Katholische Pflegeorden


Ausarbeitung, 2000

7 Seiten, Note: 3+


Leseprobe


1. Entstehung der Frauengenossenschaft

1.1 Der Gründer

Der Gründer der Vinzentinerinnen bzw. der Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul1 ist der Geistliche Vinzenz von Paul (geb. 24.04.1576, gest. 27.09.1660)2. Er legte zusammen mit Luise von Marillac 1634 den Grundstein zu dieser Genossenschaft. Die An- fänge dieser Verbindung gehen auf das Jahr 1617 zurück. Vinzenz war Pfarrer von Châtillon - les - Dombes:

„Eines Sonntags, als ich mich gerade zur hl. Messe ankleidete, kam jemand zu mir und meldete, in einem abge- legenen Haus, etwa eine viertel Stunde von hier, herrsche große Not. Alle darin seien krank, keiner könne dem anderen helfen. Ich kam auch gleich bei der Predigt darauf zu sprechen und empfahl die Leute liebevoll der Gemeinde... Da sah ich Frauen mit Lebensmitteln hingehen, andere kamen zurück Ich mußte mir sagen: Welch große Nächstenliebe! Aber sie ist ungeordnet, haben doch die Armen jetzt zu viel Vorrat auf einmal. Ein Teil davon wird verderben, und bald sind sie der alten Not ausgeliefert. Da brachte mich Gott auf den Gedan- ken: Diese Frauen können sich zusammentun, um aus liebe zu Gott den armen Kranken zu dienen. So schlug ich in einer Versammlung den Frauen vor, jede möge ihren Beitrag leisten und sich einen Tag zur Verfügung stel- len, um das Essen z bereiten, und zwar nicht nur für diesen einen Fall, sondern für alle, die später Hilfe nötig haben werden. Das war der Anfang der Caritasvereine,...“ (Vinzenz von Paul, Worte, S. 63/64)

Am 8. Dez 1617 gründete er schließlich einen Frauenverein, genannt „Confrérie de la charité“. Dieser breitete sich innerhalb weniger Jahre in mehr als 30 Orten aus, so daß Vinzenz auf Hilfe angewiesen war.

1.2 Vinzenz von Pauls Begegnung mit Luise von Marillac

Aufgrund der starken Ausbreitung war Vinzenz nicht mehr in der Lage, allein alle gegründeten Vereine zu beaufsichtigen. 1624 begegnete ihm Louise von Marillac (im weiteren Le Gras ge- nannt). Sie wurde am 12.08.1591 in Paris geboren, verlor sehr früh ihre Mutter, Margareta de Camus, und verbrachte einige Zeit in einer klösterlichen Erziehungsanstalt. Ihre Ausbildung be- endete sie im Hause ihres Vaters, Ludwig von Marillac. Dieser starb, als sie berufstüchtig wurde. Sie hatte den Weg ins Kloster gewählt, wurde aber von Verwandten zur Ehe gedrängt. Im Februar 1613 heiratete sie schließlich Antoine Le Gras, Geheimsekretär der Königin Maria von Medicis.

Als Louise 34 Jahre alt war, starb ihr Mann und ließ sie als alleinerziehende Mutter eines Sohnes zurück. Sie weihte sich daraufhin dem Dienst an den Kranken, obwohl sie selbst von schwacher Gesundheit war.3 Hier begegnete sie Bischof Camus von Belley, der ihr dazu riet, sich Vinzenz zum Beichtvater zu wählen. Er beauftragte sie 1629 mit einigen weiteren Frauen, die verschiede- nen Orte der entstandenen Genossenschaften zu besuchen, um die Mitglieder über die Kranken- pflege zu belehren, Arzneimittel und Leinen zu verteilen und sie zu Arbeitseifer zu ermuntern.

Vinzenz von Paul: „ Die Armen sind unsere Herren, sie sind unsere Könige. Man muß ihnen gehorchen. Es ist keine Übertreibung, sie so zu bezeichnen; denn in den Armen ist unser Herr gegenwärtig.“ (Vinzenz von Paul, Worte, S. 47)

Sie starb am 15.03.1660 in Paris.

