Die Tempora der Vergangenheit im gesprochenen Französisch


Trabajo, 2000

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Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. HAUPTTEIL
2.1 ASPEKTE UND VALEURS DER ZEITEN DER VERGANGENHEIT
2.1.1 Das imparfait
2.1.2 Das passé composé
2.1.3 Das passé simple
2.1.4 Das plus-que-parfait
2.1.5 Das passé antérieur
2.1.6 Die temps surcomposés
2.1.7 Das présent historique
2.2 DER GEBRAUCH DER ZEITEN IM GESPROCHENEN FRANZÖSISCH
2.2.1 Vorstellung der Corpora
2.2.2 Quantitative Auswertung der Corpora
2.2.3 Der Komplex passé surcomposé / Passé antérieur
2.2.4 Der Komplex imparfait - passé simple - passé composé - présent historique
2.2.4.1 Gründe für den Ausfall des passé simple
2.2.4.2 Gebrauch und Systematik der verbliebenen Zeiten im gesprochen Französisch
2.2.5 Die fiktive gesprochene Sprache im Corpus geschriebener Sprache

3. SCHLUSSBETRACHTUNG

4. LITERATURVERZEICHNIS

5. ANHANG
5.1 CORPUS I: GESPROCHENES FRANZÖSISCH
5.2 CORPUS II: GESCHRIEBENES FRANZÖSISCH

1. Einleitung

Ein wichtiger Aspekt bei der Untersuchung des français parlé ist zweifelsohne der Komplex der Tempora der Vergangenheit und ihres Gebrauches1. An diesem Thema läßt sich auch beispielhaft untersuchen, in welchem Maße die beiden Teile der französischen Sprache ihre eigene Systematik besitzen. Grundlage dieser Betrachtung muß also unabdingbar die Forderung Göran Hammarströms sein, das gesprochene Französisch "in its own rights" zu untersuchen. Das Verschwinden des passé simple aus dem gesprochenen Französisch und seine Folgen ist das zentral zu untersuchende Phänomen, doch ist auch das Verschwinden des passé antérieur zu berücksichtigen. Ein besonderes Interesse gilt den Ersatzkonstruktionen und den Folgen für die Aspekte und valeurs der im gesprochenen Französisch benutzten Tempora.

Zunächst sollen die Tempora und ihr Gebrauch gemäß den gängigen Grammatiken bestimmt werden2 und dann die Unterschiede hierzu im gesprochenen Französisch untersucht werden, um am Ende ein Schema der Tempora der Vergangenheit im gesprochenen Französisch aufzustellen. Als Grundlage dienen je ein Corpus gesprochenen und geschriebenen Französisches, nämlich das Corpus "Les autostoppeurs"3 und ein Auszug aus einem historischen Roman, "Les Conquêtes d'Alexandre" von Roger Peyrefitte4. Die beiden Corpora stammen aus fast dem gleichen Jahr. Auch wenn das gesprochene Französisch im Zentrum dieser Arbeit steht, verspricht eine kontrastive Betrachtungsweise die adäquate Methode zu sein, um die Systematik der Tempora der Vergangenheit im gesprochenen Französisch herauszuarbeiten.

2. Hauptteil

2.1 Definition der Aspekte und Funktionen der Zeiten der Vergangenheit

Bevor die einzelnen Tempora abgehandelt werden, sollen zuerst der Begriff "Aspekt" und der Komplex des Zeitbezuges erläutert werden, da sie im weiteren Verlauf von hoher Wichtigkeit sind. H. Bußmann definiert 'Aspekt' wie folgt: "Verbale Kategorie, die sich auf die zeitliche Struktur oder andere inhaltliche Merkmale von Verbbedeutungen bezieht"5. Für M. Grevisse ist der Aspekt "la manière dont s'expriment le déroulement, la progression et l'accomplissement de l'action"6. Während etwa in Zusammenhang mit der alt- und neugriechischen Sprache oder den slawischen Sprachen der Terminus 'Aspekt' eine feste Größe ist, wird er bei der Beschreibung des Französischen erst seit nicht allzu langer Zeit verwandt7. Die beiden wichtigsten Aspekte sind der perfektive und der imperfektive, die die Information liefern, ob eine Handlung als abgeschlossen bzw. als nicht abgeschlossen betrachtet wird.

Wenn wir über den Komplex des Zeitbezuges sprechen, geht es nicht nur um die banale Angabe der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, sondern auch darum, wie die jeweilige Handlung in bezug auf die jeweilige Zeitstufe betrachtet wird, ob sie also in bezug auf die Zeitstufe vorzeitig/vollendet oder nachzeitig/bevorstehend ist. Nach Klein/Kleineidam bietet sich in der "Standardsprache" folgendes Bild8:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Unter Bezugnahme auf die obige Tabelle werden nun die einzelnen Tempora morphologisch und semantisch betrachtet9:

2.1.1 Das imparfait

Es stellt eine Handlung oder einen Zustand während seines Verlaufs dar, es stellt eine Betrachtung von innen heraus dar. Anfangs- und Endpunkt werden nicht angegeben. Somit beinhaltet dieses Tempus einen imperfektiven Aspekt. Weitere Ausführungen zum imparfait folgenden in 2.1.3 in kontrastiver Darstellung zum passé simple.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nous marchions quand la pluie nous surprit.

Il s'appelait Jean-Philippe, mais ses amis l'appelaient Jean-Phi.

