Von der Selbstwahrnehmung zur Selbstkontrolle Nähe und Distanz in der Gesprächsführung an Hand von Konzepten und Forschungsergebnissen begründet


Hausarbeit, 2001

36 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Begriffserklärung Selbstwahrnehmung und Selbstkontrolle
1.1. Selbstwahrnehmung
- Wahrnehmung
- Wahrnehmungsstörung
- Soziale Wahrnehmung
- Personenwahrnehmung
- Selbstverwirklichung
1.2. Selbstkontrolle
- Selbstbeobachtung
- Selbstbild, Fremdbild und Spiegelbild
- Kontrollüberzeugung

2. Begriffserklärung Nähe und Distanz
2.1. Nähe
2.2. Distanz

3. Verbindung dieser vier Aspekte in der Sozialen Arbeit Seite 8 ff

4. Begriffserklärung Professionalität

5. Begriffserklärung Gesprächspsychotherapie

6. Konzepte

6.1. Die klientenorientierten Beratungskonzepte Seite 11 f

6.2. Das kommunikationstheoretisch orientierte Beratungskonzept

7. Forschungsergebnisse

7.1. Einzel- und Gruppengespräche mit Kinder und Jugendlichen

- Personenzentrierte Gruppen- und Einzelgespräche mit psychisch beeinträchtigten

Hauptschülern aus 5./6. Klassen

- Merkmalszusammenhänge bei hilfreichen Gesprächen von Psychologen und Erziehern

mit Jugendlichen

- Schüler führen hilfreiche Gespräche mit Schülern

7.2. Untersuchung zu Einzel- Themen der klinischen Psychologie Seite 18 ff und Nachbargebieten

- Die Beziehung zwischen Emotionen und Kognitionen; Folgerung für die Einfühlung des Psychotherapeuten

- Kommunikation, Befindlichkeit und Erleben von Arbeitern am Arbeitsplatz

- Selbstkommunikation von Jugendlichen und ihren Eltern, Zusammenhänge mit Psychoneurotizismus und elterlichen Erzieherverhalten

8. Schlusswort

9. Literaturverzeichnis

10. Anlagen/ Gliederung Seite 22 ff

Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich die Wichtigkeit der vier Aspekte, Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle, Nähe und Distanz in der Sozialen Arbeit darlegen. Soziale Arbeit ist für mich, Kinder und Jugendliche, alte Menschen, Nichtsesshafte, Obdachlose, Behinderte, Pflegebedürftige, Suchtkranke und Straffällige mit Beratung, Erziehung, Pflege und verschiedenen anderen Hilfsmitteln zu unterstützen. Soziale Arbeit ist eine Hilfe, die gesellschaftlich Benachteiligten oder persönlich beeinträchtigten Menschen zu möglichst eigenständiger Lebensbewältigung befähigt und zur Integration in die Gesellschaft ermutigt. Soziale Arbeit ist ein System gesellschaftlicher Eingliederungshilfe. Ausführende Organe können sein: Wohlfahrtsverbände, Caritas, Frauenhäuser, Obdachlosenasyle, Einrichtungen der Gemeinwesenarbeit, Entgiftungsanstalten, Altenheime oder Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. In der Sozialen Arbeit ist es notwendig, dass Sozialpädagogen, Sozialarbeiter u.s.w. sich selbst beleuchten, sich selbst wahrnehmen, Fehler erkennen und diese verringern oder ablegen. Wir Sozialpädagogen und Sozialarbeiter müssen intensiv darauf achten, wie wir in bestimmten Situationen reagieren oder auch nicht reagieren. Wir müssen unser Verhalten kontrollieren. Besonders in der Kommunikation sollten wir uns beobachten und nicht nur den Klienten. Dies möchte ich in meiner Arbeit an Forschungsergebnissen beweisen und dazu verschiedene Beratungskonzepten der Gesprächsführung in der Sozialen Arbeit darlegen.

1. Begriffserklärung Selbstwahrnehmung und Selbstkontrolle

1.1.Selbstwahrnehmung

Nach dem Verständnis der Humanistischen Psychologie ist ein Mensch psychisch gesund, wenn sich seine Selbstsicht mit seinem Erleben und Erfahren deckt. Um dieses Ziel zu erreichen gibt es in der Humanistischen Psychologie zahlreiche Therapieformen(z.B. Gesprächstherapie, Themenzentrierte Interaktion, Psychodrama und Gestaltstherapie). Deren gemeinsamer Anspruch ist es, den Menschen zu sich selbst zu bringen, so dass er sich seiner selbst und seinen Beweggründen für Handlungen und verhalten bewusst wird und sein Selbst kennenlernt ( Hrsg. Prof. Dr. Franz Stimmer: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit . R. Oldenburg Verlag München Wien, 4. Auflage 2000)

Studie: siehe Anhang Gliederungspunkt 1.

Wahrnehmung

Wahrnehmung ist ein Prozess und das Ergebnis der Informationsgewinnung und Informationsverarbeitung von Reizen aus der Umwelt und dem Körperinnern. Wahrnehmung ist eine psychische Funktion über Sinnesorgane die Aufnahme von Informationen über Zustände und Prozesse der Umgebung einschließlich des eigenen Körpers ermöglicht.( Hrsg. Hermann Hobmair: Psychologie. Stam - Verlag 1991)

Wahrnehmungsstörungen

Von einer Wahrnehmungsstörung spricht man, wenn die Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen eingeschränkt ist. Zu Wahrnehmungsstörungen kommt es, wenn die Sinnesorgane eines Menschen eingeschränkt oder gar nicht funktionieren. Wahrnehmungsstörungen können sein: schlecht hören- Taubheit, Kurz- und Weitsichtigkeit- Blindheit und Farbblindheit. ( Hrsg. Hermann Hobmair: Psychologie. Stam - Verlag 1991)

Soziale Wahrnehmung

Die Problematik einer Abgrenzung zwischen Wahrnehmung und anderen psychischen Prozessen, wie Urteile und Schlussfolgerungen, wird bei der sozialen Wahrnehmung, die die Wahrnehmung sozialer Merkmale beschreibt, besonders deutlich. Unter dem Begriff soziale Wahrnehmung wurden eigentlich Erkenntnisse über die Beeinflussung der Wahrnehmung durch soziale und personale Faktoren zusammengetragen. In verschiedenen Experimenten haben Psychologen festgestellt, dass soziale Einflüsse, vor allem dann, wenn die Reizordnung mehrdeutig ist und deshalb Entscheidungsunsicherheit besteht, zur Wahrnehmungsverfälschung und - verzerrung führen. In solchen Situationen macht sich der Gruppendruck besonders stark bemerkbar und individuelle Urteile werden der Gruppennorm angepasst. Ebenso wie die Gruppe beeinflusst auch die Sprache die Wahrnehmung der Umwelt. Wörter, die uns geläufig und gut bekannt sind, werden schneller wahrgenommen als unbekannte. Tabu - Wörter sowie Wörter, die emotional störend und bedrohlich erlebt werden, nimmt man häufig langsamer, verzerrt oder sogar falsch wahr. Die Meinungen, Vorurteile und Stereotypen über eine Bevölkerungsgruppe, Geschlecht oder Rasse beeinflussen die Wahrnehmung der betreffenden Gruppe im Sinne der bestehenden Einstellung und auch das Verhalten gege nüber solchen Gruppen. (Hrsg

A. Schwendtke: Wörterbuch der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Quelle & Meyer Heidelberg Wiesbaden, 4 Auflage 1995) siehe Anhang: Gliederungspunkt 2.

Personenwahrnehmung

Personenwahrnehmung ist ein Teilgebiet der sozialen Wahrnehmung, in der Personen oder Gruppen wahrgenommen werden. Wir machen uns von den Personen die wir wahrnehmen grundsätzlich ein Bild. Die Personen oder Gruppen werden mit einen subjektiven Maßstab gemessen. Wir ziehen Schlüsse über ihre Motive, Absichten, Eigenschaften, Gefühle und Fähigkeiten. Die Wahrnehmung von Personen wird von dem sozialen Zusammenhang, in welcher die wahrgenommene Person steht, bestimmt. Die Verzerrung und Verfälschung der Wirklichkeit aufgrund der Subjektivität der Wahrnehmung führ t zu Wahrnehmungsfehlern. Jede Wahrnehmung findet unter den

Einflüssen einer bestimmten Erwartungshaltung statt.( Hrsg. Hermann Hobmaier: Psychologie. Stam-Verlag 1991, Seite 92) siehe Anhang: Gliederungspunkt 3.

Selbstverwirklichung

„Ein fundamentales Motiv eines Menschen ist es , seine Möglichkeiten in ihrer effektivsten und vollständigsten Form auszuleben. Es nennt sich das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.“(Abraham Maslow 1954)

„Selbstverwirklichung ist eine Entfaltung und Ausschöpfung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Der Mensch hat grundlegende Bedürfnisse sich schöpferisch zu entfalten, unabhängig zu werden und sich selbst zu regulieren.“(C.R. Rogers 1902-1987) Hrsg. Prof. Dr. Franz Stimmer: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. R. Oldenburg Verlag München, Wien 4. Auflage 2000 siehe Anhang: Gliederungspunkt 4.

1.2. Selbstkontrolle

Selbst: Das Selbst ist die psychische Gemeinsamheit des Menschen. (Hrsg. Prof. Dr. Franz Stimmer: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialen Arbeit. R. Oldenburg Verlag München Wien, 4.Auflage 2000) Selbstkontrolle ist das Kontrollieren, Beherrschen der eigenen Handlungen und Äußerungen. (Wahrig deutsches Wörterbuch)

Selbstbeobachtung

Beobachtung ist eine wissenschaftliche Methode die geplante, gezielte und systematische Wahrnehmung eines bestimmten Teilbereiches der Wirklichkeit mit dem Ziel dieser Bereiche möglichst genau zu erfassen. Die Selbstbeobachtung ist eine besondere Form der Beobachtung, denn bei der Selbstbeobachtung handelt es sich um eine unmittelbare Wahrnehmung von Vorgängen im Menschen, die nicht von außen beobachtet werden können, sondern die der Mensch nur an sich selbst wahrnehmen kann.