1.3 Die Gründung der Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul

In Vinzenz reifte der Gedanke, die Frauengenossenschaften umzugestalten. Bisher arbeiteten nur verheiratete Frauen in den Vereinen. Diese hatten sich jedoch zur gleichen Zeit auch um ihre Fa- milien zu kümmern, deshalb fiel es ihnen nicht leicht die Kranken zu pflegen. Zur Zeit von Seu- chen war dies besonders schwierig, da sie sich nicht nur selbst, sondern auch ihre Angehörigen anstecken konnten. Mit der Zeit bestand die Armenpflege, vor allem in den Städten, nur noch aus Almosen, die durch bezahlte Boten, den Armen zukamen. Vinzenz beschloß also, auch auf das Bitten von Louise Le Gras hin, Jungfrauen aufzunehmen. Die Genossenschaft der barmherzigen Schwestern nahm mit einem Hirtenmädchen, mit Namen Margareta Naseau ihren Anfang:

„Marguerite Naseau, aus Suresne, ist die erste Schwester, die das Glück hatte, den anderen den Weg zu zeigen, sowohl die jungen Mädchen zu unterrichten wie den armen Kranken beizustehen, obwohl sie gewissermaßen keinen anderen Lehrmeister und keine andere Lehrmeisterin hatte als Gott. Sie war eine arme Kuhhirtin ohne jeden Unterricht. Durch eine Eingebung des Himmels bewogen, faßte sie den Gedanken die Jugend zu unterrich- ten,... Sah sie jemand vorbeikommen, der so aussah, als ob er lesen könnte, so fragte sie ihn: „Monsieur, wie spricht man dieses Wort aus?“ So lernte sie nach und nach lesen, und dann unterwies sie andere Mädchen ihres Dorfes. Dann beschloß sie in andere Dörfer zu gehen... Manchmal unterrichtet sie Tag und Nacht, nicht nur kleine Mädchen, sondern auch große Leute und das alles nicht aus Eitelkeit oder wegen eines Vorteils für sich, sondern nur um der Ehre Gottes willen, der für ihre gröbsten Bedürfnisse sorgte... Sobald sie erfahren hatte, daß es in Paris ein Liebeswerk für die armen Kranken gäbe, ging sie dorthin von dem Wunsch getrieben dort be- schäftigt zu sein...; und Gott wollte es so, daß sie die erste Barmherzige Schwester und Dienerin der armen Kranken in Paris wurde. Sie zog andere Mädchen dahin, denen sie geholfen hatte... Jeder liebte sie, weil es nichts in ihr gab, was nicht liebenswert gewesen wäre. Ihre Nächstenliebe war so groß, daß sie sich den Tod dadurch holte, daß sie bei einem armen pestkranken Mädchen schlief.“ (Vinzenz von Paul, Leben, S. 14-17.)

Als sich drei weitere Mädchen gemeldete hatten, lud Louise Le Gras sie zu sich ein, um sie in der Krankenpflege zu unterrichten. Am 29.11.1633 wurde die „Schule der Liebe“ in Louises Woh- nung eröffnet. Bald kamen andere Mädchen dazu, die wie die anderen zuvor die Fertigkeiten lern- ten, die für ihr Amt nötig waren. Diese Schwestern waren in allen Pfarreien in der Hauptstadt sehr begehrt.

„ Bräute Christi, Dienerinnen der Armen, Schwestern aller Unglücklichen wurden sie auch die Schutzengel der Kinder, die Mütter der Waisen, die Töchter der Greise, die Lehrerinnen der Jugend, die Beschützerinnen der Irrsinnigen und der Galeerensträflinge: ihr Beruf hat keine andere Grenze als die des menschlichen Elendes. Immer unersättlich folgen sie den Missionären in die entlegensten und wildesten Gegenden, gehen der Pest entgegen und folgen den Soldaten auf die Schlachtfelder.“(aus: J. M. Angéli, Lebensbild, S. 104)

Nun nahm Louise Le Gras ihren alten Plan, Ordensschwester zu werden wieder auf, denn sie hatte ihren Beruf gefunden. Sie wollte sich nun durch ein Gelübde daran binden. Dieses tat sie mit den anderen Frauen am 25.03.1934. Dieser Tag ist für die Barmherzigen Schwestern der Tag der Stiftung und der Tag der Erneuerung des Geistes und des Gelübdes.4 1642 wurde das Mutterhaus aus La Chappelle-St-Denis nach St Lazare, einer Vorstadt von Paris, verlegt. Die Zahl der Schwestern vergrößerte sich und zu den Landmädchen kamen die Töchter vornehmer Familien dazu.

