Die Geschichte der Skinheads


Hausarbeit, 2001

32 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das politische Klima im Groß-Britannien der Nachkriegszeit

2. Die Vorfahren der Skinheads

3. Der “Spirit of 69”

4. Der Skinhead-Look

5. Skinhead Reggae

6. Skinheads und Gewalt

7. Die Ära Enoch Powells

8. Die Politisierung der Szene
8.1. Die Oi-Punkbewegung
8.2. Die Entwicklung zum Bonehead
8.3. Die Entstehung von Blood and Honour

9. Skinheads Against Racial Prejudice (SHARP)

10. Skinheads heute

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Aufgrund der wenig differenzierenden, nach Sensationen suchenden Massenmedien auf der einen Seite und den Versuchen der extremen Rechten, Skinheads für ihre Belange einzuspannen auf der anderen Seite, scheint es, als ständen Skinheads heutzutage als Sinnbild für rassistische Gewalt. Alltägliche Schauergeschichten über Skinheads in den Medien scheinen dies zu belegen.

Das Problem Rassismus und Gewalt gegen Minderheiten ist jedoch viel zu komplex, um es auf die Kurzformel „Skinheads“ zu reduzieren. Wer dies tut, verhindert die notwendige Beschäftigung mit den Ursachen und macht eine gesellschaftliche Minderheit zum Sündenbock - genauso wie Ausländer für Arbeitslosigkeit oder für Kriminalität verantwortlich gemacht werden. Des weiteren wird dadurch eine Subkultur stigmatisiert und kriminalisiert, die weder in ihrer Mehrheit rassistisch ist, noch für das Aufkommen des Rassismus in Europa verantwortlich ist.

Befasst man sich genauer mit der Geschichte der Skinheadbewegung, erkennt man schnell, daß die weit verbreitete Gleichsetzung der Skinheadbewegung mit den so genannten Boneheads (engl. Holzköpfen) oder Naziskins - also mit extrem gewaltbereiten, rechtsextremistisch orientierten Jugendlichen - weder historisch noch aktuell dieser Subkultur gerecht wird, vielmehr bilden die „rechten Glatzen“ eine eigenständige Untergruppe der Skinheadkultur, die sich Ende der siebziger Jahre erstmals formierten.

Um die Gründe für diese Zersplitterung zu verstehen, scheint es nötig zu sein, einen Exkurs in die Geschichte der Skinheads zu unternehmen, die immerhin über 30 Jahre zurückreicht.

1. Das politische Klima im Groß-Britannien der Nachkriegszeit

Nachdem die Labour-Regierung ihr Reformprogramm im Großen und Ganzen verwirklicht hatte, verlor sie in den Parlamentswahlen von 1950 und erneut 1951 unter starken Verlusten ihre Mehrheit. Dies ermöglichte den Konservativen unter Winston Churchill die Rückkehr an die Macht. Mit Ausnahme der Reprivatisierung der Eisen- und Stahlindustrie ließen die Konservativen die Labour-Gesetze zum Wohlfahrtsstaat unangetastet, Streiks und Klassenkämpfe waren das letzte, was die Besitzenden in den Jahren der boomenden Wirtschaft brauchten.

Es schien, als wären die größten Probleme und die sozialen Ungerechtigkeiten in der ersten Welt beseitigt.

Erhöhte Produktivität und höhere Einkommen ermöglichten erstmals auch den Arbeiterfamilien im Mutterland der industriellen Revolution vermehrten Konsum und bescheidenen Wohlstand.1

Die Senkung der Einkommensteuer und der Abbau von Sonderbestimmungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit hatten einen Boom im Wohnungsbau zur Folge und auch der Außenhandel florierte. Während mit Churchill ein international renommierter Veteran der Politik an der Spitze der britischen Regierung stand, bestieg mit Elisabeth II. eine noch junge Königin den Thron und zog anlässlich ihrer Krönung in London im Juni 1953 die Aufmerksamkeit der Welt auf sich.

Churchills Nachfolger im Premierministeramt wurde der damalige Außenminister Sir Anthony Eden (1955-1957), unter dem die Konservative Partei 1955 einen zweiten Wahlsieg errang. Edens Amtszeit fand jedoch ein frühes Ende - eine Folge der Suezkrise und dem damit verbundenen Verlust des noch verbliebenen britischen Einflusses im Mittleren Osten. Auch unter Edens Nachfolger Harold MacMillan hielt der Wirtschaftsboom in Groß Britannien an, 1959 errangen die Konservativen unter MacMillan ihren dritten Wahlsieg in Folge.

MacMillans Regierung verfolgte eine gezielte Politik der Entkolonialisierung in Afrika. In den darauffolgenden sieben Jahren erlangten Ghana, Nigeria, Somalia, Tansania, Sierra Leone, Uganda und Kenia die Unabhängigkeit. Die meisten dieser Staaten blieben Mitglieder des Commonwealth of Nations, der sich in eine hochgradig dezentralisierte Vielvölkergemeinschaft auf freiwilliger Basis verwandelt hatte. Südafrika verließ hingegen 1961 den Commonwealth und rief eine Republik aus. Auch Malaysia, Zypern und Jamaika wurden während der Amtszeit MacMillans unabhängig.

In dieser Phase kamen Ströme von Immigranten aus dem zerfallenden Empire - vor allem von den westindischen Inseln und aus Pakistan - ins Vereinigte Königreich. Da ein hoher Bedarf an Arbeitskräften bestand, waren viele von ihnen gezielt angeworben worden. Die Immigranten wurden jedoch von einem großen Teil der britischen Bevölkerung alles andere als mit offenen Armen aufgenommen. Als Küchenhilfen, Bandarbeiter und Putzfrauen waren sie von der Oberschicht gerne gesehen, jedoch nicht las Nachbarn in den besseren Wohnvierteln. So bildeten sich in den 50ziger und 60ziger Jahren in den großen britischen Städten regelrechte Slums. Ein Grossteil der Unterschicht war mit diesem Zustrom von Fremden in „ihren“ Lebensraum schlichtweg überfordert, da die britische Regierung jahrelang nichts unternommen hatte, den Neuankömmlingen die Integration zu erleichtern. Die Folgen: Die Einwanderer gründeten ihr eigenes soziales Umfeld, mit Kneipen, Kirchen, Läden usw. Diese blieben den weißen weitgehend verschlossen. Die Spannungen zwischen Briten und Immigranten veranlassten die Regierung zu einer scharfen Begrenzung der Zuwanderung, während im Lande die rechtliche Gleichstellung der Eingewanderten und ihrer Nachkommen sichergestellt wurde. Nach dem Zerfall des Empire richtete sich die Aufmerksamkeit der Briten verstärkt auf die Situation im Vereinigten Königreich: Es wurde zunehmend klar, dass die britische Wirtschaft deutlich langsamer wuchs als die der europäischen Nachbarstaaten auf dem Festland. So bewarb sich das Vereinigte Königreich 1961 um Mitgliedschaft in der europäischen Gemeinschaft. Zahlreiche Briten waren nicht darauf vorbereitet, ihr Schicksal an das des europäischen Festlands zu koppeln. Daraus resultierend kam zu einem starken Wiederaufleben von Patriotismus in Groß Britannien, der vielerorts das ohnehin schlechte Verhältnis zu den neuen Nachbarn verschärfte. Ein zentrales Thema der britischen Geschichte seit Mitte der sechziger Jahre war der Kampf gegen zweistellige Inflationsraten.

Die Bestrebungen der Regierung, die Rechte der Gewerkschaften zu beschneiden, erzeugten eine Stimmung des zivilen Ungehorsams bei den Gewerkschaftsführern. In diesem Zeitraum der sozialen Wandlungen entstanden in Groß Britannien die ersten Jugendkulturen.

2. Die Vorfahren der Skinheads

Die Antwort der Jugend der Arbeiterklasse in Groß Britannien auf den gesellschaftlichen Wandel war die Rückgewinnung der Gemeinschaft, wie es Klaus Farin in seinem Buch „Krieg in den Städten“ erklärt.

Schon seit den 50ziger Jahren gaben Arbeiterjugendliche in Sachen Jugendkultur den Ton an. Ohne die Leidenschaft der Teddyboys und der Rocker zur Musik wäre der Rock and Roll nicht annährend so groß geworden. Die Zugehörigkeit zu einer Jugendkultur verkörperte eine Haltung, sie war Ausdruck einer Rebellion derjenigen, die das Gefühl hatten, benachteiligt zu sein.2 In den späten 50ern erblickten die sogenannten „Mods“ das Licht der Welt. Sie stellten nicht mehr den Macho und den ölverschmierten Prolo in den Vordergrund.3 Mod zu sein war mit der Vorliebe zu teuren Klamotten, zur jamaikanischen Musik, zum Soul, verchromten Vespas und leichten Drogen verbunden. Mitte der sechziger Jahre erlangten die Mods zum ersten mal größere Aufmerksamkeit der Medien. Grund dafür waren die Auseinandersetzungen zwischen Mods und Rockern in den Küstenregionen. Diese Tumulte wurden innerhalb weniger Wochen zu einem regelrechten Krieg aufgespielt, was zur Folge hatte, dass daraufhin Jugendliche aus dem ganzen Land die Fronten bezogen und sich erbitterte Kämpfe lieferten. Die Konzentration der Medien auf die Krawalle bewirkte, daß eine große Anzahl von Teenagern in die Szene strömte, denen es mehr um Gewalt als um den Mod-Stil ging. Binnen weniger Jahre begann sich der Kult zu fragmentieren. Einige Mods kamen in den Genuß höherer Schulbildung und „nahmen neue Farben und Töne in sich auf“.4 Andere schlossen sich der sich bildenden Armee von Hippies an oder wurden ganz einfach „normal“. Eine kleine Gruppe, die sich aus der Mod-Szene herausbildete, nannte sich Gang-, bzw. Hard-Mods. Diese unterschieden sich insofern von den ursprünglichen Mods, als sie dem Glamour und der Scheinwelt den Rücken zukehrten. Statt teuren Klamotten trugen diese bevorzugt Jeans und Stiefel und entgegen der landläufigen Mode wurden die Haare immer kürzer. Dies war auch praktischer bei den zunehmenden „Gang-Fights“. Neben London gab es in Städten wie Liverpool, Birmingham, Newcastle um 1967 große Konzentrationen von Mods, die jedoch mit Abstand größte Anzahl konnte man in Glasgow finden. Glasgow blickt, was die Zugehörigkeit Jugendlicher zu einer Subkultur angeht, auf eine Lange Geschichte zurück. Seit den 30er Jahren gehörte es scheinbar zum Erwachsenwerden eines Straßenjungens, einer Gang anzugehören. Glasgower Mods hatten den Ruf, besonders gewalttätig zu sein. Sie rotteten sich zu sogenannten „Fleets“ und „Teams“ zusammen, um ihre Stadt, ihr Stadtteil oder ihre Straße zu verteidigen.5