Das Selbststudium ist ein wichtiger Teil der Arbeit an sich selbst. Gurdjieff ging davon aus, dass der Mensch drei grundlegende Funktionszentren hat, diese sind Sinne und Bewegung, Gefühle und Denken. Jeder der Zentren ist ein eigenständiger Funktionskomplex, der oft unabhängig von den anderen Zentren funktioniert. Wenn wir uns eingehender studie ren, wird uns auffallen, dass körperliche Aktion, Empfindung und Sinneswahrnehmung selten unser Denkzentrum erreichen oder emotionale Reaktionen auslösen, denen wir nicht bewusst sind. Die Idee ist zu lernen, alle drei Zentren zu integrieren, so dass sie zusammenwirken. Erst dann ist bewusste Wahrnehmung möglich. Das klassische Beispiel für unterschiedliche Funktionsweisen der Zentren zeigt uns das Bild eines Autofahrers, der plötzlich auf der Autobahn auf einen querstehenden Lastwagen zufährt. Das Bewegungszentrum reagiert automatisch, wir treten auf die Bremse und versuchen ein Ausweichmanöver. Hat dies geklappt, fährt uns der Schreck in die Glieder, der Adrenalinspiegel steigt und wir nehmen gefühlsmäßig wahr, wie nahe wir an einem Unfall waren. Haben sich die Gefühle beruhigt, beginnt der Verstand, die Situation zu begreifen. Wenn wir tiefer in das Selbststudium eingedrungen sind, werden wir bemerken, dass wir uns sehr wenig selbst kennen. Wir wissen vielleicht dass wir diese oder jene Ausbildung und professionelle Fähigkeit haben, dass wir uns auf diese oder jene Weise verhalten, doch wenn wir genauer hinschauen, wird uns klar werden, dass wir nur Bruchteile von unseren Gefühlen, Gedanken und körperlichen Verhaltensweisen bemerken. ( www.gurdjiff- work.de)

Selbstbild, Fremdbild und Spiegelbild

In der interpersonalen Wahrnehmung gehen drei Perspektiven ein 1. mein Selbstbild, 2. mein Bild von anderen (Fremdbild) und 3. mein Bild davon, wie der andere mich sieht(Spiegelbild oder Metaperspektive) Das Selbst -und Fremdbild bestimmt die Natur einer Beziehung in einem nicht unerheblichen Maße. (Heiner Legine/ Wolfram Ehlers: Knaurs moderne Psychologie. Knaurs-Verlag 1994, Seite 123)

Der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Tuns. Der Beweggrund unserer Arbeit ist, ihm mehr Gestaltungsfreiräume zur Entwicklung seines Selbstwertes und der Art seiner Kommunikation zu ermöglichen. Ziel dieser Entwicklung ist mehr Beweglichkeit im Handeln zur Gestaltung seines Lebens und sozialen Umfeldes, in dem der Mensch lebt und arbeitet. Vor dem Hintergrund der humanistischen Weltanschauung und einer verantwortungsvollen ökonomischen Ausrichtung betrachten wir soziale Systeme und die darin handelnden Menschen immer ganzheitlich in unserer Beziehung zueinander.

(http://www.kommunariko.at,selbstbild.html)

siehe Anhang: Gliederungspunkt 5.

Kontrollüberzeugung

„Die Persönlichkeitsskala, auf der sich Individuen im Hinblick darauf unterscheiden, ob sie erwarten Verstärkungen durch eigene Anstrengungen zu erlangen (interne Kontrolle) oder durch externe Faktoren wie Schicksal, die Macht anderer oder unglücklicher Umstände (externe Kontrolle). Kontrollüberzeugung ist die Überzeugung sich Selbst zu kontrollieren. Das ist der Wille an sich und seiner Wahrnehmung zu arbeiten“. (Rotter) Krech/Crutchfield u.a.: Grundlagen der Psychologie. Beltz-Verlag 1992, Seite 173

2. Begriffserklärung Nähe und Distanz

2.1. Nähe

Nähe bedeutet geringe Entfernung, Nachbarschaft, unmittelbare Umgebung, Reich-, Ruf-, Hör-, Sichtweite, das Nahe sein, seine Nähe ist mir lästig, seine Nähe tat ihr wohl, sein Ziel ist in greifbare Nähe gerückt, in unmittelbarer Nähe befindet sich ..., etwas aus der Nähe beobachten, in der Nähe der Stadt, bleib in der Nähe, ganz in der Nähe. (Wahrig deutsches Wörterbuch)

Bereits in der englischen Assoziationspsychologie des 18. Jahrhunderts wurde der Faktor der Nähe als Gedächtnisstütze erkannt. Objekte die nah beieinander stehen, haben eine größere Tendenz, gruppiert zu werden, als weiter voneinander entfernte. (Krech/Crutchfield u.a. :Grundlagen der Psychologie. Beltz Verlag 1992, Seite. 75)

2.2. Distanz

Distanz bedeutet Abstand, Entfernung, Distanz wahren, Vertraulichkeit vermeiden, einen Gegenstand auf einer Distanz von 10 Meter erkenne n, das Rennen geht über ein Distanz von 5000 Meter, Verschiedenheit, entfernt sein.(lat. distantia)

Die soziologische Lehre von den sozialen uns zwischenmenschlichen Beziehungen, zu finden unter anderen bei G. Simmel, als eine Sonderform der formalen Soziologie systematisch begründet von L. von Wiese. Die Beziehungslehre untersucht den Zustand und den Grad des Abstandes, um die Prozesse der Distanzierung oder der Verbindung zu systematisieren und mit Hilfe der Theorie von den sozialen Prozessen ein System der

sozialen Gebilde zu schaffen. Von den jüngeren Soziologen kritisiert, hat die Beziehungslehre in der Nachkriegszeit in der Form der Soziometrie (J. L. Moreno) wieder an Boden gewonnen. (Wahrig deutsches Wörterbuch)

3. Verbindung dieser vier Aspekte in de r Sozialen Arbeit

C. R. Rogers ist der Begründer der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie die 1942 entstand. Die Persönlichkeitstheorie entwickelte er im laufe seiner therapeutischen Praxis, welches jedoch kein abgeschlossenes theoretisches System ist. Die Persönlichkeitstheorie wurde als Richtschnur für die therapeutischen Maßnahmen von C.R. Rogers verwendet. Rogers geht von drei Grundannahmen über die Natur des Menschen aus:

1. Durch die subjektive Erlebniswelt wird das Verhalten eines Menschen bestimmt.(C.R. Rogers)

2. Jeder Mensch besitzt eine angeborene Tendenz zur Selbstverwirklichung, die alle Menschen anstreben, die aber mit weiteren erworbenen Bedürfnissen in Konflikt geraten kann. (C.R. Rogers)

3. Der Mensch unterwirft sich einem ständigen Bewertungsprozess, dessen Kriterium das Streben nach Selbstverwirklichung ist.(C.R. Rogers)

Der wichtigste Prozess in der menschlichen Entwicklung ist die Bildung des Selbst. Der Mensch entwickelt ein Selbstkonzept, womit die Art und Weise gemeint ist, wie er sich selbst bzw. seine Charakteristika und Fähigkeiten wahrnimmt und beurteilt. Ein gesundes Selbstkonzept entspricht der Beschaffenheit der Realität, es befindet sich im Einklang mit der Umwelt. Ein gestörtes Selbstkonzept zeigt sich darin, dass es der Wirklichkeit nicht entspricht, sondern von ihr abweicht. Jeder Mensch besitzt ein Realselbst, das ist die Art und Weise, wie sich eine Person selbst wahrnimmt und empfindet. Das Idealselbst repräsentiert die Ziele und Vorstellungen, denen sich das Realselbst annähern soll. Bei einer gesunden Persönlichkeit besteht eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Realselbst und dem Idealselbst, bei psychischen Störungen klaffen Realselbst und Idealselbst sehr erheblich auseinander. (Hrsg. Hermann Hobmaier: Psychologie. Stam- Verlag 1991, Seite 415 f)

In der Gesprächsführung ist es wichtig, dass der Therapeut bestimmte Handlungsformen aufweist. Er muss sich selbst wahrnehmen und er muss sich selbst kontrollieren. Der Therapeut muss auch wissen in welchen Situationen er Distanz bewahrt oder auch Nähe zulassen kann. Genau dies muss ein Klient auch Lernen. Diese vier Aspekte sind in allen sozialen Bereichen notwendig. Sich selbst wahrnehmen und zu kontrollieren ist für jeden Menschen ein Lernprozess. Dies kann jeder Mensch zBsp. durch Kritik von seinen Mitmenschen erkennen. Dann ist es sehr wichtig seine Handlungen zu reflektieren und sich selbst zu explorieren (erforschen).Die vier Aspekte sind ein aufbauender Prozess. Erst nimmt der Mensch sich selbst wahr, dann kann er sein Handeln selbst kontrollieren und dann erst erfährt er, in welchen Gesprächssituationen er Distanz bewahren muss oder Nähe zulassen kann. Nur dann kann der Therapeut auf die Probleme des Klienten gezielt und intensiv eingehen. In der Therapie muss der Therapeut frei von „eigenen Gedanken“ sein. Sachse schreibt in seinem Buch, dass der Therapeut zu den Inhalten, die in der Therapie bearbeitet werden und zur Person des Klienten Distanz benötigt. Diese Distanz ermöglicht dem Therapeuten emotionale und kognitive Flexibilität. Der Therapeut muss so viel Abstand zu Inhalten, zur Person und zum Fortschritt des Klienten halten, dass der Inhalt, der Prozess und der Fortschritt des Klienten nicht zu seinen werden.

(Rainer Sachse: Zielorientierten Gesprächspsychotherapie. Hogrefe-Verlag 1996 Seite 69f)

4. Begriffserklärung Professionalität

Profession stellt einen besonderen Typus eines Berufes bzw. beruflichen Handelns dar. Es sind akademische Berufe, denen ein personenbezogenes Berufsfeld korrespondiert.

„Professionen sind keine Wissenssysteme sondern Handlungssysteme, ihr Verhältnis zum Wissen definiert sich als eine Anwendung von Wissen unter Handlungszwang. Disziplinen, so lässt sich also systemtheoretisch sagen, heben auf innersystemische Kommunikation ab und ihr Referenzpunkt ist das Kriterium „Wahrheit, Richtigkeit“, während Professionen auf Kommunikationen im Verhältnis der System-Umwelt- Differenz abstellen und sich am Referenzkriterium Wirksamkeit orientieren“. (Stichweg 1994), aus dem Aufsatz von W. Hellmann zur Sozialarbeitswissenschaft und Professionalisierung.

Leitziel professioneller Sozialarbeit ist es, dass einzelne Menschen und Gruppen, insbesondere Benachteiligte, ihr Leben und Zusammenleben im Sinne des Grundgesetzes und der Menschenrechtskonvention zunehmend mehr Selbstbestimmen und in solidarischen Beziehungen bewältigen. Ziel des professionellen Handelns ist die Vermeidung, Aufdeckung und Bewältigung sozialer Probleme.(Deutscher Bundesverband für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Heilpädagogik e.V. -Essen 1997 ) siehe Anhang Gliederungspunkt 6.

