Sportpublizistik: Berufsfeld und Markt


Hausarbeit, 2001

7 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Berufsfeld
1.1 Klassische Medien
1.1.1 Zeitungen / Zeitschriften
1.1.2 Rundfunk
1.1.3 Public Relations
1.1.4 Nachrichtenagenturen und Informationsdienste
1.2 Neue Medien
1.2.1 Videotext
1.2.2 Multimedia

2. Der aktuelle Markt
2.1 Die Kölner Studie

3. Prognosen für den zukünftigen Markt
3.1 Die Hackforth´schen Thesen

4. Fazit

5. Literatur

1. Berufsfeld

Die Arbeit des Sportredakteurs einer Tageszeitung hat mit der des ,,ran"-Moderators außer einer hohen Affinität zum Sport nichts gemeinsam. Angesichts einer Ausdifferenzierung sowohl des Sports als auch des Journalismus gibt es den Sportjournalisten nicht (mehr); es gibt nur noch Kollegen von großen und kleinen Zeitungen, Boulevardblättern, Special-interest-Zeitschriften und Illustrierten, feste und freie Mitarbeiter von Hörfunk und Fernsehen, Kommentatoren, PR-Agenten, Entertainer etc.

Im Folgenden will ich versuchen, das Berufsfeld Sportpublizistik im multimedialen Zeitalter zu charakterisieren.

1.1 Klassische Medien

1.1.1 Zeitungen / Zeitschriften

Im Jahr 1998 erschienen bundesweit 1578 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von rund 25 Millionen verkauften Exemplaren. Fast jedes dieser Blätter hat eine eigene Sportredaktion, was die Tageszeitung mit Abstand zum größten Betätigungsfeld für Sportjournalisten macht.

Den Zeitungen folgen die Zeitschriften, wobei zwischen General- und Special-Interest -Zeitschriften (sowie als neueste Entwicklung Very-Special-Interest- Zeitschriften, z.B. Wellenreit-Magazine) unterschieden werden muss. General-Interest-Zeitschriften bedienen mehr als eine Sportart, wobei anzumerken ist, dass es derer bundesweit nur vier gibt: Sportbild, Sports, Kicker und Bravo-Sport. Special-Interest-Zeitschriften leuchten nur eine Sportart - dafür zumeist in allen erdenklichen Facetten - aus. Ihre Anzahl beläuft sich auf mehrere hundert Stück.

Gemein sind den Zeitungen und Zeitschriften unter anderem die Aufgaben bzw. Klassifizierungen der für sie arbeitenden Sportjournalisten:

Redakteure leisten journalistische Arbeit vorwiegend vom Schreibtisch aus, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Redigieren, also dem Auswählen, Bearbeiten und Präsentieren des Textes in der dem Medium geeignetsten Form liegt. Geliefert wird das Material von festen oder freien Reportern oder von Nachrichtenagenturen. Fest angestellte und freiberufliche Sportreporter - die speziell bei kleineren Zeitungen oft gleichzeitig als Fotograf fungieren - machen sich ,,vor Ort" (z.B. auf dem Fußballplatz) ein Bild des Geschehens und schreiben die Kernaussagen des späteren Textes in der Regel selbst, wobei es an der Qualität des Textes, dem in dem Medium zugewiesenen Platz und dem bearbeitenden Redakteur liegt, inwieweit das Material des Reporters noch redigiert werden muss. Es liegt auf der Hand, dass insbesondere bei auflagenschwächeren Zeitungen und Zeitschriften der Redakteur nicht selten in Personalunion auch Reporter ist. Neben dem bloßen ,,Aufschreiben" müssen Redakteure und Reporter auch kommentieren und recherchieren.

