Die Intervention der Sowjetunion in die Afghanistankrise 1979


Seminararbeit, 2001

21 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Historischer Hintergrund
2.1. Die Geschichte Afghanistans bis zum Seite 2 Ausrufen der Republik 1979
2.2. Beziehungen zu den USA bis 1979
2.3. Entwicklungen in den Nachbarstaaten
2.4. Afghanisch-Sowjetische Beziehungen vor 1979

3. Regierungswechsel in Kabul
3.1. Das Daud-Regime
3.2. Die Aprilrevolution 1978 und die Zeit danach
3.3. Gründe für die innenpolitische Krise Afghanistans 1978/79

4. Die sowjetische Intervention in Afghanistan
4.1. Die Entscheidung zur Intervention
4.2. Rechtfertigungen von sowjetischer

5. Beurteilung der Intervention
5.1. Motive
5.2. Fehleinschätzungen der Sowjetischen Führung

6. Reaktionen der übrigen Länder auf die sowjetische Intervention
6.1. Das Verhalten der USA und Europas
6.2. Reaktionen der Dritten Welt und islamsicher Staaten

7. Auswirkungen der Intervention

8. Literaturliste

1. Einleitung

Als die Sowjetunion im Dezember 1979 in Afghanistan einmarschierte, reagierte die west- liche Welt und auch viele islamische und blockfreie Länder überrascht, ja sogar geschockt. Das blockfreie und ansonsten kaum von der Welt beachtete Afghanistan rückte mit der sowjetischen Besetzung in den Mittelpunkt des Interesses internationaler Politik. Mit der sowjetischen Intervention endete die sowieso seit geraumer Zeit gespannte Entspannungsperiode zwischen den beiden Supermächten UdSSR und USA. Huntington schreibt in seinem Buch über den sowjetisch - afghanischen Krieg folgendes: „Der Krieg in Afghanistan begann als Versuch der Sowjetunion, ein Satellitenregime am Leben zu erhalten.“1 Er bezeichnet den Krieg als ersten Krieg zwischen Kulturen, der als Invasion eines Landes durch ein anderes begann und in einen Krieg zwischen Kulturen ausartete.2

Aber war es wirklich das pro-sowjetisch eingestellte Regime, an dem die UdSSR interessiert waren oder wollte die sowjetische Führung in Moskau mit der Intervention in Afghanistan etwas ganz anderes bezwecken? Warum war ausgerechnet Afghanistan so interessant für die Sowjets, dass sie alles daran setzten, dieses Land nicht zu verlieren?

Oder war der sowjetisch - afghanische Krieg ein weiteres Kräftemessen zwischen der UdSSR und den USA? War es etwa ein Krieg zwischen Ost und West und nicht Ost und Süd? In dieser Arbeit soll versucht werden, mögliche Antworten auf diese Fragen zu geben. Mit Hilfe von historischen Rückblicken auf die sowjetisch - afghanischen Beziehungen, mit Blick auf die innenpolitische Entwicklung Afghanistans, aber auch unter Berücksichtigung des Verhaltens der übrigen Welt soll nachvollziehbar werden, wie es zu der Intervention kam. Die amerikanische Iran- und Pakistan-Politik kann dabei nur andeutungsweise beachtete werden, da weitere Ausführungen den Rahmen der Arbeit sprengen würden. Des weiteren muss erwähnt werden, dass diese Arbeit den weiteren Verlauf des Krieges und die Folgen der Intervention nicht bzw. nur kurz behandelt, da nähere Erläuterungen die Arbeit ebenfalls zu umfangreich werden lassen würden.

2. Historischer Hintergrund

2.1. Die Geschichte Afghanistans bis zum Ausrufen der Republik

Im Verlauf der Geschichte Afghanistans war es das Hauptanliegen jedes Herrschers, die einzelnen Stämme und Völker auf afghanischem Territorium zu einen und einen unabhängigen Staat zu gründen. Dabei galt es, insbesondere die verfeindeten Pashtunen- stämme miteinander zu versöhnen, die den größten Teil der Bevölkerung ausmachten ( Pashtunen ca. 40 %, Tadschiken 25%, Hesoren 15%, Usbeken 5%, Hazari 5% )3. Aber nicht nur innenpolitische Probleme belasteten den Vielvölkerstaat, sondern auch die Machtkämpfe der an den Grenzen von Afghanistan aufeinander treffenden Großmächte Russland und Großbritannien. Nach drei Kriegen zwischen 1839 und 1919, mussten die Engländer die Unbesiegbarkeit der kampferprobten Pashtunen hinnehmen und Afghanistan wurde zur Pufferzone zwischen dem zaristischen Russland und dem englischen Empire erklärt.4

Nach dem mysteriösen Tod von König Habibullah im Februar 1919 und dem Reformkurs seines Nachfolgers König Amanullah von England weg und Richtung Russland, kam es im Mai 1919 zum dritten afghanisch-englisch Krieg, auf dessen Waffenstillstand der Friedensvertrag folgte, der die Unabhängigkeit Afghanistans am 8. August 1919 besiegelte.5 Die Ära der Durrani, der seit 1747 alle Herrscher Afghanistans entstammten, endete 1978 mit dem Sturz des Daud-Regimes. Schon vorher - 1973 - wurde Afghanistan mit dem Abschaffen der Monarchie durch den Sturz des Königs Zahir Shah durch seinen Cousin und bis dahin amtierenden Ministerpräsidenten Sardar Mohammed Daud Khan zur Republik.

2.2 Beziehungen zu den USA bis 1979

König Amanullah orientierte sich nach seinem Amtsantritt 1919 stark am Westen, und verhielt sich damit genau gegenteilig zu der Vorgehensweise seiner Vorgänger.