5. Begriffserklärung Gesprächspsychotherapie

Definition:

Die älteste humanistische Therapie ist die Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie des amerikanischen Psychologen Carl Rogers. Nach Ansicht von Rogers ist es dem Menschen, wie anderen lebenden Organismen, angeboren, sich selbst zu erhalten und weiterzuentwickeln, und dies treibt ihn wiederum dazu, sich zu entwickeln und Reife zuerlangen. „Jeder Mensch ist fähig sich selbst zu verstehen und sich konstruktiv zu verändern. Gesprächspsychotherapie ist eine Hauptrichtung der Psychotherapie, die durch eine nicht direkte Haltung des Therapeuten gekennzeichnet ist, der sie vom Klienten geäußerten Gefühle in einfühlsamer Weise spiegelt, statt sie direkt zu interpretieren und auszuwerten. Der Klient wird dann ermutigt, hinsichtlich seiner Probleme und einer eigenen Abhilfe zu seinen eigenen Einsichten zu erlangen.“ (C.R. Rogers)

Definition:

„Zielorientierte Gesprächspsychotherapie ist eine klärungsorientierte Therapieform. Sie zielt darauf ab, dass Klienten eigene Motive, Ziele, Werte, Überzeugungen, eigene kognitive Schemata klären, repräsentieren und verändern. Durch diese Veränderung sollen grundlegende Veränderungen des Erlebens und Verhaltens und dadurch auch Veränderungen der relevanten sozialen Bezugssysteme erreicht werden.“ (R. Sachse: Praxis der zielorientierten Gesprächspsychotherapie. Hogrefe Verlag 1996, Seite. 9)

Eigene Definition:

Gesprächsführung ist ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation. In der Gesprächsführung geht es um Probleme eines Klienten und die Zentrierung auf dessen Gefühle. Es spielen dabei verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle, persönliche Beziehung, Beratung, Therapie, Begutachtung, Eingangsvoraussetzungen, Forschung und Problemlösung. Der Klient muss sich auf das Gespräch einlassen und sich stückweise offenbaren. Der Berater muss auf die Besonderheiten der Probleme des Klienten eingehen und diese anerkennen. Der Berater soll nicht bewerten und den Klienten akzeptieren, dabei sollen bzw. müssen kognitive Prozesse stattfinden. Das Ziel der

Gesprächsführung ist die Problemlösung und diese kann durch Aktivitäten und Bemühungen hervorgerufen werden. Das Ziel der Gesprächsführung ist auch die Entwicklung der Persönlichkeit des Klienten. Erwartungen, Interpretationen, die Situation, Vorkenntnisse, die Rolle, eigene Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse prägen unsere Kommunikation in der Gesprächsführung. Nur über den Dialog und das richtige Zuhören, die Akzeptanz des anderen, die Wortwahl und die Körpersprache etc. ist der Austausch von Meinungen, Ansichten und Ideen möglich.

siehe Anhang: Gliederungspunkt 6.1.

6. Konzepte

„Unter Konzept wird ein Handlungskonzept verstanden, in welchem die Ziele, die Inhalte, die Methoden und die Verfahren in einem sinnhaften Zusammenhang gebracht sind.“ (Karlheinz A. Geißler/ Marianne Hege: Konzepte Sozialpädagogischen Handelns. Beltz - Verlag, 9.Auflage 1999, Seite 23)

6.1. Die klientenorientierten Beratungskonzepte

Das nicht - direktive Beratungskonzept (C.R. Rogers)

Rogers stellte in seiner Darstellung verschiedene Thesen auf. Die ersten beiden Thesen sind für Rogers zentral:

These 1:

„ Jedes Individuum existiert in einer ständig sich ändernden Welt der Erfahrungen, deren Mittelpunkt es ist.“(C.R. Rogers)

These 2:

„Der Organismus reagiert auf das Feld, wie es erfahren und wahrgenommen wird. Dieses Wahrnehmungsfeld ist für das Individuum Realität.“(C.R. Rogers 1973) In diesen Thesen sind zwei grundlegende Annahmen formuliert: die der Individualität und die der Subjektivität der Wahrnehmung der Erfahrung. Einen Teil dieser Wahrnehmung integriert das Individuum im Laufe seiner Entwicklung in das Selbst. Antrieb für diese Entwicklung ist eine grundlegende Tendenz des Organismus, „den Erfahrungen machenden Organismus zu aktualisieren, zu erhalten und zu erhöhen.“ (C.R. Rogers 1973)

Nicht alle Wahrnehmungen werden zu Erfahrungen des Selbst:

These 9:

„Wenn Erfahrungen im Leben des Individuums auftreten, werden sie entweder

a) symbolisiert wahrgenommen und in eine Beziehung zum Selbst organisiert,

b) ignoriert, weil es keine wahrgenommene Beziehung zur Selbststruktur gibt, oder

c) geleugnet und verzerrt symbolisiert, weil die Erfahrungen mit der Struktur des Selbst nicht übereinstimmen“ (C.R. Rogers 1973)

Aus diesen Thesen folgert Rogers nun die Anpassung sowie die Fehlanpassung.

These 15:

„Psychische Anpassung besteht, wenn das Selbstkonzept dergestalt ist, dass alle Körperund Sinneserfahrungen des Organismus auf einer symbolischen Ebene in einer übereinstimmenden Beziehung mit dem Konzept vom Selbst assimiliert werden oder assimiliert werden können.“ (C.R. Rogers 1973)

These 14:

„Psychische Fehlanpassung liegt vor, wenn der Organismus vor dem Bewußtsein wichtige Körper - und Sinneserfahrungen leugnet, die dem zufolge nicht symbolisch und in die Gestalt der Selbststruktur organisiert werden. Wenn diese Situation vorliegt, gibt es eine grundlegende oder potentielle psychische Spannung.“ (C.R. Rogers 1973) Als Bedrohung werden die Erfahrungen ,die nicht integriert werden können, empfunden.. Das Selbst wird in seiner Struktur starr, da es sich von dieser Bedrohung abgrenzt. Die These 17 gibt eine Beschreibung in welcher Situation es gelingt die Erfahrungen wieder zu integrieren.

These 17:

„Unter bestimmten Bedingungen, zu denen in erster Linie ein völliges Fehlen jeder Bedrohung für die Selbststruktur gehört, können Erfahrungen, die nicht mit ihr übereinstimmen, wahrgenommen und überprüft und die Struktur des Selbst revidiert werden, um derartige Erfahrungen zu assimilieren und einzuschließen.“ (C.R. Rogers 1973)

Umso stärker nun das Individuum seiner Erfahrungen zu integrieren vermag, um so größer ist die Flexibilität des Selbst und zu gleich das Verständnis für die Erfahrungen anderer. Der Zugang zum Verständnis vom Verhalten des Individuums. Das Ziel des nicht - direktiven Beratungskonzeptes ist die bessere Anpassung des Individuums an die Erfordernisse seiner Lebenssituation. Der Begriff Anpassung ist nicht als einseitige Anpassung des Subjektes an die objektiven Bedingungen zu verstehen. Es geht bei der Anpassung auch nicht um einfache Übernahmen von Werten der Umwelt.

Die Anpassung im Sinne von Rogers geschieht vielmehr durch die Veränderung der Struktur des Selbst in der Auseinandersetzung von Selbstbild und Idealbild. Dabei werden im Selbst Umwertungen vorgenommen, die nicht direkt dem Bild der Umwelt entsprechen müssen. Allerdings unterstellt Rogers immer, dass diese Umwertungen auf sozial anerkannte Weise geschehen. (Karlheinz A. Geißler/ Marianne Hege: Konzepte Sozialpädagogischen Handelns. Beltz - Verlag 9 Auflage 1999, Seite 70 ff)

6.2. Das kommunikationstheoretisch orientierte Beratungskonzept

In der Kommunikationstheorie Watzlawickscher Prägung wird die soziale Bezogenheit gleichsam verabsolutiert: Jegliches Verhalten ist immer Kommunikation. „In diesem Zusammenhang sei von Anfang an darauf verwiesen, dass wir die beiden Begriffe Kommunikation und Verhalten als praktisch gleichbedeutend verwenden“ (Watzlawick 1969)

