Gute Zeiten, schlechte Zeiten


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

15 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


INHALT

Einleitung

Kapitel 1
Marktsituation, Konkurrenz, audience flow, Effizienz

Kapitel 2
Dramaturgie, Cliffhanger, Inhalt, Handlungsstr ä nge, Zeitplan

Kapitel 3
Szenengestaltung, Einstellungen

Fazit

Glossar

Quellen

„Geschichten einer jungen Clique - davon handelt „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“.

15 Jugendliche entdecken das Leben in der deutschen Hauptstadt, erfüllen sich ihre Träume und Wünsche. Sie erleben Erfolge, kämpfen aber auch mit den Problemen der heutigen Jugend und stehen manchmal vor unüberbrückbaren Schwierigkeiten. Vieles geht wie von selbst, aber nicht alles läuft glatt: Freundschaften brechen auseinander und Ehepartner trennen sich, aber es entstehen auch neue Partnerschaften und die Protagonisten entdecken plötzlich Gemeinsamkeiten an „alten Bekannten“, die das Leben in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.“ (GZSZ Guide 2000)

Seit nun schon 9 Jahren wird die erste und erfolgreichste tägliche Seifenoper gesendet. Die sogenannte engl. daily soap mit dem Namen „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, kurz GZSZ, kennt heute fast jeder. Mit der ersten Klappe am 16. März 1992 war noch nicht klar, ob das Team der UFA-TV Grundy Productions GmbH einen Quotenrenner oder einen Quotenflop konzipiert hatte. In den ersten Wochen lagen die Einschaltquoten bei durchschnittlich bescheidenen 1,9 Millionen Zuschauern (ab 3 Jahren). Die soap und ihre Darsteller wurden von den Kritikern verhöhnt. Die dritte Fortsetzung nach dem australischen Original „The restless years“ und dem Nachfolger „Goede tijden, slechte tijden“ in den Niederlanden stand am Anfang auf schwachen Beinen, doch schon bald zeigte die Quotenkurve nach oben. Im Laufe der Jahre erreichte der bisher höchste Spitzenwert, während der 1500. Jubiläums- folge mit Gastdarsteller Gerhard Schröder, ca. 7,4 Millionen Zuschauer. Zuerst wurde die daily soap in den Berliner Studios an der Oberlandstraße, später ab dem 16. Oktober 1995 auf dem neuen traditionsreichen Filmgelände Potsdam-Babelsberg produziert. Auf 1.500 Quadratmeter Grundfläche, 23 fest installierten Dekorationen und 82 Wechselsets entstehen ca. 250 Folgen pro Jahr. Das ist eine Folge pro Woche.

Der Erfolg ist neben den Quoten, auch anhand der Vielzahl von verkauften Merchandising- Produkten, belegt. Dazu zählen bisher 199 Produkte, zum Beispiel „Das offizielle Magazin“ mit monatlich einer Auflage von ca. 350.000 Exemplaren, die GZSZ-Body Lotion (1999) und der Discman (Hersteller Roadstar /2000). „GZSZ ist das bedeutendste Lizenz- Thema des RTL- Merchandising.“ (GZSZ Guide 2000) Auf diesen Erfolg aufbauend wurde die zweite daily soap „Unter uns“ gestartet.

Kapitel 1

Marktsituation

Doch die öffentlich rechtliche Sendeanstalt ARD zog nach. Am 02.01.1995 startete „Verbotene Liebe“. Den bis dahin zweimal wöchentlich ausgestrahlten „Marienhof“ schickte sie am 01.Oktober 1995 ins tägliche Rennen. So ist es auch bis heute geblieben. Alle anderen produzierten daily soaps, wie „Jede Menge Leben“(ZDF),

„So ist das Leben- die Wagenfels“ (SAT.1), “Geliebte Schwestern“(SAT.1), „Alle zusammen- jeder für sich“(RTL2), „Mallorca“(PRO7) und „Großstadtgeschichten“ (RTL \ Spinn- Off von den alten GZSZ- Darstellern) erwiesen sich als Quotenflops.

