Übersetzungen von Ciceros "de republica"


Referat / Aufsatz (Schule), 2002

16 Seiten


Leseprobe


De re publica von Cicero

(1) ... Aber Markus Cato, einem unbekannten und neuen Mann, von dem wir alle, die nach den selben Dingen streben, wie von einem Beispiel zu Betriebsamkeit und Tugend geführt werden, war es gewiß erlaubt, sich in Tusculum, einem heilsamen und nahegelegen Ort zu erfreuen. Dieser Trottel wollte lieber bis hin zum höchsten Alter in diesen Stürmen und Wellen hin- und hergeworfen werden [auf dem Staatsschiff], als in dieser Ruhe und Muße [auf Tusculum] aufs erfreulichste zu leben, obwohl ihn keine Notwendigkeit dazu zwang, wie diese glaubten. Ich übergehe die unzähligen Männer von denen jeder Einzelne zum Wohl diese Staates beigetragen hatten, die [nicht] weit entfernt sind, von der Erinnerung dieser/ unseren Zeit. Ich höre auf, jene zu erwähnen, damit nicht irgend jemand klagt, daß er oder irgendeiner von den Seinen übergangen worden sei. Dies eine bestimme ich näher [Ich beschränke mich auf diese], daß eine so große Notwendigkeit der Tugend dem menschlichem Geschlecht von der Natur und eine so große Liebe zur Verteidigung des Gemeinwohls gegeben ist, damit diese Kraft alle Schmeicheleien des Vergnügens und der Ruhe besiegt hat.

(2) Es ist aber nicht genug, Tugend zu besitzen, wie eine Kunst, wenn du sie nicht nutzt; wenn du sie auch freilich nicht benutzt, kann sie dennoch durch das Wissen selbst gehalten werden; dann ist die Tugend ganz im Gebrauch ihrer selbst gelegt. Der größte Nutzen ist die Leitung des Staates und die Vollendung dieser Aufgaben, über die sie in Winkeln laut reden, mit Taten und nicht durch Worte. Es wird nämlich nichts von den Philosophen gesprochen, was nicht von ihnen hervorgebracht und gefestigt ist und von denen die Rechtsordnungen der Bürgerschaft zerteilt sind? Woher kommt die Frömmigkeitt oder von wem die Religion? Woher Völkerrecht oder eben diese bürgerlich genannte? Woher Treue und Geschlecht? Woher Scham, Selbstbeherrschung, die Flucht vor der Schande, Streben nach Lob und Ehre? Woher sie Tapferkeit bei Mühen oder Gefahren. Doch wohl von diesen die dieses, was geprägt ist, teils durch Lehren, teils aber durch Gesetze festgelegt haben?

(8) Und das Vaterland hat uns unter folgender Voraussetzung nicht dazu hervorgebracht und erzogen, dass sie keinerlei Erzieherlohn von uns erwarte und, weil es selbst nur unseren Vorteilen dient, unserer Ruhe eine sichere Zuflucht und einen abgelegenen und ruhigen Platz bietet, sondern dass es selbst die meisten und größten Teile unseres Geistes, Talentes und planmäßigen Denkens sich für ihren Nutzen beansprucht und uns nur soviel für unseren Privatgebrauch übriglässt, wie sie selbst entbehren kann.

(9) Schon jene Ausflüchte, die sie für sich zur Entschuldigung heranziehen um desto leichter die Muße genießen zu können, sind sicherlich keineswegs anzuhören, wenn sie folgendes sagen: dass meistens Menschen, die keiner guten Sache würdig sind, sich mit dem Staat befassen, mit denen verglichen zu werden schmutzig sei, mit denen zu streiten aber schlecht und gefährlich sei, zumal wenn die Menge angeregt ist. Deshalb ist es weder die Aufgabe eines Weisen, die Zügel in die Hand zu nehmen, weil er die verrückten und ungezügelten Angriffe des Volkes nicht bändigen könne, noch sei es die eines Freien mit unreinen und entsetzlichen Gegnern zu kämpfen, entweder die Prügel der Beleidigung zu erdulden oder Ungerechtigkeiten, die für einen Weisen untragbar sind, zu erwarten; gleichfalls als ob es nicht irgend einen gerechteren Grund gebe für die Guten, Tapferen und mit großem Geist Ausgestattete, in die Politik zu gehen, als dass sie nicht dem Schlechten gehorchen müssen oder damit sie nicht erdulden, dass der Staat von den selben zerfleischt werde, während sie nicht imstande sind zu helfen, wenn sie es begehren.

(10) Von wem aber kann dieser Einwand endlich gebilligt werden, wenn sie leugnen, dass der Weise die Absicht hat, einen Teil des Staates zu übernehmen, wenn ihn wohl die Zeit oder Notwendigkeit zwingen. Gerade wie wenn jemandem eine größere Notwendigkeit mehr zustoßen kann, als uns; was hätte ich in diesen Angelegenheiten machen können, wenn ich damals nicht Konsul gewesen wäre? Aber wie hätte ich Konsul sein können, wenn ich diesen Lebensweg nicht von Kindheit an beschritten hätte, durch den ich, aus dem Rittergeschlecht stammend, zu höchsten Ehren gelangte? Es ist also nicht möglich, aus dem Stegreif oder wenn du es willst, dem Staat beizustehen, wenngleich diese von Gefahren belastet wird, wenn du nicht in dieser Stellung bist, so dass es dir erlaubt sei dies zu tun.

(11) In der Rede der gelehrten Menschen pflegt es mir am meisten sonderbar zu erscheinen, dass die selben die verneinen, dass sie bei ruhigem Meer lenken können, weil sie es weder gelernt haben noch sich irgendwann darum kümmerten, es zu wissen, und dieselben versprechen, dass sie die Absic ht haben, an die Ruder heranzutreten, bei höchst erregten Wellen. Jene pflegen nämlich öffentlich zu reden und sich darin auch viel zu rühmen, dass sie nichts über die Methoden einen Statt zu gründen oder zu schützen, weder jemals gelernt hätten, noch es jetzt lehrten, und sie glauben, dass das Wissen über diese Dinge nicht gelehrten Menschen und Weisen, sondern den fachkundigen zustehen müsse. Wie paßt es deshalb zusammen, dass sie dann schließlich ihre Mühe dem Staat versprechen, wenn sie durch die Notwendigkeit gezwungen werden, obwohl sie, was doch viel leichter ist, auch wenn sie keine Notwendigkeit drückt, sie den Staat nicht lenken können.

Freilich gesetz dem Fall, dass es wahr wäre, dass ein Weiser nicht gewohnt ist, zu den Fragen der Politik freiwillig herabsteigt, er aber dann, wenn er von der Zeit gezwungen würde, dann diese Aufgabe schließlich annimmt, würde ich dennoch meinen, dass diese Wissen der Staatskunde der Weise keinesfalls vernachlässigen darf, deswegen weil dies von ihm alles vorzubereiten ist, von denen er nicht weiß ob es irgendwann nicht nötig ist alles zu gebrauchen.

(39) "Der Staat ist also die Sache des Volkes", sagte Africanus, "Volk aber ist nicht jede Ansammlung von Menschen, die auf irgendeine Art zusammengeschart ist, sondern eine Ansammlung einer Menge, die zusammengeschlossen ist durch die Übereinkunft der Rechtssätze und gemeinsamen Nutzen. Dessen erster Grund aber das Sammeln ist, aber nicht so sehr die Schwäche als gleichsam eine gewisse natürliche Neigung zur Geselligkeit der Menschen; dieses Geschlecht ist nicht dazu geschaffen alleine zu leben noch alleine umher zu schweifen, sondern so beschaffen, dass es die Gemeinschaft seines Geschlechts nicht entbehren will, nicht einmal im Überfluß aller Dinge.

(41) Diese Ansammlungen also, die aus oben genanntem Grund, den ich dargestellt habe, eingerichtet wurden, haben zuerst ihren Wohnsitz an einen sicheren Ort zur Behausung festgesetzt, den sie, nachdem sie ihn mit natürlichen und künstlichen Begebenheiten umzäunt hatten; sie nannten derartige Verbindungen der Häuser Festung oder Stadt, ausgestattet mit Heiligtümern und öffentlichen Plätzen.