Durch Ergebnisse von sozialpsychologischen Untersuchungen wird diese These begründet. Die Untersuchungen zeigen, dass menschliches Verhalten nicht deutlich wird, wenn es nicht in seinem sozialen Kontakt verstanden wird. Watzlawick nimmt an, dass die Begrenzung der klinischen Psychologie auf das Individuum und die Frage nach seiner Lebensgeschichte eine künstliche Isolierung darstellen, die zu Fehlschlüssen über die Natur des Menschen führen müssen. „Das Studium menschlichen Verhaltens wendet sich dann von unbeweisbaren Annahmen über die Natur des psychischen den beobachtbaren Manifestationen menschlicher Beziehungen zu. Das Medium der Manifestationen ist die menschliche Kommunikation“ (Watzlawick 1969). Die Psychoanalyse bleibt nach der Ansicht der Autoren dem physikalischen Weltbild ihrer Gründerzeit verpflichtet, während ihnen die Übertragung der Kybernetik auf die Kommunikation als Wende in der Erklärung von Kommunikationsabläufen erscheint. Die Frage nach der Ursache des Verhaltens wird dabei als sinnlos verworfen und ersetzt durch die Frage nach der Funktion des Verhaltens in einem bestimmten Kommunikationszusammenhang. Zur Gründung dieses Zusammenhangs bedienen sich die Autoren des Systemmodells. Damit greifen sie Ergebnisse der Feldtheorie auf, ohne diese als solche zu benennen. Wird in der Erklärung des Lebensraumes das Verhalten noch als Gleichung zwischen Individuum und Umwelt definiert (Lewin 1963), wird es von Watzlawick nur unter funktionellen Gesichtspunkten gesehen. „Ein System ist ein Aggregat von Objekten und Beziehungen zwischen den Objekten und ihren Merkmalen“ (Watzlawick 1969). Diese Systeme werden als offene Systeme definiert, sie stehen in Interaktion mit Systemen und Umwelt. Die Teile des Systems sind durch Rückkopplung miteinander verbunden. Bezogen auf das zwischenmenschliche System der Familie z.B. bedeutet dies, dass die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander durch Feedback charakterisiert sind. Diese können nicht verstanden werden als Addition von Motivation oder als Folge einer Motivation eines Gruppenmitgliedes. Das Verhalten eines Mitglieds der Familie ist nicht verstehbar ohne die Kenntnis der Beziehungen der Gesamtfamilie. Jede Änderung im Verhalten eines Mitgliedes im System hat seinerseits die Funktion des Feedback auf das Gesamtsystem Familie. Offene Systeme sind gekennzeichnet durch Homöostase. Darunter versteht man den dynamischen Prozeß, einen schwebenden Gleichgewichtszustand zu erhalten. Ein System ist „ stabil in Bezug auf gewisse seiner Variablen, wenn diese Variablen die Tendenz haben, innerhalb bestimmter festgelegter Grenzen zu bleiben“ (Watzlawick 1969). In zwischenmenschlichen Systemen bilden sich Beziehungsregeln heraus, die die Homöostase bewirken. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass die Mitglieder ihre Beziehungen wechselseitig definieren und klären. Veränderte Verhaltensweisen von Mitgliedern oder Umwelteinflüssen werden vom System aufgenommen oder modifiziert. Watzlawick versucht, in Anlehnung an die Terminologie der Kybernetik einen wissenschaftlichen Nachweis zu finden, mit dem er sich von der Psyc hoanalyse abgrenzen kann. Die Rechtfertigung diese Ansatzes ergibt sich für ihn aus seinem therapeutischen Impetus. Die Kommunikationstheorie entstand aus der Zusammenfassung von Ergebnissen eines Forschungsauftrages zur Untersuchung von Schizophrenie und Familien, an welcher z.B. auch Laing beteiligt war. Die Ergebnisse liefern eine grundlegende Kritik am bisherigen Krankheitsbegriff der Schizophrenie. Der Ansatz des kommunikationstheoretischen Konzeptes hat eine wesentliche Verflüssigung des Krankheitsbegriffes gebracht. Er zeigt einen neue Verstehenszusammenhang bisher unverstandener und unverständlicher Verhaltensweisen auf. Der Interpretationszusammenhang ist nicht auf die Kommunikationstheorie im Sinne der Kybernetik beschränkt. Die Dynamik und Dramatik dieser Entwicklung wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass u.a. Laing zu dieser Forschungsgruppe gehörte. Er hat diesen gleichen Ansatz der Veränderung im Verständnis der Schizophrenie in völlig anderer Weise verarbeitet. In seiner „Phänomenologie der Erfahrungen“ (1969) rechtfertigt er ein Vorgehen, das sich gänzlich von dem Watzlawick entfernt. Familie ist für ihn lediglich ein Teil des gesamten Gesellschaftssystems, in dem sich gesellschaftlich Widersprüche spiegeln. Der Weg der Heilung und Menschwerdung ist die radikale Verteidigung subjektiver Erfahrung gegen die Verfremdungsversuche auch wissenschaftlicher Modelle(z.B. auch einer Systemtheorie). Die „Reise nach innen“, das Wiedererleben der inneren Lebensgeschichte in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen wird zum Weg der Heilung. Im Gegensatz dazu eliminiert Watzlawick gerade die Eingrenzung auf das kybernetische Modell die historische Dimension des Menschen. Die Lebensgeschichte mit ihren einmaligen Erfahrungen gerinnt dabei zu redundanten Interaktionsmustern, d.h. eine wesentlich Dimension subjektiver Wirklichkeit geht verloren. Das kybernetische Modell beschreibt die Struktur der Interaktion, kann jedoch deren Sinn nicht erklären. Es gibt keine Unterscheidungsmerkmale, die ein Trennung von sinnvoller und sinnloser Kommunikation rechtfertigen könnten. Die Frage nach dem Sinn des Geschehens aber ist auch nach Watzlawick u.a. (1969) noch einer wesentlichen Frage, die zum „existenziellen Nexus“ gehört. Der Verlauf der weiteren Entwicklung des Konzeptes zeigt jedoch ein festhalten an den einmal gefundenen kybernetischen Begründungszusammenhängen. Was 1996 noch als theoretischer Versuch gekennzeichnet wurde, mit dessen Hilfe bislang übersehene Dimensionen der Wirklichkeit kenntlich gemacht wurden und in therapeutischen Möglichkeiten einfließen sollte, wird später in einer polemischen Abgrenzung zum Mittel der Diskriminierung von Sinnfragen. In der Veröffentlichung „Lösungen“ (1975) bezeichnete Watzlawick das Streben, nach dem Sinn zu fragen, als Utopie - Syndrom, das die Neuregelung eines Systems verfehlt. Sinnfragen werden in diesem Zusammenhang gleichgesetzt mit Fragen gesellschaftlicher Verursachungen. Neben der lebensgeschichtlichen Dimension des Individuums wird so auch die historisch gesellschaftliche Dimension reduziert auf den Funktionszusammenhang innerhalb eines Systems. Beratung zu einer Veränderung setzt dort an, wo das System nicht mehr den Anforderungen entsprechen funktioniert. Die Anforderungen selbst werden nicht reflektiert. Diese Funktionsstörungen zeigen sich in der Dysfunktion der Kommunikation oder in dysfunktionalen Lösungsversuchen eines Systems, das sich verändern muss, um bestehen zu können. Gerechtfertigt ist das Eingreifen des Beraters in ein System dann, wenn dieses selbst nicht mehr in der Lage ist, sich spontan zu verändern. (Karlheinz A. Geißler/ Marianne Hege: Konzepte des sozialpädagogischen Handelns. Beltz - Verlag, 9 Auflage 1999, Seite 91 ff)

weitere Konzepte: Gliederungspunkt 7.

7. Forschungsergebnisse

Im Zeitraum von 1967 bis 1992 wurden am Institut III der Universität Hamburg, verschiedene Empirische Forschungen zur klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie durchgeführt. Diese Forschungen wurden von Prof. Dr. Reinhard Tausch durchgeführt.

7.1. Einzel- und Gruppe ngespräche mit Kinder und Jugendlichen

Personenzentrierte Gruppen- und Einzelgespr ä che mit psychisch beeintr ä chtigten Hauptsch ü lern aus 5./6. Klassen (Ursula Pixa - Kettner, Bernd Ahrbeck, Brigitte Scheibel und Anne - Marie Tausch 1978) Bei dieser Forschung wurden 116 Schüler mit Neurotizismus (emotionale Labilität) und Angst aus einer Gesamtstichprobe von 496 Hauptschülern, ausgewählt. Diese 116 Schüler wurden zufallsmässig einer Gesprächsgruppe und einer Kontrollgruppe zugeteilt.

Die Gesprächsgruppe erhielt 9 Wochen lang sechs Gruppengespräche und 3 Einzelgespräche durch 17 Psychologen mit Vorbildung in Gesprächspsychotherapie. Die Erfassung der psychischen Änderungen der Gesprächsschüler in Tests erfolgte im Vergleich mit der Kontrollgruppe sowie durch Selbst - und Fremdeinschätzungsskalen. Hauptergebnisse:

- Die Gesprächsschüler zeigten in den Persönlichkeitstests keine psychischen Änderungen.

Sie verbesserten weniger ihren Intelligenzgesamtwert und Untertestwert in Allgemeinbildung.

- Die Lehrer der Gesprächsgruppe schätzen sie als psychisch stabilisierter ein und in ihrer Gesamtentwicklung verbessert. Die Schüler sind sicherer und selbständiger.

- Jeder zweite Schüler gab nach der Gesprächsperiode an, die Problem seine Mitschüler jetzt besser zu verstehen.

- Geförderte Schüler gemäß des Tests soziale Reife, hatten sich im Vergleich zu den Schülern die darin nicht gefördert wurden, in den Gesprächen tendenziell stärker selbstexploriert.

- Die soziale Interaktion zwischen den Schülern untereinander nahm in den Gruppengesprächen zu.

- Die Selbstexploration der Schüler stand im Zusammenhang mit der variablen Wechselgespräch Psychologe/Schüler.

- Alle Schüler beurteilten die Gespräche als positiv, insbesondere wenn sie als Gesprächspartner Psychologen mit stärker einfühlendem Verhalten hatten.

Merkmalzusammenh ä nge bei hilfreichen Gespr ä chen von Psychologen und Erziehern mit Jugendlichen ( Reinhard Tausch, Adelheid K ü hne, Inghard Langer und Udo L ü ck 1971)

Bei dieser Forschung führten 20 weibliche und männliche Juge ndliche im Alter von 16- 20 Jahren aus verschiedenen Heimen ein halbstündiges Gespräch mit einem Heimleiter und einem in klientenzentrierter Gesprächpsychotherapie ausgebildeten Psychologen. Der Gesprächsgegenstand waren die persönlichen Probleme der Juge ndlichen. Die Untersuchung der Gespräche nach verschiedenen Merkmalen sowie Empfindungen der Jugendlichen gab eine Menge Übereinstimmungen mit Befunden aus der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie. Es ergab sich ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Merkmals Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte des Jugendlichen durch den Psychologen mit innerer Anteilnahme des Psychologen sowie mit Selbstexploration des Jugendlichen. Aktives Bemühen auf Seiten der Heimleiter führte zu einer Verminderung von Selbstexploration der Jugendlichen.

Sch ü ler f ü hren hilfreiche Gespr ä che mit Sch ü lern (G ü nter Thiel, Ingrid Steinbach und Anne - Marie Tausch 1978)

63 Schüler, mit hohen Testwerten in Neurotizismus und Angst, aus allen 5./6. Klassen einer Gesamtschule wurden ausgewählt und zufallsmässig einer Gesprächsgruppe, einer Sportgruppe und einer Kontrollgruppe zugeteilt. Acht Wochen lang erhielten die Gesprächsgruppen einmal wöchentlich eine personenzentriertes Einzelgespräch, die Sportgruppe 2 Sportstunden durch jeweils dafür vorbereitete ältere Schüler, sogenannte Schülerhelfer.

Hauptergebnisse:

Fast 1/3 der Gesamtschüler zeigte eine multiple Verminderung ihrer persönlichen Schwierigkeiten im Vergleich zu nur wenig Sportschülern bzw. Kontrollschülern. Kein Sportschüler und kein Gesprächsschüler zeigte eine multiple Verschlechterung, jedoch jeder zehnte Kontrollschüler. Das Lehrerurteil ergab, dass die Gesprächsschüler insgesamt fröhlicher waren. Die Selbstexploration der Gesprächsschüler hing mit dem einfühlenden nichtwertenden Verstehen ihrer Schülerhelfer zusammen. Dieser Zusammenhang ergab sich auch in einmaligen Kurzgesprächen mit fremden psychisch nicht - beeinträchtigten Schülern.

7.2. Untersuchung zu Einzel - Themen der klinischen Psychologie und Nachbargebieten

Die Beziehung zwischen Emotionalen und Kognitionen, Folgerungen f ü r die Einf ü hlung des Psychotherapeuten (Reinhard Tausch 1994)

In den vergangenen Jahren erfolgte eine umfassende Klärung der Beziehung zwischen Emotion und Kognition. Entsprechend der Theorie von Richard Lazarus hängen Emotionen und Kognitionen eng zusammen. Dies unterstützt und differenziert die Theorie die Carl Rogers 1951 aufstellte. In einer Pilotstudie konnten wir zeigen: 1. Es bestehen deutliche Unterschiede in dem Ausmaß, in dem sic h Psychotherapeuten verschiedener Orientierungen den Emotionen und/oder Kognitionen ihrer Klienten zuwenden. 2. Therapeuten beeinflussen durch ihr Verhalten, in welchem Ausmaß sich die Klienten Emotionen und /oder Kognitionen zuwenden. Die positiven und ne gativen Auswirkungen dieser unterschiedlichen Vorgehensweisen von Psychotherapeuten werden diskutiert. In der Untersuchung ergab sich ferner: Carl Rogers ging im Gespräch mit Klienten zu 2/3 auf die Kognitionen der Klienten ein, zu ca. ¼ auf die Emotionen des Klienten. Das scheint angemessen sowohl von Therapeutischen und Praktischen her. Die theoretische Klärung der Beziehung zwischen Emotionen und Kognitionen erleichtert eine bessere Differenzierung und das Verständnis zu manchen Prozessen in der Psychotherapie.