ARD und RTL „teilten“ sich das Vorabendprogramm der soap- Gemeinde auf, um 17.30 - 18.00 Uhr „Unter uns“, 17.55 - 18.25 „Verbotene Liebe“, 18.25 - 18.54 „Marienhof“ und 19.40 - 20.15 „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Die Aufteilung der Zeiten ist deshalb von enormer Wichtigkeit für die Sendeanstalten, da die Fan - Gemeinschaft nicht oder kaum noch weiter zunimmt und sich eher auf die verschiedenen soaps weiter aufteilen könnte.

Doch danach sieht es lange nicht aus, GZSZ hatte im letzten Jahr 6% Marktanteil Vorsprung vor dem nächsten Verfolger „Unter uns“ (obere Tabelle), der zum selben Sendeplatz gehört. Allerdings auf dieser Höhe teilen sich die Verfolger mit nur geringen Abständen die Hauptzielgruppe ab 14-49 Jahre. Als Hauptzielgruppe ist die Zielgruppe mit der höchsten Kaufkraft definiert. Die Zielgruppe ab 3-13Jahre besitzt kaum eigenes Geld und für die Zielgruppe ab 50 ist der Umgang mit Geld weniger

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

anfällig für Trends und neue Produkte.

Die Aufteilung hinsichtlich der geschlechtlichen Verteilung ist, wie folgt.

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Diese Aufteilung ist von Bedeutung für plazierte und zielgruppenorientierte Werbung. Das heißt, man kann den genauen Anteil der zu bewerbenden Zielgruppe, ob männlich oder weiblich genau voraussagen und damit entscheiden, ob der Markt für dieses Produkt, zum Beispiel für einen Lippenstift, innerhalb dieser Sendung vorhanden ist, oder nicht. Für den Werbeplatz stehen dafür 3 Unterbrecherwerbeinseln pro Folge zur Verfügung.

Konkurrenz

Für diese Analyse habe ich die Ausstrahlung vom 26.02.2001 aufgezeichnet und sie auf der vertikalen und horizontalen Zeitebene verglichen. Die vertikale Zeitebene vergleicht die Einschaltquoten aller Sendungen des RTL- Senders an diesem Tag. Die horizontale Zeitebene vergleicht die Einschaltquoten, im Zeitraum von 19:40 Uhr bis 20:15 Uhr, auf den 5 wichtigsten deutschen Programmplätzen. Dazu zählen RTL, Sat1, Pro7, ARD und ZDF. Zum Vergleich sind die ersten 5 Plätze mit den besten Einschaltquoten, der Hauptzielgruppe ab 14-49 Jahre, aufgeführt. Im vertikalen Vergleich des Senders hat das Abendprogramm den größeren Zuspruch gefunden. Aber auch Platz zwei der besten Einschaltquoten ist ein Erfolg für GZSZ. Diese Plazierung beweist das GZSZ, als eine tägliche von Montag bis Freitag ausgestrahlte Sendung, die stärksten Einschaltquoten an diesem Tag hatte.

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Auf der horizontalen Zeitebene führt GZSZ die Spitze der Einschaltquoten mit 5,9% Marktanteil vor der SAT.1 Sendung „Die Quiz Show“ (2.Platz) an.

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Das Ergebnis ist eindeutig. Selbst unter den fünf wichtigsten Sendeanstalten Deutschlands, gibt es weder eine direkte noch indirekte Konkurrenz.

Im gesamten Monat Februar 2001 lag der durchschnittliche Marktanteil bei 24,3% (ab 14-49 Jahre) das entsprach ca. 2,72 Mio. Zuschauern. Diese Zahlen und die vom Jahr 2000 (Tabelle Seite 4) beweisen, daß GZSZ ein dauerhafter Quotenrenner für RTL ist. Um einen besseren Bezug zu den Prozentzahlen zu bekommen ist ein Vergleich mit den durchschnittlichen Marktanteilen der gleichen Tag nötig (ab 14-49 Jahre).

