Die Art und der Einfluß von Comicsprache auf die Alltagssprache des Deutschen


Hausarbeit, 2001

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Andrea Weinmann

Die Art und der Einfluß von Comicsprache auf die Alltagssprache des Deutschen

Mit Wilhelm Buschs Max und Moritz erlebt die Bildgeschichte in Verbindung mit Text ihren ersten Höhepunkt in Deuschland. Bereits hier finden die lustigen Reime Eingang in das Gedächtnis der Leser. Wir alle kennen die Worte: „ritsche ratsche mit der Säge...“. Erst der von dem Amerikaner Richard F. Outcault geschaffene Comic „The Yellow Kid“ jedoch ebnete den Weg für eine Verbreitung in den Tageszeitungen. 1904 erschien der erste „dayly strip“ (eine in sich geschlossene Geschichte, die in ein bis vier Bildern täglich in der Zeitung erscheint1 ) Es war „A Piker Clerk“ von Clare Brigge.2 In Europa erschienen die ersten „strips“ in Zeitungen in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.3

Ab 1945 kamen auch die längeren Geschichten der Comichefte und-bücher in Deutschland in Umlauf. Dies war der Verdienst US-amerikanischer Soldaten, die bereits gelesene Comics an deutsche Kinder verschenkten. Diese „Invasion“ wurde in den Medien kritisch beurteilt, verbreitete sich aber trotzdem oder genau deswegen enorm schnell.4

Insbesondere in den 50er und 60er Jahren aber auch noch weit darüber hinaus versuchten Wissenschaftler die Auswirkungen der Bildergeschichten auf die zumeist jugendliche Leserschaft zu klären. Hier findet man größtenteils abwertende Ergebnisse, die aus heutiger Sicht mehr subjektiv getrübt denn wissenschaftlich sind. Gefürchtet wurde ein moralisches Verkommen der Leserschaft. Auch die Sprache der Comics wurde analysiert. Sie schnitt nicht minder schlecht ab. Die Autoren sahen eine Gefahr für den intellektuellen Anspruch des Deutschen.

Manfred Welke formuliert seinen Ansatz 1958 in Die Sprache der Comics folgendermaßen: „Wir wollen mit unseren Ausführungen dazu beitragen, daß die gröbsten Verstöße gegen gutes Deutsch aus den Comics verschwinden.“ Seine Ausführungen beziehen sich unter anderem auf die Komplexität von Sätzen, die Wortwahl und Häufigkeit von Wortgruppen in den von ihm untersuchten Comics.5

