Der Sprachspielbegriff in Wittgensteins `Ueber Gewissheit`


Seminararbeit, 2001

30 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

1. Einführung
1.1 Zielsetzung
1.2 Methodik

2. Hauptteil
2.1 Der Sprachspielbegriff in PU
2.2 Der Sprachspielbegriff in ÜG
2.2.1 Ausgangspunkt
2.2.2 Erste Konzeption (K1)
2.2.3 Zweite Konzeption (K2)
2.2.4 K1 vs. K2
2.2.5 K2 in ihrem Verhältnis zum Standpunkt der Sprachspiele
2.2.6 K2 als relativistische epistemische Konzeption

Literaturverzeichnis

Appendix A

Appendix B

Appendix B

Appendix B

Appendix B

Appendix B
a) Besprechung der Matrix M
b) Die Matrix M

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wird untersucht wie der Begriff ‘Sprachspiel’ in Wittgensteins ‘Über Gewissheit’ (ÜG) Fehler! Textmarke nicht definiert. gebraucht wird.

Basierend auf Beermanns Studie ‘Die Radikalisierung der Sprachspiel-Philosophie’, mehr spezifisch Kapitel 2 davon, ‘Fundamentale Sätze, Sprachspiele und Unmöglichkeit des Irrtums in ÜG’ genannt, haben wir graphische Darstellungen der epistemischen Einbettung des Sprachspielbegriffs gemäss ÜG entwickelt. Es geht hierbei um Blockschemas, in welchen die Blöcke mit Schlüsselbegriffen und -Thesen in Beermanns Studie korrespondieren, die Pfeile zwischen den Blöcken mit der Verknüpfung dieser Begriffe und Thesen.

Wir haben systematisch untersucht wie weit Wittgensteins Anzeichnungen sich einordnen lassen in diesen Schemas. Aus dieser Untersuchung ist eine Matrix M entstanden, deren Reihen den Wittgensteinschen Anzeichnungen entsprechen und deren Kolonnen Beermanns Schlüsselbegriffen und -thesen.

Die Elemente dieser Matrix sind entweder Null, oder Eins. Ein Element Mij ist Eins falls die i-te Anzeichnung relevant ist für den j-ten Schlüsselbegriff bzw. die j-te Schlüsselthese, Null in dem anderen Fall.

Aus dieser Matrix kann man z.B. einfach ableiten in welchen Anzeichnungen ein Begriff oder eine These vorkommt und in Zusammenhang mit welchen anderen Begriffen und Thesen. Diese Information ist einerseits sehr nützlich bei der Analyse der Schemas. Sie lässt nämlich zu, Beermanns Thesen systematisch anhand Wittgensteinscher Anzeichnungen zu überprüfen. Andererseits gibt diese Matrix mehr Einsicht in die Topologie von ÜG, d.h. sie zeigt, zwar grob und nicht eindeutig, wie Wittgensteins Gedanken in ÜG im Zusammenhang mit dem Sprachspielbegriff verlaufen.

Beim Ausfüllen der Matrix M haben wir festgestellt, dass keine Anzeichnungen den graphischen Darstellungen widersprechen. Die meisten lassen sich problemlos einordnen, aber nicht immer eindeutig.

Es gibt jedoch einige Problemfälle. Es betrifft einerseits Anzeichnungen in welchen Wittgenstein sein eigenes Vorgehen betrachtet. Diese gehören zu einer höheren Ebene als die Schemas und können deswegen nicht in sie aufgenommen werden. Andererseits kommen in gewissen Anzeichnungen Begriffe vor, die nicht, oder relativ kurz, in Beermanns Studie besprochen werden. Sie sind in den Schemas aufgenommen und mit Beermanns Modell der epistemischen Einbettung des Sprachspielbegriffs verknüpft worden. Diese Arbeit enthält also neben der analytischen Komponente, nämlich die Untersuchung von Beermanns Modell der Einbettung des Sprachspielbegriffs, auch eine synthetische, nämlich die Erweiterung dieses Modells.

1. Einführung

1.1 Zielsetzung

Das Ziel dieser Arbeit ist die Analyse des Sprachspielbegriffs in Wittgensteins ‘Über Gewissheit’ (ÜG), wobei wir versuchen: a) Wilhelm Beermanns Modell der Einbettung des Sprachspielbegriffs in epistemischen Kontext zu analysieren 1.
b) Diese Analyse systematisch durchzuführen.
c) Basierend auf dieser Analyse, Beermanns Modell wo notwendig anzupassen, sodass dieses Wittgensteins Thesen, die mit dem Sprachspielbegriff zusammenhängen, bis zu unserem Verständnis korrekt darstellt, bzw. zu erweitern, sodass diese Darstellung differenzierter wird.
d) Eine übersichtliche graphische Wiedergabe dieses angepassten Modells zu entwickeln.

