Die Handlungsmotivation in der "Melusine" Thüring von Ringoltingens zwischen Erlösungsstreben und Normerfüllung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

28 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 MELUSINE AM BRUNNEN - VERHEIßERIN UND „FÉE AMOUREUSE“

3 MELUSINE ALS KULTURSTIFTERIN UND HERRSCHAFTSBEGRÜNDERIN..

4 MELUSINE ALS MUTTER

5 DER VERBOTENE BLICK

6 DIE TRENNUNG

7 FAZIT

8 LITERATURVERZEICHNIS
8.1 Lexika und Nachschlagewerke
8.2 Monographien
8.3 Sammelbände
8.4 Periodika

1 Einleitung

Die vorliegende Studie ist, und man merkt es ihr an, nicht auf ein bestimmtes Ziel gerichtet entstanden, statt dessen erweiterte sich das Erkenntnisinteresse während der

Arbeit in einem solchen Maße, daß die zur ursprünglichen Konzeption gehörenden Teile ersatzlos gestrichen werden mußten. Infolge dessen orientiert sich der Anfang dieser Arbeit noch weitgehend an Melusines Schlangennatur, während zum Schluß überwiegend die Textkonzeption durch den Autor behandelt wird. Daß die Arbeit dabei in der Regel textchronologisch verfährt, mag befremdlich erscheinen und stellenweise etwas konfus wirken, ermöglicht jedoch, Gedankengänge am Text zu entwickeln und spart insbesondere Platz, da bei einer Gliederung nach handelnden Figuren nicht nur die selbe Szene mehrfach hätte behandelt werden müssen, sondern es wäre, da die Figuren nicht nur agieren, sondern interagieren, kaum möglich gewesen, eine strikte Trennung aufrechtzuerhalten, ohne viele Handlungen doppelt, als Aktion und Reaktion, zu behandeln.

Bei der Lektüre der Melusine entstand in mir der Eindruck, der Handlungsverlauf sperre sich gegen das Schema der Erzählung zur Mahrtenehe, während die Figuren, nachgerade um die Erzählung zu retten, immer wieder in dieses Schema zurückzukehren versuchen. In der vorliegenden Arbeit soll daher, wenn nicht bewiesen, so doch als Deutungsoption postuliert werden, daß die Handlungsmotivation der Figuren aus der literarischen Tradition herrührt und ein ironisches Spiel mit dieser Tradition und den daraus erwachsenen Lesererwartungen darstellt. Eine bisweilen plakative Überinterpretation wurde bewußt nicht vermieden, um die Thesen deutlicher hervortreten zu lassen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, daß es sich um eine Deutungsoption handelt, durch welche andere Deutungen keinesfalls ausgeschlossen werden sollen, vielmehr soll eine zusätzliche Perspektive auf den Text angedacht werden, durch deren Erkenntnisse, wenn sie sich denn bestätigen sollten, die Melusine eindeutig der Neuzeit zuzurechnen wäre. Die Leistung der vorliegenden Arbeit besteht jedoch nicht in der Formulierung guter oder gar wahrer Thesen, sondern darin, neue oder bislang wenig beachtete Möglichkeiten des Umgangs mit diesem Text aufzuzeigen.

Als Nebenthese gelte, daß Melusine um die Unmöglichkeit ihrer Erlösung weiß und daher eine Stellvertretererlösung durch Kulturschaffen anstrebt. Ferner sei die These aufgestellt, Melusines Schaffensdrang und Fruchtbarkeit ließen sich aus ihrem in der Tradition heidnischer Fruchtbarkeitsgöttinnen stehenden Schlangenleib erklären. Bedingt durch die weitestgehend interpretatorische Ausrichtung dieser Arbei konnte nur wenig Forschungsliteratur direkt einbezogen werden. In das Literaturverzeichnis fanden dennoch all jene Werke Eingang, welche beigetragen haben zum Entstehen

dieser Arbeit, auch zu jenen Teilen, welche aus Platzgründen gestrichen oder zwar angedacht, nicht aber geschrieben wurden. Eine eingehendere Untersuchung verdiente etwa die Abschiedsrede Melusines, die Motivgeschichte oder die Zahlensymbolik der Geburtsreihenfolge der Söhne.

2 Melusine am Brunnen - Verheißerin und „fée amoureuse“

Melusine ist in besonderer Weise dem Wasser, vor allem dem Durstbrunnen verbunden. Dort begegnet Reymund ihr zum ersten Mal1, dort, so sagt sie, wird sie auch nach ihrem Verschwinden zu finden sein.2 Schon in ältesten Überlieferungen kommt Gewässern, insbesondere Brunnen und Quellen, eine spezifische Bedeutung als Ort des Überganges zu einer Gegenwelt zu, in der Mythologie trennt das Wasser die Menschen sowohl von der Unterwelt (etwa dem Hades) als auch den Orten der Glückseligkeit (gerade in den Mahrtenerzählungen, so z. B. im Seifrid3 oder in der Partonopier-Dichtung4 ; aber auch z.B. in der Brendan-Legende).

Als von Feen oder Elfen bewohnt vorgestellt wurden exponierte und auffällige Naturorte wie Felsen, Höhlen, Bäume und Quellen, wobei letzteren aufgrund ihrer Auffälligkeit (Geräusch, Bewegung, Veränderung etwa der Wassermenge und Klar- heit), vor allem aber der Idee wegen, es handele sich um Schnittstellen, Tore zu einer subterranen Gegenwelt, besondere Bedeutung zukam. Vermutlich handelt es sich bei den Elfen des europäischen Mittelalters um eine volkstümliche Tradierung keltischer oder germanischer Naturgottheiten; gerade an Quellen, in deren Schüttung man gleichsam einen Prozeß des Auf-die-Welt-Bringens sehen konnte, wurden zumeist weibliche Gottheiten der Fruchtbarkeit bis weit ins Mittelalter hinein verehrt.5

Bedingt durch die enge Verknüpfung der Fruchtbarkeit mit Sexualität wurden den naturhaft-sinnlichen Elfen im Mittelalter auch überragende erotische Qualitäten zugeschrieben, vor allem die Angewohnheit, menschliche Männer in ihr Reich zu entführen, um dort - fern gesellschaftlicher Normen und kirchlicher Kontrolle - mit ihnen zu verkehren.6 Beigetragen haben zu dieser offenkundigen Projektion eigener unterdrückter Phantasien auf ein in Unschuld und frei von der Erbsünde lebendes Volk mit Sicherheit die der Gesellschaft abgewandten, oft heidnischen Bräuchen anhängenden, in volkstümlichen Überlieferungen aber meist als friedlich und hilfsbereit geschilderten Waldfrauen, deren Lebensweise sowohl weltliche als auch geistliche Machtstrukturen in solchem Maße unterlief, daß der Wormser Bischof Burchard schon nach dem Glauben an sie wie in einem Verhör fragt:

„Credidisti quod quidam credere solent, quod sint agrestes feminae, quas silvaticas vocant, quas dicunt esse corporeas et quando voluerint ostendant se suis amatoribus et cum eis dicunt se oblectasse et item quando voluerint abscondant et se evanescant?“7

Berücksichtigt man, daß jenen keltischen Gottheiten die Schlange als Symbol der Fruchtbarkeit und Erneuerung8 sowie der Mond zugeordnet wurden, kann kaum ein Zweifel bestehen, daß die überaus schöne Schlangenfrau Melusine, die in einer Mond- nacht Reymunds Zügel packt, um ihm die Ehe anzutragen9, in der Tradition dieser sinnlichen Feen steht.

So bemerkt Reymund auch zuerst die „unsegliche schoene ihres Leibs“10, worauf er, selbst nicht wissend, „ob er lebendig oder todt was“11, entscheidet, zumindest Melusine müsse eine „Jungfrauw“12 und nicht, wie zunächst vermutet, ein Gespenst sein. Zwar bleibt ein Restzweifel bestehen, der erst durch die Erwähnung Gottes durch Melusine ausgeräumt wird,13 aber Reymund macht - ausgerechnet - ihren Körper, der, wie der Leser bereits aus dem Titel weiß, täuscht, zum Kriterium für diese Entschei-dung, während er bezüglich seiner selbst noch unsicher ist und erst durch den Anblick Melusines wieder zu sich selbst kommt. Damit gelangt er in einen Zustand, in welchem er ununterbrochen seine Hoffnung auf Trost durch Melusine ausdrückt und durch unablässiges Preisen ihrer körperlichen Reize auch keine Zweifel daran läßt, welcher Art dieser Trost sein möge.14 Allerdings erhofft er wohl auch Macht und Reichtum, denn Trost spenden ihm erst jene „freundtlichen worte[...]“15, welche der Prophezeiung seines Onkels nahezu identisch sind: „so sol dir Gut / Ehr / Gluecks unnd Gelts nimmermehr gebresten / sondern du solt glueckhafftiger / maechtiger und reicher werden / denn keiner deiner Freund.“16 Und Melusines ausdrücklicher Verweis auf des Onkels Orakelspruch löst einen „besondern Trost“17 aus, welcher zwar faden- scheinig zurückgeführt wird auf die Erwähnung Gottes und die damit verbundene Gewißheit, daß es sich nicht um eine Erscheinung handelt, es ist dies eine Gewißheit jedoch, deren Widerlegung schon in der übernatürlichen prophetischen Gabe Melusines angelegt ist, insbesondere wenn Reymund, wie sein Vetter, weiß, „daß etwas frembder wunder Abenthewer dick bey dem Brunnen gesehen sey“18.

