Der 1. Golfkrieg 1980-88


Hausarbeit, 2002

21 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Ursachen des Konflikts
2.1. Langfristige Ursachen
2.2. Konkrete Ursachen
2.2.1. Islamische Revolution vs. Baath-Regime
2.2.2. Iraks Hegemoniebestrebungen
2.3. Unmittelbare Auslöser des Krieges

3. Kriegsverlauf und -ende
3.1. Verlauf des Krieges
3.1.1. Menschenwall-Taktik und Märtyrerkult
3.1.2. Einsatz chemischer Waffen
3.1.3. Tanker- und Städtekrieg
3.2. Waffenstillstand

4. Externe Akteure
4.1. Die Rolle der USA
4.2. Die Rolle der UdSSR

5. Begleiterscheinungen und Folgen des Krieges für Iran
5.1. Ökonomische
5.2. Politische
5.3. Soziale

6. Die Zeit nach dem Krieg

7. Iran heute

8. Fazit

9. Literaturliste

10. Anlage
10.1. UN-Resolution 598
10.2. Karte der Kriegsregionen

1. Einleitung

Als am 22. September 1980 irakische Truppen über die Grenze in den Iran einmarschierten, war der Iran wohl ebenso überrascht wie die restliche Welt auch. Trotz länger andauernder Streitigkeiten beider Regierungen und immer wieder auftretenden kleineren Grenzgefechten, hatte doch niemand damit gerechnet, dass Saddam Hussein, die Unruhen der Islamischen Revolution nützen würde, um von ihm angestrebtes Territorium zu erobern. Waren es schon seit Jahrhunderten andauernde Konflikte zwischen den beiden Ländern oder nur die Tat eines größenwahnsinnigen arabischen Diktators, die letztendlich zum Krieg geführt haben? War Iran der unschuldige Angegriffene, als den es sich immer ausgab, oder vielleicht doch Provokateur?

Obwohl das Seminar hauptsächlich Nachkriegsgesellschaften von Bürgerkriegsländern untersuchte, ist meiner Meinung nach auch dieser typisch „zwischenstaatliche Krieg“ (Gantzel)1 eine Betrachtung wert. Denn wie sich im Folgenden herausstellen wird, hat der 1. Golfkrieg und dessen Auswirkungen bis jetzt viel zu wenig internationale Beachtung gefunden, besonders über die sog. Kriegsfolgenbewältigung sind in der Krisen- und Konfliktforschung bis heute so wie keine Untersuchungen gemacht worden. Trotzdem soll anhand dieser Arbeit versucht werden, die Ursachen, Auswirkungen und Folgen dieses Konflikts aufzuzeigen.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der iranischen Perspektive dieses Krieges, da eine genaue Analyse der Ursachen, Auswirkungen und Folgen dieses Krieges für Iran und Irak den Rahmen der Arbeit sprengen würden.

Die Islamische Revolution, externe Akteure wie die USA, die UdSSR oder andere Golfstaaten, die Geiselaffäre in der amerikanischen Botschaft in Teheran oder der Krieg in Afghanistan werden hier nur am Rande erwähnt oder ganz ausgelassen, da auch dies den Umfang der Arbeit zu groß werden lassen würde.

2. Ursachen des Konflikts

Sucht man nach den Ursachen, die zur Entstehung des Krieges zwischen Iran und Irak geführt haben, muss man ein breites Spektrum möglicher Gründe in Betracht ziehen. So umfassten die Streitpunkte der beiden Länder nicht nur territoriale Aspekte, sondern beinhalteten auch nationale, religiöse, hegemoniale, ethnische und ideologische Differenzen. Neben den unmittelbaren, kurzfristigen Auslösern des Krieges spielten auch langfristige - sogar historische - Gründe und konkrete Ursachen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung dieses Konfliktes.

2.1. Langfristige Ursachen

Zu den langfristig andauernden Konflikten zwischen Iran und Irak zählen vor allen Dingen territoriale und ideologische Differenzen.

Die größten Streitpunkte der beiden Länder, die auch vor Kriegsbeginn schon öfter zu kleineren Grenzscharmützeln geführt hatten, waren ´der Disput um die Grenzziehung am Schatt al-Arab` und ´die Frage nach der Zugehörigkeit der Provinz Khuzistan (Arabistan)`2.

Die strategische und ökonomische Bedeutung des Flusses Schatt al-Arab, der die Grenze zwischen Irak und Iran bildet, hatte schon in der Vergangenheit oft zu Auseinandersetzungen geführt. 1975 in dem Vertrag von Algier3 wurde die Grenze auf Druck und zugunsten des Iran vom iranischen Ufer in die Flussmitte verlegt. Irak sah damit seine einzige Verbindung zum Meer gefährdet.

Die iranische Provinz Khuzistan - von den Irakern Arabistan genannt - war ein weiterer jahrelanger Konfliktpunkt zwischen den beiden Ländern. Auf dieses äußerst rohstoffreiche Gebiet - ca. 90% der iranischen Erdölvorkommen liegen hier4 - erhob der Irak Anspruch mit der Begründung, dass fast die Hälfte der 3 Mio. Einwohner der Provinz Araber sind, die Provinz arabisch und „damit Bestandteil der „arabischen Nation““5 sei.

Ein weiteres Konfliktpotential zwischen Irak und Iran war - und ist noch heute - der ideologische Gegensatz der beiden Länder, auf denen die territorialen Forderungen der Iraker größtenteils beruhen. Iran hat im Mittleren Osten immer schon eine Ausnahmestellung eingenommen. Im 7. Jahrhundert nach Christi wurde der Iran zwar von den Arabern islamisiert, jedoch niemals arabisiert. Und obwohl in beiden Ländern der Islam Staatsreligion ist, stellt der Irak den arabischen Nationalismus deutlich über die Religion, während im Iran Staat und Religion untrennbar miteinander verbunden sind.