2.1.2 Das passé composé

Für dieses Tempus werden in den Grammatiken zwei verschiedene Gebräuche festgestellt, zum einen die Funktion als Rückschautempus der Gegenwart, zum anderen als Nullstufe der Vergangenheit. Die erstere Funktion ist die des présent accompli, d.h. die Handlung steht in einem Zusammenhang mit dem aktuellen Sprechzeitpunkt. "Soit que ce fait ait eu lieu dans une période non encore entièrement écoulée, soit qu'il ait eu des conséquences sans le moment présent"11. Die zweite Funktion ist die des Erzähltempus der Vergangenheit, es wird verwandt, um abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit zu bezeichnen. In diesem Gebrauch konkurriert es mit dem passé simple, das die gleiche Funktion besitzt.

Rückschautempus der Gegenwart:

Comme tu n'as pas mangé ta soupe hier, il ne fait pas beau temps aujourd'hui.

Ça fait déjà deux ans qu'il s'est cassé la jambe, mais il ne peut toujours pas courir.

insgesamt jedoch mit Vorsicht zu benutzen, nicht nur daß sie in der Einleitung schon das Ergebnis präsentieren, sie geben auch am Schluß zu: "Les valeurs du PS et surtout de l'IMP n'ont pas été analysées dans toute leur complexité." (S. 133f.).

Nullstufe der Vergangenheit:

Quand je suis arrivé à Athènes, mes amis m'attendaient à l'aéroport.

2.1.3 Das passé simple

Wie oben bereits angedeutet, ist das passé simple die Nullstufe der Vergangenheit, das Erzähltempus. Im gesprochenen Französisch wird dieses Tempus nicht mehr gebraucht12 ; die dadurch entstehende Frage, welche Gründe und viel wichtiger, welche Folgen dies hat, wird in Kap. 2.2.4 untersucht. Das passé simple eignet sich besser als Erzähltempus als das eher reihende, additive passé composé. Wenn das passé composé als Erzähltempus verwandt wird, bedarf es einer Vielzahl von Tempus-Partikeln wie et puis, alors, puis alors13.

Das passé simple und das passé composé (in seiner Funktion als Erzähltempus) beinhalten im Gegensatz zum imparfait einen perfektiven Aspekt; die Handlung, deren Anfangsund/oder Endpunkt bekannt ist,14 wird von außen betrachtet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dabei spielt die Zeitdauer keine Rolle, es ist daher falsch zu sagen, das passé simple und das passé composé drückten immer eine punktuelle Handlung aus:

Il regna pendant trente ans.15

Oui, Montségur fut bien, à partir de 1232, "le siège et la tête" de l'Église interdite [...] et c'est de Montségur que les évêques Guilhabert de Castres, [...], dirigèrent douze ans durant la vie de leur Église...16

Der Unterschied zwischen passé simple / passé composé und dem imparfait läßt sich mit dem sog. Inzidenzschema erklären, welches besagt, daß das imparfait eine Hintergrundshandlung beschreibt, während das passé simple / passé composé eine neu einsetzende Handlung bezeichnet. Dabei muß das imparfait nicht unbedingt eine Handlung beschreiben, sondern auch einen Zustand oder einen Gefühlszustand.

Le roi s'avança vers le Cap Sigée. Son héraut Lichas le précédait, tenant le caducée, pour attester que l'on était prêt à négocier autant qu'à combattre. L'Ida qui barrait la route au sud, avait des prolongements jusqu'à ces parages. Alexandre contempla longuement cette montagne qui lui rappelait tant de choses: la rencontre de Vénus avec Anchise, [...]17.

2.1.4 Das plus-que-parfait

Es bezeichnet ein Geschehen, das zeitlich vor einem anderen Geschehen in der Vergangenheit liegt. Es drückt somit die Vorvergangenheit aus, ist also das Rückschautempus der Vergangenheit. Dabei ist es unerheblich, welcher Zeitraum zwischen den beiden Handlungen liegt. Es wird sowohl im geschriebenen wie im gesprochenen Französisch benutzt.

Ma copine elle rentrait d'un voyage euh d'affaires au Méxique . où elle avait été elle était partie pour une dizaine de boîtes.18

2.1.5 Das passé antérieur

Sein Gebrauch ähnelt dem des plus-que-parfait, jedoch ist es wie das passé simple nur im geschriebenen Französisch in Gebrauch, und auch dort nur selten. Es drückt ebenfalls ein Vorvergangenheit aus, jedoch bezeichnet das passé antérieur im Gliedsatz eine der Handlung des Hauptsatzes unmittelbar vorausgehende Handlung.

A peine fut-il entré, que le silence s'établit.

On disait qu'elle [eine Halbgöttin] avait apporté le palladium [eine Statue] à Troie, après que Jupiter l'eut rendue mère.19

Man kann das passé antérieur auch im Hauptsatz mit einer adverbialen Bestimmung der Zeit verwenden, in diesem Fall drückt es die besondere Schnelligkeit oder Langsamkeit einer Handlung aus.

En quatre mois, il eut dépensé ainsi près d'un dixième de sa fortune.20

2.1.6 les temps surcomposés

Theoretisch lassen sich alle Tempora in einer forme surcomposé bilden, d.h. das Hilfsverb selbst besteht schon aus einer zusammengesetzten Form. Das am ehesten benutzte Tempus ist das passé surcomposé, dessen Funktion dem des passé antérieur ähnelt und das v.a. im gesprochenen Französisch gebraucht wird.

Quand il a eu mangé, il a fait sa sieste.

