Tourismus und Umwelt - ein Widerspruch?


Hausarbeit, 2002

41 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung
1.1 Begriff Umweltschutz
1.2 Der Begriff Tourismus

2. Tourismus – Gründe der aktuellen Entwicklung
2.1 Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste
2.2 Alternativtouristen – die Lösung?

3. Grundprobleme des fehlenden Umweltschutzes im Tourismus
3.1 Nachfrager
3.2 Anbieter
3.3 Staatliche Politik
3.4 Gesellschaftliche Entwicklungen

4. Lösungsmöglichkeiten- bzw. ansätze
4.1 Umweltverträgliches Verhalten der Nachfrager
4.2 Umweltverträgliches Verhalten der Anbieter
4.3 Staatliche Eingriffe in den Tourismus
4.4 Studienfahrten und Workcamps
4.5 Ökologischer Tourismus

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Ehrenwörtliche Erklärung

1. Einleitung

In der Zeit vom 1. März bis 30. August 2002 absolvierte ich in der Dolmar-Tourist-Information mein Praktikum. Als Amt der Verwaltungsgemeinschaft Dolmar, welche die Gemeinden Christes, Dillstädt, Kühndorf, Rohr, Schwarza und Utendorf verwaltet, dient die Dolmar-Tourist-Information der Förderung des Tourismus in dieser Region – unweit der Theaterstadt Meiningen, die ihren Namen dem sagenumwobenen, im Werratal herausragenden – ja fast majestätisch wirkenden – Berg Dolmar verdankt. Im Jahre 1994 wurde deshalb ein „gemeinsames“ Tourismusamt für die genannten Dolmargemeinden aufgebaut, deren Aufgaben nicht nur im reinen Innen- & Außenmarketing besteht, sondern auch in Richtung eines umweltverträglichen Landtourismus erfolgt, was allerdings mitunter wiederum zu unterschiedlichen Auffassungen, ja sogar Diskrepanzen führt.

Auslöser war der Erhalt des Berges Dolmar, der über drei Jahrzehnte zu militärischen Zwecken von den Russen besetzt war. Im Jahre 1990 hatten diese den Dolmar verlassen, jedoch stand er noch unter besatzungsrechtlicher Hoheit. Spätestens mit dem 30. Oktober 1990 hätte der Berg als solcher dem Bundesvermögensamt unterstellt werden müssen. Das Bergamt Bad Salzungen gab die Genehmigung zum Abbau von 300 000 t Basalt pro Jahr. Eine Zeitbombe begann zu ticken.