Jedes Volk also, das solch eine Vereinigung ist, wie ich oben genannt habe, jede Bürgerschaft, die eine Festlegung des Volkes ist, jeder Saat, der wie ich gesagt habe, eine Sache des Volkes ist, muß durch eine Überlegung gelenkt werden, damit dies alles beständig sein wird. Dieser erste Plan aber ist immer auf die Ursache zurückzuführen, welche die Gesellschaft erschaffen hat.

(42) Zweitens muss man entweder dies einem übertragen oder wenigen auserwählten oder die Menge und alle müssen es auf sich nehmen. Deshalb, wenn die gesamte Macht bei einem ist, bezeichnen wir ihn als König und den Zustand diese Staates Königtum. Wenn aber die ganze Macht bei den Auserwählten liegt, dann wird gesagt, dass jene Bürgerschaft durch die Herrschaft der Optimaten geleitet wird. Jene Bürgerschaft aber ist die des Volkes- so nennen wir sie nämlich - in welcher beim Volk alle Macht ist. Und jede dieser drei Arten, wenn sie jenes Band festhält, das zuerst die Menschen untereinander durch die Gemeinschaft des Staates aneinander fesselt, sind weder vollendet, noch freilich meiner Meinung nach die Beste, dennoch akzeptabel, und so, dass das eine dem anderen überlegen sein kann. Denn ein weiser und gerechter König, oder auserwählter und fürstlicher Bürger, oder das Volk selbst, obwohl dies am wenigsten zu billigen ist, könne dennoch, wenn keine Ungerechtigkeiten oder Begierden eingeführt sind, wie mir scheint, von enigermaßen sicherem Zustand sein.

(43) Aber in Monarchien sind die übrigen allzusehr sowohl unbeteiligt an dem gemeinsamen Recht und Beratungen als auch unter der Herrschaft der Optimaten kann die Menge kaum teilhaftig sein an der Freiheit, da sie alle gemeinschaftliche Pläne und Macht entbehrt, und wenn alles von einem Volk geleitet wird, wenngleich einem noch so gerechten und gemäßigten, dennoch ist selbst die Gleichheit ungerecht, wenn sie keine Abstufung der Würde hat. Wenn deswegen dieser Cyrus der gerechteste und weiseste Perserkönig war, scheint mir jene Sache des Volkes (das ist nämlich das Gemeinwesen [Anmerkung: res publica = res populi => Sache des Volkes ist Gemeinwesen], wie ich vorhin gesagt habe) nicht besonders erstrebenswert gewesen zu sein, weil sie durch den Befehl und Weise einer einzigen Person gelenkt wurde; wenn die Einwohner von Marseille, unsere Schützlinge, durch Ausgewählte und führenden Bürgen in höchster Gerechtigkeit gelenkt werden, ist in dieser Lage des Volkes dennoch eine Ähnlichkeit zur Sklaverei; wenn die Athener in einigen Zeiten nach Aufhebung des Areopag nur durch Volksentschlüsse und -entscheide taten, behielt der Staat, weil sie ja keine unterschiedenen Ränge der Würde hatten, seine Zier nicht.

(44) Und ich sage dies über diese drei Arten des Staates, wenn sie nicht durcheinander und vermischt sind, sondern ihren Zustand bewahren.Diese einzelnen Arten sind erstens mit Fehlern behaftet, von denen ich vorher gesprochen habe, zweitens besitzen sie andere verderbliche Fehle r. Es gibt nämlich keine Art dieser Staaten, die keinen jäh abstürzenden und schlüpfrigen Weg zu einem gewissen Übel hat. Denn jenem König Cyros, um ihn besonders zu nennen, der annehmbar und wenn ihr wollt sogar liebenswert war, ist angesichts der Freiheit der Sinnesänderung jener überaus grausame Phalaris ducg daneben, in dessen Ähnlichkeit die Herrschaft eines einzelnen auf abschüssigem Kurs leicht abgleitet. Aber dieser Staatsverwaltung weniger und fürstlicher Massilianer ist eine Clique von 30 Männern benachbart, die eine Zeitlang bei den Athener herrschte. Wir wissen, dass bereits bei den Athenern die Macht des Volkes über alle Angelegenheiten ihm selbst, um nicht nach anderen zu fragen, verderbenbringend war, nachdem die Macht sich in die Wut und Willkür der Menge gewandelt hatte.

Übersetzt vonjoerg.fi;ergänzt vonmir; jetzt geht´s mit meinerÜbersetzungskunst weiter...

(45) < normalerweise kommt jetzt hier ein abgebrochener Halbsatz, aber den lassen wir aus. Dem fehlt zuviel>..., und ebenso erwächst aus ihr gewöhnlich irgendeine von den Arten, die ich eben genannt habe, und es gibt wundersame periodische Kreise und Umläufe der Ablösung und Wechsel im Staatswesen; diese zu erkennen, ist die Aufgabe eines Weisen, vor allem aber, sie vorauszusehen, wenn sie bevorstehen, beim Lenken des Staates den Kurs zu mäßigen und ihn dabei in seiner Gewalt festzuhalten, das ist die Aufgabe eines großen Bürger und fast göttlichen Mannes. Deshalb muss meiner Meinung nach besonders eine vierte Staatsform gebilligt werden; eine, die aus den dreien, die ich als erste genannt habe, gleichmäßig gemischt ist.

(46) Hier sagte Laelius: "Ich weiß, Africanus, dass Du so denkst; denn ich habe es oft von Dir gehört: aber ich will dennoch, wenn es nicht lästig ist, wissen, welche von diesen drei Staatsformen du für die beste hälst..."

(47) Scipio: "Jeder Staat ist so wie sein Wesen oder sein Wille, der ihn leitet. Deshalb hat die Freiheit nur in dem Staat, in dem die Macht des Volkes die größte ist, einen Platz; freilich kann sicherlich nichts süßer als diese sein, und wenn sie nicht gleich ist, ist es natürlich auch keine Freiheit.

Wie kann sie aber gleich sein, und ich spreche jetzt nicht unbedingt von der Monarchie, in der die Knechtschaft nicht einmal versteckt oder zweifelhaft ist, sondern von diesen Staaten dort, in denen nur alle dem Namen nach frei sind? Sie geben nämlich ihre Stimme ab, übertragen ihre Macht, ihre Ämter, werden umworben, gebeten, aber sie geben das, was sie geben müssen, auch wenn sie nicht wollten und was sie selbst nicht haben, woher es andere erbitten; sie sind nämlich ohne Macht, öffentliches Planen, ohne Gericht aus ausgewählten Richtern, Sachen, die nach dem Alter oder dem Geld der Familien abgewogen sind. Im freien Volk gibt es aber, wie bei den Rhodern, den Athenern, keinen Bürger, der...

(48) ...wenn irgendjemand im Volk oder mehrere Reichere oder Mächtigere entstanden wären, dann erwähnen sie, dass solche Zustände aus deren Hochmut entstanden sei, weil die Feigen und Schwachen gewichen sind und sich der Anmaßung der Reichen unterworfen haben. Wenn die Völker aber ihr Recht festhielten, sagen sie, dass es nichts Vortrefflicheres, Freieres und Schöneres gäbe, da diese ja Herrscher über die Gesetze, die Richter, den Krieg, den Frieden, die Bündnisse, das Leben eines jeden und das Geld sind. Dies nennt man ihrer Meinung nach rechtmäßig einen Staat, d.h. eine Sache des Volkes. Deshalb befreie sich gewöhnlich die Sache des Volkes aus der Herrschaft der Könige und Väter, aus freien Völkern würden weder Könige noch die Macht und der Einfluss der Optimaten verlangt werden.

(49) Sie sagen aber, dass es nicht in Ordnung geht, wegen des zügellosen Fehlverhaltens eines Volkes gleich diese ganze Art des freien Volkes zurückzuweisen; es gäbe nichts unveränderlicheres, nichts festeres als ein einträchtiges Volk, das alles auf die Unversehrtheit und seine Freiheit beziehe; in dem Staat, in dem dieselbe Eintracht allen nütze, sei sie am leichtesten zu erreichen; aus den Verschiedenheiten des Nutzens entstünden Zwietrachten, weil jedem anderes nütze; deshalb stehe der Zustand des Staates, wenn sich die Väter ihm bemächtigten, niemals fest; das ist in Monarchien sogar noch viel weniger der Fall, in denen "es weder eine heilige Gemeinschaft noch Treue gibt", wie Ennius es sagt.Weil deshalb das Gesetz das Band bürgerlicher Gemeinschaft ist, das Recht aber die Gleichheit des Gesetzes, mit welchem Recht kann die Gemeinschaft der Bürger gehalten werden, wenn deren Rechtslage nicht gleich ist?

