Untersuchung der Vorgehensweise von Konsumenten zur Informationsbeschaffung im Internet bezüglich Urlaubsreisen


Seminararbeit, 2000

64 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1. ZIELSETZUNG
1.1 DEFINITIONEN UND WICHTIGE BEGRIFFE
1.2 KURZE EINFÜHRUNG: INTERNET, E-COMMERCE, TOURISMUS IM INTERNET

2. THEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN
2.1 EINFLUSSGRÖßEN
2.2 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN
2.2.1 Interneterfahrung
2.2.2 Reiserfahrung
2.2.3 Kritik

3. MESSTHEORETISCHE ÜBERLEGUNGEN (VALIDITÄT, OPERATIONALISIERUNG)
3.1 REISEERFAHRUNG
3.2 INTERNETERFAHRUNG
3.3 VORGEHENSWEISE VON KONSUMENTEN ZUR INFORMATIONSBESCHAFFUNG IM INTERNET BEZÜGLICH URLAUBSREISEN

4. STAND DER BISHERIGEN EMPIRISCHEN FORSCHUNG
4.1 CLICK, CLICK AND AWAY! (VGL. HICKEY/DUNKIN 1999, S.188)
4.2 A MODEL OF TOURIST INFORMATION SEARCH BEHAVIOUR (VGL. FODNESS/MURRAY 1999, S.220)

5. HYPOTHESEN

6. EMPIRISCHE STUDIE
6.1 DESKRIPTIVE AUSWERTUNG
6.2 INDUKTIVE AUSWERTUNG
6.3 ERGEBNISSE
6.4 INTERPRETATION & KRITIK

7. FAZIT

ANHANG

LITERATURVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Investitionen für Online-Auftritte (vgl. Altobelli/Hoffmann 1999, S.1)

Abb. 2: Update-Investitionen (vgl. Altobelli/Hoffmann 1999, S.1)

Abb. 3 Entwicklung der Umsätze im E-Commerce (vgl. o.V. 1998, S.1)

Abb. 4: Internet als Informationsquelle oder Buchungsinstrument (vgl. o.V. 1999f, S.1)

Abb. 5: Theorie zur Entstehung unterschiedlicher Vorgehensweisen von Konsumenten zur Informationssuche im Internet bezüglich Urlaubsreisen

Abb. 6: Verteilung des Geburtsjahrgangs der Auskunftspersonen

Abb. 7: Geschlecht der Auskunftspersonen

Abb. 8: Wichtigkeit der Information zur Reise

Abb. 9: Herkunft der bekannten Internetadressen

Abb. 10: Dendrogramm zur Clusterung

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Einteilung der Reiseerfahrung

Tab. 2: Einteilung der Interneterfahrung

Tab. 3: Verteilung der Reiseerfahrung

Tab. 4: Verteilung der Interneterfahrung

Tab. 5: Vorkommen der verschiedenen Alternativen

Tab. 6: Präferenz der Vorgehensweisen

Tab. 7: Kreuztabelle Reiseerfahrung × Präferenz der Vorgehensweise

Tab. 8: Kreuztabelle Interneterfahrung × Präferenz der Vorgehensweise

Tab. 9: Ergebnisse der Mittelwertvergleiche (t-Tests)

Tab. 10: durchschnittliche Zeit pro Woche im Internet

1. Zielsetzung

Einflußgrößen, die auf die Vorgehensweise eines Konsumenten einwirken, der sich über das Medium Internet mit Informationen zu einer beabsichtigten Urlaubsreise versorgen will, sollen hier festgestellt werden.

Die Relevanz für die verschiedenen Anbieter, gleich ob unabhängige Reisebü- ros, Reiseveranstalter, Fremdenverkehrsverbände oder Carrier, liegt auf der Hand: der Anbieter, der „auf dem Weg“ des potentiellen Kunden durch das Internet liegt, wird in den Entscheidungsprozeß mit einbezogen – derjenige, der möglicherweise zwar eine Präsenz im Internet hat, jedoch vom Kunden nicht besucht wird, fällt unter den Tisch.

Wert gelegt wird bei dieser Studie nicht auf das WIE, d.h. mit welchen graphi- schen und technischen Merkmalen ausgestattet, erhält eine Website über- durchschnittliche Aufmerksamkeit, sondern auf das WO, d.h. an welcher Stelle muß die Website, bzw. Verweise darauf, plaziert sein, um von den Kun- den so früh wie möglich wahrgenommen zu werden.

