Philine und Wilhelm: Ein ideales Liebespaar od. kotroverse Figuren


Hausarbeit, 2000

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Philine, eine klassische Frau ihrer Zeit?
1.1 Passivität
1.2 Unschuld
1.3 Ehe und Mutterschaft

2.Wilhelm
2.1 Kindheit
2.2 Liebe

3.Die Beziehung zwischen Philine und Wilhelm
3.1 Was macht Wilhelms Interesse an Philine aus?
3.2 Welche Ziele hat Philine in Bezug auf Wilhelm?
3.3 Warum erscheint eine gemeinsame Zukunft undenkbar?

4. Fazit

Anhang: Literaturverzeichnis

Hausarbeit: Philine und Wilhelm, ein ideales Liebespaar oder kontroverse Figuren?

Einleitung

In einer Zeit, in der die Frauen weitgehend auf den häuslichen Bereich beschränkt waren und die Berufstätigkeit für die bürgerlichen Frauen undenkbar zu sein schien, spiel Goethes Roman. In seinem Bildungsroman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ stellt er seinem Protagonisten eine Figur gegenüber, die geradezu kontrovers zu dem vorherrschenden Frauenideal zu sein scheint. Im 18. Jahrhundert wurde „die Weiblichkeit mit Gefühl, Passivität, Unschuld, Naturhaftigkeit und Mütterlichkeit gleichgesetzt...“1.

Ob Philine vielleicht doch eine typische Frau ihrer Zeit ist, deren einziges Lebensziel die Ehe und Mutterschaft ist, wird im Folgenden erörtert. Vielleicht ist sie jedoch gezwungen so ganz anders zu Handeln und hat, als alleinstehende und berufstätige Frau, die ohne den Schutz ihrer Familie ist, keine andere Wahl, als den Ruf einer Schauspielerin in Kauf zu nehmen. Auch die Frage, ob Philine ebenfalls einen Bildungsweg, wie Wilhelm, im Laufe des Romans durchläuft wird Gegenstand der Arbeit sein.

Auch die Figur des Wilhelm Meister wird eine wesentliche Rolle spielen. Wilhelm, der von Jugend an der Frage nach dem Sinn des Lebens nachgeht, der Frage, ob die Bildung über das Erwerbsleben hinaus nötig und wichtig ist. Ich werde mich mit seinen Idealen und Lebenszielen, die beide bereits in der Kindheit geprägt wurden, befassen. Warum eine Liebesbeziehung zwischen Philine und Wilhelm nicht funktionieren kann, ja geradezu unvereinbar scheint wird ebenfalls Gegenstand dieser Arbeit sein. Um dies zu beweisen werde ich mich mit dem vorherrschenden Frauenbild im 18. Jahrhundert, Goethe schrieb seinen Roman 1795, und der vorherrschenden und anerkannten Beziehung zwischen Männern und Frauen auseinandersetzen.

1. Philine, eine klassische Frau ihrer Zeit?

1.1 Passivität

Bereits die Art, wie Goethe Philine in den Roman einführt lässt Zweifel daran aufkommen, dass sie sich den vorherrschenden Verhaltensnormen für Frauen unterwirft. So nimmt sie den aktiven Part ein, um Wilhelm kennen zu lernen. Als sich die beiden das erste Mal sehen, befindet sich Wilhelm auf der Straße und Philine sieht aus dem Fenster ihrer Unterkunft. Philine stellt den ersten Kontakt mit Wilhelm unter einem Vorwand her. Sie schickt ihren Jungen zu ihm mit der Bitte um die Blumen, die er in der Hand hält. Wilhelm übersendet ihr das Bouquet mit einem „Kompliment“2 (S.91), welches Philine „mit einem freundlichen Gegengruß erwidert“(S.91). Wilhelm nutzt die Gelegenheit jedoch erst mal nicht, um Philine näher zu kommen, für ihn ist die Begegnung ein „artige(s) Abenteuer“(S.91). Erst als Philine sich erneut am Fenster zeigt, erkundigt sich Wilhelm nach ihr und die Bekanntschaft wird vertieft. Philine muß erst ein zweites mal am Fenster erscheinen um sich in Erinnerung zu rufen, sie nimmt hier also zweifellos den aktiven Part ein um die Bekanntschaft mit Wilhelm zu machen.

Philine ist eine berufstätige Frau, sie verdient ihren Lebensunterhalt als Schauspielerin. Auch hier wiederspricht sie der Passivität, sie verdient ihren Lebensunterhalt und hat einen Beruf.

Ihr Wirkungsbereich ist nicht, wie bei den meisten Zeitgenossinnen, auf den häuslichen Bereich beschränkt. Jedoch ist sie auch von Männern abhängig, von deren Freigebigkeit sie ihren Lebensunterhalt bestreitet.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein galten Schauspieler in allen christlichen Ländern als ehrlos. Sie wurden von der Kommunion und dem christlichen Eid ausgeschlossen und die Kirche verweigerte ihnen ein christliches Begräbnis3. So ist Philine als Schauspielerin in einer Zwischenstellung, einerseits ist sie von ihrem Publikum gefeiert, andererseits ist sie gesellschaftlich am Rande der Ehrbarkeit.

1.2 Unschuld

Philine ist eine Frau, die nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, sie gestaltet ihr Leben nach ihren Vorstellungen. Sie lebt offen sexuelle Beziehungen mit mehreren Männern, ohne Rücksicht auf ihr gesellschaftliches Ansehen zu nehmen. Es ist ihr gleichgültig was für einen Ruf sie hat. So ist sie für Laertes „die wahre Eva“(S.100), also die Figur der Verführung und Sünde schlechthin.

