Wohnungsbau in der DDR - Vergleich zweier Großsiedlungen (Berlin-Marzahn und München-Neuperlach)


Seminararbeit, 2000

35 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergründe und Entstehungsgeschichte
Marzahn: Bauen in der DDR
Geschichte
Gesellschaftspolitischer und planungstheoretischer Hintergrund
Technologischer Hintergrund
Neuperlach: Bauen in der BRD
Geschichte
Gesellschaftspolitischer und planungstheoretischer Hintergrund
Technologischer Hintergrund
Resümee

3. Blickweisen Ost-West in baupolitischem Kontext
Von Ost nach West
Von West nach Ost

4. Vorstellung der Wohnkomplexe und Stadtteilbereiche
Marzahn
Übersicht
Baukonzept
Städtebauliche Lösung und Wirkung der Ensembles
Baudurchführung
Neuperlach
Übersicht
Baukonzept
Städtebauliche Lösung und Wirkung der Ensembles
Baudurchführung

5. Wohnungen und Typengrundrisse
Marzahn
Neuperlach
Bewertung

6. Wohnen und Leben in der Großsiedlung
Marzahn
Statistische Daten: EinwohnerInnenzahl, Alters- und Herkunftsstruktur, Wahlergebnisse
und Bewertung
Wohnzufriedenheit und Wohnerfahrungen
Resümee
Neuperlach
Statistische Daten: EinwohnerInnenzahl, Alters- und Herkunftsstruktur, Wahlergebnisse
und Bewertung
Wohnzufriedenheit und Wohnerfahrungen
Resümee

7. Beurteilung und Schlußfolgerungen

8. Ausblick

9. Anlagen
Liste der verwendeten Literatur
Handout des Referates von Kerstin Sailer im Seminar “Wohnen und Wohnungsbau in der DDR” vom 15. Januar 2001
Abbildungen von Marzahn und Neuperlach

1. Einleitung

Das interdisziplinäre Seminar “Wohnen und Wohnungsbau in der DDR”, das im Wintersemester 2000/2001 von den Fachbereichen Architektur und Geschichte der Universität Hannover angeboten wurde, sollte sich mit dem 45-jährigen Abschnitt deutscher (Wohnungs-) Baugeschichte in der DDR beschäftigen und diesen bisher wenig beleuchteten Zeitraum etwas genauer unter die Lupe nehmen. “45 Jahre lang wurde im Wohnalltag und im komplexen Wohnungsbau der DDR mit kollektiven Einrichtungen und der volkseigenen ‚Platte‘ bis zur Abwicklung 1990 ein sozialistisches Planmodell praktiziert. Dies soll in seiner Entwicklung und in seinen Ergebnissen nachgezeichnet und bewertet werden”, heißt es in der Kurzvorstellung und Ankündigungstext des Seminars.

Als meinen Beitrag dazu habe ich das Thema des Ost-West Vergleiches gewählt. Zum einen, weil ich selbst aus meinem persönlichen Erfahrungs- und Wissenshintergrund bisher stets nur den Blick aus dem Westen gewöhnt war und die Perspektive wechseln wollte, zum anderen weil in einem Vergleich besonders gut Unterschiede und Übereinstimmungen deutlich werden, die der abschliessenden Bewertung zuträglich sind.

Zudem erscheint es mir wichtig, die stereotyp betrachtende Blickweise auf den Osten als Objekt der Forschung zu durchbrechen und eine Siedlung im Osten mit einer vergleichbaren im Westen in Bezug zu setzen.

Mein Ziel dabei war und ist es, Ost-West-Vorurteile und gängige Bewertungsschemata anhand der baulichen Umwelt und den sozialpolitischen Hintergründen zu überprüfen, zu analysieren und selbst zu bewerten.

Die gewählten Siedlungen, Marzahn in Ostberlin einerseits und Neuperlach in München andererseits, sind im Hinblick auf Entstehungszeitraum, Größe und Bedeutung gut vergleichbar: Marzahn entstand in den Jahren 1976-1987, Neuperlach im Zeitraum von 1970-1980, also etwas früher; Marzahn wurde für über 100.000 BewohnerInnen, Neuperlach dagegen etwas kleiner für 80.000 BewohnerInnen geplant. Jedoch stellen beide im jeweiligen Bezugsrahmen der DDR, bzw. der BRD die größten und damit sehr bedeutungsvolle Wohnungsbauprojekte dar.

2. Hintergründe und Entstehungs-geschichte

Marzahn: Bauen in der DDR

Geschichte

Marzahn fand 1300 in der Urkunde eines Klosters seine erste schriftliche Erwähnung als “Morczane”1. Der Kern der Siedlung ist das alte Bauerndorf Marzahn, das zu Anfang des 19. Jahrhunderts 35 Wohnhäuser mit 223 BewohnerInnen zählte. 1920 wurde Marzahn nach Berlin in den Bezirk Lichtenberg eingemeindet.

1973 verabschiedete die SED auf dem VIII. Parteitag ein neues Wohnungsbauprogramm als Teil ihrer Sozialpolitik. Dies schloß unter anderem den Bau der Plattensiedlung Marzahn ein. Der Plan zur Massenbesiedlung dieser Gegend im Osten Berlins war allerdings nicht neu: schon früher fanden ähnliche Pläne mehrmals Erwähnung. 1928 hielten Stadtplaner in einem Generalsiedlungsplan die BewohnerInnenzahl von 115.000 für Marzahn fest. Auch Albert Speer plante im Dritten Reich die Errichtung der sogenannten “Oststadt” mit 445.000 EinwohnerInnen, worunter auch das Gebiet Marzahn fiel. Was bis dato also nie verwirklicht werden konnte, wurde nun von den SED-Strategen in die Tat umgesetzt.

Im März 1975 begannen die Erschließungsarbeiten für den Bau von drei Marzahner Wohngebieten zwischen der Marchwitzastraße im Süden und der heutigen Wuhletalstraße im Norden. Der bisherige Dorfkern Altmarzahn wurde als “Milieuinsel”2 in die Neubausiedlung einbezogen und von ungleich höheren Hochhausblöcken umringt. Die Fertigstellung des ersten Wohnblockes “Marchwitzastraße 41-45” konnte am 30.11.1977 gefeiert werden.

Am 5.1.1979 wurde Berlin-Marzahn ein eigenständiger Stadtbezirk mit den Ortsteilen Marzahn, Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf.

Gesellschaftspolitischer und planungstheoretischer Hintergrund

Bezüglich der Architektur und des Städtebaus gab es in der DDR durchaus unterschiedliche Ansichten, als wir es von westlichen, kapitalistischen Ländern kennen. Architektur und Städtebau waren in einen gesellschaftlichen, sozialistischen Kontext eingebettet und konnten nicht losgelöst oder entpolitisiert als “neutrale” Wissenschaften gesehen werden. Rückblickend wurden Architektur und Städtebau im Juni 1989 so betrachtet:

“ St ä dtebau und Architektur spiegeln in spezifischer Weise wider, wie die neuen gesellschaftlichen Verh ä ltnisse in ad ä quate Raumordnungen und gestalterische Ausdruckswerte der gebauten Umwelt umgesetzt wurden. ” 3

Damit verknüpft war das hohe Ansehen der ArchitektInnen und die grundsätzliche Anerkennung von Architektur nicht nur als Schaffung von Gebäuden, sondern eben auch als wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Peter Döhler, Direktor des Weiterbildungsinstituts für Städtebau und Architektur weist dem Berufsstand der PlanerInnen 1976 folgendermaßen wichtige Aufgaben zu:

Die wichtigste politisch-ideologische Aufgabe, vor der wir stehen, ist deshalb die weitere Festigung des marxistisch-leninistischen Bewu ß tseins und die Entfaltung aller sch ö pferischen Potenzen der Architekten und St ä dtebauer in ihrem Kampf um eine hohe Qualit ä t der sozialistischen Architektur. Die Entwicklung von St ä dtebau und Architektur unter sozialistischen Bedingungen ist ein bewu ß t dem Fortschritt dienender, in die planm äß ige wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Gesellschaft eingeordneter Proze ß , der staatlich geleitet wird. ” 4

Schon zu Beginn der 70er Jahre wurden von der SED-Führung neue wirtschaftliche und soziale Bedingungen in der DDR konstatiert, die analysiert wurden und in neuen Perspektiven im Wohnungs- und Städtebau mündeten.

“ Der Wohnungsbau wurde ab diesem Zeitpunkt zum Kernst ü ck der Sozialpolitik der Partei der Arbeiterklasse. Damit begann sie ein Verm ä chtnis der revolution ä ren deutschen Arbeiterbewegung in die Tat umzusetzen, die Wohnungsfrage als soziales Problem zu l ö sen ” . 5

Der bereits erwähnte VIII. SED-Parteitag formulierte also eine neue Sozialpolitik - am konkreten Wohnen und Leben orientiert - die das Politbüro mit ihrem Beschluß vom 3.2.1976 zur Entwicklung der Hauptstadt der DDR schließlich umsetzte. Von 1976 bis 1990 sollten 300.000-350.000 neue Wohnungen geschaffen werden. Dabei ging es aber auch um “mehr als nur ein Dach ü ber dem Kopf - es geht um soziale Geborgenheit, um kulturvolle Lebensweise und um Identifikation der B ü rger mit ihrer Wohnung, mit ihrem Haus, mit ihrer Stadt und ihrem sozialistischen Vaterland. ” 6

Erich Honecker blickt in seiner Autobiographie “Aus meinem Leben” auf diesen Abschnitt der DDR-Geschichte zurück und skizziert die Rahmenbedingungen in der DDR, sowie die Grundsätze dieser Wohnungs- und Sozialpolitik wie folgt:

“ W ä hrend wir andere grundlegende Lebensbed ü rfnisse, wie Ern ä hrung und Kleidung, Arbeit und Bildung, bereits auf relativ hohem Niveau befriedigen konnten, war die Wohnungsfrage zum vordringlichsten sozialen Problem unserer Gesellschaft geworden. (...) Nicht Luxuswohnungen f ü r wenige, sondern gute Wohnungen f ü r alle..., Wohngebiete zu schaffen, die frei sind von den versteinerten Gegens ä tzen zwischen arm und reich.”7

Neben den sozialpolitisch explizit formulierten Vorstellungen wurden auch planerische Vorgaben für das Bauen in der DDR entwickelt.

