Inhaltsanalyse: Darstellung von Umfrageergebnissen in Zeitungen


Hausarbeit, 1993

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0.Einleitung

1.Methode

2.Forschungsfrage

3.Hypothesenbildung

4.Anwendung des Kategoriensystems auf die Hypothesen

5.Erstellung des Codebuchs

6.Definitionen der Kategorien

7.Schlußbetrachtung

8.Quellenverzeichnis

9.Anhang

0.Einleitung

Umfragen dienen heutzutage in der Regel, herrschende Meinungen und Absichten innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft repräsentativ wiederzugeben, um somit ein Gesamtbild dieser zu erhalten.

Veröffentlicht werden Umfragen fast ausschließlich in den drei Organen der Massenmedien Rundfunk, Fernsehen und Zeitungswesen.

Jedoch nicht immer werden Umfragen, falls sie überhaupt veröffentlicht werden, in den Medien in ihrem vollem Umfang und originalgetreu dargestellt. Oft kommt es sogar zu unterschiedlichen Aussagen und Interpretationen gleicher oder verschiedener Umfrageergebnisse, welches einerseits an den verschiedenen Interpretationen und Schlußfolgerungen der jeweiligen AutorInnen liegen kann, andererseits aber auch an veröffentlichendem Medium, daß die Resultate einer Umfrage, ob bewußt oder unbewußt, das sei dahingestellt,in interpretierter Form darstellt.

In dieser Hausarbeit befassen wir uns nur mit den Darstellungen von Umfrageergebnissen in den größten überregionalen Tageszeitungen. Ziel unserer Untersuchung ist es nicht nachzuweisen, ob Zeitungen absichtlich oder politisch motoviert Ergebnisse von Umfragen interpretieren, zensieren oder manipulieren, sondern vielmehr, ob überhaupt und, wenn ja, in welchem Umfang, Umfrageergebnisse dargestellt werden.

1.Methode

Als Untersuchungsmethode haben wir die Inhaltsanalyse gewählt, da sich diese in der Empirischen Wissenschaft als die am besten geeigneteste Methode für Berichterstattungsanalysen in den Medien herausgestellt hat. Die Inhaltsanalyse ist die Systematisierung eines alltäglichen Vorgehens, nämlich der Interpretation von Zeitungsartikeln, Plakaten und ähnlichem. Da das Erhebungsmaterial festgehalten ist, besteht keine Interaktion zwischen dem Forscher und dem untersuchten Material und darüberhinaus läßt die Untersuchung eine Überprüfung der Ergebnisse durch Dritte zu1.

Hierbei bedient sie sich nicht wortreicher Umschreibungen wie eine "normale" Interpretation. Die systematische Inhaltsanalyse ist eine Methode "um Aussagen zu gewinnen, indem man systematisch und objektiv zuvor festgelegte Merkmale erfaßt."2

2.Forschungsfrage :

Wir wollen untersuchen, ob die großen überregionalen Tageszeitungen in ihrer Berichterstattung über Umfragen diesen alle den gleichen Stellenwert einräumen und sie hinsichtlich ihrer Quantität und Qualität überprüfen, d. h. wie oft über Umfragen in den verschiedenen Zeitungen berichtet wird, wieviel Platz ihnen zur Verfügung gestellt wird und ob dem Leser die Möglichkeit gegeben wird, die Ergebnisse kritisch nachzuvollziehen.

Dazu haben wir 4 Hypothesen aufgestellt:

3.Hypothesenbildung :

1. Alleüberregionalen Tageszeitungen stellen Umfragen in derselben Weise und in gleichem Umfang dar.

Da wir keiner der Zeitungen eine unseriöse oder manipulierte Darstellung der Umfrageergebnisse unterstellen wollen und um nicht bereits im Vorfeld den Eindruck einer Parteinahme oder suggerierten Fragestellung zu erwecken, haben wir uns entschlossen eine Nullhypothese zu entwickeln, nämlich daß es keine Unterschiede in der Berichterstattung zwischen den verschiedenen Zeitungen gibt.

