Grass, Günter - Die Blechtrommel


Referat / Aufsatz (Schule), 2002

9 Seiten


Leseprobe


Günter Grass: DIE BLECHTROMMEL

Roman, 1959

1. Biographische Angaben zum Autor

1927 Geburt in Danzig als Sohn deutsch-polnischer Eltern

1944 Militärdienst an der Ostfront, kurze Zeit in amerikanischer Kriegsgefangenschaft

1946-49 Steinmetzlehre, Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie

1955 Eintritt in die Gruppe 47

1965-72 Beteiligung an Wahlkampftourneen der SPD

1983 Mitunterzeichner des Heilbronner Manifests

1986 einjährige Reise durch Indien

1999 Nobelpreis für Literatur für sein Gesamtwerk

Hauptwerke:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1986 „Die Rättin“

1999 „Mein Jahrhundert“

2. Entstehungsbedingungen

1956 Beginn mit der Arbeit am Roman

1958 Literaturpreis der Gruppe 47 für Auszüge aus der „Blechtrommel“

1959 Veröffentlichung, kontroverse Reaktionen auf Erscheinen

3. Inhalt der „Blechtrommel

a) Personenkonstellation:

Oskar Mazerath: Hauptfigur, Blechtrommler, kann Glas zersingen, bekommt als ewig Dreijähriger intime Einblicke in die Welt der Erwachsenen

Agnes Mazerath: Mutter Oskars, inniges Verhältnis, verheiratet mit dem biederen Alfred Mazerath, dem sie die Schuld an Oskars Situation zuweist, jedoch intimes Verhältnis mit Jan Bronski

Alfred Mazerath: Kolonialwarenhändler, leidet an zugeschriebener Schuld, NSDAP- Anhänger

Jan Bronski: Cousin von Agnes, eventuell Vater von Oskar, Beamter bei der polnischen Post

Maria Truczinski: Angestellte im Kolonialwarenladen, übernimmt Mutterrolle nach dem Tod Agnes´, erste sexuelle Kontakte mit Oskar, jedoch Heirat mit Alfred (Vater- Sohn- Rivalität)

Bebra: Kleinwüchsiger, zieht mit Zaubershow durch die Welt

Raguna: Kleinwüchsige in Bebras Truppe, wird von Granate getötet

b) Inhalt:

Buch I: Vorgeschichte: Lebensgeschichte der Großeltern, Tochter Agnes liebt ihren Cousin Jan, heiratet aber den biederen Alfred Mazerath, an seinem dritten Geburtstag erhält deren Sohn Oskar eine Blechtrommel, beschließt nicht mehr zu wachsen, Oskar sorgt mit seiner Trommel bei verschiedenen Anlässen für Unruhe und richtet mit seiner glaszerberstenden Stimme Zerstörung an, Tod der Mutter durch Fischvergiftung nach Aalerlebnis

Buch II: Jan Bronski wird in der polnischen Post von Deutschen hingerichtet, Angestellte Maria übernimmt Mutterrolle für Oskar, jedoch auch sexuelle Beziehung, sowohl mit Oskar, als auch mit Alfred, nach Schwangerschaft, Heirat mit Alfred, Oskar zieht mit Bebras Truppe zu den Kriegsschauplätzen, Geliebte Raguna wird von Granate getötet, Oskar übernimmt Führung der Stäuberbande, Alfred wird durch russische Soldaten getötet, an dessen Grab beschließt Oskar zu wachsen

Buch III: Flucht nach Düsseldorf, Schwarzmarkthandel Marias, Oskar Steinmetzpraktikant und Modell an der Kunstakademie, Bruch mit Maria, Oskar gründet mit Klepp u. Scholle Band „The Rhine River Tree“, internationaler Erfolg als Musiker, Einlieferung in Heil- und Pflegeanstalt nach Mordverdacht, da Oskar einen Ringfinger, den er gefunden hat, einfach behält