Bis heute hat der Iran seine persische Tradition und Sprache beibehalten. Die Iraner wurden dafür von der restlichen arabischen Welt als „Muslime zweiter Klasse“6 angesehen. Diese gegenseitige Ablehnung und Hervorhebung der eigenen Einzigartigkeit brachte die beiden Länder immer wieder gegeneinander auf.

Zu Kriegsbeginn standen sich also zwei völlig unterschiedlich orientierte Ideologien gegenüber. Auf der einen Seite das sozialistisch und pan-arabisch eingestellte irakische Regime unter Saddam Hussein und auf der anderen Seite ein neu entstandener ´Gottesstaat` mit einem radikal islamischen, universalistischen Regime unter der Leitung des Religionsund Staatsoberhauptes Ayatollah Khomeini.7

2.2. Konkrete Ursachen

2.2.1. Islamische Revolution vs. Baath-Regime

Als Anfang 1979 der Schah den Iran nach 2-jährigen blutigen Unruhen fluchtartig verließ und Khomeini nach 15-jährigem Exil in seine Heimat zurückkehrte, wurde dies zunächst von der irakischen Baath-Regierung und insbesondere von deren neuem Regierungschef Saddam Hussein begrüßt. Wurde doch 1968 im Irak ebenfalls blutig die Monarchie gestürzt und seitdem der Staat durch eine nationale, pan-arabisch orientierte Regierung geleitet. Gleichzeitig sah war man froh, dass „der unangefochtene Statthalter der USA und Konkurrent um die Vorherrschaft am Golf“8 aus dem Weg geräumt war.

Als aber am 25. Januar 1980 die Islamische Republik Iran ausgerufen wurde und Khomeini die Verbreitung der Islamischen Revolution auch über die Grenzen hinaus propagiert und begann, die schiitische Oppositionsbewegung im Irak zu unterstützen, sah die Baath- Regierung auch in den neuen Herrschern des Iran eine Gefahr für den Irak. Denn wie in allen anderen arabischen Ländern auch bestand die irakische Regierung ausschließlich aus Sunniten, die mit nur 32-37%9 nicht den Hauptteil der Bevölkerung ausmachten. Den nämlich machten mit ca. 60%10 Schiiten aus, die politisch und rechtlich unterdrückt wurden und sich auch deswegen stark in Richtung Iran orientierten, wo mit ca. 95%11 ebenfalls Schiiten die Mehrheit der Bevölkerung stellten.

2.2.2. Iraks Hegemoniebestrebungen

Die Beendigung des Kurdenkrieges im Nordirak durch den Vertrag von Algier 197512 wirkte sich stabilisierend auf die innenpolitische Lage Iraks aus. Die reichhaltigen Erdölvorkommen im Nordirak konnten nunmehr genutzt werden und schon 1979 war Irak nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölproduzent der Welt. Diese Situation und die neue finanzielle Unabhängigkeit Iraks - die sich vor allen Dingen auf Waffenkäufe bezog, die Irak jetzt unabhängig von sowjetischer Unterstützung tätigen konnte - verleiteten die irakische Führung dazu, eine mächtigere Position in der arabischen Welt und vor allen Dingen am persischen bzw. arabischen Golf einzunehmen.

Saddam Hussein sah seine Chance in mehreren Faktoren. Zum einen vermutete er Iran durch die Unruhen der Islamischen Revolution nicht nur innenpolitisch sondern auch militärisch geschwächt, wohingegen die eigenen Armee - besonders durch die Hilfe von Waffenlieferungen aus Frankreich13 - zu einer der stärksten im Nahen Osten aufgestiegen war.

Zum anderen fühlte er sich vor einem Eingreifen der beiden Weltmächte sicher, da die UdSSR durch ihre Invasion in Afghanistan abgelenkt war und die US-Führung mit der Geiselaffäre in Teheran beschäftigt war.

2.3. Unmittelbare Auslöser des Krieges

Im April 1980 fanden zwei Ereignisse statt, die maßgeblich zur Eskalation der Krise zwischen Irak und Iran und damit letztendlich auch zum Kriegsausbruch geführt haben14:

1. Das Attentat auf den Stellvertretenden irakischen Ministerpräsidenten am 1. April 1980 durch einen irakischen Studenten iranischer Abstammung, der einer schiitischen Oppositionsbewegung im Irak angehörte; ein weiterer Anschlag derselben Bewegung auf die Beerdigung der Opfer des Attentats und die damit sofortige Ausweisung der iranischen Diplomaten aus Bagdad.
2. Die 13. April stattgefundene Hinrichtung des geistlichen Oberhaupts der Schiiten im Irak, der als Führer der für die Attentate verantwortliche Oppositionsbewegung gehalten wurde, und die damit verbundene 3-tägige Staatstrauer im Iran sowie staatliche organisierte AntiIrak-Demonstrationen.

Diese Ereignisse hatten zahlreiche Attentate in beiden Ländern zur Folge und versetzten die Armeen in Alarmbereitschaft. Fast täglich kam es zu kleineren Grenzgefechten, bis schließlich am 22. September 1980 die irakische Armee in iranisches Territorium einfiel.

3. Kriegsverlauf und -ende

3.1. Verlauf des Krieges

Obwohl es seit geraumer Zeit immer wieder zu kleineren Gefechten entlang der irakisch- iranischen Grenze kam und der Irak eindeutige Ansprüche auf die Provinz Khuzistan sowie eine erneute Grenzverschiebung entlang des Schatt al-Arab verlauten lassen hat, kam die endgültige Invasion der irakischen Armee in iranisches Gebiet für die Regierung in Teheran überraschend.

