Ursache, Erscheinungsformen und Auswirkungen von Mobbing


Hausarbeit, 1999

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Mobbing ?

3. Erscheinungsformen von Mobbing

4. Auf welchen Ebenen vollzieht sich Mobbing im Unternehmen ?
4.1 Mobbing von Vorgesetzten gegen Untergebene
4.2 Übergriffe von Untergebenen gegen einen Vorgesetzten
4.3 Mobbing unter Kollegen und Kolleginnen

5. Resümee

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Hausarbeit ist im Rahmen der Lehrveranstaltung C3 „Ar- beits- und Sozialstrukturen im Betrieb und gesellschaftliche Inte- ressenvertretung“ angefertigt worden und beschäftigt sich mit Ur- sachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen von „Mobbing“.

Jeder weiß, was Mobbing ist und wie es funktioniert. In Zeitschriften erscheint in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal ein Ratgeber, wie man sich davor schützen kann, wie man vorbeugt oder wie man mit Mobbern umgehen soll. Doch dem Phänomen scheint kein Kraut gewachsen Mobbing ist keine neue Erscheinung am Arbeitsplatz, sondern le- diglich eine neue Umschreibung der bereits bekannten Form der Konfliktausweitung im Berufsleben mit einem neuen Begriff, so daß die Thematik neu beleuchtet ins Bewußtsein der breiten Be- völkerung gelangte.

In Kapitel 2 wird der Begriff „Mobbing“ definiert und verschiedene Sichtweisen dargestellt.

Im dritten Kapitel werden die Erscheinungsformen von Mobbing erläutert, wobei das Hauptaugenmerk auf die 45 Mobbinghandlungen von Heinz Leymann gerichtet ist und ergänzende Anmerkungen von anderen Autoren mit einfließen.

Kapitel 4 befaßt sich mit den Ebenen in Unternehmen, innerhalb derer Mobbing vollzogen wird. Hierbei wird die vertikale und horizontale Ebene erläutert.

Das letzte Kapitel (Kap. 5) bildet eine Zusammenfassung dieser Arbeit.

2. Was ist Mobbing ?

Ursprünglich entstammt das Wort Mobbing aus der lateinischen Bezeichnung „mobile vulgus“. Diese Bezeichnung übersetzt be- deutet Pöbel, aufgewiegelte Volksmenge, soziale Massengruppie- rungen mit sehr geringen oder völlig fehlendem Organisations- grad, in denen zumeist zerstörerisch wirkende Verhaltensweisen vorherrschen.

Der englische Begriff „mob“ heißt übersetzt Gesindel, Sippschaft oder auch Bande.

Das Phänomen des Psychoterrors am Arbeitsplatz wird im angelsächsischen Sprachgebrauch mit dem Begriff „bullying“ bezeichnet. Übersetzt bedeutet „bullying“ tyrannisieren, schikanieren, einschüchtern und piesacken.

Die Amerikaner benutzen zudem die Bezeichnung „(sexual) harassment“. Gemeint ist mit diesem Begriff auch das ständige Belästigen, Beunruhigen, Quälen und Aufreiben von Menschen am Arbeitsplatz.

Als weiteres Äquivalent für das Phänomen Mobbing dient der Be- griff „(employee) abuse“. Auch dies sucht den Mißbrauch, die grausame Behandlung, Beschimpfung von Mitarbeitern zu veran- schaulichen.1

Heinz Leymann definiert den Begriff Mobbing als einen zermür- benden Handlungsablauf, der erst durch seine ständige Wieder- holung zu Mobbing wird. Als kommunikative Handlung kann es zu erheblichen psychischen und physischen Folgen führen. Er be- schreibt mit einem simplen Beispiel den Unterschied zwischen einer einmaligen negativen Handlung und ihrer Ausbreitung und Häufung über einen längeren Zeitraum. „Eine Unverschämtheit, einmal gesagt, ist und bleibt eine Unverschämtheit. Wird diese aber jeden Tag über mehrere Wochen wiederholt, dann sprechen wir von Mobbing.“ Mobbing wird dementsprechend von ihm wie folgt definiert:

„Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen ausgehend) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.“2

Eine weitere Definition des Begriffs Mobbing beschreibt Oswald Neuberger in seinem Buch „Mobbing - übel mitspielen in Organi- sationen“ als „Jemand spielt einem übel mit, und man spielt wohl oder übel mit.“ Gemeint ist der entscheidende Teil des Mitspie- lens. Es ist nicht davon auszugehen, daß das Opfer leidet oder resigniert, sondern durch Abwehrstrategien oder sogar Gegen- mobbing ein dynamisches Hin und Her von Angriff und Verteidi- gung einsetzt, wobei erst am Ende abgerechnet wird und ein Sie- ger-Verlierer, Täter-Opfer ermittelt wird.3

Dies ist eine wesentliche Bereicherung für die vielfach ange- wandte Definition von Leymann, da gerade dem Mobbingprozeß eine sehr große dynamische Komponente anhaftet, durch die erst der Eskalationsprozeß mit physischen, psychischen (z.B. Depres- sionen, Selbstzweifel, Angstzustände bis hin zu Selbstmordge- danken) und psychosomatischen (z.B. Schlafstörungen, Magen- und Darmkrankheiten und Herz-Kreislauf-Störungen4 ) Folgen für die Betroffenen kommen kann. Die entscheidende Erweiterung zu der Definition von Leymann liegt in der Betonung auf beide Par- teien, denen Handlungen zugeschrieben werden. Die eine Seite (Betroffene) wird nicht zum passiven Empfänger der Aktivität der anderen Seite (Täter) gemacht.