2. Tageszeitungen stellen Umfragen stets so dar, daßeine Ü berprüfung der Ergebnisse hinsichtlich der Darstellung der wirklichen Verhältnisse durch den Leser nicht mehr möglich ist (keine der untersuchten Zeitungen veröffentlicht Umfragen vollständig).

Nach der American Association for Public Opinion Research(AAPOR) sollten bei der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen 9 Informationspunkte (die sogenannten AAPORStandards) angegeben werden, damit die Möglichkeit einer Überprüfbarkeit für den/die LeserIn über die Validität und Repräsentativität einer Umfrage gegeben ist.

3 .Je wertender eine Darstellung von Umfrageergebnissen ist, desto gr öß er ist der Stellenwert, den die Zeitung dem Artikel zukommen l äß t.

Wir unterstellen den Zeitungen, daß erst durch eine tendenziöse, verstärkende und/oder sensationsorientierte (und somit unsachliche) Darstellung von Umfrageergebnissen deren Bedeutung innerhalb des Blattes steigt .und somit ein höherer Stellenwert eingeräumt wird.

4 .Politische Umfragen werden mehr gewertet als andere 3

Wir behaupten, daß politischen Umfrageergebnissen in Zeitungen mehr Stellenwert eingeräumt wird und sie stärker interpretiert werden als andere Themenbereiche

Um die Stichhaltigkeit dieser Thesen zu überprüfen, ist es nun notwendig ein Codebuch und ein Kategoriensystem zu erstellen, in denen anhand eindeutig definierter Kategorien die zu analysierenden Umfragedarstellungen in den Zeitungen codiert werden.

Das Kategoriensystem ist ein nachvollziehbares Regelsystem und wichtiger Bestandteil der Inhaltsanalyse und dient zur intersubjektiven Überprüfbarkeit der Untersuchung.

Es ist deshalb von so großer Bedeutung, da eine Inhaltsanalyse immer über das Codieren anhand eines erstellten Kategoriensystems abläuft, woraus folgt, daß eine Inhaltsanalyse immer nur so gut sein kann wie ihr Kategoriensystem, denn die Reliabilität einer Inhaltsanalyse hängt von der Genauigkeit der Codierungen des zu untersuchenden Materials ab. Dies wiederrum bedeutet, daß die CodiererInnen die Untersuchungseinheiten möglichst gleich und genau codieren müssen, damit als Ergebnis eine Inhaltsanalyse mit hoher Reliabilität herauskommt. Damit dieses auch eintrifft, müssen "die Kategorien erschöpfend, trennscharf, eindimensional, ausschließlich, valide und unabhängig voneinander sein."4

4.Anwendung des Kategoriensystems auf die Hypothesen : Zu Hypothese 1:

Um diese Nullhypothese widerlegen oder bestätigen zu können, setzen wir folgende Kategorien in Beziehung zueinander:

a) die Wichtigkeit eines Artikels gemessen anhand seiner Größe und des ihm eingeräumten Stellenwertes innerhalb der Zeitung (V4)
b) die journalistische Stilform des Artikels anhand der Rubrik der Veröffentlichung (V7)
c) die Anzahl und die Intensität der enthaltenen Wertungen (V17) gemessen an deren Stellung im Artikel (V 18)

Zu Hypothese 2:

Die Aufrechterhaltung dieser Hypothese prüfen wir mittels den Angaben der 9 AAPOR- Standards:

a) Demoskopisches Institut (V8)
b) Zeitraum der Befragung (V11)
c) Auftraggeber der Befragung (V9)
d) Methode der Befragung (V12)
e) Angabe der Stichprobengröße (V14)
f) Angabe über die Grundgesamtheit (V10)
g) Angabe über den genauen Wortlaut der Frage (V13)
h) Angabe über die Stichprobenfehler (V15) i) Angabe über die Antwortrate (V16)

Zu Hypothese 3:

Um diese Hypothese belegen zu können, ist es erforderlich, den Wertungsgrad (V17) eines Artikels mit seiner Wichtigkeit (V4) in Beziehung zu setzen.