2.1.7 Das présent historique

Auch das Präsens kann eine Handlung in der Vergangenheit bezeichnen, um eine Handlung als gegenwärtig erscheinen zu lassen und so eine Spannungssteigerung zu erreichen. Dabei kann es mit anderen Tempora der Vergangenheit verwandt werden, um die Erzählung lebendiger zu gestalten. Logischerweise kann es also keine Handlungen beschreiben, die auch mit dem imparfait hätte ausgedrückt werden können, sondern mit dem passé composé bzw. dem passé simple.

... et puis alors on roulait on roulait on roulait et puis c'était la nuit on commence à arriver on prend l'autoroute et puis on (fonce) - et puis i continuait . et puis alors ma copine elle commence à m'dire (au) puis alors elle est infernale...21

2.2 Der Gebrauch der Zeiten im gesprochenen Französisch

2.2.1 Vorstellung der Corpora

Das Corpus "Les autostoppeurs" gibt eine zusammenhängende, mündliche Erzählung wieder und beinhaltet ca. 2700 bis 2900 Wörter. Der Sprecher, 25 Jahre alt und nach einem Hochschulstudium Exportleiter in einem Betrieb der Weinbranche, berichtet von seinem Erlebnis mit Anhaltern, die er einmal mitgenommen hat. Seine Zuhörer unterbrechen ihn manchmal mit Fragen und Anmerkungen. Stattgefunden hat die Aufnahme nach einem Abendessen in gelöster Atmosphäre. Da nun also der Sprecher aufgrund seiner Mobilität und Hochschulbildung und seines beruflichen Umgangs mit verschiedensten Sprechern keine diatopischen Auffälligkeiten aufzuweisen scheint und sein Soziolekt nicht einem niedrigen Niveau zuzurechnen sein wird, verspricht dieses Corpus sehr aussagekräftig zu sein. Auch die Tatsache, daß er einen Erzählstrang darbietet, macht das Corpus geschlossen und in sich stimmig. Der Kontext der Aufnahme (entspanntes Zusammensein nach dem Abendessen) in Verbindung mit der obigen Charakterisierung des Sprechers deutet auf ein mittleres Register seiner Äußerungen hin.

Der Auszug aus dem historischen Roman "Les conquêtes d'Alexandre" von Roger Peyrefitte wurde ausgewählt, da analog zum ausgewerteten Corpus gesprochenen Französischs auch hier ein Erzählstrang vorliegt, der mit Reflexionen und historischen Vergleichen angereichert ist, die sich oft auf den trojanischen Krieg beziehen. In dem Auszug, der ungefähr die gleiche Zahl an Wörtern wie das Vergleichskorpus besitzt22, wird die Ankunft Alexanders und des makedonischen Heeres in Troja geschildert. Der Stil wäre als durchaus "soutenu" bzw. einem hohen Register23 zugehörig zu charakterisieren, so werden die Unterschiede zum gesprochenen Französisch umso deutlicher.

2.2.2 Quantitative Auswertung der Corpora

Im Corpus gesprochener Sprache finden sich insgesamt 185 Verbformen in indikativischen Tempora der Vergangenheit in folgender Verteilung:

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Im Corpus geschriebener Sprache finden sich exklusive wörtlicher Rede24 insgesamt 209 Verbformen in indikativischen Tempora der Vergangenheit in folgender Verteilung:

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In Passagen wörtlicher Rede kommen 22 Verbformen in Tempora der Vergangenheit in folgender Verteilung vor:

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2.2.3 Der Komplex passé surcomposé / passé antérieur

Das passé surcomposé stellt ein Problem dar. Nämlich das seiner Frequenz und damit seiner Bedeutung26. Henriette Walter stellt diatopische Unterschiede fest, nach ihr ist das passé surcomposé in den Gebieten mit okzitanischem und frankoprovenzalischen Substrat frequenter27. Krassin konstatiert jedoch einen "relativ geringen Gebrauch"28. Man dürfte dieser Ansicht zustimmen, in beiden untersuchten Corpora findet sich nicht eine einzige Form, auch werden diese Tempora in französischen Schulen nicht gelehrt29 und selbst gebildeten Franzosen ist es nicht bewußt, daß sie manchmal unabsichtlich diese Form benutzen. Leider ist aus den Vorbemerkungen von W. D. Stempel zum untersuchten Corpus gesprochener Sprache nicht erkenntlich, aus welcher Region der Sprecher stammt. Das aufgezeichnete Gespräch findet in der Bretagne statt, der Sprecher erwähnt jedoch, zum Zeitpunkt seiner Erzählung habe er in Aurillac, also im Süden gelebt30.

Trotz der ungelösten Frage der Frequenz sei kurz auf die Funktionen des passé surcomposé im gesprochenen Französisch31 eingegangen: Der Ausfall des passé antérieur in der gesprochenen Sprache32 könnte zur Folge haben, daß es dort als passé surcomposé "transponiert"33 wird. Dafür spricht, daß beide Tempora im Nebensatz dem Ausdruck der

Vorzeitigkeit dienen, oft nach après que, quand, dès que oder lorsque und beide im Hauptsatz die Abgeschlossenheit und eine gewisse Schnelligkeit der Handlung ausdrücken.

... une fois que tu l'as eu fini, que tu l'as eu fini, tu as eu peur.

