Kinderhandel in Westafrika


Hausarbeit, 2000

9 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Kinderhandel in Westafrika

I. Definition für Kinderhandel

„Es handelt sich um ein illegales, transnationales Unternehmen. Beteiligt sind Schlepper bzw. Mittler und Transporteure, die ein grenzübergreifendes Netz geknüpft haben, sowie die Nutzer der billigen Arbeitskraft am Ende der Kette. Die genannten Akteure sind in erster Linie von Profitinteressen geleitet. Das Kind wird in diesem System zur Handelsware bzw. zum Tauschobjekt herabgewürdigt. Teils aus Ignoranz und Naivität der Umstände, die das Kind erwartet, teils aber auch weil sie gewisse Vorteile daraus ziehen, gibt es die Familie aus ihrer Obhut und lässt eine heimliche Migration zu, die es außer Landes führt, häufig ohne Reisedokumente und Arbeitserlaubnis im Ausland. Die minderjährigen Arbeitskräfte werden dort vor allem für penible Feldarbeiten sowie in Haushalt und Handel eingesetzt, wo sie durch keine Arbeitsgesetzgebung geschützt sind. Da sie in völliger Abhängigkeit leben, kann ihre Aktivität als Zwangsarbeit bezeichnet werden. In den meisten Fällen bricht der Kontakt mit der Herkunftsfamilie für lange Zeit oder gar für immer ab.“ (von Inga Nagel,Terre des hommes)

II. Ursachen des Kinderhandels

Der Hauptgrund für Eltern, die ihre Kinder verkaufen oder gar verschenken, liegt wohl in den extrem schlechten Lebensbedingungen in Westafrika. Es herrscht ständige Lebensmittelknappheit und Armut, somit ist es für die Eltern eine Erleichterung, wenn ein „Esser“ weniger mit am Tisch sitzt. Außerdem sind sie der Meinung, dass ihre Sprösslinge in ihrer neuen „Heimat“ eine bessere Chance auf eine einigermaßen gute Ausbildung haben. Ein normaler Schulbesuch kann sich in den seltensten Fällen geleistet werden. Die Eltern erhoffen sich auch, dass das Kind bei der Rückkehr ein wenig Geld mitbringt.

Ein weiterer Grund ist die in Westafrika traditionelle Migration. Es wird dort von Jugendlichen erwartet, dass sie zu Verwandten ziehen, um Erfahrungen für ihr Leben zu machen, Geld zu verdienen und dort entweder eine Familie zu gründen, oder die eigene hinterherzuhohlen. Dieser Fakt wird von Kinderhändlern schamlos ausgenutzt, in dem sie sich als Ferne Verwandte ausgeben, und so die Kinder zu sich hohlen.

Ein dritter, aber eher seltener Grund ist, dass einige Kinder auf Grund von Problemen mit der Familie von zuhause ausreisen, und versuchen sich irgendwo eine Arbeit zu suchen. Dabei haben die Kindervermittler ein sehr leichtes Spiel. Sie brauchen den Kindern nur ein Gehalt in Aussicht zu stellen und schon haben sie die Minderjährigen unter Kontrolle.

Hier ein paar weitere Gründe:

- Kinderarbeit und -handel werden gesellschaftlich toleriert

- die hohe Kinderanzahl in den meist polygamen Familien, die dazu führt, dass nicht

alle Kinder versorgt werden können

- die Kinder gehen nicht zur Schule, oder verlassen sei frühzeitig, dadurch sind sie

schnell beschäftigungslos

- der niedrige Rang der Kinder in der Familie

- der vermehrte Konsumwunsch der Jugendlichen (moderne Kleidung etc.) und die in Aussichtstellung der Erfüllung dieser Wünsche durch die Händler

- die steigende Anfrage der Plantagenbesitzern nach billigen Kinderarbeitskräften

- der steigende Bedarf an Haushaltskräften in reicheren Familien

- der erhebliche Profit, den die Händler gewinnen

- die Skrupellosigkeit der Händler

- die starke Durchlässigkeit der Grenzen zu den Nachbarländern

- die extrem niedrigen Strafen, die den Kinderhändlern drohen (oft bleibt eine

Ahndung ganz aus)

Man unterscheidet 3 große „Handelszentren“:

