Feiern von Festen auf Neu-Kaledonien


Ausarbeitung, 2001

10 Seiten


Leseprobe


1. Vorwort

2. Neu-Kaledonien

2.1. Geographie

Neu-Kaledonien liegt sowohl rund 1.800 km von Australien als auch von Neuseeland entfernt und ca. 400 km von Vanuatu1. Seit 1956 ist es französisches Überseedepartement mit der Hauptstadt Nouméa.

Der Archipel Neu-Kaledonien, bestehend aus mehreren Inseln und Atollen, ist die südlichste Inselgruppe Melanesiens mit einer Gesamtfläche von 19.103 qkm. Die mit Abstand größte Insel ist mit 16.750 qkm Neu-Kaledonien. Sie ist somit die dritt größte Insel des Südpazifik (nach Neu-Guinea und Neuseeland). Weitere erwähnenswerte Inseln sind die nördlich der Hauptinsel gelegene Belep-Insel mit 70qkm, die südlich gelegene Pinien-Insel mit 153qkm und die ca. 100 km nordöstlich gelegenen Layalty-Inseln mit insgesamt 2.072 qkm.2

Die Hauptinsel hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 400 km, wobei die durchschnittliche Breite nur 5 km beträgt. Der größte Teil dieser subtropischen Insel ist sehr gebirgig und erreicht am Mont Panié eine Höhe von 1.639 m. Sie läßt sich in vier Zonen einteilen:

- Westküste: Savanne
- Ostküste : tropische Regenwälder, Wasserfälle, Strände
- Norden : Bergwälder
- Süden : Seengebiet

Die Regenzeit dauert von Dezember bis März.

Vor der 2.254 km langen Küste gibt es ausgedehnte Korallenriffe.3

2.2. Landwirtschaft & Bergbau

Auf Neu-Kaledonien werden vorwiegend Kokospalmen, Reis, Zuckerrohr, Mais, Maniok, Kaffe, Tabak, Ananas, Wein, Gemüse und Baumwolle angebaut. An Rohstoffen kommt dem Nickel eine herausragende Rolle zu, da Neu- Kaledonien an dritter Stelle bei der Weltförderung dieses Metalles steht. Darüber hinaus werden Chrom, Mangan, Kobalt, Eisen, Kupfer, Wolfram, Blei und Zink abgebaut.4

2.3. Bevölkerung

Neu-Kaledonien hatte 1999 197.361 Einwohner, von denen rund 65% in der Südprovinz lebten. Die melanesischen Ureinwohner stellen heute nur noch 44% der Gesamtbevölkerung. Die Europäer sind mit 34% die zweit größte Gruppe. Ferner gibt es noch 8% Walliser, 4% Tahitianer, 4% Indonesier, 4% Vietnamesen sowie 3% Angehörige anderer Ethnien. 60% sind Katholiken, 30% Protestanten und 10% Anhänger anderer Religionen.

Neben der französischen Amtssprache werden noch verschiedene melanesische Dialekte gesprochen.5

2.4. Geschichte

2000 v. Chr. Wahrscheinlich erste Besiedlung von Neu-Guinea aus

1774 5. Sept., Entdeckung durch James Cook, während dessen Weltumsegelung 1772-75. Er benannte die Insel nach seiner schottischen Heimat Nova Caledonia.

1853 Annexion der Insel durch Konteradmiral Auguste Felvier Despointes im Namen Napoleons III für Frankreich. Einer der Gründe dafür war der Versuch die britische Einflußnahme in der Südsee zurückzudrängen

1854 Gründung Nouméas (bis 1866 Port-de-France) an der Südwestküste.

1979 Referendum über Unabhängigkeit der Insel. 82% der melanesischen Bevölkerung votierten für die Selbständigkeit.

1984 Beginn massiver politischer Unruhen und einseitige Ausrufung der „Republik Kanaky“.

1998 Einführung des Stimmrechts bei den französischen Präsidentenwahlen. Außerdem entsendet Neu-Kaledonien seither 1 Senator und 2 Kongreßabgeordnete nach Frankreich.6

3. Feste allgemein

3.01. Pilous - Feste

Europäer bezeichnen die Feste und Tänze der Eingeborenen als Pilu-Pilu oder Pilou. In mehreren neu-kaledonischen Dialekten bedeutet „Piloi“ oder „Piloe“: die Idee der Wiederholung des Rhythmus. Der Kaledonier selbst benutzt Bezeichnungen, die Begriffe wie „heilig“ oder „Lebensmittelverteilung“ beinhalten.7

Feste gelten auf Neu-Kaledonien in erster Linie als Ahnengefällig und als Festigung alter Freundschaftsbande darüber hinaus dienen sie der Verbrüderung der Stämme. Ein Einheimischer stellte 1908 fest: „Unsere Feste gleichen der Bewegung der Nadel, welche die Teile der Strohbedachung der Hütte verbindet, um daraus ein einziges Dach zu machen.“8

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Plious. Den kleinen und den großen Pilous.