Ein Beleg dafür, dass das Adjektiv unschuldig nicht auf Philine zutrifft, ist das Lied >Der Schäfer putzt sich zum Tanz>, welches sie auf einem Ausflug vorträgt. Der genaue Wortlaut wird dem Leser nicht mitgeteilt, da der Erzähler fürchtet der Leser könne es „abgeschmackt“ oder „unanständig“ (S.133) finden. Dieses Lied, dass sie der Gesellschaft vorträgt, ist die pure Provokation.

Wilhelm bemerkt an Philine zuerst ihr Äußeres, „ihre blonden Haare“(S.90) die ihr „nachlässig aufgelöst um ihren Nacken“(S.91) fielen. Als sie sich wenig später zum ersten Mal persönlich gegenüberstehen trägt Philine „ein paar leichte Pantöffelchen mit hohen Absätzen“ und „eine schwarze Mantille über ein weißes Negligé...weil es nicht ganz reinlich war...ihr kurzes Röckchen ließ die niedlichsten Füße von der Welt sehen.“(S.93). Dieses Auftreten einem Fremden gegenüber, was Wilhelm zu diesem Zeitpunkt zweifellos ist, ziemt sich für eine Frau im 18. Jahrhundert nicht. Philine kokettiert hier eindeutig mit ihren Reizen. Ihr Negligé ist weiß, es hat also die Farbe die für die Unschuld steht. Jedoch ist das Kleidungsstück nicht mehr ganz reinlich, genau wie ihre Unschuld. Allein die Tatsache, das eine Frau, die nicht tadellos gekleidet ist, zwei Männer in ihren Privaträumen empfängt, wobei der eine Mann ihr völlig fremd ist, und der andere ein Freund ist, und nicht etwa ein Verwandter, dürfte die zeitgenössischen Rezipienten verwundert haben, bzw. den Part der sinnlichen Verführerin, den Philine einnimmt, unterstreichen.

Das Theater finanzierte sich mit Hilfe von Mäzenen, die Schauspieler waren von der Gunst ihrer Geldgeber abhängig. Wie Laertes Wilhelm erzählt, gehören Philine und er zu einer Schauspielergruppe, die sich aufgelöst hat. Was Laertes nicht erzählt, jedoch die Konsequenz ihrer Situation darstellt ist, dass sie auf der Suche nach einem Mäzen sind, um sich ihren Lebensunterhalt als Schauspieler verdienen zu können. Die Vermutung liegt also nahe, das Philine ihre weiblichen Reize einsetzt, um einen Geldgeber zu finden.

So erzählt Philine Wilhelm und Laertes von einer Begebenheit mit zwei fremden Männern, mit denen sie zum Essen eingekehrt war. Bereits „unterwegs setzte ...(sie)..ihre Freigebigkeit auf die Probe“(S.100). Die Herren erkundigten sich gleich nach den Preisen der verschiedenen Speisen, woraufhin Philine ihnen die Bestellung aus der Hand nimmt und die teuersten Speisen bestellt. Sie verständigt sich vorher mit dem Wirt, das sie die beiden Herren testen wolle und sie keineswegs tatsächlich die Speisen bestelle. Die Herren entschuldigten sich auf einen Spaziergang, während sie auf ihre Bestellung warteten, daraufhin und ließen Philine in dem Wirtshaus sitzen, ohne die Rechnung beglichen zu haben.

Philine lacht über diese Begebenheit. Da sie auf die Großzügigkeit von Männern angewiesen ist, hat sie schnell erkannt, das eine Bekanntschaft mit diesen Herren für sie nicht nützlich ist, und hat sie daher abgebrochen. Im Verlauf des Romans geht es Philine meistens ein wenig besser als den übrigen Schauspielerinnen. Mit Hilfe ihrer weiblichen Reize und ihrer Anpassungsfähigkeit gelingt es ihr sich bei den Menschen beliebt zu machen, die ihr Vorteile verschaffen können. Sie wohnt zum Beispiel im bewohnten Schloss und ist Gesellschafterin der Gräfin, während der Rest der Schauspielergruppe in einer Behausung untergebracht ist, in der es am Nötigsten mangelt.

Bei ihrer ersten Begegnung schenkt Philine Wilhelm ein Pudermesser auf dem die Worte „Gedenke mein“ eingraviert sind. Diese persönliche Widmung lässt die Vermutung zu, dass es sich bei diesem Messer um ein Geschenk an Philine eines früheren Bewunderers handelt. Wilhelm fühlt sich durch dieses Geschenk zu einem größeren Gegengeschenk verpflichtet, was Philine natürlich weis und auch erreichen wollte. Auch steckt Philine damit den Rahmen der möglichen Beziehung zwischen ihnen ab.

Da Freigebigkeit Philines Lebensunterhalt sichert, ist sie ebenfalls mildtätig und freigebig ärmeren Menschen gegenüber. Auf einem Ausflug verschenkt sie nicht nur alles, was sie, Laertes und Wilhelm an Bargeld bei sich tragen, sondern zum Schluss sogar ihren Hut und Schmuck. Sie erhält also nicht nur, sondern gibt auch.