Musik spielte für die Hard-Mods nicht mehr die zentrale Rolle. Wichtig war sie zwar immer noch, aber ein Großteil der Kids konnten sich einfach nicht mehr mit ihren einstigen Heroen identifizieren - Bands wie „The Who“ und den „Small Faces“ hatten schon längst die engen Grenzen der Subkultur verlassen und mittlerweile weltweiten Erfolg erlangt. Man brauchte eine Musik, die noch unberührt vom kommerziellem Musikgeschmack war. So ist es nicht verwunderlich, daß neben amerikanischem Soul gerade Reggae und Ska - Musik, die zu dieser Zeit noch fern von Popularität war, die Herzen der Hard-Mods zunehmend begeisterte. Abgeschaut hatten sie sich diesen Underground Sound bei den „Rude Boys“, eine Subkultur, die ihre Ursprünge in Kingston, Jamaika hat und über die westindischen Einwanderer nach Groß Britannien importiert wurde. Der „Rude Boy Look” konzentrierte sich auf smarte Anzüge mit „Hochwasserhosen“ und auf polierte Stiefel. Neben den Mods und den „Rude Boys“ hatte der Fußball eine weitere große Auswirkung auf die Entstehung der Skinheads. Aufgrund der gewonnenen Weltmeisterschaft im Jahre 1966 durch die englische Nationalmannschaft, hatte der Fußball einen gewaltigen Boom in den darauffolgenden Jahren erlebt. In Scharen strömten Jugendliche am Wochenende in die Stadien. Die Tage der „Schlachtenbummler“ waren gekommen und die der Hooligans. Zwar waren Fußballkrawalle nichts neues zu diesem Zeitpunkt, aber noch nie gab es in diesem Maße organisierte Gewalt zwischen Fußballfans, wie sie Ende der sechziger Jahre stattfand. Zum ersten Mal gingen rivalisierende Fußballgangs regelmäßig in die „dritte Halbzeit“. Die Hooligans entwickelten sich schon bald zu einem Jugendkult, ihre Kleidungsstil entsprach in etwa dem der Hard-Mods, vielerorts nannten sie sich „Bootboys“. Aus den Gang-Mods, den Rude Boys und den Bootboys entwickelte sich schließlich der Skinheadkult.

Es dauerte aber noch einige Zeit, bis sich die Bewegung einen einheitlichen Namen gegeben hatte. Noheads, Cropheads, Spyheads, Boiled Eggs, Peanuts oder Mates waren Bezeichnungen, die vorher in verschiedenen Gegenden geläufig waren.6 Selbst die Bezeichnung „Mod“ war noch des öfteren zu hören. Spätestens Im Sommer 1969 jedoch war das Wort „Skinhead“ in aller Munde.

3. Der “Spirit of 69”

Wie alle anderen westlichen Staaten wurde auch Groß Britannien Ende der sechziger Jahre von der Flower-Power-Bewegung erfasst. Tausende von britischen Jugendlichen sprangen auf den Zug auf und verabschiedeten sich von der „verhassten Ausbeutergesellschaft“. „Kommt, lasst uns die Gesellschaft verändern“, und, „zerschlagt das kapitalistische Schweinesystem“ waren bekannte Parolen dieser Zeit. Als Alternative wurde die Besinnung auf immaterielle Werte wie Liebe, Frieden und Glück („Love, Peace and Happiness“) sowie Toleranz beschworen.

Äußere Zeichen dieser von der gesellschaftlichen Norm abweichenden Lebenseinstellung waren bunte, schrille Kleider und lange, teilweise blumengeschmückte Haare bei sowohl Männern, als auch bei Frauen. Neben der „freien Liebe“ und neuen Formen des Zusammenlebens propagierten die „Blumenkinder“ den Konsum von „weichen“ Drogen wie Marihuana und LSD, sowie deren Legalisierung. Im Gegensatz zu früheren Jugendbewegungen spielte Politik im Leben der Hippies eine große Rolle - wie sich schon bald an den flächendeckenden Protesten gegen den gleichzeitig stattfindenden Vietnamkrieg zeigte.

Diese surreale Welt stieß bei dem Großteil der Arbeiterklassekids auf Unverständnis und Ablehnung. Zwar kamen auch ein paar Jugendliche der unteren Schichten in den Genuß einer höheren Schulbildung und schlossen sich den Hippies an, aber die meisten Working-Class Kids konnten es - wie es George Marshal beschreibt - kaum abwarten, endlich die Schule zu beenden, um irgend einen niederen Job anzunehmen. Politik interessierte sie in der Regel nicht. Aufrufe der Studenten an die „Proletarier“, sich ihnen anzuschließen blieben im Allgemeinen fruchtlos, was die sehr rege Partizipation der „arbeitenden Bevölkerung“ an den studentischen Protesten dieser Zeit zeigte. Schließlich war es nicht jedermanns Sache, bei einem smoke- oder love-in in einem Park zu sitzen und Drogen zu konsumieren.7 Dies roch zu sehr nach Palastrevolte, außerdem gab es anderes im Leben der Proletarier, als sich mit Marx-, Lenin-, Mao Tse-Tung- Ausgaben zu befassen oder über die Lehren Buddhas zu philosophieren. Die Kids der Straße entwickelten ihren eigenen Weg, um gegen die spießige, die Arbeiterklasse unterdrückende britische Gesellschaft zu protestieren - fern von Marx und Buddha.

Immer, wenn sich Arbeiter nicht der „gottgegebene“ Ordnung unterwarfen, wurde ihnen der Kopf rasiert. Man versuchte damit, ihnen Individualität und Würde zu rauben. Diese Tradition reicht von den Arbeitern in den viktorianischen Arbeithäusern, über die Häftlinge der Erziehungsheime und Besserungsanstalten des 19. Jahrhunderts, bis hin zu den Zuchthäuslern und Straflagerinsassen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.8

Auch Teile der britischen Jugend schlossen sich dieser Tradition an.

Der Stoppelhaarschnitt stand für sie nicht nur für die Sauberkeit der britischen Working-Class, er war zudem auch eine klare Absage an den „langhaarigen Mainstream“.

Dem Friede-, Liebe-Zug der Hippies hielten die Skinheads proletarische Härte entgegen, die auch mit ihrem Kleidungsstil zum Ausdruck gebracht wurde.

Erst im Oktober 1968 wurde die Bevölkerung Groß Britanniens zum ersten Mal auf ihre kurzhaarigen Sprösslinge aufmerksam.

Es war der Tag des Vietnamsolidaritätsmarsches, an dem ca. 30000 Menschen, vornehmlich Studenten beteiligt waren. Diese wurden von 200 Jugendlichen mit Stiefeln und rasierten Köpfen attackiert. Von dort an gehörten Skinheadstories, ob wahr oder gelogen, zum Alltag der Medienberichterstattung in Groß Britannien. Es wäre allerdings nicht richtig, das Erscheinen der Skinheads in den Medien mit der Geburt des Kultes gleichzusetzen. Wie schon gesagt, wurden die ersten Kids in Boots und „Crop“ (Skinheadhaarschnitt) bereits 1964 in Modkreisen gesichtet. Dies wiederlegt auch die Legende, Skinheads seien lediglich die harte, männliche Antwort auf den Hippie-Kult. Bereits 1968 gab es in Städten wie, Liverpool, Glasgow, Birmingham oder London Skinheadgangs. „Es war die dominierende Jugendkultur, jeder der etwas auf sich hielt und rude genug war, wurde Skinhead“.9 Fußballmannschaften wie Manchester United konnten ihre Skinheadanhänger in Tausenden zählen.

4. Der Skinhead-Look

Im diesem Abschnitt werde ich kurz auf das Erscheinungsbild der Skinheads eingehen. Dies ist meiner Meinung nach notwendig, da oftmals nur diejenigen mit Nassrasur und im Military-Outfit - dem angeblich „typischem“ Skinhead-Look - von der Öffentlichkeit als Skinheads erkannt werden.

Der Skinhead-Look ist aber keineswegs paramilitärisch, vielmehr handelt es sich dabei um einen Stil, der die Verbundenheit zur Arbeiterklasse ausdrückt und der - aufgrund von Überschneidungen mit der aktuellen Mode - von vielen „normalen“ Bürgern nur schwer zu erkennen ist.

1969 hatte sich eine einheitliche Skinhead-Uniform durchgesetzt. Auf Reggae- und Soulnightern am Wochenende trugen viele Skinheads Anzüge. „Skin-Girls“ trugen des öfteren Miniröcke oder Kostüme. Ansonsten besteht die Skinheadgarderobe nach wie vor im wesentlichen aus Jeanshosen und -jacken, Button-Down Hemden, sogenannten Harringtonjacken, „Donkey“ Werftarbeiterjacken, Hosenträgern und Schnürstiefeln. Zwar wurden in den Anfangstagen des Kults vereinzelt britische Militärstiefel getragen, in der Regel wurden aber Bergbauarbeiterstiefeln und später „Doc Martens Arbeitsstiefel“ bevorzugt. Die Punkbewegung veränderte den Skinhead-Look in den späten siebziger Jahren. Das Erscheinungsbild vieler Skins wurde aggressiver und stilloser.

Die von den deutschen Medien vielzitierten „Springerstiefel“ wurden aber zu keinem Zeitpunkt getragen. Diese Bezeichnung für Schnürstiefel entspringt wohl eher dem Versuch, Skinheads einen latenten Militarismus zu unterstellen.

Fakt ist, daß bis auf die Bomberjacke (Pilotenjacke der US-Luftwaffe), die von Skins seit den späten Siebzigern getragen wurde, es kein Uniformstück in die Skinheadgarderobe geschafft hat. Dies sollte man unbedingt berücksichtigen, wenn man in den Medien ständig von uniformierten, Fahnen schwingenden Jugendlichen hört.