Die konzeptuelle Grundlage für die Architektur in der DDR und damit die Architektur Marzahns bildete zunächst die frühere theoretische Arbeit “Der Sozialistische Wohnkomplex” von 1959, in der ein Wohnkomplex als Einheit der materiellen und kulturellen Versorgung der Bewohner beschrieben wurde.8 Die städtebauliche Lösung des Zeilenbaus wurde sehr lange favorisiert. Stadtbildbestimmend wurde der “fließende Raum”, kombiniert mit den industriell gefertigten Typenbauten, schlichten, glatten, wenig gegliederten Baukörpern, die somit vor allem bautechnologischen und verkehrstechnischen Anforderungen genügten.

Die SED rief in ihrem Parteiprogramm von 1976 dann das Ende der extensiven Entwicklung, sowie Intensivierung und Verdichtung als Maxime aus.

1982 erfolgte mit der Arbeit “Grundsätze für die sozialistische Entwicklung von Städtebau und Architektur in der DDR” die Wende von offenen zu geschlossenen Baustrukturen. Deutlich wurde dies hauptsächlich durch die Abkehr von einförmiger Zeilenbebauung und der Wiederentdeckung von Straße und Platz als wichtige, konstituierende Elemente eines erlebnisstarken Städtebaus.

Technologischer Hintergrund:

9 Die Bauweise in der DDR war ab dem Ende der 50er Jahren zunehmend von der Industrialisierung des Bauens gekennzeichnet. Sie ist charakteristisch für die zweite Phase der Architektur der DDR (ca. 1955-1970), wurde in den 70er Jahren optimiert und erreichte dort ihren ersten Höhepunkt. Hochgradige und weitreichende Typisierung, Elementierung und Massenproduktion von Wohnungsbauserien (z.B. der WBS 70) ermöglichten erst die Geschwindigkeit und Quantität des Bauens. Die “Platte” war geboren und verbreitete sich in ungewöhlich hohem Maße in der ganzen DDR, so daß sie auch heute noch der prägende Eindruck der DDR-Architektur ist. Die Industrialisierung auf Basis der planwirtschaftlichen, staatlichen Lenkung und der volkseigenen Großbetriebe, sowie der Entwurfspraxis in Kollektiven dienten als Grundlage der Verwirklichbarkeit des Wohnungsbauprogrammes und des sozialpolitischen Anspruches des DDR-Staates.

Neuperlach: Bauen in der BRD

Geschichte:

Der Perlacher Haid findet seine erste Erwähnung beim bayerischen Geschichtsschreiber Aventin, als die angebliche Entscheidungsschlacht zwischen Römern und Bajuwaren am Ende der Herrschaft der Römer in Bayern dort ausgetragen worden sein soll. Der Perlacher Haid ist ein Teil der wenig fruchtbaren Heidelandschaften rings um München, die bis in unsere Zeit nur am Rande besiedelt waren und mit Ausnahme des alten Dorfkernes Altperlach aus zersiedeltem Ackerland bestanden. Um 1500 war (Alt-) Perlach ein Dorf mit knapp 70 Anwesen. Um die Jahrhundertwende wohnten etwa 2.000 Menschen in Perlach, das 1930 dann zu einem Stadtteil von München wurde. “ Nach dem 2. Weltkrieg beh ä lt Perlach zun ä chst noch seinen d ö rflichen Charakter, aber die Entwicklung zu einem "st ä dtischen" Viertel ist nicht aufzuhalten: 1967 werden nur noch 19 H ö fe bewirtschaftet, gibt es noch 26 G ä rtnereien; heute gibt es in Perlach keinen Bauern mehr, und aus den wenigen verbliebenen G ä rtnereien sind "Gartencenter" geworden. ” 10

In den 60er Jahren traf die Stadtverwaltung also die Entscheidung zur Errichtung von Neuperlach als Entlastungsstadt wegen des hohen Bevölkerungszuwachses von München, unter anderem auch deshalb, weil Perlach eine der letzten großen, besiedelbaren Flächen in München war. 1962 wurde Neuperlach im Flächennutzungsplan ausgewiesen, im April 1963 beschloß der Stadtrat einen Maßnahmeträgervertrag mit der “NEUEN HEIMAT BAYERN” und ermöglichte damit die Umsetzung des Bauvorhabens. Nach langen Vorarbeiten vor allem im Hinblick auf die Bodenordnung (siehe Seite 9 unten) fand am 11.5.1967 die feierliche Grundsteinlegung statt.

Gesellschaftspolitischer und planungstheoretischer Hintergrund

Architektur und Städtebau orientierten sich in der BRD zum damaligen Zeitpunkt unter Einbezug von allgemeinen planerischen Vorstellungen vor allem an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der sozialen Marktwirtschaft: den Vorgaben des Bedarfes und dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.

München verzeichnete nach dem 2. Weltkrieg ein großes Bevölkerungswachstum. Zwischen 1961 und 1971 stieg die EinwohnerInnenzahl jedes Jahr um 2%, bis sie 1972 den Stand von 1,34 Mio. erreichte.11 Damit einher ging ein hoher zusätzlicher Platzbedarf und die Erkenntnis der StadtplanerInnen, daß dieser Bevölkerungszuwachs nicht mit dem Wohnungsbau bisheriger Art zu bewältigen war. Eine vorausschauende Planung wurde eingefordert, “ um M ü nchen den Reiz eines beliebten Lebensraumes zu erhalten ”.12 Der Stadtentwicklungsplan von 1963 sah schließlich eine Radialausdehnung entlang von Hauptverkehrsbändern und den Bau von sogenannten "Entlastungsstädten" vor. Das Konzept wollte die planlose Stadtzersiedelung verhindern, das Bauen an sich konzentrieren und verdichten, sowie öffentliche Investitionen (Schulen, Krankenhäuser...) sowohl durch die gleichzeitige Ansiedlung von Wohnen und Gewerbe, als auch durch die reine Masse der zu erstellenden zehntausenden von Wohnungen und Arbeitsplätzen effizienter auslasten.

Zum Begriff der Entlastungsstadt möchte ich an dieser Stelle bereits eine Anmerkung machen, die sich auf die Wirkung einer solchen Benennung bezieht. “ Der Terminus beschreibt vielleicht zu sachlich, zu richtig, den Funktionszusammenhang Perlach-M ü nchen. Auf der einen Seite preist er die Eigenst ä ndigkeit, auf der anderen Seite wird Perlach durch dieses Pr ä fix, das die Assoziation mit “ Last ” nachgerade aufdr ä ngt, zum Appendix der Metropole degradiert. ” 13 Die “Entlastungsstadt” wird also schon vor ihrer Errichtung zum Anti-Symbol, das keine positive Indentifikationsmöglichkeit offen läßt.

Das Vorhaben München-Neuperlach wurde als Forschungsobjekt für förderwürdig im Rahmen des Demonstrativprogrammes der Bundesregierung angesehen und erhielt eine Förderung von 4 Jahresabschnitten mit je 1500 Wohnungen, wovon etwa die Hälfte der Wohnungen im sozialen Wohnungsbau erstellt werden sollten.

Bauherren waren im Rahmen des Vertrages zwischen der “NEUEN HEIMAT MÜNCHEN” und der Stadt München diverse Wohnungsbaugesellschaften, unter anderem die GEWOG (Gemeinnützige Wohnungsbau-GmbH München), die Terrafinanz (Terrainund Wohnungsbau-GmbH München) und die Deutschbau (Gemeinnützige Deutsche Wohnungsbau-GmbH, Organ der staatlichen Wohnungspolitik, München).

Problematisch war noch vor Baubeginn die Lösung der Grundstücksbesitzes und in diesem Zusammenhang die Bodenordnung. Nur ein Bruchteil des Landes war bereits in städtischem Besitz, hunderte von Einzelgrundstücken mußten erworben werden. Diese Bodenordnung verlief in einem freiwilligen Verfahren, das keine einzige Zwangsumlegung nötig machte. Allerdings wurde in den Umlegungsverträgen die höchstzulässige Grundstücksauslastung mit einer GFZ von 1,0 (m2 Geschoßfläche pro m2 Bauland) im Bauabschnitt Nord, und GFZ 1,2 für den Ostteil festgeschrieben, da die Bauherren auf die volle Ausnutzung drängten. Dies war städtebaulich oft ungünstig, spiegelt aber nun einmal die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wider. Von staatlicher Seite wurde diese Tatsache ebenfalls selbstkritisch beurteilt:

“ F ü r die Zukunft w ä re ein Weg zu suchen, wie die privatwirtschaftlichen Interessen mit den st ä dtebaulichen Vorstellungen besser in Einklang bringen zu w ä ren. ” 14

Technologischer Hintergrund:

Auch in der BRD fanden sich in den 70er Jahren erste Ansätze von Elementisierung und Typisierung im Bauwesen. Eberhard Rohrer beschreibt in seinem Aufsatz “Elementiertes Bauen”, der in der März 1973-Ausgabe des “Baumeisters” erschien, den Aspekt der Industrialisierung im Bauen der BRD.

Im Übergang von der mittelalterlichen Bestellwirtschaft zu einer industriellen Angebotswirtschaft würde ein lohnintensiver Leistungsmarkt durch einen kapitalistischen Warenmarkt abgelöst. Unter der Zielvorgabe der Verringerung des Anteiles menschlicher Arbeitskraft aus ökonomischem Zwang fänden Rationalisierung und Industrialisierung ihren Weg ins Bauwesen. Die Industrialisierung des Bauens dagegen führe zu einer Neuformierung der Marktfaktoren, es entstünde der Zwang zu größeren Auftragseinheiten und Serien mit dem gleichzeitigen Erfordernis größerer Investitionen und größerer Kapitalbasis. Diese Entwicklung könne nicht verhindert, höchstens gelenkt werden. Ein Meinungsstreit zwischen PlanerInnen sei damals nun darüber entbrannt, ob planungsgerecht produziert oder produktionsgerecht geplant werden solle, also ob Planung und Produktion unabhängig voneinander seien, oder aber aufeinander bezogen. Ein wesentlicher Nebeneffekt der Elementierung resultiere in der wesentlich genaueren Organisation von Leistung und einem Disziplinierungseffekt.

Rohrer nennt aber auch mögliche Risiken dieses Prozesses. Er sieht einen Trend zu Produktionsmonopolen, den Verlust an Gestaltindividualität und die Reduktion von Bauen und Planen auf Wirtschaftlichkeit. Möglicherweise seien unter der “technologischen Herrschaft” menschliche, gesellschaftliche und kulturelle Impulse nicht mehr im erforderlichen Maßstab umsetzbar.

Er schlußfolgert, daß eine Synthese zwischen Technologie und Ökonomie auf der einen Seite, sowie menschlicher, kultureller Normen andererseits gesucht werden müsse.