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audience flow

Das vorangehende Boulevard Magazin „Explosiv- Das Magazin“ sendet Montag bis Freitag von 19.10 Uhr - 19.40 Uhr. Es erklärt in der Sendung die Auswirkungen von Ereignissen auf den Menschen (season Guide 2000/2001). Mit seinen hohen Einschaltquoten (durchschnittlich 21,1 % im Jahr 2000) fördert das Magazin und GZSZ (siehe Diagramm und Tabellen auf den Seiten 4/5 und 6) den Aufbau des audience flow. Die Quoten der Tage 26.02., 28.05. und 29.05.2001 beweisen jeweils eine steigende Zuschauerzahl (ab 14-49 Jahre) bis zum Abendprogramm (siehe untere Tabelle). Ob das Abendprogramm die aufgebauten Marktanteile hält, ist von diesem selbst abhängig. Es ist jedoch klar erkennbar, daß RTL darauf abzielt, mehr Zuschauer in das Abendprogramm zu locken. Wenn an einigen Tagen im Jahr die Quoten anders verteilt sind, ist das für die Gesamtbetrachtung des audience flow unerheblich.

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Effizienz

Ein weiteres Argument für GZSZ sind die Werbeeinahmen.

Dazu ein Rechenbeispiel: in der Woche vom 26.02.-04.03.2001 war der TKP (Tausenderkontaktpreis für einen Werbespot mit 30 sec. Länge) 22,02 Euro im Durchschnitt und in der Woche vom 22.05.- 27.05.2001 = 31,32 Euro. Für den Rechendurchschnitt des gesamten Jahres benutzte ich 20 Euro (ca. 40 DM), bedingt von den saisonalen Fernsehverhalten der Zuschauer, das von Monat zu Monat unterschiedlich ist. Ein Zuschaueranteil von ca. 2,57 Millionen (Durchschnitt im Jahr 2000, ab 3Jahren) ergibt 2570 Tausenderkontaktanteile. Die Nettowerbeminuten (reine Mietzeit), ohne RTL-Eigenwerbung bzw. Sponsorenwerbung, runde ich auf 8min. Das ist 16 mal ein 30 Sekunden Werbespot. Die Rechnung: 2570 TKP- Anteile x 20 Euro x 16 Einheiten ergibt einen Gesamtwert von 822 400 Euro (1,61 Mio. DM) pro GZSZ -Folge. 250 Folgen im Jahr 2000 ergaben somit mindestens 402,5 Millionen DM allein an Werbeeinnahmen, mit einem angenommenen TKP Wert im eher unteren Bereich. Dabei befindet sich GZSZ mit seinen Werbeinseln fast jede Woche in den Top - Ten der besten Werbeinseln.

Vorgaben:

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Kapitel 2

Dramaturgie

Die größte Gemeinsamkeit aller soap operas liegt in der Form der Dramaturgie. Diese ergibt in einer Aufteilung 3 Teile: Anfang, Mitte und Ende. Der Anfang schafft eine Verbindung zum Cliffhanger der letzten Folge und beschäftigt sich mit der Lösung. In diesem Teil muß erreicht werden, daß sich der Zuschauer an die neue Folge bindet, damit er sich dem Fortgang der Folge nicht mehr entziehen kann. Der Spannungsbogen ist sehr flach, da an der Lösung des Konflikts gearbeitet wird. Der mittlere Teil läßt wieder einen Konflikt entstehen, um nach einer Konfliktlösung den Spannungsbogen wieder steigen zu lassen. Damit soll das Interesse des Zuschauers geweckt werden. Gegen Ende, wenn der Spannungsbogen des mittleren Teiles wieder gesunken ist, wird ein Höhepunkt suggeriert und ein Cliffhanger gesetzt. Die Verbindung zur nächsten Folge ist gelegt. Dieser Spannungsbogen beweist, daß es eigentlich kein Ende gibt, in dem sich alle Handlungen treffen.

Es ist offensichtlich, daß die einzelne Folge und die Gesamthandlung immer ein offenes Ende hat. Das ist eine Besonderheit der soap opera.

Cliffhanger

In den letzten Sekunden wird dem Zuschauer meist auf dem suggerierten Höhepunkt der Geschehnisse mitgeteilt, die Lösung oder die Fortsetzung ist in der nächsten Folge zu sehen. Dieser sogenannte Cliffhanger ist das Stilmittel aller weltweit produzierten soap operas. In der analysierten Folge ist sich der Zuschauer zum Schluß nicht sicher, ob nicht doch mehr zwischen Inka und Nico war. Damit ist die Verbindung zur nächsten Folge geschaffen. Die Neugier, ob er sie noch liebt oder betrogen hat, erschwert dem Zuschauer die Entscheidung zur nächsten Folge nicht wieder einzuschalten.