„Vielleicht gibt es nichts Größeres auf Erden, als das Opfer, welches das schwache Geschlecht mit seiner Schönheit, seiner Tugend, ja oft mit seiner hohen Geburt bringt, um in den Spitälern diesen Ausbund alles menschlichen Elends zu lindern, dessen Anblick so demütigend für unseren Stolz und so aufregend für unsere Weichlichkeit ist.“ (Zitat von Voltaire, aus: J. M. Angéli, Lebensbild, S. 104)

Ende 1654 approbierte Papst Innocenz X. die Genossenschaft, nachdem sich Königin Anna (von Österreich), Witwe des Königs Ludwig XIII. dafür bei ihm eingesetzt hatte. Zugleich verfaßte Vinzenz eine Regel, welche den Geist der Liebe, der die Schwestern in ihrem Tun beleben und stärken soll, beinhaltete.5

Vinzenz von Paul:„Eine barmherzige Schwester braucht mehr Tugend als eine Klosterfrau unter der strengsten Regel; in keinem Frauenkloster gibt es soviel Beschäftigungen; denn die Barmherzigen Schwestern haben fast alle Obliegenheiten der verschiedenen Klosterfrauen. ; erstens müssen sie an ihrer eigenen Vollkommenheit arbeiten, wie die Karmeliterinnen und ähnliche Ordensfrauen; zweitens pflegen sie die Kranken, wie die Ordens- schwestern im Hotel Dieu in Paris und anderen Krankenhäusern, drittens unterrichten sie die armen Mädchen wie die Urselinerinnen.“; „Die Barmherzigen Schwestern müssen bedenken, daß sie nicht in einem Kloster sind, da dies sich nicht mit ihren Obliegenheiten verträgt, obschon sie mehr Gefahren ausgesetzt sind als die Kloster- frauen in Klausur; sie haben als Kloster die Krankenhäuser, als Zelle ein armseliges, gemietetes Zimmer, als Kapelle die Pfarrkirche, als Klostergang die Straßen der Stadt, als Klausur den Gehorsam, als Gitter die Furcht Gottes und als Schleier die Sittsamkeit...“ (aus: J. M. Angéli, Lebensbild, S. 105/106)

Dieses Regelwerk besteht sonst zum großen Teil aus allgemeinen Vorschriften, damit sie in den verschiedenen Ländern verschieden angepaßt werden konnte.6 Es wurde zunächst vom Erzbischof de Gondi von Paris und dann 1660 vom päpstlichen Legaten Kardinal von Vendôme approbiert. 1668 wurde sie dann von Papst Clemens IX. bestätigt.

Das General - Mutterhaus hat seinen Sitz in Paris, während die Oberleitung seit dem 18.01.1655 dem Generalsuperior der Lazaristen übertragen war. Das Mutterhaus in Straßburg befolgte eine andere (von Gregor XV. 1835 approbierte) Regel, mit der diese Barmherzigen Schwestern die Gelübde nur auf ein Jahr ablegen, so daß immer am 25.03. eine Gelübde - Erneuerung stattfindet.

Auch die Tracht der Schwestern unterscheidet sich: in Frankreich ist das Kleid grauer; in Deutsch- land schwarzer Farbe; überall dagegen wird die weiße Flügelhaube getragen (Ausnahme: Hildesheim, hier wird der schwarze Schleier getragen.)

2. Verbreitung der Barmherzigen Schwestern

2.1 Geographische Verbreitung im 18. und 19. Jahrhundert

Noch zu Lebzeiten der beiden Gründergestalten breiteten sich die Genossenschaften über ganz Frankreich und nach Polen aus. Später gab es auch Niederlassungen in den Niederlanden. Der Grund für die Ausbreitung lag in der Arbeit der ersten Schwestern, die unermüdlich ihren Dienst an den Kranken versahen und auch weiterhin arme Mädchen unterrichteten.

Vinzenz von Paul: „Sie sollen oft an den Hauptzweck denken, für den Gott sie in diese oder jene Pfarrei ge- schickt hat, und welche darin besteht, den armen Kranken zu dienen, nicht nur körperlich, inden sie ihnen Nah- rung und Arzneimittel reichen, sondern auch geistlicherweise, indem sie dafür sorgen, daß dieselben rechtzeitig die hl. Sakramente empfangen, so daß alle die sterben, die Welt gut verlassen, und die genesen, die festen Ent- schluß fassen, künftig ein christliches Leben zu führen... Dieser geistliche Beistand wird besonders darin beste- hen, daß sie die Kranken trösten, aufmuntern und in den zum Heile nötigen Dingen unterrichten, mit ihnen Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe zu Gott und dem Nächsten und der Reue erwecken; sie ermahnen ihrem Feinden zu verzeihen und jene um Verzeihung zu bitten, die sie beleidigt haben, sich dem Willen Gottes zu er- geben in kranken wie in gesunden Tagen, im Leben und im Sterben, und ähnliche Akte zu erwecken, nicht alle auf einmal, aber jeden Tag etwas und so kurz als möglich, um den Kranken nicht lästig zu fallen.“ (J. M. Ange- li, Lebensbild, S. 106)

