Das Lachen. Eine literaturtheoretische Untersuchung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Überblick über die vorliegende Arbeit

2. Einleitende Bemerkungen

3. Untersuchungsfelder des Phänomens ´Lachen`
3.1. Allgemeines
3.2. Physiologie und Psychologie des Lachens

4. Zwei Theorien über das Lachen
4.1. Überlegenheitstheorie und Inkongruenztheorie
4.2. Bergsons Theorie des Lachens

5. Abschließende Bemerkung

6. Literaturverzeichnis

1. Überblick über die vorliegende Arbeit

Die bisher erarbeiteten Theorien über das Lachen stammen aus den verschiedensten Wissenschaftsbereichen, etwa aus der Philosophie (Bergson), der Psychoanalyse (Freud) oder aus der Anthropologie (Plessner). Sie umfassen zum anderen aber auch Beschreibungen auf physiologischer Ebene (Habermann). Die hier genannten Arbeiten bilden nun allerdings nur einen Bruchteil der Studien zum Thema Lachen, und sollen in der vorliegenden Arbeit sozusagen stellvertretend einen Einblick in die Thematik vermitteln. Hier kann es nicht darum gehen, sämtliche in der Literatur vorliegenden Ansätze darzustellen. Oft liegen die Unterschiede in Nuancen, deren Verfolgung zu weit vom Weg ab führen würde, nämlich der Klärung eines Phänomens, das als Äusserungsform des Humors gilt. Eine Absage an die Vollzähligkeit bedeutet jedoch keinen Verzicht auf Vollständigkeit. Ich werde die o.g. Arbeiten so weit aufarbeiten, dass das Phänomen Lachen in wichtigen Elementen erfassbar wird. Wie bis zu dieser Stelle sicherlich schon deutlich geworden ist, soll das Lachen im humoristischen Kontext den Schwerpunkt dieser Arbeit bilden, wobei alle anderen ´Arten` des Lachens an den entsprechenden Stellen ebenso ihre Erwähnung erfahren werden..

2. Einleitende Bemerkungen

Für das Lachen an sich gibt es keine eigene Wissenschaft; dem Phänomen des Lachens widmen sich, wie anfangs erwähnt mehrere wissenschaftliche Disziplinen. Vor diesem Hintergrund erscheint es schon zu Beginn dieser Arbeit einleuchtend und absehbar, dass es vermutlich keine universelle ´Theorie des Lachens` per se geben kann und letztendlich auch nicht gibt. Aber ich möchte nichts vorwegnehmen.

Betrachtet man allein schon die unterschiedlichen Variationen des Lachens. Das Lachen kann “dünn, breit, laut, leise, kichernd, verhalten, frostig, stoßweise, offen, grell, schrill, sanft, warm, still, kalt, schneidend, gemein, müde, ausgelassen, spöttisch, traurig, unheimlich, gemütlich usw.”[1] sein. Seine Skala reicht vom herzlichen Anlächeln bis zum schadenfrohen, höhnischen Auslachen, vom freundlichen Schmunzeln bis zum bösartigen Grinsen, vom stillen, nach innen gewandten Lächeln zum schallend ausbrechenden Gelächter oder schrillen Kreischen, vom strahlenden Lachen der Freude und Heiterkeit bis zum Lachen aus Entsetzten.[2] So verschieden Lachen sein kann, auf so viele verschiedene Anlässe des Lachens kann man schliessen. Helmut Plessner beschränkt sich diesbezüglich auf das Lachen als Gebärde der Freude und des Kitzels, des Spielens, der Komik, des Witzes, sowie der Verzweiflung und Verlegenheit[3]. Der Anthropologe Plessner ist einer zuweilen grosser Namen der Philosophie, Psychologie, Soziologie oder weiterer Wissenschaften, die sich des Phänomens des Lachens versucht haben anzunähern. Jede dieser Disziplinen hat sich auf ihre eigene Art und Weise, aus ihrer eigenen Perspektive mit dem Lachen beschäftigt. Mitunter scheinen sich die Resultate sehr zu ähneln, andererseits jedoch könnten sie auch unterschiedlicher nicht sein. Alle Definitionen oder Eingrenzungen die die Forscher dem Lachen zugeschrieben haben, treffen jeweils nur einen Teil der zahlreichen Aspekte des Lachens. Gerade angesichts der Weite dieses Feldes ist es nicht verwunderlich, dass es keine systematische und allumfassende Abhandlung über dieses Thema gibt.