3.1.1 Menschenwall-Taktik und Märtyrerkult

Gegen die Übermacht der irakischen Armee versuchte sich Iran mit der sog. „Menschenwall- Taktik“15 zu schützen, was zunächst auch äußerst erfolgreich war, denn 1982 hatte Iran alle vom Irak besetzten iranischen Gebiete zurückerobert. - Schon bald nach Kriegsbeginn bediente sich Khomeini einer ganz besonderen Art der Kriegspropaganda. Er rief Männer und Frauen dazu auf, ihre Söhne im Auftrag Allahs auf das Schlachtfeld zu schicken, um durch den Märtyrertod auf dem Schlachtfeld die ewige Glückseligkeit zu finden und ihre Familien mit Stolz zu versehen: „Der Baum des Islam kann nur wachsen, wenn er ständig mit dem Blut der Märtyrer getränkt wird.“16 Jungen Männern wurden billige Plastikschlüssel um den Hals gehängt mit dem Versprechen, dass sie sofort ins Paradies einziehen würden, wenn sie im Kampf gegen den Feind sterben. Die Kriegsfreiwilligen wurden vor allen Dingen auf den Schlachtfeldern als Kanonenfutter eingesetzt oder mussten über vermintes Gebiet laufen, um mit ihren Körpern den Sprengstoff auszulösen17.

Diese Opferbereitschaft, die ihren Ursprung in der schiitischen Märtyrer-Ideologie18 hat, forderte in diesem Krieg wohl die meisten Opfer auf iranischer Seite.

3.1.2. Einsatz chemischer Waffen

Mit der Rückeroberung iranischer Gebiete und dem Vorstoß der iranischen Armee auf irakisches Territorium dringen zum ersten Mal Berichte über den Einsatz von chemischen Waffen seitens des Irak an die Öffentlichkeit19. Damit setzte der Konflikt neue Maßstäbe innerhalb eines Krieges, denn der Irak setzte die chemischen Kampfstoffe auch vermehrt gegen die Bevölkerung im eigenen Land ein - gegen die Kurden im Nordirak20.

3.1.3. Tanker- und Städtekrieg

Im Jahr 1984 begannen zunächst die Iraker und später auch die Iraner, alle Tankschiffe zu bombardieren, die iranische Häfen in der Nähe der irakischen Grenze anliefen. Der sog.

„Tankerkrieg“21 hatte begonnen. Dabei handelte es sich auch um Schiffe anderer Nationen, so dass nun auch wieder verstärkt die Aufmerksamkeit der Golfstaaten und der westlichen Welt auf den Krieg gerichtet wurde.

Große Opfer unter den Zivilisten auf beiden Seiten forderte die Eskalation der gegenseitigen Angriffe zum Städtekrieg. Obwohl die UNO mehrmals versucht zu vermitteln und die Bombardierungen der feindlichen Städte auch kurzzeitig unterbrochen wird, flammt der Städtekrieg immer wieder auf22.

3.2. Waffenstillstand

Die Kampfhandlungen hielten ab dieser Zeit bis 1988 mit unterschiedlicher Intensität an. Weder Irak noch Iran konnten in dieser Zeit entscheidende Eroberungen oder Siege verbuchen. Das Kriegsziel auf beiden Seiten war nunmehr die Verteidigung des eigenen Territoriums23.

In dieser Zeit hatte die UNO sich um wieder um Vermittlungen zwischen den beiden Staaten bemüht, die allerdings meist aufgrund der Forderungen des Gegners von der anderen Partei abgelehnt wurden.

Die entscheidende Wende im Kriegsverlauf war jedoch auf ein Eingreifen von außen zurückzuführen. Am 3. Juli 1988 schossen amerikanische Kriegsschiffe ein mit 290 Passagieren besetztes iranisches Flugzeug ab, in der Annahme, es handele sich um ein Kampfflugzeug. Dieser tragische Fehler bewegte schließlich die iranische Regierung dazu, die UN-Resolution 598 (vgl. 10.1.) am 18. Juli 1988 anzunehmen.

Dass es sich hierbei um eine aufoktroyierte Beendigung des Krieges handelte, die im Allgemeinen nie so stabil ist wie ein erkämpfter Sieg einer Partei24, und die beiden rivalisierenden Regierungen nur halbherzig in den Frieden einstimmten, bewies Khomeinis Rede an das iranische Volk vom 20. Juli 198825:

„[…] der Konflikt mit dem Irak nicht abgeschlossen sei und die Nation immer wieder auf einen neuen ´Ğihad`26 vorbereitet sein müsse, um gegenüber weiteren Aggressionen des Gegners gewappnet zu sein“.

Irak hingegen setzte seine Angriffe auf Ziele im Iran auch nach der Einstimmung Irans in die UN-Resolution fort, denn die irakische Regierung sah sich selbst kurz vor einem militärischen Durchbruch und die Einlenkung Irans nur als einen vermeintlichen „Trick“27. Erst auf Druck der UNO stimmte die irakische Führung am 18. August in den Waffenstillstand ein28. Das offizielle Kriegsende mit dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes wird auf den 20. August 1988 datiert.

4. Externe Akteure

Der Krieg zwischen Irak und Iran hatte sich von einem „Blitzkrieg“ zu einem der längsten und blutigsten Stellungskriege der neueren Geschichte entwickelt29.

Die arabische Welt hatte sehr schnell - nur mit Ausnahme von Libyen und Syrien - Stellung für den Irak bezogen30

Das anfängliche Desinteresse der westlichen Welt änderte sich zunehmend mit der Länge und Dauer des Konflikts. Die Stellungnahme der „offiziellen Neutralität“31 der beiden Groß- mächte USA und UdSSR änderte sich schnell, als die beiden Länder ihre Interessen in der Region gefährdet sahen.

Trotz des Ost-West-Konflikts und der Angst beider Länder, vor einem zu großen Einfluss des jeweils anderen, entwickelte sich der Konflikt am Golf nie zu einem „Stellvertreterkrieg für die Großmächte“32, vielmehr handelte es sich z. T. um eine Interessenparallelität, wenn es nämlich „(…) um die Eindämmung der von Khomeini freigesetzten iranisch-revolutionären Kräfte (…) ging“33.