- Mali Æ Elfenbeinküste

- Burkina Faso

- Benin; Togo Æ Gabun; Nigeria

III. Der Handel von minderjährigen Plantagenarbeitern von Mali in die Elfenbeinküste

Auf Grund der Aussagen einiger Flüchtlinge, die angeblich aus Kinderarbeitslagern in der Elfenbeinküste geflohen waren, wurden vom malischen Konsulat aus Nachforschungen gestartet. Darauf hin wurden in diesem Gebiet 53 sog. Campements entdeckt, die sich vor allem im Zentrum befinden und in dem durchschnittlich bis zu 200 Jugendliche arbeiten (also insgesamt über 10000 (!) ). In diesen Anlagen müssen Kinder vor Allem auf Baumwoll-, Mais-, Kaffee- und Kakaoplantagen schuften. Zum Zeitpunkt der Quellreportage vonTerre des hommessind die Jüngsten dort gerade mal 10 Jahre alt, die Meisten um die 15 Jahre alt gewesen. Die Arbeitsbedingungen für die Kinder sind schrecklich. Sie verrichten ihre Arbeit extrem lange, ohne Ruhetag. Die körperliche Belastung entspricht den physischen und psychischen Möglichkeiten der Kinder in keinster Weise.

Ihre „Schlafplätze“ befinden sich auf dem Fußboden, einige haben das „Glück“ bestenfalls auf einem Jutesack schlafen zu können. In einem Raum befinden sich bis zu 30 Kinder, die nachtsüber eingeschlossen, angekettet oder von bewaffneten Wächtern bewacht werden. Zum Urinieren gibt es nur Löcher in der Wand.

Von Hygiene kann auch keine Rede mehr sein. Viele sind krank, leiden unter Kräze oder anderen Hautkrankheiten. Hygieneartikel ,wie z.B. Seife, sind dort nicht zu finden. Die Nahrungsmittel sind ebenfalls nicht ausreichend. Die Kinder bekommen nur Maisbrei mit ein wenig einheimischen Blattgemüse zu essen, den sie aus schmutzigen Schüsseln zu sich nehmen müssen.

Auch die Arbeitsweise ist für Kinder viel zu hart. Jeder Jugendliche bekommt eine bestimmte Fläche auf der Plantage zugeteilt, die er in einer bestimmten Zeit abarbeiten muss. Schafft das Kind diese Aufgabe nicht, wird es verprügelt. Sein Gesundheitszustand wird dabei völlig ignoriert. Eine andere oft angewendete Strafe ist es, den Jungen die Kleidung abzunehmen und sie somit zu demütigen. Den Kindern ist es verboten, mit Gleichaltrigen zu reden, oder sie gar zu besuchen.

Eine Medizinische Versorgung für die Kinder gibt es nicht. Wird ein Sprössling krank, so werden ihm Drogen statt Medikamente verabreicht.

Die Besitzer dieser Plantage kommen folgendermaßen an ihre Arbeiter. Schlepper fangen Kinder am Buschtaxibahnhof ab, die von dort aus zu Verwandten weiterziehen, oder arbeit suchen wollen. Die Händler stellen den Jugendlichen einen sicheren Arbeitsplatz mit hohen Gehalt (ca 80000 bis 120000 CFA; also rund 440 bis 660 DM im Jahr, was für diese Region ziemlich viel ist) in Aussicht. Sobald nun eine größere Gruppe von Kindern beisammen ist, geht die Reise los. Grenzkontrollen werden dabei umfahren, oder die Kinder müssen vor der Grenze aussteigen und zu Fuß über die Grenze gehen. Oft werden die Kontrolleure auch bestochen.

IV. Der Fall Burkina Faso

Eine Art des Anwerbens von Kindern verläuft hier ähnlich wie in Mali, den Jugendlichen wird ein hohes Gehalt in Aussicht gestellt, dass nie nur sehr selten bezahlt wird, und werden dann mitgenommen. Den Passagieren werden die Ausweispapiere entnommen und die Reiserute wird geheim gehalten.

Es gibt aber noch eine 2. Variante. Einige Händler geben sich als entfernte Verwandte aus, und erlangen so das Vertrauen der Kinder. Außerdem können diese Leute dann bei den Behörden behaupten, dass sie ein Familienmitglied nachgeholt haben, somit ist eine Anzeige ausgeschlossen. Außerdem sind die Behörden auch noch sehr leicht bestechlich, was die Sache noch stärker vereinfacht.