1.2 Methodik

Unser Vorgehen bei dieser Arbeit ist gegliedert in zwei Teile.

Wir haben erstens graphische Darstellungen von Beermanns Interpretation des Sprachspielbegriffs in ÜG gemacht. Es geht hierbei um Blockschemas: Jeder Schlüsselbegriff und jede Schlüsselthese des zweiten

Kapitels von Beermann (1999), ‘Fundamentale Sätze, Sprachspiele und Unmöglichkeit des Irrtums in ÜG’ genannt, wurde dabei in einen Block eingetragen und nummeriert2. D]ie Verknüpfungen zwischen diesen

Begriffen und Thesen sind mit Pfeilen wiedergegeben. Begriffe und Thesen die zur gleichen Familie gehören haben die gleiche Farbe, z.B. grasgrün für die Hauptaussagen der zweiten Konzeption3.

Danach ist untersucht worden, ob jeder der 676 Anzeichnungen in ÜG sich in diese Schemas einordnen lässt, woraus eine Matrix M enstanden ist (Appendix B).

Bei diesem Vorgehen stellen sich die folgende Probleme: a) Nicht jede Anzeichnung lässt sich eindeutig einordnen. b) Es gibt Anzeichnungen die ausserhalb der Schemas stehen. Dieses hat zwei Gründe:

1) In gewissen Anzeichnungen betrachtet Wittgenstein sein eigenes Vorgehen4, oder er macht ganz allgemeine Aussagen über das Ziel seiner Untersuchungen5. Solche Gedanken gehören zu einer höheren Ebene als die der Schemas und können überhaupt nicht in einem dieser aufgenommen werden.
2) In bestimmten Anzeichnungen kommen Begriffe vor, die nicht zu den Schlüsselbegriffen von Kapitel 2 in Beermann (1999) gehören, z.B. ‘Wahrheit’.

Weil es uns vor allem darum geht, nachzugehen ob die entwickelten Schemas eine representative Abbildung von ÜG darstellen, erscheint uns a. als nicht zu problematisch. Auch b.1. diskretisiert nicht die benutzte Methodik. Anzeichungen von der in b.1. betrachteten Art kommen sporadisch in ÜG vor und lassen sich relativ einfach interpretieren. Der Fall b.2. fragt nach einer sorgfälltigeren Behandlung. Wir haben die ursprünglichen Schemas, durch uns entwickelt lediglich basierend auf Beermann (1999), erweitert mit Begriffen die während des Lesens von ÜG auftauchten und uns als fundamental im Kontext des Sprachspielbegriffs erschienen. Diese Begriffe werden in 2.2.6 betrachtet. Die definitiven Blockschemas sind in Appendix A abgebildet.

Über die benutzte Methodik kann zusammenfassend gesagt werden, dass sie differenziert ist: Sie ist einerseits analytisch, weil untersucht wird wie weit Beermanns Modell eine gute Abbildung vom Sprachspielbegriff in ÜG formt und gleichzeitig ob Inkonsistenzen in ÜG auftauchen, andererseits ist sie synthetisch, weil Beermanns Modell erweitert wird. Zwar hat diese Methodik seine eigenen Nachteile, sie scheint uns aber trotzdem für die Analyse von ÜG geeignet.

2. Hauptteil

Ziel dieses Kapitels ist die Analyse des Sprachspielbegriffs in ÜG.

Nachdem wir im Abschnitt 2.2.1 Wittgensteins Motivation zum Schreiben von ÜG erläutert haben, betrachten wir die Methodik und Ergebnisse seiner Untersuchungen.

Es wird sich dabei zeigen, dass zunächst die Methode der Philosophischen Untersuchungen (PU) angewandt wird, d.h. die Analyse der Begriffe anhand Sprachspiele. Die PU-Methode ist das Thema des Abschnitts 2.1. In 2.2.2 erläutern wir wie die PU-Methode in K1 angewandt wird.