4.1. Die Rolle der USA

Die Gefährdung der aus dieser Region stammenden Ölimporte, von denen sie abhängig waren, war die größte Sorge der USA zu Beginn dieses Krieges. Und obwohl die USA in dieser Zeit keine diplomatischen Beziehungen zu den Kriegführenden Ländern unterhielt und stets offiziell seine Neutralität bekundete, erklärte die amerikanische Regierung, als die erste Überlegenheit Iraks deutlich wurde: „(…) [denn] Bestand und Stabilität des Iran seien im Interesse der Stabilität und des Wohlstandes der gesamten Region“34. Anzunehmen ist, dass sie einen Sieg des Irak auch deshalb fürchteten, da er als Verbündeter der UdSSR galt, und die USA ihren Einfluss in dieser Region schwinden sahen. Dass diese Parteinahme nicht nur rhetorischer sondern auch praktischer Natur war, bewies der Anfang November 1986 von einer libanesischen Zeitung aufgedeckte sog. „Irangate- Skandal“35, bei dem es um jahrelange geheime Waffenlieferungen der USA an die Regierung in Teheran ging. Dieser Skandal war auch deswegen so Aufsehen erregend, da die USA ab 1982, mit dem Beginn der iranischen Gegenoffensive, immer offener den Irak unterstützten und ihn ab 1987, mit Beginn des Tankerkrieges, auch finanziell - mit Milliardenkrediten36 - und militärisch gegen den Iran beistanden.

Doch trotz dieser eindeutigen Parteinahme nahmen die Waffenlieferungen an das eigentlich so verhasste Mullah-Regime im Iran auch nach der Aufdeckung des Skandals nachweislich nicht ab37.

4.2. Die Rolle der UdSSR

Die UdSSR hatte keine wirtschaftlichen Interessen an den beiden Kriegsparteien. Für sie ging es hauptsächlich um geopolitische Aspekte, da die Sowjetunion eine gemeinsame Grenze mit dem Iran besaß. Diese Grenze bestärkte die UdSSR dann wohl auch bei der Unterstützung des Iraks, denn die Regierung in Moskau fürchtete seit der islamischen Revolution, dass dieser Gedanke auf die 50 Mio. Muslime in den sowjetischen Teilrepubliken an der iranischen Grenze übertragen werden könnte38.

Wegen dieser Befürchtungen, und da der Irak schon seit Anfang der 70er Jahre zum Einflussbereich der UdSSR gehörte, unterstützte die Sowjetunion den Irak - hauptsächlich mit militärischer Ausrüstung - wobei vermutet wird, dass ohne diese militärische Unterstützung, der Irak den iranischen Angriffen nicht hätte standhalten können39. Diese Lieferungen erfolgten bis zum Ende des Krieges, da die UdSSR immer die Furcht vor einer möglichen amerikanischen Einflussnahme durch etwaige Hilfen hatte40.

5. Begleiterscheinungen und Auswirkungen des Krieges für Iran

5.1. Ökonomische

Die Schätzungen über die direkten Kosten des Krieges für Iran gehen weit auseinander. Aber die Summe von ca. 180 Mrd. US-Dollar41 für acht Jahre Krieg kommt der Wahrheit ziemlich nah.

Neben den Unsummen, die direkt für den Krieg - z.B. für Waffenkäufe - ausgegeben wurden, muss man natürlich auch andere Faktoren mit einbeziehen, die der iranischen Wirtschaft erheblich geschadet haben.

Schon vor Beginn des Krieges befand sich die Wirtschaft Irans in einer schlechten Verfassung, was quasi als Vermächtnis des Schahs angesehen wurde, der mit den Gewinnen aus Industrie, Landwirtschaft und der Ölproduktion vor allen Dingen seinen eigenen aufWendigen Lebensstil und den seines Hofstaates finanziert hat.

Sein Sturz, die innenpolitischen Unruhen der islamischen Revolution und der gleich daran anschließende Krieg haben der neuen iranischen Regierung keine Zeit gelassen, die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Am schlimmsten betroffen war die Haupteinnahmequelle des Iran - die Ölproduktion. Fast 90% aller Erdölvorkommen des Iran lagen in der stark umkämpften Provinz Khuzistan. So sanken die Einnahmen aus dem Ölexport verbunden mit dem Abfall des Ölpreises auf dem Weltmarkt - von 30 auf 15 US-Dollar pro Barrel (1986) - und dem aufkommenden Tankerkrieg von 20,5 Mrd. US-Dollar (1979) auf 6 Mrd. US-Dollar (1986)42. Durch den Verlust aus den Öleinnahmen und durch die Zerstörung der Ölproduktionsstätten in Khuzistan, kam es zu einer Erhöhung der Arbeitslosenrate, einem Anstieg der Konsumgüterpreise um fast 70%43 und einer hohen Inflationsrate. Auch nach Beendigung des Krieges wurden die Zahlen nicht besser. 1989 war die iranische Industrie nur zu 30-40% ausgelastet, über 40% der Bevölkerung war arbeitslos und die Inflationsrate lag bei 50%44.

Die Defizite der Wirtschaft lassen sich aus der totalen Fixierung der iranischen Regierung auf den Krieg erklären und diese desolate ökonomische Lage wird auch ein Grund gewesen sein, warum der Iran letztendlich durch den Druck der leidenden Bevölkerung in den Waffen- stillstand eingewilligt hat45.

5.2. Politische

Auch nach der Islamischen Revolution und während der gesamten Kriegsdauer blieb die innenpolitische Lage Irans instabil. Die in zwei Flügel gespaltene Islamische Republikanische Partei (IRP) geriet über die Frage der Kriegsbeendigung in Streit. Der gemäßigte Parteiflügel „Hodschati“ gab sich verhandlungsbereit, während der radikal-fundamentalistische Flügel „Maktabi“ unter der Führung Khomeinis einen „Krieg bis zum Sieg“, die „Befreiung des irakischen Brudervolkes“ und die „Schaffung einer Islamischen Republik Irak“46 propagierte. Bei den Parlamentswahlen 1984 gewannen die Radikalen und nutzten fortan den Krieg als Mittel zur Konsolidierung der Herrschaft ihres theokratischen Regimes in Teheran. Gleichzeitig wurde versucht, die Opposition weitestgehend zu unterdrücken. Die Machtstreitigkeiten innerhalb der IRP eskalierten im Verlauf des Krieges derartig, dass die Partei sich schließlich 1987 auflöste.