Wenn es nämlich nicht gefällt, das Vermögen gleich zu machen, wenn die Begabungen aller nicht gleich sein können, dann müssen sicherlich die Rechte derer untereinander gleich sein, die im selben Staat Bürger sind. Denn was ist ein Staat, wenn nicht die Rechtsgemeinschaft der Bürger?

(51) Wenn dies zufällig geschieht, wird er so schnell umgestürzt werden wie ein Schiff, wie wenn einer, der von den Passagieren zufällig gewählt wurde, ans Steuer tritt. Wenn also ein freies Volk auswählt, welchen Leuten es sich anvertrauen soll, und wählt gerade die Besten wählt, wenn es nur bewahrt sein will, liegt das Heil der Staaten mit Sicherheit in den Plänen des Optimaten. besonders weil die Natur es so eingerichtet hat, dass nicht nur die Besten in Leistung und Geist die Schwächeren leiten, sondern dass diese auch den Besten gehorchen wollen. Aber dieser beste Zustand sei angeblich durch verkehrte Meinungen der Menschen zerstört worden, die durch die Missachtung der Tüchtigkeit, die sowohl in wenigen vertreten ist, als auch von wenigen beurteilt und gesehen wird, glauben, dass reiche und mächtige Menschen, dann wieder aus adligem Geschlecht Geborene als Optimaten geboren werden.

Wenn durch diesen Irrtum des Volkes die Macht weniger beginnt den Staat in den Händen zu halten und nicht die Leistungen, halten jene Führenden an dem Begriff "Optimaten" verbissen fest, in der Realität aber fehlt ihnen dieser Titel; denn Reichtum, Titel, Macht frei von Einsicht und dem Maß im Leben und im Herrschen über andere sind voll von Schändlichkeit und ungewohntem Hochmut, und keine Staatsform ist hässlicher als die, in der man die Mächtigsten für die Besten hält.

(52) Wenn aber die Tüchtigkeit den Staat leitet, was könnte es Vortrefflicheres geben? Wenn der, der anderen befiehlt, selbst keiner Begierde dient, wenn er selbst all die Dinge umfasst, zu denen er die Bürger bereitmacht und ruft, und dem Volk keine Gesetze aufbürdet, denen er selbst nicht gehorcht, sondern sein Leben wie ein Gesetz seinen Bürgern vorstellt. Wenn dieser allein alles genug erreichen könnte, bräuchte man nicht mehrere; wenn alle das Beste sehen und darin übereinstimmen könnten, würde niemand nach ausgewählten Staatsführern fragen.

Die Schwierigkeit, Beschluss zu finden, hat den Staat vom König auf mehrere, der Irrtum und die Unbesonnenheit der Völker von vielen auf wenige übertragen. So besaßen zwischen Schwäche eines einzelnen und Unbesonnenheit vieler die Optimaten die mittlere Stellung, im Vergleich zu dem es nichts Maßvolleres geben kann; wenn diese den Staat schützen, ist es notwendig, dass die Völker sehr glücklich sind, frei von jeder Sorge und Nachdenken, nachdem ihre Ruhe anderen übertragen worden ist, die sie schützen müssen, und es nicht so weit kommen lassen dürfen, dass das Volk glaubt, seine Anliegen würden von Staatsführern vernachlässigt.

(53) Denn die Rechtsgleichheit, auf die die freien Völker großen Wert legen, kann freilich nicht bewahrt werden (denn die Völker selbst teilen, wie gelöst und zügellos sie auch sind, besonders vielen vieles zu, und unter ihnen ist eine große Auswahl von Menschen und Würden), und das, was man Gleichheit nennt, ist äußerst ungleich. Wenn nämlich den Besten und Schlechtesten, die es notwendigerweise in jedem Volk gibt, die gleiche Ehre erweist, ist die Gleichheit selbst sehr ungleich; das kann in diesen Staaten, in die von den Besten regiert werden nicht passieren. Ungefähr das, Laelius, und derartiges wird gewöhnlich von denen, die diese Staatsform besonders loben, diskutiert werden.

(54) Da sagte Laelius: "Wie steht´s mit dir, Scipio? Welche von diesen drei Arten billigst du am meisten?"

Scipio: "Du fragst richtig, welche von den dreien ich am meisten billige, da ich von diesen keine an sich billige und den einzelnen, die voranstelle, die aus allen verschmolzen ist. Aber wenn eine einzige und einfache gebilligt werden müsste, würde ich die Monarchie billigen..."

(65) Und Scipio sagte: "Wenn ich über jene Staatsform, die ich am meisten billige, sage, was ich meine, muss ich tatsächlich genauer auf die Veränderungen des Staates zu sprechen kommen, auch wenn ich glaube, dass diese in diesem Staat am wenigsten leicht sein werden. Aber die erste und sicherste Veränderung dieses Staates ist jene: Wenn der König beginnt, ungerecht zu sein, geht jene Art auf der Stelle zugrunde, derselbe ist ein Tyrann, die schlechteste und der besten benachbarte Art; wenn die Optimaten diesen unterdrückt haben, was in der Regel vorkommt, hat der Staat den zweiten von den drei Zuständen erreicht; denn er ist gleichsam königlich, das heißt ein Rat von führenden Vätern, die sich gut um das Volk kümmern.

Wenn aber das Volk aus eigener Kraft den Tyrannen getötet oder vertrieben hat, ist es einigermaßen besonnen, soweit es meint und Verstand hat, erfreut sich an seiner Tat und will den aus eigener Kraft errichteten Staat schützen. Wenn aber das Volk die Macht einem gerechten König genommen oder ihn seines Königseins beraubt oder aber auch-das geschieht öfter- das Blut der Optimaten geschmeckt hat und den ganzen Staat seiner Willkür unterworfen hat (hüte dich aber, zu glauben, dass irgendein Meer oder eine Flamme so groß sei, dass es nicht leichter wäre, diese vor Übermut zügellose Menge zu besänftigen), dann geschieht das, was bei Plato klar gesagt wurde, wenn ich es nur Lateinisch ausdrücken kann; es ist schwer zu tun, aber ich werde es dennoch versuchen.

(66) "Denn wenn", sagte er, "die unersättlichen Mäuler des Volkes durch den Freiheitsdurst ausgedörrt sind, und es nach Gebrauch schlechter Mundschenke dürstend eine nicht maßvoll richtig gemischte, sondern allzu reine Freiheit eingesaugt hat, dann verfolgt, verleumdet und beschuldigt seine Beamte und Führungsmänner,

(67) Scipio sagte:"Also folgt das: die, die den Führenden gehorchen, werden von diesem Volk aufgebracht und freiwillige Sklaven genannt; die aber, die im Amt Privatleuten ähnlich sein wollen, und diese Privaten, die bewirken, dass es keinen Unterschied zwischen Privatmann und Beamteten gibt, heben sie unter großem Lob hervor und beschenken sie mit Ehren, damit alles in einem derartigen Staat voller Freiheit ist, damit jedes Privathaus leer bleibt von Gewaltherrschaft und dieses Übel sich bis zu den Tieren erstreckt, dass schließlich der Vater den Sohn fürchtet, der Sohn den Vater vernachlässigt, das gesamte Schamgefühl wegbleibt, dass sie völlig frei sind, es keinen Unterschied macht, ob es ein Bürger oder Ausländer ist, dass der Lehrer seine Schüler fürchtet und ihnen schmeichelt und die Schüler die Lehrer verschmähen, dass die Jünglinge sich die Bedeutung der Alten anmaßen, die Alten sich aber zum Spiel der Jünglinge herunterlassen, damit sie diesen nicht verhasst und lästig sind; daraus folgt, dass auch die Sklaven sich freier aufführen, die Gattinnen im selben Recht sind wie die Männer, und auch die Hunde, Pferde und Esel in dieser so großen Freiheit schließlich so frei daherlaufen, dass man ihnen aus dem Weg gehen muss. Also", sagte er,"aus dieser unbegrenzten Freizügigkeit ergibt sich folgendes, nämlich dass die Geister der Bürger so verwöhnt und verweichlicht werden, dass, wenn nur ein Quentchen Befehlsmacht angewendet wird, sie erzürnen und sie nicht ertragen können; deshalb beginnen sie auch, Gesetze zu vernachlässigen, damit sie völlig ohne Herrscher sind."