Auch Bettina Hürlimann, nachdem sie Wilhelm Buschs Bildergeschichten sehr gelobt hat, schließt sich Welke an. Sie bezeichnet die Sprache der Comics als „banal und primitiv“, und die die Worte umgebende Sprechblase als „sprechende Dampfwolke, die wie aufgeblasener amerikanischer Kaugummi dem Mund der Sprechenden entsteigt“.6 Sie erklärt die Comics zu aus den USA importierter Unsinnigkeit und beschreibt sie als „Seifenblasenliteratur“, der sich nur „halbe Analphabethen“ zuwenden. Sie klagt über den Mißbrauch der Sprache, der hier betrieben wird und sagt weiter: „Jene kurzen stenogrammähnlichen Sätze aber, die sprachlich verwildert ein schwebendes Dasein in länglichen Kaugummiblasen führen und den Mündern fragwürdiger Figuren entsteigen, stellen eine Verballhornung der Sprache [...] dar.“7 Auch in den Magazinen und Tageszeitungen der 50er Jahre prophezeite man einen schlechten Einfluß der Comics auf deutsche Kinderzimmer. Der Spiegel titelte 1951: „Comics-Opium in der Kinderstube“. Die Neue Zeit schrieb: „Vom Comic Leser zum Mörder“.8 Auch wenn die eben genannten Beispiele sicherlich eine Stimmung gegen Comics in Wissenschaft, Medien und Familien wiederspiegeln, so wollen wir doch vermuten, daß es auch einige weniger kritische Stimmen gegeben haben muß. Diese Vermutung stützt die Tatsache, daß seit Anfang der 50er Jahre eine durchweg gebildete Dame es sich zur Aufgabe gemacht hatte, über das Medium „Seifenblasenliteratur“ die Sprache unserer großen Dichter und Denker in das Bewußtsein der Comic lesenden Masse zu bringen. Frau Dr. Erika Fuchs, die seit 1951 Mickey Maus beziehungsweise Donald Duck Comis übersetzte, hatte eine große literarische Kenntnis und nutzte ihre Übersetzungsarbeit zur Bereicherung der Sprache. Ihren Anstrengungen ist es auch zu verdanken, daß die Geschichten aus Entenhausen die Zeiten größter Aufruhr gegen Comicliteratur in der Adenauerzeit unbeschadet überlebt haben. In einer Kampagne gegen „Schmutz und Schund“ wurde ein Gesetzentwurf erarbeitet, der bestimmte Comics in Deutschland wegen ihres sprachlich und moralisch schlechten Einflusses verbieten sollte. Die Donald Duck Reihe war hier jedoch nicht inbegriffen.9 Dies war sicherlich auf Fuchs Leitspruch „man kann nicht gebildet genug sein, um Comics zu übersetzen“ zurückzuführen.10 Erika Fuchs versuchte die eher eindimensionalen Charaktere der amerikanischen Donald Duck Reihe aufzuheben, indem sie jeder Figur eine ihm eigene Sprache zuwies.11 So sprechen Tick, Trick und Track einen Jugendlichenjargon, den Fuchs oftmals direkt den Lippen Jugendlicher auf der Straße entnahm. In einem Moment größter Verwirrung sagen die Drei dann zum Beispiel: „Mir kreist der Hut!“ oder „Mein Gehirn käst!“12 Der um einiges ältere Onkel Dagobert Duck hingegen ist dadurch ausgezeichnet, daß er eine höhere Form der Sprache benutzt. So beklagt er sich dann über die Jugend, die „bar jeden Verständnisses“ ist. Auch für die anderen Figuren gilt, daß sie immer den korrekten Konjunktiv von Fuchs in den Mund gelegt bekommen und auch bei der Verwendung des Dativs und Genitives der offiziellen deutschen Grammatik folgen.13 Desweiteren versucht Fuchs einen gehobenen und oftmals poetischen Stil einzusetzen. So zum Beispiel, wenn Donald Duck klagt: „Weh mir! Welch schrecklich Unheil dräuet mir.“14

Mit Vorliebe benutzt sie auch die Werke deutscher Literaten, insbesondere Friedrich Schillers, für ihre Übersetzungen. Demgemäß läßt sie Tick, Trick und Track einmal sagen: „Wir wollen sein ein ewig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr.“ Hierin finden wir eine Anlehnung an Schillers Wilhelm Tell. Eine weitere Anleihe von Schiller, diesmal aus Das Lied von der Glocke, liegt in den Worten Donald Ducks, wenn er erkennt: „Das bedeutet Unheil, und das Unheil schreitet schnell.“15

Fuchs’ Comicsprache ist in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen. Von ihr stammt beispielsweise die Wendung „um es mal salopp zu sagen“. Augenfälligstes Beispiel für ihren Einfluß auf die Alltagssprache des Deutschen ist die Verwendung von Verben, die auf ihren Wortstamm reduziert sind und meist einen lautmalerischen Charakter haben, zum Beispiel „würg“. Das dies nicht ihre eigene Erfindung ist, werde ich später noch belegen, aber sie hat diese Wörter so populär gemacht, daß sie heute fester Bestandteil der Umgangssprache sind.16 Wendungen wie „würg“ oder „gähn“ sind ebenso wenig ungewöhnlich, wie die Tatsache, daß bei einem Treffen der Donaldisten die Audienz geschlossen „klatsch, klatsch, klatsch“ ruft anstatt wirklich in die Hände zu klatschen.17