Das bedeutet, die „Standortwahl“ im Netz sollte ganz entscheidend beeinflußt sein von der Art und Weise, in der sich die Zielgruppe über ein Angebot in- formieren möchte.

1.1 Definitionen und wichtige Begriffe

Da sich die vorliegende Arbeit in einem Umfeld bewegt, das fast täglich Än- derungen erfährt und neue Aspekte bekommt, dessen Grenzen sich daher ständig verschieben und dessen Grundlagen schon morgen gänzlich andere sein können, scheint es notwendig, einige Begriffe, die innerhalb der Arbeit von Bedeutung sind, im Vorfeld festzulegen und zu klären.

- Tourismus:

„frz.: Fremdenverkehr; der besuchsweise Aufenthalt von Personen an Orten, die nicht ihre ständigen Wohnsitze sind, zum Zwecke der Erho- lung, der Kur, der Bildung oder der Förderung geschäftlicher Verbindun- gen. Der Fremdenverkehr bildet die Basis für manche durch natürliche o- der kulturelle Gegebenheiten bevorzugte Orte und Gebiete, besonders für Hotel- und Gaststättengewerbe, Verkehrsunternehmen, Reisebüros und Andenkensindustrie. Er ist auch bedeutsam als Faktor der zwischen- staatlichen Wirtschaftsbeziehungen.“ (Gudemann 1996, Band 3, S. 372)

- Internet:

„Bezeichnung für den weltweiten Verbund aller autonomer Rechner und Rechnernetze, die über das Protokoll TCP/IP miteinander kommunizie- ren, die Funktionalitäten in Form von Anwendungssystemen oder Diens- ten anbieten oder abfragen und die somit ein Verbundsystem zum Daten- und Informationsaustausch bilden.“ (Schneider 1995, S. 263f.)

- WWW (World Wide Web):

„Spezieller Anwenderdienst, der auf Basis der technischen Infrastruktur ‚Internet‘ ausgeführt wird. Bei diesem Client-Server-Produkt hält der Ser- ver ständig Informationen als plattformübergreifend verständliches HTML-Dokument bereit, der Client ruft die Informationen ab, arbeitet sie auf und stellt sie mit Hilfe eines - seit 1993 multimediafähigen - Browsers dem Nutzer dar.“ (Schneider 1995, S. 263f.)

- E-Commerce:

„Allgemeine Definition:

Electronic Commerce ist die Anwendung von Informationstechnologien zur effektiven und effizienten Integration verschiedener Wertschöpfungs- ketten.

Engere Definition:

Electronic Commerce ist die professionelle, strategische Nutzung der In- ternet Technologie zur Verbesserung des Informationsflusses verteilter Geschäftsprozesse.“ (Röder 1998, S. 3)

- Direktmarketing:

„Direktmarketing zielt – im Gegensatz zum Massenmarketing – auf eine unmittelbare Kommunikation mit dem Kunden. Ein dem potentiellen Kun- den zugestelltes Angebot in Form eines Kataloges, Werbebriefs, Tele- fonanrufs, Zeitschrift, Zeitung oder Rundfunkspots soll unmittelbar eine Kundenreaktion, vorzugsweise eine Auftragserteilung bewirken.“ (Kotler 1995, S. 1095ff.)

- One-To-One-Marketing:

Es wird empfohlen, „das Kundenmanagement an die Stelle des traditio- nellen Produktmanagement zu setzen. Die einzelnen Geschäftsbereiche eines Unternehmens werden um klassifizierte Kundengruppen herum aufgebaut und nicht mehr nach Produktlinien oder Dienstleistungen ge- gliedert.“ (Peppers/Rogers 1996, S.5) Der Ausbau von Geschäftsbezie- hungen ist weniger aufwendig als das Ausweiten von Marktanteilen.

Durch umfangreiche Datensammlung aus dem Direktbeziehungsmarke- ting soll der Kunde für das Unternehmen wieder Individualisiert werden. Im Idealfall erhält jeder Nachfrager sein individuelles Produkt. (vgl. Pep- pers/Rogers 1996, S113ff.)

- Eigenschaften eines Gutes:

„Sucheigenschaften eines Gutes können ohne Nutzung bereits vor dem Kauf wahrgenommen werden.

