Fontane, Theodor - Effi Briest - Figurenentwurf, Leitmotivik, Bildlichkeit


Ausarbeitung, 2000

8 Seiten


Leseprobe


Effi Briest: Figurenentwurf, Leitmotivik, Bildlichkeit

1. Charakteristik der Figuren

Effi Briest

- man erfährt nur wenig über Effi - Erzähler hält sich mit Beschreibungen und Bewertun- gen zurück

- Widersprüche in Effis Persönlichkeit: Kindliche Natürlichkeit Ù Ansprüche der Adelsgesellschaft

- „Tochter der Luft“ → liebt schaukeln und Klettern (kindlich) → Lust an der Gefahr

- Effi ist noch nicht darauf eingestellt, in der gesellschaftlichen Realität zu leben → Reali- tätsflucht

- Effi fehlt Vertraulichkeit zu ihrem Mann; als sie dann in Kessin leben, sehnt sie sich nach Hohen-Cremmen zurück; in Kessin können ihre Wünsche nach Geborgenheit, Abwechslung und Unterhaltung nicht erfüllt werden

- in ihrem Leid, dem Gefühl der Einsamkeit erlebt sie eine Spukerscheinung (vgl. Chine- senmotiv)

- Effi durchlebt eine Wandlung dieser passiven-hinnehmenden Rolle

- Beginn einer Beziehung mit Crampas

- Crampas erkennt Effis Drang nach Bewegung, Flug und Abenteuer, auch Leichtsinn und Radikalität

- Effi bekommt durch ihn einen tieferen Blick für die Realität

- Effi leidet unter der Heimlichkeit, den Lügen, hat ständig Angst (v.a. in Berlin), dass der Ehebruch noch entdeckt wird

- Naivität → hat zwar Angst, dass Ehebruch noch entdeckt wird, hat aber Briefe nicht ver- nichtet

- nach Trennung empfindet sie eine gewisse Auflehnung gegen Innstetten, v.a. als sie nach drei Jahren Annie wiedersehen will

- nimmt am Ende diese Auflehnung gegen Innstetten und dessen Wertesystem wieder zu- rück

- ist am Schluss innerlich und äußerlich versöhnt und will in Harmonie mit Umwelt sterben (Naturkind)

Geert von Innstetten

- schon zu Fontanes Zeit empfindet der Leser Innstetten als Ekel

- Pflicht als oberstes Prinzip (Pünktlichkeit, Arbeit, Gesellschaft, Hauswesen) → Karrieremensch, kein Zärtlichkeitsmensch, Rücksichtnahme als menschliche Tugend wird von ihm als Störfaktor auf der Karriereleiter angesehen (durch seine häufigen Abbe- rufungen ist Effi oft alleine)

- mehr Erzieher als Ehemann → Spukgeschichte

- bekommt menschlichere Züge beim Umzug nach Berlin → Wesensänderung

- Verhalten wird bestimmt durch einen fast schon verinnerlichten Anpassungsdruck, der selbstständige Entscheidungen und Handlungsalternativen verhindert

- Verlust der inneren Freiheit

„ Ich habe keine Wahl. Ich muss. “ (im Gespräch über Duell mit Wüllersdorf, S. 268))

➔ Schlüssel zum Verständnis von Innstettens Charakterstruktur

- Innstetten sowohl Garant wie auch Opfer einer gesellschaftlichen Ordnung, die aber sehr zerbrechlich ist und deren Zerbrechlichkeit er selbst erkennt (vgl. Duellentscheidung)

- Zweifel am bestehenden Gesellschaftssystem (Duellentscheidung)

- Gibt trotzdem kein richtiges Feindbild ab → gebrochener Charakter

➔ Täter und Opfer zugleich

Major von Crampas

- Gegenfigur zu Innstetten

- Landwehrbezirkskommandeur in Kessin

- 44 Jahre; verheiratet, zwei Kinder

- äußerliche Beschreibung:

- „ ein schöner Mann. Ein bißchen zu sicher. “ (S. 188)
- „ ganz Beau und halber Barbarossa “ (S. 251) mit seinem „ rotblonden Sappeurbart “ (S.184)

- „ Mann vieler Verhältnisse “, „ ein Damenmann “ (S. 116)

- er ist Prinzipienverächter (im Gegensatz zu Innstetten = Prinzipienreiter):

- „ Einem Freunde helfen und fünf Minuten später ihn betrügen, waren Dinge, die sich mit

seinem Ehrbegriffe sehr wohl vertrugen. Er tat das eine und das andere mit unglaublicher Bonhommie. “ (S. 151)