Resümee:

Abschließend kann ich festhalten, daß der wichtigste Hintergrund für die Erbauung Marzahns in sozialpolitischen und moralischen Ansprüchen und der Umsetzung einer “Mission” zu sehen ist. Architektur und Städtebau sollten an den Bedürfnissen des Menschen und aber auch den Bedürfnissen und der Festigung des Sozialismus und des SED-Regimes ausgerichtet sein.

Dagegen stellt sich der Hintergrund für die Erbauung Neuperlachs ganz anders und rationaler dar. Ausschlaggebend waren hier planerische Vorstellungen, demographische Entwicklungen und marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen. Architektur und Städtebau sollten an den Bedürfnissen der Wohnungssuchenden, der Stadtattraktivität und der maximalen Gewinnschöpfung ausgerichtet sein.

3. Blickweisen Ost-West in baupolitischem Kontext

Von Ost nach West

Die Sichtweise des Ostens gen West war auch im Kontext des Bauens politisiert, ideologisch aufgeladen, defensiv und damit durchaus von den Auseinandersetzungen des Kalten Krieges geprägt. Als ein Beispiel möchte ich wieder die bereits zitierte historische Übersicht “Städtebau und Architektur der DDR” aus der Reihe Bauforschung/Baupraxis vom Juni 1989 anführen, in der die Architektur des “Westens” an mehreren Stellen etwa so beschrieben wird:

“ Der Architekturfortschritt [nach dem 2. Weltkrieg] vollzog sich unter den staatsmonopolistischen Verwertungsbedingungen des Kapitals und verlief deshalb widerspr ü chlich. Kapitalinteressen wirkten weitgehend als Regulativ in der funktionellen Ordnung und r ä umlichen Gestaltung des Lebensmilieus. Sie stellten sich der Verwirklichung gesamtgesellschaftlicher Ziele hemmend in den Weg, setzten demokratischen und sozialen L ö sungen oft Grenzen und nahmen nicht unwesentlich Einflu ß auf Gestaltvorstellungen und Formtendenzen. (...) Immer sind [im Drang zur h ö heren Kapitalverwertung] steigende Mieten verbunden, wird das billigere Wohnen an die Stadtr ä nder und in das Umland verdr ä ngt. So vollzieht sich ü ber Grundst ü cks- und Mietpreis die soziale Segregation der Stadtbev ö lkerung. (...) Der soziale Wohnungsbau erreichte seinen relativ gr öß ten Umfang im ersten Nachkriegsjahrzehnt. Besonders r ü ckl ä ufig ist er seit den 70er Jahren. Dem Monopolkapital gelang es, ihn St ü ck f ü r St ü ck in den freien Markt zur ü ckzuholen. In der BRD sank der Anteil von 70% im Jahr 1953 auf 26% im Jahr 1969. (...) Das Wohnungsproblem versch ä rfte sich durch Verteuerung der Kredite, h ö here Baukosten und daraus folgende Mietsteigerungen. (...) Selbst in den reichen kapitalistischen Industriel ä ndern ist die Wohnungsfrage nach wie vor ungel ö st. (...) Die Architekturanschauungen negierten s ä mtlich den sozial ö konomischen und politisch-ideologischen Aspekt der Architektur. (...) 15

Von West nach Ost

Drehen wir unsere Blickrichtung um, erwartet uns eine gegenteilige Einschätzung. Die Sichtweise des Westens gegenüber der sozialistischen Architektur des Ostens stellt sich viel entpolitisierter dar. In gewisser Weise kann man sogar eine Gleichgültigkeit oder Verschweigetaktik feststellen. Knappe Randnotizen und Kurzdokumentationen beherrschen die Berichterstattung über das Bauen in der DDR.

Als kleines Beispiel findet sich im “Baumeister” 5/72 folgende Nachricht:

“ Vom 29. M ä rz bis 5. April 1972 konnten die Westberliner neben ihren Angeh ö rigen und Freunden auch die neue, “ sozialistische ” Umwelt Ostberlins besuchen. Wer den legend ä ren alten “ Alex ” noch in Erinnerung hatte und nur den fertigen neuen sah, wird ihn nicht wiedererkannt haben. Wer die bundesdeutsche kritische Architektur- und St ä dtebaudiskussion verfolgt hat, wird auch die bekannte, von Stra ß en und architektonischer Monotonie dominierte Leere etwas verwundert zur Kenntnis genommen haben. H ü ben und dr ü ben scheint trotz allem kein gro ß er Unterschied zu sein. ” 16

4. Vorstellung der Wohnkomplexe und Stadtteilbereiche

Marzahn

Übersicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Baukonzept:

Marzahn entsprach konzeptuell sehr klar den theoretischen Grundlagen des Wohnkomplexes als Versorgungs-Einheit17. Alle Funktionen des täglichen Lebens sollten konzentriert vorgefunden werden. Industriell gefertigte Typenbauten, in Zeilen aneinandergereiht, bestimmten die ersten Marzahner Platten. Die grundsätzliche städtebauliche Wende der DDR-Baupolitik in den 80er Jahren - weg von den nach allen Seiten offenen Gebäudestrukturen, hin zu geschlossenen Formationen - läßt sich in den später entstandenen Bauten, beispielsweise im gesellschaftlichen Hauptbereich rund um das Marzahner Tor ablesen.

Städtebauliche Lösungen und Wirkung der Ensembles:

Marzahn wurde in drei Wohngebiete von Süd nach Nord gegliedert, um mit Hilfe von überschaubaren Wohnbereichen trotz der riesigen Größe Marzahns ein Gefühl von Heimat und Integration zu vermitteln. Der typisch berlinerische Begriff “Kiez” wurde in diesem Zusammenhang gerne benutzt. Angesichts der Dimensionen und der realen Ausgestaltung der Wohngebiete kann jedoch von heimeliger Kleinteiligkeit oder integrativer Wirkung kaum die Rede sein.

Die Straßennetzgestaltung wies für fast alle Wohngebäude eine vom Verkehrslärm geschützte, ruhige Seite auf. Der Schulweg der Kinder kreuzte keine Hauptverkehrsstraßen und die insgesamt kurzen Wegeentfernungen zu infrastrukturellen Einrichtungen sollten Wohnqualität und Sicherheit garantieren.

Im Einzugsbereich der S-Bahn verdichtete sich die Bebauung in überwiegend 10-11 geschoßige Häuser, wohingegen sich im Übergang zur Landschaft eine Mischbebauung mit höherem Anteil an 5-6 geschoßigen Gebäuden fand. Die maximale Geschoßzahl betrug 25. In diesem Konzept sollten die differenzierten Bauhöhen für Abwechslung sorgen. Die Wahrnehmung der vorbestimmten Raumfolgen und Blickführungen sollte durch akzentuierende Gebäude, Überschaubarkeit und Ablesbarkeit im Wechsel zu größeren Erlebnisräumen der Grünanlagen geschaffen werden.

Dass sich Abwechslungsreichtum und Erlebnisräume aber nicht allein durch Höhenstaffelung der Baukörper erzielen lassen, war den PlanerInnen entweder nicht klar oder sie hatten keine andere Wahl, als schön zu reden.

Die Impressionen der BewohnerInnen folgten dann auch häufig anderen Bewertungsschemata: Optische Ödnis, Monotonie und einseitige Gestaltung waren oft geäußerte Meinungen.

“ Brutal sieht det aus / Janz jemein sieht det aus / Det stumpft doch ab stumpft det / Wenn ick um die Ecke komme / Jraust mir / Am liebsten m ö chte ick kehrtmachen m ö chte ick / So tot sieht det aus / So leer wie Ä rmel ohne Ohren / Nischt jibt et hier nischt / Det Einzije / Augen zu und versuchen zu atmen.

Das Gedicht hat ihn immer an Marzahn erinnert, den Freund, der zwei Winter und einen Sommer dort gelebt hat. Dabei hei ß t es “ M ä rkisches Viertel ” und das liegt bekanntlich im Westen Berlins. Das Leben hinter Betonw ä nden und Stahlskeletten kennt viele ä hnliche Gef ü hle, egal, ob in Ost oder West. ” begann ein rückblickender Artikel der Wochenzeitung “Die Zeit” von 1999.18

Im Gegensatz zur Wohnbebauung, die überall sehr gleich gestaltet wurde, hatten die Planungskollektive für die drei gesellschaftlichen Hauptbereiche Architekturensembles vorgesehen, die an den jeweiligen Standort angepaßt waren und mit den, sich bereits in der Silhouette Marzahns abzeichnenden Hochhausgruppierungen, charakteristische Plätze und Promenaden als unmittelbare Erlebnisbereiche schufen.

In der Tat können wir an diesen Plätzen ein wenig Abwechslung und spezifischere Gestaltung als in den Wohnblöcken wahrnehmen.

Im Außenraum, der allzu oft der übrig gebliebene Restraum zwischen den riesigen Wohnblöcken war und ebenso oft gänzlich ungestaltet erschien, dominierten Spielplätze und weitere vielfältige Spielmöglichkeiten für Kinder das Erscheinungsbild.

Ein weiteres - und wohl eines der wichtigsten Gestaltungsmittel in der Architektur Marzahns war Kunst am Bau. Sie wurde vielfältig und oft eingesetzt. Dies wurde als außerordentlich wichtig eingeschätzt, um Serienprojekte mit einfachen Mitteln zeichenhaft aus der bautechnisch bedingten Anonymität zu befreien, um zu charakterisieren und individualisieren, um die Qualität von Stadt- und Wohngebiet zu erhöhen und letztendlich auch, um Aussagen zum Welt- und Menschenbild der sozialistischen Gesellschaft zu treffen.19

4 Konzeptionen wurden dazu speziell erarbeitet: visuelle Orientierung, Sichtagitation und Werbung, Lichtgestaltung im Freiraum und Freiraumausstattung. Die Kunst steigerte sich in der Häufigkeit ihrer Anwendung zu den gesellschaftlichen Hauptbereichen hin. Als Bespiele können folgende Mittel der künstlerischen Gestaltung genannt werden: Natursteinsplitt als vorherrschendes Oberflächenmaterial, variabler Einsatz von Splitt und Farbbeton, Wandbilder, reliefartige oder plastische Elementgestaltung, Giebelmalereien, Plastiken und Mosaiken. Auch hier ist einzuwenden, dass die Anbringung von Kunst an monotonen Wohnblöcken zwar durchaus differenzierte Erscheinungen hervorbringen kann, als alleiniges Mittel von Ästhetik und Individualität der Wohnungen und Wohnblöcke jedoch längst nicht ausreichend ist.