Über die Anzahl der Kinderarbeitsplantagen sowie über die Arbeitsbedingungen konnte nichts herausgefunden werden. Es wurden einige Fälle von groben Misshandlungen von Hausmädchen und von Verkäufen an Religionsführer in Erfahrung gebracht werden.

V. Hausmädchenhandel aus Benin (bzw. Togo) nach Gabun und Nigeria

Hier werden die Kinder (vor Allem Mädchen) meist freiwillig an Vermittlerinnen übergeben. Geld wird von den Händlerinnen meist nicht erwarten, und wenn sie doch etwas bezahlt, wird dies als Geschenk empfunden oder verkleidet. Auch hier ist der Hauptgrund der Eltern die Hoffnung auf eine bessere Ausbildung der Kinder und auch hier wird die Weggabe eines Sprösslings als Erleichterung der finanziellen Verhältnisse der Familie betrachtet. Die Kinder werden über diese Abmachungen fast nie genau in Kenntnis gesetzt.

Die sogenannten Vidomègon (85% sind Mädchen) arbeiten entweder als Hausmädchen, oder sie werden im Warenverkauf eingesetzt mit allen damit verbunden Risiken. 65% aller Haushalte von Cotonou und Porto Novo haben eine oder mehrere Vidomègon. Daraus ergibt sich eine Zahl von ca. 100000 Vidomègon in dieser Region. Kaum eins dieser Kinder geht zur Schule. Ca. 20% bleiben 6 oder mehr Jahre bei der „Gastfamilie“. Durchschnittlich verbringt ein Kind 3 Jahre in einem solchen Haushalt. Die Mädchen müssen meist bis zu 15 Stunden am Tag arbeiten und werden oft Opfer von Misshandlungen.

Ihr „Lohn“ besteht meist gerade mal aus einer Unterkunft und Verpflegung. Nur rund 25% werden mit einem sehr geringen Gehalt abgespeist. Ihnen wird die Möglichkeit, in der Stadt leben zu können, schon als Privileg angerechnet.

Die Arbeit der Vidomègon bleibt nach Außen weitgehend unsichtbar, weil sie überwiegend im häuslichen Bereich tätig sind. Außerdem wird diese Arbeit als teil des Erziehungsprozess gehandelt. „Übertreibungen“, wie Misshandlungen und sexueller Missbrauch werden als Einzelfälle und Ausnahmen eingestuft.

Die Arbeitsbelastung der Vidomègon entspricht in keinster Weise den körperlichen und geistigen Kapazitäten der Mädchen und führt eher zu Entwicklungsrückständen.

VI. Export der Kinder

In den vergangenen Jahren wurden auch immer mehr Jugendliche ins Ausland exportiert und somit noch weiter von Ihren Familien und ihren Kulturellen Wurzeln entfernt. Man könnte das als „modernen Sklavenhandel“ (Zitat von Inga Nagel,Terre des hommes) bezeichnen.

Auf offiziellem Wege werden mindestens 10 Kinder aus Benin pro Tag aus ihrem Heimatland gebracht. Die ist ziemlich einfach für die Händler, da Kinder an den Granzen nicht für voll genommen werden und wenn doch, so findet hier auch wieder Bestechung ihre Anwendung.

Die 170 im Rahmen der aktuellen Studie von Dr. Adihou „ Le traffic des enfants entre le Bénin et le Gabon“ in Benin befragten Eltern haben mindestens ein Kind in folgenden Ländern:

- 39% in Gabun

- 28% in der Elfenbeinküste

- 24% in Nigeria

- die restlichen Kinder sind in Niger, Kamerun, Kongo oder Togo

Die Herkunftsfamilien der verkauften Kinder sind meistens polygam, sehr groß und haben einen niedrigen Bildungsstand. Die Meisten sind in der Landwirtschaft tätig oder arbeiten als Kleinhandwerker. Damit lässt sich kaum genug Geld verdienen, um die ganze Familie ernähren zu können. Somit verkaufen sie ihre Kinder, um die Hauskasse ein bisschen zu entlasten. Dabei betrachten die Eltern die Angelegenheit sehr kurzfristig. Sie sehen nur die unmittelbare Erleichterung, sie denken nicht daran, dass die Möglichkeit besteht, dass sie ihre Kinder nie wiedersehen.