Von da an stand neben Khomeini der 1987 zum 8. Mal wieder gewählte Parlamentspräsident und ab1989 neue Staatspräsident Rafsandschani im Mittelpunkt der iranischen Innenpolitik. Wegen der immer noch anhaltenden innenpolitischen Probleme Irans wurde am 28. Juli 1989 eine neue Verfassung verabschiedet, die die Machtverteilung innerhalb des politischen Systems ausgewogener gestalten sollte47. Trotz allem ließen die innenpolitischen Macht- kämpfe und Rivalitäten nicht nach und bereits seit 1988 kam es zu einer großen Hinrichtungswelle gegen Oppositionelle. Und um den Glaubwürdigkeitsverlust über den Export der islamischen Revolution, der durch den Waffenstillstand entstanden war, wieder wett zu machen, verhängt Khomeini noch kurz vor seinem Tod 1989 die „Fatwa“48 gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie.

5.3. Soziale

„Am Eingang des Zentralfriedhofs von Teheran steht ein Brunnen, aus dessen Fontänen Tag und Nacht rot gefärbtes Wasser fließt. Das rote Wasser symbolisiert das Blut der Märtyrer, die ihr Leben für den Islam geopfert haben; sei es bei der Liquidierung der Gegner im Innern oder im Krieg gegen den Irak. Es ist ein heiliger Krieg, sagen die Ayatollahs, ein Kampf der gläubigen Muslime gegen das Heer des Teufels Saddam Hussein. Wer an diesem Krieg teil- nimmt, ist ein Märtyrer, verkünden sie, wer ihm zum Opfer fällt und den Märtyrertod stirbt, dem werden alle Sünden vergeben, ihm wird die ewige Glückseligkeit zuteil.“49

Trotz dem Versprechen des Paradieses beklagten die Iraner ihre Toten, deren Zahl ungefähr bei einer halben Million50 lag.

Der acht Jahre andauernde Konflikt, besonders aber die blutige Intensität, hatte die Iraner kriegsmüde gemacht. Zu viele Opfer - vor allen Dingen unter den Jugendlichen - hatte es schon gegeben, und niemand wollte mehr als Märtyrer auf den Minenfeldern an der irakischen Grenze oder als Kanonenfutter auf den Schlachtfeldern sterben. Besonders den Märtyrerwitwen und -müttern war nach der hohen Zahl der Toten die anfängliche Begeisterung, ihre Männer oder Söhne im Namen Allahs für eine bessere Sache sterben zu lassen, die ihnen Khomeini vorgepredigt hatte, vergangen. Fast jede Familie im Iran hatte Tote zu beklagen.

Aber nicht allein die menschlichen Verluste, auch die innenpolitischen Differenzen, die völlige außenpolitische Isolation, der komplette Umbruch der Gesellschaft nach der Islamischen Revolution, die hohe Anzahl der Flüchtlinge aus den Krisenregionen und die damit verbundene Bevölkerungsexplosion in den großen Städten und die schlechte wirtschaftliche Lage machte der Bevölkerung nach Beendigung des Krieges zu schaffen. Es waren nicht nur Hunderttausende in dem Krieg umgekommen, Millionen von Iranern waren durch die Kämpfe verletzt und obdachlos geworden. Provinzen - Ilam und Khuzistan - und Städte - Khorramshar und Ahwaz - waren weitgehend zerstört, Fabriken und Industrieanlagen unbrauchbar gemacht worden und es sollte Jahrzehnte dauern, sie wieder aufzubauen, bewohn- und benutzbar zu machen.

6. Die Zeit nach dem Krieg

„Nicht-Kriegführen bedeutet nicht Frieden“51. Genauso war die Situation zwischen den ehemaligen Kriegsparteien nach dem Waffenstillstand zu beschreiben. Die Friedensgespräche unter Führung der UNO bleiben erfolglos. An der Grenze kam es weiterhin zu kleineren Kampfhandlungen, obwohl die UNO eine Beobachtertruppe52 in die Gebiete entsandt hatte, die über die Einhaltung des Waffenstillstandes wachen sollte53. Immer wieder kam es zu Streitigkeiten über die Frage der Kriegsschuld und der Reparationskosten. Beide Parteien drohten mit neuen Angriffen.

Auch die Freilassung der Kriegsgefangenen - wie in der UN-Resolution vereinbart - kam nicht über einen symbolischen Schritt hinaus. Im Verlauf des Jahres 1988 tauschten die beiden Länder nur 600 Gefangene aus54.

Erst die Besetzung Kuwaits durch irakische Truppen im August 1990 brachte eine Wende im iranisch-irakischen Konflikt. Saddam Hussein war gezwungen seine Auseinandersetzungen mit Iran zu beenden, um seine militärischen Kräfte ganz auf den internationalen Truppenaufmarsch im Golf und die Annexion Kuwaits konzentrieren zu können. Bereits Mitte August hatten sich alle irakischen Truppen von iranischem Gebiet zurückgezogen und bis Anfang September tauschten Iran und Irak ca. 75.000 Kriegsgefangene aus55.

Trotzdem waren noch ein Jahrzehnt nach dem offiziellen Ende des Krieges nicht alle Gefangenen zuhause, und um seine internationalen Beziehungen zu verbessern, ließ Iran im April 1998 die letzten 6.000 irakischen Kriegsgefangenen frei56.

Die formelle Parteinahme Irans gegen Irak im zweiten Golfkrieg führte dazu, dass sich die diplomatischen Beziehungen Irans in der Golfregion langsam normalisierten und erste vorsichtige Annäherungen an den Westen gemacht wurden, um aus der wirtschaftlichen und politischen Isolation auszubrechen57.

