Lessing, G. E. - Nathan der Weise


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

4 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung:

A.) Aufklärung als Begriff und Epoche; Lessing als wirkungsreichster Dichter der Aufklärung ; „Nathan der weise“ als wesentliches Werk der Aufklärung - knappe Inhaltsangabe

B.) Inwiefern wiederspiegeln sich die Ideale der Aufklärer in diesem Stück?
1.) Humanität und Toleranz als Ideale der Aufklärung
1.1.) Tolerant adoptiert der Jude Nathan das verwaiste Christenmädchen Recha und erzieht sie zur Menschlichkeit
1.2.) Der Jude Nathan lehrt Humanität und Toleranz an dem Christen Tempelherr: Gespräch zwischen Nathan und dem Tempelherrn: „Christ und Jude als Mensch“ ( 2Aufzug, 5. Auftritt)

C.) Zusammenfassung und Aktualität des Stücks

„Nathan der Weise“

Gotthold Ephraim Lessing

Literarische Erörterung

Zeige auf, inwiefern sich die Ideale der Aufklärer in diesem Stück widerspiegeln!

Im Folgenden möchte ich Beispiele aus dem dramatischem Gedicht „Nathan der Weise“ geben und argumentieren, die die Ideale der Aufklärung: Humanität, Toleranz, Kritik an religiösem Fanatismus widerspiegeln.

Nathan der Titelheld des Stücks, wird zum souveränen Vertreter einer humanen Haltung, die jenseits der religiösen Unterschiede die Gemeinsamkeit der Menschen erkennt und zu praktischer Toleranz findet. Nathan nahm Recha an Kindesstatt an, nachdem seine Frau und sieben Söhne einem Judenpogrom zum Opfer fielen und erzog sie im Geiste edler Menschlichkeit. Seine Vorgeschichte demonstriert die Überwindung der Gewalt und des Hasses. Nach dem Mord an seiner Familie stürzt Nathan zunächst in tiefe Verzweifelung, ringt sich dann aber dazu durch, seinen schrecklichen Verlust als Fügung Gottes zu betrachten, und nimmt ein verwaistes Christenmädchen Recha als Tochter an. Damit ist tätige Mitmenschlichkeit an die Stelle der Vergeltung getreten.

Im zweiten Aufzug fällt auf, dass er dem Tempelherrn für dessen Rettung Rechas bei einem Brand (1.Aufzug) auf solche Weise dankt, dass er das vorbildliche Handeln vor die Religionszugehörigkeit stellt. Im Gespräch mit dem Tempelherrn sagt Nathan, er wisse nicht „wie Tempelherrn denken sollten“, sondern „wie gute Menschen“, und „dass alle Länder gute Menschen tragen“. Dazu kommt die rethorische Frage: „sind Christ und Jude eher Christ und Jude als Mensch?“ Nathan will den Tempelherrn zu der Einsicht führen, dass Wert und Würde des einzelnen und dass alle zwischenmenschliche Bindung aus dem Menschenstand folgen, der den Christen mit dem Juden und dem Moslem verbindet, und nicht aus dem Christenstand, dem Judentum, dem Islam, die den einen vom anderen trennen. Nathan unterscheidet die Menschen nicht nach Zugehörigkeit zu einer Religion.