Erfahrungseigenschaften werden erst im Laufe der Nutzung wahrnehm- bar.

Vertrauenseigenschaften können auch nach der Nutzung nicht wahrge- nommen werden.“ (Dümpe 1999, Folie 2.30)

- (Dis-)Intermediation:

„Die zunehmende Möglichkeit, die Wertschöpfungsketten von Marktpart- nern mit Hilfe von IKS direkt zu verknüpfen, beeinflussen insbesondere die Funktion etablierter Intermediäre als ‚Institutionen, die den Austausch von Produkten zwischen Anbietern und Nachfragern vermitteln bzw. ü- bernehmen‘.“ (Buhl 1998, Folie EC 2.30)

- Portale:

„Angebote im WWW, die den Nutzer auf weiterführende Seiten im WWW gemäß seiner Interessen lenken. Sie werden früh und oft besucht (z.B. Yahoo, AOL, Microsoft, SAP).“ (Hess, 1999, S. 551)

- (Virtual) Communities:

„...befriedigen die Bedürfnisse einer bestimmten Nutzerschicht durch Schaffung spezieller Plattformen mit spezifischen Produktangeboten, Kommunikationsforen, Informationsdiensten etc. (z.B. FLORA Garten- welt, Silicon Investor, investornet).“ (Buhl, 1998, Folie EC2.20)

1.2 Kurze Einführung: Internet, E-Commerce, Tourismus im Internet

Das Internet ist ein boomendes Medium. Als militärisches Projekt im Jahre 1968 initiiert, ist seit 1972 auch der öffentliche Datenaustausch über das Netz möglich. Seit der Entwicklung des TCP/IP-Protokolls 1976 zur Kommu- nikation unterschiedlicher Hardware-Plattformen, sowie des Hypertextsys- tems und des Dienstes WWW 1989, mit dem die Technologie Internet auch Nicht-Experten auf einfache Weise zugänglich wird, verzeichnet das Internet weltweite Wachstumsraten von bis zu 15% pro Monat (vgl. Volkert 1998, Teil 3, S.3ff.). Dabei kommerzionalisiert sich das Netz zunehmend; und nachdem anfangs v.a. wissenschaftliche Organisationen angeschlossen waren, sind mehr und mehr private Nutzer „online“. 1996 sind ca. 10 Mio. Endgeräte mit 50 Mio. Nutzern angeschlossen, im Juli 1999 sind nach Angaben des Global Reach Report über 200 Mio. Nutzern an das weltweite Netz angeschlossen (vgl. o.V. 1999g, www.firtstsurf.de/infopool/in_teiln.htm), nach aktuellen Schätzungen sind bereits eine Milliarde Webseiten im Internet (Schambach 2000, www.schambach.de/wilkom.htm).

Einen möglichst großen Teil der 200 Mio. Nutzer als Kunden zu gewinnen ist Ziel des E-Commerce, in engerer Definition „die professionelle, betriebswirt- schaftliche Nutzung der Internet Technologie zur Integration des Informati- onsflusses zwischen Geschäftspartnern“ (Röder 1998, S.3). Die Wachs- tumserwartungen an den elektronischen Handel sind hierbei immens: von knapp 5 Mrd. $ Umsatz im Jahr 1998 sollen die Umsätze auf über 17 Mrd. $ im Jahr 2001 steigen. (vgl. o.V., 1998, S.1)

Je mehr Geld auf einem Markt zu verdienen ist, desto mehr Neueinsteiger finden sich. Insbesondere, da in einem offenen Netzmarkt, wie ihn das WWW darstellt, die Eintrittsbarrieren sehr niedrig sind. Trotz der im Ver- gleich zu traditionellen Vertriebsformen niedrigen Einstiegskosten von 30.000 DM für eine reine Präsenz im Internet bis 500.000 DM für interaktives 1-to-1-Marketing (vgl. Röder 1998, S.39), müssen sich auch hier die inves- tierten Kosten auszahlen (allein in Deutschland wird von 1995 bis 2003 für zehn Schlüsselbranchen mit rund 1 Mrd. DM an Investitionen gerechnet, da- bei gehen die Reiseveranstalter mit ca. 190 Mio. DM in die Berechnung ein, s. Abb. 1 und 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Investitionen für Online-Auftritte (vgl. Altobelli/Hoffmann 1999, S.1)