4. Interpretationsansätze

- Oskar- der Anti-Held: Oskar bricht mit allen Erwartungen, die an einen Helden gestellt werden, Wachstumsverweigerung, wenig Kommunikation, versteckt sich hinter der Maske des Gnoms
- Funktion der Blechtrommel: steht in Zusammenhang mit Oskars Willen, nicht mehr zu wachsen, körperliche und seelische Abhängigkeit
- Oskars dämonischer Einfluss: Fähigkeit, mit seiner Stimme Glas zu zersingen → sagt damit der verlogenen bürgerlichen und politischen Ideologie den Kampf an
- Das kleinbürgerliche Umfeld Oskars: Oskar versucht kleinbürgerliche, spießige Welt der Eltern zu durchbrechen
- Umgang mit der Sexualität: Sexualität als eine auf Triebbefriedigung ausgerichtete „Notdurft“
- Politische Dimension: in der „Blechtrommel“ spiegelt sich politische Situation der Jahre 1933 bis 1945 wider

5. Sprache/Stil

(siehe auch Textauszug)

- Erzählperspektive: ständiger Wechsel zwischen Ich- Erzähler und auktorialen Erzähler
- Bildhaftigkeit der Sprache: Bilder sprengen den Erfahrungs- und Erwartungshorizont des Lesers, Bilder oft provozierend, schockierend, grotesk
- Wortspiele: spielerische Aneinanderreihung von Komposita eines Wortes
- Personifizierungen: z. B. die Blechtrommel scheint Innenleben zu haben
- Satzreihen: Aneinanderreihung von Haupt- und Nebensätzen ohne trennenden Punkt

6. Literarische Gattung

- Fiktive Biographie: Ich- Erzähler, der sich die Aufgabe stellt, sein Leben chronologisch wiederzugeben
- Bildungsroman: Paradoxie, stellt innere Entwicklung des Menschen dar, verdeutlicht Reifeprozess
- Schelmenroman: Held zieht sich in Schutzraum zurück, wo er aus der Distanz seine Memorien aufschreibt (Oskar: Heil- und Pflegeanstalt)
- dramatische Sequenz
- Märchen/ Fuge: Sonderform in Kapitel „Glaube Hoffnung Liebe“, erzählt wie Märchen, aber auch wie Fuge, Ähnlichkeiten mit Paul Celans „Todesfuge“

Quellen:

Primärliteratur:

Volker Neuhaus, Günter Grass, Werkausgabe in zehn Bänden, Band II, Luchterhand, Darmstadt, 1987 Sekundärliteratur:

Thomas Rahner, Günter Grass, Die Blechtrommel, Mentor, Lektüre-Durchblick, München, 2000

Rüdiger Bernhardt, Erläuterungen zu Günter Grass, Die Blechtrommel, Königs Erläuterungen und Materialien, Hollfeld, 2001 www. hausarbeiten. de