Kleine Pilous werden im Schoßder Familie und ihrer Freunde abgehalten, um Ereignisse wie Geburt, Hochzeit, Tod usw. zu feiern

Große Pilous betreffen den ganzen Stamm und alle befreundeten Nachbar- stämme. Dazu zählen das Ignamen-Erntefest, Gedächtnisfeiern für große verstorbene Häuptlinge und allen voran das größte und aufwendigste, das Fest zur Aufhebung des Leides um einen großen Toten, verbunden mit Beschneidungszeremonien und der Erhebung eines neuen Chefs.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nahmen an solchen großen Festen bis zu 5.000 Menschen teil. Heute hat sich die Situation grundlegend gewandelt, was zum einen auf die enorme Dezimierung der Einheimischen zurückzuführen ist, als auch auf die starke Europäisierung des neu-kaledonischen Alltagslebens. Zwar werden die Feste immer noch begangen, jedoch bestehen sie großenteils nur noch aus Tanzaufführungen und reichlichen Mahlzeiten.9

3.02. Tänze

Es gibt vorwiegend Kreistänze, die in der Regel nachts um ein Feuer herum oder bei Beleuchtung mit brennenden Holzscheiten stattfinden. Diese Tänze können mehrere Nächte andauern. Oft gibt es mehrere von einander getrennte Kreise, die sich um eine zentrale Musik bewegen.

Die Tänzer sind am ganzen Körper bemalt und tragen Lanzen und Keulen. Beim Tanzen stoßen sie Zisch- und Pfeiflaute aus.10

„Zwei sich gegenüberstehende, junge Männer ließen einen einförmigen Gesang hören; um sie herum standen Männer und Knaben, Rindenklappen [...] aufeinander schlagend und scharfe Pfiffe ausstoßend; ein Junge schlug ein Bambusrohr im Takt gegen die Erde. Um dieses einen Heidenlärm verursachende Orchester herum bewegte sich der Tanz im Kreis. Einzeln oder in Reihen von zwei und drei trippelnden Männern und Jünglingen, mit leicht gebogenen Knien etwas gespreizt gehend, die Hüften leicht schaukelnd und Zischlaute ausstoßend; Axt oder Keule trugen sie geschultert. Dazwischen hüpften Kinder in Reihen bis zu fünf nebeneinander und sich an der Hand haltend; andere hatten Rindenklappen oder grüne Zweige in den Händen. Auch zwei alte Frauen liefen mit, Stöcke auf den Schultern. Zuweilen bildete das Ganze einen ungeordneten Knäuel. Mit einem allgemeinen Aufschrei, ausgehend von der Musik, aber von allen ausgestoßen, endete nach einigen Minuten plötzlich der Tanz, um kurz darauf, sobald die Musik wieder anhob, aufs neue zu beginnen. So geht es stundenlang weiter.“11

In der Regel sind Frauen und Mädchen bei großen Tänzen nur Zuschauer, gelegentlich tanzen sie aber auch mit den Männern zusammen. Normalerweise halten sie ihre eigenen Tänze in einiger Entfernung zu den Kriegern ab.

Sarasin berichtet von einem solchen Tanz „ausgeführt von 400 bis 500 Frauen, bekleidet mit ihrem kurzen Faserrock; einige trugen Blätterkränze und Blumen im Haar, auch Hals- und Armbänder; Gesicht und Brust waren meist geschwärzt. Die Frauen tanzten, wie die Männer, in einem großen Kreis, monoton singend, den Takt mit Bewegungen des Körpers begleitend, den Boden mit den Füßen stampfend und eine Hand gegen die andere schlagend. Um den Kreis herum bewegte sich eine kleine Gruppe mit langen, blühenden Zweigen.“12

Im Allgemeinen finden die großen Tänze während der Neumondzeit statt.