Baudurchführung:

Der Bau der Wohngebiete 1-3 vollzog sich mit extremer zeitlicher Staffelung. Zuerst wurden die Wohnungen gebaut, die gesellschaftlichen Bereiche und Grünanlagen zuletzt. Dadurch prägte sich zu Beginn die Bezeichnung des “Wohnens in der Wüste”.

Mit Näherrücken der Zielvorgabe 1990 (Lösen der sozialen Wohnungsfrage) wurde zunehmend hektischer und nachlässiger gebaut. Allerdings sollte in einer solchen Bewertung auch berücksichtigt werden, daß eine Bauaufgabe in dieser Größe und Komplexität eben nur schwer durchführbar ist. “ Die notwendige Arbeitsteilung f ü hrt z.T. zu solch additivem Verst ä ndnis von Stadtgestaltung, da ß die Gestaltbez ü glichkeit oder Wirkung des einzelnen Erzeugnisses innerhalb der Ganzheit Stadt von verschiedenen Betrieben kaum noch akzeptiert wird, ” 20 konstatierten die PlanerInnen selbst.

Konkrete Mängel wurden durch diese Art der Baudurchführung und aufgrund der Bauweise an sich nach und nach deutlich. (mehr dazu: siehe Thema Wohnzufriedenheit in Marzahn)

Neuperlach

Übersicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Baukonzept:

Neuperlach wurde konzipiert als selbständiger, in sich weitgehend integrierter Stadtteil, der die Vollversorgung der BewohnerInnen sicherstellen und durch ein attraktives Angebot an Gemeinschaftseinrichtungen ergänzen sollte.

Der wichtigste Planungsgrundsatz war die “Offenheit des Systems”. Um genügend Spielraum für unterschiedliche Gestaltungsansätze, kleinräumige Differenzierung und neue Entwicklungen zu lassen, gab es zwar einen grundsätzlichen Strukturplan, jedoch keinen verbindlichen Gesamtgestaltungsplan. Dies sollte garantieren, daß Neuperlach nicht eine Ansammlung von immer gleichen Bauten wird, sondern die verschiedenen Bauabschnitte ihr eigenes Gesicht und Profil haben können. Programmatisch wurde eine Integration bzw. Reintegration von Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Freizeitbetätigung angekündigt. Neuperlach sollte zu einem lebendigen Stadtbild werden. Durch die Mischung in Wohnungsangebot und Bauträger sollte jede Monokultur, also auch Gewerbewüsten oder Schlafstädte vermieden werden. Petra Dorsch, Kommunikationswissenschaftlerin aus München, beurteilte diesen programmatischen Anspruch als mangelhaft umgesetzt. Ihrer Meinung nach wären die Funktionen Wohnen und Einkaufen nicht integriert, sondern nebeneinander gesetzt, die Straßen hätten nur die Funktion von Zulieferern, die Struktur wäre auf rein zweckgerichtetes Verhalten ausgelegt.

Hans Paul Bahrdt äußerte eine ähnliche Kritik bereits 1969 in seiner Betrachtung über die “moderne Großstadt” im allgemeinen:

“ Stra ß en und Pl ä tze bildeten fr ü her den Raum der Ö ffentlichkeit, d.h. den Ort, an dem das Kollektiv der B ü rger sich selbst begegnete. Diese Begegnung setzt aber bei aller Fl ü chtigkeit der ö ffentlichen Kontakte eine gewisse Gelassenheit des Gehens und die M ö glichkeit des Verweilens voraus. Die Stra ß en von heute dagegen haben sich in ein R ö hrensystem verwandelt, das lediglich den technischen Funktionen des Verkehrs dient. ” 21

Städtebauliche Lösungen und Wirkung der Ensembles:

Vom äußeren Erscheinungsbild fallen die “gewalttätig großen Wohnblöcke”22 besonders auf, in denen der Einzelne in der Anonymität der großen Zahl unterzugehen droht. Aufgrund der beschriebenen Problemen mit der Bodenordnung, den Umlegungsverträgen und der GFZ-Festschreibung entstand ein Gebiet mit monoton gleicher Höhe und gleichen Gebäudeabständen. Die maximale Geschoßzahl betrug mit 19 etwas weniger als in Marzahn.

Paulhans Peters, der Chefredakteur des “Baumeister” äußerte sich nach dem Experiment des Probewohnens, das von den ErbauerInnen Neuperlachs nach großer, öffentlicher und negativer Medienrezeption angeboten wurde, damit auch über Tatsachen und nicht nur über ein bereits woanders gehörtes Negativimage berichtet würde.

“ Nirgendwo auch nur der Ansatz einer anderen Bebauung, kein Versuch, einmal einen wirklichen Hof, einen wirkliche Stra ß e, ein Geviert von nur viergescho ß igen H ä usern zu machen - ü berall gleichm äß iger Brei. ” 23

Als weiterer Mangel wurde es begriffen, daß Neuperlach nicht von einem Kern aus gewachsen war, sondern Abschnitt für Abschnitt nebeneinander auf die "grüne Wiese" gesetzt wurde und daher nicht die abwechslungsreiche und gewachsene Struktur eines Stadtkerns hat.

Das Straßensystem Neuperlachs hat seine guten und schlechten Seiten. Einerseits wurde Neuperlach geplant als Stadtteil fast ohne Gartenzäune, dafür mit vielen Grünflächen, Spielwiesen und Spielplätzen und einem gut durchdachten Netz von Geh- und Radwegen, auf denen man unabhängig vom übrigen Verkehr das Stadtviertel in alle Richtungen durchqueren kann. Andererseits aber wurde das Konzept der "autogerechten" Stadt umgesetzt mit vielfach überdimensionierten Straßen, die den Verkehr quer durch das Wohngebiet und an beinahe alle Wohnblöcke heran leiteten. Noch schwerer wiegt allerdings die "Hauptschlagader" Stadtautobahn, die in einem gewaltigen Graben den ganzen Stadtteil durchteilte.

Der hohe Anteil von Grünflächen, der 2/3 des Gebietes ausmacht, ist vergleichsweise hoch und entspricht dem Charakter des grünen München.

Baudurchführung:

Besonders in den Anfangsjahren gab es viele Mängel und Unzulänglichkeiten zu beklagen. Das reichte von der grundsätzlich schweren Orientierung, da die Gebäude nicht konsequent auf Straßen bezogen waren, sondern auf Fußwege, bis hin zur Namensverwirrung, schlechter Beleuchtung, umständlicher Erschließung und einigem mehr. Paulhans Peters beschreibt auch dazu viele Einzelheiten und Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens in seinem Artikel “Probewohnen” im Baumeister 2/72.

Auch in Neuperlach wurde - wie in Marzahn - die Infrastruktur (Kindergärten, Schulen, Subzentren, Bürgerhaus, etc.) erst oft Monate und Jahre nach den ersten Einzügen gebaut, wenn überhaupt.

“ und so war die Lage der BewohnerInnen ein Jahr nach dem Erstbezug: zwei provisorische Lebensmittelgesch ä fte, eine Schule, zwei Telefonzellen, ein Zigarettenautomat, h ö here Preise als in der Stadt und ein totaler Mangel an ‚ Selbstverst ä ndlichkeiten ‘ des Alltags. ” 24

Als problematisch erwies sich nun die mangelnde Planungssicherheit der Stadt München, die 1972 das Investitionsprogramm für die Jahre 1972-1976 vorstellte und statt der von den städtischen Referaten geforderten 4,1 Mrd. DM nur 1,1 Mrd. DM zur Verfügung stellte. Diese Geldsumme reichte nur noch, um dringende, bereits begonnene (!!) Bauten zu beenden. Infrastruktureinrichtungen dagegen, sowie insgesamt 7500 Sozialwohnungen wurden in Neuperlach gestrichen.

Diesen Zustand beklagt auch heute noch Bernhard Hartard, Mitglied im Bezirksausschuß Ramersdorf-Perlach:

“ F ü r die Gestaltung einer alles zusammenhaltenden Mitte fehlte es dann zuletzt an allem, an Geld, an gestalterischer Phantasie und vielleicht auch an gutem Willen. Das Zentrum von Neuperlach besteht aus einem eindrucksvollen Einkaufszentrum und aus einem halben Dutzend m ä chtiger B ü rogeb ä ude. Am Tag ist diese Mitte durchaus von Leben erf ü llt, nach Gesch ä ftsschlu ß aber ist alles ö de und der traurigste Platz im Herzen Neuperlachs ist dann die Asphaltw ü ste eines Parkplatzes genau an der Stelle, wo Optimisten immer noch auf das versprochene B ü rgerhaus warten. ” 25

5. Wohnungen und Typengrundrisse

Marzahn

Grundrisse siehe Abbildungen26

Durchschnitt: 62 m2 pro Wohneinheit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Neuperlach

Grundrisse siehe Abbildungen27

Durchschnitt: 70 m2 pro Wohneinheit

Verteilerschlüssel nicht ersichtlich, da keine einheitlichen Bauherren

Bewertung

Die Marzahner Wohnungsgrundrisse sind größtenteils zweckmäßig und funktional geplant. In einigen Wohnungstypen, vor allem in der Fünf-Zimmer-Wohnung sind extrem kleine Kinderzimmer vorgesehen (8 m2 !!). Nach heutigen Ansprüchen würde man sowohl den Schnitt mancher Wohnungstypen (4- und 5- Zimmer-Typen) als ungünstig ansehen, als auch die kleinen Zimmergrößen und mangelnde Flexibilität und Nutzungsneutralität beklagen. Für damalige Standards müssen die Marzahner Grundrisse allerdings im Hinblick auf Modernität und Bequemlichkeit als überdurchschnittlich gut gelobt werden, gerade wenn man bedenkt, dass in Deutschland viele Menschen - besonders drastisch war die Situation in Berlin - in den 50er/60er Jahren (und manchmal bis heute) in Wohnungen ohne Zentralheizungen oder ohne eigenes Bad/WC wohnten.

Für die Perlacher Grundrisse lassen sich ähnliche Trends und Verhältnisse konstatieren. In den Wohnungstypen D und K im Gerhart-Hauptmann-Ring beispielsweise beherbergen 10 bzw. 11 m2 Zimmer planmäßig zwei Kinder, was extrem klein ist. Auch hier finden wir teils ungünstig geschnittene Grundrisse vor (rot markierte Wohnung im Block 710, Wohnring), sowie nach neuen Erkenntnissen und Planungsstandards unflexible Wohnungen.