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Abb. 2: Update-Investitionen (vgl. Altobelli/Hoffmann 1999, S.1)

Daß dies nicht immer so ist und daß möglicherweise die Erwartungen in den Himmel wachsen, zeigt unter anderem ein Artikel aus der Computer-Zeitung: „Internet-Handel bringt kein Geld“ ((cz) 1999, S.1). Allerdings scheint dies für den Tourismus-Sektor im Internet nicht zu gelten: E-Commerce- Bestrebungen im Tourismus-Bereich von bisherigen Weltmarktführern auf „Offline-Gebieten“ (vgl. Boergen 1999b, S.14), Break-Even-Meldungen von z.B. Lufthansas Info-Flyway (vgl. Baltes 1999, S.12) oder das Potential, das dem Internet-Reisemarkt im Vergleich mit der Gesamtentwicklung zugetraut wird (eine Umsatzsteigerung von 1998 bis 2001 um ca. 540% gegenüber ca. 360% für den Gesamtmarkt (s. Abb. 3)), sprechen eine deutliche Sprache.

Gemäß dem Marketinginstitut IPK-International sind die Urlaubsbuchungen via Internet im Jahr 1999 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 300 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Anstieg um 1,36 Millionen auf 1,8 Millionen Buchungen. Für 2000 geht das Institut von vier und im Jahr darauf von sie- ben Millionen Internetbuchungen aus (vgl. Schambach 2000, www.schambach.de/zahl1.htm).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Entwicklung der Umsätze im E-Commerce (vgl. o.V. 1998, S.1)

Im übrigen scheint, während bei den klassischen Internet-Produkten Buch, Video, Musik- und Software-CDs offensichtlich eine Wachstumsgrenze er- reicht ist, bei Reise- und Ticketbuchungen noch ein gutes Stück Spielraum nach oben zu sein (vgl. o.V. 1999c, S.1).

Die Zahlen für das Wachstum des „Netz der Netze“ lassen sich im allgemei- nen auf Deutschland übertragen. Allerdings mit einer Besonderheit: die Deutschen geben mit 80 Mrd. DM pro Jahr an privaten Reiseausgaben mehr aus als jede andere Nation (vgl. Gotta 1998, S.16). Vor diesem Hintergrund bekommen die Zahlen noch etwas mehr Bedeutung. So stellte die GfK in Ih- rem 4. Online-Monitor am 18.08.99 fest: „9,9 Millionen Menschen zwischen 14 und 59 Jahren (22%) nutzen zumindest gelegentlich das Internet“ (o.V. 1999b, Folie 14), nach Zahlen aus einer anderen Quelle vom 05.02.00 sind es sogar 17 Millionen Menschen und damit 27 % aller Bürger ab 14 Jahren (vgl. (lb) 2000, S.9). Dabei hat sich bereits nahezu jeder zweite auf Reise- Sites umgesehen – wenn auch nicht unbedingt eine Buchung getätigt (eine US-amerikanische Studie geht sogar von 74% aus (vgl. o.V. 1999e, S.8)), 13,7% haben bereits Tickets bestellt oder Wagen gemietet und immerhin 7% haben schon den gesamtem Urlaub über das Netz gebucht (vgl. Stengl 1999, S.12). (Zahlen einer weiteren Studie: s. Abb. 4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Internet als Informationsquelle oder Buchungsinstrument (vgl. o.V. 1999f, S.1)

Bei ca. zehn bis zwölf Prozent Wachstum pro Halbjahr (vgl. (lb) 2000, S.9) hat Prognosen zufolge bereits 2002 jeder zweite Deutsche diese Möglichkeit (vgl. o.V. 1999g, www.firstsurf.de/infopool/in_teiln.htm) und ist somit poten- tieller Kunde.

Die Anbieter haben zu einem großen Teil den Vorteil des Direktvertriebes mit Einsparungsmöglichkeiten (z.B. bis 15% bei Flugticket-Verkäufen (vgl. Krau- se 1999, S.30) erkannt. Die 16200 deutschen Reisebüros sehen die Gefahr der Disintermediation: „Wer genau weiß, wann er fahren will und welches Hotel er möchte, wird in Zukunft online buchen“, stellt der Deutsche Reisebü- ro-Verband fest (Gotta 1998, S.16). In der Folge sind bereits sehr viele Un- ternehmen der Touristikbranche im WWW präsent: etwa ein Fünftel der deutschen Reisebüros ist bereits im WWW vertreten, ein weiteres Viertel plant einen Auftritt noch in diesem Jahr. (Schambach 2000, www.schambach.de/zahld1.htm).