Quand j'ai eu fini mon service militaire, mon père m'a dit: 'Il faut que tu travailles. La poste, c'est sûr.34

In diesen beiden Beispielen ließen sich ohne Sinnveränderung auch passé antérieur - Formen verwenden. Um die Vorzeitigkeit auszudrücken kann jedoch der Sprecher auch auf das plus-que-parfait zurückgreifen oder auf Ersatzkonstruktionen wie après + inf., zurückgreifen, da nicht immer die Nuance der Unmittelbarkeit und Schnelligkeit zum Verständnis unerläßlich ist.

Das passé antérieur ist jedoch auch in der Schriftsprache im Rückgang begriffen; wenn man das untersuchte Corpus gesprochener Sprache betrachtet, stellt man fest, daß es - obwohl durchaus einem hohen Register angehörig - nur eine einzige passé antérieur - Form enthält. Dafür finden sich Ersatzkonstruktionen35, die einen schwerfälligen Stil vermeiden lassen, etwa:

Le chant terminé, il fit un assaut de mémoire...36

statt: Lorsqu'il eut terminé le chant, ...

Für Söll kann in der gesprochenen Sprache sogar das passé composé die Vorzeitigkeit ausdrücken, wenn es der Kontext zuläßt; er benutzt folgendes Beispiel:

Dès qu'il eut bu son vin, il appela le garçon.

Dès qu'il a bu (a eu bu, avait bu) son vin, il a appelé le garçon.37

Auch in Hauptsätzen ist das passé surcomposé nicht unersetzlich; der Satz "Il a vite fait" drückt dasselbe aus wie "Il a eu vite fait".

Man kann also festhalten, daß zwar die schematisierende Darstellung Nullstufe der Vergangenheit Vorvergangenheit français parlé: passé composé à passé surcomposé français écrit: passé simple à passé antérieur eine gewisse Logik besitzt, aber so einfach stellt sich der Sachverhalt nicht dar: Ohne Kausalbeziehungen konstruieren zu wollen, bleibt festzuhalten, daß das passé surcomposé relativ selten gebraucht wird, eine schwierige und umständliche Morphologie hat38 und daß seine Funktionen und Nuancen auch mit anderen Tempora oder Verbalperiphrasen ausgedrückt werden können.

Bei der Betrachtung der möglichen Rückschautempora der Vergangenheit sei außerdem angemerkt, daß eigentlich hier auch der subjonctif passé angeführt werden müßte, da die sehr frequente Konjunktion après que immer häufiger den subjonctif statt des indicatif auslöst.

Après qu'il soit arrivé, nous avons dîné.

2.2.4 Der Komplex imparfait - passé simple - passé composé - présent historique

Unbestritten ist das passé simple im Tempussystem des gesprochenen Französischs ausgefallen; so ist also die zentrale Frage -neben derjenigen nach den Gründen hierfürdie, welche Tempora einen "Ersatz" leisten und was dies für Folgen für sie hat. Das imparfait ist von diesen Verschiebungen nicht betroffen39, da es in Hinsicht des imperfektiven Aspektes diametral dem passé simple und dem passé composé mit seinem perfektiven Aspekt entgegensteht. Auch unterscheidet es sich von den anderen Tempora in morphologischer Hinsicht, da es eine postdeterminierte Form besitzt.

2.2.4.1 Gründe für den Ausfall des passé simple

Warum ist also das passé simple ausgefallen40, wo es doch wichtige Funktionen besitzt, wie in 2.1.3 gezeigt? Ein bedeutsames Charakteristikum gesprochener Sprache ist die Sprachökonomie. Für den Sprecher ist es einfacher, aus einer kleineren Anzahl von Zeiten eine Auswahl zu treffen, v.a. wenn manche nicht unbedingt notwendig sind, wie z.B. das passé antérieur41. Auch tendiert das gesprochene Französisch zur einfachen Prädeterminierung, d.h. veränderliche grammatikalische Morpheme (M), die die Person, das Numerus oder das Tempus angeben, werden den unveränderlichen Lexemen vorangestellt (L)42.

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Aus dieser Aufstellung geht auch hervor, daß das passé surcomposé eine schwerfällige und redundante Morphologie besitzt. Man kann fragen, warum das imparfait mit seiner abweichenden Morphologie erhalten geblieben ist; die Antwort ist einfach: Sein imperfektiver Aspekt macht es absolut notwendig, es ist nicht ersetzbar; ein anderes Tempus mit gleicher Morphologie, das futur simple, hat sich ja außerdem auch in gewissem Maße erhalten. Das Argument, die Formen des passé simple klängen 'sonderbar' und deswegen gebrauche man das passé simple in der gesprochenen Sprache nicht, ist ein falscher Schluß; denn gerade weil man die Formen des passé simple (aus anderen Gründen) so selten hört, klingen sie sonderbar. Der subjonctif z.B. hat auch Formen, die 'sonderbar' klingen, was aber weniger auffällt, da sie eine hohe Frequenz besitzen (etwa "qu'ils puissent").

Weinrich erwähnt philosophische, kulturkritische Gründe für den Ausfall des passé simple, daß nämlich in der modernen Welt des 20. Jahrhunderts die Kunst des oralen Erzählens, der mündlichen Überlieferung, und damit die Notwendigkeit des passé simple, abhanden gekommen sei43. Vertreter dieser an sich interessanten These übersehen jedoch, daß das passé simple schon seit Jahrhunderten aus der gesprochenen Sprache schwindet.

In die richtige Richtung weist der Ansatz, den Krassin vertritt, sie erklärt den Ausfall des passé simple damit,

...daß gesprochene Sprache nicht nur zu stärkerer Subjektivität tendiert, sondern in der Regel auch eine Verbindung oder Nähe zum Geschehen - sei es Vergangenes - herzustellen versucht. Ebenso wie das periphrastische Futur entspricht somit auch das passé composé aufgrund seiner Verbindung zur Gegenwart weitaus eher den Intentionen gesprochener Sprache44.