Reymund, nur so kann ich sein auf die Erheischung materiellen Gutes und körperlicher Wonnen augerichtetes und damit der Kommunikation nicht mit einer Edelfrau, durchaus aber mit dem, was Danielle Buschinger als „la fee amoureuse“19 bezeichnet, angemessenes Verhalten deuten, muß sich bewußt sein, daß Melusine, wenn auch nicht eine Ausgeburt der Hölle, so doch zumindest keinen Menschen darstellt, ist aber dennoch entschlossen, sich mit diesem Wesen, welches ihm nicht nur Glück, sondern durch die Weissagung des Onkels gleichsam bestätigtes Glück verheißt, zu verbinden. Lautet seine Anrede gegen Melusine zunächst noch „ Jungfrauw“20, so bezeichnet er sie von dem Moment an, zu welchem sie ihm versichert, sie sei diejenige, „durch die du diß alles magest erholen“21, als „Frauw“22 - noch bevor sie einen Eheschluß auch nur erwähnt.23 Gleichzeitig erklärt er ihr, er sei „bereit alles das / das ir mir rahten / zu thun und zu erfüllen“24: Die Ehe zwischen Reymund und Melusine scheint von beiden im Rahmen der Erfüllung eines Plansolls, eines im Fluch bzw. der Prophezeiung angelegten Programmes eingegangen zu werden. Mit welcher Sorgfalt Melusine die Punkte ihres Programmes abhandelt, zeigt sich in der Hochzeit, deren höfisch-festliche Perfektion bis zum äußersten ausgereizt wird, so daß sie ohne jeden Mangel und somit in keiner Hinsicht anfechtbar erscheint.25 Reymund hingegen, nach Melusines Hinweis „du kanst noch magest meinen Standt noch Wesen nicht eygentlich erkennen“26 im Bewußtsein, zumindest aber im Unterbewußtsein, einen Mahr vor sich zu haben, hätte sich durchaus auch mit einem - in der Motivtradition der Mahrtenehe üblicheren und der Menschenwelt verheimlichten - formlosen Eheversprechen zufriedengegeben,27 wie auch anderen Mahrtengatten Zeremonie und Sakrament der Ehe verwehrt blieben. Zwar erfüllt Melusine die Bedingungen, an die ihre Erlösung geknüpft ist, mustergültig, doch ist sie sich des Scheiterns dieses Projektes von vornherein bewußt. Hans Blumenberg sieht den Tabubruch bereits im Tabu begründet: „Der Schiffbruch ist in diesem Vorstellungsfeld so etwas wie die ‚legitime‘ Konsequenz der Seefahrt, der glücklich erreichte Hafen oder die heitere Meeresstille nur der trügerische Aspekt einer so tiefen Fragwürdigkeit.“28 Das Scheitern der Ehe kann analog als ‚legitime‘ Konsequenz der fragwürdigen, auf einem Tabu gegründeten Ehe mit einem andersnatürlichen Wesen betrachtet werden.

Auch Melusine weiß, daß das Tabu erst durch den Bruch als solches definierbar, der Tabubruch folglich unvermeidlich ist: Schon während der ersten Begegnung am Durstbrunnen prophezeit sie Reymund - von diesem noch durchaus positiv aufgefaßt: „Reymund / du wirst gar weiß / und zu solchen Ehren kommen / daß keiner deines Geschlechts nie hoeher kam / noch hinfuerter kommen wirdt.“29 Der Inhalt dieser Aussage korreliert exakt mit der Warnung, was bei einer Verletzung des Tabus geschähe: „[...] und es wirdt darnach deinen Kindern und Erben fast mißgehen / und werden abnemmen an Land und Leuten / an Ehr und an Gut.“30

3 Melusine als Kulturstifterin und Herrschaftsbegründerin

So wie Reymund die Ausrichtung der Hochzeit Melusine überläßt und nur ihre Anwei- sungen, seine Verwandten einzuladen, befolgt,31 bleibt er im gesamten Text überaus passiv. Nur zu drei Gelegenheiten trifft er selbständige Entscheidungen: Es sind dies die Tötung seines Onkels (zu dieser wurde er allerdings auch durch die Weissagung angeregt), die öffentliche Verfluchung Melusines, die zur Trennung führt und die Entscheidung, seinen Lebensabend im Kloster zu Montserrat zu verbringen.

Melusines am Durstbrunnen geäußerte Bedingung für sein Glück („unnd wenn du meiner Lehr wilt folgen unnd nachkommen“32 ) wird von ihm auf jegliches Handeln bezogen, wie auch Melusine ihm mit offenbar von beiden als selbstverständlich angesehener Dominanz von Beginn ihrer Verbindung an detaillierte Handlungsanweisungen gibt, etwa die Hochzeit oder den Lehenserwerb betreffend. Als Landesherr agiert Reymund folglich, wenn überhaupt, dann nur auf direkte Anweisung seiner Gemahlin33, als Ehemann auf Anweisung seines Lehnsherrn, wie der von diesem inspirierte verbotene Blick deutlich macht.34

Melusine hingegen zeichnet sich nicht nur durch eine nachgerade pathologische Aktivität aus, sie agiert zudem vollkommen autonom. Indem der jeglicher eigenen Ambition, zumindest jeder Aktivität ledige Reymund fragt: „Allerliebstes Gemahel / wie woellen wir nun fuerbaß unsere zeit vertreiben“35, erkennt er ihr Führungs- und Entscheidungsmonopol an. Ihre Antwort „Ich hoffe daß uns GOTt sol versehen / mit allem dem / was wir denn bedoerffen“36 läßt keinen Zweifel, daß sie ihn in ihre Pläne einzuweihen oder gar an der Planung des nunmehr gemeinsamen Lebens teilhaben zu lassen keinesfalls gewillt ist, denn diesen ausweichenden, passive Duldung eines göttlichen Willens ausdrückenden Worten steht eine ohne jegliche Verzögerung und radikal ausgeführte Tätigkeit der Urbarmachung und des Bauens gegenüber, die der Autor mit ironischen Anklang als „ein solches Gebaew“37 bezeichnet.

Deshalb kann ich der in der (feministischen) Forschung gelegentlich geäußerten Meinung, Reymund benötige ein weibliches Prinzip der Kreativität, Melusine eine durch Reymund repräsentierte männliche Kraft, um konstruktiv tätig zu sein, nicht folgen, sondern sehe in Reymund ein Prinzip vollkommenen Nichthandelns verwirklicht.38 Melusine, diejenige, welche entscheidet, was und wie es getan wird, diejenige, die auch die Arbeiter stellt und selbst bezahlt,39 benötigt für die Umsetzung ihrer Pläne40 lediglich Land - über Leute verfügt sie bereits -, welches sie über Reymund und dessen Anrecht auf ein - wenn auch vom Geber kleiner gedachtes - Lehen erwirbt.

Die Kultivierung des ihr nun zur Verfügung stehenden Landes beginnt sie mit einer rational kaum nachvollziehbaren Radikalität: In einer an Zerstörungswut gemahnenden Weise läßt sie den Wald ihres gesamten Herrschaftsbereiches nicht nur vollständig fällen, sondern auch dasjenige Holz, welches als Bauholz nicht eignet, in kleine Stücke zerhacken.41 Der vormalige Naturraum wird nicht in Kulturraum umgewandelt, sondern vernichtet, um an seiner Stelle einen Kulturraum neu zu schaffen.

Was aber veranlaßt die Schlangenfrau, das Naturwesen Melusine zu dieser Form kulturstiftenden Brachialhandelns, während ihre Mitelfen anderer Überlieferungen die ungestörte und unzerstörte Natur als Lebensraum benötigen und ihre Heimat verlassen, wenn sie durch Rodungen als Naturraum vernichtet wird?42

Der Grund läßt sich meines Erachtens in Melusines Wissen um das Scheitern ihres Erlösungsprogrammes erkennen. Melusine, die dem ihr durch einen Fluch auferlegten Tierleib, ihrem Naturkörper nicht entfliehen kann, versucht eine stellvertretende Erlösung durch Verdrängen der Natur aus ihrer Einflußsphäre wenn nicht selbst zu

erlangen, so doch zu schaffen. Einzig der Durstbrunnen, selbst nicht mehr natürliche Quelle, sondern künstlich-künstlerischer Brunnen und von den Illustratoren des Buches der Liebe auch als solcher verstanden,43 verbleibt in der Mitte, im Zentrum ihrer Herrschaft44 als steinerne Erinnerung an Melusines wassergebundene Schlangen- natur - gleichsam versteckt hinter einem Bollwerk aus Kulturlandschaft und Festungsmauern und so von der Natur, welcher er und Melusine angehören, getrennt. Zwar ist die samstägliche Verwandlung Melusines im Text Thüring von Ringoltingens nur an den Samstag und nicht, wie etwa bei der Ehefrau des Henno cum dentibus, an den Aufenthalt im Wasser gekoppelt, doch zieht sie sich während ihres Schlangen- daseins regelmäßig ins Bad zurück, um sich im Wasser zu kringeln.45 Obwohl dieses Bad nicht mit dem Durstbrunnen identisch ist (zumindest sagt der Text nichts darüber aus), wurde es - und darüber war sich der Autor sicherlich im Klaren - vom Leser mit dem ebenfalls eng mit der Verwandlung verknüpften Durstbrunnen in Verbindung gebracht, wie auch die Illustrationen beweisen, welche die Verwandlung konträr zum Text in einem außerhalb der Mauern gelegenen Becken darstellen:46 Der Brunnen und Melusines Schlangennatur sind untrennbar verbunden, wie sie auch beim Abschied von Reymund und ihrem Volk darauf hinweist, sie sei beim Brunnen zu finden.47 Wie der Brunnen somit zugleich eine fruchtbare Quelle und ein furchtbares Los repräsentiert, so stellt Melusines Wurmfortsatz ebenfalls die Quelle des Reichtums - hier spielen, wie schon erwähnt, heidnische Fruchtbarkeitskulte eine wichtige Rolle - und Folge einer Verwünschung dar. Ich halte es daher für angemessen, auch das eiserne Zimmer, in welchem Melusine zu baden pflegt, wie den Brunnen im Zentrum der Macht zu lokalisieren.48 Dort, hinter einer Eisentür, wird die naturhafte Seite Melusines als Quelle des Glückes gleichsam in einem Tresor, als ungewollte und verheimlichte Tier- haftigkeit wie in einem Käfig verwahrt. In seiner Dualität ist dieser Tierleib dem ebenfalls tabuisierten Allerheiligsten gleich, welches im Zentrum des himmlischen Jerusalem auch einen Brunnen beinhaltet, dessen Entdeckung, d.h. Entfernung des ihn abdeckenden Steines, ebenfalls eine Katastrophe, nämlich die Sintflut auslöst, dessen in der Mitte des Garten Eden gelegenes Pendant jedoch als Quelle der Paradiesflüsse Glück und Fruchtbarkeit bringt.