Zwar sind dies, laut asr, dem Bundesverband mittelständischer Reiseunter- nehmen, „längst noch nicht genügend“, allerdings ist es „fast unmöglich [...], einen Überblick über die konkreten touristischen Anbieter im Internet zu be- kommen“ (Pütz-Willems 1998, S.27). Als Beleg für die Problematik mag der Umfang einer alphabetischen Auflistung nur der größten Fluggesellschaften und deren Domains im WWW gelten (vgl. (cb) 1999, S.33).

Vor diesem Hintergrund ist es für den Anbieter unerläßlich, sich im Netz so zu positionieren, daß er von seiner Zielgruppe so früh und so einfach wie möglich gefunden wird. Gemäß der Zeitschrift „Touristik Aktuell“ ist es einer der klassischen Fehler im Internet und natürlich ein behinderndes Element für Konsumenten bei der Online-Buchung, die Site nicht in genügendem Maße bekannt zu machen, etwa über Visitenkarten, Briefpapier, Rechnun- gen, Werbeanzeigen, Suchmaschinenanmeldungen usw. (vgl. Boergen 1999a, S.14). Optimal wäre es natürlich, die Website zusätzlich in unproble- matischer Weise – im besten Fall „im Vorbeisurfen“ – zu finden. Dazu muß der Anbieter das Suchverhalten der Zielgruppe kennen. Hierbei behilflich zu sein, ist Ziel der vorliegenden Arbeit.

2. Theoretische Überlegungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Welche Größen sind verantwortlich für unterschiedliches Verhalten bei der Informationssuche der Konsumenten im Internet? (s. Abb. 5)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Theorie zur Entstehung unterschiedlicher Vorgehensweisen von Konsumen- ten zur Informationssuche im Internet bezüglich Urlaubsreisen

2.1 Einflussgrößen

Als erstes zu nennen sind die soziodemographischen Merkmale. Der typi- sche Internetnutzer läßt sich nach einschlägigen Studien sehr genau be- schreiben. Er ist zur Zeit zwischen 20 und 39 Jahren alt, männlich und über- durchschnittlich hoch gebildet. Sein Haushalt hat etwa 5000 DM netto pro Monat zur Verfügung, die aus einem Angestelltenverhältnis in der Compu- terindustrie oder im Bildungsbereich stammen. (vgl. o.V. 2000, S.1; vgl. Fitt- kau/Maaß 1999, www.w3b.com)

Zusätzlich zu den herkömmlichen soziodemographischen Merkmalen wer- den in der vorliegenden Studie zwei weitere Merkmale hinzugestellt: die zur Verfügung stehende Freizeit, abhängig vom Beruf, und die Zusammenset- zung der Reisegruppe, d.h. mit oder ohne Kinder, Begleitung aus demselben oder einem anderen Haushalt. All diese Merkmale werden zusammengefaßt unter dem gemeinsamen Dach „ Charakteristika des Konsumenten “.

Auf die Zusammenhänge der einzelnen Größen innerhalb der Gruppe – z.B. Bildung/Beruf/Einkommen oder Beruf/zur Verfügung stehende Freizeit – soll hier nicht eingegangen werden. Größtenteils sind diese Zusammenhänge ohnehin offensichtlich.

Diese Charakteristika wirken nicht direkt auf die Vorgehensweise. Allerdings beeinflussen sie in unterschiedlicher Weise vorgelagerte Größen. Am deut- lichsten wird der Einfluß auf die Computer- und Interneterfahrung, hier zu- sammengefaßt als „ Erfahrung mit neuen Medien “. Man mag streiten kön- nen, inwiefern innerhalb dieser Gruppe die Computererfahrung Einfluß auf die Interneterfahrung hat – für diese Studie wurde von einem zwar vorhan- denem, jedoch sehr schwachen Zusammenhang ausgegangen. Gemäß der soziodemographischen Zusammensetzung der Internetgemeinde (s.o.) zeigt sich aber deutlich eine Verbindung von Interneterfahrung und Soziode- mographie. Auch zwischen der zur Verfügung stehenden Freizeit und der Interneterfahrung werden Zusammenhänge erwartet. Zwar wird laut Studien (vgl. z.B. o.V. 1999g, www.firstsurf.de/infopool/in_nutz.htm) das Internet so- wohl in der Freizeit als auch im Beruf gleichermaßen zur Informationsbe- schaffung als auch als Unterhaltungsmedium genutzt. Aber es ist auch zu erwarten, daß ein Anwender, der sich zu Hause mit dem Thema Internet auseinandersetzt, ein anderes Wissensspektrum hat als derjenige, der sich lediglich beruflich mit einem kleinen Ausschnitt aus dem Web beschäftigt.

