Die römische Legion der Zeitenwende


Ausarbeitung, 2001

9 Seiten


Leseprobe


Die römische Legion der Zeitenwende: ein Vortrag von Hergen Wempe

Alle Angaben zu den Legionen beziehen sich auf einen schmalen Zeitraum um die Zeitenwende herum. Fünfzig Jahre vorher (etwa zur Zeit Caesars) galt das Folgende noch nicht, fünfzig Jahre später (etwa zur Zeit des Claudius) galt das hier Gesagte nicht mehr!!!

Die Legion war im Laufe der Jahrhunderte römischer Geschichte natürlich einem stetigen Wandel unterworfen. Ebensowenig wie ein Regiment zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit einem heutigen Kampfverband dieses Namens noch etwas gemein hat, gilt das Entsprechende auch für die Legionen.

1. Aufbau

Die Legion zur Zeit des Augustus war ein Kampfverband schwerer Infanterie mit einer Sollstärke von 4.800 bis 6.000 Mann. Sie bestand aus 10 Kohorten bzw. 30 Manipeln oder auch 60 Centurien. Die Iststärke, also die tatsächliche Mannschaftszahl, lag häufig genug deutlich darunter, unter anderem aus finanziellen Gründen..

Die Grundeinheit einer Legion war die Centurie. Wörtlich bedeutet das Hundertschaft, es gibt aber Militärhistoriker, die der frühkaiserzeitlichen Centurie nur eine Stärke von 80 Mann zugestehen. Aber ob nun 80 oder 100 Soldaten, sie entsprach einer heutigen Kompanie.

Zwei Centurien bildeten ein Manipel, das somit 160 oder 200 Mann umfaßte. Der jeweils dienstältere Centurio führte das Manipel, das unter einem gemeinsamen Feldzeichen (signum) stand und das somit die kleinste taktische Kampfeinheit der Legion war.

Drei solcher Manipel nun bildeten eine Kohorte, die mit einer Stärke von 480 oder 600 Mann einem neuzeitlichen Bataillon entsprach. Sie verfügte über kein eigenes Feldzeichen und keinen eigenen Kommandeur und war somit kein selbständiger taktischer Kampfverband. Geführt wurde sie von dem dienstältesten der sechs Centurionen.

Zehn Kohorten bildeten schließlich eine Legion, die somit über eine Mannschaftsstärke von 4.800 bis 6.000 Mann schwerbewaffneten Fußvolkes verfügte (s.o.). Dazu kam eine Kavallerieeinheit von 120 Reitern. Schon dieses krasse Mißverhältnis im Zahlenverhältnis zeigt, daß dieser Schwadron keine besonders wichtige Aufgabe in der Gefechtstaktik zukam, die Reiter dienten vor allem als Späher, für Botendienste und als Begleitung bzw. Leibwache des Legionsführers. Aufgeteilt waren sie in vier Turmen zu jeweils 30 Reitern unter vier Decurios/Dekurionen.

Darüber hinaus verfügte eine Legion dieser Zeit über eine Carroballista je Centurie, also 60 solche leichten Artillerie geschütze. Im Bedarfsfalle (z.B. in den Legionen der sogenannten Euphratarmee [s.u.]) kamen noch 10 Onager schwere Artillerie dazu, also je Kohorte ein solches Geschütz. Im Süden, bei Belagerungen von steinumwehrten Städten, waren solche Waffensysteme nahezu unerlässlich, für die in Germanien operierenden Legionen hingegen waren sie angesichts der dörflichen Holzbauten der Germanen unerheblich und wurden, sofern überhaupt vorhanden, auf Märschen gewiss nicht mitgeführt.

Schließlich gab es noch 300 bis 500 sogenannte Veteranen pro Legion (s.u. Dienstzeit). Hierunter sind altgediente Soldaten zu verstehen, die im Anschluß an ihre 20-jährige Dienstzeit noch für fünf weitere Jahre in der Legion verbleiben mußten.

Zu guter Letzt müssen noch die sogenannten Nichtkombatanten erwähnt werden, also die nicht zu den Soldaten zählenden Personen wie z.B. die Maultiertreiber, Offiziersburschen und die sicherlich nicht unerhebliche Zahl von Sklaven. Alles in allem unterstellt man hier eine Zahl von 1.000 bis 1.200 pro Legion.

2. Kommandostruktur (s.a. Anhang)

Legionskommandeur war der legatus legionis, ein Angehöriger des hohen senatorischen Adels, der ein solches militärisches Kommando in der Regel nur für eine sehr begrenzte Zeit innehatte. Zum einen gab es für ehrgeizige Heerführer somit keine Gelegenheit mehr, über einen längeren Zeitraum Truppen zu kommandieren und diese dann, wie so häufig in der Vergangenheit, als persönliche „Hausmacht“ zu mißbrauchen. Des weiteren ermöglichte der Wechsel in der Legionsführung, daß viele Senatoren zumindest kurzzeitig ein militärisches Kommando innehatten und entsprechende Erfahrungen sammeln konnten.

Der offizielle Stellvertreter des Legaten war der tribunus laticlavius, auch er ein senatorischer Adeliger. Da er jedoch in den meisten Fällen ein junger unerfahrener Zeitoffizier war, wurde, zumindest in Krisensituationen, der eigentlich dritte Mann in der Hierarchie mit dem stellvertretenden Legionskommando betraut, der praefectus castrorum, der Lagerkommandant. Er war Angehöriger des niederen ritterlichen Adels und meistens ein altgedienter erfahrener Veteran.

Weiterhin zum Führungsstab einer Legion gehörten fünf tribuni angusticlavii, auch sie ritterliche Adelige. Wie der senatorische Tribun dem Legaten bei dessen Aufgaben zur Hand ging, so unterstützten die fünf ritterlichen Tribunen den Präfekten bei dessen Aufgaben.

Neunter und letzter Mann des Führungsstabes war der primus pilus (auch primipilus genannt). Bei ihm handelte es sich um den jeweils dienstältesten aller 60 Centurionen. Dieser ranghöchste Centurio war immer der Befehlshaber der 1. Centurie des 1. Manipels der 1. Kohorte einer jeden Legion, ein entsprechend erfahrener Offizier.

Befehlshaber einer Centurie war der ... jawohl, der Centurio. Die sechzig Centurionen einer Legion zur Zeit des Augustus waren dabei keineswegs im Rang gleichgestellt. Auf die besondere Funktion des primus pilus wurde bereits hingewiesen. Sein Dienstgrad entsprach etwa dem eines Oberst heutiger Zeit. Die anderen neun Centurios als Kommandeure der weiteren neun Kohorten kann man als Oberstleutnante oder Majore bezeichnen, die restlichen Centurionen entsprachen einem Hauptmann. Sein Stellvertreter war der optio, zu seinem weiteren Stab gehörten noch der signifer, der als Feldzeichenträger (signum) zudem noch eine Art Kassenwart der Einheit war, d.h. die Soldauszahlungen vornahm, und der tesserarius, der den Wachdienst zu organisieren und beaufsichtigen hatte und die tägliche/nächtliche Parole ausgab.

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Die römische Legion der Zeitenwende
Autor
Jahr
2001
Seiten
9
Katalognummer
V103669
ISBN (eBook)
9783640020478
Dateigröße
355 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Legion, Zeitenwende
Arbeit zitieren
Hergen Wempe (Autor:in), 2001, Die römische Legion der Zeitenwende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103669

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