Sieht man Melusines Kulturschaffen als Angehen gegen den in der gesamten Natur repräsentierten eigenen Schlangenleib, als weniger im Endprodukt denn in der Aktion selbst gefundene, die Erlösung zumindest temporär substituierende Befriedigung, erklärt sich daraus ihre ungemeine Produktivität und Bautätigkeit: Sie schöpft jede sich ihr bietende Möglichkeit des schöpferischen Agierens in der Menschenwelt restlos aus, während sie den samstäglichen Tierleib in einem verbotenen Raum hinter Eisen- wänden verwahrt. Allerdings kann auch und gerade in der Schaffung menschlicher Lebenswelten durch Melusine ihre Natur- und Dämonenhaftigkeit nicht unterdrückt bleiben, wie die Ähnlichkeiten zu einer Erzählung über Michael Scott beweisen.49

Auch in Melusines protofaustischem Schaffensprozeß kommen die Handwerker gleich- sam aus dem Nichts, auch sie baut mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit, auch ihr bedeutet der Produktionsprozeß mehr als das eigentliche Produkt, das für sie, sobald es fertiggestellt ist, zumindest während ihres Aufenthaltes in der Menschenwelt nicht mehr von Interesse ist: Sie wendet sich sofort dem nächsten Bauwerk zu.

4 Melusine als Mutter

Wie Melusine Gebäude ebenso rascher wie regelmäßiger Folge errichtet, so bringt sie, einer Kinderschleuder gleich, zumindest ihre ersten Söhne in kürzester Folge auf die Welt;50 Thüring von Ringoltingen hebt hervor, daß sie drei Söhne (Nummer 3-5) in nur drei Jahren bekommt.51 Die Art und Weise, in welcher er die Geburten, lose und nicht sonderlich davon unterschieden, zwischen die Nennung der Bauwerke einstreut,52 trägt nicht zur Klärung der Frage bei, ob Melusine das Gebären eher als willkommene Abwechslung oder aber als lästige Unterbrechung ihrer Bautätigkeit ansieht. Man muß hierbei berücksichtigen, daß die Melusine versagte Erlösung in den Söhnen, deren

letzte beide ohne körperliches Zeichen auf die Welt kommen,53 verwirklicht ist. Auch lebt das durch Melusine begründete Geschlecht in den Söhnen fort, so daß im Bauen gleichsam eine Vorsorge für die Zukunft der Kinder liegen könnte, gleichzeitig werden die Gebäude als Vermächtnis Melusines nur durch die Pflege künftiger Generationen die Zeiten überdauern.

Dagegen steht, daß von einer besonderen Fürsorge oder nur Interesse Melusines für ihre Söhne im Text nicht die Rede ist. Melusine freut sich über die Erfolge im Krieg oder bei der Knüpfung ehelicher Verbindungen,54 sie bedauert den Tod Freymunds,55 mehr verrät der Text nicht.

Das Gebären aber ist jene Handlung und biologische Funktion, welche - im Gegensatz etwa zur Sexualität - am wenigsten, vielleicht überhaupt nicht kulturell überformt werden kann: Wenn Melusine gebiert, ist sie vorrangig ein biologisches Wesen, ihre kulturschaffende Aktivität muß am eigenen Körper und seinen Funktionen ihre Grenzen erfahren - auch dann, wenn er menschlicher Gestalt ist. Vielleicht kann hierin ein Grund dafür gesehen werden, daß Melusine zwar Worte äußerster Zärtlichkeit mit ihrem Gatten, dessen sie zur Erlösung bedarf, wechselt, Kommunikation oder Interaktion mit ihren Söhnen aber nicht geschildert wird. Auch als Freymund ins Kloster eintritt, kommuniziert sie über Reymund mit ihm.56

Eine wirkliche Fürsorge von Seiten Melusines erhalten die Kinder erst, als ihr keine andere Möglichkeit des Handelns in der Menschenwelt gegeben ist. Werden sie zuvor

- in der Zeit durchaus üblich - von Ammen gesäugt, so kommt Melusine nach der Trennung von Reymund nachts zurück, um ihre beiden jüngsten Söhne zusätzlich selbst zu säugen,57 es ist dies das einzige, was Melusine hier noch zu leisten vermag: Eine auf die biologische Funktion des Ernährens reduzierte Mütterlichkeit als letzte Bindung des Naturwesens an die Menschenwelt und als letzte Rechtfertigung, in diese von ihr so heiß begehrte Welt zumindest kurzzeitig zurückzukehren. Es ist hierbei bezeichnend, daß ausschließlich die beiden jüngsten Söhne von ihr gesäugt werden,58 während der drittjüngste, Horribel, auf ihre Anweisung getötet wird.59 Dieser Tötungs- auftrag scheint reichlich unmotiviert, da Melusine dank ihrer gleichsam divinato- rischen Gabe um die von Horribel ausgehende und schon in seinem Namen kenntlich gemachte Gefahr sicher schon früher hätte wissen und diese Kindstötung somit weniger Aufsehen erregend gleich nach der Geburt durchführen können. Die Tötungs- anordnung gehört zu den Regelungen, welche sie gleichsam letzter Hand erläßt,60 jedoch läßt die offenbar geringe Beschäftigung mit ihren Kindern die Vermutung, sie sei nun nur nicht mehr in der Lage, vermittelst Erziehung dem durch Horribel drohenden Schaden entgegenzuwirken, wenig plausibel erscheinen. Eine andere Deutung bietet sich an: Melusine, die im Säugen ihrer Kinder die einzige Brücke in die ihr verlorengegangene Welt der Menschen sieht, säugt nur zwei der drei noch nicht entwöhnten Kinder: Eben diejenigen, deren Körper nicht mit einem Tierzeichen behaftet sind. Thürings konfuse Kinderzählung, in der nicht eindeutig festgelegt ist, ob Horribel der achte oder zehnte Sohn ist, erschwert, wenn nicht verunmöglicht es jedoch, Deutungen dieser Art zu verifizieren.

5 Der verbotene Blick

Reymund, darauf habe ich schon anläßlich der Begegnung mit Melusine am Durst- brunnen hingewiesen, weiß durchaus, daß seine Gemahlin kein menschliches Wesen ist, wenn er es nicht weiß, so nur, weil er es nicht wissen will und keinen Versuch macht, seine Ahnungen zu bestätigen. Er verhält sich wie jemand, der Erzählungen zur Mahrtenehe kennt und sich nun in eben diesen literarischen Kontext projiziert sieht, den er normgemäß zu erfüllen sucht. Daß Melusine ein Mahr ist oder zumindest sein könnte, empfindet er für die Ehe als nicht störend, er weiß, daß durch Anschauung verifiziertes Wissen um ihre wahre Natur zu ihrem und seiner materiellen Güter Verlust führen müßte. Meines Erachtens deshalb - und nicht etwa aus Naivität - hat er bis zu jener unglückseligen Unterredung mit seinem Bruder „sein geluebdt und Eydt gehalten / denn er auch nie nichts denn guts und keines argen gedachte“61, obwohl das Tabu, das samstägliche Verschwinden und in erster Linie das Aussehen der gemein- samen Kinder doch einigen Verdacht in ihm hätte erwecken müssen. Er gedenkt nur deshalb keines Argen, weil er das durchaus vermutete Feendasein als nichts Arges ansieht.

Horribel hier als jüngster Sohn bezeichnet wird, glaube ich davon ausgehen zu können, daß der Autor ihn nicht als entwöhnt darstellen wollte.

Während sein Bruder sowohl den Verdacht, „es sey ein Gespenst“62, als auch den der ehelichen Untreue äußert,63 ist es einzig der letztere, welcher Reymund zum verbotenen Blick treibt: „und gedachte / daß sein Weib die Melusina gegen im untrewlich fuehre“64. Bewaffnet stürmt er zu dem eisernen Zimmer, um dort - in dieser Reihenfolge - die „Haendel“65 seiner Frau zu erkennen und die „Warheit“66 zu finden; zu diesem Zweck bohrt er mit dem Schwert ein Loch in die Tür, durch welches er Melusine als Schlangenfrau sieht.67

Bemerkenswert ist seine Reaktion auf das Gesehene: Nicht etwa blockiert er die Tür und ruft einen Priester, wie dies andere literarische Gatten in dieser Situation zu tun pflegen,68 noch betritt er das Zimmer, um - er ist bewaffnet - den Wurm zu erschlagen oder zumindest seine Frau darauf hinzuweisen, daß man vielleicht einmal ein alles klärendes Gespräch führen müßte. Statt dessen, „da er nun diese greußliche und gar frembde Geschoepff an seinem Gemahel sahe / da ward er gar sehr bekuemmert / und von allem seinem Gemuet betruebet“69. Diese Betrübnis scheint mir keine angemes- sene Reaktion auf die Erkenntnis, daß die eigene Ehefrau eine Schlange ist, es sei denn, man hat schon damit gerechnet und nun erst die Gewißheit erlangt. So ist auch der Schreck Reymunds und die Furcht, „das im der schweiß vor angst ausgienge“70 eher auf die Sorge, Melusines Prophezeihung, er werde sowohl sie als auch Macht und Reichtum verlieren,71 zurückzuführen. Nicht ihre offensichtliche Dämonenhaftigkeit, sondern sein Verdacht und seine Untreue sind es, die ihn Sorge empfinden lassen, und so versucht er, beide zu vertuschen. Statt - wie in anderen Texten üblich - die Frau zu exorzieren, treibt er seinen Bruder als Anstifter seiner Treulosigkeit aus dem Haus und droht ihm nicht nur mit dem Tode, sondern sagt auch: „saget mir von meinem Gemahel nichts arges / denn sie ist fromb / und aller schandt unschuldig“72 - eine außergewöhn- liche Reaktion, die weit über die Norm ehelicher Toleranz hinausgeht. Auch sein „jammer und hertzenleid“73 ist ausdrücklich nicht auf die Gestalt seiner Frau, sondern auf den Tabubruch und die daraus erwarteten Folgen bezogen: Reymund erinnert sich an sein Versprechen und die für den Versprechensbruch angedrohten Konsequenzen, vor allem erinnert er sich Melusines divinatorischer Gabe, auch diejenigen Dinge, welche ihr eigentlich verborgen sein müßten, zu bemerken; wie sie zum Beispiel von seiner Unterredung mit dem Grafen anläßlich der geplanten Hochzeit wußte.74 Diese Erinnerung ist eigentlich überflüssig, da er inzwischen weiß, welcher Natur Melusine ist und daß der Verlust nicht auf einer Willensentscheidung ihrerseits, sondern auf einer wie auch immer gearteten höheren Macht - in diesem Fall einem Fluch - beruht, somit aus der Erkenntnis ihres Wesens resultiert und nicht aus ihrem Wissen um diese Erkenntnis. Diese Logik ist in der Melusine Thüring von Ringoltingens durchbrochen, ich werde an späterer Stelle einen - allerdings hochspekulativen - Deutungs- oder Erklärungsvorschlag einbringen.