In gewisser Weise wirken die Erfahrungen mit neuen Medien natürlich auch zurück auf die Charakteristika. So hat der Bewerber mit einschlägiger Erfah- rung sicher andere Berufsbilder in Aussicht und Chancen in speziellen Be- rufen, als der Mitbewerber ohne Kenntnisse auf diesem Gebiet.

Die Soziodemographie nimmt ebenfalls Einfluß auf die Art der Reise, die zu unternehmen beabsichtigt ist. Dabei unterscheiden wir für diese Studie zwi- schen den von Reiseveranstaltern angebotenen Pauschalreisen aus den Standard-Katalogen, den Individualreisen, die speziell für einen Konsumen- ten abseits der Touristenströme oder -ziele zusammengestellt werden und den Spezialreisen. Sie enthalten „Events“ wie Base-Jumping, River-Rafting oder Free-Riding, Dinge also, die – nicht unbedingt nur auf sportlicher Ebene – dem Großteil der Touristen noch unbekannt sind und sich daher keiner großen Nachfrage erfreuen, sondern einem kleinen, eingeweihten Kreis vor- behalten sind (vgl. Gürtler 1999, S.21). Ebenfalls in diese Gruppe gehören Reisen für Studenten, Sprachreisen, sowie spezielle Golf-, Reit- oder Tauch- reisen. Ausgehend davon, daß Individualreisen höheren Planungsaufwand verursachen, sind Interessierte hier vermutlich bei den Personen mit weniger zeitintensiven Berufen zu finden. Pauschalreisen werden wohl eher von Fa- milien mit Kindern gebucht, Spezialreisen-Kunden findet man eher beim jün- geren Publikum. Das Einkommen spielt dagegen eine untergeordnete Rolle: abgesehen davon, daß die Planung einer Individualreise zeitintensiv ist und daher – gibt man sie aus der Hand – mehr Geld kostet, läßt sich kein Zu- sammenhang konstruieren. Pauschalreisen können sowohl sehr billig sein (Sonderangebote), als auch sehr teuer (z.B. Kreuzfahrten), Individualreisen sowohl sehr kostenintensiv (z.B. Mietwagen-Hotel-Kombinationen), als auch sehr günstig (z.B. Rucksacktrips) sein.

Weiter beeinflussen die Charakteristika des Reisenden die gewünschten Informationen zu einer Reise. Ein körperlich Behinderter wünscht sich Aus- kunft zur behindertengerechten Gestaltung seiner Unterkunft, ein Teenager möchte über das Nightlife am Urlaubsort informiert sein, ein humanistisch Gebildeter hat mehr Interesse an Kulturschätzen und der Historie des Reise- zieles. Allen gemeinsam ist wohl das Interesse am Preis der beabsichtigten Reise, wobei ein Reiseinteressierter mit geringerem Einkommen und Familie hierauf vermutlich einen anderen Wert legt als ein Single mit hohem Ein- kommen.

Schließlich gibt es einen Zusammenhang zwischen den Charakteristika des Konsumenten und einem Konstrukt, daß hier „ Reiseerfahrung “ genannt werden soll. Dabei soll die Reiseerfahrung zusammengesetzt sein aus der Häufigkeit, mit der eine Person Reisen unternimmt, der Dauer der Aufent- halte, sowie der zum Zweck der Reise anfallenden Ausgaben. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, daß eine Person, die öfter und intensiver Kontakt mit den Anbietern der Branche hat – seien es Veranstalter, Reisebüros, Au- tovermieter, Hotelketten oder Carrier – sich sowohl mehr Gedanken über die Problemstellungen für seine persönlichen Reisevorhaben macht, als auch häufiger mit Werbung und Kontaktadressen aus all diesen Bereichen kon- frontiert wird. Mehr Kontakte erweitern den „Reisehorizont“ des Konsumen- ten: unweigerlich vergrößert sich in Gesprächen mit anderen Reisenden und dem Studium von immer neuen Reisekatalogen oder Reiseführern das Problembewußtsein für Reisen. Ein längerer Aufenthalt macht eine intensi- vere Reisevorbereitung notwendig, schon allein, um ein unbedachtes Prob- lem nicht über längere Zeit „büßen“ zu müssen. Ebenso verhält es sich mit den Reiseausgaben: der Wert der Ausgaben beeinflußt ganz entscheidend die Arbeit, die sich ein Reisender im Vorfeld macht, um für sein Geld den optimalen Gegenwert zu erhalten.