Haarsträubende Geschichten gibt es auch über die Bedeutung der Schnürsenkelfarben, anhand welcher es angeblich möglich sei, Skins aller Couleur zu unterscheiden. Selbst eine Schrift des deutschen Bundesministeriums des Inneren berichtet: ,,So können weiße Schnürsenkel bedeuten, daß die Skins der Gruppe sich als White-Power-Skins sehen. Gelbe Schnürsenkel können ein Indiz dafür sein, daß sich diese Skinhead-Gruppe der verbotenen FAP verbunden fühlt [...] Rote Schnürsenkel dokumentieren u. U. die Zugehörigkeit zur Szene der Redskins."10 Abgesehen davon, daß manche Skinheads tatsächlich versuchen, anhand der Schnürsenkelfarbe ihre Gesinnung zur Schau zu stellen, dürfte dies wohl aufgrund regionaler Unterschiede zu Missverständnissen führen. So tragen nicht selten rechtsradikale rote Schnürsenkel, um ihre Zugehörigkeit zu Blood and Honour auszudrücken. Nicht minder häufig tragen linke Skins weiße Schnürsenkel.

Die ursprüngliche Bedeutung der unterschiedlichen Schnürsenkelfarben lag lediglich in der Betonung der besonderen Schnürung bei den hohen Stiefeln bzw. darin, seine Verbundenheit zu einer Gang, einer Stadt oder einer Fußballmannschaft zu zeigen. Auch die Sportmarke „Lonsdale“, die von vielen Skinheads getragen wird, wurde seltsamerweise von den Medien in Verbindung mit Rechtsradikalismus gebracht, denn „wenn man seine Jacke im richtigen Winkel schließt, dann leuchten vom über die Brust gedruckten Logo des Herstellers nur noch die Buchstaben "NSDA".11

Lonsdale - zahlreiche Werbeverträge mit farbigen Sportlern besitzend - störte der „braune Ruch“ und unterstützte daraufhin antirassistische Initiativen wie z.B. der „Stern"-Aktion "Mut gegen rechte Gewalt".12

Der oben beschriebene Kleidungsstil ging einher mit einer Kurzhaarfrisur, die anfänglich nicht annähernd so kurz wie heute war. Einen „Kahlschädel“ gab es so gut wie gar nicht, die Haare wurden von den meisten Skins so kurz getragen, daß man die Kopfhaut darunter durchschimmern sah - daher auch die Bezeichnung Skinhead („Hautkopf“).13 Diese gepflegt wirkende Frisur wurde sowohl bei den Eltern, als auch bei den Arbeitgebern gern gesehen.

„Skinhead-Girls“ trugen in der Regel einen sogenannten „Feather-Cut“. Dabei handelt es sich um eine Kurzhaarfrisur mit längeren Haaren an Nacken, Stirn und den Ohren. Rasierte Köpfe waren unter den Skin-Mädchen eher die Seltenheit. Viele von ihnen trugen normale Kurzhaarfrisuren oder veränderten ihre Frisur gar nicht.

5. Skinhead-Reggae

Wie es Roddy Moreno - Sänger der antirassistischen Skinhead-Kultband „The Oppressed“ - passend in einem Interview erklärte, ist die Skinheadbewegung eine im besten Sinne des Wortes multi-kulturelle Synthese. Ohne die „Rude Boys“ wäre die Skinheadbewegung niemals entstanden. Es war ihr Stil sich zu kleiden - Stiefel, gekürzte Hosen, Hemden usw. - und vor allem ihre Musik, welche den Musikgeschmack der Skinheads entscheidend prägte.

Dies hat im gewissem Maße auch damit zu tun, daß Reggae und Ska von keiner anderen Jugendkultur „besetzt“ war.14

Die Geburtsstunde des Ska liegt um 1960. Er wurde in Jamaika schnell als unprofessionell abgetan und von vom staatlichen jamaikanischen Radiosender boykottiert. Da es Plattenläden so gut wie nirgendwo gab, mieteten sich Besitzer von Elektroläden einen LKW, installierten Lautsprecher und Plattenspieler darauf und tourten mit den Platten durch das Land - das sogenannte „Soundsystem“ war entstanden. Mit der Zeit wurde Ska berühmter und aus den Soundsystem-Shows wurden regelrechte Straßenfeste.15

Aufgrund der miserablen Soundqualität - die Platten wurden meist in schäbigen primitiven Hinterhofstudios aufgenommen - blieb der weltweite Erfolg vorerst aus. Im Zuge der Migrationbewegung in den frühen Sechzigern wurde Ska - der Oberbegriff für den alten Reggae, Blue Beat und Rocksteady - nach Groß Britannien importiert. Auch dort erlangte er vorerst keinen kommerziellen Erfolg, denn er wurde als primitiv und „dreckig“ betrachtet.

Selbst Desmond Dekkers Hit „The Israelites“ oder Millie Smalls „My Boy Lollipop“ schafften es nur aufgrund ihrer starken Underground-Unterstützung in die Charts. So blieb Ska die Musik der Underdogs - die Musik der Rude Boys und der Skins. In einem Interview berichtete der Skinhead-Reggaestar Judge Dread, daß er und seine Freunde stets zum Hafen gingen, um Neuveröffentlichungen direkt von den Schiffen zu kaufen.

Stars wie Laurel Aitken, den Skatalites, The Upsetters, The Pioneers und Prince Buster verdanken vor allem der Liebe der Skinheads zum Ska ihren späteren Erfolg. Aufgrund dessen wurden Skinheads mehr und mehr von den jamaikanischen Künstlern in deren Texte miteingebunden.

Meine Schwester sagt, sie will keinen Mann

Sie will keinen Mann, wenn es kein Skinhead ist. Skinhead!

Ich gehe zurück in die Slums, wenn die Bewegung zusammenbricht.

Hip to the Hop! (Skinhead, Text von Laurel Aitken)

Noch heute würdigt der über siebzig Jahre alte Musiker auf seinen weltweiten Tourneen seine kurzhaarigen Fans. Oft bildet diese Subkultur nach wie vor mehr als die Hälfte des Publikums bei seinen Gigs.

In zahlreichen Songs - wie „Skinhead Moonstomp“ und „Skinhead-Girl“ von den Symarips, „Skinhead Shuffle“ von den Mowhawks, Skinheads, A Message To You von Desmond Riley, „Skinhead Moondust“ und „Skinheads Don’t Fear“ von Hot Rod Allstars - erklärten auch andre schwarze Musiker ihre Verbundenheit zum Kult.16 Während große Teile der Bevölkerung Groß Britanniens den Reggae schlichtweg ignorierte und auch den Umgang mit seinen neuen westindischen Mitbürgern mied, trafen sich weiße und schwarze Jugendliche in den selben Clubs und tanzten zu Ska und Soul.17

Es gab eine Reihe britisch-jamaikanischer Skinheadgangs. Die Hautfarbe spielte zu dieser Zeit keine Rolle - wie es George Marshal, Skinhead der ersten Generation, in seinem Buch „The Spirit of 69“ ausdrückt. Skinhead-Sein war in diesen Tagen eine Frage des Klassenstandpunktes und der Liebe zum Kult.

Im Gegensatz zur Musik, die von den Mods präferiert wurde, war der Skinhead- Reggae wesentlich härter. Erst der Einfluß der Rastafari-Bewegung veränderte den Reggae im Bezug auf Musik und Texte. Die religiöse Rückbesinnung auf die afrikanische Urheimat der Westinder dominierten fortan Teile der Reggaebewegung, Viele Skins wendeten sich ab. Damit konnten sie sich nicht mehr identifizieren. In den Siebzigern erfuhr der Ska in Groß Britannien ein gewaltiges Comeback. Die sogenannte „Two-Tone Welle“ - eine vom Punkrock beeinflusste weiterentwickelte Form des Ska - hatte Tausende von Anhängern um sich geschart, ein Großteil dieser waren Skins. Bands wie The Specials oder The Selector oder Madness gehören zu den Wegbereitern dieses Booms. Die Message dieser Musik handelte von Arbeitslosigkeit, Sex und Rassismus und sie war frei von Rastafari-Einflüssen. Anders als beim Skinhead-Reggae vergangener Tage spielten in den Two-Tone Bands meistens weiße und schwarze Musiker. Die Bedeutung „Multikulturell“ stand auf den Fahnen der Two-Tone Bewegung, wodurch sie auch der Aufmerksamkeit der extremen Rechten nicht entging. Schon bald wurden Konzerte von Madness oder den Specials zum Ziel rassistischer Übergriffe.

6. Skinheads und Gewalt

Obwohl Gewalt schon in früheren Jugendkulturen Englands eine wesentliche Rolle spielte, übertraf die Skinheadbewegung hinsichtlich ihres Gewaltimages ihre Vorgänger bei weitem. Es ist nicht die Gewalt an sich, die Skinheads neu definierten, es ist die Art und Weise, in der sie diese anwandten. Viele Skins hatten gerade ein libidinöses Verhältnis zu ihrem gewalttätigen Image in der Öffentlichkeit entwickelt, berichtet der Sozialforscher Klaus Farin. Skinheads hatten überall Ärger, ob in den Tanzclubs, ob in der Schule, ob in der Freizeit. Und wenn sie keinen Ärger fanden, dann gingen sie eben ins Stadtteil einer andren Gang und prügelten sich mit dieser.18

Die Originalskins waren weitgehend unpolitisch gewesen. Zwar war „Labour“ die von den meisten von ihnen bevorzugte Partei, berichtet George Marshal, Politik war aber niemals Bestandteil der traditionellen Szene gewesen. Rassismus existierte im Kult nicht. Es gab vielleicht vereinzelt rassistische Skins, „die gab es aber genauso, wie es rassistische Banker oder rassistische Milchmänner gab“.19

Bei den Kämpfen, die sich Skinheads mit anderen Subkulturen oder gegeneinander lieferten, ging es stets darum, sein Revier vor einer anderen Gang zu verteidigen.20 So wie sich Mods Jahre vorher mit Teds Schlachten lieferten, lieferten sich Skinheads, die Nachfolger der Mods und Rocker, die Nachfolger der Teds, erbitterte Kämpfe. Den Höhepunkt fand diese Feindschaft bei den Bank-Holiday Krawallen in den Küstenstädten. Die bevorzugten Feinde der Skinheads waren aber vor allem Hippies. Sie wurden als schmutzige Schmarotzer angesehen, die in jeder Hinsicht im Widerspruch zu den Werten der Arbeiterklasse standen. Aber auch Soldaten oder „Exoten“ wurden des öfteren von Skinhead-Attacken heimgesucht.