Zusammenfassend erscheinen als wichtigste Gründe für den Ausfall die morphologische Struktur und der Hinweis auf die erwünschte Nähe in der mündlichen Erzählung. Jedoch vergißt die Forschung den Umstand, daß auch das présent historique ein Erzähltempus im gesprochenen Französisch ist. Wie sich dies auf die Wertigkeit des passé composé auswirkt, wird später gezeigt werden.

2.2.4.2 Folgen des Ausfalls des passé simple

Der Gegenwartsbezug des passé composé ist unbestreitbar, dies ist ja auch eine seiner grammatikalischen Merkmale (Rückschautempus der Vergangenheit)45. So führt Grevisse etwa folgenden Satz von Châteaubriand an: "Aujourd'hui 5 janvier, je suis parti de Naples `sept heures du matin"46. Auch im untersuchten Corpus geschriebener Sprache sind außer in wörtlicher Rede die beiden einzigen Verbformen im passé composé durch ihren präsentischen Bezug begründet:

Le roi fit chanter par Thessalus le début du chant sixième de l'Iliade où, après que Junon et Minerve sont descendues au secours des Grecs et que Minerve a fait blesser Mars, allié des Troyens, ceux-ci faiblissent à leur tour et Hector va à Troie prier sa mère d'intercéder auprès de Minerve protectrice de leur cité.47

Die Rezitation des sechsten Gesanges ist ein Teil der erzählten Handlungskette und steht folglich im passé simple. Die inhaltliche Zusammenfassung des sechsten Gesanges erfordert das présent, da es eine allgemeingültige Aussage ist, die außerhalb des Zeitgefüges steht (présent gnomique). Im Inneren dieser Zusammenfassung im Präsens sind nun zwei Ereignisse den anderen vorzeitig und stehen folgerichtig im passé composé, dem Rückschautempus der Gegenwart.

Betrachten wir nun das Corpus gesprochener Sprache48. Es fällt der hohe Anteil des présent historique auf, und außerdem sein durchgängiger Gebrauch als Tempus des Haupterzählstranges, also als Nullstufe der Vergangenheit:

(présent historique, présent gnomique, imparfait)

on embarque [Handlung 1]les deux auto-stoppeurs . ils étaient [Charakterisierung der Anhalter] bons comme tous les auto-stoppeurs quoi moi j'les appelle [zeitunabhängige Definition] .. crassoux-gentils quoi et puis ... y en a un des deux y en a un . un qui devait avoir [Beschreibung eines Zustandes] . vingt .. deux . vingt deux ans par là .. l'autre beaucoup plus jeune . bon . puis i s'installent [Handlung 2] et puis on commence [Handlung 3] à discuter...49

Für den Gebrauch des présent historique trifft nun genau das zu, was Krassin für das passé composé angeführt hat: Um eine Nähe der Erzählung zum Sprechzeitpunkt herzustellen, wählt der Sprecher hier aber das présent historique.

Und wie gebraucht der Sprecher das passé composé? Teilweise als Nullstufe der Vergangenheit, also in Konkurrenz mit dem présent historique; und zwar in folgenden Fällen:

A. Die Abgeschlossenheit der Handlung wird durch einen adverbialen Ausdruck angezeigt, wodurch hier die Verwendung des présent historique unmöglich ist, da keine Nähe zur Gegenwart vorliegt:

... et puis il explique son . truc euh . quatre jours avant . il est allé voir un film qui s'appelle .. euh . breaking . breaking glass...50

B. Eine Handlung wird noch einmal erzählt, nachdem die chronologische Erzählung schon weitergeführt war. Auch hier ist eine gewisse Distanz wie bei A) festzustellen:

[Nach der Nacht im Hotel sind sie weitergefahren und der Anhalter hat dem Erzähler seine Adresse gegeben. Die Zuhörer sind belustigt und der Erzähler widerholt die komische Situation bei ihrer Ankunft im Hotel] ... il s'est arrêté au moment où l'hôtelière était en train de se dire est - ce je vais louer une chambre àces gens-là [...] c'est là que j'lui ai dis [sic!] mais .. vous savez je partirai très tôt [...] ça a tout aplani.51

C. Der Sprecher entscheidet sich jedoch einmal, einen Teil der Handlung im passé composé zu erzählen, nämlich das überraschenderweise erfolgreiche Vorstellungsgespräch am Ende (Z. 333 - 360).

Als Rückschautempus der Gegenwart findet sich das passé composé in den folgenden Fällen. Die Handlung wird dabei aus heutiger Sicht zusammengefasst und kommentiert, hier ist "enfin" bzw. " ne ... pas encore" eine Art Signalwort:

... y a y a i s'est passé d'ces trucs . que moi je . il y a des fois j'm dis .. mais ça ça s'est vraiment passé ou t'es en train d'inventer tout ça (hein) . enfin il y a quand-même quelques détails qui m'font croire que ça s'est vraiment passé.52

... je vais vous donner l'adresse de mes parents ... et il m'a donné l'adresse de ses parents .. et j'ai pas encore écrit parce que .. ça fait ... c'était en novembre...53

2.2.5 Die fiktive gesprochene Sprache im Corpus geschriebener Sprache

Der Vollständigkeit halber sei hier noch kurz auf die kurzen Passagen fiktiver gesprochener Sprache im untersuchten Corpus geschriebener Sprache eingegangen. Wegen ihrer Kürze lassen sich schwer einigermaßen allgemein gültige Schlußfolgerungen anstellen, auch sind sie oft Rezitationen von Versen der Ilias, eine Erwiderung ihrer oder Reflexionen über diese Verse. Es hat jedoch den Anschein, daß das imparfait seine bekannten valeurs besitzt, das passé composé das bevorzugte Rückschautempus der Gegenwart und auch die Nullstufe der Vergangenheit ist. Wenn ein besonderes Pathos vom Autor gewünscht ist, erscheint eher das passé simple.