Trotz dieser Ausrichtung gen Westen bekundete Afghanistan seinen Neutralitätsstatus im 2. Weltkrieg, genau wie sie es im 1. Weltkrieg getan hatten.6

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die USA vorübergehend Afghanistans wichtigster Partner, der das Land zwar nicht militärisch, jedoch finanziell und technisch unterstützte. 1946 begann die Entwicklungshilfe der USA für Afghanistan, die bis 1968 insgesamt 526 Mio. US-Dollar betrug.7

1947 unterbreiteten die USA Afghanistan Pläne zum Bau von mehreren Flughäfen in nördlichen Regionen des Landes, um günstige Positionen an der Südgrenze der UdSSR zu besitzen. Denn alle anderen Länder an der südlichen Grenze der UdSSR befanden sich bereits in einer anti-sowjetischen Koalition, dem sog. CENTO-Pakt.8 Afghanistan lehnte dieses jedoch ab.

In den folgenden Jahren nahm das Interessen der USA an Afghanistan zugunsten der Länder am Persischen Golf - hauptsächlich Iran - aufgrund deren Ölvorkommen ab und mit dem Vietnamkrieg und später der Revolution im Iran verschwand Afghanistan bis zur sowjetischen Intervention vollends aus dem Blickfeld der USA.9

2.3. Entwicklungen in den Nachbarstaaten

Mit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans 1947 verschlechterten sich die Beziehungen Afghanistans zu Pakistan zunehmend, da Afghanistan nach wie vor pakistanisches Gebiet einforderte, dass die afghanischen Pashtunen als ihr Land ansahen, das sog. Pashtunistan im westlichen Pakistan. Bis 1955 verschlechterten sich die Beziehungen so sehr, dass Pakistan kurzerhand seine Grenzen zu Afghanistan schloss. Im selben Jahr schlossen sich die Türkei, Iran, Pakistan und Großbritannien zum CENTO-Pakt zusammen.10

1959 trafen die USA und Pakistan, Iran und die Türkei weitere Abkommen, die Afghanistan nicht mit einschließen. Von 1961-63 schloss Pakistan abermals seine westlichen Grenzen und erst nach dem Indisch-Pakistanischen Krieg 1965-66 strebten Afghanistan und auch die UdSSR - die in diesem Krieg zwischen den beiden Staaten vermittelt hatte - bessere Beziehungen an. Bei einem erneuten Krieg zwischen Indien und Pakistan traten auch in WestPakistan - dem sog. Pashtunistan - Unruhen und Stammeskämpfe auf.

1977 nach dem Sturz Bhuttos in Pakistan errichtete der neue Präsident Zia ul-Haq ein ´Militärregime der Islam-Restauration`11.

Anfang 1978 brachen in mehreren Städten Irans schwere Unruhen aus, die im August des Jahres zu einer islamischen Aufstandsbewegung anschwollen. Anfang 1979 flüchtete der Schah aus Teheran und im April rief der Revolutionsführer Ayatollah Khomeini die Islamische Republik Iran aus. Aufgrund dessen verstärkten die USA ihre Truppenverbände im Persischen Golf.

Nach den Unruhen 1978 in Afghanistan verschlechterten sich die Beziehungen 1979 zu Pakistan wieder, nachdem eine Flüchtlingswelle Pakistan überrollt hatte.

2.4. Afghanisch-Sowjetische Beziehungen vor 1979

Durch die geographische Nähe hatten Afghanistan und Russland - bzw. die Sowjetunion - im Laufe der Geschichte immer eine relativ enge Beziehung miteinander, die zwischen Freundschaft und Krieg bzw. Spannungen variierte.

Nach der Unabhängigkeit Afghanistans 1919 war Russland eines der ersten Länder, das diese Unabhängigkeit anerkannte und sich um enge Verbindungen mit dem Nachbarstaat im Süden bemühte. Bereits 1921 unterschrieben die beiden Länder einen Freundschaftsvertrag, der 1926 in einen Neutralitäts- und Nichtangriffsvertrag erweitert wurde. Die Laufzeit betrug zunächst 3 Jahre, wurde aber immer wieder verlängert, zuletzt 1975 um 10 Jahre.12

1948 ersuchte Afghanistan erstmals offiziell Hilfe bei der sowjetischen Regierung in dem Konflikt mit Pakistan über das ungelöste Pashtunistan-Problem.

1954 startet ein Kreditabkommen der UdSSR für Afghanistan im Rahmen eines Entwicklungshilfeprogramms in Höhe von 697 Mio. US-Dollar, dass bis 1977 auf 740 Mio. USDollar erweitert wird.13

1956 schloss Afghanistan einen Waffenlieferungsvertrag mit der UdSSR und der CSSR über 25 Mio. US-Dollar.14 Ebenfalls in diesem Jahr begannen sowjetische Wissenschaftler mit der Erforschung afghanischer Rohstoffvorkommen zur Energiegewinnung. Unter der Regierung Dauds von 1953-63 und 1973-78 betrieb Afghanistan über lange Jahre hinweg eine an die UdSSR angelehnte Politik und änderte erst Anfang 1978 kurz vor seinem Sturz den Kurs von Moskau weg in Richtung arabische Welt und Iran aufgrund des dortigen Reichtums und der damit verbundenen Hilfsgelder für Afghanistan, die die der Sowjetunion mittlerweile stark übertrafen.15

Nach der Aprilrevolution und dem darauffolgenden Regierungswechsel näherte sich die neue afghanische Führung der Sowjetunion wieder an und bei einem Staatsbesuch des Präsidenten Taraki in Moskau 1978 wurde die Neutralitäts- und Nichtangriffs-, sowie die Waffen- lieferungsverträge erneuert.