Diese Tanzveranstaltungen wurden auch häufig für persönliche Rache genutzt. Es war leicht im Schutz der tanzenden Menge einen Feind unerkannt zu ermorden. Daher endeten Tänze oft in Panik und Flucht.

3.03. Scheingefechte

Neben den großen Tänzen spielen die Scheingefechte eine große Rolle. Sie sind weniger mit wirklichen Kämpfen zu vergleichen, als mit gymnastischen Übungen. Meist werden stumpfe Waffen verwendet, jedoch nicht immer. Es gibt daher auch Scheingefechte, bei denen Verwundete oder sogar Tote keine Seltenheit sind. Wird jemand bei einem solchen Anlaßverletzt oder getötet, wird er nicht von seinem Clan, wie sonst üblich, gerächt.13 „Schleuderschützen [stellen sich]am Rande eines Wassers auf und fordern die anderen mit Hohnreden heraus. Diese müssen nun durchs Wasser unter einem Hagel von Schleudersteinen gegen ihre Turbane, zuerst die Männer der väterlichen Seite in geschlossenen Gruppen, dann die mütterlichen in aufgelöster Ordnung. Ein vor der ersten Gruppe Marschierender trägt in einer Banderole am linken Handgelenk einen unverwundbarmachenden Zauberstein, der den Trupp schützen soll.“14

3.04. Mimische Tänze

Diese Kunsttänze finden in der Regel am Schlußvon Totenfesten statt. Die Tänze stellen Szenen des alltäglichen Lebens und der Natur dar, wie z.B. steigende, fallende und sich überschlagende Meereswogen, Sturm, Pflanzen der Ignamen, Fischfang, fliegende Vögel, Kampfszenen, Zerstörung, Sieg usw.. Jedes Dorf verfügt über seine ganz eigenen mimischen Tänze. Es handelt sich aber nicht um eine Aufführung von Mythen, sondern dient der Selbstdarstellung der Dörfer. Anders als z.B. auf Vanuatu wird der Charakter der Tänzer nicht durch Masken, sondern ausschließlich durch die Mimik und Gestik dargestellt.15

In Bopope wurde ein solcher Tanz beobachtet. Er wurde von „zehn jungen Männern vorgeführt [und] zerfiel in vier Figuren. Zu Beginn hockten sie in zwei Reihen auf der Erde, je fünf hintereinander, in jeder Hand ein Grasbüschel haltend. Mit diesen wischten sie abwechselnd den Boden, sprangen dann plötzlich auf, lebhaft die Büschel schwingend, bald alle nach vorn gekehrt, bald nach links, bald nach rechts sich drehend und neigend, die sämtlichen Bewegungen mit höchster Präzision ausführend. Plötzlich kehrten sie alle in die Hockstellung zurück, und die erste Figur war zu Ende. Einer der Tänzer amtete als Tanzmeister und gab mit hohen Trillern die Zeichen für die verschiedenen Bewegungen an. Während der ganzen Dauer des Tanzes ließen alle heftige Zischlaute hören. Eine andere Figur bestand aus abwechselndem, raschem Aufspringen und Abhocken unter heftigem, aber stets graziösem Schwingen der Büschel. Zuletzt bildeten sie, tanzend und die Grasbüschel schwingend, im Gänsemarsch hintereinander eine Ellipse, warfen dann plötzlich alle zugleich erst das eine, dann das andere Büschel in elegantem, hohen Bogen fort.“16

3.05. Bemalung

Eine ganz Entscheidende Rolle bei neu-kaledonischen Festen kommt der meist schwarzen Bemalung des Körpers beider Geschlechter, wie sie auch im Krieg üblich ist, zu. Sie kann in Einzelfällen fast den ganzen Körper bedecken. Normalerweise werden aber nur einzelne Körperteile bemalt. Es kommen sowohl großflächige Zeichnungen, als auch Symbole wie Kreise und Striche vor. Als Farbe verwendet man den Rußverbrannter Kokosschalen, die Nüsse des Baucoulier-Baumes (durch ihre Ölhaltigkeit erzeigen sie einen besonderen Glanz) oder eine Masse aus verkohlten Baumpilzen.