Das sogenannte „Paki-Bashing“ - ein Ausdruck für das Verprügeln von indischen und pakistanischen Einwandern - zog aber die Aufmerksamkeit der Medien am meisten auf sich. Dabei handelte es sich aber nach George Marshal nicht nur um ein rassisches Problem. In der Regel waren neben weißen Jugendlichen auch Schwarze, Griechen und andere an den Überfällen auf asiatische Einwanderer beteiligt, „sie standen den Weißen Jugendlichen in Punkto Männlichkeitsgehabe in nichts nach“.21

Die Gründe dafür, daß Pakistanis von einem Teil der Skinheads, nicht aber karibische Immigranten angefeindet wurden, liegen neben dem gemeinsamen subkulturellen Erbe zum Teil darin, daß der jamaikanische Lebensstil als „vertrauter“ betrachtet wurde. Nach Untersuchungen, wie sie kürzlich von Sally Tomlinson vorgenommen wurden, besteht bei zahlreichen Briten auch heute noch die Überzeugung von einer „unproblematischen nationalen Identität“, die sich auf ein gemeinsames Erbe und eine spezifische Kultur stützt.22 Diese Überzeugung definiert das Verhältnis zu anderen Kulturen, insbesondere zu denen der Einwanderer. Das hat zur Folge, daß Kulturen und Normen von Minderheiten als "problematisch" bezeichnet werden bzw. daß Verhaltensweisen von Minderheiten, die man schätzt, als "britisch" ausgegeben werden - dies geschieht etwa, wenn „Rechtschaffenheit“ - gleichgültig bei wem man sie feststellt - als eine typisch britische Tugend verstanden wird. Zu dieser Einstellung gehört, daß die weiße Mehrheit von den Minderheiten erwartet, daß sie sich assimilieren und die Mehrheitswerte annehmen. Tun sie das nicht, erweisen sie sich gerade dadurch als Minderheit und werden anders behandelt.

Die Ursachen dafür liegen zu einem großen Teil in der kolonialen und imperialen Vergangenheit des Vereinigten Königreichs. Hinzu kommt, daß der Aufstieg Groß Britanniens zum Weltreich im vorigen Jahrhundert, mit der Ausbreitung sozial- darwinistischer Postulate und Theorien zusammenfiel, die zur ideologischen Absicherung der Eroberungen dienten. Die Briten dominierten nach dieser Vorstellung die Kolonialvölker nicht nur politisch und ökonomisch, sondern auch sprachlich und kulturell. Diese Vorstellungen sind - so Tomlinson - bis heute feststellbar und werden immer dann virulent, wenn es um die Abwehr von Unabhängigkeitsbewegungen im ehemaligen Weltreich geht - man denke beispielsweise an die Auseinandersetzungen über die Entwicklung in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe.

Abgesichert wurde diese Dominanz u.a. durch die Teilhabe an der Sprache: Englisch fungierte dabei als Universalsprache, und die Sprachkenntnis war das entscheidende Element, das das Verhältnis des einzelnen zur Gesamtnation bestimmte. Als dieses durch Kolonialismus und Imperialismus geprägte Selbstbewusstsein mit dem Ende des Weltreichs nach dem Zweiten Weltkrieg in eine Krise geriet, war es zunächst noch wichtiger, klar zu bestimmen, was nicht britisch war.

In den nachfolgenden Jahren wurde diese ablehnende Haltung wesentlich durch soziale und ökonomische Konflikte verschärft, für die die Minderheiten verantwortlich gemacht wurden.

Vor allem Immigranten aus Pakistan, Indien und Bangladesch sollten aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ hinsichtlich Kultur und Sprache zum Sündenbock gemacht werden. Die Westinder hingegen waren schon tiefer in der britischen Kultur verwurzelt. Sie sprachen English und bedrohten die Homogenität der britischen Arbeiterviertel weniger als die „neuen Fremden“, die in ihren eigenen Vierteln isoliert lebten und deren auf Familie und Erfolg zentrierter Lebensstil mehr zur Mittelklasse tendierte.23 Während viele der afro-karibischen Jugendlichen in Skinheadgangs organisiert waren, bildeten die asiatischen Jugendlichen bald ihre eigenen Gangs, was sie in den Augen vieler Skins zu Eindringlingen machte.

7. Die Ära Enoch Powells

Obwohl die Einwanderung aus dem indischen Subkontinent, den afrikanischen Commonwealth-Staaten und Westindien bereits in den 50er und 60er Jahren einsetzte - sie betraf zunächst vor allem die Großstädte, in denen ein entsprechendes Angebot an Arbeitsplätzen vorhanden war, sowie die Zentren der Textilindustrie im Norden Englands - wurden die Auswirkungen dieser demographischen Entwicklung im Hinblick auf politische Konsequenzen faktisch erst in den 70er Jahren diskutiert. Das hing weniger damit zusammen, daß sich der Zustrom von Einwanderern weiter fortsetzte als vielmehr damit, daß vor allem das Thema Einwanderung erstmals in den späten Sechzigern von britischen Politikern zum Problem aufgespielt wurde und daß die Minderheiten während dieser Zeit durch gewaltsame Aktionen auf ihre teilweise unwürdigen Lebensbedingungen aufmerksam machten und nicht länger ignoriert werden konnten.

Wie bereits erwähnt hatte auch Groß Britannien Ende der sechziger Jahre die erste Rationalisierungswelle erfasst. Im Gegensatz zu vorigen Generationen, entstand die erste Generation der Skinheadbewegung in einer von Fremdenfeindlichkeit geprägten Umwelt.

So ergaben Untersuchungen in den 70er Jahren, daß innerhalb der weißen Schülerschaft starke Vorbehalte und Vorurteile gegenüber farbigen Schülern vorhanden waren. Beispielsweise äußerten in einer Umfrage 42% der weißen Schüler und Schülerinnen bis 19 Jahre, daß sie Vorbehalte gegenüber Angehörigen anderer "Rassen" hätten. Eine weitere Untersuchung, die an verschiedenen Schulformen durchgeführt wurde und sich auf 300 Schüler und Schülerinnen bezog, die nach dem Urteil ihrer Lehrer frei von rassistischen Vorurteilen waren, kam zu dem Ergebnis, daß diese Einschätzung bei 75% nicht zutraf, wobei knapp 20% dieser Jugendlichen sogar ausländerfeindliche Positionen vertraten.24

Die Massenhysterie im Bezug auf Überfremdung umfasste alle gesellschaftlichen Schichten. Daher wurde das „Einwanderungsproblem“ in den diesen Jahren zu einem Dauerthema. Schon 1964 gewann Peter Griffith - Politiker aus dem konservativem Lager - seinen Wahlkampf in Birmingham mit dem Slogan: „Wenn sie einen Nigger zum Nachbarn haben wollen, müssen Sie Labour wählen.“ Magret Thatcher baute im Wahlkampf zur Prime Minister Wahl, aus der als Siegerin hervorging, auf den Slogan: „Wir werden der Immigration eine Ende bereiten, da unser Land ansonsten mit Menschen einer anderen Kultur überschwemmt sein wird.“25 John Townend, ebenfalls konservativer Abgeordnete, klagte: „Die Einwanderer aus dem ehemaligen Empire und der in den letzten Jahren angeschwollene Strom von Asylbewerbern verwandeln die Briten in eine Bastard- Rasse."

Aber auch die Labour-Regierung schlug vor - um die „Rassenbeziehungen“ zu verbessern - die Immigration von farbigen Einwandern zu begrenzen. Die „Unverfrorenheit“ der Immigranten aus den ehemaligen Kolonien, der britischen Tradition - sich in fremden Ländern niederzulassen - zu folgen, ging wohl über den Verstand eines so manchen Engländers hinaus. „Weder plünderten die Einwanderer die Kronjuwelen, noch beabsichtigten sie, die Menschen zu unterwerfen, sie zu missionieren und die Wirtschaft des Landes auf Eigennutz umzustellen “, wie es in den Kolonien Europäischer Länder der Fall gewesen ist.26 Sie passten sich lediglich den Gepflogenheiten Groß Britanniens an und nahmen meist jene Jobs an, für die sich der britische Arbeiter schon längst zu fein geworden war.

Purer Eigennutz hingegen, seitens der wirtschaftlichen und politischen Elite, war der Grund dafür, die Ethnizität innerhalb der britischen Gesellschaft aufrechtzuerhalten. In Zeiten des kalten Krieges - als der Sozialismus noch eine Bedrohung der bestehenden Verhältnisse in Europa zu sein schien - war Rassismus ein erfolgsversprechendes Mittel, die unteren Schichten - gemäß dem Motto „Divide and Rule“ - in Schach zu halten.

Auch im Bezug auf so manche Pop-Größe schien Rassismus auf fruchtbaren Boden zu stoßen. So äußerte sich David Bowie zum Thema Einwanderung: „Großbritannien ist bereit für einen neuen Hitler. Alles, was die National Front braucht, ist ein Führer“.27 Eric Clapton hingegen meinte öffentlich: "Schmeißt die Kaffer raus - unterstützt Enoch Powell!"..)28 Soviel zur „weißen Weste“ des etablierten Musikbusiness.

Hinsichtlich rassistischer Hetze ist Enoch Powell, Minister des konservativen Schattenkabinetts, der wohl erfolgreichste Politiker Groß Britanniens gewesen. Er verstand das britische Volk - paradoxerweise sogar die konservative jüdische Presse und Teile der Gewerkschaft - für sich zu begeistern: „Enoch Powell ist wohl der beste britische Prime Minister, den Groß Britannien niemals hatte. ( )Wenigstens muß Enoch Powell die Balkanisierung seines Landes selbst nicht mehr miterleben. Seine Kinder und Enkelkinder können sich leider nicht so glücklich schätzen.“29

Enoch Powell gehörte wohl zu den „unwiederwiederstehlichten“30 und gefährlichsten politischen Persönlichkeiten Groß Britanniens. „Powells Zuhörer wurden vielleicht oft in Wut gebracht, aber niemals mußten sie sich langweilen.“31

Die Karriere Powells begann als konservativer Politiker, „nachdem er als Brigade- General aus den Streitkräften entlassen worden war. 1955 übernahm Powell das Amt des stellvertretenden Wohnungsbau-Ministers an. Er bezog klare Standpunkte bei Themen, die ihn seinerzeit in eine prekäre Lage brachten: So plädierte er für eine Reform des Homosexuellen-Gesetzes, kritisierte das Rentenversicherungssystem und schlug vor, die Regierung solle eine Anti-Raucher-Kampagne initiieren. Zum Thema Immigration hatte sich Powell zunächst eher zurückhaltend geäußert. Auch nach den berüchtigten Rassenunruhen im Jahre 1958 wurde er nicht deutlicher. Erst zwei Jahre später, als er damit begann, Unzulänglichkeiten und Wiedersprüche bezüglich des maßgeblichen Gesetzes von 1948 aufzuzeigen, zeigte er erstmals seine Einstellung hinsichtlich Immigration.