3. Regierungswechsel in Kabul

3.1. Das Daud-Regime

1953 putschte sich eine gewisser Sardar Mohammed Daud Khan - ein Cousin des Königs - mit königlicher Zustimmung an die Macht. Er wollte Afghanistan modernisieren und strebte mit Hilfe der Sowjetunion Reformen in der Wirtschaft , dem Militär und auch der Gesellschaft an. Mit einer Landreform, die dazu dienen sollte, die in Afghanistan weit verbreiteten Nomaden sesshaft zu machen, und Schritten zur Emanzipation der Frauen zog er sich den Zorn der islamischen Geistlichkeit des Landes und deren Anhängern zu. 1963 trat Daud unerwartet aber freiwillig zurück.

Nach einer Hungersnot 1973 mit über 500.000 Toten, auf die schwere Unruhen folgten, putschte sich Daud mit Hilfe des Militärs während eines Auslandsbesuches des Königs erneut an die Macht und rief die Republik Afghanistan aus. Obwohl ihm während des Putsches hohe Offiziere der beiden Flügel der einzigen zugelassenen afghanischen Partei, der DVPA - Parcham und Khalq - zur Seite gestanden hatten, isolierte er die DVPA, hetzte beide Flügel gegeneinander auf, ließ politische Gegner verhaften und strebte damit eine Politik des „autoritär geprägten Parlamentarismus“16 an. Im Mai 1977 berief Daud eine neue verfassungsgebende Versammlung, die sog. ´Loya Jirga`, mit 221 gewählten und 130 ernannten Mitgliedern ein.17

Obwohl seine Gegner aufgrund Dauds früherer Politik eine zu enge Bindung an Moskau fürchteten, verfolgte er mittlerweile „eine Politik der echten Blockfreiheit“.18 Er näherte sich Pakistan wieder an und knüpfte enge Kontakte zum Iran und auch zu den USA. Durch diese Annäherungen und durch einen 2-Milliarden-Dollar-Kredit, den der Schah des Irans dem Land 1978 gewährte, löste sich Afghanistan zunehmend aus der Umklammerung Moskaus und zog sich damit den Zorn der sowjetischen Funktionäre zu, die ihren Einfluss in dem südlichen Nachbarstaat schwinden sahen.

3.2. Die Aprilrevolution 1978 und die Zeit danach

Schon während seiner Regierung wurde Daud immer wieder vorgeworfen, sich wie ein ´Stammesfürst` zu verhalten, und seine Politik wurde als ´Ein-Mann-Diktatur` bezeichnet.19 Die Wirtschaft und insbesondere die Landwirtschaft steckten in einer strukturellen Krise und 1978 kam es erneut zu einer schlimmen Hungersnot, schweren Unruhen mit zahlreichen Toten und mehreren Terrorakten an Kabinettsmitgliedern. Daud reagierte hart auf diese Vor- kommnisse und ließ zahlreiche Personen verhaften, darunter auch die Führer der zwei DVPA- Flügel Khalq und Parcham - Noor Mohammed Taraki und Babrak Karmal. Am 27. April 1978 nach weiteren heftigen Unruhen kam es zu einem Militärputsch, angeführt von Hafizullah Amin, einem Mitglied des Khlaq-Flügels und Taraki-Vertrauter, und General Abdul Qadir, in dessen Verlauf Daud mit seiner Familie und einigen Anhängern erschossen wurde. Der aus der Haft befreite Taraki wurde an die Spitze des Revolutionsrates gesetzt und bildete das neue Kabinett mit 11 Mitgliedern aus dem Khalq-Flügel der DVPA und 10 Mitgliedern aus dem Parcham-Flügel.

Taraki verkündete, dass Afghanistan weiterhin blockfrei bleiben und auch keinem Militärbündnis beitreten werde.

Er erklärte, dass seine Partei, die DVPA, weder kommunistisch noch marxistisch eingestellt sei. Ferner beteuerte Taraki, dass der Putsch dazu gedient hätte, das Land von dem „Joch des Feudaladels“ zu befreien.20

Seine Regierung strebte gute Beziehungen sowohl zu Iran, Saudi-Arabien, China und Pakistan - wobei die Frage um das Pashtunistan-Gebiet vorläufig offen blieb - als auch zur UdSSR an. Moskau seinerseits hatte den Putsch kommentarlos hingenommen und unterstützte Taraki. Obwohl das Ausland darauf verwies, dass die am Putsch beteiligten Offiziere in der UdSSR ausgebildet worden waren und die afghanischen Streitkräfte völlig von sowjetischem Nachschub abhängig waren, bestritt die sowjetische Führung eine Beteiligung an der Vorbereitung bzw. Durchführung des Putsches.21

Im Juli entmachtete Taraki den Parcham-Flügel und versetzte seinen Stellvertreter Karmal zwangs in die Botschaft nach Prag. Anfang 1979 kam es zu Unruhen und Aufständen in verschiedenen Provinzen des Landes, bei denen auch Sowjets getötet wurden, und Afghanistan und die UdSSR warfen den USA, Pakistan, Iran, Saudi-Arabien und China Unterstützung der moslemischen Rebellen vor und warnten sie vor Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans.

Im April kontrollierten die Rebellen bereits 9 der 28 Provinzen des Landes und die UdSSR lieferte verstärkt Waffen an die afghanische Regierung. Gleichzeitig ernannte Taraki Amin zum Ministerpräsidenten und sich selbst zum Generalsekretär der DVPA und Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Im Juli 1979 waren nur noch 5 Provinzen in der Hand der Regierung und große Teile der Armee desertierten. Daraufhin bereiste eine sowjetische Militärdelegation Afghanistan und nach deren pessimistischer Berichterstattung erwog die sowjetische Führung erstmals eine Intervention. Im September stürzte Amin Taraki und führte danach eine blutige Säuberungsaktion im Land gegen Oppositionelle durch. Der zunächst von Moskau unterstützte Amin verlor zunehmend sowjetisches Vertrauen und Unterstützung, und nach vermehrter Truppenverstärkung an den nördlichen Grenzen Afghanistans Anfang Dezember 1979 marschierten am 15.12. sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Am 27.12. besetzten 2 sowjetische Brigaden Kabul und bei Kämpfen um den Regierungspalast wurde Amin getötet. Noch in der selben Nacht verkündete Radio Kabul den Nachfolger Amins Babrak Kamal.