Die Verbreduktion auf den Stamm hat Fuchs indes auch für Worte benutzt, die nicht explizit lautmalerisch veranlagt sind.18 Diese Verbformen haben sich ebenfalls in der Gemeinsprache etabliert. Anstatt eines vollständig grammatikalischen Satztes wie: „Kuck mal, da rennt einer aber ganz schön schnell!“ wird man heute von vielen Jugendlichen schlichtweg hören: „Renn“. Aber auch in der Musik finden wir diese Form wieder. Die Erste Allgemeine Verunsicherung sang bereits in den achtziger Jahren in ihrem Lied Märchenprinz: „Grübel, grübel und studier...“.19

Mitglieder des Verbandes D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus) wie der Historiker Patrick Bahners und der Philosoph Andreas Platthaus bemühen sich um den weiteren Einfluß der Erika Fuchs auf die deutsche Sprache. Ihre Arbeit bei der Frankurter Allgemeinen Zeitung bietet ihnen hier eine geeignete Basis. Neben einem Bild der Antigone Aufführung im Feuilleton findet man den Satz: „Ach daß mein Herz doch schmölze“. Dies ist eine Anlehnung an Donald Duck, der dereinst sprach: „Ach daß mein Herz doch schmülze wie eine saure Sülze.“ Auch in den Werken zeitgenössischer Autoren wie Max Goldt, Hans Magnus Enzensberger und Eva Heller sind diverse Aussprüche aus den Donald Duck Übersetzungen Erika Fuchs’ zu entdecken.20

Bei der heutigen Vielfalt an Comic Literatur kann man nur schwer von einer allgemeingültigen Comicsprache sprechen. Es gibt Erotikcomics, Kriegscomics, Detektivcomics, Horrorcomics, Familiencomics, Superheldencomics (etabliert durch den 1938 entstandenen Superman), den Sophisticated Strip (wie die Peanuts, die sich durch einen intelligenten Humor auszeichnen) sowie Science-Fiction und Fantasy Comics. Je nach Genre variiert natürlich auch die verwendete Sprache. Bei einem jugendlichen und frechen Comic wie Tank Girl dominiert eine saloppe und derbe Sprache. Hier finden wir Wörter wie „Morgenlatte“, „Nörgelpott“, „Arsch“ und andere Schimpfwörter und Obszönitäten.21 Bei einem Science-Fiction Comic wie Kookaburra lernen wir mehr über die Weltraumsprache. Hier vergehen „Zykladen“ wie in Sekundenschnelle, die Figuren kommunizieren auf „intergalaktisch“, und der Stamm der Dakoide räubert nur in den „Nachbarsysteme[n]“ nie aber auf ihrem „Mutterplaneten“.22 Natürlich finden wir auch Wortneuschöpfungen und Neukomposita. In Tank Girl entdecken wir den „Monookolarismus“ , was so viel bedeutet wie eine Religion der Einäugigkeit, oder den „Nörgelpott“, was gleichbedeutend ist mit jemandem der einen unerschöpflichen Vorrat an Nörgeleien besitzt. Darüberhinaus versuchen Comics ihrer Leserschaft nicht nur zu neuen Schimpfwörtern sondern auch zu einem intellektuell größeren Vokabular zu verhelfen. Lucky Luke macht uns mit dem perpetuum mobile bekannt23, und der Asterix& Obelix-Comic verhilft dem geneigten Leser zu einigen lateinischen Sprichwörtern. So erfährt er, daß „alea iacta est“ die Würfel sind gefallen bedeutet.

Meist herrscht in den Comics dagegen eine Art leicht verständlicher Jugendsprache vor. Dies kann man auch daran erkennen, daß in den neuen Übersetzungen viele englische Wörter nicht mehr übersetzt werden. Diese fremdsprachlichen Anleihen sind den Lesern ohnehin bekannt. Ein saloppes „okay Boys“ oder „echt cool“ wird von dem Comicleser wahrscheinlich nicht als sprachlicher Stolperstein empfunden, denn es reflektiert eine zeitgemäße Empfindung.

So verhält es sich auch mit der großen Gruppe der Onomatopoien, die man als eigentlichen Wortschatz der Comics bezeichnen könnte, denn erst dieses Medium hat sie unentbehrlich gemacht. Auch sie werden heute in den meisten Fällen in ihrer englischen Form belassen. Natürlich gibt es auch ins Deutsche übertragene oder neu erschaffene Onomatopoien. Herr E.J. Havlik hat ein ganzes Lexikon zu lautimitierenden Wörtern im Comic verfaßt.