6. Wohnen und leben in der Grosssiedlung

Marzahn

Statistische Daten: EinwohnerInnenzahl, Alters- und Herkunftsstruktur, Wahlergebnisse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten28 29

Bewertung

Marzahn ist vor allem hinsichtlich zweier Aspekte interessant und außergewöhnlich: dem exorbitant niedrigen AusländerInnenanteil von 3,6 % und dem hohen Wahlsieg der linken Parteien, namentlich der PDS, die in der Kommunalwahl 1999 zur Bezirksverordnetenversammlung eine absolute Mehrheit an Mandaten erringen konnte.

Wohnzufriedenheit und Wohnerfahrungen

Quelle: Simone Hain: “Vollkommen subjektive Betrachtungen vor Ort” und Wolfgang Schumann: “Ergänzungen aus der Sicht soziologischer Untersuchungen” (Untersuchungen von 1986)31

- 2/3 der BewohnerInnen fühlten sich 1986 in Marzahn wohl, nur jedeR Fünfte hatte Schwierigkeiten sich in diesem randstädtischem Neubaugebiet einzuleben.

- “ Es war himmlisch warm und wir konnten duschen - am liebsten dreimal am Tag ” 32

Die Wohnung wurde von fast 80% der BewohnerInnen positiv eingeschätzt, etwa 1/3 äußerten sich kritisch über die Größe von Kinderzimmer, Küche und Bad, nur 25% waren zufrieden mit dem verfügbaren Abstellraum. Die Zufriedenheit mit der Wohnung war allerdings auch größer als die mit dem Wohngebiet.

- “ Privilegierte waren wir alle miteinander im sozialistischen Sinne: gleiches Ma ß an bescheidenem Wohlstand, hohe soziale Sicherheit, Kindergartenpl ä tze in Aussicht, 120 Mark Miete inklusive Nebenkosten. ”

Die Sozialstruktur Marzahns war geprägt durch eine hohe Qualifikation (50% Hoch-, Fachschulabschluß), etwa jedeR Fünfte war sozialstrukturell “ArbeiterIn”.

- Soziale Beziehungen und Atmosphäre im Haus und in der Nachbarschaft wurden überwiegend positiv beurteilt, jedoch im Laufe der Jahre mit negativem Trend.

- “ Wir hatten uns gegenseitig bei der Errichtung unserer “ Datschen ” geholfen, ein Rest von Selbsthilfe auf privatem R ü ckzugsgebiet, weil im Wohngebiet nichts mehr ging. Nicht einmal die B ä ume kamen voran, weil ihre Wurzeln auf liegengebliebene Betonreste stie ß en. ”

50% der BewohnerInnen schätzten die Innenhofgestaltung und Spielmöglichkeiten für Kinder: positiv ein, allerdings wurde ein großes Defizit an Naherholungsmöglichkeiten festgehalten, weswegen 2/3 der BewohnerInnen angaben, ihr Wochenende im Sommer außerhalb zu verbringen.

- “ Defizite wurden qu ä lend bewu ß t: die Starrheit der Grundrisse, die H ä rte der W ä nde, an die man nicht einmal eine Kinderzeichnung zwecken konnte. (...) Am schlimmsten war die lange Fahrtzeit in die Stadt, (...), einmal am Tag war dieser Weg immerhin verkraftbar, aber am Abend nochmal ins Theater, zu Freunden im Prenzelberg? (...) An den Orten endlosen Wartens bedr ü ckte mich die Ö dnis besonders. Architekten, schlaft ihr?! Soziologen, was tut ihr? Es liegt doch wirklich auf der Hand. Es fehlen R ä ume f ü r wirkliche Kommunikation. Sie findet ja statt: auf den Fluren der Ä mter, in den Wartezimmern der Kinder ä rzte, an den Haltestellen. Da trifft man die Lehrerin, die Kinder ä rztin und die Kollegin aus dem Institut. Man w ü rde schon mal einen Kaffee trinken miteinander. Doch kein Ort, nirgendwo. ”

Für die Hälfte der Population hatten sich mit dem Einzug in Marzahn die ArbeitsWege-Zeit erheblich verlängert. Aus diesem Grund wechselten 25% der Befragten ihren Arbeitsplatz, darunter vorrangig Frauen.

- Mehr als die Hälfte der Befragten konstatiert eine aktive Nachbarschaftshilfe, nur jedeR Zehnte würde keinem Mitbewohner seinen/ihren Wohnungsschlüssel anvertrauen. Die sogenannte “Neubau-Anonymität” war also statistisch nicht nachweisbar.

- “ Noch einmal kommt Anfang 1990 frischer Wind auf im Wohngebiet: B ü rgerinitiativen, turbulente Elternversammlungen, Flugbl ä tteraktionen. (...) Die PDS pflanzt B ä ume und wenn die Welt voll Teufel w ä r ‘ . Ein Kandidat der Bauernpartei verspricht, sich um ein breiteres Warenangebot zu k ü mmern. CDU- und SPD-Sprecher ü berschreien sich vor der Kaufhalle gegenseitig mit ihren Megaphonen. Meine Kinder h ä ngen die DDR-Fahne heraus. (...) Zuerst wird die Journalistin aus dem 6. Stock arbeitslos, dann der Au ß enh ä ndler, der Konsul, der Psychologe, die Historikerin, die Kosmetikerin, die Russischlehrerin. Vor allem sind es die Frauen. Alle sind hochqualifiziert. (...) Jeder der noch Arbeit hat, arbeitet verbissen an der Sicherung seiner weiteren Existenz. Zu “ F ü hrers Geburtstag ” demonstrieren Halbw ü chsige im Stechschritt in der Lea-Grundig-Stra ß e. (...) Jugendliche Sprayergangs hinterlassen die Spuren ihrer verwirrten Gef ü hle auf dem reichlich vorhandenen Beton: Liebe und Ha ß , Verzweiflung und Starrsinn. Die Entwicklungen des Jahres 1990 zeichnen sich in Marzahn dramatisch ab: in meinem Haus ä ndert sich am Klingeltableau ein Viertel der Namen. ”

Marzahn wies bereits 1989 (!!) ein negatives Wandersaldo von 5.030 Personen auf. (Zuzug: 8.474, Wegzug: 13.504)

- “ Auch ich will nun entschieden weg hier - ehe Marzahn zur Bronx wird, wie mir die Medien vermitteln m ö chten. (...) Ü ber diesen Sorgen wird es allm ä hlich Fr ü hling in Marzahn und mit den ersten Tulpen entdecke ich t ä glich Erfreuliches: nach neun Jahren erh ä lt unsere Stra ß e endlich Beleuchtung, im Behindertenheim gibt es ein kleines Cafe, wo sich die Frauen treffen, ü berall werden B ä ume gepflanzt, Gel ä nde begr ü nt, Brunnen angelegt und B ä nke aufgestellt. Wir beschlie ß en eine Fahrradtour und stellen fest, da ß wir den ganzen Winter die Fahrr ä der im Treppenhaus nicht angeschlossen haben. Sie sind noch da. ”

Resümee

Hinsichtlich des Wohnens und der Zufriedenheit der Menschen, für die die Blöcke in Marzahn errichtet wurden, können wir nun ein etwas differenzierteres Bild festhalten.33

Die Wohnzufriedenheit zu Beginn war deutlich positiv zu bewerten. Selbst wenn sich im Laufe der Jahre negative Trends verstärkten und die vorhandenen Mängel immer deutlicher- vielleicht auch kritischer beurteilt wurden, so ist zumindest auch nicht feststellbar, dass Marzahn auf einmal als komplett unattraktiv oder als nicht mehr zumutbar eingeschätzt wurde. So kann ja auch Simone Hain ihrer “Heimat Marzahn” selbst am Ende noch Positives abgewinnen - trotz allem.

Neuperlach

Statistische Daten: EinwohnerInnenzahl, Alters- und Herkunftsstruktur, Wahlergebnisse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten34

Bewertung:

Interessante Daten für Neuperlach sind wiederum die Wahlergebnisse (eine für München nicht übliche absolute CSU-Mehrheit) und der diesmal außergewöhnlich hohe Anteil an AusländerInnen mit 30,7 %.

Wohnzufriedenheit und Wohnerfahrungen

Quelle: Pressemitteilung der Neuen Heimat Bayern von 197735

Repräsentative Umfrage der GEWOG (Gemeinnützige Wohnungsbau-GmbH München):

- 90% der Perlacher Bürger hielten Neuperlach für ein “gutes Wohngebiet für jüngere Familien”
- 69,7% der Befragten empfanden den Kontakt untereinander als leicht möglich
- Die Frage “Würden Sie bei gleicher Wohnung und Miete an ihren alten Wohnstandort zurück?” beantworteten 72,7% der Befragten mit “nein”.
- Mit ihrer Wohnung selbst zeigten sich 80,5% der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden, 1,6% waren unzufrieden und 4% der Befragten nicht sonderlich zufrieden.
- Mit der öffentlichen Infrastruktur zeigten sich 75,3% der Befragten sehr zufrieden oder zufrieden, 2,7% waren unzufrieden und 6,4% der Befragten nicht sonderlich zufrieden.
- Mit der gewerblichen Infrastruktur waren 50,3% sehr zufrieden oder zufrieden, 24% empfanden “es geht so”, dagegen waren 15,9% nicht sonderlich und 9,8% der Befragten unzufrieden.

Quelle: Petra Dorsch: “Eine neue Heimat in Perlach - Das Einleben als Kommunikationsprozeß”

Umfrage unter 434 BewohnerInnen der Bauabschnitte Nord/Nordost im Zeitraum September-November 197036

- Der Aussage “Neuperlach ist eine fortschrittliche Stadt, die für die Bedürfnisse moderner Menschen geplant ist” stimmten 53% der Befragten zu. 30% tendierten zur Einschätzung “Neuperlach ist ein Wohngebiet wie jedes andere auch”, wohingegen 16% der Meinung waren, daß “in Neuperlach auf das, was die Bewohner wirklich brauchen, keine Rücksicht genommen wurde.”

- Die Gruppe der KritikerInnen Neuperlachs bestand hauptsächlich aus AbiturientInnen, leitenden Angestellten und BewohnerInnen freifinanzierter Wohnungen.

- 91% der BewohnerInnen von Sozialwohnungen bezeichneten Neuperlach “ausgezeichnet” oder “gut”.