3.3. Gründe für die innenpolitische Krise Afghanistans 1978/79

Sucht man nach Gründen, die zur Entstehung der innenpolitischen Krise in Afghanistan geführt haben, muss man die politische Entwicklung des Landes berücksichtigen. Fast in der gesamten Geschichte des Landes wurde der Vielvölkerstaat von Dynastien, Familienoligarchien und Stammesfürsten regiert - Pashtunen, die in der ethnischen Vielfalt des Landes den mit Abstand größten Teil der Bevölkerung ausmachten. Nach der Unabhängigkeit 1919 und sogar nach Abschaffung der Monarchie 1973 war es in Afghanistan nicht gelungen, ein funktionierendes Mehrparteiensystem zu etablieren, das die ethnische Vielfalt in der Bevölkerung repräsentieren und deren Interessen wirksam vertreten konnte.22 Lange Zeit war die pashtunenorientierte, moskautreue DVPA bzw. später die beiden Flügel Khalq und Parcham die einzig zugelassene Partei. Nach dem Putsch und damit der Machtübernahme der DVPA-Führung fühlten sich Angehörige anderer Ethnien übergangen und benachteiligt.

Bereits vor 1978 hatten sich vor allem im Nordosten und im pakistanischen Exil moslemische Widerstandskämpfer in Parteien organisiert. Sie waren es auch, die von Pakistan aus den Kampf der Afghanen gegen die Regierung in Kabul unterstützten und die von Saudi-Arabien finanzierten Waffen über die Grenze zu den Rebellen schmuggelten.23 Nach wachsenden Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung - Unterdrückung der Parchami durch die Khalqi - und zunehmenden Widerstandskämpfen im Winter 1978/79, riefen die Führer der Rebellen, aber auch die geistlichen Mullahs, im Frühjahr 1979 zum Heiligen Krieg

- Jihad - gegen das Taraki-Amin-Regime auf.

Die Bevölkerung rebellierte gegen gescheiterte Agrarreformen, andauernde Hungersnöte und Machtstreitigkeiten innerhalb der Regierung.

Die Regierung hatte Afghanistan, das sich mittlerweile fast ausschließlich durch Hilfsgelder finanzierte, zugrunde gewirtschaftet. Die Bevölkerung sah das afghanische Regime als Marionette der UdSSR, mit dessen Ideologien und Parolen sich die moslemischen Afghanen noch nie hatten anfreunden geschweige denn beeinflussen lassen können.

4. Die Sowjetische Intervention

4.1. Die Entscheidung zur Intervention

Im Herbst 1979, kurz nach der Amtsübernahme Amins, wurde deutlich, dass früher oder später die Widerstandsgruppen in Afghanistan über die Regierung triumphieren würden.24

Die sowjetische Regierung musste sich nun zwischen Rückzug oder Intervention entscheiden. Obwohl die UdSSR vorher lange Zeit die Bitten nach militärischer Hilfe seitens der afgha- nischen Führung abgelehnt hatte und ihnen empfohlen hatte, die Revolution selbst zu ver- teidigen, wurde im November 1979 im Kreml die Entscheidung getroffen, in Afghanistan zu intervenieren. Der Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnjew, wurde in seiner Entscheidung vom Außenminister der UdSSR, Andrei Gromyko, dem Verteidigungsminister Dmitri Ustinov und einigen hochrangigen Militärs unterstützt. Wie heute bekannt ist, stimmte der damalige Ministerpräsident der UdSSR, Alexei Kossygin, gegen eine Intervention.25 Moskau hatte seine Haltung gegenüber der Intervention in die Afghanistankrise erst geändert, als Amin zum Alleinherrscher wurde. Unter seinem Terrorregime drohte der Zusammenbruch der afghanischen Regierung. Weiter ausschlaggebend für die Sowjets dürfte die Tatsache sein, dass Amin sich nach seiner Machtübernahme provokativ den USA zugewendet hatte. Die UdSSR entschloss sich also zum Einmarsch mit dem Ziel, „die Konsolidierung eines mit der Sowjetunion eng verbundenen, sozialistisch orientierten Afghanistan zu ermöglichen“26. Da eine ähnliche Intervention in der CSSR 1968 erfolgreich war, hoffte die sowjetische Regierung auch auf schnelle Beruhigung der Lage in Afghanistan, zumal Moskau den ´Welt- polizist` USA im Iran beschäftigt wusste.

Anfang Dezember unterrichtete Verteidigungsminister Ustinov die bis dahin ahnungslose oberste Armeeführung über die Intervention, die schließlich am 27.12.1979 erfolgte.

4.2. Rechtfertigungen von sowjetischer Seite

Die Rechtfertigungspolitik der Sowjetunion hinsichtlich der Intervention in Afghanistan war ein regelrechtes Verwirrspiel. Noch am 23.12.1979 wies die russische Zeitung Prawda die Anschuldigungen der USA zurück, in Afghanistan einmarschieren zu wollen. Nach dem Einmarsch ließ die Führung der UdSSR am 28.12.1979 ebenfalls in der Prawda publizieren, „die afghanische Regierung hätte aufgrund der Aggressionen imperialistischer Kreise die UdSSR um Hilfe gebeten“27. Hätte die Sowjetunion nicht interveniert, wäre Afghanistan zerrissen worden.