1.3 Ehe und Mutterschaft

Der Stand nach dem die Frauen im 18. Jahrhundert strebten, war die Ehe. Alle Frauen versuchten diesen Stand als ihre wahre Bestimmung zu erreichen. „Der eigentliche Ort des weiblichen Wirkens ist die häusliche Welt. Die Trias von Ehestand, Mutterschaft und Haushalt galt als die einzig wahre Erfüllung der gottgegebenen und natürlichen Bestimmung der Frau“4.

Es hat nicht den Anschein, als sei die Ehe das Lebensziel von Philine. Sie verbirgt ihre häufig wechselnden Männerbeziehungen nicht, was sicherlich hilfreich wäre, um einen Mann dazu zu bekommen das er sie heiratet und ihr damit Sicherheit bietet. Sie unternimmt auch sonst keinen Versuch diesen sicheren Stand zu erreichen.

Das Philine sich so wenig für die Ehe interessiert ist gewiss ungewöhnlich für die Zeit, da die Ehe ihr Sicherheit und gesellschaftliches Ansehen sichern würde. Unverheiratete Frauen verfehlten ihre wichtigste Bestimmung, wurden Verachtet und der Lächerlichkeit preisgegeben5. Diese Verachtung bringt ihr Madame Melina entgegen. Als Schauspielerkollegin sind die beiden Frauen eigentlich auf der gleicheren unteren sozialen Stufe, das einzige was Madame Melina über Philine erhebt ist die Tatsache, dass sie verheiratet ist.

Eine Ehe würde für Philine bedeuten, dass sie sich einem Mann unterordnen und ihm treu sein muss, von der Treue hält Philine jedoch nichts, da Liebe für sie „..eine Gabe (ist), die jemand ohne Neid und Eigensinn genießt“(S.103). Eifersucht und Konkurrenz unter Männern um die Gunst einer Frau hält sie für daher für unnötig. Weil sie diese Gabe nicht nur auf einen Mann beschränkt.

„Die Mutterschaft gilt als die schönste Aufgabe, die höchste Beglückung der Frau“6 im 18. Jahrhundert. Auch dieses Ziel verfolgt Philine nicht, so findet sie die schwangere Madame Melina unansehnlich, sie sagt zu Laertes „es kleidet sie so hässlich... wenn ich doch nur keine Frau mehr guter Hoffnung sehen sollte“(S.209). Zu Wilhelm sagt sie „Ich kann sonst die Kinder nicht leiden“ (S.257) und drückt damit deutlich ihre Abneigung gegen die Mutterschaft aus. Philine passt so gar nicht in das Bild der Frauen im 18. Jahrhundert, wenn sie weder den Stand der Ehe noch die Mutterschaft anstrebt, was beides als die einzigen Ziele der Frauen angesehen wurden. Philine verkörpert vielmehr die Lebensfreude und die Leichtigkeit so zu leben, wie sie es möchte, wie es die zeitgenössischen Leser eher von Männern kennen als von Frauen.

Besonders auffällig erscheint hier die Art und Weise, auf die Goethe Philine aus dem Roman nimmt, sie ist schwanger und lebt mit Friedrich zusammen in wilder Ehe. Sogar Friedrich findet nichts „Unförmlicher und lächerlicher als sie“(S.586), für ihn erscheint Philine in diesem Zustand ebenso absurd wie für Wilhelm.

Philine versteckt sich in ihrem Zustand, sie stellt ihn nicht als Erfüllung ihres Frauenlebens zur Schau, was auch daran liegen kann, das sie sich nicht sicher ist, ob Friedrich tatsächlich der Vater ist, und das sie als ledige Frau ein Kind bekommt.

2. Wilhelm

2.1 Kindheit

Wilhelm ist der Sohn eines Kaufmanns, er gehört zum Bürgertum und steht damit, dem Stand nach, über Philine.

Wilhelm und seine Geschwister bekommen von ihrer Mutter ein Puppenspiel geschenkt mit dessen Hilfe er die „ersten vergnügten Augenblicke,...in dem neuen, leeren Haus“(S.8) erlebt. Dieses Puppenspiel hat von Beginn an eine faszinierende Anziehungskraft auf Wilhelm, mehr als auf seine Geschwister. Das Spiel weckt Wilhelms Liebe zum Theater und da es ein Geschenk der Mutter ist, repräsentiert es auch die Seite von der er sich geliebt und verstanden fühlt, die mütterliche Welt.

Ein Motiv, das sich durch Wilhelms Kindheit zieht, ist die von Autorität geprägte Beziehung zu seinem Vater. Da Wilhelm diesen Konflikt nicht offen austragen kann, überträgt er ihn auf sein geliebtes Puppenspiel. Es gelingt ihm seiner Mutter das Dramenbuch zu entwenden, woraufhin er das Stück `David gegen Goliath´ auswendig lernt. Wilhelm identifiziert sich mit David, dessen „großmütige Reden..., mit denen er den...Riesen Goliath herausforderte“(S.18). Bezeichnender Weise gibt niemand auf Wilhelms Deklamationen acht, außer dem Vater, der einzigen Person, die sich auch direkt angesprochen fühlen soll. Was den Verdacht nur unterstreicht, das Wilhelm den Konflikt mit dem Vater auf sein Schauspiel überträgt.

Während der Vater Geld für die Ausstattung des Hauses ausgibt, um die Repräsentativität zu erhöhen, versucht Wilhelm bereits in jungen Jahren seine Identität mit Hilfe der Kunst zu finden. Diese Liebe für die Kunst äußert sich bereits früh, in dem Interesse an der Gemäldesammlung des Großvaters, des Puppenspiels und später des Theaters.