Berndt Zuschlag erweitert die Definition von Leymann auf Personengruppen, die zu Mobbingbetroffenen werden können. Es handelt sich hierbei um Angehörige definierbarer Minderheiten wie z.B. Ausländer(innen), Behinderte, Homosexuelle oder Frauen in Männerberufen. Diese werden als Sündenböcke angesehen und können so zu Mobbingbetroffenen werden.5

In welchen Erscheinungsformen Mobbing auftritt, wird in dem folgenden Kapitel aufgegriffen und näher erläutert.

3. Erscheinungsformen von Mobbing

Ein harmloser Konflikt, der im Berufsleben unvermeidbar und auch zum Teil notwendig ist, ist meist der Beginn des Mobbings. Die meisten Konflikte werden gelöst und können somit zu positiven Veränderungen im Unternehmen oder der Dienststelle führen. Wird ein Streit aber gar nicht oder nur teilweise bereinigt, ver- schlechtert sich die Arbeitsatmosphäre. Eine Person wird zur Ziel- scheibe, und der Mobbingprozeß beginnt. Die Attacken können von einem oder von mehreren Tätern häufig und regelmäßig aus- gehen und haben unterschiedliche Wirkungen. Der ursprüngliche Auslöser ist dabei bereits vergessen, nur die aggressiven Verhal- tensweisen sind geblieben. Das Opfer zeigt schließlich keinen Wi- derstand mehr und wird von den Tätern nicht mehr als gleichwer- tig angesehen.6

Es gibt verschiedene Erscheinungsformen von Mobbing. Heinz Leymann hat zu diesem Thema in Schweden die bis heute um- fangreichste statistische Erhebung an etwa 3.500 ausgewählten Personen der arbeitenden Bevölkerung durchgeführt (1991). Die Realisierung der Befragung erfolgte anonym und mit Hilfe des von Leymann aufgestellten LIPT-Fragebogens (Leymann Inventory of Psychological Terrorization), der 45 verschiedene meßbare Mobbinghandlungen enthält.7 Einige dieser Handlungen möchte ich im folgenden vorstellen und näher erläutern.

- Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen

Gemeint ist, daß die Kommunikation zwischen dem „Ge- mobbten“ und den „Mobbern“ gestört ist, was von den „Mobbern“ auch bewußt hervorgerufen wird. Dadurch verliert der Betroffene den Zugang zu Informationen und somit den Anschluß. Er bekommt nur solche Informationen, die es den anderen ermöglichen, das Opfer weiter anzugreifen.

Der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeit, sich zu äußern, ein, übt ständig Kritik an der Arbeitsqualität und schimpft ständig laut oder schreit den Untergebenen an.

Die „lieben“ Kollegen verweigern den Kontakt durch Andeutungen, ohne daß etwas direkt ausgesprochen wird. Eine weitere Form der Kontaktverweigerung wird durch abwertende Blicke oder Gesten vollführt. Auch die ständige Kritik am Privatleben, mündliche sowie schriftliche Drohungen und das sich immer wieder wiederholende Unterbrechen sind Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen.

- Angriffe auf die sozialen Beziehungen

Gut funktionierende soziale Beziehungen sind sehr wichtig für jeden einzelnen. Lebensstreß / Streß am Arbeitsplatz ist nur auszuhalten, wenn die Familie, Freunde oder Arbeitskollegen Hilfe leisten, diesen Streß auch zu bewältigen. In den meisten Fällen des Mobbings ist diese Art der Kommunikation gestört, was zum Teil bewußt von der Gegenseite herbeigeführt wird. Durch den Verlust der sozialen Beziehungen rückt der Betrof- fene immer weiter in das gesellschaftliche Abseits und wird dadurch isoliert.

Der Betroffene wird wie Luft behandelt, und es wird nicht mehr mit ihm gesprochen. Auch kommt es vor, daß das Mobbing- opfer in einen anderen Raum weit weg von seinen Kollegen gesetzt wird.

- Auswirkungen auf das soziale Ansehen / Angriffe auf die Qua- lität der Berufs- und Lebenssituation

Das soziale Ansehen eines Menschen durch Freunde, Arbeitskollegen, im Sportverein und in der Familie ist entscheidend für sein Selbstbewußtsein. Wer als gleichgestelltes Mitglied einer Gemeinschaft anerkannt st, hat auch ein gutes Selbstwertgefühl. Dieses Selbstwertgefühl wird durch Mobbing erheblich geschädigt, dadurch ist der Betroffene nicht mehr so leistungsstark und verliert Ansehen in der Gemeinschaft.