Zu Hypothese 4:

Zur Untersuchung dieser Hypothese ist es notwendig, die Intensität von Wertungen (V17) in Verbindung mit deren Stellung im Artikel (V18) zu messen und mit dem Themenbereich der Veröffentlichung (V5) in Beziehung zu setzen.

5.Erstellung des Codebuchs

An dieser Stelle ist es nun notwenig, ein Codebuchs mit möglichst präzisen Codieranweisungen zu erstellen, um festzulegen, welche Artikel und Bestandteile derselben analysiert und codiert werden sollen.

Allgemeine Codieranweisungen

Analysezeitraum und Untersuchungseinheiten

Es sollen alle Artikel, die sich auf die Ergebnisse von Umfragen, (egal aus welchem Themenbereich) beziehen und die zwischen dem 01.11.1993 und dem 30.11.1992 in einer oder mehreren der sechs in der Bundesrepublik Deutschland herausgegebenen überregionalen Zeitungen (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Die Welt, tageszeitung, und die Bildzeitung) erschienen sind, erfaßt und codiert werden.

Analyseeinheiten und Zugriffskriterien

Der einzelne Artikel bildet die Analyse- und Kontexteinheit. Artikel definieren sich durch eine eigene Überschrift (und beinhalten somit Kommentare und eigenständige Grafiken oder Abbildungen), wohingegen Zwischenüberschriften keine eigenständigen, neuen Artikel einleiten und repräsentieren. Beiträge, die auf andere Artikel verweisen, werden als eigenständige Artikel betrachtet. Auf anderen Seiten fortgesetzte Artikel gelten als ein Gesamtartikel, die in ihrer Gesamtheit der Seite, auf der der erste Teil erschienen ist, zugerechnet werden.

Analyseeinheit im engeren Sinn soll hier der Artikel sein, der das Ergebnis einer Umfrage zum Anlaß hat. Diese Bedingung sei nach unserer Definition dann gegeben, wenn entweder in der Überschrift, in der Unter-oder Dachzeile oder im lead und/oder ersten Absatz von Umfrageergebnissen die Rede ist. Der Artikel wird jedoch auch erfaßt, wenn die genannten Kriterien nicht erfüllt werden, aber gleichzeitig sich mehr als 50% des verbleibenden Artikel sich auf ein oder mehrere Umfrageergebnisse beziehen.

Für jeden Artikel wird ein Codebogen anlegt. Es werden der gesamte Text und seine formalen Eigenschaften erfaßt.

Codiereinheit

Codiert wird jede Aussage, die sich direkt oder indirekt auf das Ergebnis einer Umfrage bezieht. Sie ist somit Codiereinheit. Direkter Bezug definiert sich über die Präsentation von konkreten Ergebniswerten in der Aussage, während ein indirekter Bezug meist über den Kontext zu erschließen sein wird. Die Kontexteinheit ist dabei ausschließlich der zu analysierende Artikel.

Beispiele:

Direkter Bezug: "80% der Deutschen sehen in Johannes Rau den besseren Bundespräsidenten". "Gut die Hälfte der Befragten hat sich noch nicht entschieden."

Indirekter Bezug: "Damit scheint eine Vorentscheidung gefallen zu sein." " Heitmann werden nur noch geringe Chancen eingeräumt." "Es zeigt sich eine deutliche Mehrheit für die 4-Tages Woche"

Kein Bezug: "Der Prominente XY hat sich gegen die Kandidatur Heitmanns ausgesprochen"

Jede Aussage wird in zwei Kategorien codiert. Erstens wird der Grad der Wertung einer Aussage verschlüsselt und zweitens die Stellung der Aussage im Artikel. Sie werden im unteren Teil des Codierbogens mit der linken Tabelle beginnend von oben erfaßt.