Der Vater verbietet ihm die Theaterbesuche, die für Wilhelm so wichtig scheinen, dass sie zum Lebensinhalt geworden sind. Seine Mutter spricht von „unmäßiger Leidenschaft“(S.8) für das Theater, die Wilhelm hat, und die ihren häuslichen Frieden störe. Wilhelms Vater hält diese häufigen Theaterbesuche für Zeitverschwendung und erachtet sie für unnütz. Diesen Standpunkt des Vaters erfährt Wilhelm nicht von ihm selbst, sondern durch die vermittelnde Instanz der Mutter. Die Vaterfigur verkörpert für Wilhelm eine kaum greifbare Autorität, die Erziehung und die Richtlinien für sein Verhalten werden Wilhelm über die Mutter mitgeteilt, sie fungiert als Katalysator, als Vermittlerin zwischen Vater und Sohn, ohne jedoch offen für den Sohn Partei zu ergreifen. Auf das Theaterverbot des Vaters hat Wilhelm nur eine Frage an die Mutter: „ist denn alles unnütz, was nicht unmittelbar Geld in den Beutel bringt ?“(S.8). Vater und Sohn verkörpern zwei gegensätzliche Lebensanschauungen, der Vater umgibt sich mit schönen Dingen, wie zum Beispiel einer seidenen Tapete, die seinen beruflichen Erfolg auch nach außen repräsentieren. Für Wilhelm hat die Ausbildung seines Charakters Priorität, so verlässt er sein Elternhaus, und damit den Einflussbereich seines Vaters, um sich „selbst, ganz wie ich (Wilhelm) da bin, auszubilden, das war dunkel von Jugend auf mein Wunsch“(S.301).

Dieses Lebensziel Wilhelms gehört im 18. Jahrhundert zu den Zielen des gebildeten bürgerlichen Individuums, das sich als Mensch schlechthin begreift und nicht mehr als Standesperson7. Vater und Sohn verkörpern hier zwei unterschiedliche Generationen, während der Vater sich als Standesperson begreift, geht es Wilhelm um die Ausbildung und Formung seines Charakters.

Letztendlich flieht Wilhelm von der bürgerlichen Enge der Welt seines Vaters und schließt sich einer Schauspielertruppe an, um seine Identität, fernab von der Strenge des Vaters, zu finden. Indem er gerade diesen Weg wählt, flieht er wieder in die mütterliche Welt. Wilhelm stammt aus anderen Verhältnissen als Philine. Er steht als Kaufmannssohn dem Stand nach über ihr, ist finanziell abgesichert und er hat die Möglichkeit der Berufswahl. Auch sein Lebensziel ist ein anderes, im Zentrum seiner Ausbildung steht für Wilhelm die Ausbildung seines Charakters, was nur mit Hilfe der im Hintergrund stehenden finanziellen Sicherheit möglich ist.

2.2 Liebe

Wilhelms erste große Liebe ist Mariane, eine Schauspielerin.

„Auf den Flügeln der Einbildungskraft hatte sich Wilhelms Begierde zu dem reizenden Mädchen (Mariane) erhoben;... er fand sich im Besitz einer Person, die er so sehr liebte, ja verehrte: denn sie war ihm zuerst in dem günstigen Lichte theatralischer Vorstellung erschienen“(S.11).

Seine Liebe zu Mariane verbindet sich mit der Liebe zum Theater, ja sie entsteht erst durch das Theater. Jedoch ist seine Liebe auf den Flügeln der Einbildungskraft entflammt, er liebt an Mariane nicht sie als Person, sondern was sie repräsentiert. Sie ist Schauspielerin, sie übt den Beruf aus, von dem er träumt, für den er sich berufen fühlt. Wilhelm ist nicht in Mariane als Menschen verliebt, sondern vielmehr in den Gedanken und die Vorstellung verliebt zu sein vernarrt. Marianes wahren Charakter erkennt er nicht, es kommt ihm auch gar nicht in den Sinn sich mit ihr als Individuum zu beschäftigen. Wilhelm ist so sehr in sich selbst vertieft, dass er keinen Blick für ihre gesellschaftliche Situation, ihre Abhängigkeit von der Gunst der Männer und ihre unsichere soziale Stellung hat. Vielmehr vermag er es nicht sich in andere Menschen hinein zu versetzen, so sehr ist er mit der Suche nach der eigenen Persönlichkeit beschäftigt. Mariane ist sein „Besitz“(S.11). Ein Ding ohne Eigenleben, dass nur für seinen Besitzer da zu sein hat. Auch wenn Mariane ihn aufrichtig liebt ist es ihr nicht möglich die Beziehung zu ihrem Gönner abzubrechen, da sie auch auf materielle Versorgung angewiesen ist. Aufgrund seiner sicheren bürgerlichen behüteten Sozialisation vermag er es nicht die Probleme Marianes zu erfassen.

Wilhelms erste große Liebe endet aufgrund eines Briefes den er findet und in dem Norbert, Marianes Gönner, sie um ein Treffen bittet. Auf diesen Brief hin bricht Wilhelm die Beziehung ab, ohne mit Mariane darüber gesprochen zu haben. Trotzdem er unter dem Bruch leidet, vermag er es nicht sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit seinen eigenen Leiden, betrogen worden zu sein, und erkennt die Not der Geliebten nicht. Die Beziehung endet ohne Aussprache.

Die egozentrische absolute Liebe prägt Wilhelm, diese Art der Liebe ist für ihn der Maßstab für spätere Beziehungen und er misst alle Frauen daran.

