Erörterung zum Thema Fernsehshows am Beispiel von Quizshows


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

4 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Erörterung zum Text: „Quiz, Quiz, agis“

I. Einleitung

„Veni, vidi, vici“ lautet ein bekanntes lateinisches Zitat. Suchen Sie aus den folgenden vier Antwortmöglichkeiten die Richtige heraus. Gelingt es Ihnen, haben sie 500.000 DM sicher gewonnen. Heißt dieser Ausspruch übersetzt: a)“Ich denke, also bin ich“, b)“Pech im Spiel, Glück in der Liebe“, c)“Ich bin ein Berliner“ oder d)“Ich kam, sah und siegte“ ?

Millionen von Fernsehzuscha uer beschäftigen sich fast täglich mit solchen und ähnlichen Fragen, fiebern vor ihren Bildschirmen mit dem verzweifelten Kandidaten mit, der nach und nach seine Joker verbraucht und sich dann doch für Antwort b) entscheidet. Seit einigen Wochen gehören Quizshows zu den erfolgreichsten und beliebtesten Fernsehsendungen. Die Frage, warum diese Quizshows plötzlich so erfolgreich sind wird den Kandidaten zwar nie gestellt werden, aber der Text „Quiz, Quiz agis“ versucht, uns einige Erklärungen zu liefern.

II. Hauptteil

1. Textwiedergabe

Der Text „Quiz, Quiz, agis“, veröffentlicht in „Der Spiegel“ Heft 48/2000, ist ein Kommentar zu dem derzeitigen Boom der Fernsehquizshows.

Einführend stellt der Autor fest, dass mittlerweile jeder Sender seine eigene Quizshow haben sollte, da es nicht von Cleverness und Geschäftssinn zeuge, wenn man den Quizshowboom nicht nutzt. Mögliche Erklärungen für den Quizshowboom präsentiert der Autor in Anspielung an die Aufmachung der Quizshows als Items einer Multiple-Choice-Frage. Der Erfolg der Quizshows könnte möglicherweise an die lange Tradition der beliebten Quizshows seit Beginn des Fernsehzeitalters anknüpfen. Vielleicht sucht der Mensch aber auch in der heutigen hochtechnisierten Computergesellschaft nach der Möglichkeit seine Fähigkeiten ohne Zuhilfenahme der neuen Medien zu testen. Es ist ebenfalls denkbar, dass die Quizshowmoderatoren durch ihre außergewöhnliche Präsentationsweise die Attraktivität der Quizshows gesteigert haben. Ein weiterer Grund könnte in der Einfachheit und Klarheit des Multiple-Choice-Schemas liegen, das in unserer komplexen und hektischen Welt einen Ort der Nachvollziehbarkeit und damit einen Ruhepunkt darstellen würde. Als letztes Argument führt der Autor an, dass Quizshows im Gegensatz zu den seichten emotionsüberfluteten Talkshows effektiv brauchbares Wissen vermitteln könnten. Welcher dieser Argumente nun zutreffend sein könnten wird vom Autor ebenfalls in gängiger Quizshowmanier gezeigt: Es wird geraten. Der Autor lehnt die ersten drei Erklärungsmöglichkeiten mit teilweise substanzlosen und subjektiven Behauptungen ab. Anstatt von den verbliebenen Möglichkeiten die Richtige zu nennen, verweist er am Schluss wie bei den Fernsehquizshows auf die Zeit nach der Werbung.