Die Sätze am Ende von ÜG lassen sich aber nicht unproblematisch aus dem Standpunkt der PU-Methode verstehen. Eine andere Konzeption liegt diesen Sätzen zugrunde, die so genannte zweite Konzeption (K2), im Gegensatz zu der ersten Konzeption, d.h. die Anwendung der PU-Methode. K2 wird im Abschnitt 2.2.3 besprochen. Nachdem wir beide Konzeptionen vorgestellt haben, vergleichen wir sie in 2.2.4. Wir untersuchen dabei ob K2 als eine Reformulierung von K1 betrachtet werden kann. In Abschnitt 2.2.5 erläutern wir wie sich K2 im Zusammenhang mit dem Sprachspielbegriff verstehen lässt. Am Ende dieses Kapitels verknüpfen wir K2 mit den Begriffen ‘Vernunft’, ‘Wahrheit’, ‘Übereinstimmung mit der Wirklichkeit’, ‘Handeln’ und ‘Erziehung’6.

2.1 Der Sprachspielbegriff in PU

In diesem Abschnitt besprechen wir wie der Sprachspielbegriff in PU benutzt wird und wie aus der Analyse von Sprachspielen eine philosophische Methode entsteht: die PU-Methode7.

In PU kommen zwei Sprachspielbegriffe vor. Der erste wird in PU 7 erläutert: ‘Wir können uns auch denken, dass der ganze Vorgang des Gebrauchs der Worte in (2) eines jener Spiele ist, mittels welcher Kinder ihre Muttersprache erlernen. Ich will diese Spiele “Sprachspiele” nennen und von einer primitiven Sprache manchmal als einem Sprachspiel reden’. Beermann8 paraphrasiert diesen Satz:

Sprachspiele sind Spiele mit Worten und Sätzen, die einfache Arten der Verwendung der Sprache darstellen; die Musterbeispiele für solche Sprachverwendungen sind Sprachlernspiele.

Diesen Sprachspielbegriff nennen wir Sprachspiele, wobei ‘e’ für ‘einfach’ steht.

Ein essentieller Absatz für das Verständnis des zweiten Sprachspielbegriffs ist PU 23: ‘Wieviel Arten der Sätze gibt es aber? Etwa Behauptung, Frage und Befehl? Es gibt unzählige solcher Arten: unzählige verschiedene Arten der Verwendung alles dessen, was wir “Zeichen”, “Worte”, “Sätze” nennen. Und diese Mannigfaltigkeit ist nichts Festes, ein für allemal Gegebenes; sondern neue Typen der Sprache, neue Sprachspiele, wie wir sagen können entstehen und andre veralten und werden vergessen. (…) Das Wort “Sprach spiel” soll hier hervorheben, dass das Sprechen der Sprache ein Teil ist einer Tätigkeiten, oder einer Lebensform’.

Dieser Sprachspielbegriff nennen wir Sprachspielk, wobei ‘k’ für ‘komplex’ steht. Beermann liest PU 23 wie folgt:

Sprachspiele sind komplizierte Gebilde von Sprechen einbettenden Tätigkeiten (Lebens – bzw.

Handlungszusammenhängen), auf die wir Bezug nehmen, wenn wir erklären wollen, wie die Zeichen verwendet werden.

Er bemerkt dabei, dass der Bezug auf Sprachspielek nicht nur eine Erklärung zu Zeichenarten, sondern auch zu Begriffen dient: ‘Unter Begriff “X” sei ‘das was wir “X” nennen’ verstanden; also sei zum Beispiel der Begriff “Befehl” dasjenige, was wir “Befehl” nennen; und “Befehl” nennen wir gemäss PU23 gewisse Arten der Verwendung von Zeichen’9.

Wittgenstein betrachtet in PU 108 die Beziehung zwischen Sprache und Spiel: ‘(…) Aber wir reden von ihr10 so, wie von den Figuren des Schachspiels, indem wir Spielregeln für sie angeben, nicht ihre physikalischen Eigenschaften beschreiben’.

Wittgenstein redet von der Sprache auf dieser Weise weil er davon überzeugt ist, dass philosophische Probleme Antworten in Form strenger Regeln verlangen: ‘Now it is clear that this problem about the concept of time asks for an answer given in the form of strict rules. The puzzle is about rules’11.

Die philosophische Methode, wobei man den Wortgebrauch unter dem Gesichtspunkt des Spiels nach Regeln betrachtet, ist genau die Methode der PU. Sie löst Probleme vom Standpunkt der Sprachspielek aus, sie untersucht Sprachspielek. Wir betrachten diese Methode im Folgenden mehr im Detail.