3. Die Beziehung zwischen Philine und Wilhelm

3.1 Was macht Wilhelms Interesse an Philine aus?

Als Wilhelm Philine das erste Mal sieht, fällt ihm als erstes auf, „dass eine angenehme Heiterkeit ihr Gesicht belebte“(S.90). Diese Heiterkeit verkörpert eine Eigenschaft, die Wilhelm fehlt. Er ist ein ernsthafter und in sich gekehrter Mann, der häufig in seinen Gedanken versunken ist.

Philine fällt ihm auf, weil sie auf sich aufmerksam macht und sie für ihn ein „wohlgebildetes Frauenzimmer“(S.90) ist. Geradezu kontrastiv ist dagegen der erste Eindruck, den Wilhelm von der „schönen Amazone“ ,also Natalie seiner zukünftigen Frau, hat. So „glaubte (er) nie etwas edleres noch liebenswürdigeres gesehen zu haben“(S.234) als Natalie. Philine verkörpert für ihn die Heiterkeit, die körperliche Anziehung und sie ist ein Symbol für das leichte und ungezwungene Leben, das er in ihrer Nähe führt. Später, als Wilhelm sich der Turmgesellschaft anschließt und sich am Ziel der Formung seines Charakters sieht, ist auch kein Platz mehr für Philine an Wilhelms Seite. Wilhelm ist mit der Art des Lebens, das er mit Philine bei der Theatergesellschaft führt nicht zufrieden, da er seine Suche nach Identität weiterführt. Philine ist also keine Figur die für Wilhelms Zukunft steht. Als Philine und Natalie nebeneinander stehen „glaubte ...(Wilhelm)...nie einen solchen Abstand gesehen zu haben“(S.235). Natalie verkörpert die innere Schönheit und Menschlichkeit. Die Art, wie sie ihren Mantel auszieht, und dem schwer verletzten Wilhelm umlegt, hat etwas mütterliches und beschützendes, das ihn fasziniert.

Weiterhin ist es Philines Beruf, der eine fesselnde Wirkung auf Wilhelm ausübt. Als Schauspielerin verkörpert sie einen Teil der von ihm begehrten mütterlichen Welt, in die er sich geflüchtet hat. Sowohl an Philine, als auch an Mariane bewundert er die soziale Unbestimmtheit. Einen Zustand, dem er gern erreichen möchte.

Diese Dinge, Heiterkeit und Schauspielerei, erinnern Wilhelm an Mariane, die Figur seiner Idealliebe. Anfangs versucht Wilhelm seine Liebe auf Philine zu projizieren, doch Philine ist eine Frau, die nur ihren eigenen Idealen treu ergeben ist und sich nicht zu Wilhelms Idealfrau formen lässt. So ist sie trotz fester Verabredung mit Wilhelm und Laertes mit zwei Fremden weggefahren woraufhin Wilhelm ihre Inkonsequenz tadelt. Sein Stolz ist verletzt, weil sie der Verabredung mit ihm nicht genügend Bedeutung beimisst und sich anderweitig amüsiert. Im Fortlauf des Romans muß Wilhelm immer wieder feststellen, dass Philine weder zu monogamer Treue, noch dazu ihn zum Mittelpunkt ihres Lebens zu machen, bereit ist. Diese Feststellung hat zur Folge, dass er sich ihr verweigert. Für ihn gibt es nur die Möglichkeit einer absoluten, monogamen Beziehung.

3.2 Welche Ziele hat Philine in Bezug auf Wilhelm?

Philine sieht in Wilhelm in erster Linie das, was sie in allen Männern sieht, einen potentiellen Gönner. Auch bei Wilhelm setzt sie ihre Verführungskünste ein, um ihn zu ihren Gunsten lenken zu können. Als Melina Wilhelm um einen Kredit für einige Schauspielrequisiten bittet, erhält Melina noch keine konkrete Zusage.

Philine nähert sich ihm daraufhin. Sie setzt sich zu ihm auf die Bank , küsst ihn in der Öffentlichkeit und nähert sich ihm „kalt und fein wie sie“(S.178)ist, in einer Weise, die er für völlig unangebracht hält. Philine lacht nur und sagt die Passanten hielten sie für ein frisch verheiratetes Paar. Wilhelm ist „um keinen Skandal zu geben,.. gezwungen, die Rolle des geduldigen Ehemanns zu spielen“(S.136). Philine begründet ihr Verhalten damit, Wilhelm dazu zu veranlassen bei ihr zu bleiben und nicht seine Handelsreise fortzusetzen. Nach dieser Begebenheit auf der Bank will Wilhelm Philine auf ihr Zimmer nachgehen, wird jedoch von Melina aufgehalten. Wilhelm, in Gedanken ganz bei Philine, sichert Melina den Kredit gedankenlos zu. Als dieses Versprechen gegeben ist, kommt Friedrich dazwischen, der, anstelle Wilhelms, zu Philine auf das Zimmer eilt. Obwohl Wilhelm auf Friedrich so eifersüchtig ist, dass er „den Jungen bei den Haaren rückwärts die Treppe (hätte) herunterreißen mögen“(S.137), gewinnt seine Selbstdisziplin wieder Oberhand und er zeigt seine leidenschaftlichen Gefühle nicht, sondern entzieht sich der Situation.