Der Kommentar ist auf eine sehr satirische Weise geschrieben. Dies wird schon im ersten Abschnitt deutlich, in dem ein leicht abgewandeltes lateinisches Zitat, das eigentlich für niveauvolle Bildung steht, unter Verwendung des Wortes „bescheuert“ (Z. 11) ziemlich niveaulos übersetzt wird. Die Sprache des Textes weist deutlich umgangsprachliche Züge auf. Als Beispiele dafür stehen Wörter wie „Befindlichkeitsgeschwafel“ (Z. 36) oder „Quatsch“ (Z. 42). Das niedrige Stilniveau wird auch durch die teilweise respektlosen Personenbezeichnungen wie Old Lembke (Z.16) oder Dackelgesicht für Günter Jauch (Z.43) und eine herabsetzende Bemerkung zu Ulla Kock am Brink (Z.46) verdeutlicht. Das niedrige Stilniveau ist umso beachtlicher, da sich der Kommentar auf Quizshows, denen ein vergleichsweise hohes Niveau nachgesagt wird, bezieht. Eine weitere sprachliche Besonderheit ist die Darstellung der Argumente im Rahmen einer für den Autor typischen Fernsehquizshow. Dabei wird er vom Autor in das Quiz eingebunden. Dies erreicht der Autor, indem er die 1. Person Plural benutzt. „Wir fragen...“ (Z.14) „Wir raten...“ (Z. 36). Dadurch wird der Leser in die Argumentation und die Sprache hereinversetzt und begibt sich mit dem Autor auf das Niveau des Textes und damit auf das Niveau der dargestellten Quizshow. Der Leser wird am Schluss als Zuschauer direkt angesprochen “... erfahren Sie gleich, nach der Werbung.“ (Z. 46), ohne dass der Autor die richtige Antwort dann noch liefert. Dadurch wird der Leser angeregt, sich über den Text Gedanken zu machen.

2. Texterörterung

Der Autor des Autor des Kommentars führt folgende Argumente an, die dazu beitragen, eine Antwort auf die Frage nach der plötzlichen Beliebtheit der Quizshows zu finden. Als erstes bezieht er sich auf die Tatsache, dass Quizshows schon immer zu den beliebtesten Fernsehprogrammen gehörten und dass deshalb die neuen Quizshows an die traditionelle Beliebtheit der Vergangenheit anknüpfen. Dieses Argument verwirft der Autor jedoch mit der Begründung, dass das Fernsehen sowieso nur Wiederholungen bringt und daher die neuen Quizshows deswegen eigentlich keine besondere Anziehungskraft ausüben dürften. Dieser doch sehr pauschalisierenden Ablehnung des Arguments kann so nicht zugestimmt werden. Zwar ist das Konzept der Quizshows im Großen und Ganzen immer dasselbe geblieben, doch haben sich die Rahmenbedingungen und das Ambiente sehr stark verändert. Die Gewinnsummen sind mittlerweile ins Astronomische gestiegen und die Aufmachung der bis aufs Modernste durchgestylten Studios mit futuristischen Lichteffekten und modernster Computertechnik tragen ebenfalls zu einer erhöhten Attraktivität der Shows bei.

Zweitens ist der Autor der Ansicht, dass das Gehirn des Menschen noch einmal seine Fähigkeiten gegenüber der modernen Computerwelt zeigen möchte, bevor der Computer auch dessen Funktion übernimmt. Dieses Argument verwirft der Autor mit der Begründung, dass der moderne Mensch die Zukunft verdränge und sich deshalb mit dem Problem nicht befasse. Diese Argumentation kann man so nicht stehen lassen. Richtig ist, dass der Mensch immer das Bestreben hat, sich selbst seine Fähigkeiten zu beweisen und sich deshalb gerne an den Fragen der Quizshows messen möchte. Nicht richtig ist meiner Auffassung nach die Behauptung, dass der PC unsere kognitiven Fähigkeiten vollends übernehmen kann und wird. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er sich sein ganzes Leben in einem Entwicklungs- und Lernprozess befindet und versucht, seinen Wissensdurst zu stillen um möglichst erfolgreich und begehrt zu sein. Dabei kann er sich der Hilfe der Computer bedienen, jedoch wird der Mensch niemals seine eigenen geistigen Fähigkeiten aufgeben. Die Begründung, der Mensch verdränge die Zukunft, ist substanzlos und wird vom Autor auch nicht weiter belegt. Dagegen existieren einige Argumente, die dafür sprechen, dass der Mensch sehr wohl an seiner Zukunft interessiert ist, man nehme sich die Sorge über die Anwendung der Gentechnik beim Menschen als Beispiel.