Als am 2.01.1980 der Einmarsch der sowjetischen Truppen durch das Politbüro der KPdSU offiziell bestätigt wurde, lieferten die Sowjets 3 Beweggründe für die Intervention28:

a) Das Hilfeersuchen der afghanischen Regierung
b) Die Beistandverpflichtung der UdSSR aufgrund eines sowjetisch-afghanischen Vertrages vom 5.12.1978
c) Die Entscheidung zur kollektiven Selbstverteidigung aufgrund des Artikels 51 der UN-Charta.

Am 13.01.1980 nannte der Generalsekretär der KPdSU, Leonid Breschnjew, in einem Interview der Zeitung Prawda einen Beweggrund für die Intervention: „Bei der Abwehr der äußeren Aggression hat sich die afghanische Führung noch unter Präsident Taraki und dann auch später wiederholt an die Sowjetunion um Hilfe gewandt.“ Weiter erklärte er, „[dass] angesichts der von Babrak Karmal geführten Volkserhebung gegen die ´Amin-Tyrannei` und der anhaltenden Bedrohung durch ´äußere Kräfte` der Augenblick gekommen [sei], da wir nicht mehr umhinkonnten, der Bitte der uns befreundeten Regierung Afghanistans nachzukommen.“29

5. Die Beurteilung der Intervention

Die drei Gründe, die die Sowjetunion zur Rechtfertigung der Intervention in Afghanistan vorbrachten, waren weder stichhaltig noch nachvollziehbar, denn

a) konnte niemand in Moskau näher erläutern, von wem genau die UdSSR um Hilfe gebeten wurde30, denn selbst der neue Ministerpräsident Afghanistans, Babrak Karmal, bestritt später, die sowjetische Truppen angefordert zu haben31
b) in den Verträgen von sowjetisch-afghanischen Verträgen von 1921, 1933 und 1978 garantierten sich die beiden Länder die Achtung vor staatlicher Unabhängigkeit, die Anerkennung der gegenseitigen Souveränität und die Enthaltung der bewaffneten oder unbewaffneten Einmischung in innerstaatliche Angelegenheiten32
c) Afghanistan hat zu keiner Zeit nach militärischer Hilfe in der geleisteten Form gefragt, und somit hat die UdSSR mit der Intervention das Völkerrecht der UN-Satzung verletzt, da Moskau - laut Definition der UN-Generalversammlung vom 14.12.1974 - den Tatbestand der Angriffshandlung erfüllt hat.33

Es muss also andere sowjetische Gründe für eine Intervention gegeben haben, als von offizieller Seite der UdSSR verkündet wurde.

5.1. Motive

Über die angeblichen Gründe Moskaus für eine Intervention gibt es viele Spekulationen und Mutmaßungen. Die nachfolgend aufgeführten Motive erscheinen dabei am plausibelsten und stichhaltigsten.

1. ideologische Motive:

Seit dem Aprilputsch 1978 unterstützte die UdSSR die Regierungspartei DVPA. Ziel war es, eine neue moskautreue Gesellschaft und einen neuen Staatsaufbau in Afghanistan aufzubauen.

Mit der ungewollten Machtübernahme Amins verringerte sich allerdings der Einfluss der UdSSR und man befürchtete in Moskau ein Bündnis der Regierung Amins mit den Rebellen - Mujaheddin - oder im schlimmsten Fall sogar eine Annäherung des Landes an die USA.34 Leonid Breschnjew betonte in einer Stellungnahme zur Intervention, ´dass einmal eroberte ideologische Gebiete nicht wieder preisgegeben werden dürfen`35.

Da aber bereits alle Versuche Moskaus gescheitert waren, durch den Sturz von Amin - der fehlgeschlagen war - oder vermehrte Waffenlieferungen an die afghanische Regierung die Krise ohne militärisches Eingreifen zu beenden, war die Intervention der einzig mögliche Schritt, sowjetische Interessen in Afghanistan zu wahren.

2. subjektive Motive:

Das Fehlen objektiver Informationen über die Krise in Afghanistan zwang die sowjetische Führung dazu, die eigene subjektive Berichterstattung ihrer zur Beurteilung der Lage entsandten Militärberater zu glauben und daraus ihre Sichtweise zu entwickeln. Die damalige Führung der UdSSR sah die Krise in Afghanistan nicht als innenpolitisches Problem Afghanistans an36, sondern gab die Schuld daran außenstehenden Nachbar- bzw. anderen Staaten. Dabei hatte die Sowjetunion ein genaues Bild ihres Gegners: Die Gegner der Regierungspartei in Afghanistan, der DVPA, waren alles vom Ausland finanzierte und ausgebildete Banditen.37

Um deren Sieg über die Regierung zu verhindern und die Gewissheit zu haben, dass an der Südgrenze der UdSSR ein verlässliches Regime sitzt, führte die Sowjetunion die Operation im Dezember 1979 durch.

Nach positiven Erfahrungen in der CSSR und der erstaunlich gelassenen Reaktion des Westens auf den Machtwechsel 1978 sah die UdSSR die Intervention als sinnvoll und nicht mit eigenem Risiko verbunden an.38

3. strategische Motive:

Betrachtet man die strategischen Gründe für eine sowjetische Intervention, muss man berücksichtigen, dass damals noch der paranoide Verfolgungswahn, unter dem sowohl die Sowjets als auch die USA litten, grassierte und man ständig die Bedrohung des jeweiligen Feindes vor Augen hatte, was mitunter bei Entscheidungen eine wichtige Rolle spielte. Im Dezember 1979 sah Moskau nicht nur seinen Einflussbereich in Asien schwinden sondern auch seine südlichen Grenzen bedroht. Die UdSSR befürchtete ein Übergreifen der Unruhen auf die 5 islamischen Teilrepubliken im Süden des Landes und deren eventuell darauf folgenden Widerstand gegen die aufoktroyierte Führung in Moskau.39 Eine weitere Befürchtung der UdSSR war, wenn Afghanistan aus dem sowjetischen Einflussbereich verschwindet, fällt es automatisch dem Westen und damit den USA zu. Damit würden die USA direkt an der Grenze zur Sowjetunion sitzen, was allein bei der Vorstellung jedem Kommunisten einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Die UdSSR begründete diese Vorwürfe, dass die USA mit Unterstützung und vielleicht auch direkten Waffen- lieferungen an die Rebellen mit Hilfe von Pakistan und Iran, den Verlust im Iran kompen- sieren wollten.40 Inzwischen ist dieses Argument verworfen worden, aber damals während des Kalten Krieges war es durchaus nachvollziehbar.