Diese Begebenheit zeigt, dass Philine berechnend ist und für den Moment lebt. Da sie ohne Engagement ist und genau weis, dass Wilhelm über die Mittel verfügt ihr eines bei Melina zu sichern, nähert sie sich ihm und erhält so ihren Willen. Jedoch bindet nicht Philine als Person Wilhelm über längere Sicht gesehen an das Theater, sondern das Geld das er Melina geliehen hat ist seine Legitimation um bei der Schauspielergruppe zu bleiben.

Philine nähert sich Wilhelm jedoch nicht nur aus Berechnung sie liebt auch die Herausforderung die der disziplinierte Wilhelm für sie darstellt. Mit seiner Sittsamkeit ist er ihr ein „rechter Stock“(S.136) und gerade damit begründet sie sein Interesse an ihm. Philine ist eine Frau, die es gewohnt ist, den Männern zu gefallen, Wilhelms stures Distanzverhalten fordert Philine heraus. Sie macht sich einen Spaß daraus ihn zu ärgern. Sie stellt ihm beispielsweise ihre Pantoffeln vor das Bett. Wilhelm sucht das ganze Zimmer nach ihr ab „er suchte emsiger und emsiger, ja ein boshafter Zuschauer hätte glauben mögen, er suche, um zu finden“(S.333). Wilhelms innerer Kampf zwischen Neigung und Anstand setzt sich in Philines Gegenwart ständig fort. Er wünscht sich einerseits ihre Anwesenheit, andererseits hält er es für unangemessen und könnte es mit seiner Auffassung von Anstand und Moral nicht vereinbaren. Die einzige Liebesnacht erleben die beiden, im Schutz der Dunkelheit. Wilhelm hat zuviel Wein genossen um seinen Widerstand aufrecht erhalten zu können, was Philine ausnutzt. Am nächsten Morgen vermag Wilhelm nicht zu akzeptieren, dass er seiner Schwäche nachgegeben hat und bildet sich daraufhin ein, es wäre seine Mariane gewesen. Mit dieser Verdrehung der Tatsachen schafft er sich eine Legitimation für die genossene Gunst und flieht aus der Realität, die er nicht erträgt.

3.3 Warum erscheint eine gemeinsame Zukunft undenkbar?

Philine und Wilhelm sind zwei völlig verschiedene Charaktere. Während Wilhelm ein ernsthafter Mann ist, dessen Ziel die Formung seines Charakters ist, lebt Philine nach dem Motto `Carpe Diem´. Sie singt das Lied <Der Schäfer putzt sich zum Tanz> um die Gesellschaft aufzuheitern. Obwohl Wilhelm kein sittliches Verdienst und nichts dichterisches an ihrem Gesang finden kann, lobt er doch die Art des Vortrags. Auch hier bleibt er nur, wie vom ersten Augenblick an, an der Oberfläche. Philines Leichtigkeit und Unbeschwertheit faszinieren ihn, sowie ihr Aussehen. Die moralischen Dinge, die zur Bildung des Charakters zwangsläufig beitragen, lässt er bei der Beurteilung Philines außen vor. Das lässt die Vermutung zu, dass sie für Wilhelm als potentielle Partnerin nicht in Frage kommt, da für ihn die Charakterbildung ein wesentliches Lebensziel ist.

Philine verliebt sich in Wilhelm, bleibt in dieser Liebe jedoch trotzdem ihren Idealen treu, sie sagt zu ihm „und wenn ich dich lieb habe, was geht’s dich an?“(S.243). Wilhelm und Philine haben eine grundsätzlich verschiede Auffassung von Liebe. Während Wilhelm die absolute Erfüllung in der Liebe sucht, die auch einen Teil seiner Identität ausmacht, ist die Liebe für Philine eine Gabe „die jemand ohne Neid und Eigensinn genießt“(S.103). Dies sind zwei Auffassungen, die nicht miteinander vereinbar sind. Es fällt auch schwer sich Philine, „die angenehme Sünderin“(S.245) an Wilhelms Seite, in der Enge und Ernsthaftigkeit eines bürgerlichen Lebens, welches er zum Schluss wählt, vorzustellen. Während das Theater für Philine nur Mittel zum Zweck ist, nämlich ihr Beruf, der ihren Lebensunterhalt sichert, bedeutet es für Wilhelm viel mehr. Er sucht die absolute Identifikation mit seiner Rolle, das Theater ist für ihn Mittel mit dem er sein Ziel, die Formung seines Charakters, erreichen will. Letztendlich muß er jedoch einsehen, dass er kein Talent zum Schauspieler hat, und wählt ein bürgerliches Leben an Natalies Seite.

Das Begehren, das Wilhelm Philine zweifellos entgegenbringt, bleibt größtenteils unausgelebt. Soweit Wilhelm vermag leugnet er die Gefühle, die er ihr entgegenbringt. Ausgelebt werden sie nur, wenn die Initiative von Philine ausgeht und wenn sie ihn täuscht. Beispielsweise verkleidet sie Friedrich und lässt Wilhelm glauben es handle sich um Mariane. Genauso wie die gemeinsame Liebesnacht erhält Philine Wilhelms Gunst nur mittels Täuschung und nicht mit Hilfe wahrer Gefühle.

Dabei gelingt es Wilhelm nicht Philines Treue zu erkennen. Er sieht nicht, dass sie bei ihm bleibt nach dem Überfall der Schauspielgesellschaft und sich um ihn sorgt. Für Wilhelm zählt nur die Begegnung mit der Amazone. Auch erkennt er nicht, dass sie ihn an den Vorteilen, die sie durch ihre Männerbekanntschaften hat teilhaben lassen möchte, wie zum Beispiel bei der Gräfin, als sie ihm ein Zimmer in der besseren Unterkunft besorgt, die er ablehnt. Oder das sie ihn bei der Gräfin, für die er schwärmt, in ein gutes Licht rückt und ihm eine Zusammenkunft mit ihr ermöglicht.