Kommunikation; Befindlichkeit und Erleben von Arbeitern am Arbeitsplatz (M. Pungs,

I. Steinbach und Anne - Maria Tausch 1979)

Von 42 Arbeitern wurde erfaßt: Ihre Befindlichkeit am Arbeitsplatz durch einen Fragebogen, ihr Erleben der Arbeitssitua tion in einem Interview und die Kommunikation von 19 dieser Arbeiter gegenüber Arbeitskollegen während der Arbeit über Funk auf Tonband. Die Beurteilergruppe schätzt Stichproben der Interviews und Kommunikation nach Merkmalen ein.

Hauptergebnisse:

- Wohlbefinden von Arbeiter am Arbeitsplatz hing zusammen mit der Fähigkeit, in nicht - dirigierender und Hilfe erbittender Weise miteinander zu kommunizieren, sowie mit der Möglichkeit zu persönlichem Erleben(z.B. persönliche Fähigkeiten verwirklichen können, sich für die Arbeit verantwortlich fühlen, Interesse an der Arbeit haben).

- Psychisch beeinträchtigtes Befinden am Arbeitsplatz hing mit wenig entspannter Kommunikation sowie mit geringer Befriedigung in der Arbeit zusammen.

- Hilfreiche Kommunikation sowie persönlichkeitsförderndes Erleben sind nur in geringem Maße am Arbeitsplatz gegeben. Möglichkeiten, diese Situation zu verbessern, werden diskutiert.

Selbstkommunikation von Jugendlichen und ihren Eltern, Zusammenhang mit Psychoneurotizismus und elterlichem Erziehungsverhalten ( Helmut Quitmann, Anne - Marie Tausch und Reinhard Tausch 1974)

In dieser Forschung wurde die Art ihrer Selbstkommunikation, von 124 Jugendlichen (Haupt- und Oberschule des 9. Schuljahres) und ihren Eltern erfasst, d.h. gemäß vorgegebenen Skalenitems Äußerungen oder Gedanken, die eine Person sich laut oder leise selbst gegenüber kommuniziert. Es wurden Persönlichkeitstests sowie ein Fragebogen über Elternverhalten vorgegeben.

Ergebnisse:

- Negative Selbstkommunikation in Form selbsterniedrigender, selbstgeringschätzender

Äußerungen bei Jugendlichen sowie bei ihren Eltern signifikant positiv mit „Psychoneurotizismus“ zusammen.

- Negative Selbstkommunikation der Jugendlichen hing signifikant positiv zusammen mit

Selbstaggression, reaktiver Aggressionen, spontaner Aggressionen sowie allgemeiner Angst. Kein Zusammenhang ergab sich erwartungsgemäß zwischen Art und Ausmaß der Selbstkommunikation der Jugendlichen und sprachlichen Intelligenz, Extraversion, sozioökonomischem Status und Geschlecht. Die Ergebnisse wurden im Hinblick auf Psychodiagnostik, Pädagogische Psychologie und Psychotherapie diskutiert. (http://www.spielmann-psy.ch/forschun.htm)

weitere Forschungsergebnisse: Gliederungspunkt 8.

8. Schlusswort

Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass Gesprächsführung in verschiedenen Problemfeldern zur Besserung von Problemen und Verhaltensmuster führt. Ich habe mich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt. In meiner Arbeit zu diesem Thema ist mir klargeworden, dass es sehr wichtig ist sich selbst genau zu kennen und auch immer seine Handlungen zu reflektieren, um für sich Selbstbestätigung zu erhalten aber auch Fehler bei sich zu erkennen. Es ist sehr wichtig Fehler zu erkennen und bewusst zu machen denn, nur so kann ich sie vermindern oder sogar ablegen. Es ist sehr wichtig auf die Bedürfnisse seiner Klienten, in meinem Fall die Schüler im Internat, einzugehen, denn Kommunikation ist meiner Meinung nach ein bedeutsamer Bestandteil meiner Arbeit. Mir ist auch klar geworden, wie entscheidend es ist, Distanz zu den Schülern zu haben. Ich bin eine Respektperson für die Schüler und muss daher Distanz zu ihnen bewahren und darf nicht ihre Probleme zu meinen machen, wie Rainer Sachse es in seinem Buch beschreibt.

Andererseits kenne ich die Schüler in unserem Haus sehr gut. Sie vertrauen mir ihre Probleme an und zeigen dabei sehr, dass sie auch eine gewisse Nähe zu mir brauchen. Für mich stellt sich nun die Frage. Wie weit muss ich distanziert sein und wann kann ich Nähe geben oder zulassen? In einer beratenden Funktion stell ich mir das nicht so schwierig vor, denn ich lebe eigentlich mit den Kindern zusammen. Ich habe meine eigene Wohnung und auch meine Privatsphäre, aber in bestimmten Problemsituationen, welche nicht oft vorkommen, suchen die Schüler mich doch auf und es fällt mir dann sehr schwer sie abzuweisen und zu sagen „Ich hab jetzt frei, sucht Euch einen anderen Erzieher“.

9. Literaturverzeichnis

Hrsg. Schwendtke, A.: Wörterbuch der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Quelle & Meyer Heidelberg - Wiesbaden 4. Auflage 1995

Stimmer, F. Prof. Dr.: Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit. R. Oldenburg Verlag - München Wien, 4. Auflage 2000

Sachse, Rainer: Praxis der Zielorientierten Gesprächspsychotherapie, Hogrefe- Verlag für Psychologie Göttingen Bern Toronto Seattle 1996

Geißler, Karlheinz A./ Hege Marianne: Konzepte sozialpädagogischen Handelns. Leitfaden für soziale Berufe. Beltz - Verlag Weinheim und Basel, 9. Auflage 1999

Altenthan, S., Betscher-Ott,S., Fischer-Fröndhoff, M., Gotthardt, W., Hobmaier, H., Ott, W., Rätzsch, S., Hrsg. Hobmaier, Hermann: Psychologie. Stam - Verlag Köln-München 1991

Legine, Heiner/ Ehlers, Wolfram: Knaurs moderne Psychologie. Knaurs - Verlag 1994 Krech, D., Crutchfield, Richard S., Livson, Norman, Wilson, William A., Parducci, Allen, Hrsg. Benesch, Hellmuth: Grundlagen der Psychologie, Studienausgabe, Beltz- Psychologie Verlag Weinheim 1992

Daco, Pierre: Psychologie für jedermann. Bechtermünz - Verlag, Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1999

Quellen aus dem Internet:

www.gurdjiff-work.de

http://www.kommunariko.at,selbstbild.html http://www.spielmann-psy.ch/forschun.html www.klm- hannover.de

www.unizh.ch/~geserweb/etim/4_1.html http://labor.12.psychologie.uni-bonn.de http://www.pabst_publishers.com http://www.ilb.uni-bremen.de

http://www.tzu.ch,fachartikel,fachartikel_rv00htm

10. Anhang/ Gliederung

1. Studie zu Selbstwahrnehmung hochwüchsiger Menschen

2. Elementare soziale Wahrnehmung

3. Phänomen des ersten Eindrucks bei der Personenwahrnehmung

4. Selbstverwirklichung in sinnhaften Tätigsein mit anderen. Der Anspruch mehrfach behinderter Menschen auf berufliche Rehabilitation.

5. Inkonsistenz zwischen Selbstbild und der Wahrnehmung durch den Partner. Bedingungen der interpersonellen Wahrnehmung und ihr Zusammenhang mit der Partnerschaftsqualität.

6. Professionelles Handeln Sozialer Arbeit im Feld psychosozialer Krisen

6.1.Professionelle Gesprächsführung für Frauen

7. Konzepte

7.1.Intervention in ausgewählten Beratungssituationen

8. Forschungsergebnisse

8.1.Klientenzentrierte Einzel - Psychotherapie

8.2. Klientenzentrierte Gruppen - Psychotherapie

1. Studie ü ber Selbstwahrnehmung hochw ü chsiger Menschen

Erstaunlich ist, dass die erwarteten Nachteile großer Frauen gegenüber den großen Männern im Selbstkonzept nicht auftreten. Im Gegenteil: Die großen Frauen beschreiben sich im Vergleich zu den großen Männern als antriebsstärker und sozial attraktiver, ferner als geselliger, glücklicher, geschickter, gelenkiger und stärker. Außerdem weisen sie auf der Skala zur Depressivität einen niedrigen Wert auf als die großen Männer. Beim Selbstwertgefühl findet sich kein Unterschied. Hochwüchsige Frauen haben das Problem einen Partner zu finden. Je größer eine Frau ist, desto höher sind ihre Muskulinitätswerte in der Selbsteinschätzung. Dieser Trend findet sich bei den Männern nicht. Je größer eine Frau, desto schlechtere Erfahrungen hat sie mit ihrer Körpergröße im Bereich soziale Beziehungen gemacht. Die exponierte Körpergröße scheint demnach bei den Frauen ein gewisses Unwohlsein im sozialen Kontakt mit sich zu bringen. Es zeigt sich weiterhin, dass sich Frauen mit zunehmender Größe als kränker erleben. Ob es sich dabei um tatsächliche gesundheitliche Einbußen handelt oder eher um ein unspezifisches negatives Körpergefühl, bleibt offen. Außerdem ist dem Ergebnis zu entnehmen, dass Hochwüchsigkeit für Frauen eine hemmende Wirkung bei der Entwicklung der

Geschlechtsrollenidentität hat. Das heißt je größer die Frauen in der Untersuchungsgruppe sind, desto schwerer fällt es ihnen, ihre Rolle als Frau zu finden. Mit der Körpergröße eines Mannes (ab1,90 m) steigt das Gefühl, sozial attraktiv zu sein. Auch steigen die Werte für das Adjektiv leidenschaftlich in der Selbsteinschätzung.

Die Aussage, dass große Frauen im Vergleich zu großen Männern unzufriedener sind mit ihrer Körpergröße, schließt nicht aus, dass es einzelne große Frauen gibt, die mit ihrer Körpergröße zufrieden sind. (Dominik Hoenisch 1995) www.klm- hannover.de

2. Elementare soziale Wahrnehmung und Interaktion

Die Soziologie des Raumes hat Georg Simmel eine Fülle kühner intuitiver Einsichten zu verdanken, deren Systematisierung aber dadurch behindert wird, dass sie auf nicht- deduktive, impressionistische Weise gewonnen wurde und deshalb in erster Linie als anregende heuristische Leithypnosen wertvoll sind, die nicht nur empirischen Explikation bedürfen.

Ein gutes Beispiel dafür bietet jene unscheinbare Textstelle, in denen die nachfolgenden theoretischen Argumentationen diese Kapitels ihre gemeinsame genetische Wurzel haben. Jene Zeile, in denen Simmel auf die Frage, unter welchen Voraussetzungen soziale Beziehungen auch ohne die physische Präsenz ihrer Mitglieder lebensfähig sind, eine überraschende doppelte Antwort formuliert.