Innenpolitisch verlief die Zeit nach Beendigung des Krieges eher unruhig. Die Regierung hatte ihre Glaubwürdigkeit gegenüber der Bevölkerung verloren. Keines der Kriegsziele war erreicht worden. Weder hatte man bis zum Sieg gekämpft und den Gegner vernichtet, noch war das irakische Brudervolk aus den Fängen Saddam Husseins befreit worden, noch hatte man die Islamische Revolution erfolgreich in den Nachbarstaat oder sogar über dessen Grenzen hinaus exportiert.

Die immer noch im Parlament die Mehrheit habenden Radikalen hatten wachsende Auseinandersetzungen mit den Gemäßigten und im Oktober 1990 kam es deswegen zu heftigen Straßenunruhen und gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den Radikalen und den Gemäßigten. Auch die Menschenrechtssituation im Iran hatte sich nicht gebessert, noch immer wurden Regimegegner verhaftet, gefoltert und ermordet. Nach Angaben der UN- Menschenrechtskommission gab es Anfang der 90er Jahre 19.000 politische Häftlinge im Iran58.

Aus dem Exil operierende Regime-Gegner wie die „Volksmudschaheddin“ verübten immer wieder Attentate und Anschläge auf Personen und Einrichtungen im Iran, die von der Regierung blutig vergolten wurden, so dass die Welle der Gewalt im Iran kein Ende fand.

8. Iran heute

14 Jahre nach Ende des ersten Golfkrieges sind zumindest die äußeren Spuren des Krieges beseitigt. Die Erdölförderungsanlagen in Khuzistan produzieren wieder Öl für den Export in westliche Länder und die vom Krieg am schlimmsten zerstörte Städte Khorramshar und Ahwaz sind weitestgehend wieder aufgebaut. Nur vereinzelt erinnern Häuserruinen noch an die Bombardierungen des Irak.

Die iranische Wirtschaft erholt sich mit internationaler Hilfe und nach jahrelanger Stagnation nun langsam und verzeichnet inzwischen wieder eine Wachstumsrate von 3%. Die Inflationsrate ist auf 16% zurückgegangen und auch die Arbeitslosenquote liegt nur noch bei 14% (alle Angaben von 2000)59.

Diese Erfolge sind wohl vor allen Dingen auf die Wahl des seit 1997 amtierenden Staatspräsidenten Chatami (Wiederwahl 2001) zurückzuführen, der behutsam versucht, das Land gegenüber dem Westen zu öffnen.

Doch auch politisch lässt sich inzwischen eine behutsame Annäherung an den Westen und sogar an den großen „Satan“ USA erkennen. Die Grenzen werden immer mehr für den Tourismus geöffnet und die Hardliner in der Regierung erkennen langsam, dass die gemäßigte Politik Chatamis die breite Bevölkerungsschicht inzwischen mehr anspricht, als die fundamental-islamische Härte aus Zeiten der Revolution. Vor allen Dingen die jungen Iraner möchten nicht länger in einem Land leben, in denen radikale Theologen ihnen ihre Lebensweise vorschreiben.

Trotzdem hat Iran noch mit vielen - meistens innenpolitischen - Problemen zu kämpfen.

Auch nach mehr als einem Jahrzehnt nach Ende des Krieges sind weite Teile der Grenze zum Iran noch immer vermint. Es gibt bis heute keine offiziellen Vereinbarungen zwischen Iran und Irak hinsichtlich der Frage der Kriegsschuld oder Reparationszahlungen. Auch offizielle Berichte der iranischen Regierung über Verluste und Schäden gibt es nicht. Weder Zahlen über Kindersoldaten mit Kriegstraumata noch über Langzeitfolgen für Menschen oder die Umwelt sind bis jetzt veröffentlicht worden. Weder Kriegswaisen, „Märtyrerwitwen“ noch Kriegsveteranen stand jemals eine psychologische Betreuung zur Seite, um die Erlebnisse des Krieges verarbeiten zu können.

Und dir iranische Regierung war nur schnell in der Hinsicht, Irak oder die westliche Welt für den Krieg zu verurteilen und ihnen Schuldzuweisungen zuzusprechen. Eine offizielle Schuldeingestehung oder Entschuldigung der iranischen Regierung gegenüber der Bevölkerung gab es nicht.

Iran ist immer noch eines der Länder, die von Amnesty International wegen andauernder Menschenrechtsverletzungen angeklagt werden - ob man nun an die heftigen Straßenschlachten zwischen Studenten und der Polizei oder das Verbot von 19 den Reformern nahe stehenden Zeitungen oder die Verhaftungs- und Ermordungswelle von Schriftstellern und Journalisten vor ca. 2 Jahren denkt60.

8. Fazit

Dieser als Blitzkrieg begonnene Grenzkonflikt zwischen Iran und Irak hat sich zu einem der längsten und blutigsten Stellungskriege seit Ende des 2. Weltkrieges entwickelt. Dabei wird Irak als Aggressor und Iran als Provokateur bezeichnet.

Beide Länder haben ihre, von größenwahnsinnigen Führern gesteckten, Ziele nicht erreicht. Unter völliger Missachtung und Gleichgültigkeit von Menschenleben wurden Macht- und Herrschaftsansprüche über die Köpfe der Bevölkerung hinweg ausgetragen. Und auch mehr als ein Jahrzehnt nach Ende des Krieges sind die ursprünglichen Rivalitäten zwischen den beiden Kriegsparteien nicht ganz beendet und werden es wohl auch nie, wenn sich nicht in den Ideologien der Machthabenden etwas ändert, um einen dauerhaften Frieden in dieser von Krisen gebeutelten Region zu erreichen.

Genauso ist aber auch die restliche Welt anzusprechen, die damals mit völliger Gleichgültigkeit einen jahrelang dauernden Krieg hinnahm und ihn höchstens noch als Gewinn bringende Einnahmequelle für ihre Waffenindustrie sah.