Wendepunkt für Wilhelm ist der Überfall auf die Schauspielgesellschaft bei dem er der Amazone begegnet. Von dem Zeitpunkt an verfolgt Wilhelm wieder sein Ziel „Er wollte nicht etwa planlos ein schlenderndes Leben fortsetzen, sondern zweckmäßige Schritte sollten zukünftig seine Bahn bezeichnen.“(S.246). Das Philine zu dem Teil des schlendernden Lebens gehört zeigt sich, indem er sie bittet ihn allein zu lassen, als er sich von der Verwundung des Überfalls erholt und später auch nicht erfreut darüber ist sie bei Serlo wiederzutreffen.

Eine Beziehung zwischen Wilhelm und Philine scheint undenkbar, da sie einfach zu verschieden sind. Bereits in seiner Kindheit weis er, dass er sich eine Frau wünscht, die mehr Innerlichkeit zu bieten hat als Philine.

„Besonders fesselte mich Chlorinde mit ihrem ganzen Tun und Lassen. Die Mannweiblichkeit, die ruhige Fülle ihres Daseins taten mehr Wirkung auf den Geist, der sich zu entwickeln anfing, als die gemachten Reize Armidens, ob ich gleich ihren Garten nicht verachtete“(S.24).

Philine besitzt für Wilhelm die Reize Armidens jedoch ist es Chlorinde, die ihn fesselt.

4. Fazit

Als Schauspielerin lebt Philine ein freies, selbstbestimmtes und weitgehend unabhängiges Leben, wie es sonst für eine Frau ihrer Zeit schwer realisierbar ist.

Mit der Tatsache, dass sie in der bürgerlichen Welt keine Anerkennung findet kann sie umgehen. Wenn sie Missachtung erntet, weil sie sich in der Öffentlichkeit auf eine Weise benimmt, die sich nicht ziemt, antwortet sie darauf, indem sie „den Leuten Gesichter im Rücken“(S.136) schneidet. Um Anerkennung und Anpassung bemüht sie sich nur, wenn sie einen Vorteil davon hat.

Auch das sie von Männern auf ihre sinnliche Seite reduziert wird, kann sie akzeptieren. Sie fordert sie geradezu heraus, indem sie beispielsweise ihre Pantöffelchen vor Serlo hinstellt und damit das Gespräch über die Niedlichkeit ihrer Füße vertieft.

Philine nutzt ihren Erfolg bei Männern für die Sicherung ihres Lebensunterhalts. Eine Verbindung zu einem Mann, von dessen Bekanntschaft sie keinen Vorteil hat, gibt es bei ihr nicht. Sie führt dieses Leben jedoch freiwillig, da es für Frauen der damaligen Zeit nur wenig Möglichkeiten für ein unabhängiges und selbständiges Leben gab, und die Schauspielerei eine davon darstellte.

Philine ist die kontroverse Figur zu Wilhelms streng moralischer Lebenseinstellung. Sie konfrontiert Wilhelm im Laufe seiner Lehrjahre mit der sinnlichen, leichtlebigen Seite des Lebens. Sie fungiert quasi als Sirene, die ihn in Versuchung führt. Doch wählt Wilhelm Natalie als Frau, die mehr Charakterbildung besitzt. Wilhelm sucht den Zugang zu Frauen über den Verstand. So findet die Verehrung für die Gräfin nur über die Einbildungskraft statt und der Heiratsantrag an Therese erfolgt, nach sorgfältigem Abwägen, per Brief. Wilhelm mangelt es an Leidenschaft und Impulsivität, eine mögliche Verbindung zu einer Frau erfolgt bei ihm erst nach gründlicher Überlegung. Die Frau an seiner Seite betrachtet er als Eigentum, Besitz und Ding. Er fordert eine absolute und bedingungslose Liebe und Treue, die er selbst auch zu geben vermag. Jedoch mangelt es Wilhelm an Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen, so dass er dazu neigt seine Wünsche und Vorstellungen auf die Menschen zu projizieren und sie selbst dabei verkennt.

Der Bildungsroman hat das Ziel „die Ausbildung, und Formung des Charakters“8 eines Helden darzustellen. Auch Philine erfährt im Laufe des Romans eine Veränderung. So ist sie zu Beginn des Romans ohne Engagement und befindet sich auf der Suche nach einem Gönner, und hat daher auch viele Männerbekanntschaften zu dieser Zeit. Zum Schluss des Romans befindet sie sich jedoch in einem Zustand, der sie gar nicht glücklich macht, sie ist schwanger. Ganz im Gegensatz zum Romanbeginn lebt sie zurückgezogen, versteckt sich und lebt mit einem Mann zusammen. Sie ist also genau in der Situation, die sie nicht anstrebte. Einen Bildungsweg, im Sinne von Charakterbildung, erfährt Philine in diesem Roman sicherlich nicht.

Philine fungiert eher als Negativbeispiel für die zeitgenössischen Leserinnen, denn „nicht nur der Held des Romans, auch der Leser soll gebildet werden“9. Den Leserinnen wird vor Augen geführt, was ein Leben ohne Moral für Folgen haben kann.