Er fühlt sich einem sittlichem Gesetzt verpflichtet, das für den Christen ebenso gilt wie für den Juden. Es hat seinen Grund in der gemeinsamen Menschlichkeit, die allen Unterschieden der Sprache, der Nationalität, der Religion vorausliegt. Eine trennende Kluft zwischen ihm und dem Tempelherrn kann Nathan nicht erkennen Lessing entwarf in seinem Werk „Nathan der Weise“ sein Ideal von einer toleranten, harmonischen, vom Humanitätsgedanken geprägten Gesellschaftsordnung. Im 3. Aufzug, 7. Auftritt begegnet Nathan dem Sultan Saladin, dem mächtigsten Mann der Stadt. Dem Sultan fehlt nicht nur die Muße, „nachzugrübeln“, warum Judentum und Christentum die Gemüter ihrer Anhänger ebenso in Bann schlagen wie der Islam die seiner Gläubigen. Er „will Wahrheit“ (S.62), diejenige Wahrheit durch die eine der drei Religionen selbst als „wahr“, die übrigen aber als falsch oder als weniger wahr erwiesen werden. Als wäre die Wahrheit „ne ue Münze, die nur der Stempel macht“ (S.62), als könnte man sie aneignen, wie man Geld einstreicht! „Wer ist den hier der Jude? Ich oder er?“ (S.63) fragt Nathan mit Recht und macht, indem er sich zu Saladins Formulierung der Wahrheits- und Religionsfrage distanziert. Saladin gegenüber bekennt Nathan aber ausdrücklich: „ Ich bin ein Jud´“ (S.62).

Nathan antwortet ihm, obwohl er ihn bis jetzt nur als einen Tyrannen kennt, auf seine Frage nach der besten Religion mit einer mutigen und klaren Darstellung seiner toleranten Auffassung: der Gleichberechtigung der Religionen. Er erzählt, was inzwischen als "Ringparabel" allgemein bekannt ist: Einst lebte ein Familienvater, der drei Söhne hatte, und Besitzer eines Goldrings war, in dem ein Opal eingearbeitet war, mit dem es eine besondere Bewandtnis hat. Wer sich mit diesem Geschmeide in der Überzeugung schmückt, zu erreichen, dass er dann vor Gott und den Menschen "angenehm" (3. Aufzug, 7. Auftritt,) sein wird, also überall wohlwollende Akzeptanz erntet, kann eine geheime Wunderkraft nutzen, die bewirkt, dass er mit Gott versöhnt ist, d.h. keine Sünden auf sich lädt und unter den Menschen keine Feinde hat. Der Vater, der keinen seiner Söhne testamentarisch benachteiligen will, weiß, dass der mit dem Opal verzierte Ring unteilbar ist. Er löst das Gerechtigkeitsproblem, das darin besteht, dass zwar drei Söhne vorhanden sind, aber jeder von ihnen würdig ist, das einmalige Schmuckstück zu erhalten, durch einen salomonischen Kunstgriff, der auf den ersten Blick betrügerisch aussieht. Der Vater lässt zwei Imitate täuschend echt herstellen und vererbt alle drei Ringe. Schließlich weißniemand, wer den Originalring und wer die Falsifikate besitzt. Ein Richter wird befragt. Er entscheidet, dass sich der Träger des echten Rings im Hinblick auf die Wunderwirkung schon zeigen werde und er urteilt:

Im Folgenden zeigt sich die religionskritische Tendenz des Dramas.

Lessing kämpfte gegen den religiösen Fanatismus, der durch die Charaktere des Patriarchen, Daja und zum Teil des Tempelherrn repräsentiert wird. Der Patriarch, der höchste christliche Würdenträger ist ein Beispiel des gewalttätigen und intriganten Eiferers. Er versucht den Tempelherrn als Werkzeug und Spion zu gewinnen. Im 4.Aufzug, 2.Auftrtitt findet das Gespräch zwischen dem Patriarchen und dem Tempelherrn statt, wo der Patriarch Gott und Vernunft auseinandersetzt und sich gegen die Vernunft ausspricht. Das Recht auf menschliche Vernunft, als Ideal der Aufklärung, wird durch die Kirche eingeschränkt.

Ein weiteres Beispiel für den Glauben zeigt das Verhalten von Daja.