Havlik erklärt, daß Onomatopoien im alltäglichen Gespräch häufig verwendet werden. Man findet sie auch in Opernkompositionen wie zum Beispiele in Hector Berlioz’ „Fausts Verdammnis“, in dem die Teufel Mephisto mit DIFF, DIFF und HAS,HAS umtanzen und Richard Wagners „Rheingold“. Hier schwelgen die Rheintöchter in WALLALALALA LEIALALEI.24 In der Literatur finden wir Onomatopoien unter anderem bei Karl May.25 Im allgemeinen jedoch-so Havlik- führen die Onomatopoien ein „Schattendasein“26. Wann immer man sie vermeiden kann, werden sie entweder ganz ausgelassen oder auf konventionelle Weise umschrieben. Mit den Comics allerdings wurde eine Notwendigkeit für Onomatopoien geschaffen.

Da die Sprechblasen für die Lautäußerungen von Figuren zuständig waren, mußte auch anderen Geräuschen eine Stimme gegeben werden.27

Von nun an machte es kracks, wenn ein Ast brach und doing, wenn jemand gegen eine Straßenlaterne lief. Havlik unterscheidet zwischen zwei Arten von Onomatopoien: eigentliche und umschreibende. Die umschreibenden Onomatopoien entsprechen den von Fuchs etablierten auf den Wortstamm reduzierten Verben.Eigentliche Onomatopoien sind: buaa, hieeeeh, zzzzz oder grrrrrr.

Besonders zu erwähnen ist noch das „Blabla“, daß bereits ein gängiger Begriff im täglichen Sprachgebrauch geworden ist. „Blabla“ wird als Lückenfüller in Gespächen verwendet. Es bedeutet soviel wie: „Na, Du weißt schon“ oder drückt Überflüssiges vergangener Gespräche aus: „Na dann haben wir über letztes Wochenende geredet und blabla“. Diese Wendung ist sogar zum Verb geworden. Auch wenn „rumblaen“ noch nicht im Wörterbuch steht, wird es von Jugendlichen doch häufig gebraucht. Auf dem Wege der Comics haben sich die Onomatopoien weiter verbreitet und ihren Eingang in andere Medien gefunden. In einem Nivea Werbeinserat verteilt sich die Körpermilch mit einem spritzigen „Blobb-Blobb“ auf der Haut einer jungen Schönen.28 Im Werbefernsehen erfahren wir, daß der Iglo-Rahmspinat der mit dem Blubb ist und auch in einer bekannten ARD-Spielshow mit Fritz Egner ist das „uuups“, das den plappernden Kindern bei Versprechern über den Mund geklebt wird, unentbehrliches Element der Sendung.

Auch das Medium Internet, das in sich selbst bereits eine neue Dimension der Sprache aufgemacht hat, bedient sich der Comicsprache. In sogenannten Chatrooms unterhält man sich über die geschriebene Sprache. So verweist Peter Schlobinsky in Jugendsprache. Fiktion und Wirklichkeit von 1993 auf eben jenen Aspekt. Seiner Meinung nach verwenden Jugendliche im Alltag allgemein eher selten Anglizismen, Amerikanismen und Comicsprache; im Internet Chat Relay verwenden sie letztere jedoch häufig. Allerdings sind es nur gewisse Kanäle, auf denen die Comicsprache als Chatsprache verwendet wird. Es ist also eine Art Umgangssprache, die sozusagen „landschaftlich“ verwendet wird. Das folgende Beispiel soll zeigen wie die Comicsprache gebraucht wird. Isegrimm und Cord sind als Sprecher in Klammern markiert.

<Isegrimm> Ich steh auf lila rrrooooaaar

<Cord> iiiieeeks29

Das einem Löwengebrüll ähnelnde „rrrooooaaar“ (englisch to roar= brüllen) verstärkt die erotische Konnotation der Aussage „ich steh auf...“. Cord antwortet mit einem pikierten Quietschen.

