Kleist, Heinrich von - Das Erdbeben in Chili - ein institutionssoziologischer Textzugang


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

3 Seiten, Note: 5.75 (CH)


Leseprobe


Heinrich von Kleist: Das ERDBEBEN von Chili, ein institutionssoziologischer Textzugang

1. Einleitung - Vorbemerkung zu Thema Institutionssoziologie

Institutionen sind Einrichtungen, die eine Gesellschaft vorgenommen hat. Zitat aus Jürgen Ritsert, Denkweisen und Grundbegriffe der Soziologie:

„Eine Institution ist ein Satz, von Rollenerwartungen, der sich auf ein bestimmtes, in Regeln (Muss-Erwartungen) festgelegtes Vorgehen, Verfahren, der Mitglieder einer Gruppe bezieht. Die Heirat ist beispielsweise die Institution, durch die eine Ehe offiziell zustande kommt.“ Lange Rede kurzer Sinn: Verfahren (Textelement) ist die Heirat, Funktion ist die Ehe.

In der Institutionssoziologie geht es nicht darum, den Text zu interpretieren. Es geht um Status und Funktion bzw. Funktionswandel der Literatur. Wobei sie die Annahme macht, dass Produktion und Rezeption literarischer Werke durch jeweils epochale Rahmenbedingungen bestimmt sind.

Man muss also bei der Betrachtung des Werkes immer die zeitlichen Hintergründe zum Verständnis beiziehen. Also, geistesgeschichtliche wie diskursanalytische Verfahren sind hier geeignet, um die Funktion eines Werkes zu deuten.

2. Erläuterung Theorieteil mittels Exzerpten und Textbeispielen

Bemerkung: Die Textbeispiele stehen nicht in unmittelbaren Zusammenhang zu den Exzerpten. Sie dienen primär zur Demonstrierung denn zur Erklärung der Exzerpte.

Kommentar 1: Man versucht hier die Funktionsbestimmung aus dem Text heraus zu machen. Man kann feststellen, dass Kleist diese Textstellen benutzt = Funktion, um an der Kirche Kritik zu üben. Die Wörter Erzbischof und die Gegenüberstellung von Gott und Kirche bekräftigen diese These. Man sieht also, mit solchen Elementen kann man eine Funktionsbestimmung vornehmen.

Kommentar 2: Isolierung bedeutet etwas absondern vom anderen. So isoliert Kleist eine einzelne Begebenheit. Dieses Verfahren ermöglicht Kleist, die Novelle als autonomes Kunstwerk zu setzen. Damit tötet er die Unsicherheit, dass er nicht bloss eine triviale Geschichte erzählt - also eine Abfolge von wechselnden Reizen. Den davor hatte Kleist Angst. Die beiden Textstellen zeigen zwei ganz verschiedene Welten. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, sie sind aus zwei verschiedenen Geschichten.

Das ganze zielt demnach =Funktion darauf ab, die Geschichte spannend zu machen. Das vom Zufall gelenkte Ereignis senkt zudem den Grad der Fiktivität der Geschichte für den Rezeptenten.

Kommentar 3: Hier will ich erläutern, dass oft nicht die Wirkung der Novelle oder der Begebenheit angeschaut werden darf, sondern die formale Ausdrucksweise samt seinem Funktionsmechanismus und dessen Auswirkungen. Eine Art versteckte Botschaft könnte man das nennen. Unter 3.2 sehen wir das sehr deutlich. „..welche schwer an den Füssen verwundet auf dem Boden lag..“. Unter der Schwiegervater, der an der Schulter verletzt war..

Diese beiden Redewendungen zeugen genau davon, dass Kleist eben eine Art Metaphern benutzte um bestimmte Dinge auszudrücken. „Füsse, verwundet, Frau“ das will sagen, sie ist nicht mehr imstande das Kind zu stillen. Oder der Schwiegervater, der früher kräftig und stark war ist jetzt alt und schwach. Das drückt Kleist mit „verletzt an der Schulter aus“. Oftmals sind solche Dinge für die Wertung eines Werkes - also der formale Funktionsmechanismus; als die grobe Frage nach der Bedeutung der Novelle selbst.