Des weiteren war der Schutz eigener Investitionen ein wichtiger Überleggrund für die Intervention. Seit der Unabhängigkeit Afghanistans 1919 hat die UdSSR das Land nicht nur mit ideologischem Exportgut sondern auch mit millionenschweren Krediten versorgt.41 Neben Entwicklungshilfe, Waffenlieferungen, Erstellung wirtschaftlicher Objekte und der gezielten Suche und Förderung von Bodenschätzen, hatte die UdSSR seit den 60er Jahren auch afghanische Militärs in der Sowjetunion ausgebildet und ideologisch indoktriniert.42 Als die UdSSR nun ihre ganzen Bemühungen nutzlos werden sah, blieb nur die Möglichkeit der Intervention, um die finanziellen und ideologischen Investitionen in Afghanistan zu schützen.

5.2. Fehleinschätzungen der sowjetischen Führung

Als die UdSSR im Dezember 1979 militärisch in die Afghanistankrise eingriff, ging die Führung in Moskau noch davon aus, allein mit der Anwesenheit der sowjetischen Truppen die Lage wieder unter Kontrolle bringen zu können. Dabei wurde die Kampfbereitschaft und der Wille der Widerstandskämpfer zum Sieg völlig unter- und die Unterstützung der DVPA und der afghanischen Truppen überschätzt.43 Selbst sowjetische Soldaten und Offiziere glaubten zunächst noch, sie würden dem afghanischen Volk Hilfe bringen und bald nach Moskau zurückkehren.

Neben der innenpolitischen Lage Afghanistans hat sich die UdSSR auch in der Einschätzung der Reaktionen der übrigen Länder auf die Intervention verschätzt.

Zum ersten Mal nach Ende des 2. Weltkrieges hatte die Sowjetunion ein blockfreies Land angegriffen.

Auch wenn die UdSSR davon ausging, dass die Nachbarländer und der Westen entweder an Afghanistan nicht interessiert oder mit der Lage im Iran beschäftigt wären, hagelte es sofort nach der Intervention Proteste aus der ganzen Welt.

Selbst der Iran stellte die Überlegung an, ob die eigentliche Bedrohung nun tatsächlich von den USA oder doch eher von der UdSSR ausgehe.

Chinas Meinung, dass die Sowjetunion eine friedensgefährdende und expansionistische Politik betreibe, wurde weltweit anerkannt.44

6. Reaktionen der übrigen Länder auf die sowjetische Intervention

6.1. Das Verhalten der USA und Europas

Aus westlicher - vor allen Dingen amerikanischer Sicht - wurde die Intervention in Afghanis- tan als offensichtliches Expansionsstreben der UdSSR angesehen, die Vorherrschaft in Asien zu erlangen und von dort aus die Ölreserven am persischen Golf zu kontrollieren, die für den Westen so wichtig sind.45 Die US-Führung sah in dieser Intervention den Höhepunkt der seit Mitte der 70er Jahre laufenden Offensive Moskaus in der 3. Welt.46

Das gesamte westliche Bündnis verurteilte die Intervention einstimmig.

Die USA fühlten sich herausgefordert und sahen in dieser Krise einen Ost-West-Konflikt und keinen Ost-Süd-Konflikt, was eine schnelle Antwort des Westens auf dieses Verhalten der UdSSR forderte.

Die USA verstärkten daraufhin ihre militärische Präsenz in der Krisenregion und boten den unmittelbaren Nachbarländern China und Pakistan, aber auch Saudi-Arabien ihre Hilfe an. Westeuropa stimmte weitgehend mit den USA in der Verurteilung der Intervention überein. Allerdings hielten sie den Dialog mit Moskau für wichtiger, als eventuelle militärische Gegenschläge. Denn die Lage im weit entfernt liegenden Afghanistan sollte nicht die gerade wieder normalisierten Beziehungen der Sowjetunion in Europa gefährden.47 Die westeuropäischen Regierungen beschlossen, ihre Wirtschafts-, Handels-, Finanz- und Kreditbeziehungen mit der UdSSR zu überdenken und wie die USA die Olympischen Spiele in Moskau zu boykottieren.

Eine Äußerung Carters, warum Gegenmaßnahmen gegen die sowjetische Intervention so wichtig wären, nämlich weil „die USA die stärkste aller Nationen bleiben müsste“48, lehnte damalige Europäische Gemeinschaft vehement ab.

6.2. Reaktionen der Dritten Welt und islamischer Staaten

In der Dritten Welt herrschte eine nahezu einhellig ablehnende Meinung gegen die sowjetische Intervention vor. Länder der Dritten Welt waren es auch, die bei den Vereinten Nationen in New York einen Antrag für entsprechende Resolutionen gegen die UdSSR einbrachten. Bei der UN-Vollversammlung am 14.01.1980 stimmten 104 Staaten für und 18 Staaten gegen - 18 enthielten sich und 12 waren abwesend - die Forderung nach einem „sofortigen, bedingungslosen und vollständigen Rückzug aller ausländischer Truppen aus Afghanistan“.49

Besonders groß war der Prestigeverlust der UdSSR unter den 94 blockfreien Staaten. Viele hatten genau wie Afghanistan Freundschafts- und Beistandsverträge mit der Sowjetunion und fürchteten bei geringsten innenpolitischen Konflikten, eine Invasion sowjetischer Truppen. In der islamischen Welt - besonders bei den benachbarten Staaten - löste die Intervention große Betroffenheit aus. Bei der UN-Vollversammlung stimmten15 der 21 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga für die UN-Resolution.