1721 zählte die Genossenschaft 291 Häuser mit über 1500 Mitgliedern.7 Durch die Französische Revolution wurde die Arbeit der Schwestern enorm erschwert. Am 22. Dez 1800 bekam die Ge- neraloberin Mutter Deleau von Minister Chaptal aus Gründen der Nützlichkeit der Genossen- schaft wieder ein Haus in Paris zugesprochen. Dieses wurde im Jahr mit 12.000 fr. staatlich ge- fördert, außerdem bekam jede arme Novizin 300 fr.. Napoleon I. versuchte die Frauen aus der Leitung der Lazaristen zu befreien, was dann 1827 auch gelang. In dieser Zeit hatten die Schwes- tern nicht nur in Madrid (1803), Genf (1810) und Portugal (hier gab es bereits 1822 12 Häuser mit 162 Mitgliedern) Stationen gegründet, sondern hatten sich auch wieder in Frankreich ausge- breitet. In rascher Folge entstanden hier 250 Stationen. In der Umgebung von Paris und innerhalb der Stadt wurden den Schwestern 94 Freischulen (diese standen bis 1904 unter ihrer Leitung), 92 Waisen-, Schutz-, und Arbeitsanstalten für Mädchen, 14 Armenapotheken, 6 Allgemeine Kran- kenhäuser, 25 Spezialkliniken, Greisenasyle usw. übertragen. Im Mai 1904 mußten das von Ludwig XIV. erbaute Invalidenhaus verlassen (hier waren sie über 220 Jahre tätig) und mehre Anstalten, vor allem Militärlazarette und ihre Schulen schließen.

Die Schwestern auch in Deutschland zu etablieren, blieb lange ohne Erfolg. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts versuchte es Bischof Joseph Ludwig Colmar von Mainz (gest. 1818) vergeblich sie nach Mainz zu überführen. Erst 1850 wurden Barmherzige Schwestern aus dem Mutterhaus in Straßburg (dieses war 1734 unter dem Bischof und Kardinals Armand Gaston de Rohan - Soubi- se in Zaubern gestiftet und 1823 nach Straßburg verlegt) nach Mainz überführt. Schon 1808 war in Münster eine Genossenschaft nach dem Muster der Genossenschaft gestiftet worden: die Clemensschwestern.8

In Bayern hatte König Ludwig I. am 29.07.1827 die Einführung der Schwestern genehmigt, nachdem sie ihm von Joh. Nep. von Ringseis, der Professor der medizinischen Klinik war, emp- fohlen worden waren. Aber es gelang erst 1832 zwei Schwestern aus Straßburg zu bekommen: Ignatia Jorth, die seit 1823 Oberin des Straßburger Bürgerspitals war und Apollonia Schmitt. Sie kamen am 10. 03 nach München, um sich um die Kranken des Allgemeinen Krankenhauses zu kümmern. Zugleich gründeten sie aus einer Schar Frauen, die sich bereit erklärten in die Genos- senschaft einzutreten, die Kongregation der Barmherzigen Schwestern von München. Am 30.05. 1832 konnten 14 Jungfrauen eingekleidet werden. Unter ihrer Oberin Ignatia Jorth zeigten die Schwestern eine überzeugende Tätigkeit, so daß sie zur Leitung von Krankenhäusern in mehreren Städten angefordert wurden (1835: Landshut a. Isar; 1837: Regensburg, Neumarkt und Aschaf- fenburg; 1840: Orb; 1841: Eichstätt; 1842: Neunburg vorm Wald; 1843: Bad Tölz; usw.). In München hingegen übernahmen sie 1836 das Heiliggeisthospital, 1840 das städtische Kranken- haus und 1842 das Josephshospital. 1837 begannen sie mit dem Bau ihres Mutterhauses, zu dem ansehnliche Summen gespendet wurden (König Ludwig I.: 10.000 Gulden). Es wurden zusätzlich Häuser in Innsbruck (1839), Graz (1841) und Schwarzach (1844) gebaut. Diese wurden die Mut- terhäuser neuer Kongregationen.