Hier wird auch erstmals im Text individuelle Liebe zwischen Reymund und Melusine greifbar. Während sein Verhalten am Durstbrunnen durch das literarische Schema „Anbahnung einer Mahrtenehe“ geradezu programmiert war, wodurch seine Motivation zum Eingehen der Ehe mit Melusine eher durch die wenn noch nicht verheißenen, so doch erwarteten Vorteile wie Glück, Macht, Reichtum, Ehre und auch sinnliche Genüsse in den Armen einer Fee konditioniert schien, beklagt er nun den zu erwartenden Verlust seiner Frau, nicht aber den dieser Dinge, auf welche er sogar gänzlich zu verzichten bereit wäre: „Ach Melusina / sol ich dich verlieren / so will ich doch durch die Wueste fahren / unnd mich gantz und gar von der Welt thun / und ein Einsidel oder Muench werden / und mich der Welt nichts annemmen.“75

Eine Minimalform der Weltabgewandtheit praktiziert er, indem er sich in ein Zimmer einschließt und nackt ins Bett legt. Allerdings ist dies auch eine Melusine geradezu solidarische Handlung, da er sich in eine der ihren ähnliche Situation begibt: Die Verletzung ihrer Heimlichkeit versucht er durch den stellvertretenden Aufbau der selben Abgeschlossenheit um sich herum auszugleichen.

Seinen Sorgen begegnet Melusine, indem sie sich zu ihm in das Bett legt und ihn küßt und umfängt:76 Sie versichert ihn auf diese Weise ihrer Liebe und des Fortbestehens ihrer Ehe, man kann sagen, daß sie letztere durch den Vollzug erneuert. Dies geschieht, bevor Reymund sein Vergehen und seine Reue darüber in Worte fassen und Melusine auf diese Weise Wissen darüber vermitteln kann. Daß sie schon von seiner Tat weiß, spielt in dieser Konstruktion Thürings keine Rolle: Nicht sein Wortbruch oder ihr Wissen darüber lösen die Trennung aus, sondern erst die Bekanntgabe des Wissens. Als Gründe für ihr Bleiben nennt der Text seine Verschwiegenheit und Reue. Da jedoch beides durch eine Ermahnung hätte befestigt werden können, Melusine aber schweigt, glaube ich, einen dritten Punkt ergänzen zu können: Sieht man die An- drohung der Trennung als gegebenes Wort an, so muß sie es nicht halten, solange sie vorgibt, von dem auslösenden Ereignis nichts zu wissen. Der Blick durch die Tür darf folglich nicht zwischen ihnen erwähnt werden. Reymund, und seine noch kurz zuvor präzise Erinnerung an Melusines seherische Fähigkeiten läßt es unwahrscheinlich erscheinen, daß er an ihre angebliche Unwissenheit glaubt, erkennt die Notwendigkeit des Vertuschens und geht auf die von Melusine angebotene Strategie ein: Auf ihre Frage, ob er krank sei, antwortet er, er habe Schüttelfrost.77 Wie Melusines Fest- stellung, er sei sehr kalt, kann dies als eine ironische Kreuzstellung des Autors, parallel etwa zu der Durstbrunnen-Episode, in welcher der Mensch Reymund nicht wußte, ob er tot sei, aber das Mischwesen Melusine durchaus als Frau anerkannte, angesehen werden: Melusine, kurz zuvor noch ein kaltblütiges Semireptil, empfindet ihren Mann als kalt.78

6 Die Trennung

Nachdem Reymund von den Ruinen des Klosters Malliers zurückkommt, schließt er sich in ein Zimmer ein, um sein Leid zu beklagen.79 Diese Szene ist somit parallel zu jener aufgebaut, in welcher er seinen Blick durch die Tür beklagt80 - allerdings mit feinen, jedoch gravierenden Unterschieden. Die Versöhnung bzw. Erneuerung der Liebe kann diesmal nicht in gleicher Weise geschehen: Während er sich damals nackt auszog, bevor er sich ins Bett legte, findet Melusine diesmal „Reymund ligen in seinen Kleidern auff dem Beth.“81 Was damals direkt und folglich ohne Worte geschehen konnte, erforderte nun doch recht umständliche Vorbereitungen. Auch reagiert Melusine nicht in gleicher Weise: Anstatt die Kammer nach dem Betreten wieder zu verschließen, bringt sie sogar noch Menschen mit sich ins Schlafzimmer, gleichsam räumlich in die Ehe hinein. Es ist bemerkenswert, daß Melusine, die, wie aus der Begegnung am Durstbrunnen oder auch aus ihrer Aussage, Goffroy werde das Kloster wieder aufbauen, ersichtlich ist, über Wissen über die Zukunft verfügt, ausgerechnet in dieser Situation, in der sie weiß, was geschehen wird, zu der sonst recht trauten Zweisamkeit die Öffentlichkeit hinzuzieht. Es entsteht der Eindruck, als arbeite Melusine geradezu auf Publikmachung ihrer wahren Natur hin, bestenfalls läßt sich annehmen, sie hoffte, daß Reymund sich angesichts der Öffentlichkeit beherrschte und nichts sagte, was ich aber für sehr konstruiert und daher wenig wahrscheinlich halte.82 Außerdem fügt es sich - wie noch zu beweisen sein wird - schlecht in den Textverlauf, in dem die Trennung - es handelt sich um eine Erzählung zur Mahrtenehe - mit allen Mitteln erreicht werden muß.

Was aber bewegt Reymund zu der öffentlichen Anklage? Der Brudermord Goffroys mit dem Eberzahn weckt in ihm - soweit der Text - die Erinnerung an den Mord, den er an seinem Oheim begangen hat und den er bedauert.83 Die aus diesem Mord resultierende Ehe mit Melusine, so legt die Syntax nahe, glaubt er als Folge der Tat auch bedauern zu müssen: „Wiewohl das wider seinen willen geschehen was / und daß er darnach auch ein Meerfein / unnd ein Gespenst Weib genommen hett“84. Die Herstellung der Verbindung des Verwandtenmords mit Melusine (in der er wohl auch die Urheberin des von ihm selbst verübten Mordes sieht) läßt ihn die Schuld für die Tat Goffroys auf seine Frau und deren Erbteil schieben, wie auch die aus der Rechtssprache entlehnte Formulierung „das mag ich wol beruffen“85 zeigt.

Allerdings kann ich dem Text nicht entnehmen, daß er dies auch ausdrücklich tut. Zwar bezeichnet er Melusine vor den von ihr mitgebrachten Dienstleuten als „boese Schlang unnd schendtlicher Wurm“86, doch handelt es sich dabei um zwar böse, aber seit dem Sündenfall nicht eben unübliche Schimpfworte gegen eine Frau, während er das im Bad Gesehene nicht explizit erwähnt. Melusines Geheimnis ist somit nicht wirklich entdeckt, da seine Worte nur von demjenigen verstanden werden können, der bereits um ihre wahre Natur weiß. So wie sie über die Beobachtung durch Reymund hinweggesehen hat, könnte sie auch über diese Beschimpfung hinwegsehen, besonders, da die Dienstleute selbst auf ihre Verwandlung in ein Schlangenwesen sehr verhalten reagieren. Der Text sagt nichts über Schreck oder Entsetzen, selbst die Verwunderung versieht Thüring mit einer abmildernden Erklärung: „deß sie sich alle sehr verwunderten / denn niemandt under ihn allen / sie vormals also gesehen hett / denn allein der Reymund“.87 Der Tierleib erscheint nicht als etwas wahrhaft Außer- gewöhnliches, man ist ihn nur nicht gewohnt an der Landesherrin, es entsteht der Eindruck, das Volk, wie alle Figuren des Textes mit dem Motiv der Mahrtenehe durchaus vertraut,88 vermute bereits, und angesichts der Gestalt der Kinder nicht ohne Grund, Melusines Natur und sehe diese These nun nurmehr verifiziert. Reymund sagt den Dienstleuten somit entweder gar nichts über die Natur Melusines oder aber nichts, das sie nicht bereits wußten, seine Rede ist aber in keinem Fall eine Entdeckung des Geheimnisses Melusines.

Die Diener erschrecken zwar ob der Worte Reymunds, es ist aber nicht zu entscheiden, ob der Schreck auf die im Gesagten doch sehr versteckte Information über Melusine zurückzuführen ist oder nicht vielmehr auf die Heftigkeit der Worte, vor allem, da dies wohl die erste Streitigkeit in einer sonst harmonischen Ehe ist.89 Ihnen scheint Melusine nicht unheimlich geworden zu sein, sondern sie behandeln ihre Ohnmacht mit allen gebotenen Mitteln.90 Melusine selbst ist es, die nun seinen verbotenen Blick erwähnt und erklärt, daß ihr nun nicht mehr das Schicksal einer normalen Frau zuteil werden kann.91

Der Kern der Klage Melusines besteht in der Aussage, es wäre „meine Seel von meinem Leib gewißlich zu der ewigen freuden kommen / nun so muß mein Leib unnd Seel zu dieser stund hie in leyden unnd pein / bleiben biß an den Juengsten Tag“92. Sie betrauert, daß sie Reymund „fuerbaß kein Gesellschaft nimmer leisten mag“93, sie fand an Reymund „freud / lust und kurtzweil“94, und auch der Satz „Gesegne dich Gott alles / was einer Frauwen wolgefallen mag“95 läßt vermuten, daß ihre Motive für das Eingehen der Ehe - in deren Verlauf sich persönliche Liebe erst entwickelt hat - neben dem Wohlgefallen an Reymund auch und vor allem in der Suche nach Abwechslung von dem offenbar recht eintönigen Dahinleben bis an den jüngsten Tag zu suchen sind, was auch ein neues Licht auf ihren Schaffensdrang würfe: Endlich, und nur auf unbestimmte Zeit, sieht sie sich in die Lage versetzt, in der Welt zu agieren und die

Welt zu genießen. Jetzt erst, da sie nicht mehr weiterproduzieren kann, gewinnen die errichteten Bauwerke eine wirkliche Bedeutung für sie: „Aber daß ich das Schloß sol lassen / und darvon scheiden muß / das nimpt mir all mein freud / und bringet mir groß trawren“96. Überhaupt mißt sie dem Stammschloß Lusinien beondere Bedeutung zu. Es ist ihr Erstlingswerk, jenes, welches sie mit ihrem Taufnamen bedacht hat und welches sie wohl - in jener Ewigkeit vor der Begegnung mit Reymund - am sorgfältigsten geplant hat, wie sie es auch als „so fein und schoen“97 bezeichnet und aus der doch außerordentlichen Liste von Gebäuden, welche sie errichtet hat, heraushebt. Dieses Schloß soll auch der einzige ihr verbleibende Wirkungsort in der Welt sein: Hier kündigt sie dräuendes Unheil an, hierhin kommt sie zurück, um ihre Kinder zu säugen. So wie Lusinien als Stammschloß Melusines Vermächtnis in der Welt ist, ist es auch ihre Brücke in die Welt.