In der Phase der Verfassungsgebung zwischen 1991 und Anfang 1993 hatte man sich, ergänzend zur Beschlussfassung des Landtages in Thüringen, für ein Referendum über die Verfassung entschlossen. Der Volksentscheid zur Bestätigung der vom Parlament angenommen Verfassung fand anlässlich der Landtagswahl am 16.Oktober 1994 statt. Eine Mehrheit von 70% der Bevölkerung des Freistaates Thüringen stimmte dem zu - ein wahrer Hoffnungsschimmer! Einen Bürgerentscheid, jedoch zum Thema "Basaltabbau am Dolmar", gab es schon einmal. Dieser fand am 12. Mai 1991 statt. Daraufhin folgten Bestrebungen, den Dolmar, nach jahrzehntelangem Missbrauch durch die russische Armee, die ihn als Truppenübungsplatz und Schießstand (mit scharfer Munition) achtlos "benutzten", für die Menschen dieser Region wieder zugänglich zu machen. So wurden Konzeptionen der Dolmarfreundevereins, der umliegenden Dolmargemeinden und des damals existierenden Gebietsverbandes DOLMAR erstellt, die Möglichkeiten aufzeigten, den Berg wieder zu einem beliebten Ausflugsziel werden zu lassen und für den Tourismus, mit selbstverständlicher Rücksicht auf Umweltverträglichkeit, zu erschließen und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Von der "anderen Seite" bestand weiterhin in diesem Zusammenhang großes Interesse an dem bereits vorhandenen kleinen Dolmarsteinbruch. Jedoch genügten den neuen Betreibern die Nutzung alter Abbaurechte und deren Erweiterung von 5 - 6000 t pro Jahr nicht und so wurden in der Betriebskonzeption der Steinbruchindustrie - Straßen- und Tiefbau GmbH, ohne jegliche Prüfung der Belastung und deren Nachweis in der Region, 300 000 t als Jahresgrundlage ausgewiesen. Natürlich traf diese Betriebskonzeption ebenfalls Aussagen zu Arbeitsplätzen und zur Notwendigkeit der Gesteinsnutzung für den Thüringer Straßenbau. Aufgrund der Tragweite dieses Problems sollten die Bürger der Anliegergemeinden in dem besagten Bürgerentscheid ihre Stellungnahme abgeben. Dieser Bürgerentscheid v. 12. Mai 1991 wurde vom Kreistag Suhl Land mitgetragen und das Ergebnis ging an das Umweltministerium des Landes Thüringen. Obwohl sich der Bürgerentscheid mit 71% gegen den Basaltabbau entschied, blieb er zum damaligen Zeitpunkt eine Farce... Dennoch schaffte es die Bürgerbewegung, dass der Dolmar von diesem drohenden Basaltabbau in oben genannter Höhe verschont blieb. Die im Jahre 1994 verabschiedete Dolmarkonzeption konnte deshalb in verschiedenen Punkten umgesetzt werden – das geplante „Charlottenhaus“ auf dem Bergrücken wurde in dem Jahren 1998 – 2000 wieder aufgebaut, leider wurde damit die Zufahrt zum Berg ermöglicht – ein aus umweltbetrachterischer Sicht grober Fehler…

Inzwischen stellt der Tourismus in der Dolmarregion einen nicht zu vernachlässigenden Wirtschaftsfaktor dar. Bei einer Zahl von 12000 Übernachtungen im Jahr 2001 und einem statistisch erwiesenen Ausgabebetrag von ca. 30 € pro Gast und Tag kann von einer Summe in Höhe von ca. 360 000 € ausgegangen werden, welche in der Region verbleibt.[1]

Aufgrund dieser Eindrücke, die ich in Dolmar-Tourist-Information zum Thema Tourismus & Umwelt sammeln konnte und der daraus resultierenden Erkenntnis, dass in der heutigen Zeit dem Umweltschutz ein immer größerer Stellenwert eingeräumt werden muss, um weiteren Raubbau an der Natur zu vermeiden, entschied ich mich für dieses Thema in meiner Praktikumsarbeit.

Allein am jüngsten Beispiel der Ereignisse in den Überschwemmungsgebieten von Sachsen und Sachsen-Anhalt ist erkennbar, zu welchen Auswirkungen eine Missachtung der natürlichen Gegebenheiten führt.

Aus diesen Gründen halte ich es für angemessen, dass auch im Bereich des Tourismus ein Umweltbewusstsein in immer stärkerem Maße entwickelt und gefördert werden und eine rechtliche Plattform geschaffen werden muss, die die Anstrengungen der Leistungsträger aber auch der Tourist-Information unterstützt.

1.1. Der Begriff Umweltschutz

Als Umwelt bezeichnen wir die Welt, die uns umgibt, uns ernährt und uns zuallererst einen Raum zum Leben gibt.

Laut Lexikon ist Umwelt die „Gesamtheit aller Faktoren, die auf einen Organismus von außen einwirken und ihn beeinflussen“.[2]

Im Allgemeinen erfüllt die Umwelt folgende Funktionen (auch Dienste genannt[3]):

- Umwelt als Standortfaktor

Der Boden als Umweltmedium wird von der Reisebranche als Standortfaktor genutzt. Zum einen bedeutet das genau bestimmte Grundstücksflächen für Hotels und ähnliches, sowie als Landschaft an sich. Denn der Reiz vieler Zielgebiete ergibt sich erst aus den landschaftlichen Besonderheiten. Ein Hotel wirbt zum Beispiel mit seiner Lage und dem phantastischen Blick, somit wird aus der Umwelt ein Konsumgut.