3. Schlußbetrachtung

Zusammenfassend läßt sich das anfangs angeführte Schema für das Standardfranzösische wie folgt für das gesprochene Französisch abändern. Tempora, die in Klammern angeführt sind, werden nicht frequent gebraucht. Um die unten erläuterten verschiedenen valeurs des passé composé zu berücksichtigen, ist es in zwei verschiedene Tempora aufgespaltet dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie schon in 2.2.4 erläutert, ergeben sich für das imparfait und folglich das plus-que- parfait keine Verschiebungen. Wenn die Vorzeitigkeit eines Ereignisses zum aktuellen Sprechzeitpunkt ausgedrückt werden soll, gibt es keine Alternative zum passé composé, das in dieser Funktion passé composé A genannt werden soll.

Wir können aber auch feststellen, daß das passé composé in gewissem Maße die valeur Gegenwartsbezug verliert, da es im gesprochenen Französisch sehr häufig die Nullstufe der Vergangenheit darstellt, was im geschriebenen Französisch dem passé simple entsprechen würde. In dieser Funktion könnte man es als passé composé B bezeichnen. Hier konkurriert es mit dem présent historique, da beide den perfektiven Aspekt beinhalten. Das présent historique wird anscheinend eher gewählt, wenn Nähe zum Sprechzeitpunkt54, eine emotionale Involvierung der Zuhörer oder auch eine gesteigerte innere Beteiligung des Sprechers vorliegt55. Wenn aber keiner dieser Fälle zutrifft, wird das passé composé gewählt und dann ist die valeur "Gegenwartsbezug" verloren.

Wenn sich die valeur Vorzeitigkeit aus dem Kontext ergibt, kann das passé composé B auch als Rückschautempus der Vergangenheit gebraucht werden, die aber auch mit dem plus-que-parfait oder auch gerne mit Verbalperiphrasen ausgedrückt wird.

Im gesprochenen Französisch kann man also einerseits eine Vereinfachung des Systems der Tempora feststellen, jedoch wäre es nach dieser differenzierten Betrachtung falsch, von einem simplen System zu sprechen. Es besteht ein im Vergleich zum geschriebenen Französisch relativ eigenständiges System.

Quellen- und Literaturverzeichnis

A. ausgewertete Quellen.

1. R. Peyrefitte, Les conquêtes d'Alexandre, Paris 1979.

2. W.D. Stempel, Die Alltagserzählung als Kunst-Stück, in: W. Erzgräber - P. Goetsch (eds.), Mündliches Erzählen im Alltag, fingiertes mündliches Erzählen in der Literatur, Tübingen 1987, S. 122 - 135

B. Literatur

1. H. G. Appuhn, Die 'hyperphrastischen Tempora' im Französischen und Deutschen, in: Die neueren Sprachen, Bd. 15 (Neue Folge) (1966), S. 237 - 243.

2. A. Barrera-Vidal, Temps, aspect verbal et mode d'action: quelques observations sur la polysémie du passé composé en code écrit, in: Mélanges de langues et de littératures romanes offerts à Carl Théodor Gossen, éd. Germán Colón et Robert Kopp, Liège/Bern 1976, S. 105 - 125.

3. J. P. Beaujot, Quand passé surcomposé et passé antérieur sont de parfaits synonymes, in: Bulletin du Centre d'analyse du discours, Bd. 4 (1980), S. 81 - 122.

4. Th. E. D. Braun / R. J. Steiner, Two neglected tenses in contemporary textbooks: The passé antérieur and the passé surcomposé, in: The French Review, Bd. 49/5 (1976), S. 736 - 742.

5. H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 1983.

6. J. P. Descles / Z. Guentcheva, Fonctions discursives. Imparfait und passé simple, in: Le texte comme objet philosophique, éd. J. Greisch, 1987, S. 111 - 137.

7. M. Grevisse, Le bon usage. Grammaire française, refondue par André Goosse, Paris/Louvain-la-Neuve 131993.

8. G. Holtus, L'emploi des formes surcomposées dans les variétés linguistiques du français et l'attitude des grammariens, in: Französisch heute, Bd. 15 (1984), S. 312 - 329.

9. H. W. Klein / H. Kleineidam, Grammatik des heutigen Französisch, Stuttgart 1983.

10. P. Koch / W. Oesterreicher, Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch. Tübingen 1990 (= Romanistische Arbeitshefte 31).

11. G. Krassin, Neuere Entwicklungen in der französischen Grammatik und Grammatikforschung, Tübingen 1994 (= Romanistische Arbeitshefte 38).

12. W. Pollak, Aspekt und Aktionsart im Lichte der Forschungsgeschichte, in: Moderne Sprachen Bd. 6, 1962.

13. L. Söll, Gesprochenes und geschriebenes Französisch, bearbeitet von F. J. Hausmann, Berlin 31985.

14. H. Walter, Le français dans tous les sens, Paris 1988.

15. H. Weinrich, Tempus. Besprochene und erzählte Welt, Stuttgart et al. ²1971.

16. H. Weinrich, Textgrammatik der französischen Sprache, Stuttgart 1982.

[...]