Im wesentlichen vertrat er die Ansicht, daß die unabhängig gewordenen Kolonien nicht das Recht hätten, für ihre Bürger die britische Staatsangehörigkeit zu beanspruchen. 1967 zog er erneut das Interesse der Öffentlichkeit mit der Bemerkung im Daily Telegraph auf sich, daß "ganze Gebiete von Wolverhampton durch den Austausch der Einheimischen gegen eine ganz oder vorwiegend farbige Bevölkerung so komplett umgewandelt wurden, wie andere Gegenden durch einen Bulldozer." Die öffentliche Reaktion war begeistert - „Enoch Powell ist anders ist als die anderen“ - die der Politiker aller etablierten Parteien schwankte zwischen Verunsicherung und Horror. Die Folge: Powell wurde aus dem konservativen Schattenkabinett entfernt. Spontan riefen Arbeiter zu einem Solidaritätsstreik auf und marschierten nach Westminster, um seine Wiedereinsetzung zu verlangen. Der erwogene Parteiausschluss war nicht mehr durchzusetzen. Als die Labour Party 1968 ein Anti-Diskriminierungsgesetz verabschiedete, hielt Enoch Powell am 20. April seine äußerst kontroverse „Rivers of Blood“ Rede, mit welcher er das politische Klima in Groß Britannien nachhaltig aufheizte.32 Darin prognostizierte er Verhältnisse wie im alten Rom, als die Tiber vor Blut schäumte, wenn den Strömen von Immigranten - die seiner Meinung nach bereits das Gesicht Groß Britanniens bis zur Unkenntlichkeit entstellt hatten - kein Ende gemacht würde. Des weiteren sprach sich Powell erstmals für eine konsequente Ausländerrückführung aus.33 Für viele Briten klang diese Rede aufgrund der gerade stattfindenden Rassenausschreitungen in den USA sehr realistisch. So gelang es dem „Tory “, den Alltagsrassismus der Briten in eine Massenhysterie zu wandeln.

„Auch in den Familien von vielen Skinheads fielen Powells Gedanken auf fruchtbaren Boden“34 und schufen bei so manchem eine sehr verquere, feindselige Einstellung Fremden gegenüber. Aufgrund der Verbundenheit der Westinder zum Skinhead-Kult, blieben diese in der Regel verschont - der Hass konzentrierte sich vor allem auf asiatische Einwanderer. Man sollte aber in diesem Zusammenhang nicht vergessen, daß diese Einstellung nur von einem kleinen Teil der Szene vertreten wurde. Des öfteren gehörten auch Asiaten ansonst britischen Skinhead-Gangs an - „es war nicht Politik, die alle Skinheads verband, es war Stil und Musik“.

8. Die Politisierung der Szene

8.1. Die Oi-Punkbewegung

Angelockt vom schlechten Image, daß der Skinhead-Bewegung von der Boulevard- Presse übergestülpt wurde, infiltrierten in den siebziger Jahren zunehmend szene- unkundige Jugendliche den Skinhead-Kult. Zeitgleich kam in London der Punk-Zug ins rollen, der eine neue, die sogenannte „zweite Generation“ von Skinheads entscheidend prägte.

Punk-Rock war eine neue Art von aggressiver Rock-Musik, die von Bands wie den Sex Pistols, The Clash und The Damned geprägt wurde. Punk bedeutete Rebellion gegen die Gesellschaft, Provokation und Ärger. Die Staatsgewalt sowie die konservative Presse reagierte auf die aggressiven Bühnen- und Fernsehauftritte der Bands, auf ihr provokatives Aussehen, ihre radikale Gesellschaftskritik und ihren demonstrativen Drogenkonsum mit großem Unverständnis - machte die Punkbewegung aber dadurch umso attraktiver für Tausende von britischen Jugendlichen. Im Mai 1977 veröffentlichten die Sex Pistols anlässlich des 25-jährigen Thronjubiläums von Königin Elisabeth II. die Single God Save The Queen, deren Cover ein Porträt der Monarchin mit einer Sicherheitsnadel durch die Lippe zeigt. Die Single erreichte Platz zwei der britischen Charts. Der Punk-Rock trat seinen Triumphzug um die Welt an. Punk-Klamotten schmückten von nun an die Schaufenster von Modegeschäften. Es schien, als wäre die einst rebellische GegenKultur zu dem pompös-überfrachteten Musik-Mainstream der siebziger Jahr mit Bands e à la Genesis, Yes oder Emerson, selbst Teil der so verhassten Musikindustrie geworden.

Eine Schlüsselfigur der Punkszene war der Modehändler und frühere Kunststudent Malcolm McLaren, der einen radikalen politischen Anarchismus vertrat. Zusammen mit der Modedesignerin Vivienne Westwood betrieb McLaren eine Boutique in einer besseren Londoner Gegend, von der aus er das „Punk-Windei“ perfekt in Szene setzte, vermarktete und allmählich zum Teil jenes Establishments machte, welches er einst bekämpfte.35 Nichtsdestotrotz glaubten viele Kids an den Punk-Rock und begannen ihn zu leben.36 Sie kehrten der Mode, den Edelpunks und den New- Wavern aus gutem Hause den Rücken zu und schufen ihren eigenen Stil, ihre eigne Szene - fernab von Industrie und Glamour. Dieser Stil trug vorerst Namen wie „Reality-Punk“, „Streetpunk“ oder „Working Class-Punk“. Neben dem Namen änderte sich auch das Erscheinungsbild vieler dieser Punks. Viele fanden im Skinhead-Look das passende Outfit, sich von den Mittelklasse-Punks abzugrenzen. Bei diesem Skinhead-Revival handelte es sich aber um kein Revival im üblichem Sinne, denn die Kids hatten außer dem Namen wenig mit den Skinheads von 1969 gemein. „Die meisten der neuen Skins waren lediglich kahlgeschorene Punks, die keinen Bezug zu den Wurzeln der Skins hatten.“37 Das diese von den traditionellen Skins in der Regel nicht mit offenen Armen aufgenommen wurden, zeigt die Tatsache, daß während der Straßenschlachten im Jahre 1977 viele der ursprünglichen Skins auf Seiten der Teds kämpften, während sich die neuen Skins auf die Seite der Punks stellten.

War noch bei den 69ern Rock-Musik aufgrund ihrer Beliebtheit unter den Bikern absolut verpönt gewesen, gaben sich die „neuen Skinheads“ diesem Musikstil hin, der seine endgültige Bezeichnung von einem Song der Cockney Rejects aus dem Londoner East-End erhielt. „Oi“ hieß der neue Punk, der binnen weniger Monate auf der ganzen Insel zu einem Begriff wurde („Oi“ ist ein Wort aus dem Londoner „Cockney“ Dialekt, das man mit „Hey“ übersetzen kann).

Keine der frühen Oi-Bands bestand aus Skins, dennoch konzentrierten sich die neuen Skinheads um diese Gruppe von Punk-Bands mit Namen wie Sham69, Cock Sparrer, The Business, Angelic Upstarts und den UK Subs. Vor allem Sham 69 wurde als „Glatzen-Band“ bekannt. Allmählich eskalierte die Gewalt auf den Konzerten. „Als die Zeitungen erst einmal Sham 69 mit Skins und Skins mit Gewalt gleichgesetzt hatten, tauchten plötzlich eine Menge von Idioten auf, die nur auf eine Gelegenheit warteten, einen Streit zu beginnen.“38

Der Mann hinter der Oi-Bewegung war der „Sounds“ Journalist Gary Bushell. Er hatte sich schon als Manager der Cockney Rejects in der Szene einen Namen gemacht, indem für einige Punk-Fanzines Berichte geschrieben hatte. Er gehörte zu den wenigen Journalisten, „die sich für Musik von der Straße interessierten“39. Bushell hatte die Idee, alle Street-Punk Bands unter dem Oi-Banner zu versammeln. Durch die Veröffentlichung diverser Oi-Compilations verhalf er Bands wie den „Four-Skins“ und „Last Resort“, bei denen es sich um reine Skinheadbands handelte, zum Erfolg. Auch die beiden genannten Bands hatten - vor allem wegen des ihnen als Skinheads vorauseilenden Gewaltimages - ständig mit Auftrittsverboten und geplatzten Plattenverträgen zu kämpfen. Die Geschehnisse in „Southall“ sollten aber noch über zwanzig Jahre später die komplette Oi-Bewegung brandmarken. Southall war ein Vorort in Westlondon, in der eine große Zahl asiatischer Immigranten lebte. Aufgrund eines Mordes an einem Asiaten im Julie 1976 war dieses Stadteil zunehmend zu einem gefährlichen Ort für weiße Rassisten geworden. Ein Versuch der National Front, einige Monate später im Rathaus von Southall eine Versammlung abzuhalten, wurde von einem Mob asiatischer und weißer Demonstranten attackiert. Dabei wurde der Lehrer Blair Peach von der Polizei zu Tode geprügelt.

Die Community reagierte seit dieser Zeit sehr sensibel auf jede noch so kleine Aktivität. Bereits im Vorfeld des besagten Konzertes hatten weiße Rassisten Flyer mit faschistischen Inhalten verteilt, was dazu beitrug, daß das am Abend stattfindende Konzert als Provokation gedeutet wurde, womit die Realität aber ziemlich auf den Kopf gestellt wird. Denn Southall war Teil einer Tour von Oi-Bands mit der Intention, zu zeigen, „daß es beim „Oi“ nicht um hirnlose Gewalt ging“40. Alle bisherigen Konzerte waren erfolgreich über die Bühne gegangen - auch Konzerte in potentiell gefährlicheren Gegenden als Southall. Als nun im Juli 1980 das besagte Konzert stattfand, wurden die 500 Konzerbesucher, bei denen es sich um Punks, Skins und normale Jugendliche handelte, von den ca. 2000 Aggressoren mit Brandbomben, Steinen und Stöcken angegriffen. Die Polizei konnte nicht verhindern, das dabei die Kneipe, in der das Gig stattfand, samt Bandausrüstung in Flammen aufging und sich die Jugendlichen erbitterte Straßenkämpfe lieferten. Die Zeitungen machten am nächsten Tag ausschließlich die Bands und die Konzertbesucher für die Ausschreitungen verantwortlich. Sie behaupteten, daß es sich bei den Bands allesamt um Nazi-Bands handelte, was aber in keinem Fall nur annährend der Wahrheit entsprach. Selbst die asiatische Version der Geschichte wurde weitgehend ignoriert. Der Oi-Bewegung wurde mit Southall ein schwerer Tiefschlag versetzt, auch die vermehrte Teilnahme von Oi-Bands an RAR41 -Konzerten konnte den Schaden bis heute nicht wiedergutmachen.