Für manche Onomatopoien ist darüberhinaus sogar schon eine besondere Schreibweise eingeführt. Dies ist eine weitere Erscheinung der Internetsprache. Alles soll so kurz und pregnant wie möglich dargestellt werden, damit die Gedanken des Schreibers nicht über der Geschwindigkeit der Tastatur in Vergessenheit geraten. Die nächsten zwei Beispiele sind typische Vertreter diese Phänomens:

GRMBL= grumble (Unmut wird Ausgedrückt)

g= grin (Ironie wird ausgedrückt)

Sogar die comictypischen Gedankenblasen werden im Chat dargestellt: . o.O (blabla)30

Als weiteren Grund für die Verwendung von Comicsprache im Internetchat sieht Schlobinsky die Tatsache, daß „Comicsprache in der Nähe konzeptioneller Mündlichkeit [steht]. Ihre Verwendung erhöht den nähesprachlichen Charakter des medial schriftlichen Textes.“31 Mit anderen Worten, die Distanz und das Unpersönliche, das dem Medium Computer inne liegt, wird durch die Comicsprache überwunden. Sie bietet die Möglichkeit, sich so auszudrücken, als würde man ein persönliches Gespräch mit seinem Gegenüber führen. Alle jenen Komponenten eines Gespräches wie Ironie, Langeweile oder Ärger, die in der Verschriftlichung schnell ihren eigentlichen Charakter einbüßen, bleiben somit erhalten.

Zu dem Genre der Comics ist noch zu sagen, daß auch es wie viele andere Bereiche des Lebens einen eigenen Fachjargon entwickelt hat. Neben Übertragungen aus dem allgemeinen Vokabular der Literatur-und Sprachwissenschaft, gibt es comicspezifische Bezeichnungen. Einige möchte ich im Folgenden nennen und erklären. Hierbei beziehe ich mich auf die Fachbegriffe nach Dolle-Weinkauf. Anmerkend ist noch zu sagen, daß sich keines dieser Wörter in einem der von mir untersuchten Wörterbücher fand.

Autoren Comic: 1. Bezeichnung für einen Comic, der von einem Autor gezeichnet und getextet wurde.

2. Comics geprägt durch den individuellen Stil und literarischen Anspruches eines oder mehrerer Autoren.

Dorn: Von der Sprechblase auf den Sprecher deutendes Verweiszeichen.

Edugraf: Fiktionale Comicgeschichte, die zu unterrichtlichen Zwecken hergestellt wurde.

Scribble: Entwurfsskizze, die Text und Zeichnung in groben Zügen festlegt.

Untold Tale: Eine Episode, die von einem sich erinnernden Erzähler verspätet eingeschoben wird. Oftmals verwendet, um Ungereimtheiten mehrerer Autoren zu erklären oder den Kosmos der Erzählung nachträglich zu erweitern.32