Als die Geheimnisse um die Ziehvaterschaft des Nathan gelüftet werden und Recha erfährt, dass sie eigentlich eine Christin ist, reagiert Daja mit einem großen Missionseifer. Sie bemüht sich engstirnig, ein getauftes Kind um jeden Preis der christlichen Religion zu erhalten

Die Religion als eine kirchliche Macht und Gewalt erscheint als der Widersacher humaner Gläubigkeit. Die Pflicht zum reinen und guten Menschentum ist stärker als die Unterschiede von Raße, Stand, Stamm, Nation und Glauben. Der zur Weisheit gereifte Jude, der am schwersten litt, wird zum Lehrer der Humanität an dem Sultan Saladin wie an dem christlichem Tempelherrn. Man kann Sultan Saladin guten Gewissens als aufgeklärten Herrscher bezeichnen. Er befreit sich aus seiner ,,selbstverschuldeten Unmündigkeit" indem er von Rationalismus, Empirismus, Humanität und Toleranz Gebrauch macht.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Lessing in Nathan sein Lebensideal verkörpert hat: Die versöhnliche Weisheit, sittliche Wahrhaftigkeit und geistige Freiheit eines im Leid gereiftem Daseins. Lessings „Nathan der Weise“ ist ein optimistisches Werk vom Sieg der Humanität und der Toleranz über das Vorurteil und den Fanatismus.

Das Drama ist das letzte grosse literarische Werk Lessings, eines der grössten Dokumente seiner humanistischen Gesinnung. In diesem Stück stellte er den weisen Juden Nathan als Vertreter einer fortschrittlichen Auffassung, die die Religion mit den Grundsätzen der Menschenliebe identifiziert, dem Patriarchen als Vertreter der religiösen Unduldsamkeit und des reaktionären Fanatismus entgegen. Das Stück endet, indem der mohammedanische Sultan Saladin und seine Schwester Sittah, der christliche Tempelherr und der Jude Nathan als Vertreter dreier verschiedener Religionen über alle Unterschiede der religiösen Auffassung hinweg durch ihre gemeinsame rechtliche humanistische Gesinnung zu Freunden werden.

Lessings „Nathan der Weise“ ist auch in der heutigen Zeit aktuell und wird auf vielen Bühnen gespielt. Als Lehrdrama erzieht es auch heute noch die Menschen zur Toleranz, Humanität und Abkehr vom Fanatismus, was z.B. im Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern ein Ziel ist.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Lessing, G. E. - Nathan der Weise
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
4
Katalognummer
V104136
ISBN (eBook)
9783640025053
Dateigröße
333 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lessing, Nathan, Weise
Arbeit zitieren
Paul Meyer (Autor:in), 2001, Lessing, G. E. - Nathan der Weise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104136

Kommentare

  • Gast am 6.12.2005

    Logische Struktur Ihrer Erörterung.

    Lieber Autor,
    grundsätzlich sind Ihre Argumente richtig und nachvollziehbar. Erkannt haben Sie auch die Hauptaussagen der Aufklärung doch ist es Ihnen leider misslungen diese in einer klar Strukturierten Erörterung in einen logischen Zusammenhang zu stellen. Sie verwenden schon zu Beginn Ihrer Ausführungen Vokabeln, spezifische Fachbegriffe, die Sie nicht ohne weiter Definition und Erläuterung in dem von Ihnen gewünschten Zusammenhang benutzen können. In einer Erörterung müssen Begriffe wie Humanität oder Toleranz zunächst grundsätzlich geklärt werden und dürfen keines falls ganz ohne weiteres verwendet werden. Ein Außenstehender weiß mit diesen Begriffen nicht umzugehen wodurch die logische Struktur Ihrer Ausführungen verlohren geht; ganz abgesehen von der sprachlichen SAchwäche (in der gymnasialen Oberstufe darf man durchaus den Fachtermini Protagonist für den "Titelheld" verwenden).
    Ich wünsche Ihen viel erfolg bei der weiteren Studie Ihres Textes und wünsche Ihnen gute Ergebnisse. Vielleicht konnte ich Sie durch etwas(meiner ansicht nach) konstriktive Kritik auf Schwächen hinweisen.
    Mit freundlichen Grüßen verbelibe ich
    Ihr Freund des wolfenbuttelschen Ungena

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