Die Wertungen werden nur nach ihrer Stärke, nicht nach ihrer ( politischen) Richtung unterschieden. Hierzu ist anzumerken, daß es unsere ursprüngliche Absicht war, die Wertungen auch nach ihrer politischen Richtung zu entschlüsseln. Dieses Vorhaben hat sich jedoch als in unserem Rahmen nicht realisierbar erwiesen, da es uns nicht gelungen ist, uns auf Begriffe, die eine politische Wertung indizieren, zu einigen.

Hierzu ein Beispiel: "Die CDU wird Umfrageergebnissen zufolge bei der nächsten Bundestagswahl nur 20% der Stimmen erhalten" ist keine politisch wertende Aussage, weil die CDU in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich immer bedeuteund höhere Wählerprozente hatte, und somit 20% die Anwendung des Wortes "nur" legitimieren würde, ohne, daß man das als politische Wertung begreifen kann, während die Aussage "Die PDS wird wahrscheinlich nur 20% der Stimmen auf sich vereinbaren können" tatsächlich als politische Wertung zugunsten der PDS zu verstehen ist, da im Kontext der politischen Situation in der BRD kein Grund zu der Annahme besteht, es sei selbstverständlich, daß mehr als 20% der Bevölkerung PDS wählen.

Erfaßt werden nur Wertungen, die sich eindeutig auf das Ergebnis der Umfrage beziehen, unabhängig davon, ob sie manifest oder aber latent ( z.B in Form von Ironie) auftreten.

6.Definitionen der Kategorien

V1: Codierer

Hier wird die Person des Codierers erfaßt

Norbert 1

Elke 2

Steffi 3

Thomas 4

Monique 5

Thilo 6

V2: Zeitung

Hier wird erfaßt, aus welcher Zeitung der zu analysierende Artikel entnommen worden ist. Die Auswahl der sechs Zeitungen erfolgt nach dem Kriterium "überregionales Vebreitungsgebiet". Wir sind uns der inhaltlichen Problematik bewußt, die mit der Aufnahme der Bildzeitung in die Reihe der anderen Zeitungen entsteht, da selbige nicht "in den Rahmen paßt"; das heißt, daß sie sich in ihrer journalistischen Gestaltung wesentlich von den anderen Zeitungen unterscheidet. Gleichzeitig waren wir jedoch der Ansicht, daß dieses Medium, insbesondere in Anbetracht der hohen Verbreitung nicht herausgelassen werden sollte, da die Zeitung eine sehr große gesellschaftliche Funktion hat.

die tageszeitung 01

Frankfurter Allgemeine Zeitung 02

Frankfurter Rundschau 03

Süddeutsche Zeitung 04

Die Welt 05

BILD 06

V3: Datum des Erscheinens

Das Datum wird nach folgendem Schema codiert TT.MM.JJ

V4: Wichtigkeit

Hiermit soll versucht werden, die Wichtigkeit und den Stellenwert des Artikels innerhalb der Zeitung anhand seiner Stellung und seines Umfangs in selbiger zu ermitteln. Wir sind uns der Problematik dieser Vorgehensweise bewußt. Da alle Zeitungen unterschiedlich dick sind, verschiedenen Sachgebieten eine unterschiedliche Gewichtung geben, und sich auch der Anteil der Werbung auf die Seitenzahl, jedoch selten auf die Qualität oder den inhaltlichen Umfang der Zeitung auswirkt, ist uns klar, daß zwischen Seitenzahl und Relevanz, die der Umfrage eingeräumt wird, nicht zwangsläufig ein kausaler Zusammenhang besteht .Die Artikelgröße, gemessen in Quadratzentimetern, gibt da schon eher Aufschluß, wobei angesichts der unterschiedlichen Schriftgröße der einzelnen Zeitungen das Zählen der Buchstaben oder Wörter sinnvoller gewesen wäre.Unser drittes Kriterium, nämlich ob der Artikel ein Aufmacher ist (links oben, auf der ersten Seite ) kommt nur zum Tragen, wenn der Artikel auf Seite 1 erschienen ist