Nach allgemeiner Auffassung gehört Lachen wohl zu Gemütszuständen wie Freude, Frohsinn, Fröhlichkeit und Heiterkeit. “Geradezu unausrottbar scheint das Vorurteil zu sein, Lachen habe es immer mit Humor zu tun.”[4] Bisher müsste schon klar geworden sein, dass die Idee des Lachens an weitaus mehr als nur an Humor und Komik geknüpft ist. Wie bereits erwähnt wird dessen ungeachtet in dieser, literaturtheoretisch in das Thema “Linguistik des Humors” eingebetteten Arbeit der Schwerpunkt dennoch auf dem ´humoristischen` und ´komischen` Lachen liegen. Der Versuch einer universellen Darstellung des Phänomens ´Lachen` würde den Rahmen und die Intention dieser Arbeit sprengen. Auf die anderen Motive des Lachens wird an den passenden Stellen und Kontexten natürlich Bezug genommen.

3. Untersuchungsfelder des Phänomens ´Lachen`

3.1. Allgemeines

Dopychai unterscheidet in seiner Abhandlung über den Humor drei Bereiche, in die das “hochkomplexe Gesamt”[5] des Lachens unterschieden werden kann. Allerdings kann keines der folgenden Segmente vollkommen losgelöst von den anderen betrachtet werden, da sie sich gegenseitig bedingen und die Zuordnung gewisser Einzelaspekte zu einem der Felder bisweilen Schwierigkeiten bereitet. Allein die Vielfalt der Disziplinen, die sich des Lachens angenommen haben, bieten genausoviele Perspektiven auf das Thema. Diese Bereiche sind: “1. der charakteristische mimische, gestische und stimmliche Ausdruck, also das Phänomen als solches, 2. das Lächerliche[6] als Objekt des Lachens, das durch gewisse Besonderheiten inhaltlicher und formal-struktureller Art gekennzeichnet ist und schliesslich 3. der Lacher als das Subjekt, bei dem - ausgelößt durch die Konfrontation mit dem Lächerlichen - gewisse Prozesse als Voraussetzungen für das Lachen ablaufen, der das Lachen dann äussert und bei dem es schliesslich gewisse Wirkungen zeigt

3.2. Physiologie und Psychologie des Lachens

Ohne Zweifel ist Lachen ein körperlicher Vorgang. Nicht umsonst wird in verschiedensten sprachlichen Formulierungen deutlich, welche Auswirkungen das Lachen auf den menschlichen Körper hat: “Der Lachende lacht sich erst krumm, schief und kringelig.(...) Dann aber lacht der Lacher sich krank, bis er sich kaputt lacht, halb tot lacht oder final gar zu Tode lacht. (...) Man kann wie verrückt lachen. (...) Man krümmt und biegt sich vor Lachen, man schüttelt sich vor Lachen, man lacht bis einem der Bauch weh tut, man lacht sich gar ein Loch in den Bauch. (...) Man explodiert vor Lachen, man kann vor Lachen bersten, man bricht in Lachen aus, man prustet, platzt und brüllt vor Lachen.[7] “Der Lachende verliert die Balance, manchmal sogar den aufrechten Gang, so dass er sich auf dem Boden wälzt”[8]

Es ist also ohne Zweifel festzustellen, dass auf bestimmte Reize, seien sie akustischer, physischer (z.B. Kitzeln) oder visueller Art, wiederum der Körper reagiert und auf sie antwortet - in unserem speziellen Fall durch Lachen. Diese Reaktionen des Körpers fallen in den Bereich der Expressivität, und somit ist auch das Lachen eine menschliche Ausdrucksform. Plessner bezeichnet diese Äusserungen als “Nach-Aussen-Treten und Ausprägung von Innerem”, deren Bedingung für ein Zustandekommen “ein Verhältnis von Innen und Aussen (ist,A.L.), indem Innen und Aussen wechselseitig aufeinander bezogen sind”.[9] Dem Phänomen des Lachens wurde hier durchaus beabsichtigt das Attribut ´menschlich` zugewiesen, da es sich tatsächlich um eine rein menschliche Fähigkeit handelt. Gerade weil an Tieren (primär höhere Säugetiere) oft allzu menschliche Züge zu entdecken sind, zeigt man sich empört über die Selbstverständlichkeit, dass nur Menschen lachen könnten. Zugegeben würden wohl viele Menschen vehement der Behauptung widersprechen, Tiere wären nicht in der Lage zu lachen oder zu weinen. Die Frage, ob Tiere lachen können, wird an späteren Stellen, wenn auch nur beiläufig, behandelt und widerlegt. Um nur kurz vorzugreifen, sei folgende Bemerkung erlaubt. Nach genauer Beschäftigung mit dem Thema und Erkenntnissen über den Komplex des Lachens wird bedingungslos deutlich, dass die Fähigkeit des Lachens de facto eine rein menschliche ist, da die Mechanismen des Lachen bei Tieren einfach nicht greifen.