„Die Blechtrommel“ Günter Grass, 1959

1. Biographische Angaben zum Autor

- GG wird am 16. Oktober 1927 in Danzig als Kind deutsch-polnischer Eltern geboren
- notgedrungen in Hitlerjugend
- 1944 wird er eingezogen, kommt an die Ostfront, lernt die Gräuel des Krieges kennen als seine halbe Kompanie innerhalb weniger Minuten unter russischen Beschuss umkommt, wird verletzt und erlebt die Kapitulation im Lazarett
- 1945 gerät er für kurze Zeit in Kriegsgefangenschaft, danach in britische Zone
- von 1946-49 durchläuft er eine Steinmetzlehre, schreibt sich schließlich an der Düsseldorfer Kunstakademie ein und studiert dort Bildhauerei und Grafik
- 1953 geht er zu weiteren Studien nach West-Berlin, dort Schüler von Karl Hartung
- 1955 wird er Mitglied der Gruppe 47, hält sich in den Folgejahren in Paris auf und beginnt mit seiner Arbeit an der Blechtrommel
- 1956/57 erste Ausstellung von Plastiken und Grafiken in Stuttgart und BerlinTempelhof, Entstehung von Kurzprosa, Gedichten und Theaterstücken, nach seiner Aussage dem poetischen oder absurden Theater zuzuordnen
- ab 1960 ist Berlin sein ständiger Wohnsitz, erste Skandale um sein Buch
- 1963 wird GG Mitglied der Akademie der Künste, führt diese von 1983-86 als Präsident
- 1965-72 beteiligt er sich an Wahlkampftourneen der SPD (Mitglied von 1982-93), protestiert bei öffentlichen Aktionen in Ost und West gegen die Notstandsgesetzte, den autoritären Klerikalismus, die reaktionäre Bundesrepublik und die Unterdrückung der Freiheit in der DDR
- 1983 ist er Mitunterzeichner des Heilbronner Manifest: Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler rufen wegen Stationierung von Pershing II Raketen öffentlich zur Wehrdienstverweigerung auf
- ab 1986 hält er sich ein Jahr in Indien, besonders in Kalkutta auf
- 1993 tritt er aus Protest gegen die Asylrechtsänderung aus der SPD aus
- 1999 erhält GG für sein Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur

Hauptwerke:

- 1959 Roman „Die Blechtrommel“
- 1961 Novelle „Katz und Maus“ Danziger Trilogie
- 1963 Roman „Hundejahre“
- 1977 „Der Butt“
- 1986 „Die Rättin“
- 1999 „Mein Jahrhundert“

2. Entstehungsbedingungen/ Vorlagen

- Anregungen/Vorlagen:

+1952 sah GG dreijährigen Jungen mit Trommel Ihn faszinierte „ die selbstvergessene Verlorenheit des Dreijährigen an sein Instrument, auch wie er gleichzeitig die Erwachsenenwelt ignorierte“

+auch ein Säulenheiliger stand Pate aus einem nur noch bruchstückhafte erhaltenen Gedicht: dessen Blick wurde rücksichtslos von einem von oben in eine Perspektive von unten verändert

+ Film „Der dritte Mann“: Kamera folgt dem Blick eines Kindes

- es gibt 3,4,5, Manuskriptfassungen: die meisten wurden von Grass wieder vernichtet, da er, wie er sagte, ,,nicht die Absicht hatte, Germanisten und deren Geilheit nach Sekundärem mit Textvarianten zu füttern"

- ab 1956 begann in Paris die eigentliche Arbeit am Roman, wechselnde Arbeitstitel: „Oskar der Trommler“, „Der Trommler“

- 1958 liest er aus einigen Kapiteln der Gruppe 47 vor und erhält den mit 5000 DM dotierten Literaturpreis

- 1959 Veröffentlichung

- Spaltung der Literaturkritiker in 2 Lager:

1. viel Lob für sprachliche und stilistische Gestaltung, für erzählerisches Talent, für Verflechtung von Realität und Fantasie, von Tragik und Komik
2. harte Attacken gegen genüssliches, detailliertes Beschreiben von Abnormitäten, Ekel erregenden Szenen und sexuellen Entartungen, Grass in gewissen Maße selbst pervers

- Klage gegen Kurt Ziesel, der ihn sein Buch als pornographische Ferkeleien beschimpft hatte, verliert vor dem Oberlandesgericht München

3. Inhalt/ Aufbau/ Personenkonstellation

Vorstellung der Hauptpersonen:

Oskar Mazerath:

Hauptperson, Blechtrommler, besitzt die Fähigkeit Glas zu zersingen, hört mit drei Jahren auf zu wachsen und erhält so intime Einblicke in das Leben der Erwachsenen Anna Koljaiczek:

Oskars Großmutter, liebevolles Verhältnis, Oskar sucht oft unter ihren Röcken Zuflucht, Mutter von Agnes

Agnes Mazerath:

Mutter von Oskar, wichtigste Bezugsperson in seinem Leben, verheiratet mit dem biederen Alfred Mazerath, jedoch Verhältnis mit Jan Bronski, beschuldigt Alfred an der Situation Oskars schuld zu sein