V4.1 Seite Seitennummer: XX

V4.2 Artikelgröße Fläche in cm²: XXXX

Hier wird die Größe des Artikels anhand seiner Fläche in cm² erfaßt. Gemessen wird der gesamte Text einschließlich aller Abbildungen und ungeachtet eines etwaigen Seitenwechsels

V4.3 Aufmacher

Hier wird erfaßt, ob der Artikel Aufmacher der Zeitung ist. Das ist der Fall, wenn der Artikel auf Seite 1 links oben zu finden ist

Aufmacher 0

kein Aufmacher 1

V5: Themenbereich der Veröffentlichung

Die Erhebung des Themenbereiches der Veröffentlichung ist vor allem wichtig zur Überprüfung der Hypothese 4, die besagt, daß poltische Umfragen mehr bewertet werden als andere.

Es wird das Thema des Artikels codiert, nicht die Rubrik, unter der er veröffentlicht wurde. Ein auffallender Schwachpunkt ist dann natürlich, daß "Beilage" an sich kein Thema ist, sonderm eher eine Rubrik.

Der Punkt "Gesellschaft" wurde eingeführt, um Themen wie z.B Kriminalität zu erfassen, die sich weder direkt der Politik noch der Kultur zuordnen lassen.

Politik 01

Gesellschaft 02

Wirtschaft 03

Kultur 04

Unterhaltung 05

Sport 06

Wissenschaft

und Technik 07

Medien 08

Beilage 09

Sonstige 99

V6: Publizistische Quelle

Diese Kategorie dient lediglich Zwecken der Statistik und der Vollständigkeit. Sie wird nicht zur Überprüfung einer Hypothese benötigt.

Keine Quelle angeben 00

Redaktion/ Eigenbericht 01

dpa 02

Reuter 03

ap 04

Andere Nachrichtenagenturen 05

Andere Medien 06

z.B gekennzeichnete Nachdrucke

Pressestellen 07

Sonstige Quellen 99

V7: Journalistische Stilform

Die journalistische Stilform eines Artikels wird erfragt, um festzustellen, in welcher Form die Tageszeitungen Umfrageergebnisse darstellen ( vgl. Hypothese 1)

Bericht 01

Kommentar 02

Hintergrundbericht 03

Sonstige 99

V8 -V16:

Die Kategorien V8 bis V16 haben wir nach den Standards, die von der American Association for Public Opinion Research ( AAPOR) veröffentlicht wurden übernommen, welche der Informationen bei der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen mitgeliefert werden sollten. (Standards der AAPOR siehe Anhang)

V17: Wertungsgrad

Die Codiereinheit, d.h. eine Aussage innerhalb eines Artikels, wird dahingegen untersucht, ob sie eine Wertung enthält und wie stark diese Wertung ausfällt. Die Wertungsgrade, die sich lediglich auf die Intensität der Wertung beziehen und nicht auf ihre Richtung (positiv/ negativ bzw. politisch, "links"/ "rechts"), haben wir wie folgt unterteilt.

neutral 00

Neutrale Aussagen sind Aussagen, die Umfrageergebnisse ohne weitere Umschreibungen oder Zusätze wiedergeben. es handelt sich meist um die einfache Nennung der Antwortrate.

schwach wertend 01

Hier handelt es sich um sehr vorsichtige und zurückhaltende Äußerungen bezüglich der Umfrageergebnisse, meist in Form von Beiwörtern, die der journalistischen Gestaltung dienen wie z.B. "etwas besser", "fast", oder wenn der konkrete Zahlenwert nicht genannt, sonder nur umschrieben wird wie bei "knapp ein Drittel", "gut die Hälfte".

wertend 02

Hier kann schon ganz klar von einer Wertung gesprochen werden, die sich hinter Äußerungen wie "gut", "schwach", "nur", "sogar", "große Bedeutung hat.." verbirgt.

stark wertend 03

Hier handelt es sich um eine Betonung und ein Hervorheben der jeweiligen Umfrageergebnisse, die sich in Äußerungen wie z.B. "überraschend", "sehr deutlich", "unglaublich", "unvorstellbar", "kaum für möglich gehaltene..", "beängstigend" ausdrücken.

sehr stark wertend 04

Hier ist die Betonung und Hervorhebung der Umfrageergebnisse sehr stark sensationsorientiert und äußert sich in ausdrucksstarken Wörtern wie z.B. "bombastisch", "riesig", "atemberaubnd", "katastrophal".

nicht zuordnebar 99

diese Restkategorie erfaßt Aussagen, die zu keiner der anderen Kategorien zugeordnet werden kann, bzw. wenn es nicht eindeutig ist, ob die Aussage neutral oder vielleicht doch wertend ist.