Kommentar 4: Räsonnieren bedeutet nachdenken. In der aufklärerischen Literatur finden wir immer räsonnierende Elemente, denn das war der zentrale Punkt (konstitutiv = aufbauend, wesensbestimmend) der aufklärerischen Dichtkunst. Im Klartext, in Kleists Text finden wir nur erzählte Handlung - keine Gedanken über den Text. Der Leser ist selbst aufgefordert, die Textepisoden zu verknüpfen und die Moral der Geschichte herauszusehen. Deshalb zerreisst Kleist eben diesen Zusammenhang. Die Funktion ist also, dass der Leser nun plötzlich denken muss. Aufgrund dessen kann man hier von einem Funktionswandel der Literatur sprechen. Musste den Leuten in der Aufklärung die Botschaft eines Textes fast eingetrichtert werden, so mussten sie sich jetzt selber den Kopf darüber zerbrechen. Dieser Wandel führte zu Kritik vom Pöbel an Staat und Ordnung.

3. Versuche zur Beantwortung der Frage: „Welche Antwort gibt der Text auf die Frage, ob Gott existiert“

Im Text stossen wir auf zahlreiche Passagen die auf eine Verbindung mit Gott hindeuten.

„Er senkte sich so tief, dass seine Stirn den Boden berührte, Gott zu danken .. „..und nur der unendlichen Langmut Gottes schrieb er es zu, dass sie noch nicht gänzlich vom Erdboden vertilgt worden seien.“

Für Kleist stellt Gott etwas Selbstverständliches dar, das nicht angezweifelt wird. Allerdings wird die Kirche als intolerant und grausam dargestellt. Aus dem entnehme ich eine Kritik von Kleist an der damaligen Kirche. Kleist trennt bewusst Gott und Kirche. Gott ist Gut - Kirche ist schlecht.

Deshalb denke ich, dass der Text Ja sagt zur Existenz Gottes.

4. Beurteilung von Kleists Text und der von mir vorgestellten Textanalyse

Kleists Text eignet sich für die institutionssoziologische Wertung. Kommen doch zahlreiche Elemente vor, die einen klaren Funktionsmechanismus aufzeigen.

Bsp. → Szene des kurzen Glücks der wiedervereinigten Liebenden

= Demonstrierung des Kleistischen Anarchismus. (soll zeigen, dass der Mensch zwar ohne Herrschaft also in Anarchismus, aber nicht ohne Gemeinschaft leben kann.)

Ich fand das Thema sehr schwierig. Doch gegen Ende des Studiums der Lektüre habe ich so hoffe ich verstanden, um was es geht. Das Schwierige dabei ist sicher, die klare Trennung von Funktion und Funktionswandel der Literatur - von Gegenstand und Prozess. Das vielleicht ein Nachteil.

Doch vorteilhaft an dieser Methode ist sicher, dass man nicht nur den Text als solches sieht, sondern sich auch überlegt, aus welchen Beweggründen er überhaupt geschrieben wurde und sich so einen Funktionsmechanismus zusammenstellen kann.

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Kleist, Heinrich von - Das Erdbeben in Chili - ein institutionssoziologischer Textzugang
Note
5.75 (CH)
Autor
Jahr
2000
Seiten
3
Katalognummer
V103020
ISBN (eBook)
9783640014002
Dateigröße
341 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Referat über Institutionssoziologie anhand von Kleists Erbeben von Chili
Schlagworte
Heinrich von Kleist
Arbeit zitieren
Florian Betschart (Autor:in), 2000, Kleist, Heinrich von - Das Erdbeben in Chili - ein institutionssoziologischer Textzugang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103020

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