicklungen der letzten Jahre, die Realisierung der Rechte der Kinder zum Grundsatz genommen. Auf praktischer Ebene beinhaltet dies unterschiedliche Aspekte. Neben der Verbesserung der konkreten aktuellen Lage (Ver- und Vorsorge) besteht immer die Intention, die Kinder und Jugendlichen im Hinblick auf ihre Situation, ihre Stärken, Wünsche und Lebensplanung zu sensibilisieren und ihnen Hilfestellungen zu geben.

Außerdem sind die Mitarbeiter von Jeunesse Action Ansprechpartner und Brückenpersonen zwischen den Kindern und Institutionen wie Polizei, Krankenhäuser und Ärzten und der Öffentlichkeit.

Die Kontaktaufnahme und die Interaktion mit den enfants en rupture findet an ihren informellen Treffpunkten statt, d.h. es handelt sich für die animateurs um eine aufsuchende Arbeit. Dies liegt neben der Tatsache, dass es in Dakar keine speziellen Anlaufstellen für obdachlose Kinder gibt, nicht zu letzt auch daran, dass der Sitz von ENDA-Jeunesse Action sich nicht im Stadtzentrum befindet, wo sich die enfants en rupture meistens aufhalten. Die Zusammenarbeit beruht auf Freiwilligkeit, so dass die Eigeninitiative der Kinder gefragt ist, wenn es um Aktivitäten, das Suchen von Alternativen und Hilfen geht. Die Angebote und Beratungen umfassen sowohl den gesundheitlichen, den Erziehungs- und Bildungs- als auch den Freizeitbereich.

Mitarbeiter von Jeunesse Action behandeln die Kinder medizinisch soweit es ihre Kenntnisse zulassen und stehen in Kontakt mit Ärzten und Krankenhäusern, mit denen Bedingungen für die Behandlung der enfants en rupture ausgehandelt wer- den.

In Gesprächsrunden, die sich nach dem Vorsatz richten, durch die Beteiligung der Betroffenen an der Gestaltung der Zusammenarbeit und Hilfe ihr Selbstvertrauen und Engagement zu fördern, werden mit den animateurs Aktivitäten geplant, die den Bedürfnissen der Kinder erwachsen. Der Wunsch nach einem Alltag, der ih- rem Alter und ihrer Entwicklung gerecht wird, manifestiert sich vor allem in Sportaktionen (Fußballtraining und Turniere), Ausflügen und Freizeiten. Jeunesse Action ermöglicht diese Aktionen in einem angemessenen Rahmen. Selbstver- trauen, vorhandene Stärken sowie soziale Kompetenzen sollen hierbei spielerisch gefördert werden. Desweiteren stellen diese Aktivitäten Alternativen zum Stra- ßenalltag dar, wenn auch natürlich nur kurzfristig, und regen zur Auseinanderset- zung mit der eigenen Lebenssituation an. Bei dem Suchen von Problemlösungen, dem Versuch, abgebrochene soziale Beziehungen wiederherzustellen oder dem Aufbau alternativer Lebensprojekte fungieren die Mitarbeiter von Jeunesse Action als Berater und Vermittler. In diesem Zusammenhang wäre u.a. die logistische Unterstützung kleiner Projekte als legale finanzielle Einnahmequelle zu nennen, Angebote von handwerklichen Kursen oder die Vermittlung eines Ausbildungs- platzes in Werkstätten, die Kontaktaufnahme zur Familie/Pflegepersonen des Be- troffenen, aber auch thematische Informations- und Diskussionsrunden (über Drogen, Aids, Hygiene, das Leben auf der Straße, Zukunftsträume, etc.) zu nen- nen. Die teilweise eher karitativen Elemente der Arbeit werden von ENDA immer auch unter dem Aspekt von Forschungs- und Aufklärungsbestrebungen gesehen und definiert. Als Interessenvertreter der sans-voix, zu denen die enfants en ruptu- re ohne Zweifel gehören, nimmt ENDA-Jeunesse Action auch die Auseinander- setzung mit Behörden und die Kooperation mit anderen Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, als Aufgaben wahr.

4. Schlussbemerkung

Es ist deutlich geworden, dass der Begriff „Straßenkind“ in einem spezifischen Kontext genauer definiert und differenziert werden muss, was sich durchaus als schwierig erweisen kann. Eine Differenzierung ist wichtig, um der jeweiligen spe- zifischen Problemsituation der Betroffenen gerecht zu werden, kann aber auf- grund von Überschneidungen nie absolut sein, und darf nicht dazu führen, die Kinder und Jugendlichen in Schubladen zu sortieren, Parallelen und gemeinsame Ansatzpunkte zu vergessen. Ob junge Arbeiter oder Müßiggänger, die das Stra- ßenbild Dakars dominieren zu scheinen, oder bettelnde Koranschüler und obdach- lose Kinder, sie alle gehören zu einem marginalisierten Teil der Gesellschaft, dem in unterschiedlichem Ausmaß Grundbedürfnisse und -rechte verwehrt werden.