- Effi:

- sie sieht Crampas wie einem „ Trost- und Rettungsbringer “ durch die Winterwochen entgegen (S. 115)
- „ Vollkommener Kavalier, ungewöhnlich gewandt. “ (S. 116/117)
- Er kann auch „ ausgelassen undübermütig “ sein (S. 116)
- „ Crampas war ein kluger Mann, welterfahren, humoristisch frei, frei auch im gu- ten... “ (S. 159)
- „ ...der Major hat so etwas Gewaltsames, er nimmt einem die Dinge gernüber den Kopf fort. “ (S. 161 / 162)

- Innstetten:

- „ Nein, für schlecht [ halte ich ihn ] nicht. Beinah im Gegenteil, jedenfalls hat er gute Seiten. Aber er ist so ´ n halber Pole, kein rechter Verlaß, eigentlich in nichts, am we nigsten mit Frauen. Eine Spielernatur. Er spielt nicht am Spieltisch, aber er hasadiert im Leben in einem fort, und man mußihm auf die Finger sehen. “ (S. 165)
- „ Kavalier, das ist er, und ein perfekter Kavalier, das ist er nun schon ganz gewiß. Aber Edelmann! Meine liebe Effi, ein Edelmann sieht anders aus. Hast du schon etwas Edles an ihm bemerkt? Ich nicht. “ (S. 183)
- „ Er ist ein Mann der Rücksichtslosigkeiten und hat so seine Ansichtenüber junge Frauen. “ (S. 184)
- „ Indessen, ich weißschon, Sie haben einen himmlischen Kehrmichnichtdran und den- ken, der Himmel wird nicht gleich einstürzen. Nein, gleich nicht. Aber mal kommt es. “ (S. 144)

- Wüllersdorf:

- „ Wenn ich ihn richtig beurteile, er lebt gern und ist zugleich gleichgültig gegen das Leben. Er nimmt alles mit und weißdoch, dass es nicht viel damit ist. “ (S. 272)

Crampas charakterisiert sich selbst und zeigt u.a. darin die Ähnlichkeiten mit Effi:

- „ Wer gerade gewachsen ist, ist für Leichtsinn.überhaupt ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen SchußPulver wert. “ (S. 144)
- „ Abwechslung ist des Lebens Reiz “ (S. 140)
- „ Mußdenn alles so furchtbar gesetzlich sein? Alle Gesetzlichkeiten sind langweilig. “ (S. 144)

- Crampas verschafft Effi durch die Hauptrolle in „Schritt vom Wege“ Ablenkung und ge- sellschaftliche Anerkennung

- er mindert auf den gemeinsamen Ausritten ihre Ängstlichkeit und verwirrt ihre Gefühls- welt

- Crampas verführt Effi mit Hilfe der poetischen Welt Heinrich Heines, büßt sein Verhalten jedoch, den Normen seiner und Innstettens Gesellschaft entsprechend, mit dem Tod

Herr von Briest

- adeliger Grundbesitzer auf Hohen-Cremmen

- kann ein weitgehend selbstständiges Leben führen und ist damit dem Druck gesellschaftli- cher Konventionen nicht so unmittelbar ausgesetzt wie Innstetten (vgl. S. 18/19)

- „ ...Ritterschaftsrat von Briest, ein wohlkonservierter Fünfziger von ausgesprochener Bonhommie... “ (S. 15)

- Briest spricht oft in anzüglichen, zweideutigen Bemerkungen. Diese Anspielungen schei- nen oft unpassend und geschmacklos, sprechen in ihrer Direktheit aber auch Zusammenhänge an, deren Wahrheit sonst niemand erkennen will:

- Zu seiner Frau: „Ü berhaupt hättest du besser zu Innstetten gepaßt als Effi. Schade, nun ist es zu spät. “ (S. 38)
- „ Briest [ ... ] erklärte, ‚ nichts bekomme einem so gut wie eine Hochzeit, natürlich die eigene ausgenommen. ‘“ (S. 37)

- der Leser empfindet Herrn von Briest als sympathischen, nicht immer ernstzunehmenden Menschen.