So hängt die Reiseerfahrung zusammen mit dem Beruf – man denke an die große Zahl beruflich veranlaßter Reisen –, mit dem Einkommen, das Häufig- keit und Länge der Aufenthalte in der Fremde ganz entscheidend mitbe- stimmt, und mit der Zusammensetzung der Reisegruppe, die ja gegebenen- falls eine Reise auch entscheidend verteuern kann.

Die vier letztgenannten Größen – Interneterfahrung, Reiseart, gewünschte Information und Reiseerfahrung – wirken direkt auf die Vorgehensweise von Konsumenten zur Informationsbeschaffung im Internet bezüglich Urlaubsreisen ein.

Abhängig von der Interneterfahrung weiß sich eine Person mehr oder weni- ger geschickt im Internet zu bewegen, Links und Suchmaschinen, Online- Enzyklopädien oder Angebote einschlägiger Interessensgemeinschaften zu nutzen und hat einen mehr oder weniger großen Wissensvorrat an einschlä- gigen Adressen. Derjenige, der seine Erfahrung gerade erst aufbaut, weiß möglicherweise gar nichts von Newsgroups und Virtual Communities und kennt keine bzw. nicht so viele Webverzeichnisse. Studien zufolge kommt bei Neueinsteigern zudem der Effekt zum Tragen, daß das Web in erster Li- nie der Unterhaltung dient und erst nach über einem Jahr Zugangsmöglich- keit zum Web der funktionalen Nutzung weicht, so daß erst ab diesem Zeit- punkt von erhöhter, zweckgerichteter Erfahrung gesprochen werden kann (vgl. o.V. 1999c, www.comcult.de/infopool/in_sozio.htm).

Die Reiseart nimmt in der Art und Weise Einfluß, als daß sie einen an Pau- schalreisen Interessierten eher auf die Website eines Reiseveranstalters führt, als den Individualtouristen, der seine Reise selbst zusammenstellt und daher Probleme wie Visumspflicht oder Impfbestimmungen selbst recher- chieren muß, statt sich auf die Auskünfte des Veranstalters verlassen zu können. Interessierte an Spezialreisen haben über ihr besonderes Hobby möglicherweise schon Kontakte geknüpft und kennen aus dieser Quelle di- rekte Anlaufstellen oder Zusammenschlüsse, die sie mit den speziellen In- formationen versorgen können (vgl. Gürtler 1999, S.21). Besondere Überle- gungen sind sicher noch anzustellen für Geschäftsreisen. Diese sollen hier jedoch nicht betrachtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 64 Seiten

Details

Titel
Untersuchung der Vorgehensweise von Konsumenten zur Informationsbeschaffung im Internet bezüglich Urlaubsreisen
Hochschule
Universität Augsburg  (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Marketing)
Veranstaltung
Seminar zum Marketing
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
64
Katalognummer
V10574
ISBN (eBook)
9783638169592
ISBN (Buch)
9783656340829
Dateigröße
717 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Einflußgrößen, die auf die Vorgehensweise eines Konsumenten einwirken, der sich über das Medium Internet mit Informationen zu einer beabsichtigten Urlaubsreise versorgen will, sollen hier festgestellt und mit Hilfe statistischer Methoden belegt werden. 10 Abbildungen, 10 Tabellen, 40 Quellen
Schlagworte
Reisebüro, Reisesuchmaschine, Amadeus, e-commerce, Suchmaschine, Click An Away, Tourismus
Arbeit zitieren
Dipl.-Kfm. Mark Boehm (Autor:in), 2000, Untersuchung der Vorgehensweise von Konsumenten zur Informationsbeschaffung im Internet bezüglich Urlaubsreisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10574

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