1 In dieser Arbeit werden alleine die indikativischen Tempora der Vergangenheit behandelt.

2 Insbesondere werden berücksichtigt: M. Grevisse, Le bon usage. Grammaire française, refondue par André Goosse, Paris/Louvain-la-Neuve 131993 und H. W. Klein/H. Kleineidam, Grammatik des heutigen Französisch, Stuttgart 1983.

3 Dieses Corpus, das 1981 aufgenommen wurde, findet sich bei: W.D. Stempel, Die Alltagserzählung als Kunst-Stück, in: W. Erzgräber - P. Goetsch (eds.), Mündliches Erzählen im Alltag, fingiertes mündliches Erzählen in der Literatur, Tübingen 1987, S. 122 - 135. In den Fußnoten wird es abgekürzt als Corpus I. Bei Zitaten werden die Transskriptionszeichen und Kommentare des Herausgebers zwecks einer besseren Übersichtlichkeit und da sie für dieses Thema irrelevant sind, teilweise weggelassen.

4 R. Peyrefitte, Les conquêtes d'Alexandre, Paris 1979. In den Fußnoten abgekürzt als Corpus II.

5 Siehe H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 1983, S. 103.

6 Siehe Grevisse (1993), S. 1120.

7 Zur Geschichte des Begriffes Aspekt vgl. W. Pollak, Aspekt und Aktionsart im Lichte der Forschungsgeschichte, in: Moderne Sprachen Bd. 6, 1962, S. 13 - 22.

8 Siehe Klein/Kleineidam (1993), S. 261, der Begriff "Standardsprache" ist im Vorwort erläutert (S. 3).

9 Vgl. Grevisse (1993), S. 1250ff. Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Terminologie und mit den valeurs des imparfaits und des passé simple, wie auch mit den von Weinrich eingeführten Begriffen "besprochene bzw. erzählte Welt" siehe: J. P. Descles / Z. Guentcheva, Fonctions discursives. Imparfait und passé simple, in: Le texte comme objet philosophique. éd. J. Greisch, 1987, S. 111ff. Dieser Aufsatz ist

10 Siehe Klein/Kleineidam (1993), S. 262, vom Verfasser leicht abgeändert.

11 Siehe Grevisse (1993), S. 1254.

12 Diese kategorische Feststellung erscheint angebracht (Vgl. G. Krassin, Neuere Entwicklungen in der französischen Grammatik und Grammatikforschung, Tübingen 1994 (= Romanistische Arbeitshefte 38), S. 58, P. Koch/W. Oesterreicher, Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch. Tübingen 1990 (= Romanistische Arbeitshefte 31), S. 155 und L. Söll, Gesprochenes und geschriebenes Französisch, bearbeitet von F. J. Hausmann, Berlin 31985, S. 122), auch wenn sich eventuell in diatopischer Hinsicht marginale Reste erhalten haben. Der Verfasser hat aber bei einem Sprecher hoher Bildung (Jurastudent aus Paris) die Verwendung der Formen "il fit" und "il fut" in einem Gespräch mittleren Registers festgestellt. Hierbei war also eher der diastratische Aspekt (nach Hammarström also die g2 - Ebene) entscheidend als das Register (die b2 - Ebene). Im ausgewerteten Corpus kommt das passé simple nicht vor (Vgl. Kap. 2.2.2).

13 Weinrich zeigt und erläutert dies überzeugend. Vgl. Weinrich (1982), S. 174f. Bei der Auswertung des Corpus gesprochener Sprache fällt dieses Phänomen ebenfalls auf.

14 Siehe Klein/Kleineidam (1993), S. 262.

15 Vgl. Descles/Guentcheva (1987), S. 122.

16 Siehe É. Thiébaud (éd.) et al., Les Cathares. La croisade albigeoise, Paris 1999, S. 157f.

17 Siehe Corpus II, S. 80.

18 Siehe Corpus I, Z. 181 - 183.

19 Siehe Corpus II, S. 89.

20 Eine eingehendere Untersuchung des passé surcomposé siehe in 2.2.3.

21 Siehe Corpus I, Z. 131ff.

22 Es sind dies die Seiten 83 bis 89.

23 Roger Peyrefitte wurde von Jesuiten erzogen und gehörte später dem diplomatischen Dienst an.

24 D.h. Textstellen, die in Anführungszeichen gesetzt sind. Man könnte sie fiktive gesprochene Sprache nennen.

25 Der auf den ersten Blick frappierend hohe Anteil von Formen im plus-que-parfait erklärt sich aus der inhaltlichen Analyse, sie spiegeln die häufigen Rückgriffe und Vergleiche der Situation mit der des trojanischen Krieges wider.

26 Einen guten Überblick über die Forschungslage gibt G. Holtus, L'emploi des formes surcomposées dans les variétés linguistiques du français et l'attitude des grammariens, in: Französisch heute, Bd. 15 (1984), S. 312 - 329.

27 Siehe H. Walter, Le français dans tous les sens, Paris 1988, S.184. In diese Richtung weist auch H. G. Appuhn, Die 'hyperphrastischen Tempora' im Französischen und Deutschen, in: Die neueren Sprachen, Bd.

15 (Neue Folge) (1966), S. 241f. und Grevisse (1993), S. 1257.