- im Laufe des Romans tut er sich als einfühlsamer Beobachter und um das Wohl seiner Tochter besorgter Vater hervor:

- „ Gott, unsere arme Effi, ist ein Naturkind. Ich fürchte, daßer sie mit seinem Kunst- enthusiasmus etwas quälen wird. “ (S. 38)
- „ Gefiel dir Effi? Gefiel dir die ganze Geschichte? “ (S. 38)
- „ Eigentlich aber galt all seine Zärtlichkeit doch nur Effi, mit der er sich in seinem Gemüt immer beschäftigte. “ (S. 242)
- „ Ist sie glücklich? Oder ist da doch irgendwas im Wege? “ (S. 242)

- Briest ist es auch, der die strenge Haltung gegenüber der dahinsiechenden Effi durchbricht und seine Tochter ins Elternhaus zurückholt:

- „ ...soll ich hier bis an mein Lebensende den Großinquisitor spielen? Ich kann dir sa- gen, ich hab es lange satt... “ (S. 315)
- „ ...die ‚ Gesellschaft ‘ , wenn sie nur will, kann auch ein Auge zudrücken. “ (S. 316)

- Briest Lieblingssatz „ Das ist ein weites Feld. “ taucht leitmotivisch immer da auf, wo Alltagsfragen auf einen nicht mehr vorhandenen gesellschaftlichen Konsens verweisen.

- Frau von Briest:

- „ Denn mit Briest ließsich leben, trotzdem er ein wenig prosaisch war und dann und wann einen kleinen frivolen Zug hatte. “ (S. 16)
- „ ... das hast du von deinem Vater, dem nichts heilig ist ... “ (S. 28)
- „ Briest sprich was du willst und formuliere deine Toaste nach Gefallen, nur poetische Bilder, wenn ich dich bitten darf, laßbeiseite, das liegt jenseits deiner Sphäre. “ (S. 17)

Frau von Briest

- weiß genau, was in der Gesellschaft zu tun und zu lassen ist → Heirat mit Herrn von Briest

- Dominanz und Einfluss (Verlobung der Tochter, Aussteuer, Hochzeitsvorbereitungen etc.)

- bei Einzug in Kessin: verfügt über alle Fragen der praktischen Lebenseinrichtung
- bei Umzug nach Berlin: Dominanz der Mutter wird von Effi bereits kritisch gesehen

- Gespräche mit der Tochter dienen der Erforschung und Beeinflussung von Effis Gefühls- welt

- vertritt Normen ihrer Gesellschaft ungebrochen → Brief an Effi nach Ems (hebt aber doch Elternliebe hervor)

- Aufnahme Effis nicht zuletzt deswegen, weil Dr. Rummschüttel die einzige Chance einer Heilung der Krankheit in der Elternliebe sieht

➔ Herr von Briest: „Überhaupt hättest du besser zu Innstetten gepaßt als Effi. Schade, nun ist es zu spät. “ (S. 38)

Roswitha

- Kindermädchen und Dienerin Effis
- treu, zuversichtlich, gut
- einfache Herkunft, niedriger Bildungsstand
- hält als einzige zu Effi als sie verstoßen wird
- Schwere Lebensgeschichte → spiegelt Lebensgeschichte Effis wider

2. Motive

a) Effi - „Tochter der Luft“

Frau von Briest: „ Immer am Trapez, immer Tochter der Luft “ (S. 5)

- spricht Motivbereich des Schaukelns, Kletterns und Fliegens, aber auch des Stolperns und Versinkens an

→ charakterisiert Effis Persönlichkeit: ungezügelte Lebensfreude, Jugendlichkeit, Ungebundenheit

- Schaukel

- deutet Möglichkeit einer Crampas-Affaire an

- luftige Höhe als prickelnder Reiz, aber auch Gefährlichkeit (von Anfang an inne woh- nend : „ ...die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend. “ (S. 3)

- lustbereitende Angst (vgl. S. 34, 132)

→ „Angstlust“: Mischung aus Furcht, Wonne und zuversichtlicher Hoffnung angesichts einer äußeren Gefahr (vgl. Michael Balint Psychoanalytiker)

- Motiv des Schaukelns und damit verbundenes Reden über Gefahr und Lust leisten großen Beitrag zur Charakterisierung Effis

→ sinnlich eindrucksvolle Person, die Angstlust versprechende Situationen geradezu sucht

- Innstetten hat wenig Zugang zu dieser Welt (vgl. S. 34)

- Schaukelstuhl

- in Kessin geht die Lust Effis am Schaukeln keineswegs verloren, sie wird nur etwas abgeschwächt

- Schaukel wird zum Schaukelstuhl und birgt somit weniger Gefahren in sich

- Motiv verweist auf die Aspekte in Effis Leben, die sie in der Ehe mit Innstetten ver- misst : „ ...ich für meinen Teil find es so schön in diesem Schaukelstuhl, daßich nicht aufstehen mag. “ (S. 136)