Die einzige Ausnahme, wo in Benin kein Kinderhandel präsent ist, stellt Borgou dar. Dort arbeiten Kinder und Erwachsene auf Baumwollplantagen. Dieser Umstand beschert den Arbeitern einen gewissen Wohlstand. Die Kinder haben hier trotzdem keine Aussichten auf einen Schulbesuch, auch besteht wieder ein Gesundheitsrisiko. Aber wenigstens bleiben die Kinder bei ihren Familien, was wiederum für ihre geistige Entwicklung von großer Bedeutung ist.

VII. Die „Rekrutierung“ der Kinder

Die Anwerber/innen rekrutieren die Kinder hauptberuflich, und sind oft mit den Eltern der Handelskinder weitläufig verwandt, oder geben dies zumindest vor. Es lassen sich 2 verschiedene Vorgehensweisen der Rekrutierung beobachten:

- Die Abnehmer der Kinder wenden sich an die nächstbeste Zwischenhändlerin, die dann die Nachfrage zu anderen Kollegen weiter gibt, bis die gesuchte „Ware“ verfügbar ist.

- Die Händler/innen, die den Abnehmern oder den Anbieterfamilien nahe stehen, rekrutieren die Kinder auf eigen Initiative und verkaufen diese dann an interessierte Kunden.

Ouensavi gibt 4 Hauptformen an, nach denen Eltern in Benin ihre Kinder weggeben:

- Das „Verschenken“ („le traffic-don“):

Die Eltern geben ihre Kinder zu Verwandten, oder zu denen die sich als solche Ausgeben, damit sie dort eine bessere Ausbildung absolvieren können. Das bevorzugte „Gastland“ hierfür ist Nigeria, das öslich von Benin liegt (siehe Karte).

- Die „Verpfändung“ („le traffic-gage“):

Die Kinder werden bei dieser Form als Pfand für die Schulden der Eltern abgegeben, und müssen in ihrer neuen „Heimat“ solange arbeiten, bis die Schulden bezahlt werden oder abgearbeitet sind.

- Der „Verkauf“ („le traffic-vente“):

Das Kind wird von den Eltern endgültig an einen Mittler verkauft. Der preis hängt von den finanziellen Verhältnissen der Eltern ab.

- Die „Wanderarbeiter“ („le traffic-ouvrier“):

Bei dieser Form, die man verstärkt in der Region um Borgou findet, lassen sich starke, aber psychologisch noch nicht vollständig entwickelte Kinder freiwillig von Anwerbern rekrutieren.

Die am häufigsten auftretende Form des Kinderhandels ist der Wanderarbeiter, speziell Mädchen entscheiden sich dafür.

VIII. Der Transport

Die Organisation der Deportierung der Jugendlichen wird meist von illegalen Reiseagenten übernommen. Ein Drittel der Reisen dauern ca. eine Woche und in 56% der Fälle gab es Begegnungen mit Sicherheitskräften, es gab aber keine Folgen, da auch hier die Wächter offensichtlich bestochen werden. Teilweise wurden die Kinder auch mit falschen reisepapieren ausgestattet.

Eine andere oft angewendete und sehr erfolgversprechende Schmuggelmethode ist es, die Kinder von „Verwandten“ über die Grenze bringen zu lassen, die sie dann oft bis zum ende der Reise begleiten, für alle Fälle. (Quelle: Befragung von Opfern durch Dr. Adihou)

Falls die Kinder per Schiff reisen müssen, werden sie in kleinen Gruppen auf private Küstengrundstücke gebracht, wo sie durch die Besitzer, speziell durch deren Sicherheitskräfte, bewacht werden. Danach werden sie von Hafenstädten, wie z.B. Port Harcourt, Ozon und Nembe, zu den Zielländern, z.B. Gabun, verschifft. Vorzugsweise geschieht das ganze bei nacht oder schlechtem Wetter, da hier die Chance entdeckt zu werden viel geringer ist.

Auch hier gibt es extrem hohe Risiken auf den bis zu 2 Wochen dauernden Reisen. Es gibt nicht genügend Nahrung oder Wasser, um die Kinder ordnungsgemäß zu versorgen. Auch sind die hygienischen umstände katastrophal. Daraus resultiert, dass ca. ein Drittel auf dem Meer ums Leben kommen.