Bevor man sich nach Geschlechtern getrennt gegenseitig bemalt wird die Haut mit Speichel eingerieben. Wenn die Bemalung mit schwarzer Farbe abgeschlossen ist werden häufig weiße (aus Kaolin) oder rote Linien (aus Ocker) hinzugefügt.17

3.06. Haarschmuck

Der Haarschmuck bei Festen besteht zumeist aus Blumen, Farnblättern und Zweigen. Besonders beliebt sind auch weiße Federn, die sich vom schwarzen Haar gut sichtbar abheben. Meistens werden sie büschelweise an dünnen Holzstäbchen befestigt und längs des Kiels halbiert, was ihnen ein weicheres Aussehen verleiht.18

3.07. Tanzbüschel und Tanzwirtel

Tanzbüschel bestehen aus zerschnittenen Gräsern, die durch Umflechtung mit einer aus Grasstreifen bestehenden Schnur zu einem Stiel vereinigt werden, an dessen Ende ein Ring angeflochten ist. Sie sind meist zwischen 20 und 40 cm lang. Die Enden der Gräser werden oft eingefärbt. Beim Tragen kommt er senkrecht auf der Handfläche zu stehen. Festgehalten wird er durch den von hinten durch den Ring gesteckten Zeigefinger und den anliegenden Daumen. Durch den Zeigefinger wird er in Vibration versetzt. Die Tanzbüschel werden vorwiegend von Männern getragen. Den Frauen ist der Tanzwirtel vorbehalten. Er besteht aus einem langen Stil der am oberen Ende mehrfach aufgespalten ist.19

3.08. Tanzbeile

Bei den Tänzen werden neben echten Waffen auf speziell angefertigte hölzerne Tanzbeile verwendet.. Sie bestehen aus sehr leichtem Holz und sind bedeutend stumpfer und reichhaltiger verziert als echte. Oft sind sie so stark stilisiert, daßnur noch wenig Ähnlichkeit mit ihren echten Vorbildern existiert.20

3.09. Festlanzen

Diese speziellen Lanzen bestehen, wie auch die Echten aus Hartholz und haben meist eine glatte Oberfläche. Der Schaft ist mit weißem oder gelblichem Baststoff umwickelt. In der Mitte ist eine Schmuckplatte angebracht. Die Lanzen sind zwischen 1,60 m und 3,50 m lang und 1,5 - 4 cm dick.21

3.10. Musik

Neu-Kaledonien ist relativ arm an Musikinstrumenten. Die ansonsten in Melanesien weit verbreitete Trommel fehlt völlig. Es gibt auch keinerlei Saiteninstrumente, Tanzrasseln, Rasselgürtel oder Schwirrhölzer. Die einzige bekannte Form der Rassel ist das Scheibenbeil. An dessen Handgriff ist am unteren Ende eine halbe Kokosschale befestigt, die einige Steinchen enthält, welche bei Bewegung des Beils ein leichtes Rasseln verursachen.22

Wichtigstes neu-kaledonisches Instrument ist die Flöte, die sowohl mit dem Mund, als auch mit der Nase gespielt werden kann. Wenn mit der Nase gespielt wird, wird nur ein Nasenloch benutzt und das andere mit dem Daumen zugedrückt. Sie werden in der Regel aus leicht gebogenen, dünnen sich allmählich verjüngenden Bambusröhrchen hergestellt, die sehr selten auch fast gerade sein können. Das Blasloch befindet sich am dickeren Ende der 60 bis 150 cm langen Flöten. Die Enden sind mit Lehm verschlossen. Das einzige Tonloch ist meist 2 - 4 cm vom schmalen Ende entfernt. Diese Art Flöte ist sehr lautarm. Sie wird nicht nur bei Festen gespielt, sondern auch auf den Ignamenfeldern, um deren Wachstum zu fördern.

Das einzige Musikinstrument der Frauen ist die Maultrommel.

Die übrigen Instrumente sind Takt- und Lärminstrumente. Das wichtigste hiervon sind Rindenklappen. Für ihre Herstellung wird ein Stück sehr grober Baumrinde im Dreieck zusammengefaltet und mit einem durch Löcher gezogenen Bastbandes in dieser Form fixiert. Die Rinde stammt vom Banianbaum und wird in Streifen von zwei FußLänge und 6 - 8 Zoll Breite vom Stamm abgelöst und zusammengefaltet. Es gehören immer eine große und eine kleine Klappe zusammen. Mit der kleineren wird auf die größere geschlagen. Eine große Rindenklappe ist durchschnittliche 35 cm lang und 25 cm breit; eine kleine 25 cm lang und 12 cm breit.

Außerdem gibt es noch Bambusrohre von ca. einem Meter Länge, die meistens von Frauen und Jungen im Takt auf den Boden geschlagen werden.

Darüber hinaus gibt es auch noch unzählige Arten von Schlaghölzern, die oft durch Zischen und Pfeifen begleitet werden.23

3.11. Gesang

Die beiden Grundformen des neu-kaledonischen Gesanges sind „ia-iu-ia-ia“ und „e-ia-e-ia“. Beim singen bewegt der Sänger seinen Körper im Rhythmus der Musik. Bei Pilous singen mehrere Vorsänger monotone Gesänge begleitet vom Schlag der Rindenklappen und vom Pfeifen und Zischen. Der Gesang endet mit einem allgemeinen Aufschrei, um kurz darauf erneut einzusetzen.

Es werden auch Sagen, Legenden und historische Ereignisse gesungen vorgetragen.24

3.12. Festhütte

Die Festhütte wird auf Befehl des Häuptlings vor einem großen Pilou vom ganzen Dorf gemeinsam errichtet. Nach dem Fest dient es als Männer- oder Versammlungshaus. Die meisten Festhütten haben einen Durchmesser von 8 - 15 m und sind bis zu 15 m hoch. Vor der Hütte stecken skulpierte Pfosten im Boden. Sie stammen von vorherigen Festen, bei denen jedes eingeladene Dorf neben seinen mitgebrachten Geschenken einen Stab aufstellt.25 Diese Pfosten sind häufig einfache, zum Teil bemalte Stangen, an denen Bast hängt. Einige sind jedoch auch skulpiert und somit dem Ahnenkult zuzurechnen.26

Die Rundhütte seht steht am Rand eines 10 - 20 m breiten Grasplatzes. Dieser Platz wird von einer Allee von Kokospalmen eingerahmt. In Nebenalleen befinden sich von Palisaden umgebene Höfe und Hütten für die Gäste.27

3.13. Masken

Im Prinzip ist der Bau der Masken auf der gesamten Inseln derselbe, wenn auch das Gesicht lokal verschiedene Stilisierungen aufweist. Alle haben einen hölzernen Gesichtsteil, der mit Schnüren, die durch Löcher gezogen sind, angeheftet ist an einen die Kopfseite und das Hinterhaupt des Trägers umgebenen Halbzylinder. Welcher aus feinen, horizontalen Stäbchen besteht. Der Kopf des Maskenträgers ist also völlig umhüllt. Bart und Kopfschmuck sind oft aus menschlichem Haar geflochten. Die einzige Öffnung stellt der Mund dar. Gehalten wird diese oft sehr schwere Maske mit Hilfe eines Mundstabes. Zu jeder Maske gehört auch ein in der Regel knielanges Gewand, das oft mit Federn geschmückt ist oder komplett aus ihnen besteht.28

Gebrauch: In erster Linie um „Kriegsmasken“, die zwar weniger auf Kriegs- zügen direkt, als vielmehr bei deren Vorbereitung getragen werden. Darüber hinaus sind sie wichtiger Bestandteil von mimischen Tänzen und bei Scheingefechten.29

Privileg des

Maskentragens: Es gibt zwei Arten von Masken; einfache, die von jedem getragen werden dürfen, und alte, stark geschmückte Masken, die nur von Priviligierten, wie dem Häuptling, getragen werden dürfen. Das Privileg des Maskentragens ist erblich.30

4. Das große Pilou

Die Feste finden in der Regel in den Sommermonaten statt. Vorbild für die großen Pilous ist der Totenbestattungszyklus von 20 Tagen, eingeteilt in 4 Perioden von je fünf Tagen. Dauer und Einteilung des Festes sollen dem Begräbnispilou entsprechen. Meist wird das Fest jedoch gestrafft und die fünftägigen Perioden zu einem Tag zusammengezogen.

Einladende Die Einladenden sind die Familien und Verwandten väterlicherseits

Eingeladene Die Eingeladenen sind alle verwandten Familien mütterlicherseits, sowie die Bewohner der umliegenden, befreundeten Dörfer.

Letztere kommen jedoch erst zu Beginn der dritten Periode auf das Fest. Dies mußso sein, da der neue Chef, der der väterlichen Gruppe angehört, den mütterlichen vorgestellt werden muß, bevor ihn alle als neuen Häuptling anerkennen. 31

Einladungen Die Einladungen an befreundete Dörfer ergehen bereits lange vor dem Fest. Die jungen Männer der festgebenden väterlichen Gruppe schicken ihren Cousins der mütterlichen Gruppe Stroh- buketts oder Besen als Einladung, sogenannte „Poetis“. Als Antwort führen die Eingeladenen auf dem Fest einen mimischen Tanz auf.

Ähnliche Strohbündel markieren auch die Orte der Toten. Als Einladung bedeuten sie: „Bereitet Tänze vor für die Ruhe der Toten.“ Nach dem Tanz werden die „Poeti“ zurückgegeben.32

Vorbereitungen Große Feste verlangen eine lange Vorbereitung von bis zu zwei Jahren. Es werden besondere Pflanzungen angelegt um ausreichend Lebensmittel zu haben. Es müssen die Festhütte und Gästeunterkünfte gebaut werden, wobei alle Männer des festgebenden Ortes mithelfen.33

Verlauf Jede Periode wird mit Opfern eingeleitet

1. Periode Sie spielt sich nur im Kreis der väterlichen Gruppe ab. Am Rande der Alleen werden Haufen von Lebensmitteln aufgetürmt, Reden gehalten von denen, die die Gaben gebracht haben an die Veranstalter und Gegenreden des Piloumeisters. Dieser spricht von einer ca. zwei Meter hohen Stange, indem er sich oben mit einer Hand festhält und einen Fußin eine Kerbe oder auf einer Sprosse der Stange stützt. Sein Körper berührt die Stange nicht. Die Zuschauer begleiten die Reden mit Zurufen und Aufstampfen der Füße. Für ein gutes gelingen des Festes werden Ignamen geopfert.. Essen, Tanz und Gesang bis tief in die Nacht hinein beschließen die erste Periode.

2. Periode Sie beginnt mit dem Einzug der mütterlichen Gruppe. Reden und Gegenreden werden gehalten, wobei Familie und Ahnen in sehr bildhafter Sprache angerufen und gefeiert werden. Einer der mütterlichen Gäste zählt Ignamenhaufen und opfert einige Geldschnüre. Der Tag endet wieder im Festhaus. Nachts werden neue Lebens- mittelhaufen aus Zuckerrohr, Taros, Ignamen,Fleisch und Fisch errichtet.

3. Periode Diese Periode ist die gesellschaftlich wichtigste der vier Perioden. Die Leichenhüter des verstorbenen Häuptlings ziehen gefolgt von den beschnittenen jungen Männern in das Dorf ein, wo sie stürmisch empfangen werden. Lanzen und Schleudersteine werden geworfen und eine Schlacht vorgetäuscht. Jetzt kommt auch die große Masse der Eingeladenen aus befreundeten Dörfern. Einer der Häupt- linge feuert sie mit kriegerischen Worten an, damit sie beim Einzug ein würdiges Wesen zur Schau stellen. Die Krieger der anderen Dörfer ziehen in langen Reihen an den Gastgebern vorbei und stellen ihre mitgebrachten Geschenke zur Schau. Es finden auch erneut Reden und Gegenreden statt. Das wichtigste Ereignis ist die Vorstellung des neuen Häuptlings. Er wird von einem Onkel mütterlicherseits der väterlichen und der mütterlichen Gruppe präsentiert. Der neue Häuptling hält dann von der Stange herab eine lange Rede, wobei die Zuschauer sich rhythmisch bewegen. Er erzählt die gesamte Stammesgeschichte und zählt alle verwandte Familien auf. Ein Väterlicher dankt den Mütterlichen dafür, daßsie ihm diesen Mann gegeben haben und wünscht allen Frieden. Unterdessen tanzen die verhei- rateten Frauen mütterlicherseits einen wilden Tanz. Hölzerne Tanzwirtel schwingend stürzen sie sich auf die Männer der väterlichen Seite und bejubeln ihren zum Chef gewordenen Neffen. Nun werden die Lebensmittelhaufen an die Stammes- und Familiengruppen begleitet von Reden verteilt. Die Haufen sind durch Festpfosten von einander getrennt. Die mütterlichen Onkel erhalten überdies eine lange Geldschnur zur Erinnerung und als Garantie gegenseitiger Sicherheit. Er quittiert dies durch Rückgabe einer kürzeren Geldschnur. Es folgen mimische Tänze und Spiele. Die Nacht wird durchgetanzt.

