Attributionstheorien und -forschung


Seminararbeit, 2001

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gegenstand und allgemeine Orientierung der Theorie

3. Funktion von Attributionen

4. Theoretische Ansätze
4.1. Fritz Heider
4.2. Jones & Davis
4.3. George Kelley

5. Fehler und Verzerrungen im Attributionsprozess
5.1. Der fundamentale Attributionsfehler
5.2. Actor-Observer-Differences
5.3. self-serving-bias

6. Attributionen und Motivation

7. Attributionen und Zufriedenheit in Beziehungen

Literaturverzeichnis

Attributionstheorien und Attributionsforschung

1. Einleitung

Kein anderer theoretischer Ansatz hat in der Sozialpsychologie soviel Aufmerksamkeit gefunden, wie die Attributionstheorie. Im Zentrum der attributionstheoretischen Überlegungen steht die zentrale Frage, wie die Prozesse beschaffen sind, aufgrund derer uns die alltägliche Umgebung verstehbar, kontrollierbar und vorhersagbar erscheint. Attribution ist mit dem Begriff der Ursachenzuschreibung gleichzusetzen.

Die Verwendung attributionspsychologischer Konzepte findet in beinahe sämtlichen Problembereichen der Psychologie Platz.

Hier sollen nur einige Beispiele aufgezählt werden: Leistungsmotivation, Sport, Werbung, Arbeitslosigkeit, Partnerschaftskonflikte, Wahlverhalten, Entscheidungsverhalten, Depressionen, Drogenmißbrauch, Attraktivität, u.a.

Die Anwendung der Attributionsforschung erfolgt jedoch in diesen Bereichen und Problemstellungen nur auf jene Teilbereiche dieser Einzelthematiken, wenn die Erklärung von Handlungen oder Ereignissen aus der Perspektive der an diesen Prozessen Beteiligten untersucht werden.

Sie beschäftigt sich also nicht mit der Erklärung von Ereignissen jeder Art, sondern mit Prozessen der Ursachenzuschreibung zum eigenen Verhalten und dem Verhalten anderer Personen sowie den Ergebnissen von Verhalten. Zum Beispiel ist jeder von uns als „naiver Psychologe“ anzusehen, der die Ursachenzuschreibungen im täglichen Leben vornimmt.

Satz1: Aufgrund welcher Informationen und Prozesse kommen wir zum Schluß, daß eine an uns gegangene Einladung auf Sympathie des Gastgebers und nicht nur auf bloßer Höflichkeit beruht?

Satz 2: Wie kommen wir zu dem Schluß, daß das Nicht – Verstehen eines Textes an uns und nicht am Autor liegt?

Auf derartige Fragen gibt es jedoch je nach Attributionsforscher unterschiedliche Antworten. Es handelt sich hier also um eine Vereinfachung, wenn wir von der Attributionstheorie sprechen.

Diese Vereinfachung ist aus zwei Gründen zulässig:

Die meisten einschlägigen Autoren knüpfen an den Überlegungen Fritz Heiders (1930) an und viele Autoren teilen meist gemeinsame Annahmen. Somit vereinen sich verschiedene Ansatzvarianten zu einer recht homogenen Attributionstheorie.

2. Gegenstand und allgemeine Orientierung der Theorie

Der Gegenstand der Theorie beinhaltet die Bedingungen und Prozesse, aufgrund derer wir als „naive Psychologen“ Ursachenzuschreibungen (Attributionen) vornehmen. Der Betrachtungsschwerpunkt liegt darin, daß Attributionen Prozesse der Informationsaufnahme und der Informationsverarbeitung sind, die von bestimmten Variablen abhängen. Somit können Attributionen Einfluß auf Erleben und Verhalten haben.

3. Funktion von Attributionen

Warum fragen und suchen Individuen unter bestimmten Bedingungen nach den Ursachen von Ereignissen und geben sich nicht damit zufrieden Beobachtetes einfach zu registrieren?

Würden wir bloß registrieren ohne zu attribuieren, so würden wir nur an einem Strom von Begebenheiten vorbeiziehen, den wir nicht verstehen, vorhersagen und somit auch nicht kontrollieren könnten.

Attributionen schaffen Ordnung in unserer Informationswelt und ermöglichen somit Vorhersagen und Kontrolle. Kann ein Verhalten auf bestimmte Ursachen zurückgeführt werden, so erhält es eine Bedeutung.

Beispiel: Wenn ich in der U-Bahn von einer anderen Person angestoßen werde, so bekommt dies für mich die Bedeutung eines aggressiven Aktes, wenn ich denke, die andere Person hat in ihrem Verhalten die Absicht mich zu verletzen. Wenn ich dagegen den Stoß darauf zurückführe, daß der andere gestolpert ist und mich dabei unabsichtlich angestoßen hat, dann ist das kein aggressiver Akt für mich sondern ein zufälliges Ereignis.

Führe ich in der Tat den Stoß auf ein absichtliches aggressives, verletzendes Verhalten mir gegenüber zurück, dann komme ich leicht zu der Vorhersagen, daß der andere dieses oder ein ähnliches Verhalten wiederholen wird. Ich werde versuchen dieses zu vermeiden (zu kontrollieren) indem ich ihn zur Rede stelle, bei anderen Fahrgästen nach Hilfe suche oder die U-Bahn an der nächsten Haltestellen verlasse. Also kann meine Ursachenzuschreibung das Geschehen oder ein ähnliches vorhersagen und ich kann es unter bestimmten Bedingungen kontrollieren.

Um die Funktion damit auf einen Punkt zu bringen: Attributionen gewährleisten eine möglichst effektive Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umgebung.

- Wann treten „Warum – Fragen“ auf?

Individuen fragen nicht ständig nach Ursachen von Ereignissen. Zum Beispiel fragen wir nicht nach der Ursache, warum der Nachbar bei Verlassen seines Hauses die Tür abschließt. Über die kausale Struktur diese Ereignisses haben wir bereits eine implizite, nicht reflektierte Annahme (Schema). Wir wissen, daß der Nachbar sein Eigentum schützen will, weil dieses für ihn bedeutsam ist.

Aufgrund des bereits vorhandenen Schemas ist keine aufwendige Analyse notwendig. Solange sich diese Schemata bewähren gibt es keinen Grund, „Warum – Fragen“ zu stellen.

Das Wissen über die Kausalität ist bereits Bestandteil des Schemas.

Issac (1930) betonte, daß besonders schemadiskrepante Ereignisse zu „Warum – Fragen“ führen.

4. Theoretische Ansätze

4.1. Fritz Heider (1958)

Der österreichische Psychologe, der ab 1930 in den USA tätig war, gilt als allgemeiner Begründer der Attributionstheorie. Er entwarf das Konzept der naiven Handlungsanalyse. Er macht die Handlungsergebnisse von zwei Gruppen von Faktoren abhängig:

a) Faktoren, die der Person zugehörig sind (effektive Kraft der Person)
b) Faktoren, die der Umwelt zugehörig sind (effektive Kraft der Umgebung)

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Attributionstheorien und -forschung
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (Fachbereich Wirtschaftspsychologie)
Note
1,3
Autoren
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V10621
ISBN (eBook)
9783638169936
ISBN (Buch)
9783656083351
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Attributionstheorien
Arbeit zitieren
Katharina Niehoff (Autor:in)Constanze Kleinert (Autor:in), 2001, Attributionstheorien und -forschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10621

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