Religionsgemeinschaften im Libanon


Facharbeit (Schule), 2001

23 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Allgemein:
A) Das frühe Christentum im vorderen Orient
B) Der Islam
B.1. Die Spaltung der muslimischen Gesellschaft
B.2. Überblick

2. Religionen im Libanon:

A) Anmerkungen
B) Die Religionsgemeinschaften im Überblick
C) Religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung
D) Siedlungsgebiete
E) Religionsgesellschaften im Detail
1. Christliche Gemeinschaften
a. die unter der Autorität des Papstes stehen
1. Maroniten
2. Griechisch-Katholiken (Melkiten)
3. Armenisch-Katholiken
4. Syrisch-Katholiken
5. Chaldäer
6. Römisch-Katholiken
b. Christliche Gemeinschaften, welche nicht die römische Kirche anerkennen
1. Griechisch-Orthodoxe
2. Syrisch-Orthodoxe (Jakobiten)
3. Kopten
4. Armenisch-Orthodoxe (Gregorianer)
5. Assyrisch-Chaldäer (Assyrische Kirche des Ostens oder Nestorianer)
6. Protestanten (Evangelische Kirche)
2. Muslimische Gemeinschaften
a. Schiiten
b. Ismailiten
c. Drusen
d. Alawiten
e. Sunniten 3.Juden

3. Quellen

1. Allgemein

A Das frühe Christentum im Vorderen Orient

Im Laufe seiner Geschichte hat das Christentum immer wieder seine Gestalt, Inhalte und Auffassungen entsprechend den geistigen Strömungen und politischen Verhältnisse der Zeit verändert. Während anfangs der innerchristlichen Streitigkeiten lediglich zu innenpolitischen und sozialen Spannungen führten, spaltete sich die Kirche in der Folge in zahlreiche Untergruppen auf. Auf dem ersten bedeutenden Konzil, dem Konzil von Nicaea 325, verkündete der Kaiser ein Glaubensbekenntnis, das für alle Christen im Reich als orthodox (rechtgläubig) und katholisch (allgemeingültig) zu betrachten war: das apostolisch-nicäische Christentum wurde zur katholischen Staatsreligion! Der Hauptstreit in der Kirche wurde dadurch nicht beigelegt. Es ging um die Natur Christi. So war das Christentum im Vorderen Orient von Anfang an von unterschiedlichem philosophisch-religiösem Gedankengut durchdrungen und ließ sich nicht in ein von Konstantinopel aufgezwungenes Schema pressen. Christen und Mönche waren Anhänger des Monophysitentums. Die Lehre von der einen, reinen göttlichen Natur Christi entsprach dem traditionellen religiösen Empfinden mehr als die orthodoxischen Vorstellungen, dass Christus wahrer Gott und Mensch in einer Person sei. Schließlich führte dieser Streit zur ersten Spaltung. Als auf dem Konzil von Chalkedon 451 Christus in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt und ungetrennt anerkannt wurde, trennte sich die ägyptische Kirche (Kopten), die Westsyrer (Jakobiten) und Armenier von der byzantischen Reichskirche, den Malikitten (Kaiserlichen). Im Jahr 1054 entzweite sich das abendliche und das morgenländische Christentum endgültig voneinander.

B Der Islam

Unter dem arabischen Begriff „Islam“ versteht man die Hingabe des Gläubigen an den göttliche Willen. Der Gläubige ist als Muslim (weibl. Muslima) zu bezeichnen, während der Begriff „ Mohammedaner “ eine westliche Fehldeutung ist und dem islamischen Selbstverständnis widerspricht. Muhammed (wörtlich: „der Gepriesene“) war zwar Gottes Prophet und Gesandter und – so beschreibt es die sira, die kanonische Muhammadbiographie – der „treueste im Vertrag“, der „die vortrefflichste Hand, das kühnste Herz, die wahrhaftigste Zunge“ besaß. Doch Gott alleine, er, der allmächtige Schöpfer, steht im Mittelpunkt der Anbetung. Religiöse Verehrung auf einen Menschen, sei er auch wie Mohammed das „schönste Beispiel“, zu konzentrieren, entspräche nicht der Forderung nach einem konsequenten, absoluten Monotheismus –das wichtigste Charakteristikum der islamischen Religion!

Muhammed erblickte 570 in Mekka das Licht der Welt. Im Alter von 40 Jahren erhielt er seine ersten Offenbarungen durch den Erzengel Gabriel. Zunächst verängstigt und betroffen, von Gott als „Sprachrohr“ auserkoren zu sein, gewann Mohammed in seinem Glauben allmählich an Sicherheit. Er begann, die Worte, die ihm Gabriel übermittelte, weiterzugeben. Er verkündete, dass es nur einen Gott gibt und prangerte polytheistische Verehrungen öffentlich an.

Vor der Verkündung Muhammeds war das vorislamische Mekka des 6. und beginnenden 7. Jahrhundert von einer polytheistischen Verehrung hunderter Götzenbilder geprägt. Diese schmückten die Kaaba, die bereits vor dem Islam ein Heiligtum war und die als Anziehungspunkt vieler Pilger den Wohlstand der mekkanischen Händler sicherstellte. Der Konflikt mit der mekkanischen Gesellschaft, allem voran die Händler, die nun um ihre wichtigsten Einnahmequellen fürchteten, war somit vorprogrammiert. Die Spannungen nahmen zu und mit dem Tod seiner ersten Frau Hadija verlor er seine wichtigste Vertraute und Stütze, so dass es sich schließlich zur Hijra, der Auswanderung entschloß. Im Jahr 622 zog er nach Yathrib und das wir heute unter Medina kenne.

Mit diesem Jahr – 622 - beginnt die islamische Zeitrechnung, die sich am Mondjahr, orientiert. Dieses hat nur 354 Tage, deckt sich also nicht mit dem christlichen, woraus sich z.B. ergibt, dass der Ramadan jedes Jahr elf Tage früher beginnt.

In Medina schuf Muhammed die erste muslimische Gemeinde, die sogenannte umma, heute der Begriff für die weltweite muslimische Gemeinschaft, die jeder Muslim/Muslima ungeachtet der eigenen Nationalität angehört.

Bis zu seinem Tod 632 empfing Muhammed in unregelmäßigen Abständen göttliche Offenbarungen, die zu seinen Lebzeiten zunächst auf Tonscherben, Lederstücken und Palmstengeln aufgezeichnet wurden. Erst nach seinem Tod wurden sie unter dem dritten Kalifen Othman gesammelt und als Koran regidiert.

Der Koran (wörtlich „die Lesung“) gilt den Muslimen als das direkte Wort Gottes – Muhammed ist lediglich der Übersetzer. Seine 114 Suren (Kapitel) sind ihrerseits in Verse unterteilt und haben ein sehr weit gefächertes Themenspektrum: Fragen des gesellschaftlichen und familiären Lebens, religiöse Vorschriften und Verbote. In den Suren finden sich auch Personen aus dem Alten und Neuen Testament.

Neben dem Koran wurde die in Schriften tradierte Lebensweise des Propheten (Sunna) und seine Aussprüche (Hadithe) zur wichtigsten Quelle der islamischen Religion.

Auf der Basis der Hadtithe und der Koranverse, die zu juristischen Fragen Stellung nahmen, wurde im Laufe der ersten drei Jahrhunderte islamischer Zeitrechnung die sogenannte Scharia entwickelt.

In den verschiedenen Gegenden der islamischen Welt (auf der arabischen Halbinsel, in Syrien, Ägypten und dem Irak) hatten sich wissenschaftliche Zentren gebildet. In diesen fanden sich Rechtsgelehrte, sogenannte Ulama zusammen, um für die Muslime eine Rechtsordnung zu schaffen.

Die Rechtsgelehrten gelten als die religiösen Autoritäten. Der Islam besitzt keine Gemeindestruktur, keine Organisation, die mit der kirchlichen vergleichbar wäre und kein Oberhaupt, das allgemeine Anerkennung innerhalb der islamischen Welt genießt.

Durch Koran, Sunna, Hadithe und Scharia sind die Rechte und Pflichten der Gläubigen genau definiert. Die wichtigsten Pflichten, die gewissermaßen die Grundlage eines gläubigen Lebens darstellen, werden als die „ Fünf Säulen des Islam “ bezeichnet.

„Ich bekenne, dass es keinen Gott außer dem einen Gott gibt und dass Mohammed sein Gesandter ist. Ich glaube an Gott, an seine Engel, an seine Bücher, an seine Gesandten, an das Jüngste Gericht und das Schicksal, sei es gut oder schlecht.“

Durch das Glaubensbekenntnis, die schahade, bezeugt der Muslim seinen Glauben. 2.

„Ihr Gläubigen!

Wenn Ihr Euch zum Gebet aufstellt, dann wascht euch (vorher) das Gesicht und die Hände bis zum Ellbogen und streicht Euch über den Kopf und (wascht euch) die Füße bis zu den Knöcheln!“

Die rituelle Reinigung ist eine Voraussetzung für das rituelle Gebet, des salat.

Das Gebet soll fünfmal am Tag vollzogen werden (die Einhaltung der Gebetszeiten hängen mit dem Stand der Sonne zusammen). Die Gebetsrichtung ist gen Mekka. Der Gebetsausrufer nennt man Muezzin (der heutzutage oft durch ein Tonband ersetzt wird).

„Man fragt dich nach dem Wein und dem Losspiel. Sag: In ihnen liegt eine schwere Sünde. Und dabei sind sie für die Menschen (auch manchmal) von Nutzen. Die Sünde, die in Ihnen liegt, ist aber größer als ihr Nutzen. Und man fragt dich, was man spenden soll. Sag: Den Überschuss (von dem, was ihr besitzt)!“

Die Almosensteuer, die zakat, soll als Unterstützung für Arme, Gefangene, Verschuldete und Reisende gegeben werden und so den sozialen Frieden sichern.

„Ihr Gläubigen!

Euch ist vorgeschrieben, zu fasten, so wie es auch denjenigen, die vor euch lebten, vorgeschrieben worden ist. Vielleicht werden ihr gottesfürchtig sein.“

Das Fasten (saum ) wird im Ramadan durchgeführt. Er ist ein besonders heiliger Monat – in seiner 27. Nacht, der „Nacht der Bestimmung“, empfing Muhammed zum ersten Mal die göttliche Offenbarung.

Vom Sonnenaufgang zum Sonnenuntergang verzichtet der Fastende auf Essen, Trinken, Rauchen und sexuellen Verkehr. Von der Fastenpflicht sind Reisende, Schwangere, Stillende, Alte und Kranke ausgenommen – ihnen wird empfohlen, das Fasten in einer Zeit nachzuholen, in der es ihnen leichter fällt.

„Führt die (große) Wallfahrt und die Besuchsfahrt im Dienste Gottes durch!“

Die Pilgerfahrt nach Mekka, der hajj (Hadschi), orientiert sich in ihrem Ablauf an der

„Abschiedswallfahrt“, die Muhammed ein Jahr vor seinem Tod in seiner Geburtsstadt vorgenommen hat.

Sie ist Pflicht für jeden Gläubigen (vorausgesetzt, dass er dazu gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist). Der Mittelpunkt der Wallfahrt ist die siebenmalige Umrundung der Kaaba.

B.1 Die Spaltung der Muslime

Muhammed hinterließ nach seinem Tod 632 keinen Erben noch designierten Nachfolger und es begannen die Diskussionen um einen Nachfolger (Khalif). Auf die ersten Kalifen einigte man sich schnell – es waren Abu Bakr (632-34) und Umar (634-44), beide Schwiegerväter Muhammeds.

Bei der Ernennung des dritten Khalifen Othman (644-56) kam es jedoch zu Meinungsverschiedenheiten. Um den Titel stritten sich Othman (er kam aus der Familie der Umayya, die jahrelang gegen den Propheten Muhammed agierten) und Ali, der Schwiegersohn und Vetter von Muhammed. Othman konnte die Wahl jedoch für sich entscheiden. Durch äußere (stark expandiert: Irak, Iran, der gesamte vordere Orient, sowie große Teile von Nordafrika wurden von den Muslimen beherrscht) und innere Spannungen (u.a. Benachteiligung nichtarabischer Muslime) kam es zu innerislamischen Auseinandersetzungen.

Othman wurde 656 während des Betens ermordert und sein schärfster Widersacher, Ali, wurde zum neuen Kalif. Freunde und die Familie von Othman bezichtigten Ali des Mordes und es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Dies führte dazu, dass Ali sich nach Kufa (Irak) zurückzog und sein Widersacher aus der Familie Umayya, Muawiya sich in Jerusalem 660 als Kalif huldigen ließ. Damit war die Umma (die islmische Gemeinde) auseinandergebrochen.

661 fiel Ali einem Attentat zum Opfer und das Kalifat des Ummayyaden Muawiya wurde daraufhin fast überall anerkannt. Lediglich die Anhänger Alis widersetzten sich (muslimische Nichtaraber, die nach sozialer Gleichstellung strebten und muslimische Araber, die Ali, als den einzig rechtmäßigen Kalifen anerkannten). Da sie als geschlossene Gruppe auftraten, wurden sie fortan als Schia (zu deutsch: Partei)genannt.

Aus der Schia sind die Schiiten und den Umayyaden sind die Sunniten hervorgegangen.

B.2 Überblick

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Religionen im Libanon

2. A Anmerkungen:

Der Libanon ist ein laizistischer, jedoch multikonfessioneller Staat. In der libanesischen Verfassung ist das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit verankert und die freie Religionsausübung garantiert. Die Regierung respektiert dieses Recht. Konvertiten können in ihrem privaten oder gesellschaftlichen Umfeld aufgrund der Tatsache, dass im Libanon der Konfessionalismus ein tragendes Prinzip des gesellschaft- lichen Lebens darstellt, nicht unbedingt mit Verständnis rechnen. Ihnen droht jedoch weder landesweite noch nichtstaatliche Verfolgung.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Religionsgemeinschaften im Libanon
Autor
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V103122
ISBN (eBook)
9783640015023
Dateigröße
408 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Religionsgemeinschaften im Libanon ist ein Part in meiner Homepage: www.dashur.de/libanon.htm
Schlagworte
Religionsgemeinschaften, Libanon
Arbeit zitieren
Norbert Ratzke (Autor:in), 2001, Religionsgemeinschaften im Libanon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103122

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