- Effi sitzt bei wichtigen Stationen ihrer Ehe im Schaukelstuhl:

→ erste Begegnung mit Crampas (vgl. S. 137)

→ zweiter Besuch Dr. Rummschüttels (vgl. S. 227)

→ liest den Brief der Eltern in Ems (vgl. S. 288)

- in beiden letzteren schwingen Erinnerungen an die erste Begegnung mit Crampas und der Verzicht von Kindheitswünschen mit

- gegen Ende: „ Ach, wie schön es war, und wie mir die Luft wohltat; mir war, als flög ‘ ich in den Himmel. “ (S. 320) → neue, kindlich religiöse Bedeutung ➔ Todeserwar- tung und Todessehnsucht

- Klettern und Fliegen

- verwandte Motive des Schaukelns
- Effi klettert in ihrer Phantasie auf einen Mastbaum (vgl. S. 12)
- Versteckspiel: „ Also nur nichtängstlich ... rasch, rasch, ich fliege aus... “ (S.13)
- Schlittenfahrt: „ Es ist ja himmlisch, so hinzufliegen, und ich fühle ordentlich. Wie mir so frei wird und wie alle Angst von mir abfällt. “ (S. 93)
- bei Rückkehr von Ugvala zu Sidonie von Grasenabb: „ Ich kann die Schutzleder nicht leiden; sie haben so etwas Prosaisches. Und dann, wenn ich hinausflöge, mir wär ‘ es recht, am liebsten gleich in die Brandung. “ (S. 176)
- schnelles Dahinfliegen und Klettern bergen die Lust des Außergewöhnlichen des Luf- tigen und Schwindelerregenden und zugleich die Gefahr des Stürzens in sich

- Schritt vom Wege und Stolpern

- Kontrast zu o.a. Motiven
- verweisen auf bevorstehende Gefahren
- Theaterstück „Der Schritt vom Wege“ → Regie führt Crampas Erzähler: „‚ Der Schritt vom Wege ‘ kam wirklich zustande... “ (S. 162)
- Innstetten: „ ...von einem Fauxpas mag ich nicht sprechen, das ist in diesem Zusam- menhang kein gutes Wort. “ (S. 183)
- Annie stolpert → Unglück nimmt seinen Lauf

- Versinken

- Gegenmotiv zum Fliegen
- Versenken der Stachelbeerschalen im Teich von Hohen-Cremmen (vgl. S. 11)
- Crampas erzählt Effi ein Gedicht von Heinrich Heine über die versunkene Stadt Vineta (S. 152 / 153)
- Rückfahrt von Ugvala: Sidonie von Grasenabb erklärt Effi, was es mit der Naturer- scheinung des Schloons auf sich hat und verwendet in diesem Zusammenhang die Be- griffe „Sog“, „Sumpf“ und „Moor“ (vgl. S. 178 / 179)

→ „Versinken“ steht Effi unmittelbar bevor → Schlittenfahrt mit Crampas

→ lässt Effi an zu Hause denken → „Luch“: „ ...inmitten all ihrerängstlichkeit wurde ihr mit einem Male ganz wehmütig-freudig zu Sinn. “ ( S. 179)

- Stein

- verstecktes Motiv

- zum Versenken der Stachelbeerschalen wird ein Stein verwendet → taucht von da an immer wieder auf in der Bedeutung eines Stolpersteins, eines Todeszeichens (ver- steckt oder offen)
- auf dem Chinesengrab liegt ein weißer Stein (vgl. S. 126)
- Rückfahrt von Ugvala: Sidonie von Grasenabb: „ Fährt der Schlittenüber einen Stein, so fliegen sie hinaus “ (S. 176)
- Opfersteine am Herthasee (vgl. S. 238)
- Effis Grabstätte (vgl. S. 335 / 336)
- Heliotrop: neben Name einer Pflanze auch Name eines Steins (Blutjaspis, Blutstein)

➔ damit schließt sich die Motivkette: vom Schaukeln und Fliegen zum Stolpern und Versinken, von der luftigen Höhe zum erdgebundenen Stein

b) Das Chinesenmotiv / „Innstetten als Erzieher“

- Effi erfährt vom Chinesen und dessen Geschichte bei ihrer Ankunft in Kessin

- Effi möchte über so etwas Schauerliches nicht weiterreden → Vorausdeutung auf die Handlung

- erste Nacht ohne Innstetten → Spukerscheinung

- Innstettens geht auf ihre Angst nicht ein, nimmt sie nicht ernst → „adeligen Spukstolz“