Wir gehen dabei aus von PU 383: ‘Wir analysieren nicht ein Phänomen (z.B. das Denken), sondern einen

Begriff (z.B. den des Denkens), also die Anwendung eines Wortes’. Die Untersuchung der Anwendung eines Wortes ist also die konkretisierte Form der begrifflichen Untersuchung12.

Die Analyse der ‘Anwendung’ eines Begriffswortes13 vollzieht sich als Analyse der Anwendung von Sätzen, die entweder dieses Begriffswort selbst enthalten oder solche Worte, deren Verwendung Aufschlüsse über die

Anwendung jenes Begriffswortes gibt14. Wittgenstein nennt diese Sätze ‘Aussagen’. Weil wir, wie schon erwähnt, Antworten auf philosophische Probleme in Form strenger Regeln verlangen, betrachten wir den Wortgebrauch unter dem Gesichtspunkt des Spiels nach Regeln, d.h. wir untersuchen Sprachspielek. Eine Aussage mit einem gewissen Begriff als Argument, kann dann als ‘Spielzug’ im Sprachspielk mit diesem Begriffswort betrachtet werden. In Sprachspielee kommen solche Züge vor: Analyse der Sprachspielee kann als Teilanalyse der Sprachspielek betrachtet werden, oder wie Beermann es ausdrückt 15: ‘Sprachspielee sind in ihrer sprachbeschreibenden Verwendung Beispiele im Verlaufe der Untersuchungen von Sprachspielek’.

Schematisch:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Resumee einer Sprachspiel-Untersuchung wird ausgedrückt mit den Formulierungen: ‘So spielen wir eben das Spiel16 ’, ‘So ist eben dieses Sprachspiel17 ’ oder ‘... gehört zum Wesen des Sprachspiels 18 ’.

2.2 Der Sprachspielbegriff in ÜG

2.2.1 Ausgangspunkt

Seit 1949 bis zum Ende seines Lebens (1951) beschäftigte Wittgenstein sich mit G.E. Moores ‘Defence of Common Sense’ und ‘Proof of an External World’19 20 in denen Moore behauptet, dass er von einer Anzahl von Sätzen mit Sicherheit wisse, dass sie wahr seien, z.B. ‘Hier ist eine Hand’ und ‘Die Erde bestand lange Zeit vor meiner Geburt’21.

‘Über Gewissheit’ (ÜG) enthält Wittgensteins Aufzeichnungen aus dieser Periode. Er kam nicht mehr dazu dieses Material zu sichten und zu überarbeiten.22

Wittgensteins Triebfeder für das Schreiben von ÜG ist sein philosophisches Interesse für die F-Sätze 23,

Wissen dass f24 und ‘ Ich weiss dass f ’ (‘Iw-f’) 25 (Vgl. Gruppe I 26 von Textstellen).

2.2.2 Erste Konzeption (K1)

Wir untersuchen im ersten Abschnitt, wie Wittgenstein die PU-Methode in K1 benutzt. Im zweiten Abschnitt erläutern wir die Ergebnisse dieser Methode.

2.2.2.1 METHODE (Vgl. Abbildung 1)

Es wird untersucht, welche Aussagen mit F-Sätzen als Argument möglich sind, d.h. die Legitimität gewisser Spielzüge in Sprachspielen mit F-Sätzen wird untersucht27.

Auf verschiedene Sprachspiele wird eingegangen, sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt. In K1a stehen Sprachspielen mit epistemischen Begriffen zentral:
a) Zweifel und Irrtum (II 28)
b) Urteil (IIIa)29, mit Recht überzeugt sein, erfahrungsmässige Begründung, Argument und Evidenz (IIIb)30 c) Wissen (IV)31

In K1b bespricht Wittgenstein Sprachspiele mit Begriffen, die in den F-Sätzen vorkommen (V)32:
a) Hand
b) Planet

Diese Sprachspiel-Untersuchungen sind orientiert am Modell von: a) Rechensätzen (K1a) (VIa)33
b) Rechnungen (K1b) (VIb)34.