8.2. Die Entwicklung der Boneheads

Im Gegensatz zur Skinhead-Musik von 1969, die aufgrund der schwarzen Musiker praktisch immun gegen rassistische Infiltration war, tauchte die extreme Rechte in den späten Siebzigern des öfteren bei Oi-Konzerten und in Fußballstadien auf und versuchte, diese - teils erfolgreich - zu unterwandern. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, in denen tagtäglich „Schauermärchen“ über Skinheads in den Zeitungen zu lesen waren und jedermann, so schien es, Hooligans und Skinheads verachtete. Die National Front aber pries Skinheads und Fußballrowdies als die „Creme de la Creme“ Groß Britanniens und köderten diese mit leeren Versprechungen. Aber auch die politische Linke verzeichnete in diesen Jahren einen Zulauf von Skinheads, der jedoch von der Boulevardpresse kaum beachtet wurde. Genauso wie man tagtäglich Ausländer für Arbeitslosigkeit, Gewalt und Armut verantwortlich machte, wurden Skinheads eben von den Medien und den etablierten Parteien für den Rassismus verantwortlich gemacht, womit sich die eigentlichen Schuldigen von jeglicher Verantwortung freisprechen konnten.

Auch einige Anhänger der Kult-Oi-Band Sham 69 wurden zu Mitgliedern der National Front oder des nicht minder rechtsextremen British Movements. Obwohl Sänger Jimmy Pursey bekannt war für seine anti-rassistische Haltung, konnte sich Sham 69 einfach nicht von ihren „braunen Anhängern“ befreien. Als die Band 1978 bei Konzerten der „Anti-Nazi-League“ und beim „Rock against Racism“ auftrat, nahmen die Gewalttätigkeiten in der Folgezeit in einem solchen Maße zu, daß sich die Band auflösen mußte.42

Auch die „Angelic Upstarts“ wurden zum begehrten Angriffsziel neonazistischer Vereingungen. So griffen im Juni 1979 etwa fünfzig Faschisten der National Front die Band in Wolverhampton an, weil sich diese deutlich von Rassismus distanzierte. Die Situation spitzte sich zu, als das „Bulldog“, ein der NF nahestehendes „Musik- Fanzine“ versuchte, die Oi-Szene als „Nazi-orientiert“ zu vereinnahmen. Trotz einer Vielzahl von Versuchen seitens der Oi-Bands, sich von diesem Image zu distanzieren, gelang es der Bewegung nicht, sich in Anbetracht zahlreicher Hetzkampagnen der Boulevardpresse, von diesem Ruf loszulösen. Jeder britische Jugendliche, der im ,,richtigen Alter" war und glaubte, gegen die scheinbar wohlstandsbedrohlichen Ausländer vorgehen zu müssen, hatte jetzt das passende Outfit gefunden und schloss sich mit großer Wahrscheinlichkeit der früher kaum bekannten Gemeinschaft der Skinheads an. Genauso wie Punks fälschlicherweise mit „links“ assoziiert wurden, wurden Skinheads eben mit Rassismus gleichgesetzt. Durch diese Unterwanderung der Skinheadszene von „mediengeformten“, ausländerfeindlich eingestellten Jugendlichen, stieg die Wahrscheinlichkeit an, daß sich tatsächlich Skinheads an rassistischen Aktivitäten beteiligten. Die Jugendorganisationen der NF - die Young National Front - widmete sich zunehmend diesem Potential, beschränkte ihr Engagement aber nicht nur auf Skins. Auch Viele Punks, „Psychobillies“, Teds und Rocker glaubten an die NF und traten dieser bei.

Da die meisten Rock and Roll Bands jedoch fern von rechtsextremen Gedankengut waren, setzte die NF in hohem Maße auf die gezielte Förderung rechtsradikaler Rock-Bands. Analog zu den ,,Rock Against Racism"-Festivals, die als Antwort auf den Aufschwung rechter Parteien und Vereinigungen ins Leben gerufen wurden, veranstaltete eine Bewegung innerhalb der ,,National Front" Konzerte unter der Überschrift Rock against Communism (RAC). Daraus entstand 1986 nach dem Leitspruch der Waffen-SS ,,Blut und Ehre" die Blood & Honour-Bewegung, die heute als Sammelbecken gewaltbereiter Neonazis weltweit aktiv ist. Das Zugpferd der Blood and Honour Bewegung war die englische Nazi-Band „Skrewdriver“ mit ihrem Frontmann Ian Stuart Donaldson. Die ursprüngliche Punk-Band wurde 1977 von Stuart in „Blackpool“ ins Leben gerufen. Textlich und musikalisch wurden Skrewdriver sehr von den „Sex Pistols“ beeinflusst, optisch passte sich die Band zu diesem Zeitpunkt ebenfalls der landläufigen Punk-Mode an.

Nachdem die Band zweimal aufgelöst wurde und längere Pausen gemacht hatte, war von der ursprünglichen Besetzung nur noch Ian Stuart übriggeblieben. Über die politische Einstellung der Band bestanden immer noch Zweifel, diese wurden aber spätestens Ende ’82 von Stuart beseitigt, als sich dieser öffentlich zum Nationalsozialismus bekannte.43

Da die Band fortan nirgendwo mehr spielen konnte und auch keine Plattenverträge mehr erhielt, wandte sie sich an die National Front. Zusammen mit der Young National Front gründete Stuart das schon erwähnte Rock Against Communism (RAC) - das Pendant zum Rock Against Racism (RAR) - und den White Noise Club mit seinem Hauseigenen Plattenlabel White Noise Records. Beim sogenannten White Noise Club handelt es sich um ein Netzwerk von Bands, Konzertveranstaltern und Politfunktionären, welches den neonazistischen Musikgruppen die Möglichkeit eröffnete, professioneller als zuvor Platten zu produzieren und Konzerte zu veranstalten. Unter anderen veröffentlichte White Noise Records in den kommenden Monaten die Nazi-Hymne White Power von Skrewdriver.

Ich sehe mein Land in der Gosse enden

Wir tragen alle mit Schuld daran

Wir lassen die anderen das Ruder übernehmen, wir lassen sie alle herkommen Einst hatten wir ein Reich, jetzt leben wir in einem Slum

(Refrain)

White Power! Für England White Power! Heute

White Power! Für Großbritannien Bevor es zu spat ist

Sitzen wir nur herum und lassen sie kommen?

Haben sie den weißen Mann in die Flucht geschlagen? Die multi-kulti Gesellschaft ist ein Durcheinander Wir lassen uns das nicht länger bieten

Was brauchen wir? (White Power, Text von Skrewdriver)

(Refrain)

Die Etablierung von Rock Against Communism führte zu einer starken Zersplitterung der Skinhead-Szene. Fanden sich in den vorangegangenen Jahren Skins aller Couleur noch des öfteren nach dem Motto „unpolitisch“ auf Oi-Konzerten zusammen, war gegen 1984 die Szene bereits in zwei sich feindselig gegenüberstehende Gruppen getrennt - auf der einen Seite traditionelle, auf der anderen Seite rassistische Skinheads, für die sich im Laufe der Entwicklung der Name Bonehead durchsetzte. Auch im Bezug auf das Outfit begannen sich die beiden Gruppen voneinander wegzuentwickeln. In Nazi-Kreisen setzte sich ein besonders martialisches Äußeres durch, geprägt von kniehohen Stiefeln, „Bomberjacken“ und einschlägigen Aufnähern, während die Mehrheit der nicht-rassistischen Skinheads dem Stil von 1969 treu blieb.

Neben den rechten Skinheadbands entstanden zeitgleich auch sozialistische SkinBands wie die Redskins, Red London oder Red Alert und linke SkinheadOrganisationen wie die League of Labour Skins.44

8.3. Die Entstehung von Blood and Honour

In den frühen Achtziger Jahren fand der Skinheadkult zunehmend weltweit Anhänger. Zwar gab es in Australien schon seit den frühen siebziger Jahren Skinheads, dies hing aber vor allem mit der Zugehörigkeit des Landes zum Commonwealth zusammen. Die Mehrheit der ausländischen Skins wusste nur wenig über die Anfänge des Kults, infolgedessen hatten es rechtsextreme Organisationen von Anfang an einfach - nach dem Vorbild des British Movements oder der NF - Teile des Kults für sich zu vereinnahmen. Die National Front begrüßte diese Entwicklung im Ausland sehr, da sie über White Noise Records nun weltweit agieren konnte und trotz der rapiden Abnahme ihrer Mitgliederzahlen finanziell überleben konnte.45

Auch Skrewdriver hatte sich das Motto „White Pride, Worldwide“ auf die Fahnen geschrieben. So stiegen noch vor der Veröffentlichung des zweiten Albums Hail the New Dawn, daß auf dem deutschen Label Rock-O-Rama veröffentlicht wurde, zwei Australier und ein Italiener in die Band ein.

Wie viele andere Nazi-Skinheadbands hatte auch Skrewdriver seinen Stil im Laufe seiner Entwicklung sehr verändert. Hard Rock und Heavy Metal dominierten zunehmend den Nazi-Sound, womit er auch allmählich in den Bereich des Mainstreams vordrang.