28 Siehe Krassin (1994), S. 63. Vgl. auch S. 64, Fußnote 32. Söll äußert sich leider nicht über die Frequenz dieses Tempus.

29 Der Frage nachzugehen, ob sie nicht gelehrt werden, weil sie selten gebraucht werden, oder ob sie selten gebraucht werden, weil sie nicht gelehrt werden, würde hier zu weit führen. Auch Französischlernern werden diese Formen nicht präsentiert, eine Untersuchung hierzu findet sich bei Th. E. D. Braun / R. J. Steiner, Two neglected tenses in contemporary textbooks: The passé antérieur and the passé surcomposé, in: The French Review, Bd. 49/5 (1976), S. 736 - 742.

30 Vgl. Corpus I, Z. 21.

31 Ob das passé surcomposé primär der gesprochenen oder der geschriebenen Sprache zuzuordnen ist, ist in der Forschung umstritten. Grevisse sagt: "... surtout usités dans la langue parlée" (Siehe S. 1256.).

32 Diese Feststellung ist unumstritten. Vgl. etwa Söll (³1985), S. 124. Außerdem ist der Ausfall eine logische Folge des Ausfalls des passé simple, da ja beim passé antérieur das Hilfsverb im passé simple steht.

33 Siehe Söll (³1985), S. 124.

34 beide nach J. P. Beaujot, "Quand passé surcomposé et passé antérieur sont de parfaits synonymes", in: Bulletin du Centre d'analyse du discours, Bd. 4 (1980), S. 114.

35 Leider werden in der Literatur Verbalphrasen wie venir de faire qc. kaum erörtert und da sie auch in den untersuchten Corpora sehr selten erschienen, kann auf sie leider nicht eingegangen werden.

36 Siehe Corpus II, S. 89.

37 Siehe Söll (³1985), S. 125. Idiomatischer wäre im gesprochenen Französisch aber eher "Après avoir bu son vin, ...".

38 Vgl. auch Kap. 2.2.4.

39 Einzig Söll behauptet, "wahrscheinlich sogar das Imperfekt [habe] einen anderen Stellen- und Gebrauchswert" (Söll (³1985), S. 124). Leider gibt er keine Erläuterungen oder Hinweise.

40 Die Frage nach dem 'Wann?' ist für diese synchron angelegte Arbeit weniger relevant, es handelt sich jedoch nicht um ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Vgl. Krassin (1994), S. 58.

41 Vgl. Kap. 2.2.3.

42 Vgl. A. Barrera-Vidal, "Temps, aspect verbal et mode d'action: quelques observations sur la polysémie du passé composé en code écrit", in: Mélanges de langues et de littératures romanes offerts à Carl Théodor Gossen, éd. Germán Colón et Robert Kopp, Liège/Bern 1976, S. 107.

43 Vgl. H. Weinrich, Tempus. Besprochene und erzählte Welt, Stuttgart et al. ²1971, S. 274.

44 Siehe Krassin (1994), S. 59.

45 Vgl. auch Barrera-Vidal (1976), S. 112: "Tous les éléments déictiques qui rattachent un événement au présent (ce siècle, cette année, cette semaine, aujourd'hui etc.) excluent donc le passé simple."

46 Siehe Grevisse (1993), S. 1254.

47 Siehe Corpus II, S. 88.

48 Selbstverständlich finden sich im Corpus auch einzelne Verbformen in der Vergangenheit, die sich nicht zuordnen lassen, bzw. die anscheinend ein Gegenbeispiel für herausgefundene Systematiken sind; z.B.: "... ta ta ta au bout d'un moment . crrc boum .. un bruit dans la bagnole . vou .ça commençait à ( = = = ) une fumée pas possible" (Z.153 -155, warum kein présent historique?) Man darf solche Einzelfälle jedoch nicht zu ernst nehmen, da ein Sprecher keine Maschine ist und 'Fehler' macht.

49 Siehe Corpus I, Z. 32 - 39.

50 Siehe Corpus I, Z. 73 - 75.

51 Siehe Corpus I, Z. 284 - 293.

52 Siehe Corpus I, Z. 96 - 101.

53 Siehe Corpus I, Z. 266 - 270.

54 Damit zeigt sich, daß die von Krassin angeführte Begründung für die Verwendung des passé composé als Nullstufe der Vergangenheit ("Verbindung zur Gegenwart")nicht derart kategorisch vertretbar ist. Siehe Krassin (1994), S. 59.

55 Man bemerkt, daß die gesteigerte innere Beteiligung des Sprechers ja die Definition des Verbgenus "Medium" im Altgriechischen ist. Es wäre interessant zu untersuchen, wie in den romanischen Sprachen dies ausgedrückt wird.

Final del extracto de 23 páginas

Detalles

Título
Die Tempora der Vergangenheit im gesprochenen Französisch
Universidad
Johannes Gutenberg University Mainz
Curso
HS Français parlé - français écrit
Calificación
2
Autor
Año
2000
Páginas
23
No. de catálogo
V104528
ISBN (Ebook)
9783640028566
Tamaño de fichero
432 KB
Idioma
Alemán
Notas
Darstellung und Analyse des Gebrauches der Vergangenheitstempora unter Anwendung auf zwei Korpora
Palabras clave
Tempora, Vergangenheit, Französisch, Français
Citar trabajo
Alexander Schröer (Autor), 2000, Die Tempora der Vergangenheit im gesprochenen Französisch, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104528

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Título: Die Tempora der Vergangenheit im gesprochenen Französisch



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