- Auf die Frage “Welche Vorteile hat Neuperlach Ihrer Meinung nach?” antworteten jeweils:37

- Wohnungsvorteile (54%): moderne, schöne Wohnung, Komfort auch für ärmere Leute, bequem, groß etc.
- Umgebungsvorteile (23%) Aussicht, schöne ruhige Lage am Stadtrand, wenig Verkehrslärm, gute Luft, Licht, Sonne, günstig für Ausflüge, Freiheitsgefühl
- Spielplätze (21%)
- Gute Verkehrslage (10%) zur Stadt, zum Arbeitsplatz
- Positives zum sozialen Milieu (9%): angenehme Nachbarn, nette junge Leute, Kinderfreundlichkeit, Freunde und Bekannte in der Nähe
- Positives zur Siedlungsarchitektur (8%): moderne, aufgelockerte, großzügige Anlage, saubere neue Stadt, Ordnung und Planung, viel Platz
- Keine Vorteile genannt: 20%

- Auf die Frage “Welche Nachteile hat Neuperlach Ihrer Meinung nach?” antworteten jeweils:

- Flugzeuglärm (56%)
- Negatives zu speziellen Funktionen der Siedlung (54%): schlechte Einkaufs- und Unterhaltungsmöglichkeiten, fehlendes Kaufhaus, fehlende Konkurrenz verteuert Preise, abends nichts los, kein Kino, kein Tanz
- Schlechte Verkehrslage (30%): mangelnde Verkehrsverbindungen, weiter Weg zur Arbeit, liegt nicht zentral, Schlafstadt
- Schlechte Versorgung mit sozialen Einrichtungen (21%)
- Fehlendes Zentrum (16%)
- Soziales Milieu schlecht (15%): Asoziale, Ausländer, Verwahrloste, freche Kinder, unsauber, milieugeschädigt, Mangel an persönlichen Kontakten, Probleme zwischen Kindern und älteren Leuten, Isolierung der Jugendlichen, kein Bewegungsspielraum für ältere Kinder, Anonymität
- Siedlungsarchitektur allgemein (8%): keine moderne Planung, eintönige uniforme Bauweise, Enge, Betonhaufen, Monotonie, Lieblosigkeit, beklemmende Wohnblöcke, zu isoliert, kein Stadtbild
- Wohnungsnachteile (4%): Mängel an/in Wohnung
- Unfertigkeit (3%): geht alles zu langsam, lästige Baustellen, man weiß nicht, wie es werden soll
- Keine Nachteile genannt: 5%

- 76% der Befragten waren davon überzeugt, daß sich die PlanerInnen über die Anordnung der Häuser Gedanken gemacht hatten, 15% erschien die Planung zufällig, 9% hatten keine Ahnung.

55% derer, die den PlanerInnen Gedanken zutrauen, unterstellten ihnen positive Motive (aufgelockerte Anordnung, moderne Wohnungen, gute Siedlungsausstattung, belebter schöner interessanter Stadtteil), 34% der Befragten meinten, daß sich die PlanerInnen von kommerziellen Überlegungen leiten ließen und kritisierten die beklemmende, phantasielose Planung. 21% dagegen beurteilten PlanerInnen-Gedanken als neutral.

- Insgesamt wurde den PlanerInnen von 52% der Befragten ökonomische Motive unterstellt.

- Auf die Frage “Wenn Sie mal nichts zu tun haben und gern noch aus dem Haus gehen wollen, wo gehen Sie dann am liebsten hin?” gaben 76% der Befragten einen Ort außerhalb Neuperlachs an, 15% innerhalb Neuperlachs und 8% hatten keine Ahnung.

- Auf die Frage “Gibt es etwas, das typisch für Neuperlach ist?” antworteten jeweils:

- Nichts (29%)
- Negativ (23%), sterile Betonklötze, unpersönlicher, nicht nach modernen Gesichtspunkten geplanter Stadtteil, bedrückend, Grabmal eines unbekannten Betonbauers, Mondlandschaft, Barackenstil, Silo, zu eng
- Bestimmtes Milieu (13%): junge Leute, Kinder
- Siedlungsarchitektur, allgemein, neutral (10%)
- Positiv (9%): Modernität, schöner Stadtteil, Stil, modernes Wohnen
- Nichtberücksichtigung von Bedürfnissen bestimmter Gruppen (7%): Frauen, Jugendlicher
- Soziales Milieu (6%) gemischt, negativ, viele Kinder, viele Preußen

- 63% der Befragten fühlten sich abgestoßen oder zumindest nicht angesprochen von der Architektur.

Resümee

Die Meinungen, gerade zur Wohnzufriedenheit in Neuperlach und bezüglich der Beurteilung der gebauten Umwelt sind gespalten. Zumindest überwiegend positiv wird die eigene Wohnung beurteilt, auch das Flair der Moderne und die Fortschrittlichkeit wird zumeist geschätzt. Allerdings äußerten sich auch viele der Befragten extrem kritisch über die Architektur und die städtebauliche Lösung als solche.

7. Beurteilung und Schlussfolgerungen

In diesem letzten Teil meiner Arbeit möchte ich schließlich, wie in der Einleitung angekündigt, selbst zu Bewertungen kommen. Die folgenden Abschlußthesen stelle ich aufgrund der zuvor analysierten Gegebenheiten, Untersuchungen und Sichtweisen, sowie meiner persönlichen Besichtigungen, Eindrücke und Erfahrungen (München: Dezember 2000, Marzahn: Januar 2001) auf. Zum Teil sind die Thesen nochmals begründet oder mit Zitaten veranschaulicht, zum Teil halte ich sie für selbsterklärend.

Die Thesen sind sicherlich diskussionswürdig und werden wohl auch nicht von allen Menschen geteilt werden, sie stellen also auch ein Stück weit ein sehr persönliches Resümee meiner Arbeit am Thema “Wohnen in Großsiedlungen - Berlin-Marzahn und MünchenNeuperlach im Ost-West Vergleich” dar.

Abschlussthesen

Insgesamt empfinde ich die Baumassen und Siedlungsstruktur in Marzahn und Neuperlach als sehr ähnlich, wenn sie auch in unterschiedlicher Technik, Detaillierung und Dimension ausgeführt wurden.

Die Maxime bei der Errichtung beider Siedlungen war der absolute Primat der Ökonomie beim Bauen. Es ging beiden deutschen Staaten darum, möglichst billig und effizient den benötigten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. In der DDR konnte durch planwirtschaftliche zentrale Lenkung die Elementisierung und Typisierung lediglich intensiver und besser perfektioniert werden als in der BRD, die sich nur bedingt solcher Mittel bedienen konnte oder wollte und auf Träger für eine Wohnungsbaumaßnahme dieser Größenordnung angewiesen war.

Das Ziel beider Staaten zur Errichtung dieser Großsiedlungen war also dasselbe: Wohnraum errichten und öffentliche Gelder wirkungsvoll einsetzen. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und die Motivation waren allerdings grundverschieden: sozialistische Beweggründe der Realisierbarkeit eines politischen Anspruches auf der einen Seite - ökonomische Erfordernisse, kapitalistische Profitsteigerungsgründe und knappe öffentliche Kassen auf der anderen Seite.

Petra Dorsch faßt im folgenden Zitat noch einmal zusammen, daß es letztlich in der Architektur, wie in vielen anderen Lebensbereichen auch, doch nur um das Geld geht. Sie klagt die ArchitektInnen gesichtsloser Massen-Siedlungen an, daß sie Gebäude errichteten, in denen sie selbst niemals wohnen wollten. Auch wenn Dorsch ihren Kommentar auf BRD-Architektur abzielte, möchte ich ihn in den Kontext eines Ost-West Vergleiches gestellt sehen, da ich der Auffassung bin, daß beide Architekturstile - der sozialistische auf der einen Seite und der kapitalistische andererseits - sich in diesem Punkt nicht unterscheiden.

“ Angesichts der aneinandergereihten und ü bereinander gestapelten Baumassen dr ä ngt sich die Assoziation mit den Armensiedlungen der Vergangenheit auf: Als ob die Architekten auch heute noch an die Entstehungsgr ü nde der Stadtrandsiedlung d ä chten, als ob sie sich emotional vom sozialen Wohnungsbau aber auch vom St ä dtebau distanzierten, als ob sich die Elite mit dem optimalen Eigenheim weigere, auch f ü r die Unterprivilegierten Phantasie, K ö nnen und Kunstverstand zu investieren. Sie lassen wieder Ghettos entstehen mit dem Tenor: Die Leute sollen froh sein, da ß sie ü berhaupt eine Wohnung bekommen. So lieblos sehen die neuen St ä dte jedenfalls aus. Und die neuen Bewohner sind wirklich erst einmal froh, da ß sie dort wohnen. Erst sp ä ter erkennen sie die Nachteile, beklagen die Eint ö nigkeit und sehnen sich in die unterhaltsame Unruhe ihres alten Viertels zur ü ck. ” 38

Die öffentliche Wahrnehmung der beiden Siedlungen - und ich schließe damit explizit die Wahrnehmung der BewohnerInnen bezüglich der Wohnzufriedenheit und die konkrete Situation vor Ort aus - erwies sich als höchst unterschiedlich, im selben Maße unterschiedlich, wie auch die Rolle der Medien in beiden deutschen Staaten differierte. Da es in der DDR faktisch keine von der Staatsmacht und Parteiführung unabhängigen Medien gab, wurde in der öffentlichen Wahrnehmung auch nur so berichtet, wie es das SED-Regime wünschte. Während die “wohlgesonnene” Berichterstattung in dem Ansehen Marzahns als Mustersiedlung kulminierte, wurde Neuperlach stets nur negativ in den Medien dargestellt. Gerade die Architekturzeitschriften und KritikerInnen der BRD liessen kein ungekrümmtes Haar an Neuperlach. Das negative Medienecho veranlasste die NEUE HEIMAT BAYERN schließlich, das Projekt “Probewohnen” ins Leben zu rufen, bei dem JournalistInnen kostenlos für eine Zeit in Neuperlach einziehen konnten, um sich vor Ort ein eigenes Bild von der Lage zu machen. Den Umschwung in der Rezeption von Neuperlach brachte das allerdings auch nicht, wie der “Baumeister”-Leitartikel “Probewohnen” von Paulhans Peters von Februar 1972 bewies. Statt dessen wurde das Negativ-Vorurteil nur in ein Negativ-Urteil umgewandelt und damit auch ein Stück weit verifiziert und weiter festgeschrieben.