2.2.2.2 ERGEBNISSE (Vgl. Abbildung 2)

2.2.2.2.a K1b

Aus seinen Untersuchungen der Spielzüge mit F-Sätzen, konkludiert Wittgenstein folgendes: a) Die F-Sätze sind ‘zweifellos’35: ‘Der Zweifel verliert nach und nach seinen Sinn. So ist eben dieses Sprachspiel’ 36. Bemerkt sei aber, dass den F-Sätzen ihre Zweifellosigkeit nur unter den normalen wahrheitsrelevanten Umständen zukommt (ÜG 25). Wie die so genannte normalen Umständen aussehen, kann nicht angegeben werden (ÜG 26). Weiters sind die F-Sätze nicht nur unter normalen Umständen in Situationen ihres Gebrauchs zweifellos wahr, sondern auch in Situationen des praktischen Gebrauchs anderer, auf sie verweisender Sätze.
b) Wittgenstein nennt die F-Sätze ‘Sätze von der Form der Erfahrungssätze’ (ÜG 401), ‘erstarrten (…) Erfahrungssätze, die als Leitung für die nicht erstarrten, flüssigen Erfahrungssätze funktionieren37’ (ÜG 96), ‘möglicherweise nicht prüfbaren Erfahrungssätze’(ÜG 109), ‘Fundament alles Operierens mit Gedanken’38, die ‘Grundlage unserer Sprachspiele’39, ‘Sätze deren Wahrheit zu unserem Bezugssystem gehört’ (ÜG 83) und ‘Sätze die im System unserer Erfahrungssätze eine eigentümliche logische Rolle spielen’ (ÜG 136).
c) In einer Anzahl40 von Textstellen erwähnt Wittgenstein, dass F-Sätze fundamental41 sind, indem man sicher über diese Sätze ist und diese Sicherheit dem Sprachspiel zugrunde liegt 42 .
d) Eine Gruppe von Absätzen43 erläuteren diese ‘Sicherheit des Sprachspiels’: dieses ‘Zweifel-frei-sein’ ist nicht ein Gefühl der Sicherheit, eine subjektive Sicherheit oder Sichersein.

[...]


1 Beermann (1999).

2 Die Nummerierung ist im Text aufgenommen. Auf dieser Weise kann man sich anhand der Schemas und der Matrix M beim Lesen dieses Textes orientieren.

3 Vgl. Appendix A, Abbildung 3.

4 z.B. ‘Ich philosophiere jetzt wie eine alte Frau, die fortwährend etwas verlegt und es wieder suchen muss; einmal die Brille, einmal den Schlüsselbund’ (ÜG 532), ‘Ich bin hier geneigt gegen Windmühlen zu kämpfen, weil ich ich das noch nicht sagen kann, was ich eigentlich sagen will’ (ÜG 400) und ‘Ich glaube, einen Philosophen, einen der selbst denken kann, könnte es interessieren, meine Noten zu lesen. Denn wenn ich auch nur selten ins Schwarze getroffen habe, so würde er doch erkennen, nach welchen Zielen ich unablässig geschossen habe’ (ÜG 387).

5 ‘Hier ist wieder ein Schritt nötig ähnlich dem der Relativitätstheorie’ (ÜG 305).

6 Diese Begriffe sind entweder nicht , oder relativ kurz in Beermann (1999) besprochen worden. Wir sind der Meinung, dass sie eine zentrale Rolle bei der Interpretation des Wittgensteinschen Sprachspielbegriffs spielen und deshalb in die Schemas (Abbildung 4) aufgenommen werden müssen.

7 In Kapitel 1 von Beermann (1999) ist der Sprachspielbegriff in PU detailliert analysiert worden. In diesem Text skizzieren wir kurz die Thesen aus dieser Analyse, die relevant sind für die folgenden Abschnitte.

8 Beermann (1999) 52.

9 Beermann (1999) 58.

10 Mit ‘ihr’ ist die ‘Sprache’ gemeint.

11 Wittgenstein, ‘The Blue and Brown Books’, 26. Second. Ed., Oxford 1969.

12 Beermann (1999) 75.

13 Wittgenstein nennt diese Analyse ‘grammatisch’.

14 Ibid.

15 Beermann (1999) 93.

16 Vgl. PU 71.

17 Vgl. ÜG 56.

18 Vgl. ÜG 370.

19 Wie schon erwähnt sind wir bei der Untersuchung des Sprachspielbegriffs ausgegangen von Kapitel 2 in Beermann (1999). Eine andere Arbeit die nahe anschliess bei dieser Thematik ist Fränkel (1975), mehr spezifisch Kapitel 4 davon.

20 Moore (1959).

21 Wittgenstein betrachtet in ÜG nicht nur die Sätze von denen Moore in seinem ‘Defence of Common Sense’ und ‘Proof of an External World’ behauptet er wisse sie mit Sicherheit. Die Wittgensteinschen Moore-Sätze benennt Beermann um in ‘fundamentale Sätze’ (F-Sätze). ‘”f”’ steht für einen beliebigen F-Satz, ‘f’ für den mit ”f” ausgesagten Sachverhalt. Beermann (1999) 100. Ein Charakteristikum der F-Sätze ist ihre Kontingenz: sie sind ‘propositions which are not self-contradictory and of which the contradictory is not self-contradictory’. Moore (1959) 229 ff.