Eine besondere Art der Recherche leistet die Dokumentation, wobei es gerade auf dem sportpublizistischen Markt nur den auflage- und finanzstärksten Medien vorbehalten ist, eigene Dokumentations-Journalisten zu beschäftigen. Kategorisiert in ausgewählte Fachthemen oder aber zu bestimmten Personen sammeln Dokumentare Zeitungsartikel, Fotos, Zitate, biographische Notizen etc., welche dem Redakteur / Reporter zur Verfügung gestellt werden. Seit einigen Jahren kann auch auf kostenpflichtige Datenbanken im Internet zurückgegriffen werden. In kleineren Sportredaktionen bedienen sich die Journalisten oft eines persönlichen Archivs.

Chefredakteure - oder bei Tageszeitungen die Sportressortleiter - schließlich organisieren die Redaktion, vertreten diese innerhalb des Verlags, haben Entscheidungsbefugnis über das zu veröffentlichende Material, repräsentieren das Medium nach außen und stellen neue Redakteure und Volontäre ein (vgl. LA ROCHE, 1999, 26ff).

1.1.2 Rundfunk

Die Masse der beim Rundfunk - sowohl Hörfunk als auch Fernsehen - arbeitenden Sportjournalisten ist, wie auch bei den Zeitungen und Zeitschriften, als Redakteur oder Reporter tätig. Die auditiven und audiovisuellen Medien enthalten aufgrund aufwendigerer Technik und höherer Differenzierung gegenüber den Printmedien mehrere journalistische Arbeitsfelder. So kommen Radio- und Fernsehsender - insbesondere die beiden im deutschsprachigen Raum Sport-Vollprogramme ausstrahlenden Anstalten ,,Deutsches Sportfernsehen" und ,,Eurosport" - nicht ohne professionelle Sportmoderatoren aus, welche zwangsläufig eine hohe Affinität zum Sport im allgemeinen haben müssen oder aber sportartorientierte Fachleute sind. Bei Liveberichterstattungen kommen Sportkommentatoren zum Einsatz, welche im Lauf ihrer Karriere nicht selten selbst zum Star avancieren (z.B. Marcel Reif). Des weiteren unterhalten diese Anstalten zumeist Korrespondenten, also Berichterstatter ,,vor Ort", welche eine höhere Bindung an Land (oder Stadt) und Leute haben und somit auch bessere Kontakte zu Informationslieferanten usw. (vgl. LA ROCHE, 2000, 31).

1.1.3 Public Relations

Sportjournalisten, die in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations, engl., wörtl.: ,,öffentliche Beziehungen", kurz PR) tätig sind, müssen dafür Sorge tragen, dass Redakteuren und Reportern Informationen über den durch sie vertretenen Verein / Organisation zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund haben PR-Journalisten zuvor fast immer ,,auf der anderen Seite des Tisches", also selbst als Redakteur / Reporter, bei audiovisuellen- oder Printmedien gearbeitet. Der Pressereferent beispielsweise eines Sportvereins verfolgt a) was in der Öffentlichkeit über den Verein geäußert wird, um es dem Vorstand darzulegen und ist b) dafür verantwortlich, welche Informationen über den Verein offiziell nach außen dringen. Des weiteren organisiert er Pressekonferenzen, versendet Pressemitteilungen und ist an der Produktion von Mitgliederzeitschriften beteiligt (vgl. LA ROCHE, 1999, 35f).

1.1.4 Nachrichtenagenturen und Informationsdienste

Nachrichtenagenturen stellen in weiten Bereichen die Grundlage der überregionalen Sportberichterstattung der Tages- und Regionalzeitungen dar. Agenturen wie die Deutsche Presse Agentur (kurz DPA) mit Sitz in Hamburg und der Sport-Informations-Dienst (SID, Neuss) beliefern fast alle Tages- Regional- und Wochenzeitungen sowie größere Rundfunkanstalten mit Informationen aus dem In- und Ausland. Agenturen wie die DPA oder Reuters beschränken sich im Gegensatz zum Sport-Informations-Dienst nicht ausschließlich mit Sportnachrichten.

Der SID beschäftigt 75 Redakteure im Hauptsitz in Neuss sowie über 1000 freie Mitarbeiter und verfügt über ein fast weltumspannendes Netz von Korrespondenten; im Jahresdurchschnitt werden pro Tag etwa 30.000 Wörter produziert.

Die für Agenturen und Informationsdienste tätigen Journalisten arbeiten hauptsächlich als Redakteure und Reporter, seltener auch als Kommentatoren (vgl. LA ROCHE, 1999, 33; www.sid.de).

1.2 Neue Medien

1.2.1 Videotext

Videotext-Redakteure sind bei all jenen Fernsehsendern beschäftigt, die in der sogenannten Austastlücke Video- oder Teletext ausstrahlen. In den Videotext-Redaktionen arbeiten Journalisten, deren Aufgabe lediglich im Redigieren besteht. Videotext kann sich nur als programmbegleitender und (in bezug auf Sportergebnisse interessant:) zusammenfassender Informationslieferant verstehen, da die Attraktivität der des ,,richtigen" Fernsehens hinterherhinkt. Eigene ,,Videotext-Reporter" wären überflüssig, da die Informationen von den (audiovisuell arbeitenden) Reportern des Senders geliefert werden.

1.2.2 Multimedia

Die revolutionäre Entwicklung des Computers als Kommunikationsinstrument hat in den neunziger Jahren einen neuen Arbeitsmarkt geschaffen: den Internet-Journalismus. Hier muss zwischen verschiedenen Sparten unterschieden werden: Zum einen kann es sich bei Internet-Journalismus um die journalistische Arbeit an der Internetpräsenz eines schon bestehenden audiovisuellen- oder Printmediums handeln (z.B. www.kicker.de). In diesem Fall arbeiten Internet-Sportjournalisten ähnliche wie die Videotext-Kollegen (siehe oben), wobei hier bewusst Informationen zurückgehalten werden, um die Attraktivität des ,,Hauptmediums" - besonders bei Printmedien - nicht zu gefährden und somit eine Verringerung der Verkaufszahlen herbeizuführen.

Des weiteren kann über Organisationen oder Vereine (z.B. www.werder-bremen.de oder www.dfb.de) informiert werden, wobei die Internetpräsenz eine unterstützende Funktion hat und die Sportjournalisten mit ihrer Arbeit eine informierende Ergänzung - nicht aber eine Konkurrenz darstellen, da es ein ,,Hauptmedium" nicht gibt. Die Informationen werden hier u.a. von den Pressereferenten der Vereine und Organisationen geliefert (siehe oben).

Schließlich können mit Internet-Journalismus auch Präsenzen gemeint sein, die unabhängig von anderen Medien und ausschließlich im Internet publizieren (z.B. sport1.de). Diese Anstalten müssen ihrer Autarkie wegen neben Redakteuren auch Reporter und Korrespondenten beschäftigen sowie in der Regel Informationen durch Agenturservice beziehen. Hier wird vor allem auf Aktualität gegenüber den Print- und auch den audiovisuellen Medien gesetzt, da die Verbreitung von Informationen im Internet ungleich schneller ist als die der Konkurrenz.

Da der Online-Zugriff kostenlos ist, finanzieren sich (Sport-)Redaktionen mit virtuellen Präsenzen - ähnlich dem privaten Rundfunk - durch Werbeeinnahmen.

2. Der aktuelle Markt

Empirisch gesicherte Daten über Sportjournalisten sind in der Bundesrepublik nur in geringen Mengen vorhanden und qualitativ eher dürftig. Dies liegt zum einen an subjektiven Fehleinschätzungen, zum Großteil jedoch an begrenzt aussagefähigen Fallstudien. Eine Ausnahme bildet hier ein Forschungsprojekt des Instituts für Sportpublizistik der Deutschen Sporthochschule Köln vom Sommer 1993, (siehe unten), welches einzig Anspruch auf Generalisierung und Repräsentativität erheben kann. Einigkeit besteht bei anderen Autoren lediglich in der als gesichert anzusehenden Tatsache, dass ein Generationswechsel stattgefunden habe bzw. noch immer im Prozess begriffen sei, welcher gekennzeichnet ist von einem Wertewandel im Allgemeinen und einer ansteigenden Serviceorientierung im Speziellen (vgl. Schneider/Schönbach/Stürzebecher, 1993).

2.1 Die Kölner Studie

Das Institut für Sportpublizistik der Deutschen Sporthochschule Köln schrieb 1993 nach einer ersten bundesweiten Vollerhebung 4463 Sportjournalisten in Deutschland an. Mittels eines Fragebogens sollte zuerst eine Bestandsaufnahme erfolgen; des weiteren wurde nach Berufszufriedenheit, Wertigkeit des Sportjournalismus und Zukunftsprognosen sowie anderen statistischen Daten gefragt. Diese erste repräsentative Studie mit einer Fallzahl von 1739 Teilnehmern (ausgefüllte Fragebögen) führte - in groben Zügen - zu folgenden Ergebnissen:

- Der o.g. Generationswechsel scheint sich zu bewahrheiten, einhergehend mit einer besseren Ausbildung und professionellerem Standart. Zu beachten ist eine zunehmende Unterhaltungsorientierung.
- Sportjournalismus bleibt eine parteipolitisch eher ungebundene Männerdomäne.
- Talent und Volontariat werden als Voraussetzungen angesehen, die hochschulgebundene Vorbildung wird nur teilweise als notwendig erachtet.
- Es entsteht ein neues - stärkeres - Selbstverständnis der Sportjournalisten.
- Ideale und Werte treten vor Kommerzialisierung und Boulevardisierung zurück.

Die Tageszeitungen beschäftigen den weitaus größten Teil der deutschen Sportjournalisten (siehe oben), während die Kollegen beim Rundfunk eher rar gesät sind: Die Sportberichterstattung der rund 200 öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunkkanäle hat im Durchschnitt lediglich einen Anteil von etwa 1 Prozent, bei vielen Sendern allerdings eine feste Programmstruktur. Viele Privatstationen haben die Sportberichterstattung ganz aufgegeben, da die publizistische und ökonomische Konkurrenz zu groß war und ist; lediglich einige kleine Privat- und Lokalsender können in größerem Umfang Sportsendungen anbieten.

Der sportpublizistische Fernsehmarkt hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich verändert. Als Hauptgründe sind sowohl die Einführung des dualen Mediensystems 1984 als auch die deutsch-deutsche Vereinigung 1989 anzusehen. Dies erklärt, weshalb momentan zwar mehr Sportjournalisten als etwa vor 20 Jahren beim TV beschäftigt sind, deren Anteil an der Gesamtmasse der Kollegen fällt allerdings noch geringer aus als der beim Hörfunk beschäftigten Kollegen (vgl. Hackforth, 1994, 18f).

Über Internet-Sportjournalismus trifft die Kölner Studie keine Aussagen, was wohl mit der noch relativ geringen Nutzung bzw. Verbreitung des Internet im Jahr 1993 zu begründen ist. Auch PR-Tätigkeiten wurden nicht berücksichtigt.

3. Prognosen für den zukünftigen Markt

Die Sportberichterstattung erhält in den Print- und Funkmedien einen immer höheren Stellenwert, was sich in der Ausweitung der Sendezeiten In Radio und TV und Vergrößerung der Sportteile der Printmedien niederschlägt (vgl. FISCHER, 1993, 303). Die Einführung des dualen Mediensystems (s.o.) spielt hierbei nicht nur für die TV-, sondern auch für die Radiopräsenz eine Rolle. Hier wird weiterhin Einstellungsbedarf bestehen bleiben bzw. noch weiter wachsen: Der Weg von der rein informierenden Darstellung hin zu ,,human touch"-Reportagen, Hintergrundanalysen und vor allem der Boulevardisierung (s.o.) wird bei der Sportberichterstattung des Fernsehens zukünftig zu einer Ausstrahlung zu lukrativeren Sendezeiten führen (siehe SAT1: ,,ran"), was sowohl allgemeines Interesse und Wichtigkeit widerspiegelt und auch in Zukunft vermehrt qualifizierter sportjournalistischer Arbeit bedarf.

Im Fernsehen wird des weiteren die Konzentration auf telegene Sportarten wie Fußball, Tennis, Leichtathletik, Motorsport und Skirennen sowie auf Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele zunehmen, was nicht zuletzt auf werbe- und Vermarktungsgelder zurückzuführen ist (vgl. FISCHER, 1994, 59).

Die Expansionschancen begründen sich auch in der Multimedialität, der Kommerzialisierung und der Internationalisierung des Sports: Sportereignisse, über die in Hörfunk und Fernsehen berichtet wird, scheiden für die Verwertung in den Printmedien nicht aus, da diese ihre Komplementärfunktion akzeptieren und festgestellt haben, dass sich kaum eine andere Programmsparte zur multimedialen Verwertung so gut eignet wie der Sport (vgl. HOFFMANN-RIEM, 1988, 11-22).

In Zeiten immer schnellerer und umfassenderer Informationsübermittlung wird sich auch die Bedeutung der Agenturen weiter erhöhen: Kein Medien-Unternehmen ist finanziell und personell in der Lage, die ,,tumultarische Entwicklung des Weltsports" (Willi Daume) mit eigenen Mitarbeitern weltweit zu verfolgen. Angesichts ständig steigender Materialfülle wird sich die Schnittstelle zwischen Agentur und Medien zu einem immer entscheidenderen Faktor im Prozess journalistischer Selektion entwickeln (FISCHER, 1993, 303).

Der Breiten- und Freizeitsport gewinnt nicht zuletzt durch das erwachte Gesundheitsbewusstsein an Bedeutung für die Bevölkerung und sollte deshalb zukünftig von der Sportberichterstattung mit abgedeckt werden, was mit der schon jetzt feststellbaren vermehrten Serviceleistung auf dem (sport-) journalistischen Sektor korrespondieren würde.

Nicht zuletzt könnte auch eine Sport-Tageszeitung versuchen, sich auf dem bundesdeutschen Markt zu etablieren, wobei hier Ansprüche an Aktualität und damit einhergehend schnelles Arbeiten in extrem hohem Maße geltend gemacht werden müssten.

3.1 Die Hackforth´schen Thesen

Der ehemalige Leiter des Instituts für Sportpublizistik der Deutschen Sporthochschule Köln, Prof. Dr. Dr. Josef Hackforth, stellte in der Tageszeitung ,,Die Welt" vom 3. Januar 2000 zehn Thesen zur Sportberichterstattung im dritten Jahrtausend auf, wobei er auch auf die Zukunft des sportpublizistischen Marktes zu sprechen kam.

Im ersten Ansatz erklärt Hackforth, die Ausdifferenzierung des Berufsbilds ,,Sportjournalist" werde in Zukunft weiter voranschreiten, begründet durch eine Funktionsreduzierung je nach Medium und Auftrag. Hinzu käme, dass ein einheitliches Aus- und Weiterbildungsprofil zu kurz greifen würde und den neuen Berufsbildern (z.B. Online-Redakteur, s.o.) ein geregelter Zugang erst noch zugewiesen werden müsse.

In der vierten These formuliert Hackforth, dass der Spielraum für Spartensender größer und bedeutungsvoller würde. Während die marktführenden Vollprogramme auf Massenattraktivität und Quote achten müssten, könnten kleinere Sender die Lücken erkennen und eine kleinere Zielgruppe bedienen.

An achter Stelle proklamiert Hackforth, dass ,,neue Verwertungsketten und Senderfamilien" die Sendeversorgung kanalübergreifend organisieren werden, wobei die Hauptunterschiede zur jetzigen Verfahrensweise in der Sendezeit, der journalistischen Stilform (Nachricht, Hintergrundreportage etc.) sowie der Vertriebs- und Verteilform (free-tv, pay-tv und pay-per-view) liegen würden.

In der zehnten und letzten These erklärt Hackforth, der Sportjournalismus und seine gesellschaftliche Relevanz würden weiter steigen, was zum einen an den Trends der letzten Jahre eindeutig abzulesen sei, zum anderen mit der Expansion der Freizeit- und Informationsgesellschaft begründet werden könne.

4. Fazit

Schenkt man den Aussagen der diversen Autoren und Untersuchungen Glauben, so kommt man zu der begründeten Annahme, dass sich die Sportpublizistik gegenwärtig in einem noch andauernden Aufwärtstrend befindet, welcher gekennzeichnet ist von einer stärkeren Ausdifferenzierung und Professionalisierung sowie anhaltender Kommerzialisierung. Sportberichterstattung ist publikumswirksam, weil der Sport an sich publikumswirksam ist. Sport wird ein Medienereignis bleiben, allerdings verstärkt in Abhängigkeit von der Wirtschaft und Sponsorengeldern (Kommerzialisierung). Dies wird vor allem den Druck auf die Sportjournalisten erhöhen, den Terminkalender enger machen und den Ruf nach Spezialisten laut werden lassen. Wenn die Medien nicht angemessen reagieren liegt hier die Gefahr des reinen Veranstaltungsjournalismus und Rückgangs der (Hintergrund-)Recherche, da davon auszugehen ist, dass neben dem Termin- auch der Erfolgsdruck steigen wird.

Eine der Kernaussagen dieser Trends ist die - obwohl schon vorhandene nur geringfügig genutzte - Existenz neuer Möglichkeiten, die sich in der Sportberichterstattung ergeben. Hier wird deutlich, dass der Ausbildungskanon bezüglich Studiengängen und Volontärsangeboten für angehende Sportjournalisten noch erweitert und ausdifferenziert werden muss, um kompetenten und vor allem spezialisierten Nachwuchs auf den Markt zu bringen. Nichtsdestotrotz scheint Bedarf an Sportjournalisten zu bestehen, was den Trends zufolge auch den zukünftigen Arbeitsmarkt in einem günstigen Licht dastehen lässt.

5. Literatur

FISCHER, Christoph, 1993: Professionelle Sport-Kommunikatoren. Berlin.

FISCHER, Christoph, 1994: Bedeutungswandel des Sports - Aufwertung des Sportjournalismus? In: Hackforth, Josef / Fischer, Christoph (Hrsg.), 1994: ABC des Sportjournalismus. München.

HACKFORTH, Josef, 1994: Sportjournalismus in Deutschland: Die Kölner Studie. In: Hackforth, Josef / Fischer, Christoph (Hrsg.), 1994: ABC des Sportjournalismus. München.

HOFFMANN-RIEM, Wolfgang, 1988: Sport - Vom Ritual zum Medienspektakel. In: Hoffmann-Riem (Hrsg.): Neue Medienstrukturen - neue Sportberichterstattung?

LA ROCHE, Walther von, 1999: Einführung in den praktischen Journalismus. München. 15. Auflage, Reihe Journalistische Praxis.

LA ROCHE, Walther von / BUCHHOLZ, Axel (Hrsg.), 2000: Radio-Journalismus. München. 7. Auflage, Reihe Journalistische Praxis.

SCHNEIDER, Beate / SCHÖNBACH, Klaus / STÜRZEBECHER, Dieter, 1993: Journalisten im vereinigten Deutschland. Strukturen, Arbeitsweisen und Einstellungen im Ost-West-Vergleich. In: Publizistik, Heft 3/1993, S. 353-382.

Sport-Informations-Dienst (SID): www.sid.de

Die WELT, 3. Januar 2000

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Sportpublizistik: Berufsfeld und Markt
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Autor
Jahr
2001
Seiten
7
Katalognummer
V103357
ISBN (eBook)
9783640017355
Dateigröße
345 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportpublizistik, Berufsfeld, Markt
Arbeit zitieren
Tobias Müller (Autor:in), 2001, Sportpublizistik: Berufsfeld und Markt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103357

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