Erst als die eigenen Interessen in Gefahr gerieten und der Krieg sich internationalisierte, wurde mit harter militärischer Hand - ebenfalls unter Missachtung von Menschenleben (s. Airbus-Abschuss) - eingegriffen.

International finden und fanden die Folgen dieses Konfliktes bis jetzt viel zu wenig Beachtung.

9. Literaturliste:

- Arki, Mostafa: „Iran-Irak, 8 Jahre Krieg im Nahen Osten“, Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin (1989)
- Dingemann, Rüdiger: „Krisenherde der Welt“, Westermann Lexikon, Braunschweig (1996), „Iran“, Seite 350-39
- Fürtig, Henner: „Der irakisch-iranische Krieg 1980-1988. Ursachen, Verlauf, Folgen.“ Akademie Verlag, Berlin (1992)
- Gholamasad, Dawud & Sepideh, Arian: „Iran: Von der Kriegsbegeisterung zur Kriegsmüdigkeit“, Hannover (1988)
- Gorawantschy, Béartice: „Der Golfkrieg zwischen Iran und Irak: 1980-1988; eine konflikttheoretische Analyse“,Saarbrücker Politikwissenschaft; Band 15, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main (1993)
- Malanowski, Anja; Stern, Marianne (Hrsg.): „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Rowohlt Verlag Hamburg (1987)
- Perthes, Volker: „Wege zum zivilen Frieden” in: „Blätter für deutsche und internationale Politik“, Heft 4/2000, Seite 445-455
- Pfetsch, Frank R. (Hrsg.): „Konflikte seit 1945, Daten - Fakten - Hintergründe”, Ploetz-Verlag, Freiburg (1990)
- Rajaee, Farhang: “Iranian Perspectives on the Iran-Iraq War”, University Press of Florida (1997)
- Randal, Jonathan C.: „Iran und Irak, der Krieg 1980-1988“ in: Gutmann, Roy; Rieff, David: „Kriegsverbrechen“, DVA Stuttgart (1999), S. 200-208
- Spiegel Almanach 2001, Spiegel-Buchverlag Hamburg
- Steinbach, Udo (Hrsg.): “Der Golfkrieg - Ursachen, Verlauf, Auswirkungen“, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg (1988)
- Tinaye-Teherani, Ali: „Der irakisch-iranische Krieg vom September 1980 bis zum August 1988: Zur Möglichkeit einer Einflußnahme der Bundesrepublik Deutschland auf die Außenpolitik Irans während des Krieges sowie eine Untersuchung der Darstellung des Krieges in der bundesrepublikanischen Presse“, Marburg (1995)
- Internet-Seiten:
- 18 -
- www.akuf.de : „Nr. 148, Irak/Iran (Erster Golfkrieg)“
- ww.hls.sha.bw.schule.de : „Der Iran-Irak-Konflikt: der erste Golfkrieg“
- www.cia.gov : „CIA - The world Fact Book - Iran“

10. Anlage

10.1. UN-Resolution 598

Wortlaut der UN-Resolution 59861:

“Der Weltsicherheitsrat bekräftigt seine Entschließung 582 (1986), ist zutiefst besorgt, dass trotz seiner Aufrufe zu einem Waffenstillstand der Konflikt zwischen Iran und Irak unvermindert andauert, wobei es weiter schwere Verluste an Menschenleben und materielle Zerstörung gibt, beklagt den Beginn und die Fortsetzung des Konflikts, beklagt auch die Bombardierung rein ziviler Bevölkerungszentren, Angriffe auf die neutrale Schifffahrt oder zivile Flugzeuge, die Verletzung internationaler Menschenrechte und anderer Gesetze in einem bewaffneten Konflikt sowie vor allem den Einsatz chemischer Waffen entgegen den unter dem Genfer Protokoll von 1925 eingegangenen Verpflichtungen, sorgt sich zutiefst, dass es zu einer weiteren Ausweitung des Konflikts kommen könnte, ist entschlossen, ein Ende aller militärischen Handlungen zwischen Iran und Irak herbeizuführen, ist überzeugt, dass eine umfassende, gerechte, ehrenhafte und dauerhafte Regelung zwischen Iran und Irak erzielt werden sollte, erinnert an die Bestimmungen der Charta der Vereinten Nationen und vor allem an die Verpflichtung aller Mitgliedstaaten, ihre internationalen Streitigkeiten, mit friedlichen Mitteln auf eine Art beizulegen, in der der internationale Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit nicht gefährdet werden, stellt fest, dass es sich bei dem Konflikt zwischen Iran und Irak um einen Bruch des Friedens handelt.