22 Vorwort ÜG.

23 In ÜG 32 sagt Wittgenstein: ’Die Sätze, zu denen man, wie gebannt, wieder und wieder zurückgelangt, möchte ich aus der philosophischen Sprache ausmerzen’, und weiter in ÜG 33 ’Wir merzen also die Sätze aus, die uns nicht weiterbringen’. Vgl. ÜG 137 und 401.

24 ‘Man wird oft von einem Wort behext, z.B. vom Wort “Wissen”’ (ÜG 435).

Vgl. weiter ÜG 84, 308 und 389.

25 Wittgenstein übt zwar Kritik an Moores Aussage ‘Iw-f’, aber gibt zu ‘(…) es steckt etwas Richtiges dahinter’ (ÜG 623). Wittgensteins Kritik wird in Abschnitt 2.2.2.2.b. noch weiter analysiert.

26 ÜG 31, 33, 84, 137, 308, 389, 401, 435 und 623.

27 Ein Spielzug in einem Sprachspiel mit F-Sätzen kann man symbolisch schreiben als Ix-f, wobei x z.B. für ‘glaube’ oder ‘weiss’ steht.

28 ÜG 4, 32, 71, 155, 195 und 255.

29 ÜG 128, 129, 149, 150, 231 und 232.

30 ÜG 294 und 296.

31 ÜG 6-16, 18, 21, 40-42, 84-85, 90-91, 100-101, 102-108, 111-113, 151, 162, 165, 175-181, 208, 226-227, 230, 233, 237-237, 239, 242, 244-245, 260, 265, 267-268, 291, 325, 328, 330, 332 -334, 340, 347-353, 355-360, 362, 364-367, 369, 374-379, 386, 388-390, 395-399, 401, 403-410, 412-415, 417, 419, 423-426, 429-434, 439, 441-442, 464-467, 476-478, 480, 485-486, 491-492, 498, 500, 503-504, 510-511, 519, 521, 527-555, 558, 560-570, 572-595, 602, 613 und 621-623.

32 ÜG 52-56.

33 ÜG 25-27, 4 3, 47 und 212.

34 ÜG 10 und 655.

35 Damit ist die Tatsache gemeint, dass wir von F-Sätzen geneigt sind zu sagen : ‘Wir können uns nicht darin irren dass f’, ‘Wir können nicht daran zweifeln dass f’ und ‘F-Sätze können nicht falsch sein’. Beermann (1999) 100.

36 ÜG 56.

37 Dieser Gedanke wird mit einem Bild in ÜG 97 illustriert: ‘Die Mythologie kann wieder in Fluss geraten, das Flussbett der Gedanken sich verschieben. Aber ich unterscheide zwischen der Bewegung des Wassers im Flussbett und der Verschiebung dieses; obwohl es eine scharfe Trennung der beiden nicht gibt.’ In ÜG 213 erläutert Wittgenstein weiter: ‘Unsere “Erfahrungssätze” bilden nicht eine homogene Masse’ und ÜG 343: ‘(…) Wenn ich will, dass die Türe sich drehe, müssen die Angeln feststehen.’

38 ÜG 401.

39 ÜG 403 und 411.

40 ÜG 446, 455-458 und 617, und PU 142.

41 Vgl. ÜG 403 und 411.

42 Das illustriert Wittgenstein mit folgenden Bild: ‘Wenn ich Einen im Schach matt zu setzen suche, kann ich nicht zweifeln, ob die Figuren nicht etwa von selbst ihre Stellung wechseln und zugleich mein Gedächtnis mir einen Streich spielt, dass ich’s nicht merke’ (ÜG 346).

43 ÜG 308, 459, 524 und 527-528.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Der Sprachspielbegriff in Wittgensteins `Ueber Gewissheit`
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
Seminar
Autor
Jahr
2001
Seiten
30
Katalognummer
V104895
ISBN (eBook)
9783640031979
Dateigröße
1020 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachspielbegriff, Wittgensteins, Gewissheit`, Seminar
Arbeit zitieren
Justin Dauwels (Autor:in), 2001, Der Sprachspielbegriff in Wittgensteins `Ueber Gewissheit`, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104895

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