Melusine segnet im Abschied nicht nur das Schloß und in besonderer Weise Reymund, welcher von ihr „noch viel trosts und huelff zu gewarten seyn“98 soll, sondern auch das Volk. Es ist dies ein bemerkenswerter Gegensatz zu ihren literarischen Schwestern, welche eher Flüche über das Land, insbesondere die Felder, auszusprechen pflegten. Melusine hingegen ordnet sogar die Tötung ihres Sohnes Horribel an, weil jener Schaden über das Land brächte.99

Mit dem Entschwinden Melusines geht ein Fluch in Erfüllung, der meines Erachtens zu den seltsamsten der Literaturgeschichte zählt, da er logisch kaum nachzuvollziehen und in seiner Funktion mehrfach durchbrochen ist.

Der Fluch Persinas gegen ihre drei Töchter ist in sich schon schwer nachvollziehbar, da ausgerechnet die Anstifterin Melusine mit der größten Wahrscheinlichkeit erlöst wird. Die Erlösung Palentinas kann nur durch einen Nachkommen Melusines geschehen, setzt also zumindest den ersten Schritt zu deren Erlösung, die Ehe, voraus. Eine Erlösung Melioras ist, wie aus dem Text zu entnehmen ist, offenbar gar nicht vorgesehen.100 Sowohl Meliora als auch Palentina sind in ihrer Verwünschung an bestimmte Orte gebunden, dennoch trifft Reymund am Durstbrunnen drei Jungfrauen, unter denen Melusine die jüngste ist.101 Die beiden anderen werden zwar nicht näher spezifiziert, es liegt jedoch nahe, ihre Schwestern darin zu sehen. Auch nach dem

Tabubruch erfüllt sich der Fluch nicht, was für einen Fluch äußerst untypisch ist, da seine Erfüllung von der Tat, nicht vom Wissen darum und insbesondere nicht vom Wissen um dieses Wissen abhängt. Erst als Reymund das Geheimnis anderen offenbart, verläßt Melusine ihn und sagt, es sei nicht mehr möglich, daß sie bei ihm bleibe. Die Öffentlichkeit jedoch, vor welcher Reymund spricht, bringt sie selbst in das ansonsten verschlossene Zimmer mit, sie erst präzisiert die als allgemeine Beschimpfung deutbare Äußerung Reymunds zur Offenbarung ihrer wahren Natur. Die Erfüllung des Fluches, die in der Blickszene noch eine Willensentscheidung Melusines schien, bezeichnet sie nun als unausweichlich, diese angebliche Unausweichlichkeit entspringt aber einer von ihr selbst herbeigeführten Situation.

Eine Deutungsmöglichkeit für diese seltsame Konstruktion glaube ich im Fortgang der Handlung sehen zu können, die - gewohnt abrupt - wieder zu Goffroy wechselt, welcher von Garande aus nach Norhemen aufbricht, um dort einen Riesen zu erschlagen.102 Betrachtet man den Weg Goffroys, so erkennt man, daß sein Ritt nach Malliers, wo er durch das Niederbrennen des Klosters die Tragödie auslöst, nicht nur ein Umweg nach Norhemen ist, sondern, das wird aus den Worten Goffroys an den norhemischen Boten103 deutlich, wieder am Ausgangspunkt endet, einen Exkurs darstellt. Es paßte gut zu Thüring von Ringoltingens Spiel mit dem Leser, diesen Exkurs als Einschub zu verstehen, der die eigentliche Handlung mit einem bestimmten Ziel unterbricht, der letztlich nur der Sollerfüllung eines literarischen Programmes dient. Hätte Goffroy nämlich seinen Weg fortgesetzt und seinen Bruder später verbrannt, wäre eine Situation eingetreten, für die der Fluch nicht vorgesehen ist, ein Dilemma. Im Fluch ist als Bedingung zur Erlösung Melusines festgelegt, daß man sie samstags nicht aufsuchen darf, damit ihr Wesen nicht erkannt werde.104 Goffroy aber findet - zum Glück erst nach dem Verschwinden seiner Mutter - im Berg eine Tafel, auf der Persina das Wesen ihrer Tochter beschreibt, und welche er auch als Beschreibung seiner Mutter erkennt, ohne deren Verwandlung miterlebt zu haben.105 Er hätte also damit die Natur Melusines erkannt, ohne das Tabu gebrochen zu haben - eine Konstellation, die der Fluch nicht vorsieht. Ich wage die These aufzustellen, daß Thüring von Ringoltingen diese Situation bewußt konstruiert hat, da ich mir die Nichterfüllung des Fluches anläßlich des verbotenen Blickes und die darauf folgende geradezu erzwungene Erfüllung anders nicht erklären kann.

Auch an anderer Stelle spielt er mit dem literarischen Modell der Mahrtenehe, indem etwa das Verhalten der handelnden Figuren, wie an Reymund exemplarisch gezeigt, darauf schließen läßt, daß eben jene Figuren über entsprechendes Literaturwissen verfügen und ihr Handeln am Romanschema ausrichten, anstatt in einer glaub- würdigeren Weise unbefangen zu agieren. Der Autor, so lese ich den Text, versucht, die Erwartungshaltungen seiner Leser aufzubrechen, indem er einmal - wie im geschilderten Beispiel des Verhaltens Reymunds - literarische Schemata persiflierend überhöht, einmal die Erwartungen ins Leere laufen läßt, so zum Beispiel in der Schlüsselepisode: Nachdem Goffroy den Riesen in Norhemen erschlagen hat, will er die gefangenen Ritter befreien, aber niemand kann ihm sagen, wo die Schlüssel sind.106 Der sich am späthöfischen Roman orientierende Leser „weiß“, daß nun eine Aventiure folgen muß, in welcher der Protagonist in einer schweren und gefährlichen Prüfung die Schlüssel erringt. Nicht so in der Melusine: Mit einem sachlich-trockenen „Also suchet er so lang allenthalben / biß er sie fande“107 verpufft die Erwartung des Lesepublikums ins Nichts. Die extrem häufigen Vorausdeutungen, in denen der Autor künftiges Geschehen vorwegnimmt und zumindest die was-Spannung zerstört, tragen ebenso wie die abrupten Wechsel des Handlungsstranges, die meist mit einem profanen „Das laß ich nun bestehen“108 eingeleitet werden, meines Erachtens gezielt zu einer Desillusionierung des Lesers bei, dem stets vor Augen gehalten wird, daß er sich in einem literarischen Text befindet, über den einzig der Autor verfügt. Vor diesem Hintergrund läßt sich vielleicht auch eine Deutungsoption für das reichlich unmotiviert wirkende Christentum Melusines finden, die neben Melusines übergroßer Affinität zu jeder Form menschlicher Kultur, folglich auch der Religion, gelten kann: Es wird bewußt ein Widerspruch zwischen auf dem Wissen um literarische Traditionen basierender Lesererwartung und Romanhandlung aufgebaut. Der Leser, seit dem Titel im Bewußtsein, daß Melusine ein Mischwesen ist, wird nicht nur in seiner Erwartung, sie wie die Frau Hennos beim ersten Kontakt mit einem Sakrament durchs Dach fliegen zu sehen, getrogen, Melusine sucht geradezu die Nähe der Kirche. Auch der Tabubruch bringt nicht den „gewünschten“ Erfolg, so daß schließlich um der Normerfüllung willen eine sichtlich konstruierte Situation geschaffen werden muß, in welcher Reymund Melusine verrät - selbst wenn dafür hundert Mönche sterben müssen. Während die Religion bei der Entdeckung des fremden Wesens, von welchem sie noch gefördert wurde, versagte, wird diese Entdeckung nun durch die Vernichtung des von Melusine gestifteten Klosters ausgelöst109: Der gewohnte Kausalzusammen- hang wird nicht nur aufgebrochen, sondern sogar - entgegen der Logik des Stoffes - in sein Gegenteil verkehrt. So erscheint die Religion gerade durch Melusines übergroße Nähe zu ihr verzichtbar: In dem Text, in welchem übernatürliche Mächte ohnehin keine allzu große Rolle spielen (der Fluch etwa müßte schon beim Tabubruch sich erfüllen), ist sie nicht mehr in der Lage, ihre motivgeschichtlich vorgegebenen Aufgaben zu erfüllen; zuletzt werden ihr durch die Entlarvung Melusines als literarische Figur auch noch die Dämonen der Hölle entzogen: Selbst als Fiktion entspringt Melusine keiner Gegenwelt, sondern ist ein von einem Menschen verwunschener Mensch.