Im Folgenden möchte ich die Ergebnisse meiner Lexikonarbeit vorstellen. Hierzu wählte ich auffallende oder mir unbekannte Wörter (Siehe Tabelle 2) und Onomatopoien (siehe Tabelle 1) aus den von mir untersuchten Comics Tank Girl, Garfield, Lucky Luke und Kookaburra und ergründete ihr Vorkommen in den Wörterbüchern Duden- Die deutsche Rechtschreibung (RD), Pons- Wörterbuch der deutschen Umgangssprache (Pons), Brockkaus-Wahrig, Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDGS), das Lexikon der Onomatopöien (Lex.O.)und Duden-Das große Wörterbuch der deutschen Sprache (Duden). Bei den Onomatopoien erwiesen sich „äks“, „ätsch“, „puff“, „seufz“ und „zack(bum)“ als besonders erwähnenswert. Im RD erscheint „äks“ als umgangssprachlich für „pfui“, wobei sich die Frage stellt, ob „pfui“ nicht auch umgangssprachlich ist. Auch der Wahrig weist es als Interjektion aus, die Ekel ausdrückt. Pons und WDGS erwähnen das Wort jedoch nicht. „Ätsch“ ist in allen Wörterbüchern verzeichnet. Interessant ist, daß alle außer dem RD, der es nicht näher erklärt, die Konnotation des Spottens sowie die Bewegung des Rübchenschabens nennen. Diese Schaben ist Geste der Verspottung und macht das genannte Geräusch. „Puff“ ist in allen Wörterbüchern als lautmalerisch gekennzeichnet. Hierbei variieren die Meinungen über die Art des Geräusches. So beschreibt der Duden es als Knall oder Schuß, das WDGS hingegen bezeichnet es als „lautnachahmend für einen von ausgestoßenem Dampf hervorgerufenen Ton“. „Seufz“ ist in fast keinem der Bücher verzeichnet. Die Ausnahme bildet der Pons. Er verweist auf die Herkunft als „von ‘Blasentexten’ der Bildergeschichten (Comics) [übernommen]“. „Zack(bum)“ ist nur im Lex.O., im Pons und im WDGS als explizit lautmalerisch gekennzeichnet. Der Pons erläutert: „Sehr schnell. Mit zack begleitet man den Abschuß, mit bum den Einschlag“. Der Pons ist es auch, der den Eintrag „Schweinchen Schlau“ führt. Er sagt, es sei ein „untersetzter, gewitzter Mann“ der zurückzuführen sei auf „eine Walt Disney Figur in den Mickey Mouse Heften“.

Abschließend möchte ich zusammenfassen, daß die Comicsprache durchaus Einfluß auf die Alltagssprache ausübt. Am Beispiel der lautmalerischen Wörter kann dies besonders gut erkannt werden. Auch wenn dieser Einfluß in den Einträgen der Wörterbücher noch weitgehend unbeachtet geblieben ist, so werden sich doch mit fortschreitender Beeinflussung auf die Gebrauchssprache die Nennungen mehren. So werden dann im Duden auch Comicwörter als Fach- und Sondersprache gelten, die besonders markiert sein werden.

BIBLIOGRAPHIE

Primärtexte

Crisse: Kookaburra. Planet Dakoi, München 1997

Davis, Jim: Garfield, Planneg bei München 1988 (Heft 3)

Fauche, Xavier; Jean Lèturgie: Lucky Luke. Der Pony Express, Stuttgart 1988 (Band 56)

Hewlet, Jamie;Alan Martin: Tank Girl, Stuttgart 1994 (Heft 1)

Sekundärtexte

Dolle-Weinkauf, Bernd: Comics. Geschichte einer populären Literaturform in Deutschland seit 1945, Weinheim/Basel 1990

Havlik, E.J.: Lexikon der Onomatopöien. Die lautimitierenden Wörter im Comic, Frankfurt am Main 1981

Hürlimann, Bettina: Die Seifenblasensprache. Zur Entwicklung der

Bildergeschichten und ihrer positiven und negativen Auswirkungen von Wilhelm Busch bisWalt Disney. In: Europäische Kinderbücher aus drei Jahrhunderten, Zürich 1963

Glietenberg, Ilse: Comics. Wesen und Wirkung, Universität München 1956 [Phil.Diss.]

Welke, Manfred: Die Sprache der Comics, Frankfurt am Main 1958

Internetquellen

<http://www.cevis.uni-bremen.de/~meyer/MISC/dvw/bbase/bbb.htm> <http://www.disney.funonline.de/dagobert/dr_fuchs.html>

<http://dradio.de/cgi.bin/fm1004/es/neu-lit-g/69.html>

<http://www.savoy-truffle.de/zippo/donaldpics.html> <http:/www.spiegel.de/spiegel/0.1518,73804,00.html>

<http://ulmer-online.de/mediacircus/buchinfo/frames/marktpl/fuchs.htm> <http://weltwoche.ch/archiv/kultur/49.96.duck.html>

Wörterbücher

[Brockhaus-Wahrig-Deutsches Wörterbuch] Hg. v Gerhard Wahrig u.a, 6 Bd., Stuttgart 1980

[Duden-Das große Wörterbuch der deutschen Sprache] Hg. v.Wissenschaftlichen Rat der Dudenredaktion, 10 Bd., Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich 1999 [Duden-Rechtschreibung der deutschen Sprache] Hg. v. Werner Scholze- Stubenrecht/ Matthias Wermke, Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich, 1996

[Pons-Wörterbuch der deutschen Umgangssprache] Hg.v. Heinz Küpper, Stuttgart 1987

[Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache] Hg. v Ruth Klappenbach/ Wolfgang Steinitz, 6 Bd., Berlin 1964-77; 1.Lieferung 1961

[...]