Während ohnehin westlich orientierte Staaten wie Saudi-Arabien und Ägypten ihre pro- westliche Haltung verstärkten und die Intervention mit den Worten verurteilten, dass sie eine „brutale Unterdrückung eines islamischen Brudervolkes“ wäre und es der strategische Plan der UdSSR wäre „die Golfregion und deren Ölquellen zu kontrollieren“50, blieben Irak und Iran bei ihrer anti-westlichen Haltung, verurteilten die Intervention aber ebenfalls auf schärfste.

Pakistan als direktes Nachbarland war durch die anhaltenden Flüchtlingswellen aus Afghanistan schon direkt in den Konflikt involviert. Das Land sah durch die grenznahen Kämpfe zwischen sowjetischen Truppen und afghanischen Rebellen seine Unabhängigkeit und territoriale Integrität unmittelbar bedroht.

Die Stationierung amerikanischer Militärs auf pakistanischem Gebiet lehnte das Land mit der Begründung ab, nicht noch mehr Aufmerksamkeit und Zorn der UdSSR auf sich ziehen zu wollen. Stattdessen ersuchten sie China um Unterstützung, das ihnen wegen seiner Blockfreiheit als relativ ungefährlich schien.51

Bei einer Außenministertagung der Islamischen Konferenz in Islamabad im Januar 1980 wandten sich die Teilnehmer - die geschlossen die sowjetische Intervention ablehnten - ausdrücklich „gegen die Errichtung militärischer Stützpunkte in der Region und warnten „gewisse westliche Mächte“ die durch die sowjetische Intervention in Afghanistan entstandene Lage dazu zu benutzen, „erneut imperialistische Interventionen in der islamischen Welt einzuführen.“

Vielmehr bekräftigten sie ihre Entschlossenheit, die Politik der Blockfreiheit fortzusetzen [...]“.52

7. Auswirkungen der Intervention

Als bereits nach einem halben Jahr der sowjetischen Besatzung Afghanistans im Sommer 1980 feststand, dass die UdSSR die Widerstandskämpfer und deren Ausdauer und Wille zur Unabhängigkeit erheblich unterschätzt hatten und sich aus dieser Krise ein lange andauernder Guerillakrieg entwickeln würde, zog Moskau seine Truppen nicht etwa zurück, sondern verstärkte ihr Kontingent zunehmend. Die Situation in Afghanistan eskalierte zu einem zehn Jahre andauernden Guerillakrieg der Bevölkerung gegen das sowjetische Besatzungsregime. Durch die verbissene und selbstmörderische Art zu kämpfen und durch den starken Willen zu absoluter Unabhängigkeit Afghanistans von jedweder Einmischung von außen, standen den sowjetischen Truppen harte Gegner entgegen, die sich durch die Überlegenheit ihrer Feinde in keinster Weise einschüchtern ließen.

Dabei brachte die Uneinigkeit der verschiedenen Widerstandsgruppen ihnen noch einen großen Vorteil ein, denn so waren sie nicht durch einen großen Schlag zu beseitigen53, sondern schlugen in allen Gebieten des Landes - mit Vorliebe in unwegsamen Gelände - zu und brachten den sowjetischen Truppen große Verluste.

Der damalige Präsident der UdSSR, Michail Gorbatschow, nannte in einem Interview im März 1986 den Krieg in Afghanistan die „blutende Wunde der Sowjetunion“.54 Alle traditionellen Regelungsmöglichkeiten zur Beilegung von Kriegen versagten in Afghanistan. Selbst die Genfer Friedensverhandlungen und der endgültige Abzug der sowjetischen Truppen im Februar 1989 brachten dem Land keinen Frieden. Nach dem Rücktritt von Präsident Najibullah und der Machtübernahme der Mujaheddin in Kabul 1992 brach der Bürgerkrieg zwischen den einzelnen Stämmen und Provinzfürsten erst richtig aus, denn diesmal ging es um die gewaltsame Aufteilung Afghanistans und der Machtbereich der einzelnen Kommandanten und Parteiführer.

1994 trat ein neuer Faktor in den Machtkampf um Afghanistan ein, über die pakistanische Grenze waren pashtunische Koranstudenten nach Afghanistan gekommen - die Taliban. Die radikal islamischen Kämpfer eroberten mit ihrer verbissenen und brutalen Einstellung zum Kampf erst 1996 Kabul und danach ungefähr zwei Drittel des Landes.

8. Literaturliste

- Allan, Pierre und Kläy, Dieter: ´Zwischen Bürokratie und Ideologie - Entscheidungsprozesse in Moskaus Afghanistankonflikt`, Verlag Paul Haupt, Bern - Stuttgart - Wien (1999)

- Behrens, Henning: ´Die Afghanistan-Intervention der UdSSR - Unabhängigkeit und Blockfreiheit oder Mongolisierung Afghanistans: Eine Herausforderung für das Krisenmanagement`, tuduv Buch, München (1982)

- von Borcke, Astrid: Rußland und der Krisenherd Afghanistan 1991-1997, Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studie, Köln (1998)

- Braun, Dieter und Ziem, Karlernst: ´Afghanistan: Sowjetische Machtpolitik - Islamische Selbstbestimmung` - Aktuelle Materialien zur Internationalen Politik, Band 17 - Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen; Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden (1988)

- Huntington, Samuel P.: ´Kampf der Kulturen - Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert`, Europa Verlag GmbH, München (1996)

- Kakar, M. Hassan: ´Afghanistan - The Soviet Invasion and the Afghan Response, 1979-1982`, University of California Press, Berkeley - Los Angeles - London (1995)

- Schetter, Conrad J. und Wieland-Karimi, Almut (Hrsg.): ´Afghanistan in Geschichte und Gegenwart - Beiträge zur Afghanistanforschung`, IKO Verlag, Frankfurt (1999)

- Sharif Bahand, Mohammad: ´Die Gegenwärtige Konfliktlage in Afghanistan und die Aufgaben einer Regierung der nationalen Aussöhnung`, Humboldt - Universität zu Berlin, Nr. 19 (1997)

- Vogel, Heinrich (Hrsg.): ´Die sowjetische Intervention in Afghanistan- Entstehung und Hintergründe einer weltpolitischen Krise` - Osteuropa und der internationale Kommunismus, Band 8 - Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Köln; Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden (1980)

[...]