Natürlich entstehen auch Konkurrenzen bei der Nutzung: Die einen möchten Hotels bauen, andere dagegen weiterhin die unverbaute Landschaft genießen.

- Umwelt als Vorrat an natürlichen Ressourcen

Die von der Umwelt bereitgestellten Ressourcen sind Inputfaktoren des touristischen Produktionsprozesses. Zu diesen natürlichen Ressourcen zählen all drei Umweltmedien Boden, Wasser und Luft. Bei der Nutzung dieser natürlichen Potentiale der Natur kommt es erwartungsgemäß zu konkurrierenden Interessen bei der Verwendung und zwar nicht nur innerhalb der Tourismusindustrie, zum Beispiel Füllen des Swimming-pools oder als Trinkwasser im Gastronomiebereich, sondern auch mit nicht-touristischen Produktionszweigen.

- Umwelt als Absorptionsmedium

Die Medien Boden, Wasser und Luft dienen hier der Aufnahme von Abfallprodukten, welche bei touristischer Produktion entstehen, zum Beispiel die Emissionen des Auto- und Flugverkehrs oder die Einleitung von Abwässern in Seen und Flüsse. Aufgrund dieser Nutzung der Umwelt kommt es zu Beeinträchtigungen, welche natürlich Folgen haben für die Nutzung, denn in einem verschmutzten See wird niemand baden und eine Landschaft in der Müllberge in den Himmel ragen, erfreuen nicht das Auge des Erholung Suchenden.

- Umwelt als qualitatives Konsumgut

Das Konsumgut Umwelt beziehungsweise Umweltqualität zeichnet sich nicht nur als Inputfaktor für den Tourismus aus, der Nutzwert liegt eher in der Kombination aller drei Umweltmedien. Eine ideale Urlaubsumwelt zeichnet sich durch saubere Luft, sauberes Wasser und eine saubere, reizvolle Landschaft aus. Hier tritt nun der Reisende als Raumkonsument und potentieller Störfaktor auf den Plan, denn Tourismus ist Raumkonsum per se. Die Umwelt mit ihren Natur- und Stadtlandschaften, mit ihren natürlichen und soziokulturellen Gegebenheiten ist insofern wichtig für den Tourismus als sie eine entscheidende Quelle der touristischen Erfahrung darstellt, jenseits des Alltagslebens. Denn wenn wir reisen sehen wir unsere Umwelt mit Interesse und gehen vor allem mit anderen Erwartungen an sie heran. Aufgrund der veränderten sozialen Strukturen, während einer Reise, entwickeln wir eine größere Aufmerksamkeit für die Landschaft als im normalen Alltag.

Aufgrund dieser vier Funktionen ist es wichtig die Umwelt zu schützen, wonach der Begriff des Umweltschutzes abgeleitet wurde, denn ohne eine intakte Umwelt ist es auf Dauer gesehen unmöglich zu existieren. Der Begriff des Umweltschutzes wird als „Bezeichnung für alle Maßnahmen, die schädigende Einflüsse auf die gesamte Umwelt, d.h. auf den irdischen Lebensraum (Biosphäre) als ausgewogenes ökologisches Gefüge, verhindern oder vorhandene Schadfaktoren auf ein vertretbares Maß zurückführen ...“.[4]

Das Ziel des Umweltschutzes ist es also die Welt so zu erhalten, wie sie ist. Sowie ein Gleichgewicht zu finden zwischen wirtschaftlichem Erfolg und einer lebenswerten Umwelt, denn wir sind verpflichtet unseren Nachkommen eine lebenswerte Erde zu hinterlassen und keinen Raubbau in einer Art und Weise zu betreiben, um ein Morgen nicht in Frage zu stellen.