„Gerade den in seelischer Einsicht entgegengesetzten Polen menschlicher Verknüpfungen den rein sachlich-unpersönlichen und den ganz auf die Intensität des Gemütes gestellten gelingt dieser Erfolg am leichtesten, den einen, etwa gewissen wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Transaktion, weil ihre Inhalte in logischen Formen und eben deshalb schriftlich restlos ausdrückbar sind, den anderen, wie religiösen und manchen Herzensvereinigungen, weil die Gewalt der Phantasie und die Hingegebenheit des Gefühls die Bedingung von Zeit und Raum in einer oft genug mystisch erscheinenden Weise überwindet.

In dem Masse, in dem diese Extreme ihre Reinheit verlieren, wird die örtliche Nähe erforderlich, wenn jene Objektiv begründeten Beziehungen Lücken zeigen, die nur durch logisch nicht fassbare Imponderabilien auszufüllen sind, oder wenn die rein innerlichen sich einem Beisatz äußerlich sinnlicher Bedürfnisse nicht entziehen können.“ (Simmel 1908 a 480)

In moderner Formulierung mag dies heißen, dass soziale Systeme in dem Masse von kollokaler Interaktion unabhängig werden, als es gelingt, die elementare, auf interpersoneller Wahrnehmung und Kommunikation beruhenden sozialen Interaktionskräfte durch Stabilisierungsgrundlagen nicht sozialer Art zu substituieren. Wobei zwei völlig gegensätzliche, aber unter den genannten Gesichtspunkt dennoch funktional äquivalente Wege zur Verfügung stehen.

· Externalisierung: durch Einprägung sozialer Erwartungen in physischen Trägersubstraten (Schrifttexten, Emblemen, Gebäuden u.a.), die dank ihres konstruktiven Beitrags zur äußeren Handlungssituation eines Akteurs geeignet sind, individuelles Verhalten

unabhängig von der Anwesenheit anderer Personen in vorstrukturierte soziale Bahnen zu kanalisieren.

· Internalisierung: durch Verankerung sozialer Erwartungsstrukturen im psychischen System von Individuen, so dass diese in der Lage und willens sind, sich über das Medium subjektiver Vorstellungen( Erinnerungen, Imaginationen u.a.) auf abwesende Personen zu

beziehen.(UniversitätZürichProf.HansGeser1996)

www.unizh.ch/~geserweb/etim/4_1.html

3. Das Ph ä nomen des ersten Eindrucks bei der Personenwahrnehmung

Menschen treffen häufig innerhalb von wenigen Sekunden eine Einschätzung über Personen, denen sie begegnen. Dieser Eindruck wirkt sich auf nachfolgende Interaktionen mit dem Gegenüber aus. Das Experiment an dem ich gerade teilgenommen habe, untersucht das Phänomen des ersten Eindrucks bei der Personenwahrnehmung. Ich habe die Eigenschaften, mit denen eine Person beschrieben wurde, in einer bestimmten Reihenfolge gezeigt bekommen. Diese Reihenfolge wird bei einer anderen Gruppe von Versuchsteilnehmern genau umgekehrt. Es hat sich in einer ähnlichen Studie gezeigt, dass die ersten Informationen, die man über eine Person erhält, für den Gesamteindruck oft ein großes Gewicht haben als spätere Informationen. Wenn die Beschreibung also mit typisch männlichen Eigenschaften begann, sollte der Eindruck von der Zielperson insgesamt männlich gewesen sein, als der Eindruck derjenigen Experimentteilnehmer, die eine Beschreibung bekamen, die mit typisch weiblichen Eigenschaften begann..( Dipl. Psych. K. Ehrenberg, Dipl. Psych. J. Mierke, Dipl. Psych. Dr. J. Musch) http://labor.12.psychologie.uni-bonn.de

4. Selbstverwirklichung in sinnhaften T ä tigsein mit anderen. Der Anspruch mehrfach behinderter Menschen auf berufliche Rehabilitation und Integration.

Der Titel des Beitrages weist auf ein Problem hin, das seit der Schaffung von Werkstätten für Behinderte virulent ist. Die Offenheit der gesetzlichen Regelungen hat zu unterschiedlichen Vorgehen in der Praxis geführt, so gehen die Angebote von vollen Integration in die Werkstatt bis zu absoluter Segregation in speziellen Förderinstitutionen. Das folgende Zitat zeigt auf, welche Gründe für die Nichtaufnahme in die Werkstatt für Behinderte verantwortlich sind. Wenn dieser Kreis der geistig Behinderten nicht in den bestehenden Einrichtungen arbeiten und leben kann, so liegt dies an der Regel nicht an schwere und Art der Behinderung, sondern zunächst am Gesetzgeber und an den die Gesetze ausführenden Behörden, aber auch an Struktur und Zielsetzung der jeweiligen Einrichtungen. (Gerd Graupp: Behindertenpädagogik 3778, Heft 4/ 1998, Seite 361 - 374)

5. Inkonsistenzen zwischen Selbstbild und der Wahrnehmung durch den Partner.

Bedingungen der interpersonellen Wahrnehmung und ihr Zusammenhang mit der Partnerschaftsqualit ä t .

Die Erfahrung, bei unseren Partnern nicht nur für die Person zu gelten, für die wir selbst uns halten, kann etwas Verstörendes haben. Dies gilt sogar dann, wenn die Abweichung eine positive Richtung hat, wenn also der Partner besser über uns denkt, als wir. Die Dissertationsarbeit untersucht die Bedingungen, unter denen Abweichungen zwischen der Selbstbeschreibung und der Beschreibung durch den Partner die Partnerschaftsqualität beeinträchtigt.

Zumeist sehen die Diskrepanzen in engem Zusammenhang zu anderen Wahrnehmungen der Zielperson in ihrer Partnerschaft. Häufig hängt die Reaktion eines Zielpartners auf die Meinung der andern von deren Valenz ab. Eine Positivabweichung wird als angenehm und schmeichelhaft erlebt, eine Negativabweichung als unangenehm. Bei Merkmalen dagegen, die sich die Zielpersonen mit hoher Gewissheit zuschreiben, werden Positivabweichungen kaum noch begrüßt. Hier treten andere Gesichtspunkte in den Vordergrund, etwa das Gefühl, durch die übertrieben positive Ansicht des anderen überfordert zu werden. Die Zielperson kann auch befürchten, dass die Zuneigung ihres Partners nicht unwesentlich auf dessen übertrieben positive Meinung beruht, so dass sie erwartet, ihn früher oder später zu enttäuschen. Die abweichende Meinung ihres Partners kann ihr auch das Gefühl geben, dass er sie nicht gut genug kennt, um sie tatsächlich um ihrer selber willen zu schätzen.

In einer Fragebogenstudie an 105 Paaren wird gezeigt, dass es vor allem solche Kognitionen sind, die Abweichungen in den Personenbeschreibungen für die beteiligten Partner unangenehm machen. Je länger die Partner zusammen sind, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Zielpartner eine Positivabweichung nicht mehr als schmeichelhaft, sondern als Zeichen für die angedeuteten Probleme erlebt. (Georg Felser 2000) http://www.pabst_publishers.com

6. Professionelles Handeln Sozialer Arbeit im Feld psychosozialer Krisen

Soziale Arbeit erscheint auch gegenwärtig trotz aller Professionalisierungsversuche durch hochschulische und universitäre Ausbildung immer noch als bescheidene Profession. Wenn dann neue Untersuchungen zur Professionalisierung und dem beruflichen Habitus von Sozialarbeiter/innen sehr deutlich aufzeigen können, dass das eigentlich professionalitätsstiftende Studium mit deiner Wissenschaftsvermittlung kaum in die berufliche Praxis hineinreicht, also konkrete sozialarbeiterische Praxis nach dem Studium vielmehr durch biographisches Alltagswissen als durch erlernt wissenschaftliche Konzepte geleitet wird, dann verwundert, dass nicht nur aus der Fremdperspektive der harten Professionen, sondern auch aus den Selbstsichten der Sozialarbeiter/innen eine Konturierung eigener professioneller Kompetenzen und eines souveränen Selbstverständnis kaum möglich ist.

In diesem Projekt “Professionelles Handeln Sozialer Arbeit im Feld psychosozialer Krisen“ steht das Thema die Professionalität sozialarbeiterischen Handelns im Vordergrund, und dies in einem doppelten Sinne. Es soll anhand von Problemanalysen und eigenen kleinen empirischen Untersuchungen im Rahmen des Projektes ausgelotet werden, was professionelles Handeln im Feld psychosozialer Krisen bedeutet. Welche Kompetenzen sollten Sozialarbeiter/innen erworben haben, um eine sinnvolle Hilfestellung leisten zu können? Wie wird in sozialarbeiterischer Praxis Professionalität erzeugt oder vereitelt? Wie ist das Verhältnis von den sich in der Notlage befindenden Menschen, den betreffende Institutionen und dem professionellen Handeln der Sozialarbeiter/innen zu beschreiben?

Gleichzeitig steht die Frage im Zentrum, wie während des Studiums der Sozialarbeitswissenschaften und Sozialpädagogik eine professionelle Ausbildung gewährleistet werden kann. Ein zentraler Zugang zur professionellen Praxis soll im Projekt vor der dem Hintergrund methodischer Kompetenz entwickelt werden. Genau dieses Spannungsverhältnis von Professionalität und Methodenentwicklung in der Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik steht im Zentrum des Projektplenums. Das Plenum soll dabei die Aufgabe übernehmen, den Spannungsbogen des Projektes zu erfassen und in gemeinsamer Arbeit eine Einführung in das Themenfeld von professionellem Handeln und Methodenkompetenz zu ermöglichen und neben weiterer Planung für die nächsten Projektsemester zu entwickeln. So wird neben gemeinsamen inhaltlichen Erarbeitungen in Form von gemeinsamen Textanalysen und Referaten auch die Erarbeitung gemeinsamer Perspektiven eine wichtige Bedeutung zukommen. (Andreas Hanses 2000) http://www.ilb.uni-bremen.de

6.1. Professionelle Gespr ä chsf ü hrung f ü r Frauen

Professionelle Gesprächsführung und ein selbstsicherer Auftritt sind lernbar. Fünf Thesen zu diesem Thema von Susanne Honegger:

These 1:

In dieser Arbeitswelt haben in der Regel die Männer die Spielregeln erdacht und eingeführt, ganz im speziellen die Kommunikationsregeln. Beispielsweise lautet eine: Nimm eine Idee, die im Gespräch fällt auf, formuliere sie etwas um, und stelle sie als deine Lösung zum Problem vor.

Mögliche Strategien im Umgang mit diesen Regeln: Beim formulieren einer Idee, selbstsichere Redewendungen verwenden und nach der Ideenpräsentation mit der Fragestellung „ Was meint Ihr dazu?“ eine Stellungnahme einfordern.