7 Fazit

Obwohl die Frage, ob dies der Autorintention entspricht, als unklärbar erkannt werden muß, kann man die Melusine Thüring von Ringoltingens als Literaturexperiment ansehen, in welchem dem Leser durch plakatives Vorführen literarischer Schemata die Wirklichkeitsillusion genommen und die Romanhandlung als fiktiv kenntlich gemacht wird. Nicht nur weiß der Leser, daß er sich mit dem Aufschlagen des Buches in die Situation „Mahrtenehe“ gleichsam hineinbegibt, auch die Figuren agieren so, als orientierten sie sich an literarischen Vorbildern - die Identifikation des Lesers mit den Protagonisten wird so in ihr Gegenteil verkehrt. Das motivgeschichtliche Wissen nicht nur des Lesers, sondern auch der Figuren wird benutzt, um es mit einem gegen diese Tradition veränderten Handlungsablauf gleichsam kollidieren zu lassen: Nicht nur der Leser, auch Reymund rechnet nicht damit, daß Melusine ausgerechnet auf dem Ehesakrament besteht, und die Nichterfüllung des Fluches anläßlich des Tabubruches erzwingt eine ganze Kette von Handlungen, damit Melusine doch noch, buchstäblich in letzter Sekunde vor der Entdeckung der Tafel durch Goffroy, als Schlangenwesen entfleuchen kann. Fast kann man davon sprechen, daß die Figuren das Handlungs- schema „Mahrtenehe“ zu erfüllen suchen - Reymund durch Passivität und weitest- gehenden Gehorsam gegen seine Frau, Melusine durch Hervorbringung materieller Güter - und ebenso pflichtschuldig zum gegebenen Zeitpunkt auf die zwar ihren eigenen Interessen zuwiderlaufende, aber das literarische Soll erfüllende tränenreiche

Trennung hinarbeiten, entgegen allen Widerständen, die der Autor aufbaut. Diese Widerstände werden umso deutlicher, als der Autor in häufigen Vorausdeutungen künftiges Geschehen vorwegnimmt, der Leser also weiß, daß, aber nicht wann es geschehen wird. Abrupte Wechsel zwischen den parallel erzählten Handlungssträngen, bei denen gesondert darauf hingewiesen wird, daß es sich bei dem Wechsel nicht um eine Notwendigkeit, sondern um eine Entscheidung des Erzählers handelt, lassen, ebenso wie eingefügte Intertexte (hervorzuheben ist hier insbesondere der Text über Augustinus S. 69), keinen Augenblick vergessen, daß man sich in einem rein fiktiven literarischen Kontext befindet.

Die Handlungen der Figuren sind jedoch nicht nur „global“, also auf die Norm- erfüllung hin, ausgerichtet, es lassen sich durchaus auch individuelle Motivationen erkennen. Liegen diese bei Reymund zumindest zu Beginn der Handlung, wenn er sein Verhalten gegen Melusine auf Heirat und damit Erwerb von Glück und Gut ausrichtet, noch eng an der literarischen Vorlage, so sind die Motivationen Melusines mit Sicherheit differenzierter zu betrachten. In ihrer kulturschaffenden Agilität liegt immer auch ein Moment der stellvertretenden Erlösung oder zumindest der ersatzweisen Unterdrückung der Natur, wenn nicht sogar der Rache an dieser. Zudem verfügt sie erst jetzt, und dies scheint ihr gelegentlich wichtiger als der Gatte, über die Voraus- setzungen, jene Pläne, welche sie zu erdenken lange Zeit hatte, zu verwirklichen, und sie weiß, daß ihr jene Voraussetzungen nur für einen befristeten Zeitraum zur Verfügung stehen. Allerdings ist auch hier zu bemerken, daß sie als Quelle materieller Güter und fruchtbare Gebärerin sich äußerst geschmeidig in das Schema der einen Ritter ehelichenden Fee fügt. Man kann jedoch festhalten, daß, im Gegensatz zu anderen Erzählungen, zum Beispiel dem Peter von Staufenberg, die Verbindung Melusines mit Reymund nicht hauptsächlich auf Liebe, welche erstmals nach Reymunds Blick ausgedrückt wird und sich erst im Velauf der Ehe entwickelt, zurückgeht, sondern beide Partner zunächst auf ihren jeweiligen Vorteil bedacht waren: Reymund auf Glückserwerb, Melusine auf Abwechslung und Erlösung. Ihre Erlösungsbedürftigkeit wiederum erscheint jedoch nur aus ihrer Zugehörigkeit zum Stoff erklärbar.

näheren Untersuchung des Religionsverständnisses in der Melusine. Die Religion erscheint zur Entlarvung des Schlangenwesens nicht nur unnütz, sondern dieser Entlarvung sogar hinderlich.

8 Literaturverzeichnis

8.1 Lexika und Nachschlagewerke

Bei mehrbändigen Werken ist das Erscheinungsjahr des ersten Bandes angegeben.

1. Bächtold- Stäubli, Hans: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin / Leipzig 1927.

2. Baufeld, Christa: Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Lexikon aus Dichtung und Fachliteratur des Frühneuhochdeutschen. Tübingen 1996.

3. Benecke, Georg / Müller, Wilhelm / Zarncke, Friedrich: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Leipzig 1854.

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5. Ellis, Peter Berresford: Dictionary of Celtic Mythology. London 1992.

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10. Pfeifer, Wolfgang (Hg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Berlin 1989.

8.2 Monographien

11. Achnitz, Wolfgang (Hg.): Der Ritter mit dem Bock. Konrads von Stoffeln ‚Gauriel von Muntabel‘. Neu herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Wolfgang Achnitz. (= Grubmüller, Klaus / Kunze, Konrad / Steer, Georg (Hgg.): Texte und Textgeschichte. Bd. 46.) Tübingen 1997.

12. Bartz, Gabriele / Karnein, Alfred / Lange, Claudio: Liebesfreuden im Mittelalter. Kulturgeschichte der Erotik und Sexualität in Bildern und Dokumenten. Stuttgart 1994.

13. Burn, Lucilla: Griechische Mythen. (= Mythen alter Kulturen. [Bd. 1.]) Stuttgart 1993.

14. Christow, Swantje: Der Lilith-Mythos in der Literatur. Der Wandel des Frauenbildes im literarischen Schaffen des 19. und 20. Jahrhunderts. Aachen 1998.

15. Duby, Georges: Ritter, Frau und Priester. Die Ehe im feudalen Frankreich. Frankfurt/Main 1985.

16. Duby, Georges: Die Frau ohne Stimme. Liebe und Ehe im Mittelalter. Berlin 1990.

17. Egenolf von Staufenberg: Der Ritter von Staufenberg. Hrsg. von Eckhard Grunwald. (= Kuhn Hugo (Hg.): Altdeutsche Textbibliothek. Bd. 88.) Tübingen 1979.

18. Gardner, Jane: Römische Mythen. (= Mythen alter Kulturen. [Bd. 3]) Stuttgart 1993.

19. Garstka, Ruth: Untersuchungen zu Konrads von Würzburg Versroman „Partonopier und Meliur“. Funktionsänderung epischer Komposition im nachhöfischen Epigonenroman im Vergleich zu Beispielen aus den „klassischen“ Artusromanen Hartmanns. Berlin 1979.

20. Green, Miranda Jane: Keltische Mythen. (= Mythen alter Kulturen. [Bd. 4]) Stuttgart 1993.

21. Grimm, Jacob / Grimm, Wilhelm (Hgg.): Irische Elfenmärchen. Übersetzt und eingeleitet von den Brüdern Grimm. Stuttgart 1988.

22. Heller, Adolf: Biblische Zahlensymbolik. Heilbronn 1982.

23. Hofstetter, Eva: Sirenen im archaischen und klassischen Griechenland. (= Froning, Heide et al. (Hgg.): Beiträge zur Archäologie. Bd. 19.) Würzburg 1990.

24. Holmberg, Uno: Das Wasser des Lebens. Göttinnen und Wasserkult. Bern 1997.

25. Klugsberger, Theresia: Verfahren im Text. Meerjungfrauen in literarischen Versionen und mythischen Konstruktionen von H.C. Andersen, H.C. Artmann, K. Bayer, C.M. Wieland, O. Wilde. (= Weiss, Walter / Haslinger, Adolf / SchmidBortenschlager, Sigrid (Hgg.): Salzburger Beiträge. Bd. 17. (= Müller, Ulrich / Hundsnurscher, Franz / Sommer, Cornelius (Hgg.): Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik. Bd. 222.)) Stuttgart 1989.

26. König, Ditte: Die Welt der Feen. Von der Wiederverzauberung der Wirklichkeit. Stuttgart / Wien 1996.

27. Konrad von Megenberg: Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. Herausgegeben von Franz Pfeiffer. Hildesheim / New York 1971

28. LeGoff, Jacques: Für ein anderes Mittelalter. Zeit, Arbeit und Kultur im Europa des 5.-15. Jahrhunderts. Weingarten 1987.

29. Leubuscher, Rudolf: Ueber die Wehrwölfe und Thierverwandlungen im Mittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychologie. Berlin 1850 (Reprint 1981).

30. Lundt, Bea: Melusine und Merlin im Mittelalter. Entwürfe und Modelle weiblicher Existenz im Beziehungs-Diskurs der Geschlechter. Ein Beitrag zur Historischen Erzählforschung. München 1991.

31. Mahler, Andreas: Herakles als Vermittler von mythischem Andachtsraum und realem Georaum. Versuch einer historischen Ökologie der mediterranen Landschaft. Eggingen 1998.

32. Markale, Jean: Die keltische Frau. Mythos, Geschichte, soziale Stellung. Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Wieland Grommes. München 1984.

33. Müller, Solvejg: Kein Brautfest zwischen Menschen und Göttern. Kassandra- Mythologie im Lichte von Sexualität und Wahrheit. Köln / Weimar / Wien 1994.

34. Panzer, Friedrich: Merlin und Seifried de Ardemont von Albrecht von Scharfenberg. In der Bearbeitung Ulrich Füetrers. (= Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. CCXXVII.) Tübingen 1902.

35. Peuckert, Will-Erich: Ehe. Weiberzeit - Männerzeit - Saeterehe - Hofehe - Freie Ehe. Hamburg 1955.

36. Portmann, Marie-Louise: Die Darstellung der Frau in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters. (= Bonjour, Edgar / Kaegi, Werner (Hgg.): Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft. Bd. 69.) Basel, Stuttgart 1958.