1.2. Der Begriff Tourismus

Die theoretische Definition des Tourismus lautet „ ... der besuchsweise Aufenthalt von Personen an Orten, die nicht ihre ständigen Wohnsitze sind, zum Zwecke der Erholung, der Kur, der Religionsausübung ...“.[5]

Diese Definition sagt jedoch nicht viel über den wahren Inhalt der boomenden Industrie des Tourismus aus. Üblicherweise wird der Tourismus auch als „weiße Industrie“ bezeichnet, da er keinerlei Fabriken oder Produktionsstätten besitzt und somit auch keine Umweltverschmutzung verursachen kann. Dies ist jedoch ein Trugschluss.

Tourismus ist der weltweit größte Industriezweig mit ca. 2 Billionen Dollar Umsatz und ca. 101 Millionen Beschäftigten.[6]

Die Anzahl der Reisenden beträgt ca. 1,5 Milliarden Menschen pro Jahr[7], was die Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft der Welt deutlich macht.

Bei einer solch immensen Zahl von reisenden sind Auswirkungen auf die Umwelt sicher nicht zu vermeiden.

2. Tourismus – Gründe der aktuellen Entwicklung

Der technische Fortschritt und die gesellschaftlichen Veränderungen, sowie die Orientierung des Lebensinhaltes von der Arbeit in Richtung Freizeit, haben zu einem ansteigenden Reisebedürfnis geführt.

Durch die Erhöhung der Einkommen, aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, wurde der finanzielle Spielraum für Urlaubsreisen größer. Da die materiellen Bedürfnisse sehr schnell befriedigt waren, konnte mehr Geld für den Urlaub aufgewendet werden.

Die Konzentrationsbewegungen in der Wirtschaft führten zur Arbeitsteilung und somit zu einem Ansteigen des Leistungsdruckes und einer Beziehungslosigkeit der Beschäftigten zum fertigen Endprodukt. Aus dieser Unzufriedenheit im Arbeitsleben entstand der Wunsch eines Ausgleiches in der Freizeit, in diese werden alle Träume und Wünsche projiziert. Somit dient der Urlaub nicht nur der Erholung vom täglichen Routinejob, sondern auch der Erfüllung bzw. dem Ausleben eigener Wünsche und Vorstellungen.

Der Drang des Menschen in fremden Ländern das Unbekannte zu entdecken, Abenteuerlust und Neugierde zu befriedigen und damit auch die dringend benötigte Erholung zu verbinden, führt, auch aufgrund der immer vollständigeren und weltumspannenden Infrastruktur, zu einer erheblichen Belastung der Umwelt durch die Transporte und die Unterbringung der Urlauber.[8]

Die Kosten für weite Reisen sinken, die Welt wird für Touristen immer kleiner. Die Tourismusindustrie hat durch ihre Normierung und Rationalisierung großen Anteil am Preisverfall und somit am stetigen Wachstum des Stroms der Reisenden. Sie produziert neue Angebote und schafft durch gezielte Werbung Nachfrage nach eben diesen.

Diese stetige Nachfrage und die gezielt provozierte Erlebnishungrigkeit der Touristen führen zur Ausbeutung der letzten noch unberührten Gebiete.

Reisen besitzt heute eine wichtige Funktion als Statussymbol, über welches man gesellschaftliche Anerkennung erreichen kann. Demzufolge versucht man immer ausgefallener Orte zu entdecken, um den anderen einen Schritt voraus zu sein und sich von der Masse der Pauschaltouristen absetzen zu können.

2.1 Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste

Die Unternehmen im Tourismusgeschäft nehmen nur wenig Rücksicht auf natürliche Gegebenheiten und die Probleme der Menschen in den Zielgebieten. Hierzu möchte ich einige Bespiele nennen:

- So wird im Himalaja-Gebirge eine Rallye veranstaltet um Touristen anzulocken, obwohl die Region eine der ärmsten der Welt ist und unter extremer Wasserknappheit leidet. Was die Bewohner dieser Region von dieser Ignoranz halten, danach fragt wohl keiner.
- An der türkischen Küste werden Olivenhaine, welche als wirtschaftliches Gegengewicht zum Tourismus dienen, die meist nur saisonal für Einkommen sorgen, gerodet, um Apartmenthäuser zu errichten.[9]
- In den Rocky Mountains wird der Skifahrer mit einem Helikopter auf den Berg gebracht und in Indien möchte man dem Skifahrer die Möglichkeit bieten innerhalb von 3 Stunden zum Baden an den Strand zu fliegen - ein Irrsinn!