1834 kamen die Schwestern nach Fulda in Kurhessen. Die ersten Schwestern aus dem Mutter- haus in Straßburg waren M. Domenika Schwörer und M. Barbara Reibel. Diesen folgten bald andere, so daß 1835 das Heiliggeisthospital übernommen werden konnte. 1841 wurden Schwestern nach Paderborn gerufen. Dies geschah durch Bischof Frhr. Friedrich Clemens von Ledeburg. Sie übernahmen die Krankenpflege im alten Kapuzinessenkloster. 1841 entstand eine Filiale in Geseke.

1846 ließen sich die ersten Schwestern in Baden nieder, auch sie kamen aus Straßburg. Sie arbeiteten im Klinischen Hospital in Freiburg. 1852 weiteten sie ihre Tätigkeit nach Württemberg aus. 1852 wurden Schwestern aus Paderborn durch Bischof Eduard Jakob Wedekin nach Hildesheim gerufen. Sie erhielten 1957 ein eigenes Mutterhaus und eigenes Noviziat.

1821 zogen die Schwestern in Österreich ein, 1953 in Ungarn. 1934 stehen unter dem Mutterhaus in Piliscsaba 160 Anstalten.

1859 wurden die Schwestern nach England gerufen, um dort ein Waisenhaus in London zu über- nehmen.

1808 gründete die Witwe Elisa Bailey Seton mit den Barmherzigen Schwestern vom hl. Joseph, die erste Frauengenossenschaft Amerikas. 1850 schloß sie sich dem Mutterhaus in Paris an. Die Zahl der Niederlassungen beträgt 1934 ca. 200. Ende des 19. Jh. siedelten sich die Barmherzigen Schwestern auch in Südamerika an (1879: Brasilien, Argentinien; 1870: Chile, Peru; usw.).

Außerdem entstehen Genossenschaften im Orient. Es entstanden Anstalten in Kukusch, Saloniki, Smyrna, Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und Haifa.

1847 ließen sich 12 Schwestern in Ning - Po in China nieder. Sie verbreiteten sich schnell. Wäh- rend des Blutbads von Tien - tsin starben 10 Barmherzige Schwestern. Im August 1900 wurde die Oberin in Peking ermordet und deren Anstalten zerstört. 1934 hatten die Schwestern in Pe- king vier große Niederlassungen mit Schulen, Waisenhaus, Armenapotheke, Findelhaus und Greisenasyle.

In Afrika wurden die Schwestern 1903 aus den französischen Kolonien vertrieben.

1934 wirkten sie dagegen in Kairo - Abassieh, in Belgisch - Kongo und Madagaskar.

2.2 Zahlenmäßige Verbreitung um 1934

Die Gesamtzahl beträgt9 53.000, diese sind in ca. 5410 Einrichtungen tätig. Davon liegen 1200 in Deutschland, wogegen in Frankreich nur noch 400 Einrichtungen von den Schwestern betrieben werden (hierfür ist die „Laisierung“ (Übernahme der nicht christlichen Pflegekräfte) des Pflegepersonals verantwortlich). Das größte Krankenhaus der Genossenschaft ist das Münchener städtische Krankenhaus, in dem 270 Schwestern tätig sind. 1850 schlossen sich mehrere eigenständige Mutterhäuser zu dem Hauptmutterhaus in Paris zusammen, so daß unter diesem 40.000 Schwestern in 4.000 Einrichtungen stehen. Selbständig sind z. B. München (154 Filialen, 2193 Schwestern, 243 Novizinnen und 210 Kandidatinnen), Hildesheim (82 Filialen, ca. 1000 Schwestern) und Paderborn (124 Filialen, 2276 Schwestern) geblieben.

3. Das Aufgabengebiet der Barmherzigen Schwestern

Sie widmen sich vor allem der Krankenpflege in Krankenhäusern und Genesungsheimen. Sie be- sitzen außerdem Nervenheilanstalten und kümmern sich in südlichen Ländern um Aussatzkranke. Weiterhin sieht ihr Aufgabengebiet weibliche Besserungs - und Gefangenenanstalten, Armen- häuser, Greisenheime, Pensionate für Damen, Mägdeheime, Haushalts - und Handarbeitsschulen, Kleinkinderschulen und Krippen, Waisen -, Erziehungs- , und Rettungshäuser und Anstalten für Schwachsinnige, für Blinde und Taubstumme vor. Außer in Deutschland betrieben sie auch Frei- schulen und Mädchenpensionate. In Hildesheim z. B. kümmern sich die Barmherzigen Schwes- tern seit 1876 um die ambulante Pflege. Sie besitzen 12 Krankenhäuser und eine staatlich aner- kannte Krankenpflegeschule sowie ein staatlich anerkanntes Sozial - pädagogisches Schwestern- seminar zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen. Ihre Tätigkeit üben sie in 3 Waisenhäusern, 3 Fürsorgerziehungsanstalten, 3 Säuglingsheimen, 40 Kindergärten und 50 Kinderhorten aus. Au-ßerdem arbeiten sie in 11 Altersheimen, 10 Erholungsheimen, 9 Mädchen - und Damenheimen, in 3 Seminaren und Konvikten, 3 Lehrlings - und Gesellenheimen, sowie in 2 Wanderhaushalts- schulen, 34 Handarbeitsschulen, einer landwirtschaftlichen Haushaltsschule und in einigen Koch- schulen.