Alfred Mazerath:

Kolonialwarenhändler, leidet an der Schuldzuweisung, getrübtes Verhältnis zu Agnes, NSDAP- Parteigänger, jedoch ohne Überzeugung und Aufstiegschancen Jan Bronski:

Cousin der Mutter, eventuell Erzeuger Oskars, Postbeamter bei der polnischen Post, Hinrichtung durch die Deutschen

Maria Truczinski:

Angestellte im Kolonialwarenladen, übernimmt Mutterrolle für Oskar nach dem Tod von Agnes, erste sexuelle Kontakte, dann aber Heirat mit Alfred

Bebra:

Kleinwüchsiger, zieht mit Zaubershow durch die Welt, erkennt Oskars Talent, wird Hauptmann in der Propagandakompanie

Raguna:

Kleinwüchsige in der Truppe Bebras, wird von Granate getötet

Inhalt:

Oskar Mazerath schreibt als Patient einer Heil- und Pflegeanstalt innerhalb von drei Jahren bis zu seinem dreißigsten Geburtstag sein bisheriges Leben nieder. Der Roman ist in drei Bücher gegliedert:

Im ersten Buch beginnt Oskar mit der Lebensgeschichte seiner Großeltern. Sein Großvater, der fliehende Brandstifter Josef Koljaiczek versteckt sich vor seinen Verfolgern unter den Röcken von Anna Bronski. Gemeinsam fliehen beide, nachdem sie geheiratet haben, an die Mottlau, dort kommt Oskars Mutter Agnes zur Welt. Josef ertrinkt unter Flößen, als ihm die Polizisten auf die Spur kommen, Anna heiratet daraufhin Josefs Bruder Gregor, der nach eineigen Jahren an einer Krankheit stirbt. Die heranwachsende Agnes verliebt sich in ihren Cousin Jan Bronski, dennoch heiratet sie den biederen Alfred Mazerath. Trotzdem führt sie heimlich eine intime Beziehung mit Jan weiter. Als Oskar zur Welt kommt, verspricht ihm seine Mutter eine Blechtrommel zu seinem dritten Geburtstag. Dies ist der einzige Grund weshalb Oskar, dessen geistige Entwicklung, wie er selbst behauptet, bereits vor der Geburt abgeschlossen war, am Leben zu bleiben. LA er die Trommel an seinem dritten Geburtstag erhält, entschließt er sich, nicht mehr zu wachsen (siehe Textauszug). Oskar sorgt mit seiner Trommel bei verschiedenen Anlässen für Verwirrung, so zum Beispiel auf einer Veranstaltung der Nationalsozialisten. Oskar ist auch in der Lage, mit seiner Stimme Glas zerbersten zu lassen, was er zuerst nur anwendet, wenn ihm jemand seine Trommel wegnehmen will, später dann auch aus Lust an der Zerstörung und um Menschen an ihrer eigenen Abgründe zu führen. Bei einem Karfreitagsausflug ans Meer kommt es zu einem dramatischen Erlebnis für Oskars Mutter, als sie beobachten, wie mit einem Pferdekopf Aale gefangen werden (siehe Film). Als Alfred sie auch noch zwingen will von dem Aal zu essen, verweigert sie dies zwar, beginnt jedoch, im Bewusstsein, dass sie von Jan schwanger ist, riesige Mengen Fisch in sich hineinzustopfen und stirbt innerhalb kurzer Zeit an Fischvergiftung.