These 2:

Die Förderung der Fähigkeit, selbstsicher aufzutreten, die Stimme zu erheben und laut und deutlich seine Meinung zu äußern, wurde in der Erziehung zur Frau vergessen. Stattdessen wurden Weisheiten wie: Blühe, aber blühe bescheiden, Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, etc. mit auf den Weg ins Leben gegeben.

Mögliche Strategie im Umgang mit der fehlenden Förderung: Es ist nie zu spät! Lernen ist die Spielregel des selbstsicheren Auftritts und dies muss geübt werden. Es sollte die Redewendung „man könnte..“ vermieden werden. Eine wirkungsvolle Aussage ist „ich finde es besser..“

These 3:

Frauen wissen oft nicht, wie sie sich in einem Gespräch am Arbeitsplatz verbünden können und unterlassen somit eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit ihrer Aussagen.

Mögliche Strategie im Umgang mit diesem Nichtwissen: Achten sie beim nächsten Gruppengespräch darauf, wer ihnen bei ihren Ausführungen wohlwollend erkennbar am beifälligen Nicken oder Lächeln zuhört und sprechen sie anschließend diese Person mit der Frage:“ Und was meinen Sie dazu?“ an. Die Person wird ihre Ausführungen bestimmt stützen!

These 4:

Frauen benutzen die Kommunikation um Kontakte und Beziehungen zu pflegen, Männer um ihre Standpunkte darzulegen.

Mögliche Strategie im Umgang mit diesem Unterschied: Lernen Sie, ebenfalls selbstsicher ihre Meinung kundzutun. Dann verfügen sie über das Kombipaket, das in der heutigen Arbeitswelt sehr gefragt ist. Menschen mit Sozialkompetenz und Selbstsicherheit, die ihre eigenen Ideen einbringen und darüber hinaus noch nicht in der Lage sind, einen gleichberechtigten Dialog darüber zu führen.

These 5:

Durch viel subtile Achtung! oder Verbotsschilder( auch deine Mutter konnte kein Mathe, du musst nach Hause kommen bevor es dunkel wird) in der Kindheit verlernen die Mädchen, dass sie stark sind und eine Situation maßgeblich beeinflussen und somit Herrin der Lage sind. Anstelle der Stärke erlernen sie die Hilflosigkeit. Mögliche Strategie im Umgang damit: Handeln statt behandelt werden! Handeln Sie, indem sie sich nicht mehr einreden lassen , dass selbstsicher zu kommunizieren angeboren sein muss.

(Fachartikel S. Honegger 2001) http://www.tzu.ch,fachartikel,fachartikel_rv00htm)

7. Konzept

7.1. Intervention in ausgewählten Beratungssituationen

Erziehungsberatungsstellen

Die Erziehungsberatungsstellen sind Institutionen der Jugendhilfe. Die Einrichtung solcher Stellen gehört zu den Pflichtaufgaben der Jugendämter. Die Erziehungsberatung, wie wir sie heute in ihrer Organisation vorfinden, entstand nach dem zweiten Weltkrieg in Anlehnung an die Child Guidance Kliniken in den USA. Sie ist in ihren Arbeitsschritten stark an diesem Modell, das eigentlich medizinisch ist, orientiert. Die Erziehungsberatungsstelle strukturiert ihr Vorgehen durch die methodische Arbeit. Es sind dies im Ablauf: die Anamneseerhebung, psychodiagnostische Untersuchungen, Elternberatung und wenn notwendig auch Kindertherapie. Von der Konzeption her gesehen sind die Erziehungsberatungsstellen überwiegend an psychologisch - psychotherapeutischen Konzepten orientiert.

Bei der Erziehungsberatung ist, was die äußere Beratungssituation angeht, eine optimale Situation geschaffen. (Ratsuchender - Berater - Beratungsproblem, vgl. Hornstein 1976) Der grobe Rahmen für die inhaltlichen Probleme ist abgesteckt, es geht um Hilfe in Erziehungsschwierigkeiten. Die Mitarbeiter verfügen über Fachkompetenz, die Ratsuchenden suchen von sich aus die Beratungsstelle auf. Der Sozialpädagoge in der Erziehungsberatungsstelle ist mit seiner Art der Arbeit und damit auch mit seinen Interventionen in die Gesamtkonzeption eingebunden. Die psychologisch- therapeutischen Konzepte haben als Grundbestandteil diese Ausschließlichkeit und Vertraulichkeit der Beziehung, ohne die die weitere Interventionen sinnlos werden.

8. Forschungsergebnisse

8.1. Klientenzentrierte Einzel - Psychotherapie

Pr ü fung der psychischen Auswirkungen und Bedingungen von personenzentrierter Einzelpsychotherapie (J ü rgen Rudolph, Inghard Langer und Reinhard Tausch)

194 Personen mit Beeinträchtigungen erhielten von insgesamt 80 personenzentrierten Psychologen durchschnittlich 11 psychotherapeutische Gespräche. Die Klienten hatten in den Anfangstests deutlich seelische Beeinträchtigungen, so allgemeine Unsicherheit, soziale Schwierigkeiten, psychosomatische Beschwerden und sogenannte psychische Beeinträchtigungen.

Ergebnisse:

- Die positiven Änderungen der 149 Klienten allen 80 Psychotherapeuten waren nur mäßig

größer als die der Wartegruppe 35%, die Verschlechterungen waren bei Psychotherapieund Warte - Gruppe gleich, 22%.

- Die erheblich unterschiedlichen Änderungen der Klienten hingen deutlich mit der Qualität

der personenzentrierten Psychotherapeuten zusammen: Psychotherapeuten mit hohen Ausmaß in mindestens 2 der 3 Haltungen (Einfühlendes Verstehen, Achtung - Wärme sowie Echtsein) hatten überwiegend Klienten mit positiven Änderungen, Psychotherapeuten mit hohem Ausmaß in nur einer oder keiner Haltung hatten überwiegend Klienten ohne Änderungen oder mit Verschlechterungen. Nur Einfühlendes Verstehen oder nur Echtsein ist somit keine hinreichende Bedingung für Klienten. Die Befunde bestätigen die Annahme von Carl Rogers von den 3 Haltungen als notwendige und hinreichende Psychotherapeutischen - Bedingungen für konstruktive Änderungen der Gesprächspartner.

- Dagegen waren die Änderungen bei den 149 Klienten nicht abhängig von Art und Ausmaß ihrer Beeinträchtigungen und von ihren Persönlichkeitsmerkmalen

- Abbrechende Klienten verließen die Psychotherapie überwiegend wegen ungünstiger Bedingungen ihrer Psychotherapeuten in den 3 Haltungen.

- Eine Voraussage der Wahrscheinlichkeit der Veränderungen von Klienten ist nach dem 4 Gespräch relativ einfach möglich, indem Klienten ihre Wahrnehmungen von dem Helfer und ihre Empfindungen in dem Gespräch angeben.

Empirische Kontrolle der Effekte und Prozesse klientenzentrierter

Gespr ä chspsychotherapie bei psychoneurotischen Klienten (Hanko Bommert, Wolf - R ü diger Minsel, Bernd Fittkau, Inghard Langer und Reinhard Tausch)

44 psychoneurotische Klienten wurden einer Psychotherapie - Gruppe und einer Warte - Gruppe zufallsmässig zugeteilt. Die Klienten der Psychotherapie - Gruppe führten innerhalb von 8 - 9 Wochen durchschnittlich 6 psychotherapeutische, auf Tonband registrierte Gespräche mit insgesamt 13 klientenzentrierten Psychotherapeuten. Die Klienten der Warte - Gruppe erhielten während dieses Zeitraums keine Gesprächspsychotherapie. Vor und nach der Psychotherapie bzw. Wartezeit wurden alle Klienten mit verschiedenen psychodiagnostischen Messinstrumenten getestet. Gemäß der Regressionsabweichungswerten dieser Tests zeigte die Gruppe der Klienten mit Gesprächspsychotherapie auch unter Berücksichtigung sogenannter spontaner Remissionen in wesentlichen Dimensionen (z.B. Psychoneurotizismus) konstruktive psychische Änderungen. Prozessvariablen von Psychotherapeuten und Klienten (Einschätzungen von Tonbandaufnahmen durch neutrale Beurteiler sowie Einschätzungen der Klienten) zeigten Zusammenhänge, allerdings nicht durchgängiger Art, mit den Änderungen der Klienten in den Tests.

Klienten - Erfahrungen und Zusammenhang mit psychischen Ä nderungen in personenzentrierter Gespr ä chspsychotherapie (Jochen Eckert, Hans - Joachim Schwatz und Reinhard Tausch)

97 Klienten, die wegen persönlicher Schwierigkeiten durchschnittlich 9 Gespräche personenzentrierter Psychotherapeuten erhielten, füllten nach jedem Gesprächskontakt einen Fragebogen mit ihren Erfahrungen im Gespräch aus. Die Fragen erstreckten sich auf die Wahrnehmung ihrer Probleme in neuen Bedeutungen, die Befriedigung und Zuversicht und über die Gespräche. Diese Erfahrungen waren bei einer Extremgruppe von 25 deutlich konstruktiv geänderten Klienten und einer Extremgruppe von 25 kaum geänderten Klienten erheblich unterschiedlich, und zwar schon im ersten Gesprächskontakt. Offensichtlich unterscheiden sich Klienten in ihrer Ansprechbarkeit auf psychotherapeutischen Bedingungen.

Einzelergebnisse:

Die Erfahrungen der Klienten hingen mit dem Ausmaß ihrer Selbstexploration im Gespräch zusammen, ferner auch mit dem einfühlenden Verstehen und der gefühlsmäßigen Zuwendung, des Psychotherapeuten zum Klienten. Die Gruppe wenig geänderter Klienten erreichte am Ende der Psychotherapie die günstigen Erfahrungen, die die Klienten mit konstruktiven Änderungen schon am Anfang der Psychotherapie hatten. Die Verwendung, des Klienten - Erfahrungsbogen gibt einer Beratungssituation, den jeweiligen Psychotherapeuten sowie den Klienten Informationen über die wahrscheinliche Qualität der psychotherapeutischen Gespräche und ermöglicht ihnen Konsequenzen.

Klientenzentrierte Gespr ä chspsychotherapie mit Insassen eines Gef ä ngnisses ü ber Telefon (Gabriele Doll, Karen Feindt, Adelheid K ü hne, Inghard Langer, Wolf - Dieter Steinberg und Anne - Marie Tausch)

26 männliche Insassen eines Gefängnisses wurden 6 klientenzentrierte Gespräche durch 18 Psychologen mit Vorbildung in Gesprächspsychotherapie über Telefon angeboten. Die Testveränderungswerte dieser Gefängnisklienten wurden mit denen einer Kontrollgruppe von 36 Gefängnisinsassen ohne Gespräche verglichen.