Mitte der achtziger Jahre änderte auch die National Front ihren Kurs zugunsten einer „gemäßigteren“ Politik und hin zur Zusammenarbeit mit Organisationen, „welche altmodische Neonazi-Skinheads als ihre klassischen Feine betrachteten“.46 So übernahm die NF den Vertrieb des Grünen Buches des lybischen Führers Gaddafi für Groß Britannien und arbeitete mit der islamischen Separatisten- Organisation Nation of Islam zusammen. Als sich 1986 Rock-O-Rama und ein Teil der aktiven Naziskinheads von der NF finanziell betrogen fühlte, wandten sich Skrewdriver, deren Sänger gerade aus dem Gefängnis wegen Körperverletzung entlassen wurde, von der NF ab und schloss sich mit Hilfe des harten Kerns der britischen Neonazi-Szene und bekannten rechtsradikalen Bands wie No Remorse, Sudden Impact und Squadron zu einer neuen Organisation mit dem Namen „Blood and Honour“ zusammen.47

Schon bald schlossen sich neben Brutal Attack fast alle Neonazi-Bands aus dem Süden Englands Blood and Honour an, was die Organisation zum größten Rivalen des White Noise Clubs machte, dem fast alle rechten Bands aus dem Norden Englands angehörten.48 Ian Stuart Donaldson stieg schnell zum Führer von Blood & Honour auf. Mehr und mehr entwickelte sich der lose Bund zu einer politischen Organisation, wenn auch zunächst noch ohne feste Mitgliedschaften. „Musik ist das ideale Mittel, Jugendlichen den Nationalsozialismus näherzubringen“ - umschrieb Stuart das politische Credo »seiner« Organisation.49

Eine weitere wichtige Schlüsselfigur für Blood and Honour war der frühere British Movement Aktivist Nicola Crane, der an einer Reihe von brutalen rassistischen Angriffen auf Einwanderer beteiligt war, von denen ihm einer eine vierjährige Haftstrafe einbrachte. Weniger als zehn Jahre nach Gründung von Blood and Honour waren die beiden Drahtzieher bereits tot. Ian Stuart starb bei einem Autounfall und Crane starb 1994 an Aids. Kurz vor seinem Tod hatte er sich in einer Fernsehsendung als homosexueller geoutet,50 was nach seinem Tod von der NF zum Anlass genommen wurde, gegen Blood and Honour zu hetzten. Blood and Honour seinerseits bezeichnete die NF daraufhin als „Nutty Fairy Party“ (Partei der bekloppten Schwulen), eine Anspielung auf die heimlichen Homosexuellen in der Partei.51 In der Folgezeit kam es häufig zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der beiden Gruppen.

In puncto Layout und politischer Extremität übertraf das von Blood and Honour veröffentlichte, gleichnamige Magazin alle bisherigen White Noise Publikationen bei weitem. Es pries sich selbst als das einzige „ehrliche“ Sprachrohr der Rock Against Communism Bewegung. In der zweiten Ausgabe beschrieb es den Nationalsozialismus als „das einzige unbestechliche Ideal“.52 Trotz der bereits erwähnten Parteienunabhängigkeit, unterstützte Blood and Honour einschlägig rechte Organisationen wie das British Movement, die British National Party, White Aryan Resistance und den Ku-Klux- Klan, dessen Symbol - das dreiarmige Hakenkreuz - noch heute das Cover des Blood and Honour Magazins schmückt. Ende der achtziger Jahre wurde die Blood and Honour Bewegung in die Vereinigten Staaten importiert. Zwar gab es in den USA schon seit den frühen achtziger Jahren schätzungsweise über 18000 Skinheads, von diesen war aber die große Mehrheit in der Oi-Bewegung bzw. in der amerikanischen Hardcore-Punk-Bewegung involviert, die sich als absolut anti-rassistisch verstand. Binnen weniger Jahre baute Blood And Honour zusammen mit Tom Metzger, Gründer der White Aryan Resistance (WAR) ein gut organisiertes Nazi-Netzwerk auf. Anfang der Neunziger wurde das Verhältnis in den USA von Neonazi-Skinheads zu nicht-rassistischen Skinheads von George Marshal wie folgt geschätzt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der plötzliche Tod Ian Stuarts am 24. September 1993 war für die weltweite rechtsextreme Szene ein schwerer Schlag. In der Folgezeit entbrannte ein Machtkampf innerhalb von Blood & Honour, ausgelöst von der britischen Neonazitruppe Combat 18 (C 18), der es schließlich mit Gewalt und Intrigen gelang, die Führung von Blood & Honour an sich zu reißen. Unter dem Einfluß von C 18 wurde Blood & Honour mehr und mehr zum kulturellen Ableger, zum Deckmantel und zur Finanzierungsquelle einer terroristischen Neonazigruppe, die in der Folgezeit nicht einmal davor zurückschreckte, Kritiker sowie Konkurrenten auf dem lukrativen Markt der Neonazi-Rockmusik zu ermorden oder durch Briefbomben einzuschüchtern.53

9. Skinheads Against Racial Prejudice (SHARP)

Mitte der achtziger Jahre tauchten Nazi-Skinheads erstmals in den amerikanischen Medien auf. In San Jose und Remo wurden kurz aufeinanderfolgend zwei brutale Morde an Farbigen begangen. Wenig später schlugen Skinheads einen äthiopischen Studenten in Portland mit Baseballschlägern zu Tode. Alle großen amerikanischen Zeitungen und Fernsehsender berichteten in den kommenden Monaten über die Gefahr, die von der White Power-Bewegung ausging. Selbst in den Talkshows von Oprah Winfrey und Geraldo Rivera gaben sich glatzköpfige Jugendliche, die von sich behaupteten, Skinheads zu sein, schon bald die Klinke in die Hand.

Die Tatsache, daß in der Regel nicht zwischen „normalen“ und rassistischen Skins differenziert wurde, ließ die meisten Leute schon bald die Begriffe Nazi und Skinhead, ähnlich wie in Europa, gleichsetzten.

Um diesem Bild vom „Nazi mit kurzen Haaren“ entgegenzuwirken, wurden ab Mitte der Achtziger eine Reihe von Organisationen mit Namen wie Baldies Against Racism und Skinheads Against Racial Prejudice (SHARP) ins Leben gerufen.54 Letzteres bildete schon bald Ableger im ganzen Land. Der Erfolg von S.H.A.R.P. ist zum einen damit zu begründen, daß die Bewegung „unpolitisch“ war. Jeder Skinhead, egal ob politisch interessiert oder nicht, konnte von nun an zeigen, daß er nichts mit Rassismus zu tun hatte. Die Logik ist einfach: „Es ist absurd sich für schwarze Musik zu begeistern und gleichzeitig die Musiker wegen ihrer Hautfarbe und Kultur zu verachten.“55

Im Mai 1988 erhielt S.H.A.R.P. die Chance einer Selbstdarstellung in einer großen New Yorker Talkshow. Binnen weniger Tage bewarben sich Hunderte von Skinheads, die mitmachen wollten. Der Begründer von S.H.A.R.P. berichtete, „er sei es leid gewesen, andauernd als Nazi beschimpft zu werden“.

Desweiteren erzählte er einem New Yorker Magazin, „es sei für ihn klar gewesen, daß etwas geschehen mußte, das Anwachsen der White Power-Bewegung zu stoppen“.56 Da es für viele Skins einfach Mode sei, rassistische Organisationen zu unterstützen, argumentierte er, daß es folglich auch möglich sei, daß jemand genau den entgegengesetzten Weg einschlagen könne, bloß weil das gerade „cool“ ist.57 Im November 1988 wurde Roddy Moreno, Sänger der walisischen Oi-Punk Band The Oppressed während eines New York-Besuches auf S.H.A.R.P. aufmerksam. Daraufhin bildeten sich bald schon in ganz Europa SHARP-Sektionen. Anders als in den USA wurde diese Bewegung innerhalb der traditionellen Skinhead-Szene jedoch nicht im gleichen Maße berühmt. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der erfolgreichen Untergrabung der europäischen Sektion durch die extreme Linke. „Viele anti-rassistische Glatzen wollten einfach ihre Szene nicht schon wieder in zwei Hälften zerrissen sehen.“58 Waren bzw. sind in den USA patriotische Skinheads mit S.H.A.R.P.-Aufnähern keine Seltenheit, wurde die Bewegung in Europa schon bald von vielen unpolitischen Skins als links oder kommunistisch abgetan. Nichtsdestotrotz verzeichnete sich innerhalb der europäischen Szene in den darauffolgenden Jahren eine starke Rückbesinnung auf den traditionellen Skinheadstil - noch nie gab es so viele antirassistische Skinheads außerhalb Groß Britanniens und den USA wie heutzutage.

10. Skinheads heute

In Anbetracht der sich innerhalb der Skinhead-Szene verzeichnenden Zersplitterung seit den späten siebziger Jahren, kann man heute nicht mehr von einer Skinhead- Bewegung sprechen. Vielmehr existieren verschiedene Skin-Fraktionen (siehe Seite 29), die sich zum Teil alles andere als freundlichgesonnen gegenüberstehen. Der gemeinsame Nenner der nicht-rassistischen Skinheads ist oft nur die ablehnende Haltung gegenüber der rechten Minderheit, die in der Alltagspraxis eine eigene Subkultur mit eigenen Bands, Treffpunkten, Konzerten, „Fanzines“ usw. bilden.

Skinheads, die ihre Zugehörigkeit nicht über politische Ziele definieren, sammeln sich unter den Begriffen ,,Oi!-Skins" oder ,,unpolitische" Skins. Unpolitisch bedeutet für sie eine Abgrenzung gegen linke wie rechte Extreme. Besonders in den USA spielt Politik in der Regel innerhalb der nicht-rassistischen Skinheadpopulation eine unbedeutende Rolle. Dies hat zum großen Teil damit zu tun, daß die Szene im Gegensatz zur europäischen, aufgrund ihres hohen Anteils an „Nicht-Weißen“ - die in vielen Regionen deutlich in der Mehrheit sind - nicht unter einem annähernd so hohem Rechtfertigungsdruck steht.

Neben den unpolitischen Glatzen bilden nach wie vor SHARP-Skins eine große Rolle innerhalb der nicht-rechten Skinheadszene. Redskins, also sozialistische Skinheads, bilden mit ca. 20 % eher eine Minderheit in der Szene. Dennoch ist die Akzeptanz ihnen gegenüber aufseiten der unpolitischen Skins viel größer als gegenüber deren rechten Zwillingsbrüdern, die das Image der ganzen Szene beschmutzen. Abgesehen von Politik und Musik ist die Szene auch in punkto Sexualität fragmentiert. Es wird geschätzt, daß zwischen 5 und 6 % aller Skinheads homosexuell sind.59 Die sogenannten Gay-Skins sind weltweit vernetzt und gehören oft sogenannten GSM60 -Sektionen an.

Fazit

Trotz der offensichtlichen Heterogenität der Skinhead-Szene, wird sie nach wie vor von Politikern und den Medien als einheitlich geschlossen und rechtsradikal dargestellt. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung keinen persönlichen Kontakt zu Skinheads hat, glaubt der Normalbürger trotzdem zu wissen, was er von diesen Menschen zu halten hat. Zahlreiche Versuche von Seiten aktiver S.H.A.R.P.- Gruppen, dieses Vorurteil zu bekämpfen, stießen meistens auf taube Ohren. Was ist denn schon eine friedliche, anti-rassistische Demonstration von Skinheads im Vergleich zu einem „Sieg Heil grölenden“, randalierenden Mob im Military-Outfit, der Ausländer drangsaliert? Skinheads wurden seit ihrer Entstehung immer nur zu einem relevanten Thema, wenn spektakuläre und besonders widerliche Gewalttaten mit meist rassistischem Hintergrund zu vermelden waren. Zur Verantwortung wurden dann nicht nur die Täter gezogen - Skinhead oder nicht - sondern die gesamte Szene.