Karitativen Komponenten in der Sozialarbeit kommen schon allein im Sinne einer Verbesserung der aktuellen Lebensbedingungen dieser Gruppen eine wichtige und unverzichtbare Rolle zu. Der zunehmend emanzipatorisch geprägte Umgang mit Kindern und Jugendlichen auf der Straße, der sich an den Leitsätzen von Selbst- organisation und Partizipation orientiert, aber stellt eine Möglichkeit dar, die „Stimmlosen“ sowohl für ihrer eigene Lebensgestaltung zu motivieren, als auch sie als Subjekte an den gesellschaftlichen Prozessen, die sich gerade in vielen Ländern Afrikas unter dem Aspekt der Umgestaltung vollziehen, zu beteiligen.

5. Literaturverzeichnis

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Wiegelmann, Ulrike/Naumann, Craig u.a.: Zwischen Ausbildung und Ausbeu- tung: die „talibés mendiants“ im Senegal. In: Adick, Christel (Hrsg.): Straßenkinder und Kinderarbeit. Frankfurt a. M. 1997: 273-292.

[...]


1 Vor allem die UN-Kinderrechtskonvention vom 20.11.1989 und die weltweite, sich zunehmend vernetzende Kinderrechtsbewegung sind an dieser Stelle zu erwähnen.

2 Die größte Ethnie sind die Wolof, der ca. ein Drittel der Bevölkerung angehört. Daneben bilden die Serer, die Fulbe und die Toukouleur, sowie die Diola, Bambara und Malinke weitere

3 Alle Zahlenangaben in diesen Abschnitt stammen von der Weltbank (World Development Indicators 1999) und beziehen sich auf das Stichjahr 1997, mit Ausnahme der Einschulungsrate (Stichjahr 1996). Die Zahlen dienen zu einer Orientierung und bleiben daher hinsichtlich ihrer Erhebungs- und Aussageproblematik unkommentiert.

4 In diesem Zusammenhang sind auch die associations de quartier zu nennen, denen als wichtige Impulsgeber hinsichtilich der Interessenbildung und der sozioökonomischen Entwicklung in den Stadtvierteln eine wichtige Rolle zukommt.

5 Der informelle Sektor, im Gegensatz zum formellen Sektor, umfasst alle Tätigkeiten, die außerhalb des offiziellen Marktes mit seinen Regulierungs- und Kontrollmechanismen und ohne Rechts- und Arbeitsschutz ausgeführt werden. Er beschäftigt im Senegal mehr als 60% der erwerbstätigen Bevölkerung (Banque Mondiale 1995: 24).

6 Mit mbindaan (wolof) bezeichnen sich die Dienstmädchen selber. Der Begriff umschreibt dieje- nigen, die gewohnheitsmäßig aufgrund einer vertraglichen Abmachung in einer Familie haus- wirtschaftliche Aufgaben übernehmen (vgl. JEUDA Nr. 99, 1994: 5). Ein nicht geringer Teil der Dienstmädchen jedoch arbeitet ohne Vertrag, was natürlich problematisch werden kann, wenn es

7 Das MAEJT umfasst 11 afrikanische Länder (Benin, Burkina Faso, Demokrat. Republik Kongo, Elfenbeinküste, Guinea Bissau, Guinea, Mali, Mauretanien, Niger, Senegal, Togo) und innerhalb dieser Länder mehr als 80 Städte (vgl. Jeuda Nr. 104, 1999: 4).

8 Die Bezeichnung kommt von taliba (arab. ‘Schüler/Student‘).

9 Die Bezeichnung kommt von dar (arab. ‘Haus, Hof, Land‘).

10 Über die Herleitung dieses Begriffes herrscht keine Einigkeit.

11 Die Bereitschaft, Almosen zu geben, ist in der senegalesischen Bevölkerung recht hoch, da dies

12 „Guinz“ ist eine Klebstoff- oder Lösungsmittelhaltige Lösung. Mit ihr werden Lappen oder Zipfel der Kleidung getränkt, um sich durch Inhalation zu berauschen.

13 ENDA Tiers Monde („Environnement et Développement du Tiers Monde“) wurde 1972 in Dakar gegründet, wo sich auch der Hauptsitz befindet. Die Organisation setzt sich aus verschiedenen Abteilungen zusammen, die sich nach thematischen Schwerpunkten in den Bereichen Umwelt und Entwicklung engagieren. ENDA Dakar stellt den Kern eines weltweiten Forschungs-, Aktivitäts- und Informationsnetzwerkes dar, zu dem auch Aussenposten sowohl in Afrika, und Europa als auch in Lateinamerika und Asien gehören. Zielsetzungen sind die Unterstützung und Zusammenarbeit mit Basisgruppen, die Erforschung und Förderung von Entwicklungsalternativen auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene und der Auf- bzw. Ausbau von öffentlichen und akademischen Infrastrukturen.

14 „ Xaleyi ci kanam “ (wolof) bedeutet soviel wie ‘die Kinder gestalten ihre Zukunft/ die Kinder blicken in die Zukunft‘.

15 Ziguinchor, eine Stadt im Süden des Senegals, und St.Louis im Norden sind neben Dakar zwei der größeren Städte im Senegal.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kinder und Jugendliche auf der Straße - ein Überblick über die Situation in Dakar/ Senegal
Hochschule
Universität Münster
Note
1,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
17
Katalognummer
V106309
ISBN (eBook)
9783640045884
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinder, Jugendliche, Straße, Situation, Dakar/, Senegal
Arbeit zitieren
Kristina Müller (Autor:in), 1999, Kinder und Jugendliche auf der Straße - ein Überblick über die Situation in Dakar/ Senegal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106309

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