Die meisten Länder in südlichen Regionen haben das Problem der Wasserknappheit, trotzdem werden pro Tourist und Tag 600 Liter Wasser für Duschen, Pools und Rasensprengung benötigt, dies ist mehr als jeder von uns zu Hause verbraucht. Die Folge ist, dass der Grundwasserspiegel sinkt und die Bauern ihre Felder nicht mehr genügend bewässern können, somit verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Natürlich leidet auch die restliche Vegetation unter dem Absinken des Grundwasserspiegels, die normalerweise schon spärliche Vegetation wird noch weiter zurückgedrängt und eine Versteppung droht.[10]

Nicht nur der Wasserverbrauch ist hoch, nein - auch die Unmengen von Müll, die von Touristen erzeugt werden, belasten die Umwelt. Selbst auf dem Mount Everest wurden 400 kg Müll beseitigt.[11]

Auch in Europa sind die durch den Tourismus geschlagenen Wunden nicht zu übersehen. Die Lawinenhäufigkeit in den Alpen hat permanent zugenommen, weil überall Pisten entstehen, um Skifahrer anzulocken. Der für Pisten planierte Boden und die, durch beständiges Befahren mit Skiern zerstörte Grasnarbe nimmt kaum noch Wasser auf bzw. hat nicht mehr das nötige Wurzelwerk, um den Boden zu halten. Die Summe dieser Gegebenheiten führen zu Murenabgängen.

Allein in der Schweiz gibt es ca. 1500 Skilifte und 500 Seilbahnen, in Österreich 3900 Lifte und 150 Seilbahnen. Diese große Anzahl an Wintersportmöglichkeiten sorgt jedoch nicht mehr für ein quantitatives Wachstum der Urlauberzahlen, eher für eine Abnahme der Gästezahlen. Bei einer Zahl von 300 Millionen Übernachtungen pro Jahr und ca. 100 Millionen Tagesgästen ist verständlich, welch großer Belastung die Natur ausgesetzt ist. Selbst wenn ein großer Teil der Besucher nur die unberührte Natur genießen würde, bliebe die Natur nicht unberührt. Der Ansturm ist einfach zu groß.

Das Idealbild der Alpen ist für den Reisenden durch die Vielzahl an Liften und Pisten zerstört worden, der globale Reisende sucht sich einen anderen Ort zum Skifahren, der seiner Vorstellung von unberührter Natur mehr entspricht, als Ergebnis bleiben aber die Narben in der Natur der Alpen bestehen.

Ein weiterer Trend, welches Land vernichtet, ist das Bestreben nach Zweit- und Drittwohnungen in Urlauberregionen, aber auch in vielen anderen Regionen der Erde. Vermögende Gesellschaftsschichten, zumeist aus nördlichen Ländern, erwerben Wohnungen, welche allerdings nur 2 bis 3 Wochen im Jahr von ihnen genutzt werden und den Rest der Zeit leer stehen. Der Platzverbrauch dieser Domizile ist sehr hoch und die Ästhetik im Vergleich zu den ursprünglichen Häusern eher zweifelhaft, nicht umsonst denkt man bei der Einfahrt nach St. Moritz eher an eine Großstadt, als an ein Bergörtchen. Es bestimmen Hochhäuser das Ortsbild und nicht die typischen Berghäuser.[12]

Mit jährlich etwa 100 – 150 Millionen Touristen ist die Mittelmeerregion die größte Urlaubsregion weltweit, die Folgen dieses exzessiven Ansturms sind auch hier unübersehbar. Ursache für die vielerorts sichtbare Verkarstung ist das schonungslose Abholzen der Wälder, weshalb infolgedessen die Flora und Fauna massiv geschädigt wird.