Auch von politischer Seite besteht bislang kein wirkliches Interesse daran, mehr über Skinheads zu erfahren. Je weniger man von ihnen weiß, desto besser sind sie funktionalisierbar. Die offizielle Politik kann damit ihre Ausländerpolitik legitimieren, nach dem Motto: Wenn wir die Asylbetrüger rauswerfen, dann haben die Skins keinen Grund mehr, zuzuschlagen und wir haben Ruhe im Land. Würde - so Farin - die Szene in ihrer Vielschichtigkeit wahrgenommen werden, ihr Entstehungshintergrund hinreichend analysiert, käme man zwangsläufig zu der Mitverantwortung, die die etablierten Parteien an der Rechtsorientierung und der Feindbildkonstruktion eines Teiles der Szene hat. Die Politiker müssten weite Teile ihrer Politik in Frage stellen, also etikettiert man weiter.

Aber Auch die „normale“ Bevölkerung hat ihren Nutzen an der Stigmatisierung der Skinhead-Szene. Denn mit der Reduzierung von Problemen auf Minderheiten entledigt sich die breite Gesellschaft der unbequemen Frage nach den tieferen Ursachen, den Eigenanteilen und der Mitverantwortung. Hinsichtlich Fremdenfeindlichkeit war es noch nie so einfach wie heutzutage, eine „weiße Weste“ zu haben. Es scheint beinahe, als ob nicht die rassistische Einstellung das Kriterium ist, das einen Rassisten auszeichnet, sondern Glatze und Stiefel.

„Der typische Neonazi läuft aber schon lange nicht mehr im Skinhead-Outfit herum, sondern kleidet sich wie der brave Junge von Nebenan.“61

Folglich hilft die Politik der Stigmatisierung der Szene letztendlich nicht der Bekämpfung des Rechtsradikalismus, sondern seiner Verharmlosung und teilweise seiner Förderung. Die „wahren Schuldigen“, die von der Mehrheit der Bevölkerung fälschlicherweise als innerhalb der Demokratie stehend verstanden werden, können weiterhin unbesorgt agieren.

Literaturverzeichnis

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Feder, Don: Enoch Powell spoke the truth on immigration. Jewish World Review / 16. Februar, 1998.

Lowless, N.; Silver (Hrsg.),S.: White Noise, inside the international nazi skinhead scene. London 1998.

Marshal, George: Spirit of 69. A Skinhead Bible. Deutsche Erstveröffentlichung. Dunoon/GB: ST Publishing, 1993.

Roach, Martin: The Doc Martens Book. Air Wair Limited, 1999.

Tomlinson (Hrsg.), Sally: Multicultural Education in White Schools. London 1990. Walker, Michael. JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. 09/98 20. Februar 1998.

Internetquellen:

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AFA News: www.geocities.com/capitolhill/senate/5602 (03.09.2001, 19:00 Uhr)

Schallenberg, Jörg: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,110795,00.html (03.09.2001, 19:47 Uhr)

Junge Freiheit: http://www.jf-archiv.de/archiv98/098aa11.htm (03.09.2001, 20:06 Uhr)

The Sterling Times: http://www.sterlingtimes.org/text_rivers_of_blood.htm (03.09.2001, 19:40 Uhr)

Andere Quellen:

Burnley, Paul: No Remorse. The Flame That Never Dies (Textbuch). Doppel CD. Resistance Records, 1996.

[...]


1 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 25

2 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 27

3 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 27

4 vgl.: G. Marshall, 1993, S.9

5 vgl.: G. Marshall, 1993, S.11

6 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 32

7 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 8

8 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 23

9 zitiert aus: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 26

10 zitiert nach: Jörg Schallenberg, 2001

11 zitiert nach: J. Schallenberg, 2001

12 vgl.: J. Schallenberg, 2001

13 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 32

14 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1991, S. 71

15 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1991, S. 71

16 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 25

17 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1991, S. 71

18 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 39

19 zitiert nach: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1991, S. 71

20 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 38

21 zitiert nach: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 35

22 vgl.: Sally Tomlinson, 1990, S. 25ff

23 zitiert nach: Clarke/Jefferson, 1976

24 vgl.: Tomlinson, Sally, 1990, S.49

25 zitiert nach: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 23

26 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 40

27 zitiert nach: AFA News

28 zitiert nach: AFA News

29 übersetzt aus: Don Feder, 1998

30 zitiert nach: Michael Walker, 1998

31 zitiert nach: Michael Walker, 1998

32 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 42

33 übersetzt aus: The Sterling Times, 1968

34 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 42

35 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 44

36 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 68

37 übersetzt aus: The Doc Martens Book (Welcome to the Real World)

38 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 77

39 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 108

40 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 115

41 RAR= Rock against Racism

42 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 52

43 vgl.: Paul Burnley: 1996

44 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 140

45 White Noise, 2000, S.26

46 zitiert nach: White Noise, 2000, S.26

47 vgl.: White Noise, 2000, S.25

48 vgl.: G. Marshall, 1993, S. 143

49 vgl.: N. Lowless; S. Silver, 1998

50 Vgl. White Noise, 2000, S.25

51 Vgl. G. Marshall, 1993, S. 144

52 zitiert nach G. Marshall, 1993, S. 144

53 vgl.: N. Lowless; S. Silver, 1998

54 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 118

55 Zitat von Roddy Moreno, Sänger der Band „The Oppressed“.

56 zitiert nach: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 118

57 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 118

58 zitiert nach: G. Marshall, 1993, S. 150

59 vgl.: K. Farin; E. Seidel-Pielen, 1995, S. 201

60 GSM= Gay Skin Movement

61 zitiert aus: Klaus Farin, 1996, S. 7

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte der Skinheads
Autor
Jahr
2001
Seiten
32
Katalognummer
V104635
ISBN (eBook)
9783640029525
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sie denken alle Skins sind rechts? Dann lesen Sie diese Hausarbeit.
Schlagworte
Geschichte, Skinheads
Arbeit zitieren
Steffen Nies (Autor:in), 2001, Die Geschichte der Skinheads, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104635

Kommentare

  • Gast am 15.12.2003

    toll!.

    ich habe ein hausarbeit über genau dieses thema, mit genau den gleichen themen geschrieben und ich bin fasziniert, dass es doch noch leute gibt, die sich ein bisschen genauer mit diesem thema beschäftigen.
    die ungerechtigkeit mit der skinheads behandelt werden tut einem in der seele weh, wenn man die ursprünge kennt.

  • Gast am 17.7.2003

    sehr gut recherchiert!!!.

    Hier hat sich der Auto wirklich Mühe gemacht und die Szene wirklich so dargestellt, wie sie wirklich ist.

  • Gast am 30.9.2002

    Sagenhaft.

    Wirklich sagenhaft. Habe noch nie einen solchen auf Tatsachen basierten Bericht gelesen, wie ihren.
    Ich bin eigentlich nur durch Zufall auf diesen Bericht gestoßen, bin aber sofort fasziniert worden.
    Ich habe dadurch ganz neue Einblicke die die Skinhead-Szene erhalten.

  • Gast am 4.9.2002

    Stay Rude Stay Rebell.

    Wirklich mal eine gute Hausarbeit...
    Kein leichtes Thema und dafür ist es gut bearbeitet worden ohne die Objektivität zu verlieren.Bin selber ein Skin und kenne die Probleme

  • Gast am 28.6.2002

    Ganz gut, aber....

    ...leider sind einige der hier aufgeführten Fakten leider falsch. Der Autor geht zwar tief in die Geschichte rein, aber es sind einige wesentliche Fehler vorhanden. Diese hier gesammt aufzulisten würde den Ramen des Kommentars sicher sprengen, was nicht daran liegt, daß es viel Fehler währen, sondern daran, daß ich dann auch gezwungen währe auf alle Sachen ausführlich einzugehen, was dann alletdings wie gesagt den Ramen sprengen würde. Die Fehler liegen in Jahresangaben und Beschreibungen der Entwicklungen der einzelnen Subkulturen zu den Skinheads, genauso zur Entwicklung des Ska. Hier nur kurz die richtige Reinfolge der Entwicklung des Ska:
    Mento + RnB = Ska, aus Ska wird Rocksteady, woraus dann wiederum der Reggae wird. Mit Reggae ist nicht dieser komische B. Marley Sound gemeint, sondern der echte Reggae. Überbegriff für all dieses ist Offbeat.

    Wie bereits gesagt, Lob an den Autor auch wenn nicht alles so ganz stimmt.

    Keep On Skanking!
    Stay Rude, Stay Rebell!!

  • Gast am 22.4.2002

    DANKE!.

    Danke!
    Vor wenigen Minuten habe ich noch eine unfassbar schlecht recherchierte Arbeit entdeckt und mich fürchterlich aufgeregt!
    Aber dein Werk bringt mich zum Staunen und gibt Hoffnung, dass vielleicht irgendwann die ewigen Pauschalisierungen und das "unrecherchierte Herumlabern" ein Ende haben!
    Respekt und nochmals DANKE!

  • Gast am 16.3.2002

    Oi!.

    Hoi Steffen,

    gut recherchiert, kann man nich anders sagen... Hatte leider gestern erst wieder das "Vergnügen" im Netz als Fascho angepöbelt zu werden ("ihr Skins seit doch eh alles rechte"), tut gut zu wissen, daß diese Meinung nich von allen geteilt wird...

    Stay Rude!

    Oli
    (S.H.A.R.P.-Skin)

  • Gast am 2.1.2002

    Respekt.

    sehr sehr geil!!!!!
    Selteneine so gut recherchierte und kommentierte Arbeit zu diesem Thema gelesen

  • Gast am 25.11.2001

    Lob an Steffen Nies.

    Lob an den Schreiber. Hab mich in der letzten Zeit viel mit dem Thema aus privatem Interesse befasst, aber dein Artikel ist das beste was ich bisher im Netz gefunden haben.

  • Gast am 5.10.2001

    Sehr gut!.

    Meiner Meinung nach die beste Arbeit, die ich jemals zu diesem Thema gelesen habe. Absolut empfehlenswert!!!

Blick ins Buch
Titel: Die Geschichte der Skinheads



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