37. Ridder, Klaus: Mittelhochdeutsche Minne- und Aventiureromane. Fiktion, Geschichte und literarische Tradition im späthöfischen Roman: ‚Reinfried von Braunschweig‘. ‚Wilhelm von Österreich‘. ‚Friedrich von Schwaben‘. (= Osterkamp, Ernst / Röcke, Werner (Hgg.): Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte. Begründet als Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker von Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer. Bd. 12 (246).). Berlin / New York 1998.

38. Roebling, Irmgard (Hg.): Sehnsucht und Sirene. Vierzehn Abhandlungen zu Wasserphantasien. (= Roebling, Irmgard / Schmid-Bortenschlager, Sigrid (Hgg.): Thetis - Literatur im Spiegel der Geschlechter. Bd. 1.) Pfaffenweiler 1992.

39. Schilling, Silke: Die Schlangenfrau. Über matriarchale Symbolik weiblicher Identität und ihre Aufhebung in Mythologie, Märchen, Sage und Literatur. Frankfurt/Main 1987.

40. Schöning, Brigitte: „Friedrich von Schwaben. Aspekte des Erzählens im spätmittelalterlichen Versroman. (= Leistner-Opfermann, Detlef / PeschelRentsch, Dietmar (Hgg.): Erlanger Studien. Bd. 90.) Erlangen 1991.

41. Schöpf, Hans: Fabeltiere. Graz 1988.

42. Shahar, Shulamith: Die Frau im Mittelalter. Königstein 1981.

43. Tetzlaff, Ingeborg: Romanische Kapitelle in Frankreich. Löwe und Schlange, Sirene und Engel. Köln 1976.

44. Thüring von Ringoltingen: Melusine. In der Fassung des Buches der Liebe (1587). Mit 22 Holzschnitten. Herausgegeben von Hans-Gert Roloff. Stuttgart 1991.

45. Walker, Richard Ernest: Peter von Staufenberg. Ist Origin, Development, and Later Adaption. (= Müller, Ulrich / Hundsnurscher, Franz / Sommer, Cornelius (Hgg.): Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Bd. 289.) Göppingen 1980.

46. Wedner, Sabine: Tradition und Wandel im allegorischen Vertändnis des Sirenenmythos. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte Homers. (= Albrecht, Michael von (Hg.): Studien zur klassischen Philologie. Bd. 86.) Frankfurt/Main etc. 1994.

8.3 Sammelbände

47. Großklaus, Götz / Oldemeyer, Ernst (Hgg.): Natur als Gegenwelt. Beiträge zur Kulturgeschichte der Natur. Karlsruhe 1983.

48. Lautenbach, Fritz (Hg.): Der keltische Kessel. Wandlung und Wiedergeburt in der Mythologie der Kelten. Irische, walisische und arthurianische Texte. Stuttgart 1991.

49. Lundt, Bea (Hg.): Auf der Suche nach der Frau im Mittelalter. Fragen, Quellen, Antworten. München 1991.

50. N.N. (Hg.): Il matrimonio nella società altomedievale. 22-28 aprile 1976. (= Settimane di studio del centro italiano di studi sull’alto medioevo. Bd. 24.) Spoleto 1977.

51. N.N. (Hg.): Die Welt der Feen im Mittelalter. (= Buschinger, Danielle / Spiewok, Wolfgang (Hgg.): Greifswalder Beiträge zum Mittelalter. Bd. 32.) Greifswald 1994.

8.4 Periodika

52. Disney, Walt (Hg.): Disneys Arielle die Meerjungfrau. Nr. 8. Leinfelden- Echterdingen 1996.

[...]


1 Vgl. Thüring von Ringoltingen: Melusine. In der Fassung des Buches der Liebe (1587). Mit 22 Holzschnitten. Herausgegeben von Hans-Gert Roloff. Stuttgart 1969. S. 11ff. Im folgenden abgekürzt zitiert als „Melusine“. 2 Vgl. ebd., S. 89.

3 Vgl. Albrecht von Scharfenberg: Seifried de Ardemont. In: Panzer, Friedrich: Merlin und Seifried de Ardemont von Albrecht von Scharfenberg. In der Bearbeitung Ulrich Füetrers. Tübingen 1902. (= Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart. CCXXVII.) S. 59-169.

4 Leider lag mir keine Ausgabe vor, so daß ich diese Information der Sekundärliteratur entnehmen mußte.

5 Sehr schön dargestellt findet sich dies bei Schmid, Karl: Heirat, Familienfolge, Geschlechterbewußtsein. In: Il matrimonio nella società altomedievale. (= Settimane di studio del centro italiano di studi sull’alto medioevo. XXIV.) Spoleto 1977. Bd. 1. S. 102-138. Im Bezug auf die Melusine sind hier insbesondere die Ausführungen über den Verena-Kult in Zurzach hervorzuheben: „Nach Zurzach [...] pilgerten im 10. Jahrhundert zum Grab der Heiligen viele, die sich Kinder wünschten. [...] [Es wird deutlich], daß Verenas Ruf als ‚Kinderspenderin‘ insbesondere Söhnen galt, derentwegen sie offenbar aufgesucht wurde.“(S. 123f) Dieser Kult an den Heilquellen Zurzachs wird von Schmid auf keltische Traditionen zurückgeführt.

6 Vgl. etwa die Gründung des Mazadan-Geschlechtes durch die Fee Terdelaschoye im Parzival oder die eindeutig hedonistisch orientierte Fee im Peter von Staufenberg.

7 Burchard von Worms: Decretorum libri viginti. 19. Buch (Corrector). Zitiert nach: Peuckert, Will-Erich: Ehe. Weiberzeit-Männerzeit-Saeterehe-Hofehe-Freie Ehe.Hamburg 1955. S.225.

8 Wichtig im Hinblick auf das Schlangenwesen Melusine erscheint mir, insbesondere unter Berücksichtigung des von Schmid erwähnten Fruchtbarkeitskultes an süddeutschen Heilquellen, eine in einem keltisch-römischen Quellheiligtum bei Hochscheid gefundene Statue der Fruchtbarkeitsgöttin Sirona, die Muthmann so beschreibt: „Eine um den rechten Unterarm sich windende Schlange züngelt nach einem aufgebrochenen Ei, das zusammen mit zwei anderen Eiern in einem pokalartigen Becher liegt, den die Göttin mit der linken Hand leicht nach vorn neigt. Auf die Eier, die wohl als Symbole der Fruchtbarkeit zu deuten sind, weist der Zeigefinger der rechten Hand.“ (Muthmann, Friedrich: Quellen, Flüsse und Göttinnen in Deutschland, Frankreich, Westeuropa. In: Holmberg, Uno: Das Wasser des Lebens. Göttinnen und Wasserkult. Bern 1997. S. 11-25. S. 17.)

9 Vgl. Melusine, S. 11-14.

10 Ebd., S. 12.

11 Ebd., S. 11, in ähnlicher Form auch S. 12.

12 Ebd., S. 12.

13 Soweit der Wortlaut des Textes. Wie ich im folgenden zu beweisen versuche, erscheint es jedoch äußerst zweifelhaft, daß Reymund Melusines wahres Wesen nicht errät. Er begibt sich bewußt, wenn nicht gezielt in die Mahrtenehe.

14 Vgl. Melusine S. 12: „doch so sihe ich wol ein unseglich schoen Angesicht / von Leib und Gestalt wol gezieret / unnd zuechtig / nun saget mir mein Hertz unnd Muht / ich sol in meinem Hertzenleid ein Trost von euch empfahen / dardurch mir mein kummer etwas gemindert werde.“

15 Ebd., S. 12f.

16 Ebd., S. 12. Die Prophezeiung (S. 8) lautet: „Er wirdt ein gewaltiger Herr / unnd wirdt maechtiger unnd glueckhaftiger / denn keiner seiner Freund oder Beysessen je ward.“

17 Ebd., S. 13.

18 Ebd., S. 20.

19 Buschinger, Danielle: Fees amoureuses dans la litterature allemande du moyen age. In: N.N. (Hg.): Die Welt der Feen im Mittelalter. (= Buschinger, Danielle / Spiewok, Wolfgang (Hgg.): Greifswalder Beiträge zum Mittelalter. Bd. 32.) Greifswald 1994.

20 Melusine, S. 12.

21 Ebd., S. 13.

22 Ebd., S. 14.

23 Das geschieht erst im Anschluß an diese Anrede, ebenfalls S. 14.

24 Ebd.

25 Vgl. Melusine, S. 24: „Das ist ein unseglich schoen Hochzeit / dergleichen wir alle nie gesehen noch vernommen haben.“ Neben der Sollerfüllung läßt sich auch, wie für die Bauwerke, anführen, daß Melusine diese Hochzeit wohl über einen sehr langen Zeitraum geplant hat.

26 Ebd., S. 21. Dieses Unvermögen endet nicht, wie von Melusine suggeriert, mit der Ehe, da er auch dann von ihrem samstäglichen Schlangendasein nichts wissen darf.

27 Vgl. ebd. Melusine betont auf seinen Vorschlag: „Lieber Reymund mein / es muß ein andere gestalt haben“.

28 Blumenberg, Hans: Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher. Frankfurt 1997. S. 13.

Die von mir gezogene Parallele zum Tabu wird deutlicher, bezieht man die an gleicher Stelle stehende Aussage Blumenbergs, der Seefahrt eigne ein blasphemisches Moment, ein „Verstoß gegen die Unverletzlichkeit der Erde“, ein. Die Unausweichlichkeit des Tabubruchs klingt ebenfalls an, wenn Blumenberg schreibt: „Aber Verbote haben immer auch definiert, was die Extreme von Kühnheit und Herausforderung sind.“

29 Melusine, S. 13.

30 Ebd., S. 14.

31 Zu Reymunds Gehorsam vergleiche auch Melusine, S. 16: „nach raht seines Gemahels“, S. 17: „als er denn von Melusina / seinem Gemahel / zu thun underweißt war“ und anderswo.