IX. Der Arbeitseinsatz der Kinder

Die verkauften Mädchen werden bei ihrer „tantie“ im Haushalt eingesetzt oder sie müssen (in den meisten Fällen) im Kleinhandel arbeiten, bei dem sie bis zu 25 km pro Tag mit 10 bis 30 Kilo Ware auf dem Kopf herumlaufen und ihre Produkte verkaufen müssen. Durchschnittlich setzten sie dabei pro tag 25000 bis 30000 CFA (ca. 137,50 DM bis 165 DM) um. Im Falle, dass sie diesen Betrag nicht erreichen können, oder bestohlen werden, werden sie oft misshandelt.

Ihre Arbeitszeit beträgt oft über 18 Stunden am Tag, oft bis Mitternacht und dann müssen sie um 4 Uhr wieder aufstehen, um ihre Waren für den Verkauf vorzubereiten. Sie schlafen auf dem Fußboden, bestenfalls auf einer Matte. Die Nahrungsmittel sind oft unzureichend und reicht für ein normales körperliches und geistiges Wachstum nicht aus.

Die Mädchen, die im Haushalt eingesetzt werden, haben es oft besser. Aber auch sie bekommen keinen Lohn, da dieses Geld sofort an die „tantie“ bezahlt werden muss.

Aber nicht alle Kinder kommen in solche relativ „guten“ Umstände. Einige werden die Opfer von Fetischeuren, die ihre Organe für ihre Zubereitungen brauchen. Diese Form wird umgangsprachlich als „Ersatzteilhandel“ bezeichnet und ist die verbrecherischste Form des Kinderhandels.

X. Das Bewusstsein der Bevölkerung über das Problem des Kinderhandels

Der Landbevölkerung von Mali ist nur sehr wenig über die Risiken und Gefahren des Kinderhandels bewusst. Sie sehen darin eine gängige Überlebensstrategie.

In Burkina Faso sieht die Angelegenheit ähnlich aus. Fälle von Kinderhandel werden nur durch das Radio und aus anderen Ländern bekannt.

In Benin hingegen wird das Phänomen des Kinderhandels als normal angesehen, ohne das dies als eine Form von Ausbeutung betrachtet würde. In armen Familien ist es Gang und Gäbe sein Kind an Verwandte oder Bekannte wegzugeben. Somit kommt zunächst keine Verdacht auf eine geschäftliche Transaktion auf. Zumindest wird das offiziell so gehandelt. Es gibt auch Berichte über Entschädigungen für die Eltern in Form von Lebensmitteln oder Geld.

XI. Reaktionen und Hilfsmaßnamen

Burkina Faso:

Die offiziellen burkinischen Stellen sowie die NRO ( National Reconnaisance Office) betrachten den Kindehrhandel nicht als sie betreffendes Thema. Nur der nationale Koordinator von IPEC, des regionalen BIT-Programms zur Abschaffung der Kinderarbeit, in dessen Rahmen ein Unterprogramm „Kampf gegen Kinderhandel zur Ausbeutung ihrer Arbeitskraft in West- und Zentralafrika“ vorgesehen ist, hält es für wahrscheinlich, das auch in seinem land der Kindehrhandel präsent ist.

Benin:

In Benin wird das Thema Kinderhandel schon lange, auf Grund von Studien über die Vidomègon, von UNICEF und auch von kirchlichen Organisationen behandelt. Allerdings werden diese Bemühungen kaum von dem Staat unterstützt, was dringendst geändert werden sollte.

Trotz der geringen Mittel versuchen das Sozialministerium, die Kirchen und einige spezielle Abteilungen des NRO die gröbste Not der Kinder zu lindern, ohne dass sich dadurch groß etwas ändern würde.