- Crampas Deutung der Reaktion Innstettens:

- Innstetten wolle das eigentlich kärgliche Haus interessanter machen, es aufwerten
- Innstetten als Erzieher → „ Angstapparat aus Kalkül “ (S. 150)

- Effi verliert Angst vor Chinesen → Wandel in Erinnerung an schlechtes Gewissen

- Bild von Chinesen wird von Johanna mit nach Berlin genommen → auch hier wird sie an ihren Ehebruch erinnert

c) Duell

- Das Duell war eine Form der Konfliktaustragung, die dem aristokratisch geprägten Eh- renkodex zugrunde liegt. Duellforderungen waren vorgesehen für Beleidigungen, Tätlichkeiten oder für Verführung eines weiblichen Familienmitglieds (= schwerste Form der Ehrverletzung).

Der Ehrbegriff gilt als Wesensmerkmal einer angeborenen und anerzogenen Standesauszeichnung.

Im Duell kämpfte die Person gegen die Gefahr ihres sozialen Todes, gegen die soziale Desintegration. Das Duell stellt die „Mannesehre“ wieder her.

- Gesellschaftliche Frage nach der Notwendigkeit des Duells:

- Verjährungstheorie (Wüllersdorf: „ ...um diese Frage scheint sich hier alles zu dre- hen “; S. 266)
- Frage nach dem Maß persönlicher Betroffenheit (Wüllersdorf: „ ...müssen Sie ´ s durch- aus tun? Fühlen Sie sich so verletzt, beleidigt, empört, daßeiner weg muß, er oder Sie? “; S. 266)

- Aber dem gesellschaftlichen Ritualcharakter des Duells fehlt jede sittliche Rechtfertigung und jede Form innerer Überzeugung:

„ Also noch einmal, nichts von Haßoder dergleichen, und um eines Glückes willen, das mir genommen wurde, mag ich nicht Blut an den Händen haben; aber jenes, wenn Sie wollen, uns tyrannisierende Gesellschaft-Etwas, das fragt nicht nach Charme und nicht nach Liebe und nicht nach Verjährung. Ich habe keine Wahl. Ich muß. “ (S. 267/268)

- Fazit Wüllersdorf: „ ...unser Ehrenkultus ist ein Götzendienst, aber wir müssen uns ihm unterwerfen, solange der Götze gilt. “ (S. 269)

d) Weitere Motive

- Rondell mit Sonnenuhr

→ verweist auf Effis glückliche, unbeschwerte Kindheit

→ wenn Effi zu Hause in Hohen-Cremmen ist, bildet dieses Motiv ein Zentrum der Entspannung und des unbeschwerten Lebens

- Heliotrop

→ symbolisiert Effis Sehnsucht nach Natürlichem, Wärme und Licht

- wilder Wein

→ Ungezwungenheit und Natürlichkeit des Lebens auf Hohen-Cremmen

➔ Fontane lässt in diesem Roman viele Motive auf den Leser einwirken, direkt oder indirekt und erfordert so zu jeder Zeit eine aktive Mitarbeit des Lesers.

3. Literatur

- THEODOR FONTANE: Effi Briest. Stuttgart 1998. (Alle Seitenzahlen beziehen sich auf diese Ausgabe.)

- CHARLOTTE JOLLES: Theodor Fontane. Stuttgart, Weimar 19934.
- NORBERT MECKLENBURG: Theodor Fontane. Romankunst der Vielstimmigkeit. Frankfurt 1998.
- WALTER MÜLLER-SEIDEL: Theodor Fontane. Soziale Romankunst in Deutschland. 19802.
- HELMUTH NÜRNBERGER: Fontanes Welt. Berlin 1999.
- HANNS-PETER REISNER & RAINER SIEGLE: Lektürehilfen Theodor Fontane - Effi Briest. Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig 19997.

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Fontane, Theodor - Effi Briest - Figurenentwurf, Leitmotivik, Bildlichkeit
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Autoren
Jahr
2000
Seiten
8
Katalognummer
V106254
ISBN (eBook)
9783640045334
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fontane, Theodor, Effi, Briest, Figurenentwurf, Leitmotivik, Bildlichkeit
Arbeit zitieren
Barbara Regina Weng (Autor:in)Silke Neubert (Autor:in)Iris-Juliana Takac (Autor:in), 2000, Fontane, Theodor - Effi Briest - Figurenentwurf, Leitmotivik, Bildlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106254

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Titel: Fontane, Theodor - Effi Briest - Figurenentwurf, Leitmotivik, Bildlichkeit



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