32 Ebd., S. 12.

33 Deren Aktivität läßt ihm allerdings auch nur geringe Möglichkeit zur Eigeninitiative.

34 Vgl. Melusine, S. 70.

35 Ebd., S. 30.

36 Ebd.

37 Ebd.

38 Ist der Gehorsam Reymunds zu Beginn, also bei der Vertuschung des Totschlags an seinem Onkel und beim Lehenserwerb, noch durchaus verständlich, da Melusines Ratschläge überaus hilfreich sind, so kann man seine Passivität im weiteren Handlungsverlauf m. E. als in seinem Wissen um die Motivtradition begründet ansehen: Weiß Reymund nämlich, daß er sich in einer Mahrtenehe befindet, dann ist seine Anerkennung Melusines Entscheidungskompetenz überaus zweckorientiert, muß ihm doch nicht nur bewußt sein, welche Folgen ein Verstoß gegen ihren Willen haben könnte, sondern auch, daß sie über weiterreichendes Wissen und übernatürliche Kräfte, somit über eine eindeutig höhere Kompetenz verfügt.

39 Vgl. Melusine, S. 30.

40 Wie die Hochzeit, so kann man auch die Bauten als von langer Hand geplant ansehen. Melusine wurde offenbar schon lange vor der Begegnung mit Reymund von dem Fluch getroffen - immerhin erfährt Goffroy, daß dies schon der fünfte oder sechste Riese sei, welcher den Berg mit dem Grab Helmas‘ bewache (vgl. Melusine, S. 103)- und verwirklicht nun, da sie über Bauland verfügt, die Pläne, die sie in jener Zeit schmieden konnte.

41 Vgl. Melusine, S. 30.

42 So heißt es bei Grimm: Irische Elfenmärchen. Stuttgart 1993. S. 54: „Die erzgebirgischen Zwerge wurden durch die Errichtung der Hämmer und Pochwerke verjagt, andere durch das Glockengeläut in nahgebauten Kirchen. Als ein Bauer im Wald Bäume fällt und Balken haut, verdrießt es den Berggeist; er ruft klagend: ‚Wer lärmt hier so stark?‘ - ‚Ein Christ‘, antwortet ihm sein Gesell, ‚ist gekommen, haut uns den Wald und unsere Schlupfwinkel weg und tut uns großes Leid an.‘“

43 Vgl. Melusine, S. 11.

44 Vgl. ebd., S. 15: „und bey dem Brunnen“; der Lederstreifen wird an einen bei dem Brunnen stehenden Pfahl befestigt, um eine kreisförmige Fläche einzuzeichnen (vgl. ebd., S. 18-20).

45 Vgl. Melusine, S.71.

46 Vgl. die Illustration ebenda.

47 Vgl. Melusine, S. 89.

48 Das nicht zugängliche, abgeschlossene Zimmer wird in der Literatur meist auch als fensterlos und tief im Innern des Gebäudes befindlich dargestellt, so daß die anderen Zimmer und Mauern es umschließen und schützen. Dieses Zimmer ist gleichsam der Kern, zu welchem man durch die Schalen hindurch vordringen muß - ein in vielen Märchen verwirklichtes Motiv.

49 Vgl. Grimm: Irische Elfenmärchen (a.a.O.). S. 26ff: „Als Baumeister haben sie [die Elfen] nicht ihresgleichen; das beweisen schon ihre eigenen Wohnungen; denn diese sind so dauerhaft, daß sie einige tausend Jahre Wetter und Wind ausgehalten und an nichts gelitten haben als etwa an Verstopfung des Rauchfangs. Wunderwürdig sind die Bauten, die sie unter der Leitung des berühmten Baumeisters Michael Scott [...] ausgeführt haben. [...] Er brachte bald einige tausend von des Teufels besten Arbeitsleuten in seine Gewalt, die er so geschickt in seinem Fach zu machen wußte, daß er die Bauten des ganzen Reichs übernehmen konnte. Von ihm rühren noch einige wunderbare Werke in dem Norden der Grampians, einige jener erstaunungswürdigen Brücken, die er in einer Nacht baute, während nur zwei oder drei Arbeiter dabei sichtbar waren.“ Es ist zu beachten, daß die Fähigkeit Scotts, sich Dämonen nutzbar zu machen, vom Genuß einer Schlangenbrühe herrührt.

50 Die späteren Kinder wurden offenbar in größeren Abständen geboren, so kann der sechstgeborene Goffroy schon ritterliche Taten vollbringen, während der neuntgeborene Sohn noch gesäugt wird.

51 Vgl. Melusine, S. 32. Als Kapitelüberschrift handelt es sich hier um eine besonders exponierte Stelle.

52 Vgl. ebd., S. 31ff.

53 Vgl. ebd., S. 33.

54 Vgl. ebd., S. 68: „Melusina ward von hertzen fro / und danckten beyde Gott und seiner gnaden / das er inen so glueck und selde zugefueget / das ire Soen also zu hohen ehren kommen weren / drey zu Koenigen gekroenet / der vierdte ein Fuerst / und der so nahendt bey ihnen ein Moench worden“.

55 Vgl ebd., S. 86: „warumb hastu die verargwohnet / der es als leid was / als dir“.

56 Vgl. ebd., S. 67.

57 Vgl. ebd., S. 94f.

58 Vgl. ebd.

59 Auf S. 33 wird Horribel als achter, also drittjüngster Sohn genannt. Dagegen lautet Melusines Aussage (S. 88): „Horribel unser Juengster Sohn / der drey Augen in die Welt hat bracht / den soltu nicht lebendig lassen“. Da

60 Vgl. Melusine, S. 88.

61 Melusine, S. 69.

62 Melusine, S. 70.

63 Vgl. ebd.

64 Ebd.

65 Ebd.

66 Ebd.

67 Vgl. ebd., S. 70f.

68 Hier sei nur an den gegen die Gattin Hennos mit den großen Zähnen ausgeübten Zwang zum Sakrament erinnert.

69 Melusine, S. 71f.

70 Ebd., S. 72.

71 Vgl. Melusine, S. 14.

72 Ebd., S. 72.

73 Ebd., S. 73.

74 Vgl. ebd.

75 Ebd.

76 Vgl. ebd., S. 73f.

77 Vgl. ebd., S. 74.

78 Vgl. ebd.

79 Vgl. Melusine, S. 84.

80 Vgl. ebd., S. 73.

81 Ebd., S. 84.

82 Melusines seherische Fähigkeiten manifestieren sich hier noch auf eine direktere Weise: Nicht nur weiß sie um die Worte Reymunds, es ist ihr auch bewußt, daß er angezogen ist, obwohl er in vergleichbarer Situation nackt im Bett lag. Während sie damals, als das Mitbringen von Dienstleuten äußerst unpassend erschienen wäre, allein ins Zimmer ging, kommt sie nun in Begleitung.

83 Vgl. Melusine, S. 84.

84 Ebd.

85 Ebd.

86 Ebd., S. 86.

87 Ebd., S. 92.

88 Vgl. dazu meine Interpretation des Verhanltens Reymunds am Durstbrunnen.

89 Folgt man meiner sicherlich nicht vollgültigen, aber als Möglichkeit und Nebensinn durchaus zu berücksichtigenden These, die Figuren wüßten über die Mahrtenehe, kann man den Schreck auch auf den zu erwartenden Verlust Melusines zurückführen.

90 Vgl. Melusine, S. 86.

91 Vgl. ebd., S. 87f.

92 Ebd., S. 88.

93 Ebd.

94 Ebd., S. 89.

95 Ebd., S. 92.

96 Ebd., S. 89.

97 Ebd., S. 92.

98 Ebd., S. 91.

99 Vgl. Ebd., S. 88.

100 Vgl. ebd., S. 106f.

101 Vgl. ebd., S. 11.

102 Vgl. ebd., S. 95.

103 Melusine, S. 80: „Bott / du solt nicht von hinnen scheiden / sondern hie warten biß ich wider komme“.

104 Vgl. Melusine, S. 106f.

105 Vgl. ebd., S. 107f.

106 Vgl. ebd., S. 110.

107 Ebd.

108 Dieses Beispiel ist Seite 95 entnommen.

109 Diese Konstruktion ist sicherlich noch weit über den von mir hergestellten Bezug zu einer ironischen Verkehrung der Motivgeschichte hinaus ergiebig, denkbar ist zum Beispiel die Berücksichtigung in einer

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Handlungsmotivation in der "Melusine" Thüring von Ringoltingens zwischen Erlösungsstreben und Normerfüllung
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)
Veranstaltung
Hauptseminar: Deutsche Volksbücher (Melusine und Fortunatus)
Note
1.0
Autor
Jahr
2001
Seiten
28
Katalognummer
V102955
ISBN (eBook)
9783640013357
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein Interpretationsexperiment, in dem gezeigt werden soll, daß Thüring mit literarischen Normvorgaben spielt und die Handlung immer wieder gegen diese Normen verlaufen läßt, so daß seine der Norm verpflichteten Figuren mächtig ins Schleudern geraten...
Schlagworte
Handlungsmotivation, Melusine, Thüring, Ringoltingens, Erlösungsstreben, Normerfüllung, Hauptseminar, Deutsche, Volksbücher, Fortunatus)
Arbeit zitieren
Lars-Christoph Klein (Autor:in), 2001, Die Handlungsmotivation in der "Melusine" Thüring von Ringoltingens zwischen Erlösungsstreben und Normerfüllung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102955

Kommentare

  • Gast am 16.1.2002

    kurzer kommentar.

    hallo lars,

    die "melusine" ist nun nicht so ein besonders aufregendes buch, zumindest nicht für mediävistisch interessierte leser. das vergnügen, 3 oder 4 spannende stellen zu lesen, wird mit einer qual erkauft, die stunden dauert & einem graue haare einbringt. niemanden interessiert es mehr, was der achte sohn für eroberungen macht & wer in dann unter welchen festlichen bedingungen heiratet, während der neunte sohn gerade auszieht.

    die mir vorliegende arbeit habe ich nachts um 2 zu lesen begonnen & dann nicht mehr aufgehört. ich kann nicht einschätzen, wie die fachliche kompetenz des autors ist, an welchen stellen er mir etwas vorspielt, was er gar nicht weiß, aber was ich sagen kann ist: dies ist eine brilliant geschriebene, hoch interessante arbeit über ein langweiliges buch. der autor strahlt eine souveränität im umgang mit text aus, die beeindruckend ist & die sich jeder germanistikstudent irgendwann zu besitzen wünscht.

    wenn es möglich ist, möchte ich auch deine anderen arbeiten lesen :-)

    stefan

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