Beide Bewertungen - sowohl das unkritische “Lobhudeln” von Marzahn, als auch die vielleicht allzu kritischen “Verrisse” von Neuperlach - sehe ich als extrem an. Meiner Meinung nach werden beide Einschätzungen der Wahrheit des Wohnens und Lebens, vor allem aber den Hintergründen der Erbauung der Großsiedlungen Marzahn und Neuperlach nicht gerecht: in Marzahn war bei weitem nicht alles heiter Sonnenschein, wie die Wohnzufriedenheitsstudien und Bewertungen erahnen lassen. Und immerhin bot das Erbauungskonzept Neuperlachs eine konkrete Lösung zu akuten Problemen der Wohnungsnot, die geäußerte Kritik, so berechtigt sie auch sein mag, offerierte zumindest weder Lösungen noch Alternativen.

Das Wohnen in einer Großsiedlung wie Marzahn oder Neuperlach kann soziale Probleme einer Gesellschaft potenzieren und verschärfen.

Eine Meldung der deutschen Presse von 1971 verdeutlicht anhand eines Beispiels die Auswirkungen von Architektur auf die BewohnerInnen und ihr Seelenleben:

“ Von einer Mustersiedlung zum d ä nischen Scheidungsparadies hat sich die Satellitenstadt Solroed bei Kopenhagen entwickelt: Nach offiziellen Angaben hat sich jedes vierte der 200 Ehepaare, die vor 18 Monaten ihre supermodernen Wohnungen in Solroed bezogen, inzwischen scheiden lassen. Diese Rekordentwicklung hat die Beh ö rden alarmiert. Sie beauftragten den Soziologen Erik Hogh mit einer eingehenden Untersuchung. Hoghs Urteil war vernichtend f ü r die Anh ä nger supermodernen St ä dtebaus: Wohnpal ä ste aus Beton, Glas und Stahl verwandeln ihre Bewohner derartig, da ß sie schlie ß lich nicht mehr wissen, was sie mit ihren Gef ü hlen anfangen sollen ‘ . Der Soziologe empfahl, schon bei der Planung neuer Wohnsiedlungen sollten k ü nftig Einrichtungen ber ü cksichtigt werden, in denen sich die Mieter nicht nur zerstreuen, sondern auch gute nachbarschaftliche Beziehungen pflegen k ö nnten. ” 39

Klar muss bei aller Kritik an den möglichen negativen Einflüssen von Architektur auf die NutzerInnen aber auch sein, dass eine gebaute Umgebung sicherlich keine intakte Gesellschaftsstruktur kaputt machen kann.

Unsere ganz eigenen Rezeptionen, Erkenntnisse und Einschätzungen von Großsiedlungen und Plattenbauten sind vielfach geprägt von Ost-West-Vorurteilen, aber auch von vorschnellen Verurteilungen ohne Kenntnis der Rahmenbedingungen der Entstehung. Gerade Plattensiedlungen in Ostdeutschland werden oft nur nach ihrem äußeren Erscheinungsbild be- und eben oft verurteilt. Westdeutsche Großsiedlungen sind wesentlich seltener im Gespräch, vielleicht weil es nicht so viele sind und sie das Bild der Architektur in den Städten nicht so prägnant bestimmen, wie die “Platte” nun mal das Aussehen ostdeutscher Städte charakterisiert.

Letztlich kann man zwischen beiden Formen der Großsiedlung gravierende Übereinstimmungen im Erscheinungsbild konstatieren. Eine abschließende und endgültige Bewertung wird so global jedoch kaum möglich sein, da jede und jeder andere persönliche Erfahrungen gesammelt hat, die in einen solchen Bewertungsprozeß einfließen würden.

Mein ganz persönliches Resümee bezüglich ostdeutschen Plattensiedlungen und dem Wohnen in der DDR sieht nun den Hintergrund und die Entstehungsgeschichte der ostdeutschen Siedlungen als wesentlichen Teil ihrer Geschichte, ohne den keine Bewertung, auch keine rein formal ästhetische mehr Sinn machen würde.

“ Man sieht nur mit dem Herzen gut,

das Wesentliche ist f ü r die Augen unsichtbar! ”

“Der kleine Prinz”, Antoine de Saint-Exupéry

8. Ausblick

Die jetzige Situation der Siedlungen Marzahn und Neuperlach soll Ausgangspunkt für einen kurzen Ausblick sein.

Die konkreten Probleme des heutigen Marzahns möchte ich an dieser Stelle kurz anreißen. Es sind Probleme, die es vielfach auch in anderen Plattensiedlungen in Ostdeutschland gibt: siedlungsstrukturell und städtebaulich auf der einen Seite mit einem relativ hohen Leerstand von ca. 15%, oftmals maroder Bausubstanz, der Frage nach dem weiteren Umgang bezüglich Sanierung oder Rückbau, den Kosten der Sanierungen (falls sie stattfinden). Darüber hinaus stehen gesellschaftliche Probleme ins Haus: das gravierendste ist sicherlich der erstarkende Rechtsextremismus. Norbert Seichter, Mitglied des PDS- Bezirksvorstandes schätzt die Lage so ein: “ Von den 10.000 Jung- und Erstw ä hlern in Hellersdorf und Marzahn w ü rden vielleicht ein Drittel PDS und ein Drittel rechts w ä hlen. ‚ National befreite Zonen ‘ g ä be es aber nicht. ” 40 Immer wieder wurden auch konkrete Vorfälle aus Marzahn bekannt: 1994 wurde ein Vietnamese in Marzahn krankenhausreif geschlagen, 1997 wurde ein linker Buchhändler überfallen und ermordet.

Schwierig ist eine genaue Beurteilung der Lage aber aufgrund mangelnder Untersuchungen und Statistiken (zum Beispiel nach Bezirken oder Wohngegenden aufgeschlüsselt) und einer wahrscheinlich hohen Dunkelziffer.

Die gegenwärtigen Probleme Neuperlachs sind zum einen ebenfalls in der Siedlungs- und Städtebaustruktur zu sehen, wie bereits in den Ergebnissen einer Untersuchung des dänischen Soziologen Erik Hogh angedeutet (siehe vorige Seite). Allerdings findet sich die Stadt München in einem Zuwanderungsboom wieder, der eine relative Wohnungsnot hervorbringt. Leerstand ist unter anderem auch deshalb für Neuperlach ein Fremdwort. Allerdings macht eine Vielzahl jugendlicher Gangs Neuperlach zu schaffen. Aus Neuperlach stammte auch der in München geboren, aber türkische Jugendliche, der als “Fall Mehmet” traurige Berühmtheit erlangte. Er wurde im Alter von 14 Jahren auf Veranlassung des bayerischen Innenministers Beckstein (CSU) und im Einverständnis mit dem Münchener Oberbürgermeister Ude (SPD) in die Türkei abgeschoben, weil er in über 70 Fällen, hauptsächlich Diebstahldelikte, aber auch durch Raubüberfall und Körperverletzung straffällig geworden ist.

Der weitere Umgang mit den Großsiedlungen Marzahn und Neuperlach, die beispielhaft für den generellen Umgang mit Groß-, vor allem Plattensiedlungen stehen, ist keine einfache Frage.

Es muß genau in Betracht gezogen und für die Zukunft analysiert werden, ob die Massen an Wohnraum weiterhin in dieser Form benötigt werden und wie mit der städtebaulichen Struktur umgegangen werden könnte. ArchitektInnen und StadtplanerInnen wären an dieser Stelle gefragt, neue Konzepte zu entwickeln, die die Menschen als NutzerInnen (wieder) in den Mittelpunkt von Planung und Gestaltung rückt, wie das auch in den formulierten Ansprüchen an Marzahn und auch Neuperlach der Fall war.

Sicherlich auch gelöst werden müssen die sozialen Problemfelder unserer Gesellschaft, die aber nun mal nicht ursächlich am Bestand der Großsiedlungen hängen, dort aber vielfach als erstes und am deutlichsten sichtbar werden. Hier sind nicht nur ArchitektInnen gefragt, sondern gerade die Geschichtswissenschaften und die Soziologie, um für brauchbares Grundwissen zu sorgen und hauptsächlich die Politik.

Dem Auseinanderfallen unserer Gesellschaft, der immer größer werdenden Schere zwischen arm und reich und dem Eindruck, dass nur noch Profit und Leistung zählen, muss entschieden entgegengewirkt werden.

Anlagen

Liste der verwendeten Literatur

Handout des Referates von Kerstin Sailer im Seminar “Wohnen und Wohnungsbau in der DDR” vom 15. Januar 2001

Abbildungen von Marzahn und Neuperlach:

Altmarzahn und die neue Plattensiedlung

Erich Honecker besucht die Baustelle Marzahn

Übersichtsplan Marzahn

Modellbilder Marzahn und Neuperlach

Impressionen Marzahn

Spielmöglichkeiten in Marzahn

Kunst in Marzahn

Großsiedlung Neuperlach

Übersichtsplan Neuperlach

Impressionen Neuperlach

Liste der verwendeten Literatur

Gerhard Achterberg, Hans Homann und Georg Richter: “Versuchs- und Vergleichsbauten und Demonstrativmaßnahmen - München-Neuperlach: städtebauliche Großformen und kleinräumige Differenzierung im Wohnungsbau” aus der Schriftenreihe des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn-Bad Godesberg, 1977

Autorenkollektiv, Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur: “Städtebau und Architektur der DDR - Historische Übersicht”, Reihe Bauforschung/Baupraxis, Heft 254, Bauinformation DDR, Berlin, Juni 1989

Hans Paul Bahrdt: “Die moderne Großstadt - Soziologische Überlegungen zum Städtebau”, Ersterscheinung: 1969, Hamburg, neu aufgelegt 1998 beim Verlag Leske u. B.