Am Anfang des zweiten Buches fühlt sich Jan trotz seiner Angst vor einem deutschen Angriff durch das Drängen Oskars zum Dienst in der polnischen Post verpflichtet, wird dort von deutschen Soldaten hingerichtet. Maria, die ein Jahr älter als Oskar ist, kommt zur Familie, um im Laden zu helfen. sie übernimmt die Mutterrolle für Oskar, mit ihr sammelt er aber auch erste sexuelle Erfahrungen. Doch auch Alfred verkehrt mit ihr und heiratet sie als sie schwanger wird, obwohl Oskar überzeugt ist, dass er der Vater des kleinen Kurts ist und versucht sogar die Schwangere zu verletzen. Aus Protest geht er mit dem Kleinwüchsigen Bebra, den er einmal bei einem Zirkusbesuch kennen gelernt hatte, und dessen Artistengruppe zu den Kriegsschauplätzen. In der Normandie wird die Kleinwüchsige Raguna, mit der Oskar eine Beziehung hat, durch eine Granate getötet. Er kehrt zu Kurts drittem Geburtstag zurück, schenkt ihm eine Blechtrommel, doch dieser beachtet sie nicht sonderlich. Daraufhin gründet Oskar, die Stäuberbande, eine Gruppe Jugendlicher, die gegen die Erwachsenenwelt protestieren. bei der Besetzung durch russische Soldaten kommt Alfreds ums Leben. Oskar stürzt sich in das Grab des mutmaßlichen Vaters und beginnt wieder zu wachsen.

Im dritten Buch flüchtet der Rest der Familie nach Düsseldorf, wo Maria einen Schwarzmarkthandel aufbaut und Oskar eine Steinmetzlehre macht und als Modell an der Kunsthochschule arbeitet. Es kommt zum Bruch mit Maria, Oskar zieht aus und gründet mit Klepp und Scholle die Band „The Rhine River Tree“. Oskar wird zum Musikstar, der international Erfolg hat.

Als Oskar einen weiblichen Ringfinger findet und diesen behält, verdächtigt ihn die Polizei des Mordes. er wird in die Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen.

4. Interpretationsansätze

Oskar- der Anti-Held:

Oskar Mazerath bricht mit allen Erwartungen, die an einen Helden gestellt werden, vielmehr Gegenentwurf: setzt seine besonderen Fähigkeiten ganz auf sich selbst ein, weigert sich mit aller Kraft gegen Vereinnahmung durch andere in seinem Verhalten oft unmenschliche Züge, im ersten Moment schockierend und abstoßend

Ein Kennzeichen des Anti-Helden:

Wachstumsverweigerung:

in der Maske des Kindes, des Kleinwüchsigen, des Gnoms fühlt er sich wohl, so kann er sich gesellschaftlichen Zugriffen entziehen und sein Leben sichern (Sturm auf polnische Post)

aus Distanz bringt er die Gebrechlichkeit und Unzulänglichkeit der Erwachsenenwelt zu Tage, negative Einstellung zum Leben

Funktion der Blechtrommel:

steht in Zusammenhang mit Oskars Willen, nicht mehr zu wachsen, Oskar kann nur mit seiner Blechtrommel überleben, er ist körperlich und seelisch von ihr abhängig (Zitat: „Oskar war allein, verraten und verkauft. Wie sollte er auf die Dauer sein dreijähriges Gesicht bewahren können, wenn es ihm am Notwendigsten, an seiner Trommel fehlte?“)

ist in der Lage den Menschen mit seiner Trommel seinen Willen aufzudrängen

Oskars dämonischer Einfluss:

kann mit seiner Stimme Glas zersingen, sagt so den verlogenen bürgerlichen und politischen Ideologien den Kampf an, Oskar als Versucher, er empfindet Lust an der Zerstörung, schaffte es, Menschen an ihre eigenen Abgründe zu führen ( Löcher in Schaufenster)

Das kleinbürgerliche Umfeld Oskars:

Thema der Verführbarkeit auch in Familie und Nachbarschaft Oskars, Oskar versucht die kleinbürgerliche, spießige Welt der Eltern zu durchbrechen, den Kreislauf von Leben und Tod, Fressen und Gefressenwerden (siehe Aal) gesellschaftlich: Verführung der Menschen durch die Nazi- Ideologie

Umgang mit der Sexualität:

Mutter hat intimes Verhältnis mit Jan Bronski, verschmäht den Aal Alfreds = Phalussymbol, verfällt dem Heißhunger auf Fisch, stirbt an Fischvergiftung Sexualität wird als eine auf Triebbefriedigung ausgerichtete „Notdurft“ angesehen, grotesk und sinnentleert

Politische Dimension:

politische Situation zwischen 1933 und 1945 spiegelt sich in der Blechtrommel wider: Alfred als Stellvertreter der Reichsdeutschen, Hinrichtung durch Russen Agnes Stellvertreterin der Kaschuben

Jan Vertreter der Polen, wird von den Deutschen hingerichtet Oskars Vision von der Massenvernichtung bewahrheitet sich

5. Sprache

- sprachliche Gestaltung wurde vorwiegend positiv beurteilt

- auffällig: ständiger Wechsel zwischen einem Ich-Erzähler und auktorialer Erzählweise,

Ich-Erzähler: Erzähler ist derjenige, der seine Lebensgeschichte aus seiner eigenen Wahrnehmung und Erinnerung heraus schreibt auktorialer Erzähler: steht über dem Erzählten, kann in Figuren hineinschauen

- Bildhaftigkeit der Sprache: Grass verwendet Bilder, die den Erwartungs- und Erfahrungshorizont des Lesers sprengen, sie wirken schockierend, provozierend und verfremden den Sachverhalt

- Wortspiele: Vielschichtigkeit eines Wortes wird deutlich gemacht, indem unterschiedlichste Komposita spielerisch aneinandergereiht werden

- Personifizierungen: Gegenstände haben menschliche Eigenschaften, hier besonders die Blechtrommel

- Satzreihen: Aneinanderreihung von Haupt- und Nebensätzen ohne Punkt extrem, als sollte Schreiben nicht durch eine Denk- und Lesepause unterbrochen werden

6. Die literarische Gattung

Blechtrommel lässt sich in ein ganzes Spektrum möglicher Gattungsbestimmungen innerhalb des Romans einordnen:

1. Fiktive Autobiographie:

Erzähler in Ich-Form, stellt sich die Aufgabe, sein Leben chronologisch wiederzugeben, auch autobiographische Bezüge:

Das Jahr, in welchem Oskar beschließt nicht mehr zu wachsen, entspricht Grass` Geburtsjahr. Den gesamten Roman hindurch kann man auch immer wieder autobiographische Parallelen erkennen. So geht Oskar aufs selbe Gymnasium Conradium wie Grass, erlebt den Krieg hautnah und macht danach eine Steinmetzlehre in Düsseldorf. Auch einige Personen des Buches gleichen Leuten, die Grass kannte, so z.B. seine Mutter, welche Theater & Bücher liebte. Jan Bronski gleicht Grass` polnischen Onkel, beide haben das selbe Schicksal.

2. Bildungsroman:

mehr Paradoxie eines Bildungsromans, der innere Entwicklung eines Menschen darstellt und Reifeprozess verdeutlicht, in Blechtrommel: Schwerpunkt auf Aussagen Oskars zur eigenen Person

3. Schelmenroman:

Held, der alle möglichen Probleme des Lebens durchgemacht hat, zieht sich in einen Schutzraum zurück, wo er aus der Distanz seine Memorien aufschreibt Hier: Oskar schreibt in Heil- und Pflegeanstalt

4. kurze dramatische Sequenz

5. Sonderform: Kapitel „Glaube Hoffnung Liebe“

wie Märchen, aber auch wie eine Fuge, Ähnlichkeit mit Paul Celans „Todesfuge“ (Freund von GG)

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Grass, Günter - Die Blechtrommel
Autor
Jahr
2002
Seiten
9
Katalognummer
V106267
ISBN (eBook)
9783640045464
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grass, Günter, Blechtrommel
Arbeit zitieren
Angelika Zahn (Autor:in), 2002, Grass, Günter - Die Blechtrommel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106267

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