Bei der Anwendung von V17 stellte sich jedoch heraus, daß die einzelnen Unterkategorien, abgesehen von "neutral" und "nicht zuordnebar", nicht genügend Trennschärfe zueinender aufwiesen und nicht ausreichend definiert waren. Dies führte dazu, daß es mitunter der subjektiven Einschätzung des Codierers überlassen war, ob eine Aussage nun beispielsweise stark oder sehr stark wertend sei. Dieses Problem der fehlenden Reliabilität hätte sich selbst bei geschulten Codierern ergeben, da unser Kategoriensystem hier eindeutig Schwächen aufweist, somit ein exaktes Erfassen des Wertungsgrades nicht immer möglich war. Weitere Schwierigkeiten bereitete uns das Erfassen von latenten Wertungen. Einfache Beiwörter wie "nur" oder "sogar" können je nach Kontext und Hintergrundwissen des Codieres einmal als schach wertend und ein anderes Mal als ironisch und somit schwer einordnebar angesehen werden. Das Problem der mangelnden Trennschärfe hätte sich durch ein Begrenzen auf wenige Unterkategorien vermindert. Ebenso hätte ein umfassender Katalog mit einer Vielzahl von Wörtern , nach ihrem Wertungsgrad aufgelistet, eine größere Genauigkeit , d.h. Reliabilität zur Folge gehabt.

V18: Stellung im Artikel

Diese Kategorie ist im Zusammenhang mit V17 zu betrachten. Erfaßt wird die Stellung der codierten Aussagen innerhalb des Artikels. Dabei war uns wichtig, unterscheiden zu können, ob beispielsweise eine Wertung bereits in der Überschrift vorkam, oder die Wertung am Ende des Artikels stand, um somit der Wertung in der Überschrift eine größere Bedeutung zukommen zu lassen.

Überschrift 01

Dachzeile/ Unterzeile 02

lead 03

1. Absatz (Satznummer) 11...98

Aussagen im ersten Absatz werden mit Satznummer codiert z.B. 1. Satz die Nummer 11, 2. Satz die Nummer 12

sonstige Stellung 99

7.Schlußbetrachtung

Betrachtet man den Untersuchungszeitraum der Analyse, der sich auf lediglich einen Monat bezog, so versteht es sich von selbst, daß die Auswertung der Untersuchung keine repräsentativen Ergebnisse liefern wird. Die Validität ist durch die mitunter mangelnde Reliabilität, verursacht auch durch die Schwächen, die das Kategoriensystem insbesondere in seinen qualitativen Bestandteilen (V17, Wertung) aufweist, eingeschränkt. Durch die Hinzunahme der Bildzeitung, die sich in ihrer journalistischen Aufmachung doch wesentlich von den übrigen Tageszeitungen unterscheidet, erwiesen sich auch Kategorien , die manifeste Inhalte erheben als ungeeignet (z.B. V4, Wichtigkeit). Hinsichtlich der Reliabilität enthält V17 (Wertung), wie bereits erwähnt , die größten Schwachpunkte. zudem mußten wir auf ein mehrmaliges Codieren ein und des selben Artikels durch mehrere Codierer allein aus Zeitgründen verzichten. Eine Intercoderreliabilität ist somit nicht gegeben. Bei Gesprächen innerhalb der Gruppe machten sich die Ungenauigkeiten bei der Definition der Kategorie V17 sehr schnell bemerkbar. Jedoch sollte berücksichtigt werden, daß das Erfassen qualitativer Merkmale, wie die eines Wertungsgrades einer Aussage, stets mit Schwierigkeiten verbunden ist. Besonders latente Äußerungen wie z.B. Ironie lassen sich nur sehr schwer erfassen. Da wir uns bei unserer Untersuchung jedoch nicht auf die quantitative Methode beschränken wollten, ließ sich die subjektive Komponente bei der qualitativen Ananlyse nicht vollständig eleminieren. Die Probleme einer rein qualitativen Analyse liegen in ihrem notwendigerweise impressionistischen und subjektiven Charakter, wohingegen die Exaktheit und die Reliabilität der quantitativen Methode nach Kracauer eine Atomarisierung des Materials zur Folge hat5