Petra Dorsch: “Eine neue Heimat in Perlach - Das Einleben als Kommunikationsprozeß”, Verlag Georg D. Callwey, München, 1972

Simone Hain: “Vollkommen subjektive Betrachtungen vor Ort” und Wolfgang Schumann: “Ergänzungen aus der Sicht soziologischer Untersuchungen” (1986) in: “Die Stadt als Gabentisch - Beobachtungen zwischen Manhattan und Berlin-Marzahn”, Hrsg.: Hans G. Helms, 1992

Erich Honecker: “Aus meinem Leben”, Berlin. Dietz 1981, DDR [DDR, Deutsche Demokratische Republik, Memoiren, Erinnerungen, Sozialismus]

Günter Peters: “Kleine Berliner Baugeschichte - Von der Stadtgründung bis zur Bundeshauptstadt”, Stapp Verlag, Berlin, 1995

Herbert Schwenk: “Berliner Stadtentwicklung von A bis Z”, Hrsg.: Ernst Goder, Hans-Jürgen Mende, KarlHeinz Müller, Gerald Nußbaum und Kurt Wernicke, Edition Luisenstadt, Berlin 1998

Wochenzeitung “Die Zeit”, Ausgabe vom 18.2.99 Kommentar “Hier draußen ist die Luft so schön” von Jeanette Otto

Zeitschrift “Architektur der DDR” Ausgaben: April 1976, Juni 1979, September 1979, Oktober 1981, Juni 1983, Oktober 1983, Oktober 1984 und Dezember 1988

Zeitschrift “Der Baumeister”, Ausgaben Februar 1972, Mai 1972 und März 1973

Internet-Recherche: Quellenangaben

http://www.berlin.de/switch/Land/BAs/Marzahn/marzahn/xmarzahn.htm (10.01.2001)

http://www.berliner-morgenpost.de/themen/thema436.html (10.01.2001)

http://www.statistik-berlin.de/Kbst/kbst.htm, Stand 31.10.2000

http://www.linie7.de (10.01.2001)

http://www.marzahner-tor.de (10.01.2001)

http://muenchen.de/ba/16/index.html, dort zitiert: Quelle: Georg Mooseder, Ludwig Holzfurtner, Dr. Stephan Janker in "1.200 Jahre Perlach" (10.01.2001)

http://muenchen.de/ba/16/index.html dort zitiert: Bernhard Hartard, Mitglied im Bezirksausschuß Ramersdorf-Perlach: (10.01.2001)

http://muenchen.de/statamt/index.html, Stand 31.12.1999

http://www.wbg-marzahn.de (10.01.2001)

http://195.170.124.152/archiv/2001/01/06/ak-be-11254.html (Tagesspiegel online) (10.01.2001)

[...]


1 Quelle: http://www.berlin.de/switch/Land/BAs/Marzahn/marzahn/xmarzahn.htm (10.01.2001)

2 aus: Herbert Schwenk: “Berliner Stadtentwicklung von A bis Z”, Hrsg.: Ernst Goder, Hans-Jürgen Mende, Karl-Heinz Müller, Gerald Nußbaum und Kurt Wernicke, Edition Luisenstadt, Berlin 1998

3 Bernd Grönwalds Vorwort von: Autorenkollektiv, Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur: “Städtebau und Architektur der DDR - Historische Übersicht”, Reihe Bauforschung/Baupraxis, Heft 254, Bauinformation DDR, Berlin, Juni 1989

4 Aufsatz “Einige Gedanken zu aktuellen Leitungsproblemen in Städtebau und Architektur”, Peter Döhler, Zeitschrift “Architektur der DDR” 4/76

5 Aufsatz: “Städtebau und Architektur im Licht ihrer programmatischen Zielstellungen”, in: Autorenkollektiv, Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur: “Städtebau und Architektur der DDR - Historische Übersicht”, Reihe Bauforschung/Baupraxis, Heft 254, Bauinformation DDR, Berlin, Juni 1989

6 ebenda

7 Erich Honecker: “Aus meinem Leben”, Berlin. Dietz 1981, DDR [DDR, Deutsche Demokratische Republik, Memoiren, Erinnerungen, Sozialismus]

8 “Der Sozialistische Wohnkomplex” (1959) beschrieben im Aufsatz: “Städtebau und Architektur im Licht ihrer programmatischen Zielstellungen”, in: Autorenkollektiv, Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur: “Städtebau und Architektur der DDR - Historische Übersicht”, Reihe Bauforschung/Baupraxis, Heft 254, Bauinformation DDR, Berlin, Juni 1989

9 Diesen Aspekt möchte ich nur sehr kurz umreißen, da andere Seminarbeiträge dieses Thema bereits ausführlich abdecken.

10 Quelle: http://muenchen.de/ba/16/index.html, dort zitiert: Quelle: Georg Mooseder, Ludwig Holzfurtner, Dr. Stephan Janker in "1.200 Jahre Perlach"

11 Der jetzige Stand (31.12.1999) ist bei 1.315.254, Information von: http://muenchen.de/statamt/index.html

12 Gerhard Achterberg, Hans Homann und Georg Richter: “Versuchs- und Vergleichsbauten und Demonstrativmaßnahmen - München-Neuperlach: städtebauliche Großformen und kleinräumige Differenzierung im Wohnungsbau” aus der Schriftenreihe des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn-Bad Godesberg, 1977

13 Petra Dorsch: “Eine neue Heimat in Perlach - Das Einleben als Kommunikationsprozeß”, München, 1972

14 Gerhard Achterberg, Hans Homann und Georg Richter: “Versuchs- und Vergleichsbauten und Demonstrativmaßnahmen - München-Neuperlach: städtebauliche Großformen und kleinräumige Differenzierung im Wohnungsbau” aus der Schriftenreihe des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn-Bad Godesberg, 1977

15 Aufsatz: “Entwicklungslinien der Architektur in ausgewählten kapitalistischen Ländern”, in: Autorenkollektiv, Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur: “Städtebau und Architektur der DDR - Historische Übersicht”, Reihe Bauforschung/Baupraxis, Heft 254, Bauinformation DDR, Berlin, Juni 1989

16 Architekturzeitschrift “Baumeister”, Ausgabe Mai 1972

17 “Der Sozialistische Wohnkomplex” (1959) beschrieben im Aufsatz: “Städtebau und Architektur im Licht ihrer programmatischen Zielstellungen”, in: Autorenkollektiv, Bauakademie der DDR, Institut für Städtebau und Architektur: “Städtebau und Architektur der DDR - Historische Übersicht”, Reihe Bauforschung/Baupraxis, Heft 254, Bauinformation DDR, Berlin, Juni 1989

18 “Hier draußen ist die Luft so schön” von Jeanette Otto, in: “Die Zeit”, 18.2.99

19 nach: Heinz Graffunder: “Ergebnisse der Zusammenarbeit von Architekten und bildenden Künstlern bei der Gestaltung von Berlin-Marzahn” in: Zeitschrift “Architektur der DDR”, Ausgabe 10/81

20 Dr. Rolf Walter, VBK-DDR in: “Berlin-Marzahn - Anliegen und Notwenigkeit komplexer Stadtgestaltung” in: Architektur der DDR 10/83

21 Hans Paul Bahrdt: “Die moderne Großstadt - Soziologische Überlegungen zum Städtebau”, Ersterscheinung: 1969, Hamburg, neu aufgelegt 1998 beim Verlag Leske u. B.

22 Bernhard Hartard, Mitglied im Bezirksausschuß Ramersdorf-Perlach in: http://muenchen.de/ba/16/index.html

23 Paulhans Peters im Leitartikel des “Baumeisters” 2/72

24 Petra Dorsch: “Eine neue Heimat in Perlach - Das Einleben als Kommunikationsprozeß”, München, 1972

25 Bernhard Hartard, Mitglied des Bezirksausschußes Ramersdorf-Perlach, dokumentiert in http://muenchen.de/ba/16/index.html

26 Unter http://www.wbg-marzahn.de können über “Wohnungssuche” nach Klick auf entsprechende Stadtpläne Angebote der Wohnungsbaugenossenschaft Marzahn inklusive Grundrisstypen abgerufen werden.

27 Gerhard Achterberg, Hans Homann und Georg Richter: “Versuchs- und Vergleichsbauten und Demonstrativmaßnahmen - München-Neuperlach: städtebauliche Großformen und kleinräumige Differenzierung im Wohnungsbau” aus der Schriftenreihe des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn-Bad Godesberg, 1977

28 Die statistischen Daten habe ich mit aufgenommen, weil sie - zusammen mit der Bewertung der Wohnzufriedenheit und den übrigen Informationen dieser Arbeit ein etwas kompletteres Bild der beiden Wohnungsstandorte und ihrer BewohnerInnen ergeben.

29 Daten des Statistischen Landesamtes Berlin, entnommen von http://www.statistik- berlin.de/Kbst/kbst.htm, Stand 31.10.2000

30 Die LDL (Linke Demokratische Liste) ist eine Links-Abspaltung der PDS

31 aus: “Die Stadt als Gabentisch - Beobachtungen zwischen Manhattan und Berlin-Marzahn”, Hrsg.: Hans G. Helms, 1992

32 alle kursiv gesetzten Zitate stammen von Simone Hain

33 Weitere Studien zum Thema Wohnen und Wohnzufriedenheit in der Platte zu DDR-Zeiten sind leider rar. Sie wären sicherlich aufschlussreich.

34 Daten des Statistischen Landesamtes München, entnommen von http://muenchen.de/statamt/index.html, Stand 31.12.1999

35 Gerhard Achterberg, Hans Homann und Georg Richter: “Versuchs- und Vergleichsbauten und Demonstrativmaßnahmen - München-Neuperlach: städtebauliche Großformen und kleinräumige Differenzierung im Wohnungsbau” aus der Schriftenreihe des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn-Bad Godesberg, 1977

36 Alle folgenden Spiegelstriche sind Zitate aus dem Buch von Petra Dorsch, lediglich zur besseren Lesbarkeit ist nicht alles als Zitat gekennzeichnet.

37 Prozentangaben der Nennungen in Klammern, zitiert sind einige beispielhafte, typische oder besondere Nennungen (die die Befragten frei eintragen konnten).

38 Petra Dorsch: “Eine neue Heimat in Perlach - Das Einleben als Kommunikationsprozeß”, München, 1972

39 Petra Dorsch: “Eine neue Heimat in Perlach - Das Einleben als Kommunikationsprozeß”, München, 1972 29

40 aus: Jeanette Otto: “Die Luft ist hier draußen so schön”, in “Die Zeit” vom 18.2.99

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Wohnungsbau in der DDR - Vergleich zweier Großsiedlungen (Berlin-Marzahn und München-Neuperlach)
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Veranstaltung
Wohnen und Leben in der DDR
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
35
Katalognummer
V104190
ISBN (eBook)
9783640025480
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beleuchtet Hintergründe der Baupolitik der BRD und der DDR und zieht einen Vergleich anhand zweier Großsiedlungen. Ergebnis eines interdisziplinären Seminars an der Uni Hannover (Fachbereiche Architektur und Geschichte). Ziel: Überprüfen von allgemeinen Vorurteilen über DDR-Baukunst, Einbezug sozialer und politischer Aspekte (statt rein ästhetischem Anspruch)
Schlagworte
Wohnungsbau, Vergleich, Großsiedlungen, München-Neuperlach), Wohnen, Leben
Arbeit zitieren
Kerstin Sailer (Autor:in), 2000, Wohnungsbau in der DDR - Vergleich zweier Großsiedlungen (Berlin-Marzahn und München-Neuperlach), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104190

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