Die Verdienste der Schwestern, vor allem im Bereich der Krankenpflege sind anerkannt. Papst Pius XI. gab ihnen 1932 einen besonderen Erweis seiner Huld, indem er ihnen, ihren Angestellten und den Kranken alljährlich zum Fest des hl. Vinzenz von Paul (19. Juli) in ihren Kirchen eine besondere Art von Ablaß gewinnen können.

Jules Simon: „Es ist das eine Kongregation und ist auch keine, es sind Ordensschwestern und sind auch keine. Sie legen kein feierliches Gelübde ab; sie verpflichten sich nur auf ein Jahr; am 25. März eise jeden Jahres steht es ihnen frei, in die Welt zurückzukehren.“ (aus: M. Heimbucher, Orden, S. 470.)

Literatur:

- J. M. Angéli, Der heilige Vinzenz von Paul, Ein populäres Lebensbild, New York 21908.

- M. Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, 2. Band, Paderborn 21965, S. 461-471.

- Vinzenz von Paul, Gespräche über das Leben und die Tugenden der ersten Barmherzigen Schwestern, in: Zeugen des Wortes, Band 31, hrg. K. Schmidthüs, Freiburg i. B. 21947.

- Vinzenz von Paul, Worte des Erbarmens, hrg. O. Schnelle, Freiburg i. B., 1980.

Anm.: Auch heute noch sind die Barmherzigen Schwestern tätig. In Paderborn z. B. liegen die Hauptaufgaben in der Kranken - und Kinderpflege, der Altenpflege und in allgemeinen Aufgaben der Caritas. Es werden Berufsausbildungen und Studiengänge angeboten: Krankenpflegerin, Kindergärtnerin, Kinder- , Kranken-, und Säuglingspflegerin, Hortnerin, Jugendleiterin, Heimlei- terin, Wirtschaftsleiterin, Fürsorgerin, Diät - Assistentin, Lehrschwester für Krankenpflegeschu- le, Operationsschwester, Medizinisch - technische Assistentin, Apothekerin und Ärztin. (... ich setze mein Herz zum Pfande- hrg. Kongregation der Barmherzigen Schwestern zu Paderborn, 1980?)

[...]


1 Der eigentliche Name dieser Frauengenossenschaft lautet „Filles de la Charité de St - Vincent de Paul, servantes des pauvres malades bzw. Töchter der Liebe. Vgl. M. Heimbucher, Orden, S. 461.

2 Ich möchte hier nicht näher auf seine Biographie eingehen, obwohl sich dies lohnen würde, da ansonsten das Thema dieses Referates, nämlich die Frauen und ihre Arbeit, zu kurz käme. Wer mehr über ihn wissen möchte, lese in der im Literaturverzeichnis angegebenen Literatur nach.

3 Vgl. J. M. Angeli, Lebensbild, S. 94/95.

4 Vgl. ebd. S. 103.

5 Vgl. M. Heimbucher, Orden, S. 463.

6 Näheres hierzu im Anhang.

7 Zu diesen und weiteren Zahlenangaben: Vgl. M. Heimbucher, Orden, S. 464 f.

8 Hierzu das Referat von Dorothea Frauböse.

9 Dies sind die aktuellsten Zahlen, welche die aufgeführte Literatur bietet. Vgl. M. Heimbucher, Orden, S. 468 f.

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Katholische Pflegeorden
Hochschule
Universität Münster
Note
3+
Autor
Jahr
2000
Seiten
7
Katalognummer
V103794
ISBN (eBook)
9783640021710
Dateigröße
347 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Katholische, Pflegeorden
Arbeit zitieren
Kirsten Fricke (Autor:in), 2000, Katholische Pflegeorden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103794

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