Um wieder auf den Ausgangspunkt, die physischen und psychischen Vorgänge beim Lachen, zurückzukehren. Lachen gehört, wie bereits erwähnt, zu den Ausdrucksbewegungen und diese, so Dobychai, “werden, wie sämtliche andere Bewegungen auch, vom zentralen Nervensystem gesteuert”[10] Der Hals-, Nasen-, Ohrenarzt Günther Habermann unternahm einen umfassenden Versuch, Physiologie und Phonetik des lauthaften Lachens zu untersuchen. Physiologisch erklärt er das Lachen als eine Weiterleitung von Reizen über bestimmt Bahnen.[11] Durch eine Affektlage, z.B. durch eine Reizung der Haut durch Kitzeln werden Hirnrinde und das Lachzentrum gereizt. Über bestimmte Zentren und Bahnen läuft die Reizung “zu der ganzen Reihe der exekutiven Nervenzentren (...), zu den Zentren der mimischen Muskulatur des Gesichts, zu den Zentren für alle Teile des Stimmorgans, zu den Zentren für die Exspirationsmuskeln (für die Ausatmung zuständige Muskeln,A.L.) und zu den Zentren für die Extensoren (Streckmuskeln,A.L.) des Rumpfes, ausserdem zu den vasomotorischen Zentren (die Gefäßnerven betreffend,A.L.)”[12]. Das Lachen vollzieht sich also, indem körperlich oder geistig das Lachzentrum im Hirn gereizt wird und die Reize über bestimmte Wege zur Gesichtsmuskulatur, zum Stimmorgan und der Motorik weitergeleitet werden. Habermann betont die Verbindung von Psyche und Physis im Lachen, da psychische Einflüsse auf das Atemzentrum einwirken und die Gedanken, Gefühle und Stimmungen sich in der Veränderung der Atmung verraten.[13] Die ausgeprägte Körperlichkeit des Lachens zieht sich durch die gesamte Literatur zu diesem Thema. Bei Habermann selbst ergeben sich Parallelen zu Plessners Darstellung der psychologischen Deutung des Lachens, nach der in Situationen, denen das Großhirn gegenüber nicht gewachsen ist und denen gegenüber keine geeignete und entsprechende Reaktion des Hirnes erfolgen kann, “aus der Unmöglichkeit heraus, noch selber eine Antwort finden zu können”[14], der Körper die Antwort übernimmt.

[...]


[1] Joachim Ritter: Über das Lachen. S. 95/96.

[2] Vgl. u.a. ebd . S. 93ff oder Stefanie Hüttinger: Die Kunst des Lachens - das Lachen der Kunst. S. 7.

[3] Helmut Plessner: Lachen und Weinen. Eine Untersuchung nach den Grenzen menschlichen Verhaltens.

[4] Arno Dopychai: Der Humor. S. 98.

[5] Arno Dopychai: Der Humor. S. 98.

[6] Statt der Bezeichnung das ´Lächerliche` scheint mir die des ´Belachten` weitaus günstiger, da Ersteres in der deutschen Sprache mit der eher einseitigen Konnotation des Albernen, Unsinnigen und Törichten behaftet ist.

[7] Stefanie Hüttinger: Die Kunst des Lachens - das Lachen der Kunst. S. 34.

[8] Kamper/Wulf: Der unerschöfliche Ausdruck. S. 8.

[9] Helmut Plessner: Lachen und Weinen. S.249

[10] Arno Dobychai: Der Humor. S. 78.

[11] Günther Habermann: Physiologie und Phonetik lauthaften Lachens. Vgl. auch Stefanie Hüttinger: Die Kunst des Lachens - das Lachen der Kunst. S. 114/115.

[12] Günther Habermann: Physiologie und Phonetik lauthaften Lachens. S. 36.

[13] Ebd. S. 15.

[14] Helmut Plessner: Lachen und Weinen. S. 235.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Lachen. Eine literaturtheoretische Untersuchung
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Germansitik)
Veranstaltung
Hauptseminar: Linguistik des Humors
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V10284
ISBN (eBook)
9783638167505
Dateigröße
387 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lachen, Eine, Untersuchung, Hauptseminar, Linguistik, Humors
Arbeit zitieren
Antje Leupold (Autor:in), 2001, Das Lachen. Eine literaturtheoretische Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10284

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