Selbst die Meeresflora und – fauna ist in einem desolaten Zustand, der Grund dafür liegt in den ungeklärt ins Meer geleiteten Abwässern. Eine Folge in den vergangenen Jahren war die Algenpest, welche zu einem starken Besucherrückgang geführt hat.[13]

Diese Liste lässt sich endlos verlängern aber nur diese wenigen Beispiele reichen, um den Missbrauch der Umwelt durch den Tourismus darzustellen.

Der Drang der Reisenden führt zu immer neuen ausgeklügelten Ideen, wer will kann am Nordpol Golf spielen oder ohne die, normalerweise nötige, langjährige Vorbereitung, mit Hilfe einer amerikanischen Firma, den Mount Everest besteigen oder die Erde auf einer Sightseeing-Tour, einer Kreuzfahrt nicht unähnlich, innerhalb von 14 Tagen mit dem Flugzeug umrunden.[14]

Es ist alles nur eine Frage der finanziellen Mittel, kein Weg ist zu weit, kein Berg zu hoch und kein Meer zu tief, um nicht irgendwann von Touristen bevölkert zu werden. Und die Unternehmen der Tourismusindustrie erfüllen jeden Wunsch und mag er auch noch so ausgefallen sein...

2.2 Alternativtouristen – die Lösung ?

Sie fühlen sich als die „besseren Touristen“, weil sie aufgebrochen sind, andere Kulturen kennen zu lernen und vor allem von ihnen zu lernen.

Mit wenig Geld wird gereist und versucht, soviel wie möglich an Eindrücken „mitzunehmen“. Doch längst nicht alle Alternativtouristen sind sanfte Reisende, deren Ziel es ist, sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen, bzw. zu leben wie Einheimische. Die häufigsten Tipps in den Besucherbüchern der „Guesthouses“ sind solche, wie man Geld spart und wo man günstig übernachten kann.

Eine aktive Auseinandersetzung mit der politischen bzw. menschenrechtlichen Situation in den bereisten Ländern fehlt größtenteils.[15]

Diese Art des Tourismus dient eigentlich nur dem Zweck, die „letzten Paradiese“ zu entdecken und wenn man wieder zu Hause ist, sie als Geheimtipps weiter zu geben.

Dieses Weitersagen führt natürlich zu einem Ansturm durch die Hörer dieser Tipps und somit sind die Alternativtouristen oft die eigentlichen Wegbereiter des Massentourismus.

Als eines der Beispiele hierfür ist Goa zu sehen, in den 60er und 70er Jahren kamen die Ersten in die, für Europäer und Amerikaner, damals heile Welt. Diese Wenigen erzählten ihre Erlebnisse weiter und Goa war „in“, ein Überwinterungsparadies für zivilisationsmüde Europäer, Amerikaner und Australier.

[...]


[1] Übernachtungsstatistik intern 2001

[2] Bertelsmann S. 921

[3] Wöhler/Saretzki S. 2 f

[4] Bertelsmann S. 921

[5] derselbe S. 282f

[6] Kirstges S. 4/5

[7] derselbe S. 5

[8] Ludwig/Has/Neuer S. 14 ff

[9] Ludwig/Has/Neuer S. 56 f

[10] derselbe S. 57

[11] derselbe S. 58

[12] Ludwig/Has/Neuer S. 105 ff

[13] derselbe S. 113 ff

[14] derselbe S. 53

[15] derselbe S. 83 f

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Tourismus und Umwelt - ein Widerspruch?
Hochschule
Hochschule Schmalkalden, ehem. Fachhochschule Schmalkalden
Veranstaltung
Praktikum
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
41
Katalognummer
V10428
ISBN (eBook)
9783638168540
ISBN (Buch)
9783640824915
Dateigröße
649 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tourismus, Umwelt, Widerspruch, Praktikum, Thema Tourismus
Arbeit zitieren
Torsten Reuter (Autor:in), 2002, Tourismus und Umwelt - ein Widerspruch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10428

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