Einige, an den Grenzen abgefangene, Transporte haben in der Öffentlichkeit Benins großes Aufsehen erregt. Daraufhin hat dieBrigade de Protektion des Mineursein sogenanntes „grünes Telefon“ eingerichtet, über das die Organisation schnell von Einwohnern über verdächtige Aktionen der Kinderhändler (z.B. das Treffen mehrer Kinder an einer bestimmten Stelle) informiert werden können. Dies hat schon einige Erfolge erzielt. Aber auch hier ist die Ausstattung sehr gering. Der Organisation steht nur ein altes Auto zur Verfügung, mit dem sie Kinder abholen und zu ihren Familien zurückbringen können. DieBPMist 100%-ig auf die Hilfe der NRO angewiesen, wenn es darum geht, die Kinder zumindest kurzfristig unterzubringen, versorgen und beschützen zu können.

Auch die zu schwachen Strafen für die Händler rufen in der Öffentlichkeit Kritik hervor.

Die beninische Familienministerin ist empört über den Export der Kinder und hat dementsprechende Studien veranlasst. Am 21. Juli 1999 wurde dem Ministerrat ein Bericht über den Kinderhandel vorgelegt. Daraufhin wurden verschiedene Ministerien damit beauftragt, Lösungen für das Problem zu finden.

Mali:

Die Regierung von Mali räumt dem Thema Kinderhandel eine große Wichtigkeit ein. Es fanden schon verschiedene Seminare dazu statt, allerdings folgten keine taten auf die Vorschläge von damals.

Die malischen Konsulate in Abidjan und Bouaké begannen 1997 damit, jugendliche Zwangsarbeiter zurückzuholen, bisher sind es 78 Rückkehrer.

Der Sozialdienst von Sikasso hat seit 1991 145 Zurückgekehrte versorgt und hierbei wird ein ständiger Aufschwung beobachtet.

1998 wurde eine aus 23 Mitgliedern bestehendeCommision Nationale de Réflexion sur le Phénomene de l’Adoption Internationale et de Lutte contre le Traffic d’Enfants (CNRPAILTE) ins Leben gerufen. Aber auch hier fehlen Mittel und die Planung ist mehr als schlecht. Dadurch gelingt es den Händlern oft, die Recherchen derCNRPAILTEzu blockieren. Die ivorischen Behörden reagieren erst dann, wenn es auf Grund des Drucks von Außen unumgänglich ist.

Im Juni letzten Jahres legte der malische Journalist M. Kaba Diakité einen Bericht seiner Recherchen in der Elfenbeinküste vor. Dies fand große Aufmerksamkeit. Daraufhin wurde das Ministerium für Frauen, Kinder und Familie beauftragt, sich der Sache anzunehmen.

Auch will UNICEF dieses Jahr eine Recherche zum Thema starten.

In Sikasso wurden dasComité Consulttif Régional(CCR; rund 50 Mitglieder)und das Comité de Pilotage, bestehend aus dem Gouverneur, der Koordinatorin des Familienministeriums sowie den Verantwortlichen von Polizei, Gendarmerie und Sozialministerium, gegründet, um die Aktivitäten gegen die Kinderhandel zu koordinieren.

Nach dem Ministerinnenbesuch in Sikasso ist es zu einigen Aktivitäten gekommen. An den Grenzen werden jetzt verstärkt Polizisten postiert, ein Register, in dass sich alle jugendlichen Grenzüberschreiter eintragen müssen, wurde eröffnet, etc. Dies alles hat schon große Erfolge erzielt.

XII. Eigene Lösungsvorschläge

Eines der größten Probleme ist die fehlende Abschreckung für die Händler, da die Strafen, die auf sie zukommen zu gering sind. Hier sollten starke Änderungen im Grundgesetz der Staaten vorgenommen werden. Auch muss versucht werden, etwas gegen die hohe Annahmebereitschaft für Bestechungsgelder an den Grenzen zu unternehmen.

Ein wichtiger Schritt wäre es auch noch, die Problematik des Kinderhandels noch stärker an die nationale und internationale Öffentlichkeit zu bringen.

Auch müssen Spenden für die verschiedenen Organisationen zusammengetragen werden, mit denen die Hilfsprogramme unterstütz werden können.

Das Ausland sollte sich auch verstärkt einschallten, um z.B. die Grenzposten zu kontrollieren und damit ein Netz gegen den Export der Kinder entstehen kann.

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Kinderhandel in Westafrika
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
9
Katalognummer
V104794
ISBN (eBook)
9783640031009
Dateigröße
386 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderhandel, Westafrika
Arbeit zitieren
Thomas Lorenz (Autor:in), 2000, Kinderhandel in Westafrika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104794

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