1 Bernd Dolle-Weinkauf: Comics. Geschichte einer populären Literaturform in Deutschland seit 1945. Weinheim; Basel: Beltz Verlag, 1990 S. 327

2 Ilse Glietenberg: Die Comics. Wesen und Wirkung. Universität München 1956 [Phil. Diss.] S. 16-18

3 Ebd., S 21

4 Dolle-Weinkauf, S. 23

5 Manfred Welke: Die Sprache der Comics, Frankfurt am Main 1958, S. 11

6 Bettina Hürlimann: Die Seifenblasensprache. Zur Entwicklung der Bildgeschichten und ihrer positiven und

negativen Auswirkungen von Wilhelm Busch bis Walt Disney. In: Europäische Kinderbücher aus drei Jahrhunderten, Zürich 1963 (2.Aufl.), S. 126

7 Ebd. S. 131

8 <http://www.weltwoche.ch/archiv/kultur/49.96.duck.html> (14.07.00)

9 <http://www.dradio.de/cgi-bin/user/fm1004/es/neu-lit-g/69.html> (14.07.00)

10 <http://www.ulmer-online.de/mediacircus/buchinfo/frames/marktpl/fuchs.htm> (14.07.00)

11 <http://www.weltwoche.ch/archiv/kultur/49.96.duck.html> (14.07.00)

12 <http://www.cevis.uni-bremen.de/~meyer/MISC/dvw/bbase/bbb.htm> (14.07.00)

13 <http://www.ulmer-online.de/mediacircus/buchinfo/frames/marktpl/fuchs.htm> (14.07.00)

14 <http://www.savoy-truffle.de/zippo/donaldpics.html> (14.07.00)

15 <http://www.disney.funonline.de/dagobert/de_fuchs.html> (14.07.00)

16 <http://cevis.uni-bremen.de/~meyer/MISC/dvw/bbase/bbb.htm> (14.07.00)

17 <http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,73804,00.html> (14.07.00)

18 <http://www.cevis.uni-bremen.de/~meyer/MISC/dvw/bbase/bbb.htm> (14.07.00)

19 <http://www.ulmer-online.de/mediacircus/buchinfo/frames/marktpl/fuchs.htm> (14.07.00)

20 <http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,73804,00.html> (14.07.00)

21 Jamie Hewlet/ Alan Martin: Tank Girl, Stuttgart 1995 (heft 1), S. 15;33;35;

22 Crisse: Kookaburra. Planet Dakoi, Toulon 1997, S. 7;15;17;

23 Xavier Fauche/ Jean Lèturgie: Lucky Luke. Der Pony Express, Stuttgart 1988, S. 41

24 E.J. Havlik: Lexikon der Onomatopöien. Die lautimitierenden Wörter im Comic, Frankfurt am Main 1981, S 7f

25 <http://www.cevis.uni-bremen.de/~meyer/MISC/dvw/bbase/bbb.htm> (14.07.00)

26 Havlik, S. 7

27 Ebd., S 7f

28 Ebd., S. 15

29 >http://www.cl-ki.uni-osnabrueck.de/cl-ki/hausarbeiten/html/irc/model19.html>

30 Ebd.

31 Ebd.

32 Dolle-Weinkauf, S. 325ff

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Art und der Einfluß von Comicsprache auf die Alltagssprache des Deutschen
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V103756
ISBN (eBook)
9783640021338
Dateigröße
361 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluß, Comicsprache, Alltagssprache, Deutschen
Arbeit zitieren
Andrea Weinmann (Autor:in), 2001, Die Art und der Einfluß von Comicsprache auf die Alltagssprache des Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103756

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Art und der Einfluß von Comicsprache auf die Alltagssprache des Deutschen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden