Goethe, Johann Wolfgang von - Iphigenie auf Tauris


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

9 Seiten, Note: 15 Punkte


Leseprobe


Gliederung:

I. Definition des klassischen Ideals

II. Drama: Iphigenie auf Tauris
1. Stoff der Antike
2. Personenkonstellation
3. Zusammenfassung des Inhalt
4. Form & Aufbau
5. Sprache & Wortwahl

III. Bedeutung des Dramas für die Klassik
1. Aufklärerischer Gehalt
2. Exemplarische Darstellung des klassischen Humanitätideals
a)Grundproblematik des Dramas
b)Lösung der Konflikte durch das klassische Menschenideals
c)Iphigenie als Verkörperung des Ideals der sittlichen Vollkommenheit (konstruiertes Drama)

Quellen: Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris, Reclam, 19751, Stuttgart Hrsg. Hermann Stadler: Texte & Methoden, Cornelsen, 19941, Berlin Wolf Wucherpfennig: Geschichte der deutschen Literatur, Ernst Klett Verlag, 19963, Stuttgart

I. Definition des klassischen Ideals (Humanität)

Weiterentwicklung des Menschenbildes der Aufklärung und des Sturm & Drang zum Ideal des humanistischen Menschen

~ Entwicklung des Individuums zur harmonischen Persönlichkeit, d.h. die Vorstellung eines Individuums in der Gesellschaft

~ höchste Stufe der Humanität, d.h. das klassische Menschenideal:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

➔ Ideal der „schönen Seele“

➔ äußere Erscheinung: „Grazie/ Anmut“

II. Drama: Iphigenie auf Tauris

1. Stoff der Antike: griechischer Mythos

- Aischylos: Orestie (500 v. Chr.)
- Euripides: Iphigenie bei den Taurern (5./6. Jhdt. v. Chr.)

2. Personenkonstellation

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Inhalt

- Vorgeschichte:

~ zeitl. Hintergrund: Trojanischer Krieg

~ griech. Flotte unter der Führung König Agamemnons wird in Aulis von der Jagdgöttin Artemis durch eine Windstille von der Fahrt nach Troja abgehalten

~ im Gegenzug zur freien Fahrt fordert Artemis die Opferung Agamemnons Tocher Iphigenie

~ heimliche Rettung Iphigeniens bei der Opferzeremonie durch Artemis, die sie in einer Wolke nach Tauris bringt (alle anderen glauben, Iphigenie sei geopfert worden)

~ während I.s Abwesenheit: Mord ihres Bruders Orest an ihrer gemeinsamen Mutter Klytämnestra aus Wut über deren Gattenmord an Agamemnon

→ Verfolgungswahn Orests (Erinnyen)

- Einsetzen des Dramas

-Exposition (Entstehung des Problems)-

~ Iphigenie verrichtet fortan den Tempeldienst in Artemis‘ Tempel auf Tauris unter der Herrschaft von König Thoas → Sehnsucht nach der Heimat

~ sanftmütige Iphigenie schafft es barbarischen König aufgrund dessen Zuneigung zu ihr zu überreden, die Fremdenopfer abzuschaffen

→ Heiratsantrag, jedoch Ablehnung I.s ➔ Zorn Thoas‘

➔ Befehl zu Wiederaufnahme der Fremdenopferung

-Steigerung (Verkomplizierung des Problems)-

~ I.s Bruder Orest kommt mit seinem Gefährte Pylades im

Auftrag Apolls nach Tauris,um seinen Muttermord durch die Heimführung der Schwester zu sühnen.

(Missverständnis: Orest deutete „Heimführung der

Schwester“ zunächst falsch als den Raub des Kultbilds der Artemis,der Schwester Apolls, nicht die Heimführung seiner Schwester Iphigenie, von der er dachte, sie sei tot.) ~ werden von Thoas‘ Männern gefangen genommen, sollen geopfert werden

- Höhepunkt (Scheinbare Lösung des Problems)- ~ I. erfährt von Pylades von den Geschehnissen in ihrer

Abwesenheit (Fall Trojas, Morde in ihrer Familie), dass der von ihr zu opfernde Gefangene ihr Bruder Orest ist ~ Planung der Flucht sowie des Raubs des Kultbilds der Artemis

- retardierendes Moment (Verzögerung der Lösung des Problems)

~ jedoch Zwiespalt I.s: einerseits Wunsch nach Rettung, andererseits Mahnung des Gewissens zur Erfüllung ihrer Pflicht als Priesterin sowie der Verpflichtung gegenüber Thoas

~ fortschreitende Heilung Orests vom Wahnsinn (Hoffnung)

- Katastrophe (Lösung des Problems)-

~ Erfahren Thoas‘ vom Fluchtplan der drei (Verlust des Glaubens an das Gute im Menschen)

→ Befehl I. zu ihm zu bringen

~ nach anfänglichem Ausweichen I.s: Offenbarung des Fluchtplans

→ Legen des Schicksals aller in Thoas‘ Hände ( Sieg der reinen Seele)

~ Vermittlung I.s führt zur Verhinderung eines Duells zwischen Orest & Thoas

~ nach Eliminierung des letzten Hindernisses: Auflösung des Missverständnisses betreffend der „Heimführung der Schwester“

→ Erlaubnis Thoas‘ zur Rückkehr der drei nach Griechenland

4. Form & Aufbau des Dramas

- Kombination aus Blankvers und Jamben

- Aufbau des klassischen Dramas:

~ 5 Akte entsprechen Exposition, Steigerung, Wendepunkt, retardierende Moment & Katastrophe des Konflikts

~ Einheit von Ort (immer Hain vor Artemis´ Tempel), Zeit (ein Tag) & Handlung

- szenisch-theatralisches Werk, d.h. Entfaltung des Konflikts in Monolog & Dialog → Einbeziehen des Publikums

5. Wortwahl Goethes im Drama

- deutlich griech. Einfluss durch griech. Spracheigenheiten spürbar

~ Wortzusammenfassungen von Adjektiven oder Adverbien mit Partizipien:

Bsp.: „vielwillkommen“ (V.803)

~ Wortspiele (typisch für griech. Tragödiendichter) Bsp.: „eine Schandtat schändlich rächen“ (V.709)

- zu Sentenzen gewordene Verse des Dramas:

~ „Kann uns zum Vaterland die Fremde werden?“ (V.76) ~ „Ein edler Mann wird durch das Wort der Frau weit geführt.“ (V.213)

~ „Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.“ (V.307)

III. Bedeutung des Dramas für die Klassik

1. Aufklärerischer Gehalt des Dramas:

(Erscheinung des Dramas kurz nach Kants „Kritik der reinen Vernunft“, 1781, und „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“, 1784)

- Verdeutlichung des antiken Konflikts zwischen Götterspruch und menschlicher Selbstständigkeit (oft als Hybris verstanden) → Appell zu Eigenverantwortlichkeit des Menschen & Loslösung von Fremdbestimmung

→ Infragestellung der Machtstellung von Fürsten & Göttern

➔Humanisierung des griechischen Mythos´

- Umsetzung des Gedanken in die Klassik:

Idee der allseitigen Harmonie zwischen ~ Göttern & Menschen

~ Regenten & Regierten ~ Mythos & Aufklärung

→ Umsetzung der Antike in die moderne Zeit

2. Exemplarische Darstellung des klassischen Humanitätideals

a) Grundproblematik des Dramas:

- Thoas: einerseits barbarischer (Fremdenopfer) und pflichtbewusster(Nachkommen,Schutz desGötterbilds) König, andererseits Zuneigung zu Iphigenie

- Orest: einerseits Herbeisehnen des erlösenden Sühnetods, andererseits Wunsch nach fluchlosem Leben durch die Rettung seiner Schwester

- Iphigenie: einerseits Sehnsucht nach einem freien Leben mit dem Bruder in der Heimat, andererseits Pflichtgefühl gegenüber Thoas und ihrem Priesterdienst

b) Lösung der Problematik anhand des klassischen Menschenideals

- Thoas: durch Iphigenie vom Barbaren zu humanem Menschen verwandelt

- Orest: nach reuevoller Schuldanerkennung & Reifung

→ erhabenen Seele (im Affekt: edelmütiges Handeln)

- Iphigenie: Durchringen zu unbedingter Wahrhaftigkeit

→ schöne Seele

c) Iphigenie als Verkörperung des Ideals der sittlichen Vollkommenheit (konstruiertes Drama)

Grundfrage: Hat Humanität in einer von Sachzwängen & Eigennutz bestimmten Welt eine Chance?

Zwiespalt I.s: Flucht oder Pflichterfüllung?

schließlich: Neigung zur Pflicht (Offenlegung des Fluchtplans) ➔ schöne Seele (klassisches Menschenideal)

Johann Wolfgang Goethe

Iphigenie auf Tauris

(1787)

- griech. Mythos:

~ Aischylos: Orestie (500 v. Chr.)

~ Euripides: Iphigenie bei den Taurern (5./6. Jhdt.)

- Aufbau & Form:

~ Kombination Blankversen & Jamben ~ klassisches Drama:

- Einheit von Ort, Zeit & Handlung
- Unterteilung in Exposition, Steigerung, Wendepunkt, retardierendes Moment & Katastrophe

~ szenisch-theatralisches Drama, d.h. Entfaltung des Konflikts in Monolog & Dialog → Einbeziehung des Zuschauers

- Personenkonstellation:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Inhalt:

~ Vorgeschichte: Rettung Iphigeniens durch Göttin Artemis vor Opferung → bringt Iphigenie in ihr Heiligtum nach Tauris

(Aufgabe: Verrichtung des Tempeldienstes

→ Überreden Thoas‘ zur Abschaffung der Fremdenopferung)

~ Ablehnung von Thoas‘ Heiratsantrag (Sehnsucht nach der Heimat)

→ Befehl zur Wiederaufnahme der Fremdenopferung wegen gekränktem Herrscherstolz (zu opfernde Fremde- anfangs Identität nicht bekannt:

Orest & Pylades)

~ nach gegenseitigem Erkennen der Geschwister: Schmieden eines Fluchtplans ~ Zweifel Iphigeniens an der Flucht: Pflichtgefühl gegenüber Thoas sowie dem Priesterdienst

→ Offenbarung des Fluchtplans gegenüber Thoas

~ nach Vermittlungsgesprächen durch Iphigenie & der Ausräumung aller Missverständnisse: Erlaubnis Thoas‘ zum Verlassen der Insel Tauris

- Aufklärerischer Gehalt:

( Entstehung unmittelbar nach dem Erscheinen von Werken Kants)

~ Verdeutlichung des antiken Konflikts zwischen Götterspruch und menschlicher Selbstständigkeit (oft als Hybris verstanden) → Appell zu Eigenverantwortlichkeit des Menschen

& Loslösung von Heteronomie

→ Infragestellung der Machtstellung von Fürsten & Göttern ➔ Humanisierung des griechischen Mythos´

~ Umsetzung des Gedanken in die Klassik: Idee der allseitigen Harmonie

- Interpretation:

~ Wandlung der Hauptprotagonisten gemäß dem klassischen Humanitätideals

- Thoas: durch Iphigenie vom Barbaren zu humanem Menschen

verwandelt

- Orest: nach reuevoller Schuldanerkennung & Reifung

→ erhabenen Seele (im Affekt: edelmütiges Handeln)

- Iphigenie: Durchringen zu unbedingter Wahrhaftigkeit

→ schöne Seele

~ Iphigenie als Verkörperung des Ideals der sittlichen Vollkommenheit (konstruiertes Drama)

- Grundfrage: Hat Humanität in einer von Sachzwängen &

Eigennutz bestimmten Welt eine Chance?

- Zwiespalt I.s: Flucht oder Pflichterfüllung?

- schließlich: Neigung zur Pflicht (Offenlegung des Fluchtplans)

schöne Seele (klassisches Menschenideal)

Quellen: Johann Wolfgang Goethe: Iphigenie auf Tauris, Reclam, 19751, Stuttgart

Hrsg. Hermann Stadler: Texte & Methoden, Cornelsen, 19941, Berlin

Wolf Wucherpfennig: Geschichte der deutschen Literatur, Ernst Klett Verlag, 19963, Stuttgart

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Goethe, Johann Wolfgang von - Iphigenie auf Tauris
Note
15 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
9
Katalognummer
V105281
ISBN (eBook)
9783640035786
Dateigröße
357 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Johann, Wolfgang, Iphigenie, Tauris, Thema Iphigenie auf Tauris
Arbeit zitieren
Sarah Schwarzenberg (Autor:in), 2001, Goethe, Johann Wolfgang von - Iphigenie auf Tauris, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105281

Kommentare

  • Mc Vahrencampbell am 6.10.2010

    Gute Arbeit! Stimme nur nicht ganz dem Aufbau zu.
    Orests Heilung ist der Vorzeitige Wendepunkt (Peripetie.
    Der Heiratsantrag kann auch schon als Verkomplizierung des Problems (Komplikation) gesehen werden.

  • Gast am 4.1.2004

    Danke Du bist meine Retung!

  • Gast am 28.4.2002

    Tauris.

    Hast dir ja echt viel Mühe damit gegeben und warst erfolgreich.

  • Gast am 3.4.2002

    Sehr gute Arbeit!!.

    Eine wirklich sehr, sehr gute Arbeit!!
    Eignet sich vor allem sehr gut zum Wiederholen!! - fürs Abi zum Beispiel!
    Die 15 Punkte sind von daher mehr als berechtigt!!

    Gruß
    Wolfgang

  • Gast am 28.2.2002

    Imaginärer Kuss für unvorhergesehene Hilfe.

    Du hattest wahrscheinlich Spaß an der Arbeit.

    Aber mich quält man mit so einem Scheiß!

    Trotzdem vielen Dank für die Hilfe!

  • Gast am 15.1.2002

    Hochachtung!.

    Da ich selbst das gleiche Thema bearbeitet habe, weis ich wie schwer und verschachtelt der Stoff ist. Mach weiter so und das Abi ist so gut wie geschrieben!

  • Gast am 10.1.2002

    Lob.

    Echt stolz auf deine Arbeit

  • Gast am 8.1.2002

    Nicht schlecht.

    Nicht schlecht deine Auseunandersetzung mit diesem sehr anspruchsvollen Werk von Goethe. Die Interpretation ist verständlich und gut und logisch aufgebaut. Das gebührt meinen Respekt.

    Enrico
    Deutschlehrer am Steenbeck Gymnaisium Cottbus

  • Gast am 3.1.2002

    Top Zusammenfassung und Auseinandersetzung!!!!!!!.

    15 Punkte sind wirklich berechtigt. Ich weiß nicht warum der PISA Test so schlecht ausgefallen ist.
    MfG Stefan

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