Das dritte vom Autor angeführte Argument bezieht sich auf die Präsentation der Quizshows durch die Moderatoren. Deren Ausstrahlung, Spontanität und Moderationsweise könnte die Quizshows attraktiver gemacht haben. Jedoch äußert sich der Autor sehr abfällig über die Fähigkeiten der Moderatoren. Dass diese rein subjektiven, teilweise beleidigenden persönlichen Einschätzungen des Autors zu den Fähigkeiten der angeführten Moderatoren keine weitere Aussagekraft hat, ist offensichtlich. Der Autor übersieht, dass die Moderatoren den Ansprüchen des Publikums in vielen Bereichen gerecht werden, indem sie in ihren Send ungen Nervenkitzel, Gefühle und Emotionen in den Vordergrund stellen. Gerade Günter Jauch zum Beispiel hat durch seine spannende, manchmal etwas gemeine Art die Kandidaten zu verwirren den Boom der Quizshows gefördert, wenn nicht sogar mit ausgelöst.

Eine weitere Erklärungsmöglichkeit für den Quizshowboom sieht der Autor in der Klarheit und der beruhigenden Wirkung der Quizshows, wozu er jedoch keine weitere Stellungsnahme abgibt. Diesem Argument möchte ich zustimmen. Im Zeitalter der Informationsflut, die durch die neuen Medien auf uns einströmt und der zunehmenden Unübersichtlichkeit vieler Lebensbereiche könnten Quizshows eine rettende Insel der Klarheit für uns darstellen. Die Menschen sehnen sich nach Übersichtlichkeit und Struktur. Dies wird in den Quizshows geboten und der Mensch kann beim Blick auf die dort geordneten Verhältnisse abschalten und entspannen.

Das letzte vom Autor angeführte Argument bezieht sich auf das vergleichsweise hohe Niveau der Quizshows verglichen mit Talkshows und Belletristik fernsehen. Quizshows bieten für den Zuschauer die Möglichkeit klare, eindeutige Antworten zu erhalten. Dieses vom Autor ebenfalls nicht weiter kommentierte Argument ist meiner Ansicht nach zutreffend. Es ist richtig, dass die Quizshows einen Akzent auf das Überprüfen von Wissen setzen und somit dem Zuschauer Bildung vermitteln. Die Quizshows heben sich von den teilweise chaotischen und aggressiven Talkshows durch ihre verkörperte Seriosität ab, und erwecken den Eindruck, dass es sich dabei um anspruchsvolles Fernsehen handelt. Gerade im Zeitalter der Endlosseifenopern und der immer stärker werdenden Talkshowübersättigung, die sich mit sinkenden Quoten bemerkbar macht, könnte der Zuschauer ein mögliches Bedürfnis nach niveauvollerer Unterhaltung durch die Quizshows befriedigen.

Betrachtet man die Argumentationsstruktur des Textes und dabei insbesondere die niedrige Qualität der Aussagen und Begründungen, so ist festzustellen, dass der Autor in seinem Kommentar auf satirische Weise seine Meinung zum Quizshowboom ausdrücken möchte. Um die Gesamtaussage des Textes greifbar zu machen, muss man den Stil und den Aufbau des Kommentars als Quizshow bedenken. Die Darstellung als Multiple-Choice-Aufgabe deckt sich mit dem Argument, dass die geordnete Struktur der Quizshows den Bedürfnissen der Zuschauer entspricht. Allerdings lässt sich noch viel mehr aus der Darstellung des Kommentares schließen.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Erörterung zum Thema Fernsehshows am Beispiel von Quizshows
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
4
Katalognummer
V102999
ISBN (eBook)
9783640013791
Dateigröße
334 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erörterung, Thema, Fernsehshows, Beispiel, Quizshows
Arbeit zitieren
Markus Kueffel (Autor:in), 2001, Erörterung zum Thema Fernsehshows am Beispiel von Quizshows, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102999

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