Inhalt

GZSZ bedient sich im Stoff seiner Inhalte alter Klischee- Aussagen. In der Analyse der Szene (nächstes Kapitel) werden zum Beispiel 3 Klischee- Aussagen gemacht:

1. Eine junge Familie ist ein Mann, eine Frau und ein Baby,
2. Die Frau ist das hilflose Opfer der Angriffe,
3. Der Mann schafft Vertrauen und ist der Beschützer der Familie.

Das dieses Konzept funktioniert, liegt in der tief verwurzelten Vergangenheit und ist überall in der Natur wiederzufinden. Der Mann sucht eine Frau die er beschützt. Die Frau sucht einen Mann in dessen Nähe sie sich geborgen und sicher fühlt. Zusammen tragen sie zur Erhaltung der Art bei. Das sind Urinstinkte die in jedem Lebewesen vorhanden sind. Somit kann sich keiner diesem Stoff entziehen. Nur für die Art der Darstellung und Aufmachung, ist jeder von uns anders empfänglich. Mindestens eines dieser 3 Klischees ist in jedem beliebigen Kinofilm wiederzufinden. GZSZ bedient eine Menge Klischees und die aufgeführten sind nicht die einzigen, aber mit die wichtigsten.

Handlungsstränge

Jede Folge einer soap besteht in der Regel aus einem Haupthandlungsstrang und zwei Nebenhandlungssträngen, insgesamt 21 Szenen, die durch Werbung in jeweils 3 Blöcke mit je 7 Szenen getrennt sind. (MPO) In diesem Fall der Episode vom 26.02.2001 gibt es im ersten Block 17 Szenen, im zweiten 2 Szenen und im 3 nur den Cliffhanger. Insgesamt 19 Szenen mit einer sichtbar eigenwilligen Länge der Blöcke. Warum RTL den ersten Block so umfangreich macht und keine gleiche Aufteilung der Blöcke vornimmt, ist nicht bekannt. In einer Anfrage bin ich auf interne nichtöffentliche Festlegungen verwiesen worden. Die 3 Handlungsstränge habe ich getrennt durch die Buchstaben A/B/C. Der Haupthandlungsstrang hat den Buchstaben B und ist auch im Cliffhanger am Ende dieser Folge enthalten. Das ist meistens der Fall, aber nicht immer. Auch ein interessanter Stoff der Nebenhandlung kann einen Cliffhanger geben. Der Inhalt der Handlung:

- A behandelt das Problem von Flo und Nataly, die ein unbekanntes Mädchen in ihrer Wohnung untergebracht haben und keiner weiß, wie es heißt noch woher es kommt. Schließlich läuft sie weg und in der anschließenden Suche läßt sie sich nicht überreden zurückzukommen, damit ihr geholfen werden kann.
- B Cora und Nico haben zusammen ein Baby. Doch das Familienglück wird überschattet von Inka, die Cora‘s Freund für sich beansprucht. Nico und Inka haben sich angeblich einmal geküßt und jetzt ist sie der festen Überzeugung, das die Zeit für Cora abgelaufen ist.
- C Die Liebe zwischen Kai und Sonja ist groß, doch Sonja trägt ein Geheimnis mit sich: den Seitensprung mit Moritz und sie weiß nicht, wie und ob sie es Kai sagen soll.

Für den ersten Teil ergeben die Handlungsstränge nacheinander folgendes Bild A/B/A/C/B/C/A/B/A/C/B/C/A/B/C/B/C daraus entsteht ein Muster A/B/A, C/B/C, A/B/A, C/B/C, A/B, C/B/C das resultieren läßt Handlungsstrang B trennt jeweils Strang A und C und ist somit auch nachgewiesener Haupthandlungsstrang. Der Vorteil einer solchen Kombination von Handlungen ist die Nachvollziehbarkeit der Handlung für den Zuschauer. In einer unübersichtlichen Aneinanderreihung von Handlungs- strängen kann es leicht passieren das der Zuschauer eher irritiert wird und noch während er überlegt, wie etwas zusammengehört, hat er schon eine Szene verpaßt. Damit das nicht geschieht, ist eine Kombination der Stränge, wie hier zum Beispiel in dieser Folge und dieser Aneinanderkettung nötig. Im zweiten Teil ist die Übersichtlichkeit mit B/C gewahrt und schließt direkt an den ersten Teil zu C/B/C - B/C, an. Schließlich der dritte Teil läßt die Haupthandlung B zum Cliffhanger werden.

Zeitplan

Für diese Folge ergibt sich folgender Zeitplan (min.: sek.):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Knapp ein drittel Werbung in fast 35min Gesamtlänge geben eine große Werbefläche für potentielle Werbekunden (hauptsächlich für die Hauptzielgruppe ab 14-49 Jahre / siehe Marktsituation Seite 4). Weiterhin ist sichtbar, daß der größte Werbeanteil direkt nach dem ersten und vor dem zweiten Block gesendet wird. Die Wirkung dieser Einteilung läßt die Frage nach der eigenwilligen Länge der Blöcke wieder aufkommen und jetzt vermuten, daß der erste Block einen Einstieg in das Geschehen ermöglichen und die Zuschauer stark binden soll. Für den zweiten Teil muß nun der große Werbeblock von 7min. gesehen werden. Darüber hinweg hilft die noch anhaltende emotionale Bindung zum Geschehen, abgesehen davon, daß die zweieinhalb Minuten des zweiten Blocks schnell vorbei sind.

Kapitel 3

Gestaltung

Für die Gestaltungsanalyse habe ich mir eine Szene des Haupthandlungsstranges ausgesucht. In dieser Szene gibt es 14 Einstellungen.

Szenengestaltung

Was bisher geschah: Cora wird von Inka seit einiger Zeit tyrannisiert. Sie war ohne Recht in der Wohnung und störte mit ungebetenen Telefonanrufen. Alle bisherigen Klärungsversuche scheiterten.

Der Inhalt dieser Szene: Inka schickt eine SMS über das Handy. Die Empfängerin ist Cora, die sich mittlerweile hilflos den Angriffen ausgesetzt fühlt. Nico, ihr Freund trifft sie dort im Treppenhaus, und sie betreten gemeinsam die Wohnung. Dort erzählt sie ihm von der SMS und ihrer Hilflosigkeit in diesem Konflikt. Nico ruft daraufhin beim Rechtsanwalt an, um nach Rat zu fragen. Diese Szene beginnt auf der VHS in der 28. Minute.

Die Einstellungsgrößen innerhalb dieser Szene variieren von Halbnah bis Groß. Das sind die gebräuchlichsten Einstellungen einer soap, denn der größte Teil des Geschehens spielt sich in den Studios ab, wo größere Einstellungen kaum möglich und selten erforderlich sind. Abgesehen von den Außenaufnahmen zum Beispiel für Establishingshots. Das hat zur Folge, daß alle soaps eine ähnliche Bildperspektive haben.

Fast alle Kamerabewegungen werden von den Darstellern und ihren Bewegungen geführt. Die Positionsveränderung der Kamera vermittelt dem Zuschauer den Eindruck, er befinde sich mitten im Geschehen. So ist er nicht nur Zuschauer, sondern auch ein passives Element der soap.

Das Licht in dieser und den übrigen Szenen entspricht den Lichtverhältnissen, wie sie der Mensch als normal empfindet. Dabei wird versucht die Lichtlogik der Lichtquellen einzuhalten. Die Lichtqualität der Lichtquellen ist gerichtet. Das heißt, es gibt keinen fließenden Übergang von Licht zu Schatten. Ein Effektlicht wird zum Beispiel in Einstellung 4 benutzt (der Lichtkegel auf die Tür), es ist meist unauffällig oder als Bestandteil in die Raumgestaltung integriert. Es wird benutzt, um über das Licht Eindrücke zu verstärken oder z.B. Gesichter der Darsteller aufzuhellen. Lichtverhältnisse, Lichtlogik, Lichtqualität und Effektlicht sind darauf Abgestimmt den Eindruck der normalen Sehgewohnheit des Menschen zu unterstützen.

Die Farbe der Bilder wird von den jeweiligen Bildinhalten bestimmt. Es ist für mich keine absichtliche Einfärbung der Bilder sichtbar. Ausnahmen sind aber vorhanden, zum Beispiel Rückblenden in die Vergangenheit (Block 2 dieser Folge), in diesem Fall fehlt den Bildern die Farbinformation (schwarz-weiß). In den jeweiligen Einstellungen dieser Szene dominieren gelbe Pastelltöne und Brauntöne aus dem Hintergrund.

In der Montage wurden die einzelnen Einstellungen, dieser Szene, hart aneinander geschnitten. Der Hartschnitt übernimmt die Funktion einer konstanten zeitlichen Verbindung der Bilder, obwohl einige Einstellungen nicht zur selben Zeit oder am selben Tag gedreht worden sind. Zum Beispiel Außenaufnahmen. Blenden sind in dieser Szene nicht vorhanden. Sie werden benutzt im Block 2 dieser Folge, um Zeit zu dehnen und einen Rückblick in die Vergangenheit zu geben. Für den Dialog in der Szene wurde eine Schuß - Gegenschuß Montage verwendet. Diese Montageform versetzt den Zuschauer in die Lage, das Gespräch besser verfolgen zu können. Es wird dabei der Sprechende in fast direkter Front zur Kamera gezeigt. Dadurch wird dem Zuschauer ermöglicht, die Mimik und Haltung des jeweiligen Sprechers zu sehen und zu bewerten. Das Aufzeichnungsmaterial BetacamSP ist ein Videoformat. Die Wahl des Aufzeichnungsformates liegt nicht am Preis der BetacamSP, als vielmehr an den technischen Gegebenheiten der Studioeinrichtungen.

Die Tongestaltung verstärkt in Einstellung 1 die Stille des Treppenhauses, indem der Piepton des Handy´s und das anschließende Suchen nach dem Handy besonders laut scheint. Die parallel zu hörenden Schritte im Treppenhaus, lassen in diesem Zusammenhang eine unbekannte Person zu einer Gefahr werden. Eine emotionale Verstärkung des bildlichen Inhalts, in diesem Fall eine bedrückende Atmosphäre, beginnt in Einstellung 10 und endet in Einstellung 14. Der Ton ist ein musikalischer Klangteppich mit Klavier und Chello. Der Höhepunkt der Musik endet mit der Szene und suggeriert zusammen mit dem Bild, den Szenen- Höhepunkt. Ansonsten wird als Hintergrundmusik oft Popmusik verwendet (nicht in dieser Szene).

Die Sprache der soap ist hochdeutsch, um eine allgemeine Verständlichkeit für jeden Zuschauer zu gewährleisten. Dialektsprache wäre nur Regional gut verständlich und könnte in anderen Regionen eine Abneigung der soap und ihrer Sprache zur Folge haben.

Die Kleidung der Protagonisten ist normale Alltagskleidung. Cora trägt eine rote Jacke mit bunten Streifen, eine blaue Jeans und Nico einen olivgrünen Anorak, einen blauen Pullover und eine beige Stoffhose.

Mit der gelben pastellfarbenen Umgebung und der modernen, aber nicht zu teuer aussehenden Einrichtung erinnert die Wohnung von Cora und Nico sehr an den „IKEA-Stil“. Insgesamt ist die Szenerie von GZSZ konventionell bis „trandy“ gestaltet.

Diese Umgebung wird von vielen Jugendlichen in der eigenen Wohnung bevorzugt und bietet daher eine Identifikationsfläche mit der soap.

Einstellungen

Einstellung 1 Cora befindet sich allein im Treppenhaus vor ihrer Wohnung. Plötzlich signalisiert ihr Handy mit einem Piepton den Empfang einer SMS. Diese Einstellung ist Halbnah, mit einer leichten Aufsicht. Die Kamera- einstellung ist fest. Die Lichtquelle ist eine Treppenhausleuchte. Die Architektur des Treppenhauses teilt in Licht und Halbschatten auf. Die Farbe des Bildes ist geprägt von überwiegend braunen Tönen (Holzvertäfelung, Tür) und hellen Treppenhauswänden. Als Ton sind der Piepton des Handys, Schrittgeräusche im Treppenhaus, und ihre eigenen Geräusche, zum Beispiel das Suchen des Handys in ihrer Tasche, zu hören. Die Wirkung des Halbschattens in dem sie alleine steht, die Schritte im Treppenhaus und ihre eigenen Geräusche die etwas lauter, wie normal zu hören scheinen, unterstützen den Eindruck das Cora ein „Opfer“ ist und hilflos wirkt.

Einstellung 2 Das komplette Handy ist sichtbar. Die Einstellung ist Groß, mit einer direkten Aufsicht auf das Handydisplay. Auf diesem steht: “GIB NICO ENDLICH FREI!“. Der Text ist für die Zuschauer deutlich lesbar und gibt ihnen Einblick, in welcher Situation sich Cora befindet.

Einstellung 3 Nico kommt die Treppe hoch, und trifft auf Cora. Sie betreten den Flur der Wohnung. Fortführung der Einstellung 1. Eine Kamerafahrt von rechts nach links, mit einer Vorwärtsfahrt auf die Tür, verdichtet die Bildinhalte zu einer Einstellung Nah. Der Zuschauer wird in den nächsten Raum geführt.

Einstellung 4 Cora erklärt im Flur ihrem Partner Nico das Problem. Einstellungsgröße Halbnah bis Nah in Normalsicht. Ein Lichtkegel (Effektlicht), aus der Richtung des Flurstrahlers, wird auf die Innentür und Cora geworfen, dabei steht Nico seitlich zur Kamera mit Blick zu Cora. Diese Situation lenkt die Aufmerksamkeit auf Cora und ihren Schilderungen. Die Farbe des Flures ist in gelben Pastelltönen gehalten. Als Eingrenzung hängt auf der rechten Seite eine schwarze Jacke und der linken Seite ein dunkles Bild. Nach den ersten Schilderungen schwenkt die Kamera mit den Darstellern, die sich zum Wohnraum hin bewegen, von rechts nach links. Danach folgt sie ihnen mit einer leichten Vorwärtsbewegung, um die Zuschauer in den nächsten Raum einzuführen.

Einstellung 5 Sie haben gemeinsam ihren Wohnraum betreten. Das Problem gibt den Gesprächsstoff und es entwickelt sich eine Dialogszene. Einstellungsgröße ist Amerikanisch. Cora sitzt in Front, und Nico steht vor ihr mit dem Rücken zur Kamera. Anfang von Schuß und Gegenschuß Montage.

Einstellung 6 Nico geht in die Hocke, um mit Cora die jetzt mit dem Rücken zur Kamera sitzt, auf gleicher Augenhöhe zu sein und zu sprechen. Dialogfortführung von Einstellung 5. Die Einstellungsgröße ist Nah mit einer leichten Aufsicht. Die Kamera senkt sich mit Nico. Die Handlung läßt Nico als verständnisvollen und sich sorgenden Familienvater wirken. Die Farbgebung des Hintergrundes in dieser, sowie den nächsten Einstellungen führt die des Flures fort, dominante gelbe Pastelltöne der Wände, ein brauner Fußboden mit dazu passenden Stühlen und einem Tisch. Gegenschuß Montage.

Einstellung 7 Dialogfortführung von Cora und Nico. Weiterführung der Einstellung 5. Schuß Montage.

Einstellung 8 Dialogfortführung von Cora und Nico, dabei legt er seine Hände auf ihren Schoß. Einstellung 6 wird weitergeführt mit einer Normalsicht. Diese beruhigende Geste signalisiert Zusammengehörigkeit und Vertrauen. Gegenschuß Montage.

Einstellung 9 Dialogfortführung von Cora und Nico. Weiterführung der Einstellung 7. Schuß Montage.

Einstellung 10 Dialogfortführung von Cora und Nico. Er steht auf und geht auf den Tisch im Hintergrund zu. Dort greift er nach dem Telefon. Weiterführung der Einstellung 8. Die Einstellungsgrößen wechseln von Nah zu Halbnah und leichter Aufsicht zu leichter Untersicht. Die Kamera folgt jeder seiner Bewegung von unten nach oben und auf den Tisch zu. Dabei umfährt ihn die Kamera in einem leichten rechts- links Bogen. Er fühlt sich ratlos. Beginn der Tonuntermalung mit Klavier und Chello, um eine bedrückende Atmoshäre zu schaffen. Gegenschuß Montage.

Einstellung 11 Cora fragt nach seinem Vorhaben mit dem Telefon. Weiterführung der Einstellung 9. Schuß Montage.

Einstellung 12 Nico versucht den Rechtsanwalt Gerner telefonisch zu erreichen. Doch die Leitung ist „tot“. Er blickt fragend zu Cora. Weiterführung der Einstellung 10. Gegenschuß Montage.

Einstellung 13 Cora signalisiert ihm per Handzeichen, daß sie das Telefonkabel abgezogen hat. Einstellungsgrößen sind Nah und Normalsicht. Schuß Montage.

Einstellung 14 Nico begibt sich zur Telefondose um den Stecker wieder einzustecken. Die Szene endet mit der Aussage von Nico, daß er erfahren will, ob und wie rechtliche Schritte gegen Inka möglich sind. Cora schaut mit einem gesenktem Blick zum Boden. Fortführung der Einstellung 12. Die Kamera schwenkt mit zur Telefondose von links nach rechts und senkt sich so, daß er, Cora und das bisher noch nicht erwähnte Baby in der Babytragetasche, im Bild zusammen sichtbar sind. Das Baby ist hier der Inbegriff des Glücks einer jungen Familie, dessen Zusammenleben in diesem Fall von einer Frau mit Namen Inka angegriffen wird. Nico versucht, als der Mann und Beschützer dieser Familie, weiteres Unheil abzuwenden. Doch Cora sieht noch kein Licht, um endlich wieder ein normales Familienleben zu haben. In der musikalischen Tonuntermalung wird der Höhepunkt zum Ende der Szene erreicht, er suggeriert zusätzlich zum Geschehen den Höhepunkt dieser Szene.

Fazit

1. In der Marktsituation stellte sich heraus, daß es für „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ keine ernst zunehmende Konkurrenz im deutschen Fernsehen gibt.
2. Seine große wirtschaftliche Effizienz durch Werbe- und Lizenzeinnahmen, lassen keinen Zweifel am funktionierenden marktwirtschaftlichen Konzept von GZSZ zu.
3. Der Inhalt und die Dramaturgie erzeugen eine so starke Bindung zum Zuschauer, daß selbst nach 9 Jahren das Interesse an GZSZ nicht gesunken ist.
4. Sein einfacher Stoff und die leicht zu verstehende Handlung, ermöglicht es neuen Zuschauern ohne besondere Vorkenntnisse, in den Handlungsverlauf einzusteigen.
5. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bindet den Zuschauer durch Klischee- Aussagen, Musiken (im Hintergrund), einfache Dialoge und Bilder an sich.
6. Nur eine gewissenhafte Planung im Vorfeld des Drehs kann eine so umfangreiche professionelle Gestaltung erzielen, daß sie mit sich mit Maßstäben im Filmbereich vergleichen kann.

Zusammengefaßt ist „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ein Fernsehformat mit einem sehr ausgeklügelten und umfangreichen Konzept. Die wirtschaftliche Effizienz ist ein Hauptgrund, warum die daily soap seit nun schon 9 Jahren gesendet wird und dabei erfolgreich ist. GZSZ ist ein Musterbeispiel dafür, daß Fernsehen in erster Linie ein Geschäft ist. Professionelle Produktionsmethoden in Gestaltung, Dramaturgie und Marktführung werden es stetig verbessern und ergänzen, damit audience flow, Merchandising- und Werbeeinahmen ein lohnendes Geschäft für RTL bleibt.

Glossar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

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Details

Titel
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Note
1-
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V103359
ISBN (eBook)
9783640017379
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
auf Dramaturgie ist zuwenig eingegangen worden/ Glossar nicht unbedingt nötig/ Beurteilt von Dr.Kamp
Schlagworte
Gute, Zeiten
Arbeit zitieren
Sven Schaller (Autor:in), 2001, Gute Zeiten, schlechte Zeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103359

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