Hauptergebnisse:

Die Gefängnisklienten zeigten nach der Gesprächsperiode, verglichen mit der Kontrollgruppe, einen Anstieg von Selbstakzeptanz sowie Abnahme der Lügentendenz. Klienten, die alle 6 angebotenen Gespräche wahrgenommen hatten zeigten im Vergleich zu denen mit weniger als 6 Gesprächen, eine Verminderung von Psychoneurotizismus und Aggressionsbereitschaft. Die Untersuchungsbefunde gaben Hinweise, dass sich bei den Insassen von Gefängnissen um eine Personengruppe mit auffälligen psychischen Beeinträchtigungen handelt und dass ihnen seelische Hilfe durch klientenzentrierte Gespräche gewährt werden kann.

Klärende Zwischengespr äche und alternative Therapeutenwahl durch die Klienten (Helga Sch äfer)

Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie Klienten mit geringen oder ausbleibenden Änderungen gefördert werden können und wie die Zahl der Klienten, welche die Psychotherapie abbrechen, verringert werden kann. Dies wurde an 86 Klienten der klientenzentrierten Einzelpsychotherapie untersucht(45% über 35 Jahren; 65% Frauen) mit 27 Warteklienten verglichen. Zur Herstellung günstiger Therapiebedingungen führte jeder Klient mit einem außenstehenden Psychologen nach den 5. Und 10. Kontakt je ein klärendes Zwischengespräch. Den ersten 44 Klienten wurde jeweils ein Therapeutenpaar zugewiesen(Teamtherapie, erfahrener und lernender Therapeut), während die nächsten 42 Klienten nach entsprechenden Vorgesprächen die Wahl zwischen zwei Therapeutenpaaren hatten.

Ergebnisse:

Klärende Zwischengespräche führen bei Klienten zu günstigen Auswirkungen, besonders bei Klienten, die sich nur mäßig gebessert hatten. Insgesamt lag ihre Bedeutung darin,

dass sie Unausgesprochenes zu Sprache brachten und weiterführende Hinweise für Therapeuten und Klient lieferten. Die Möglichkeit der Wahl des Therapeutenpaars wirkte sich eindeutig günstig auf die Abbruchquote und den Therapieerfolg aus.

Experimentelle Ä nderung des Psychotherapeutenverhaltens in psychotherapeutischen Gespr ä chen und Auswirkungen auf Klienten (Klaus Sander, Reinhard Tausch, Reiner Bastine und Klaus Nagel)

Bei insgesamt 12 psychoneurotischen Klienten verminderten 4 klientenzentrierte Psychotherapeuten innerhalb üblicher Kontakte der Gesprächspsychotherapie für ca. 10 Minuten das Ausmaß der Psychotherapeutenvariable „Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte des Klienten“. Die schriftlichen Transkripte der Tonaufnahmen wurden von zwei Gruppen naiver Beurteiler anhand der revidierten Truax - Skalen im unwissenschaftlichen Verfahren auf die Psychotherapeutenvariable sowie auf die Klientenvariable „Selbstexploration“ eingeschätzt. Die der experimentellen Phase vorausgehende sowie nachfolgende Phase wurde ebenfalls kontrolliert. In der Varianzanalyse ergab sich bei signifikanter Verminderung der Psychotherapeutenvariable ein signifikantes Absinken der Selbstexploration der Klienten sowie ein Ansteigen der Rate externaler Äußerungen der Klienten. Mit Anstieg der Psychotherapeutenvariablen nach Ende der experimentellen Phase erhöhte sich die Selbstexploration der Klienten auf das vorexperimentelle Niveau. Man kann annehmen, dass Psychotherapeuten durch ein hohes Ausmaß an Variablen „Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte des Klienten „ ein hohes Ausmaß von Selbstexploration bei Klienten uns somit günstige Chancen für konstruktive Änderungen bei den Klienten bedingen können.

8.2. Klientenzentrierte Gruppen - Psychotherapie

Die Auswirkungen intensiver personenzentrierter Gespr ä chsgruppen bei Klienten mit seelischen Beeintr ä chtigungen (Manfred Bruhn, Reinhold Schwab und Reinhard Tausch) 127 Klienten mit deutlich seelischen Beeinträchtigungen, die sich an unsere Psychotherapeutische Beratungsstelle wandten, nahmen an einer 2 1/2 tägigen personenzentrierten Gesprächsgruppe teil, jeweils 10 Klienten und 2 Psychotherapeutische Helfer, insgesamt wurden 17 Gruppen von 16 hochqualifizierten Helfern durchgeführt. Eine Woche vor Beginn der Gruppengespräche, 4 Wochen danach sowie 6 Monate danach fanden Testuntersuchunge n zur Feststellung der Änderungen statt. 31 Klienten wurden getestet und warteten auf Grund der Überfüllung mindestens 6 Wochen (Vergleichsgruppe).

Ergebnisse:

Deutliche Besserung in den individuellen Beeinträchtigungen und Tests ergab sich 4 Wochen danach bei 24 der Psychotherapieklienten (7% der Warteklienten), Besserung bei weiteren 47 % (19 % bei den Warteklienten), keine Änderung bei 22%. Verschlechterung ergaben sich bei 8% der Psychotherapieklienten(32% der Warteklienten). Die Änderungen der Psychotherapieklienten fanden vermehrt bei den starken Beeinträchtigungen statt, bei den Warteklienten bei leichter Beeinträchtigung. 61% der Klienten waren mit den Gruppenbegegnungen zufrieden, 18% unzufrieden und 89% hielten die Gruppengespräche für hilfreich und wichtig für sich selbst. In den Tests

6 Monate später ergab sich bei den Psychotherapieklienten eine Tendenz zur weiteren Verbesserung.

Die Änderungen der Klienten hingen zusammen:

1. Mit dem Ausmaß der Selbstöffnung, Echtheit und Anteilnahme der Klienten im Gespräch.

2. Mit der Wahrnehmung der Klienten, dass ihre Helfer deutlich einfühlend verstehen, achtungsvoll - warm und echt waren.

Personenzentrierte Gruppenpsychotherapie: Prozesse und Auswirkungen nach 1 Jahr bei

87 Klienten (Gisela Pomrehn, Reinhard Tausch und Sven T ö nnies)

87 Klienten einer psychotherapeutischen Beratungsstelle mit deutlich sogenannten psychoneurotischen Beeinträchtigungen nahmen an einer 2 ½ tätigen personenzentrierten Gruppenpsychotherapie mit 4 Nachtreffen teil. Jede Gruppe bestand aus 8 - 11 Klienten und 2 Psychotherapeuten (insgesamt 14 Gruppen mit 13 qualifizierten

Psychotherapeuten). Vor den Gruppengesprächen, 6 Wochen danach und ein Jahr später fanden psychodiagnostische Untersuchungen statt. 41 Klienten warteten 6 Wochen auf Psychotherapie und wurden vorher und nachher getestet.

Ergebnisse:

6 Wochen nach der Gruppenpsychotherapie waren 26% der Klienten in ihren individuellen Beeinträchtigungen deutlich gebessert(Warteklienten 2%), 44% gebessert

(Warteklienten 27%), 21% unverändert(Warteklienten 39%) und 9% verschlechtert(Warteklienten 32%). Ein Jahr nach der Gruppenpsychotherapie waren 46% deutlich gebessert, 26% gebessert, 23% unverändert und 5% verschlechtert. Ferner waren 65% der Klienten deutlich zufrieden mit der Psychotherapie, 22% etwas unzufrieden und 13% unzufrieden. Die Unzufriedenheit der Klienten in sechs wichtigen Lebensbereichen z.B. Beruf - Arbeit, Sexualität - verminderte sich im Vergleich zu den Warteklienten erheblich.

Die Art des Umgangs mit sich selbst sowie mit anderen, ferner mit Medikamenten und Alkohol besserte sich deutlich.

49% der Klienten mit deutlichen psychosomatischen Beeinträchtigungen zeigten Besserung oder Fortfall, 17% hatten Verschlechterungen.

Unveränderte - verschlechterte Klienten unterscheid en sich in ihren Prozesserfahrungen gemäß eigener Einschätzung deutlich von gebesserten Klienten. Sie äußern sich weniger über ihr Fühlen und ihr Selbst, waren weniger bemüht, fühlten weniger Vertrauen zur Gruppe, lernten weniger von anderen. Sie unterschieden sich nicht in soziobiographischen Daten, Art und Ausmaß der Belastung der Beeinträchtigungen sowie in Tests. Von der Psychotherapie waren sie in ihren Erwartungshaltungen weniger offen und flexibel. Deutlich gebesserte Klienten nahmen ihre Psychotherapeuten bedeutsam einfühlsamer, warmsorgender, echter sowie aktiver wahr als wenig gebesserte oder verschlechterte Klienten.

Prozesse und Auswirkungen personenzentrierter Gespr ä chsgruppen bei Arbeitslosen (Fritz Grimm Peter Dircks, Inghad Langer)

57 Arbeitslose nahmen an personenzentrierten Gruppengesprächen teil. Die Auswirkungen dieser Gespräche wurden im Vergleich mit einer Kontrollgruppe von 30 Arbeitslosen ohne Gruppengespräche überprüft. Es wurden veränderungsmessende und das Gruppenleben betreffende Fragebogen zu verschiedenen Zeitpunkten vorgegeben. Außerdem wurden 10 -12 Wochen nach dem Ende der Gesprächsgruppen Nachbefragungsinterviews durchgeführt. Die auf Tonband aufgezeichneten Gruppengespräche wurden inhaltlich analysiert.

Hauptergebnisse:

Personenzentrierte Gesprächsgruppen erweisen sich als geeignet den spezifischen negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit im psychischen, psychosomatischen und psychosozialen Bereich entgegenzuwirken. So verhelfen die Gesprächsgruppen unter anderen zu eine r Zunahme des Selbstwertgefühls und Selbstvertrauen, Stabilisierung des durch die Arbeitslosigkeit bedrohten Selbstkonzeptes, bessere Nutzung der zur Verfügung stehenden freien Zeit, Verbesserung der sozialen Kontaktfähigkeit und Verringerung sozialer Rückzugstendenzen, Verhinderung der sonst zu erwartenden Abnahme soziale Aktivitäten, Bewältigung von Aggressionen, Verbesserung des destabilisierten psychosomatischen Befindens, Verminderung einer mit anhaltender Dauer der Arbeitslosigkeit zunehmender Depressivität. 81% der Gruppenteilnehmer bewerten personenzentrierte Gesprächsgruppen für Arbeitslose als wichtig und hilfreich.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Von der Selbstwahrnehmung zur Selbstkontrolle Nähe und Distanz in der Gesprächsführung an Hand von Konzepten und Forschungsergebnissen begründet
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Autor
Jahr
2001
Seiten
36
Katalognummer
V103053
ISBN (eBook)
9783640014330
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle, Nähe, Distanz, Gesprächsführung, Hand, Konzepten, Forschungsergebnissen
Arbeit zitieren
Monique Lange (Autor:in), 2001, Von der Selbstwahrnehmung zur Selbstkontrolle Nähe und Distanz in der Gesprächsführung an Hand von Konzepten und Forschungsergebnissen begründet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103053

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