Irgendwie waren diese Zeilen mehr als einfach. Weißjemand warum?

(68) Da sagte Laelius:"Ganz und gar ist das von dir ausgedrückt worden, wass von ihm gesagt wurde."Scipio:"Und, um wieder auf die Gepflogenheit meiner Rede zurückzukommen, aus dieser allzu großen Willkür, die sie für die einzige Freiheit halten, sagt er, dass wie aus einer Wurzel ein Tyrann entstehe und geboren werde. Denn wie aus allzu großer Macht von Führenden deren Untergang entsteht, so bringt die Freiheit selbst dieses allzu freie Volk in Sklaverei. So wendet sich alles allzu große, immer wenn es entweder in einem Wetter oder in Feldern oder in Körpern zu üppig geworden ist, meist ins Gegenteil um, und das geschieht besonders in Staaten, und jene allzugroße Freiheit schlägt durch das Volk und Privatmänner in allzu große Sklaverei um. Deshalb bringt sich aus dieser größten Freiheit ein Tyrann und jene ungerechteste und härteste Sklaverei hervor.

Denn aus diesem ungebändigten oder eher rohen Volk wird meistens irgendein Führer gegen diese bereits geschwächten und aus ihrer Stellung vertriebenen Staatsführer gewählt, kühn, verworfen, rücksichtslos die verfolgend, die sich oft gut um den Staat verdient gemacht haben, Fremdes und das Seinige bereitwillig dem Volk opfernd; weil diesem Privatmann Ängste entgegengesetzt sind, wird ihm Macht gegeben und diese werden verlängert, auch durch Leibwachen geschützt, wie Pisistratos in Athen, zuletzt werden sie Tyrannen von selbst denen, von denen sie an die Macht gebracht wurden; wenn Gute diese überwältigt haben, wie es oft geschieht, erholt sich der Staat; wenn aber tollkühne Männer, geschieht diese Parteiherrschaft, eine andere Art von Tyrannei, und auch aus diesem oft vortrefflichen Stand der Optimaten entsteht derselbe, wenn irgendeine Schlechtigkeit die führenden Staatsmänner selbst vom Weg abgebracht hat. So, wie sie einen Ball rauben, so rauben die Tyrannen den Staatszustand von den Königen untereinander ab, von jenen rauben es aber führende Staatsmänner oder das Volk, von diesen entweder Parteien oder Tyrannen, und dieselbe Staatsform hält sich niemals allzu lange.

(69) Deswegen ragt meiner Meinung nach die Monarchie aus den drei ersten Arten bei weitem hinaus, der Monarchie selbst wird aber das hervorragen, das ausgewogen und richtig aus den drei ersten Staatsformen gemischt ist. Denn es gefällt mir, dass im Staat eine Art königlicher Führung ist, anderes dem Einfluss führender Staatsmänner zugeteilt und zugewiesen ist, einige Dinge dem Urteil und Willen der Plebs vorbehalten sind. Diese Verfassung hat erstens eine gewisse große Gleichheit, die Freie kaum länger noch entbehren können, zweitens Stärke, weil jene ersten Staatsformen sich leicht in die gegensätzlichen Fehlformen verwandeln, so dass aus dem König ein Herr, aus den Optimaten die Klüngel, aus dem Volk eine verwirrte Menge wird, und weil die Arten selbst werden oft durch neue Arten ersetzt werden; das geschieht in dieser zusammengesetzten und maßvoll vermischten Staatsverfassung kaum ohne große Fehler der führenden Staatsmänner. Denn das ist die Ursache des Umsturzes, sobald jeder fest in seinem Sattel sitzt (bisschen umgangssprachlich, aber das wörtliche "fest in seinem Rang aufgestellt ist" klingt etwas seltsam. Geschmackssache...) und es nichts gibt, wohin er stürzen und fallen könnte.

III, 3

(13) Denn das Recht, von nach dem wir suchen, ist etwas Staatliches, nichts Natürliches: denn wenn es so wäre, so wäre, wie das Warme und das Kalte, das Bittere und das Süße gerecht und ungerecht und allen dasselbe.

(14) Nun aber, wenn irgendjemand mit jenem Pacuvianus "auf einem Drachenwagen fahrend" auf die vielen und verschiedenen Völker und Städte herabsehen und mit den Augen mustern könnte, könnte er zuerst bei jenem besonders unvermischten Volk der Ägypter, das die Erinnerung an die meisten Jahrhunderte und Ereignisse schriftlich festhält, sehen, dass sie einen Stier für einen Gott halten, den die Ägypter Apis nennen, und dass viele andere Ungeheuer und wilde Tiere einer jeden Art bei denselben zu Göttern erhoben worden sind; dann dass in Griechenland, wie bei uns, prächtige Tempel menschlichen Götterbildern geweiht werden, die die Perser für Frevel hielten; angeblich habe Xerxes aus diesem einzigen Grund befohlen, die Tempel der Athener zu verbrennen, weil er es für einen Frevel hielt, dass die Götter, deren Haus diese ganze Welt ist, in Wänden eingeschlossen seien.

(15) Später aber gab Phillipus, der ihn plante, und Alexander, der ihn führte, dies als Grund für den Krieg mit den Persern an, dass er die für die Tempel Griechenlands Rache nehmen wolle: die Griechen meinten, dass diese nicht einmal mehr wiederhergestellt werden dürften, damit dies den Nachkommen als ewiger Beweis für das Verbrechen der Perser vor Augen geführt werde. Wie viele, wie die Taurer in Axinus, wie der König Ägyptens Busiris, wie die Gallier, wie die Poenier, meinten, es sei fromm und den unsterblichen Göttern sehr willkommen, Menschen zu opfern! Die Einrichtungen des Lebens unterscheiden sich aber so, dass die Creter und die Ätoler es für anständig hielten, Raubzüge zu führen, die Lacedaemonier immer wieder behaupten, dass alle Äcker ihnen gehören, die sie mit der Lanze erreichen könnten. Die Athener schwörten gewöhnlich öffentlich, dass alles ihr Land sei, das Ölbäume oder Früchte trage; die Gallier halten es für schändlich, Getreide mit der Hand zu suchen, deshalb ernten sie bewaffnet fremde Äcker ab;

(16) wir aber sind die gerechtesten Menschen, die wir die Völker jenseits der Alpen kein Öl und Wein anbauen lassen, damit unsere Ölhaine und Weinberge mehr wert sind; weil wir das machen, handeln wir angeblich klug, (aber) nicht gerecht, damit wir einsehen, dass Weisheit und Gerechtigkeit verschieden sind. Lycurg aber, jener Erfinder der besten Gesetze und des gleichmäßigsten Rechtes, gab die Äcker der Begüterten dem Volk wie Sklaven zur Bebauung.

(17) Wenn ich aber die Arten des Rechts, der Einrichtungen, der Sitten und der Gewohnheiten beschreiben wollte, könnte ich zeigen, dass sie nicht nur bei so vielen Völkern verschieden, sondern in einer einzigen Stadt, sogar selbst in dieser, tausendmal verändert worden sind, so dass dieser unser Rechtsdarleger Manilius nun sagt, dass es bezüglich Gesandten und Erben von Frauen andere Rechte gibt, er als Jüngling aber anderes zu sagen gewöhnt war, als das Voconische Gesetz noch nicht eingebracht war; dieses Gesetz, das um des Nutzens willen für die Männer gefordert wurde, ist freilich voll von Unrecht gegen die Frauen. Warum soll denn die Frau kein Geld besitzen? Warum soll eine Vestaliln einen Erben haben, aber nicht die Mutter? Wenn aber ein Maß des Geldes für Frauen festgesetzt werden musste, warum soll die Tochter von Publius Crassus, wenn der Vater sie als einzige Tochter hätte, hundert Millionen Sesterzen haben, die meiige aber nicht dreiMillionen..."

(18) "... uns die Rechte festgesetzt hätten, würden alle dasselbe und dieselbe anderes nicht zu einer anderen Zeit gebrauchen. Wenn es Aufgabe eines gerechten und guten Mannes ist den Gesetzen zu gehorchen, frage ich aber, welchen? Etwa allen, wie auch immer sie sein werden? Doch Leistung nimmt weder Unbeständigkeit auf sich, noch duldet die Natur Mannigfaltigkeit, und Gesetze wurden durch Strafe und nicht durch unsere Gerechtigkeit angenommen; das Naturrecht hat also nichts; daraus folgt die Tatsache, dass es nicht einmal Gerechte von Natur aus gibt.

Oder sagt man aber etwa, dass es in den Gesetzen eine Mannigfaltigkeit gibt, die guten Männer aber von Natur aus derjenigen Gerechtigkeit folgen, die existiert, und nicht der, die man dafür hält? Denn dies sei Aufgabe eines guten und gerechten Mannes, jedem das zuzuteilen, dem er auch würdig sei.

(23) ... Denn alle, die über das Volk die Gewalt über Leben und Tod haben, sind Tyrannen, aber sie wollen mit dem Namen des besten Jupiters lieber Könige genannt werden. Wenn aber gewisse Leute wegen ihres Reichtums oder des Geschlechts oder irgendwelcher Macht den Staat in der Hand halten, ist es eine Clique, jene nennt man aber Optimaten. Wenn aber das Volk am meisten vermag und alles durch seinen Schiedsspruch geleitet wird, nennt man diesen Zustand Freiheit, es ist aber Willkür.Wenn aber der eine den anderen fürchtet, der Mensch den Menschen, der Stand den Stand fürchtet, dann geschieht gleichsam ein Vertrag zwischen dem Volk und den Mächtigen, weil ihm niemand vertraut; daraus entsteht das, was Scipio lobte, die vereinigte Form des Staates; denn weder die Natur noch der freie Wille, sondern Schwäche ist die Mutter der Gerechtigkeit. Denn wenn man aus den dreien eine wählen muss, oder ein Unrecht anzutun und nicht zu erleiden, oder es sowohl anzutun als auch zu erleiden, oder keins von beidem, ist es das Beste, es anzutun, wenn du es straflos könntest, das zweitbeste, es weder anzutun noch zu erleiden, das Elendeste, sich immer mit dem Antun und Erleiden von Unrechten herumzuschlagen...

(24) ... Die Cleverness befiehlt dir, auf jede Art Reichtum zu fördern, Schätze zu vergrößern, die Grenzen zu erweitern (woher wäre nämlich jenes Lob, das in die Denkmäler der höchsten Kaiser eingemeißelt ist: ER HAT DIE GRENZEN DES REICHES ERWEITERT, wenn nicht irgendetwas von Fremdem hinzugekommen wäre?), möglichst viele zu beherrschen, die Freuden zu genießen, stark zu sein, zu leiten, zu herrschen; die Gerechtigkeit schreibt aber vor, alles zu sparen, sich um das Menschengeschlecht zu kümmern, jedem das Seine zuzuteilen, Heiliges, Öffentliches und Fremdes unberührt zu lassen.Was wird also bewirkt, wenn du der Weisheit gehorchen solltest? Reichtum, Macht, Einfluss, Ehren, Reiche, Königtümer für Privatleute oder Völker. Aber da wir ja über den Staat reden, ist es einleutender, was staatlich geschieht, und da die Rechtslage bei beiden dieselbe ist, glaube ich, über die Cleverness des Volkes reden zu müssen. Und um andere Völker schon beiseite zu lassen, ist dieses unser Volk, das Afrikanus in der gestrigen Rede vom Wurzelstock auf ins Gedächtnis zurückgerufen hat, durch dessen Befehl schon der Erdkreis in Händen gehalten wird, durch Gerechtigkeit oder Cleverness vom kleinsten zum allergrößten geworden?...

(27) Wenn es zwei gäbe, von denen der eine der tüchtigste Mann wäre, sehr ruhig, von höchster Gerechtigkeit, von einzigartigem Vertrauen, der andere aber auffallend durch Ruchlosigkeit und Kühnheit, und wenn der Staat in diesem Irrtum sei, dass es jenen tüchtigen Mann für verbrecherisch, lasterhaft und frevelhaft hält, es dagegen aber meint, dass der, der der schlechteste sei, höchst rechtschaffen und vertraulich sei, und gemäß dieser Meinung aller Bürger jener tüchtige Mann gequält werde, vor Gericht geschleppt, ihm schließlich die Hände abgehackt, die Augen ausgestochen, er verurteilt, gefesselt, verbrannt, verbannt werde und in Armut lebe, zuletzt auch durch das beste Recht allen als der Ärmste schien, dagegen aber der Schlechte gelobt, geehrt, von allen geliebt werde, alle Ehren, alle Macht, aller Reichtum, alle Truppen von allen Seiten zu ihm zusammengeschart werden, schließlich nach Meinung aller für den besten und jedem besten Geschick würdigster Mann gehalten werde, frage ich: Wer wird dann so dumm sein, daran zu zweifeln, welcher er lieber sein möchte?

(28) Dasselbe, was in einzelnen ist, ist auch in den Völkern: kein Staat ist so dumm, dass er nicht lieber ungerecht befehlen als gerecht dienen will. Ich werde nicht weiter abschweifen. Als ihr in bei der Beratung wart, fragte ich als Konsul an, über den Vertrag mit Numantia Umfrage zu halten. Wer wüsste nicht, dass Q. Pompeius den Vertrag geschlossen hatte, dass Mancinius in derselben Lage war? Der eine, der beste Mann, stimmte auch zu, als ich aufgrund eines Senatsbeschlusses einen Antrag stellte, der andere verteidigte sich auf Schärfste. Wenn Scham gefragt wird, wenn die Rechtschaffenheit, wenn die Treue, so bewies das Mancinus, wenn Vernunft, wenn planende Einsicht und Klugheit, ist Pompeius überlegen...

(33) Das wahre Gesetz ist freilich die rechte Vernunft im Einklang mit der Natur, ist in alle zerstreut, beständig, ewig, um durch Befehlen zur Pflicht zu rufen und durch Verbieten vom Betrug abzuschrecken; dennoch befiehlt oder verbietet diese weder den Rechtschaffenen vegeblich, noch bewegt sie die Schlechten durch Befehlen und Verbieten. Es ist weder rechtens, dieses Gesetz zu ändern, weder ist es erlaubt, irgendetwas teilweise daraus abzuändern noch kann es als Ganzes abgeschafft werden, noch können wir aber sowohl durch den Senat oder das Volk von diesem Gesetz befreit werden, und als Erklärer oder Dolmetscher muss Sextus Aelius nicht gefragt werden, und es wird in Rom kein anderes Gesetz in Rom geben, kein anderes in Athen, kein anderes jetzt oder später, sondern alle Völker wird dieses eine ewige und unbewegliches Gesetz zu jeder Zeit zusammenhalten, und es wird nur einen gemeinsamen Lehrer und Feldherr über alle geben, nämlich Gott: jener ist Erfinder dieses Gesetzes, Schiedsrichter, Antragsteller; wer diesem nicht gehorcht, wird vor sich selbst fliehen, und, weil man das Wesen des Menschen verachtet, sich damit selbst verachtet und mit höchsten Strafen peinigt, auch wenn er den übrigen Strafen, die er für solche hält, entkommt.

(34) Aber diesen Strafen, die sogar die Dümmsten fühlen, nämlich Armut, Verbannung, Fesseln und Schlägen entgleiten oft einzelne durch die Möglichkeit des raschen Todes, bei den Staaten ist aber der Tod selbst, der einzelne von der Strafe zu lösen scheint, die Strafe; denn der Staat muss so eingerichtet sein, dass er ewig ist. Deshalb ist kein Untergang eines Staates ein natürlicher wie der des Menschen, in dem der Tod nicht nur notwendig, sondern auch oft wünschenswert ist. Wenn der Staat aber beseitigt, zerstört und ausgelöscht wird, ist es, um Kleines nicht mit Großem zu vergleichen, in der Weise ähnlich, wie wenn die ganze Welt hier untergehe und zusammenbreche.

(35) Jene Kriege sind ungerecht, die ohne Grund unternommen wurden. Denn kein Krieg kann gerecht geführt werden, ohne Grund des Rächens oder der Vertreibung von Feinden... Kein Krieg wird für gerecht gehalten außer er ist angekündigt, erklärt, oder um Eigentum zurückzufordern.

Unser Volk aber hat sich schon durch Verteidigung der Bundesgenossen des gesamten Erdkreises bemächtigt.

(36) Oder meinen wir nicht, dass die Herrschaft von Natur aus jeweils dem Besten gegeben wird mit höchstem Nutzen für die Schwächeren? Warum befiehlt also der Gott dem Menschen, der Geist dem Körper, die Vernunft der Begierde und den übrigen lasterhaften Teilen desselben Geistes?...

(37) Aber sowohl im Befehlen als auch im Dienen müssen Unterschiede erkannt werden. Denn wie der Geist dem Körper angeblich befehlen soll, so soll er das auch der Begierde, aber dem Körper wie ein König seinen Bürgern oder der Vater seinen Kindern, der Begierde aber wie den Sklaven der Herr, weil er sie zügelt und bricht; so leitet die Macht der Kaiser, der Beamten, der Väter, und der Völker seine Bürger und Bundesgenossen wie der Geist die Körper, die Herren setzen den Sklaven aber so hart zu, wie der beste Teil des Geistes, das heißt die Weisheit, den lasterhaften und schwachen Teilen desselben Geistes, wie Begierde, Jähzorn und übrige Affekte.

Denn es gibt eine Art der ungerechten Sklaverei, wenn diejenigen einem anderen gehörten, die sich selber gehören könnten...

*

VI, 9

(9) Als ich als Militärtribun bei Manius Manilius zur vierten Legion gekommen war, war mir nichts lieber als dass ich den König Massinissa traf, einen aus gerechten Gründen großen Freund unserer Familie. Sobald ich zu ihm gekommen war, umarmte mich der Alte unter Tränen und ein wenig später sah zum Himmel auf und sagte: "Ich danke dir, höchster Sol, und euch, ihr übrigen Himmelsgötter, dass ich, bevor ich aus diesem Leben scheide, P. Cornelius Scipio in meinem Königreich und in meinem Palast sehe, allein durch dessen Name ich schon auflebe; so schwindet niemals die Erinnerung an diesen besten und unbesiegbarsten Mann aus meinem Geiste. Dann erkundigte ich mich bei ihm über sein Königreich, er mic h über unseren Staat, und nachdem viele Worte hin und her gewechselt worden waren, war der Tag schon vorüber.

(10) Danach aber wurden wir mit königlichem Aufwand bewirtet und führten unser Gespräch bis tief in die Nacht hinein weiter, wobei der Alte über nicht anderes als über Africanus zu reden und nicht nur an seine ganzen Taten, sondern auch an sein Gesprochenes zu erinnern. Sobald wir zum Schlafen gingen, umfasste mich, weil ich vom Weg ermüdet war und weil ich bis tief in die Nacht wach war, ein tiefer Schlaf als sonst. Hier zeigte sich mir Africanus - ich glaube deshalb, weil wir darüber geredet hatten; denn es geschieht wohl, dass unsere Gedanken und Gespräche im Schlaf so etwas hervorbringen, wie Ennius über Homer schrieb, über den er im wachen Zustand gewöhnlich sehr oft dachte und sprach - in der Gestalt, die mir von seinem Bild bekannter war als ihm selbst; sobald ich diesen erkannt hatte, schrak ich freilich zusammen, aber er sagte: "Fasse Mut und fürchte dich nicht, Scipio, und präge dir ein, was ich dir sagen werde.

(11) Siehst du jene Stadt, die von mir gezwungen wurde, dem Römischen Volk zu gehorchen, die früheren Krieg erneuert und nicht ruhen kann?" Er zeigte aber auf Karthago, vom erhabenen, sternenerfüllten, lichten und ganz hellen Platz aus. "Um diese zu erobern, kommst du jetzt fast nur als Soldat, diese wirst du innerhalb von zwei Jahren als Konsul zerstören, und dieser Beiname wird durch dich erworben sein, den du bis jetzt immer noch von uns als ererbt hälst. Wenn du aber Karthago zerstört hast, den Triumph gehabt, und Zensor bist, und als Gesandter Ägypten, Syrien, Asien und Griechenland besuchst, wirst du in Abwesenheit wieder zum Konsul gewählt, und einen sehr großen Krieg beginnen, und Numantia zerstören. Aber wenn du aber einem Triumphwagen auf das Capitol fährst, wirst du einen Staat antreffen, der durch die Pläne meines Neffen gestört ist.

(12) Hier, Africanus, wirst du dem Vaterland das Licht deines Geistes zeigen müssen, deines Talentes und deiner planenden Einsicht. Für diese Zeit sehe ich aber gleichsam einen doppelten Schicksalsweg. Denn wenn dein Alter achtmal sieben Jahresbahnen der Sonne umwunden hat, und diese beiden Zahlen, von denen jede andere aus einem anderen Grund für voll gehalten wird, durch den natürlichen Umlauf für dich die schicksalhafe Zahl erreicht haben, wird sich ein ganzer Staat an dich, den Einen, und an deinen Namen wenden, dich wird der Senat, alle Tüchtigen, alle Bundesgenossen, alle Latiner betrachten, du wirst der eine sein, auf den sich das Staatsheil stützt, und, kurz gesagt, wenn du den frevelhaften Händen der Nachbarn entkommen bist, wirst du den Staat als Diktatur beschließen müssen."

Als dieser das ausgerufen und Laelius sowie die übrigen ziemlich heftig aufgeseufzt hatten, sagte Scipio mit leichtem Lächeln: "St! Bitte, weckt mich nicht aus meinem Schlaf auf und hört ein Weilchen noch den Rest."

(13) Aber damit du, Africanus, umso bereitwilliger bist, den Staat zu schützen, sollst du folgendes wissen: allen, die das Vaterland bewahrt, unterstützt und gefördert haben, sei ein sicherer Platz im Himmel bestimmt, wo die Glücklichen ewiges Leben genießen; denn nichts ist diesem Fürsten Gott, der die ganze Welt regiert, wenigstens von dem, was es auf Erden gibt, angenehmer, als die Versammlungen und die durch das Recht vereinten Zusammenkünfte von Menschen, die man Staaten nennt; nachdem ihre Lenker und Bewahrer von hier aufgebrochen sind, kehren sie wieder hier her zurück."

(14) Auch wenn ich nicht so sehr durch die Furcht vor dem Tod als durch die Furcht vor dem Hinterhalt von den meinigen erschrocken war, fragte ich hier dennoch, ob er selbst, der Vater Pallus und die anderen, die wir für ausgelöscht hielten, noch lebten. "Im Gegenteil", sagte er, "es leben die, die aus den Fesseln der Körper sowie aus einem Kerker entschwebt sind, unser Leben aber, von dem man spricht, ist der Tod. Warum blickst du nicht zu deinem Vater Pallus, der zu dir kommt?" Sobald ich ihn sah, vergoss ich freilich viele Tränen, er aber umarmte micht und hielt mich davon ab, zu weinen, indem er mich küsste.

(15) Und wie ich, nachdem ich zuerst das Weinen unterdrückt hatte, angefangen hatte, wieder reden zu können, sagte ich: " Bitte, heiligster und bester Vater, da ja dies das Leben ist, wie ich es Africanus sagen höre, was halte ich mich auf Erden auf? Warum beeile ich mich nicht, zu euch zu kommen?"

"So ist es nicht", sagte er. "Wenn nämlich dieser Gott, dessen Tempel das hier alles, was du siehst, ist, dic h nicht aus dem Gefängnis des Körpers befreit, kann dir der Zugang hierher nicht offenstehen. Denn die Menschen sind zu der Bestimmung erschaffen worden, um diese Kugel zu schützen, die du mitten in diesem Tempel siehst, die man Erde nennt, und ihnen gab man den Geist aus diesen ewigen Feuern, die ihr Gestirne und Sterne nennt; diese ,kugelförmig und sich drehend, beseelt durch göttlichen Verstand, vollziehen ihre Kreisläufe mit bewundernswerten Schnelligkeit. Deshalb muss der Geist von dir, mein Publius, und auch allen Frommen in der Gewahrsam des Körpers zurückgehalten werden und darf nicht ohne seinen Befehl, von dem jener euch gegeben wurde, aus dem Leben der Menschen schreiten, damit ihr euch nicht vor der menschlichen Aufgabe, die von Gott zugewiesen wurde, entzogen zu haben scheint.

(16) Aber, Scipio, wie dieser dein Großvater, wie ich, der ich dich gezeugt habe, pflege so die Gerechtigkeit und Frömmigkeit, die sowohl im Eltern- und Verwandtenkreis wichig, im Vaterland aber das wichtigste bedeutet; die ses Leben ist der Weg in den Himmel und in dieser Zusammenkunft derer, die schon gelebt haben und vom Körper befreit diesen Ort bewohnen, den du siehst"- dieser war aber ein im hellsten Glanz aufleuchtender Ring zwischen Flammen-, " den ihr Milchstraße nennt, wie ihr es von den Griechen empfangen habt."

on hier aus betrachtet schien mir alles übrige herrlich und bewundernswert. Aber es waren diese Sterne, die wir nie von der Erde aus sahen, und sie waren alle von einer Größe, die wir niemals vermutet haben; von diesen war der der kleinste, der als letzter vom Himmel aus, als nächster aber von der Erde aus, in einem fremden Licht leuchtete. Die Sternkugeln übertrafen aber die Größe der Erde leicht. Schon schien mir die Erde selbst so klein, dass ich mit unserem Reich, mit dem wir gleichsam nur einen Punkt von ihr berühren, unzufrieden war

(Soll heißen: Die Römer waren immer stolz auf ihr Römisches Reich. In diesem Abschnitt kommt man vor allem auf seine unglaubliche Größe zu sprechen. Allerdings wirkt dieses riiiiiieeeeeeeesige Reich im gesamten Kosmos peinlich winzig, noch winziger als die Erde selbst, da das Römische Reich nur einen Teil von ihr einnimmt [ Daher der letzte Satz: "... mit dem wir nur einen Punkt von ihr berühren."]. Das gibt dem Römer schon zu denken...).

(17) Als ich diese genauer betrachtete, sagte Africanus: "Bitte, wielange wird dein Geist am Boden festgehalten werden? Siehst du etwa nicht, in welche Tempel du gekommen bist? Alles ist in neun Kreisen oder besser Kugelschalen verbunden, von denen einer himmlisch ist, der äußerste, der die ganzen übrigens umfasst, der höchste Gott selbst, der die übrigen in Ordung hält; an ihm sind jene ewigen Laufbahnen von Sternen geheftet, die sich drehen; diesem unterworfen sind sieben, die sich rückwärts in einer Gegenbewegung zum Himmel drehen; die höchste Kugelschale von ihnen besitzt jenen (Stern), den man hier auf Erden "Saturn" nennt.

Dann gibt es jenen für das Menschengeschlecht günstigen und heilsamen Glanz, der Jupiter genannt wird; dann gibt es den rötlichen und für die Erdenbewohner schrecklichen, den ihr Mars nennt; dann behauptet die Sonne ungefähr unterhalb die mittlere Gegend, die Führerin, Fürstin und Leiterin der übrigen Himmelslichter, der Geist und die Lenkung der Welt, von solch einer Größe, dass sie alles in ihrem Licht anstrahlt und erfüllt. Wie Begleiter folgen ihr die Bahnen, einmal die der Venus, dann die des Merkur, und in der untersten Kugelschale bewegt sich der Mond, beleuchtet von den Strahlen der Sonne. Unterhalb aber gibt es nur Sterbliches und Vergängliches, außer den Seelen, die durch das Geschenk der Götter dem Menschengeschlecht gegeben wurden, überhalb des Mondes ist alles ewig. Denn die, die die Mitte und die neunte Schale ist, ist die Erde, und sie bewegt sich nicht und ist die unterste, und zu ihr werden alle Gewichte durch ihre Schwerkraft gezogen."

(18) Als ich die staunend betrachtete, sagte ich, sobald ich mich wieder gefasst hatte: "Was ist das? Was ist dieser so gewaltige und so süße Ton, der meine Ohren erfüllt?"

Dies ist jener Ton, der verschieden in ungleichen, aber dennoch in bestimmtem Verhältnis gesetzmäßig angeordneten Abschnitten durch Anstoß und Bewegung der Kugelschalen selbst bewirkt wird und, indem er hohe und tiefe Töne mischt, gleichmäßig verschiedene Harmonien verursacht; denn so große Bewegungen können durch Stille nicht bewerkstelligt werden, und die Natur bringt es mit sich, dass das Äußerste auf einen Seite tief, auf der anderen aber hoch tönt.

Deswegen bewegt sich jene sternentragende Himmelsbahn, deren Umdrehung schneller ist, mit einem hohen, schrillen Ton, mit einem sehr tiefen aber tut es jene unterste des Mondes; denn die Erde als neunte bleibt immer an einem Platz hängen, weil sie unbeweglich bleibt und nimmt den Mittelpunkt des Weltalls ein.

Diese acht Laufbahnen, in denen zwei dieselbe Kraft haben (Genitivus possesivus, meine Lieben...), verursachen aber sieben durch Abschnitte unterschiedliche Töne, eine Zahl, die das Band aller Dinge ist; indem gelehrte Menschen dies durch Saiten und Gesänge nachgeahmt haben, haben sie sich damit die Rückkehr an diesen Ort gesichert, wie die anderen, die mit überragenden Talenten (könnte man auch als Abl. abs. auffassen, klingt aber so einfach sinnvoller...) in ihrem irdischen Leben überirdische Bemühungen gepflegt haben.

(19) Die Ohren der Menschen sind, weil sie von diesem Ton ständig erfüllt sind, taub geworden; kein Sinn bei uns ist stumpfer; wie an der Stelle, wo der Nil dorthin, was man Catadupa nennt, aus den höchsten Bergen herabstürzt, hat dieses Volk, das in der Nähe dieses Ortes wohnt, wegen der unglaublichen Lautstärke dieses Geräusches keinen Hörsinn. Dieser Ton aber ist durch die sehr rasche Umdrehung des ganzen Weltalls so gewaltig, dass die Ohren der Menschen es nicht vernehmen können, sowie ihr nicht gegen die Sonne sehen könnt, und eure Sehschärfe und -kraft von ihren Strahlen besiegt wird."

(20) Obwohl ich dies bewunderte, richtete ich dennoch meine Augen immer wieder auf die Erde. Da sagte Africanus: "Ich fühle, dass du nun auch den heimischen Wohnsitz der Menschen betrachtest; wenn dieser dir so klein scheint, wie er ist, sollst du immer diese himmlischen Dinge betrachten, verachte dieses Menschliche. Kannst du denn diese Berühmtheit im Munde der Menschen oder diesen erstrebenswerten Ruhm erreichen? Du siehst, dass auf der Erde an seltenen und unpässlichen Orten gewohnt wird und gleichsam auf diesen Flecke n selbst, wo man wohnt, öde Einsamkeiten dazwischen geworfen sind. Du siehst auch, dass diejenigen, die die Erde bewohnen, nicht nur dadurch voneinander getrennt sind, dass sich nichts unter ihnen selbst von den einen zu den anderen verbreiten kann, sondern auch die Menschen, die zum Teil auf demselben Meridian, aber auf der südlichen Erdhälfte wohnen, teils zwar auf der nördlichen, aber auf dem entgegengesetzten Meridian, schließlich solche sogar, die auf dem entgegengesetzten Längen- und Breitengrad leben; von denen könnt ihr sicherlich keinen Ruhm erwarten.

(21) Du siehst aber dieselbe Erde, die gleichsam von einigen Erdgürteln umwunden und umgeben ist, von denen offensichtlich die zwei, die sich untereinander entgegengesetzt verhalten und von beiden Seiten auf die Scheitel des Himmels selbst gestützt sind, im Frost erstarrt sind, jene unglaublich große Mitte aber durch das Brennen der Sonne versengt wird. Zwei sind bewohnbar, von denen der südliche, auf dem die Bewohner euch die Fußspuren entgegen drücken, euch nichts angeht; dieser andere aber, der dem Nordwind unterworfen ist, und den ihr bewohnt, siehe, zu was für einen geringen Teil er sich auf euch beschränkt (etwas frei; normalerweise würde man sagen: "... wie er sich zu einem geringen Teil auf euch beschränkt." Klingt allerdings etwas seltsam). Denn die ganze Erde, die von euch besiedelt wird, ist eine kleine Insel, schmal an den Polen, breiter nach den Seiten zu, umgeben von jenem Meer, das ihr auf Erden das atlantische, das große, den Ozean nennt; du siehst, wie klein es dennoch ist trotz eines so großen Namens.

(22) Konnte etwa aus diesen bekannten und bewohnten Erdteilen selbst dein Name oder der eines beliebigen von uns diesen Kaukasus, den du siehst übersteigen oder über jenen Ganges herüberschwimmen? Wer wird in den übrigen äußersten Teilen der auf- und untergehenden Sonne oder des Nordens oder des Südens deinen Namen hören? Wenn du diese abziehst, siehst du erst recht, in welcher Enge sich euer Ruhm ausbreiten will. Aber selbst die, die über uns reden, wie lange werden sie sprechen?

(23) Ja, wenn sogar jene Generation der zukünftigen Menschen ununterbrochen die Lobeshymnen eines jeden von uns, die von den Vätern emfangen wurden, den Nachkommen überliefern wollte, könnten wir dennoch wegen der Überschwemmungen und Bränden auf Erden, die notwendigerweise zu sicherer Zeit zustoßen, nicht nur nicht ewigen, sondern nicht einmal langanhaltenden Ruhm erreichen. Was liegt aber daran, dass von denen, die später geboren werden, über dich geredet wird (wö.: die Rede von dir sein wird), wenn nicht von denen geredet wird (wö.: wenn keine (Rede) ist), die davor geboren wurden, die nicht weniger und sicher bessere Männer waren, besonders weil selbst bei denen, von denen unser Name gehört werden kann, niemand das Gedächtnis eines einzigen Jahres erreichen kann?

(24) Denn die Menschen messen gewöhnlich ein Jahr nur nach der Umlaufszeit der Sonne, das heißt eines einzigen Gestirnes; in Wirklichkeit kann man aber erst dann, wenn alle Gestirne zu dem selben Punkt, von dem sie einmal aufgebrochen sind, zurückgekehrt sind, und nach langen Zeiträumen die Himmelsordnung des gesamten Alls wieder herbeiführen, jenes Jahr ein wirklich wendendes nennen; wie viele Generationen von Menschen darin zusammengehalten werden, wage ich kaum zu sagen. Denn wie die Sonne sich den Menschen zu verfinstern und ausgelöscht zu werden schien, immer wenn die Seele des Romulus selbst in diese Tempel eindrang, und die Sonne von derselben Stelle und in derselben Zeit sich wieder verfinsterte, da nn erst ist ein Jahr ausgefüllt, wenn alle Gestirne und Sterne zum selben Ausgangspunkt zurückgerufen worden sind; du sollst auch wissen, dass von diesem Jahr noch nicht einmal der zwanzigste Teil vorüber ist.

(25) Wenn du deshalb an der Rückkehr an diesen Ort verzweifelst, auf der alles für große und herausragende Männer beruht, wie viel ist dieser Ruhm der Menschen endlich wert, der sich kaum auf einen kleinen Teil eines Jahres beziehen kann?

Wenn du also aufwärts sehen willst (ist jetzt mal im Präsensübersetzt, weil es im Futur dämlich klingt) und diesen Wohnsitz und ewiges Heim betrachten magst, sollst du dich weder dem Gerede der Massen hingeben noch die Hoffnung deiner Dinge in menschliche Lohnungen setzen; die Leistung selbst soll dich mit ihren Verlockungen zum wahren Glanz führen; was die anderen über dich sagen, sollen sie selbst sehen; reden werden sie aber trotzdem. Dieses ganze Gerede wird aber auf diese Enge der Gegenden, die du siehst, beschränkt, das Gerede über jemanden war noch nie immerwährend und wird durch den Tod der Menschen verschüttet und durch die Vergesslichkeit der Nachfahren ausgelöscht."

(26) Als er das gesagt hatte, sagte ich: "Africanus, wenn wirklich denen, die sich um das Vaterland verdient gemacht haben, sozusagen ein Weg zum Himmelstor offensteht, will ich, obwohl ich von Kindheit an in deine Fußstapfen und die meines Vaters trat und ich euren Glanz nicht vernachlässigte, jetzt trotzdem, nachdem eine so große Belohnung von dir dargelegt wurde, viel wachsamer emporstreben."

Und er: "Strebe nicht danach, sondern wisse folgendes: nicht du bist sterblich, sondern der Körper hier; denn du bist nicht der, den diese äußere Gestalt darstellt, sondern der Geist eines jeden ist es, nicht diese Gestalt, auf die man mit einem Finger zeigen kann.

Du sollst wissen, dass du Gott bist, wenn es wirklich einen Gott gibt, der lebt, fühlt, sich erinnert, vorhersieht, der diesen Körper so leitet, lenkt und bewegt, dem er vorgesetzt ist, wie dieser führende Gott diese Welt; und wie der ewige Gott selbst die in gewisser Weise sterbliche Welt bewegt, so bewegt der ewige Geist den zerbrechlichen Körper.

(27) Denn was sich immer bewegt, ist ewig; was aber etwas bewegt, und selbst von etwas anderem getrieben wird, muss notwendigerweise, wenn die Bewegung ein Ende hat, auch ein Lebensende haben.Was sich also nur von allein bewegt, weil es niemals von sich im Stich gelassen wird, hört auch nicht auf, sich zu bewegen; ja sogar für das übrige, das sich bewegt, ist diese Quelle der Anfang der Bewegung. Aber einen Ursprung der Bewegung gibt es nicht; denn aus dem Ursprung entsteht alles, er selber kann aber aus keiner anderen Sache entstehen; denn das wäre nicht der Ursprung, der von etwas anderem hervorgebracht werden würde; wenn er aber niemals entsteht, ka nn er auch niemals vergehen.

Denn ein ausgelöschter Ursprung wird weder selbst von einem anderen wiedererweckt noch aus sich einen anderen schaffen, wenn tatsächlich alles aus einem Ursprung entstehen müsste ("necesse est" kann man immer elegant mit "notwendigerweise" oder mit "müssen" übersetzen; erspart auf diese Weise verkorstes Deutsch). So geschieht es, dass der Ursprung der Bewegung daraus entsteht, was von sich selbst bewegt wird; das kann aber weder geboren werden noch sterben; oder der ganze Himmelund die ganze Natur müsste stillstehen und keine Kraft erreichen, vor der sie, weil sie zu Beginn angetrieben wurde, bewegt wird.

(28) Weil es also feststeht, dass das ewig ist, was sich von selbst bewegt, wen gäbe es (übersetze ich jetzt einfach mal als Realis, ich bin so frei), der sagt, das dieses Wesen nicht den Seelen zugeteilt sei? Denn unbeseelt ist alles, das durch einen äußeren Anstoß angetrieben wird; was aber ein Lebewesen ist, das wird durch einen eigenen und inneren Antrieb bewegt (wenn ich´s nicht besser wüsste, würde ich "suo et interiore" im Deutschen einfach zusammenbasteln und "durch seinen inneren Antrieb" sagen; wenn das "et" nicht da wäre, hätte ich es auch schon längst gemacht...); denn dies ist die eigentümliche Natur und Kraft der Seele; wenn diese eine von vielen ist, die sich von selbst bewegt, dann ist sie mit Sicherheit nicht geboren und ewig.

(29) Übe sie in den besten Dingen! Am besten sind aber Überlegungen über das Heil des Vaterlandes, von denen getrieben und geschult die Seele schneller an diesen Sitz und sein Heim ans Ziel fliegen wird; und das wird umso schneller machen, wenn sie schon dann, obwohl sie noch im Körper eingeschlossen ist (Futur im Nebensatz klingt im Deutschen immer noch dämlich, deswegen ge-Präsens-t), nach draußen ragt (Futur wieder im Nebensatzge-Präsens-t), und, indem sie betrachtet, was außerhalb ist, sich so gut wie möglich vom Körper loslöst. Denn die Seelen derer, die sich den körperlichen Freuden hingegeben haben und sich wie deren Diener zur Verfügung stellen und durch den Antrieb der Gelüste, die den Freuden gehorchen, die menschlichen und göttlichen Rechte verletzt haben, wälzen sich, sobald sie sich aus dem Körper befreit haben, um die Erde selbst herum und kehren nur zu diesem Platz zurück, nachdem sie durch viele Jahrhunderte getrieben worden sind."

Er verschwand; ich löste mich aus dem Schlaf.

firebole

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Übersetzungen von Ciceros "de republica"
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V105962
ISBN (eBook)
9783640042418
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ausgewählte Übersetzungen
Schlagworte
Ciceros
Arbeit zitieren
Florian Gruber (Autor:in), 2002, Übersetzungen von Ciceros "de republica", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105962

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Titel: Übersetzungen von Ciceros "de republica"



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