Inwieweit die Forschungsfrage beantwortet werden kann bzw. Tendenzen der Darstellungsweise von Umfrageergebnissen der einzelnen Tageszeitungen ersichtlich sind, läßt sich erst bei der Auswertung der Codierbögen feststellen. Bei dem geringen Umfang der Stichprobe wird es wohl zu einer starken Verzerrung der Realität kommen.

Abschließend möchten wir darauf verweisen, daß diese Hausarbeit eine überarbeitete Fassung unseres ursprünglichen Kategorienschemas und unserer Codieranweisungen darstellt. Der Vollständigkeit halber heften wir im Anhang unser ursprüngliches Kategorienschema und die Codieranweisungen bei, auf deren Grundlage wir unsere Codierbögen ausgefüllt haben.

8.Quellenverzeichnis

Friedrichs, Jürgen: Methoden der empirischen Sozialforschung, Opladen, 14. Auflage 1990

Früh, Werner: Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis. München 1981

Holsti, O.R.: Content Analysis in: Lindsey& Aronson, 1968

Kracauer S.: The Challenge of Qualitative Content Analysis, POQ 16, 1952

[...]


1 vgl. Friedrichs, Jürgen: Methoden der empirischen Sozialforschung, Opladen, 14. Auflage 1990, S.314- 315

2 Holsti, O.R.: Content Analysis in: Lindsey& Aronson, 1968, S. 601

3 Ursprünglich hatten wir fünf Hypothesen. Hypothese 2 und 4 erwiesen sich jedoch als identisch, so daß wir die Hypothese 4 wegfallen ließen und die ehemalige Hypothese 5 jetzt die Hypothese 4 ist.

4 vgl. Früh, Werner: Inhaltsanalyse. Theorie und Praxis. München 1981. S88-89

5 vgl. Kracauer S.: The Challenge of Qualitative Content Analysis, POQ 16, S.631- 642

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Inhaltsanalyse: Darstellung von Umfrageergebnissen in Zeitungen
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1
Autor
Jahr
1993
Seiten
13
Katalognummer
V103922
ISBN (eBook)
9783640022984
Dateigröße
352 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inhaltsanalyse, Darstellung, Umfrageergebnissen, Zeitungen
Arbeit zitieren
Stephanie Grimm (Autor:in), 1993, Inhaltsanalyse: Darstellung von Umfrageergebnissen in Zeitungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103922

Kommentare

  • Gast am 4.10.2002

    Ist das lange her.

    Ich bin ja total platt, dass diese Arbeit noch existiert. Das war mein erstes Semester und beim Lesen sind jede Menge Erinnerung an unsere Arbeitstreffen wieder hervorgekramt worden ... Viele Gruesse, Monique.

  • Gast am 4.4.2002

    Anfrage.

    Sehr geehrte Frau Grimm,
    ich möchte Ihre Arbeit nicht kommentieren, sondern bei Ihnen Anfragen, ob ich eventuell Kopien Ihres Codebuchs erhalten könnte.
    Vielleicht ist es Ihnen möglich, dass Sie sich mit mir in Verbindung setzen.
    Vielen Dank

    Viele Grüße
    Wolfgang Baumgartner

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Titel: Inhaltsanalyse: Darstellung von Umfrageergebnissen in Zeitungen



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