4. Periode Das Fest hat nun seinen Abschlußgefunden und die Gäste gehen nach Hause.

Große Pilous ruinierten einen Stamm oft für lange Zeit. Die Lebensmittel sind komplett aufgezehrt, und es kam nicht selten zu regelrechten Nahrungsmittelknappheiten. Ein neues Fest ist in der Regel erst nach Jahren der wirtschaftlichen Erholung wieder möglich.34

5. Weitere Feste

Die meisten Pilous sind weniger kompliziert und wesentlich kleiner. Familienfeste bestehen zumeist aus Geben und Nehmen von Geschenken und einen reichhaltigen Essen.35

5.1. Moulim-Fest

Das Moulim-Fest wird abgehalten, wenn die alte Ignamenernte erschöpft ist und die neue noch nicht reif ist.

Ein Stock wird mit Girlanden und Zweigen geschmückt und bei den Ahnenschädeln unter Gebeten für eine gute Ernte aufgestellt. Während dieser Tage darf das Ignamenfeld nicht betreten werden. Dann gehen alle mit Fackeln zum Strand und führen ein Scheingefecht durch. Zum Abschlußreinigen sich alle im Meer. Dies ist eine symbolische Entsündigung des Stammes. Im Laufe des Festes wird der Zeitpunkt der Ernte festgelegt. Während der ganzen Zeit müssen die Frauen, da sie als unrein gelten, das Dorf verlassen und im Wald leben. In den ersten fünf bis acht Tagen nach ihrer Rückkehr ist der Verzehr der Ignamen noch ausschließlich den Männern vorbehalten.36

5.2. Kriegspilous

Kriegspilous werden vor dem Beginn von Kriegszügen abgehalten. Hierbei wird der Feind in der Regel von alten Männern mit zerbrochenen Waffen dargestellt, um bei den eigenen Kriegern ein Gefühl der Überlegenheit und der Siegessicherheit hervorzurufen. Dadurch wird der Feind bereits vor Beginn des Kampfes für besiegt erklärt.37

6. Die Politische von Festen

Literaturverzeichnis

Eliot Zelz, Caroline: Masken auf Neukaledonien. Kulturanthropologische Studien Band 23. Münster 1995.

Lexikothek. Bertelsmann Lexikon. Band Miv - Phyo. Gütersloh 1992

Sarain, Dr. Fritz: Atlas zur Ethnologie der Neu-Caledonier und Layalty-Insulaner. C. W. Kreidel`s Verlag. München 1929. Band I und II.

[...]


1 vergl. Lexikothek. Bertelsmann Lexikon. Band Miv - Phyo. Gütersloh 1992. S. 138.

2 vergl. Eliot Zelz, Caroline: Masken auf Neukaledonien. Kulturanthropologische Studien Band 23. Münster 1995. S.13.

3 vergl.

4 vergl. Lexikothek S.138.

5 vergl.

6 vergl. Eliot Zelz, Caroline... S. 13 u. 14.

7 vergl. Sarain, Dr. Fritz: Atlas zur Ethnologie der Neu-Caledonier und LayaltyInsulaner. C. W. Kreidel`s Verlag. München 1929. Band I und II. S. 218.

8 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 218.

9 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 219.

10 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 219.

11 Sarain, Dr. Fritz... S. 219.

12 Sarain, Dr. Fritz... S. 220.

13 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 220.

14 Sarain, Dr. Fritz... S. 220.

15 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 221.

16 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 221.

17 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 225 u. 226.

18 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 226.

19 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 227 u. 228.

20 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 228.

21 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 195.

22 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 229.

23 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 230 - 232.

24 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 233.

25 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 131.

26 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 153.

27 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 222.

28 vergl. Eliot Zelz, Caroline... S. 39 - 42.

29 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 239.

30 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 240.

31 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 222.

32 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 221.

33 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 222.

34 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 222 - 224.

35 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 223.

36 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 224.

37 vergl. Sarain, Dr. Fritz... S. 224.

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Feiern von Festen auf Neu-Kaledonien
Hochschule
Universität Münster
Autor
Jahr
2001
Seiten
10
Katalognummer
V105576
ISBN (eBook)
9783640038671
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Feiern, Festen, Neu-Kaledonien
Arbeit zitieren
Marcel Meinken (Autor:in), 2001, Feiern von Festen auf Neu-Kaledonien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105576

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