Da Wilhelm seine Identifikation über den Beruf des Schauspielers nicht gefunden hat, gibt er das freie Leben auf um zu heiraten und ein Leben bei der Turmgesellschaft, die den Reformadel repräsentiert, zu führen. Dieser Adel führt ein Leben, das sich an das Bürgerliche annähert und er verzichtet auf ein repräsentatives Leben. Wilhelm entscheidet sich also für ein Leben zwischen der Welt der sozialen Unbestimmtheit und der bürgerlichen Enge. Ein Leben also in dem Philine keinen Platz finden kann.

Literatur

Primärliteratur

Goethe, Johann Wolfgang: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Stuttgart.1997.

Sekundärliteratur

Blessin, Stefan: Die radikal-liberale Konzeption von Wilhelm Meisters Lehrjahren, in:

Deutsche Vierteljahrsschrift 49.Jhg. Sonderheft 18. Jahrhundert.Stuttgart. 1975. S.190-225.

Henckmann, Gisela (Hrsg.): Werde, die du bist! 3. Aufl.Berlin.2001.

Selbmann, Rolf: Der deutsche Bildungsroman.2.,überarb. und erw. Aufl.Stuttgart.1994.

Eigler, Friederike: Wer hat `Wilhelm Schüler´ zum `Wilhelm Meister´gebildet?. Wilhelm Meisters Lehrjahre und die Aussparungen einer hermeneutischen Verstehens- und Bildungspraxis, in: Goethe Yearbook 3.1986. S.93-119.

Fick, Monika: Das Scheitern des Genius. Mignon und die Symbolik der Liebesgeschichten in Wilhelm Meisters Lehrjahren. Würzburg.1987.

Schings, Hans-Jürgen: Wilhelm Meisters Schöne Amazone,in: Jahrbuch Der Deutschen Schillergesellschaft. 29.Jhg. Stuttgart.1985.S.141-206.

Vaget, Hans Rudolf: Liebe und Grundeigentum in, „Wilhelm Meisters Lehjahren“. Zur Physiognomie des Adels bei Goethe, in: Legitimationskrisen des deutschen Adels 1200-1900. Hrsg.v. Peter Uwe Hohendahl und Paul Michael Lützeler. Stuttgart.1979.

[...]


1 Henckmann, Gisela (Hrsg.): Werde, die du bist!. 2001.

2 Im folgenden werde ich Zitate aus die Ausgabe: Goethe, Johann Wolfgang: Wilhelm Meisters Lehrjahre. 1982. Reclam. Nur mit der entsprechenden Seitenzahl in Klammern kennzeichnen.

3 Brockhaus. Sechzehnter Band. RIT-SCHO.1973.

4 Dülmen, Andrea van (Hrsg.): Frauen Leben Im 18. Jahrhundert.1992.

5 Dülmen, Andrea van (Hrsg.): Frauen Leben Im 18. Jahrhundert. 1992.

6 ebd.

7 Selbmann, Rolf: Der deutsche Bildungsroman.1994.

8 Blanckenburg, Friedrich von: Versuch über den Roman.1774.

9 Selbmann, Rolf: Der deutsche Bildungsroman.1994.

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Details

Titel
Philine und Wilhelm: Ein ideales Liebespaar od. kotroverse Figuren
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
Grundkurs C:Bildungsroman
Note
2
Autor
Jahr
2000
Seiten
12
Katalognummer
V105015
ISBN (eBook)
9783640033126
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Philine, Wilhelm, Liebespaar, Figuren, Grundkurs, Bildungsroman
Arbeit zitieren
Miriam Weinert (Autor:in), 2000, Philine und Wilhelm: Ein ideales Liebespaar od. kotroverse Figuren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105015

Kommentare

  • Gast am 4.4.2003

    Re: Bin beeindruckt.

    |Hallo Friederike,
    habe gerade ebend erst Deinen Kommentar gelesen: Vielen Dank, hört man/frau sehr gerne.
    Hoffe Deine Hausarbeit ist gut geworden.
    Lieben Gruss aus Berlin,
    Miriam

    |Friederike schrieb:
    ||Hallo!
    |Sitze gerade an einer Hausarbeit über Wilhelm Meister und muss die metaphorischen Netze herausarbeiten...
    |Das hat zwar leider nichts mit dem Thema Deiner Hausarbeit zu tun, aber sie war so gut, dass ich dachte, Du würdest Dich vielleicht trotzdem über ein kleines Feedback freuen.
    |Respekt also!
    |Es tut wirklich gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich dermaßen intensiv mit dem Stoff beschäftigt haben und dabei zu so einem erfolgreichen Ergebnis gekommen sind.
    |Ich wünsch Dir noch viel Spaß bei Deinem Studium.
    |Grüße von Friederike aus Hamburg

  • Gast am 20.9.2002

    Bin beeindruckt.

    Hallo!
    Sitze gerade an einer Hausarbeit über Wilhelm Meister und muss die metaphorischen Netze herausarbeiten...
    Das hat zwar leider nichts mit dem Thema Deiner Hausarbeit zu tun, aber sie war so gut, dass ich dachte, Du würdest Dich vielleicht trotzdem über ein kleines Feedback freuen.
    Respekt also!
    Es tut wirklich gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich dermaßen intensiv mit dem Stoff beschäftigt haben und dabei zu so einem erfolgreichen Ergebnis gekommen sind.
    Ich wünsch Dir noch viel Spaß bei Deinem Studium.
    Grüße von Friederike aus Hamburg

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Titel: Philine und Wilhelm: Ein ideales Liebespaar od. kotroverse Figuren



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