1 s. Huntington, S., ´Kampf der Kulturen` (1996), S. 400

2 -------------------------- „ ---------------------------- S. 400

3 s. ´Kultur als Ursache von Konflikt und Krieg?` Müller, H. (1999), S. 88

4 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie... `, Allan, P. / Kläy, D. (1999), S. 66ff.

5 vgl. ----------------- „ ---------------------- , S. 68

6 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 70f.

7 s. ´Die sowjetische Intervention in Afghanistan`, Vogel, H. (1980), S. 371

8 Mitglieder: Iran, Pakistan, Türkei, GB und USA, vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, S. 72

9 vgl. ´Mullah, Marx und Mujahid`, Magnus, R. H., (1998), S. 58ff.

10 vgl. ´Die sowjetische Intervention in Afghanistan`, Vogel, H. (1980), S. 368

11 s. ´Die sowjetische Intervention in Afghanistan`, Vogel, H. (1980), S. 370

12 vgl. ´Die Afghanistan-Intervention der UdSSR`, Behrens, H. (1982), S. 38

13 s. ´Die sowjetische Intervention in Afghanistan`, Vogel, H. (1980), S.368ff.

14 s. ´Die sowjetische Intervention in Afghanistan`, Vogel, H. (1980), S.369

15 vgl. ´Mullah, Marx und Mujahid`, Magnus, R. H., (1998), S. 58ff.

16 s. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 80

17 vgl. ´Afghanistan und der Nachbar im Norden`, Linde, G. in ´Die sowjetische Intervention...`, (1980) S. 77

18 s. ´Afghanistan und der Nachbar im Norden`, Linde, G. in ´Die sowjetische Intervention...`, (1980), S. 77

19 vgl. ´Afghanistan und der Nachbar im Norden`, Linde, G. (1980), S. 78

20 s. ´Afghanistan und der Nachbar im Norden`, Linde, G., S. 79

21 vgl. ´Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 95f.

22 vgl. ´Die Afghanistan-Intervention der UdSSR`, Behrens, H. (1982), S. 40ff.

23 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 111f.

24 vgl. ´Die Afghanistan-Entscheidung Moskaus...`, Wettig, G. in ´Die sowj. Intervention in Afghanistan´, s. 259

25 s. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 210

26 s. Afghanistan: Sowjetische Machtpolitik...`, Braun, D., Ziem, K. (1988), S. 25

27 s. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 315

28 vgl. ´Die Afghanistan-Intervention der UdSSR`, Behrens, H. (1982), S. 66

29 s. ´Der Kampf um Kabul...`, Berner, W. in ´Die sowj. Intervention in Afghanistan` (1980), S. 325

30 vgl. ´Afghanistan und der Nachbar im Norden`, Linde, G. in ´Die sowj. Intervention in Afghanistan`, S. 87

31 vgl. ´Der Kampf um Kabul...`, Berner, W. (1980), S. 326

32 vgl. ´Die Afghanistan-Intervention der UdSSR`, Behrens, H. (1982), S. 67

33 vgl. --------------------------------- „ ------------------------------ , S. 67

34 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 251

35 vgl. --------------------------------- „ ------------------------------ , S. 250

36 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 242

37 vgl. ---------------------------- „ ---------------------------------- , S. 255

38 vgl. ---------------------------- „ ---------------------------------- , S. 258f.

39 vgl. ´Die Afghanistan-Intervention der UdSSR`, Behrens, H. (1982), S. 79f.

40 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 262f.

41 vgl . 2.4.

42 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 265f.

43 vgl. ------------------------------------ „ -------------------------------- , S. 300f.

44 vgl. ´Die Afghanistan-Entscheidung Moskaus...`, Wettig, G., S. 267

45 vgl. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 261f.

46 vgl. ´USA, Westeuropa und die Dritte Welt...`, Timmermann, H. in ´Die sowj. Intervention in Afghanistan`, S. 300

47 vgl. ´USA, Westeuropa und die Dritte Welt...`, Timmermann, H., S. 303

48 s. ---------------------------- „ ----------------------------- , S. 306

49 s. ---------------------------- „ ----------------------------- , S. 310

50 s. ´USA, Westeuropa und die Dritte Welt...`, Timmermann, H., 312

51 vgl. Afghanistan: Sowjetische Machtpolitik...`, Braun, D., Ziem, K. (1988), S.163ff.

52 s. ´USA, Westeuropa und die Dritte Welt...`, Timmermann, H., S. 314

53 vgl. ´Afghanistan und der Nachbar im Norden`, Linde, G., S. 88f.

54 s. ´Zwischen Bürokratie und Ideologie...`, Allan, P., Kläy, D. (1999), S. 27

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Intervention der Sowjetunion in die Afghanistankrise 1979
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Lektürekurs
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V106121
ISBN (eBook)
9783640044009
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Intervention, Sowjetunion, Afghanistankrise, Lektürekurs
Arbeit zitieren
Julia Müller (Autor:in), 2001, Die Intervention der Sowjetunion in die Afghanistankrise 1979, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106121

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