Gemäß Artikel 39 und 40 der Charta der Vereinten Nationen

1. fordert (der Sicherheitsrat), dass Iran und Irak in einem ersten Schritt zu einer Verhandlungslösung das Feuer sofort einstellen, alle militärischen Operationen zu Lande, zur See und in der Luft beenden und unverzüglich alle Streitkräfte auf die international anerkannten Grenzen zurückziehen;
2.ersucht den Generalsekretär um die Entsendung eines Beobachterteams der Vereinten Nationen zur Nachprüfung, Bestätigung und Überwachung des Waffenstillstandes und Rückzugs und fordert den Generalsekretär ferner auf, in Konsultationen mit den Parteien die erforderlichen Maßnahmen zu treffen und dem Sicherheitsrat darüber Bericht zu erstatten;
3. dringt darauf, dass Kriegsgefangene nach der Beendigung der Feindseligkeiten und in Übereinstimmung mit der Dritten Genfer Konvention vom 12. August 1949 unverzüglich freigelassen und repatriiert werden;
4. ruft Iran und Irak dazu auf, mit dem Generalsekretär bei der Verwirklichung dieser Resolution und bei der Vermittlung von Bemühungen zur gerechten Erzielung einer umfassenden, gerechten und ehrenhaften, für beide Seiten annehmbaren Regelung aller offenen Fragen in Übereinstimmung mit den Fragen in der Charta der Vereinten Nationen enthaltenen Grundsätzen zusammenzuarbeiten;
5. fordert alle anderen Staaten auf, größte Zurückhaltung zu üben und sich jeder Handlung zu enthalten, die zu einer weiteren Verschärfung und Ausweitung des Konflikts führen könnte, und auf diese Weise die Verwirklichung der jetzigen Entschließung zu erleichtern;
6. fordert den Generalsekretär auf, in Konsultationen mit Iran und Irak die Frage zu prüfen, ob ein unparteiisches Gremium mit der Untersuchung der Verantwortung für den Konflikt zu beauftragen ist, und dem Sicherheitsrat so bald wie möglich Bericht zu erstatten;
7. ist sich der Höhe des Schadens bewusst, der während des Konflikts entstanden ist, sowie der Notwendigkeit von Aussöhnungsbemühungen mit angemessener internationaler Unterstützung nach Beendigung des Konflikts, und ersucht in dieser Hinsicht den Generalsekretär, ein Expertenteam mit der Prüfung der Frage eines Wiederaufbaus zu beauftragen und dem Sicherheitsrat Bericht zu erstatten;
8. fordert den Generalsekretär ferner auf, in Konsultationen mit Iran und Irak sowie anderen Staaten in jenem Gebiet Maßnahmen zu prüfen, die Sicherheit und Stabilität in dem Gebiet fördern;
9. ersucht den Generalsekretär, den Sicherheitsrat ständig über die Verwirklichung dieser Entschließung zu unterrichten, und
10. beschleißt, notfalls erneut zusammenzutreten, um weitere Schritte zu erwägen, damit die Befolgung dieser Entschließung gewährleistet wird.“

[...]


1 Vgl. B. Gorawantschy, Seite 288

2 vgl. B. Gorawantschy, Seite 117

3 AKUF, Seite 1

4 vgl. M. Massarat: “Religiöser Eifer gegen nationalen Wahn“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Seite 127

5 s. ebd.

6 s. B. Gorawantschy, Seite 116

7 „Eine ursprüglich in Syrien gegründete nationale und panarabisch orientierte Bewegung“

8 M. Stern: „… und alle schweigen sie - Der vergessene Krieg am Golf“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, 1987, Seite 24

9 „Irak“ in: Spiegel Almanach 2001, Seite 223

10 ebd.

11 „Iran“ in: Spiegel Almanach 2001, Seite 227

12 B. Gorawantschy, Seite 128

13 ebd.

14 vgl. B. Gorawantschy, Seite 134

15 vgl. B. Gorawantschy, Seite 145

16 s. B. Nirumand: „Krieg, Krieg, bis zum Sieg“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Seite 89

17 vgl. D. Gholamasad,A. Sepideh, Seite 22

18 vgl. M. Gholamasad; M. Schuckar: „Märtyrerkult und stummer Widerstand“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Seite 104

19 vgl. A. Malanowski; B. Seel: „Chronologie des Krieges“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Seite 84

20 vgl. J. Randal: „Iran und Irak, der Krieg 1980-1988“, Seite 202

21 B. Gorawantschy, Seite 146

22 vgl. A. Malanowski; B. Seel: „Chronologie des Krieges“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Seite 85

23 vgl. B. Gorawantschy, Seite 158

24 vgl. V. Perthes: „Wege zum zivilen Frieden“, Seite 445

25 s. B. Gorawantschy, Seite 153

26 Anm.: „Heiliger Krieg“

27 s. B. Gorawantschy, Seite 153

28 ebd.

29 vgl. „Der Iran-Irak-Konflikt: der erste Golfkrieg“, Seite 1

30 vgl. H. Fürtig, Seite 124ff.

31 s. B. Gorawantschy, Seite 246

32 s. A. Tinaye-Tehrani, Seite 38

33 ebd.

34 s. A. Tinaye-Tehrani, Seite 39

35 vgl. M. Stern: „Irangate“ in: „Der Golfkrieg - Ursachen, Verlauf, Auswirkungen“, Seite 133

36 s. R. Ra´iss Tousi: „The United States and the War“ in: „Iranian Perspectives on the Iran-Iraq War, Seite53

37 vgl. M. Stern: „Irangate“ in: „Der Golfkrieg - Ursachen, Verlauf, Auswirkungen“, Seite 134

38 vgl. B. Gorawantschy, Seite 246

39 vgl. R. Ra´iss Tousi: „The USSR and the War“ in: „Iranian Perspectives on the Iran-Iraq War, Seite 36

40 vgl. A. Tinaye-Tehrani, Seite 39

41 F. R. Pfetsch, Seite 175

42 s. B. Gorawantschy, Seite 185

43 ebd.

44 s. B. Gorawantschy, Seite 201

45 vgl. B. Gorawantschy, Seite 185

46 s. B. Gorawantschy, Seite 175

47 vgl. B. Gorawantschy, Seite 199f.

48 Anm.: „Todesurteil“

49 s. B. Nirumand: „Krieg, Krieg, bis zum Sieg“ in: „Bis die Gottlosen vernichtet sind“, Seite 89

50 vgl. AKUF, Seite 1

51 s. M. Arki, Seite 244f.

52 UNIIMOG (UN Iran and Iraq Military Observers Group)

53 vgl. F. R. Pfetsch, Seite 175

54 vgl. B. Gorawantschy, Seite 156

55 vgl. F. R. Pfetsch, Seite 175

56 vgl. R. Gutmann, D. Rieff, Seite 205

57 vgl. F. R. Pfetsch, Seite 176

58 vgl. R. Dingemann, Seite 358

59 vgl. CIA- The World Fact Book

60 vgl. Spiegel Almanach, Seite 228f.

61 s. A. Tinaye-Tehrani, Seite 174f.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der 1. Golfkrieg 1980-88
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Hauptseminar
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V106120
ISBN (eBook)
9783640043996
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Golfkrieg, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Julia Müller (Autor:in), 2002, Der 1. Golfkrieg 1980-88, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106120

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