Hiermit ist unter anderem gemeint, daß man sich über eine Behinderung eines anderen lustig macht sowie z.B. Gesten, Stimmen und Gang imitiert.

Durch Mobbing kann der Arbeitseinsatz in falscher und krän- kender Weise beurteilt werden, oder es werden dem Betroffe- nen Arbeiten zugeteilt, die das Selbstbewußtsein verletzen so- wie Aufgaben, die weit unter dem eigentlichen Können des Betroffenen liegen (Bsp.: einem erfahrenen Mitarbeiter keine seiner Qualifikation entsprechende Arbeiten zuteilen, sondern Arbeiten wie Kaffee kochen oder Kopierarbeiten für die ge- samte Abteilung erledigen). Eine verschärfte Art von Mobbing ist es, dem Mobbingopfer jegliche Beschäftigung am Arbeits- platz zu entziehen, so daß es nicht einmal die Möglichkeit hat, sich selbst Arbeitsaufgaben auszudenken. Ein anderes Extrem ist dem Betroffenen ständig neue Arbeitsaufgaben und welche, die seinen Qualifikationsgrad übersteigen, zuzuteilen, um ihn zu blamieren.

Ebenso wird sehr oft hinter dem Rücken des Betroffenen geredet, oftmals werden Gerüchte in Umlauf gebracht sowie der Verdacht ausgesprochen, psychisch krank zu sein.

- Angriffe auf die Gesundheit

Hierunter ist beispielsweise zu verstehen, daß Mobbingopfer gesundheitsschädigende Arbeiten verrichten müssen (Bsp.: das Arbeiten mit Giftstoffen ohne Schutzkleidung), oder man droht körperliche Gewalt an, die zum Teil, um einen Denkzettel zu verpassen, auch angewendet wird.

Auch kommt es vor, daß Eigentum zu Hause oder am Arbeitsplatz des Betroffenen beschädigt wird. Körperliche Mißhandlungen und sexuelle Tätlichkeiten stellen schon eine besonders perverse Art des Mobbings dar.8

Wie in Kapitel 1 bereits erwähnt, stellt ein einmaliger Angriff aus den oben genannten Darstellungen noch kein Mobbing dar. Zum Mobbing werden erst die Attacken, die per Definition über einen längeren Zeitraum und häufig vorgenommen werden.

Im Ergebnis der statistischen Erhebung stellte sich heraus, daß 3,5 % der Befragten von Mobbinghandlungen betroffen waren. Überträgt man dieses Ergebnis auf die Gesamtbevölkerung, so bestünde die Gefahr, das jeder vierte mindestens einmal in seinem Berufsleben gemobbt wird.

Oswald Neuberger kritisiert den LIPT-Fragebogen von Leymann dahingehend, daß nicht alle wesentlichen Mobbinghandlungen berücksichtigt wurden. Neuberger erweiterte die Handlungen u.a. um folgende Punkte:

- Exzessives und demonstratives Wartenlassen
- Hilfeangebote oder Solidarität anderer Organisations- mitglieder dadurch entmutigen, daß Ansätze dazu rigo- ros unterbunden werden
- Ständige Kündigungsdrohung
- Jemandem (eigene, erfundene) Fehler in die Schuhe schieben

Auch andere Autoren, wie z.B. Knorz & Zapf, fanden noch weitere Mobbinghandlungen bei Interviews und Befragungen heraus. Dort wurden Handlungen genannt wie:

- Jemanden absichtlich von betrieblichen Feiern und an- deren sozialen Anlässen ausschließen
- alle Vorschläge, die von Betroffenen gemacht werden, werden strikt und generell abgelehnt

Eine meßbare Größe aus dem LIPT-Fragebogen zu bestimmen stellt Neuberger daher in Frage.9

4. Auf welchen Ebenen vollzieht sich Mobbing im Unternehmen ?

Mobbing vollzieht sich durch sämtliche Abteilungen und hierarchische Ebenen eines Unternehmens. Man sollte an dieser Stelle den Begriff „Unternehmen“ auch auf den öffentlichen Dienst erweitern, da dort sehr viele Mobbingfälle auftreten.

Von allen Mobbingopfern, die in einer Berliner Beratungsstelle Rat suchten, sind bzw. waren 40 % im öffentlichen Dienst be- schäftigt.10

4.1 Mobbing von Vorgesetzten gegen Untergebene

Vorgesetzte und Führungskräfte sind bei allen bisher aufgetrete- nen Mobbingfällen zu mehr als 1/3 beteiligt, und in 10% aller Fälle gehen sie gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen gegen die Betroffenen vor.

Die Mobbingberatungsstellen weisen den Führungskräften sogar eine Beteiligungsrate von bis zu 80% zu.

Eigentlich sollte der Vorgesetzte, seine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Untergebenen wahren und durch einen kooperativen Füh- rungsstil dafür sorgen, daß die Mitarbeiter(innen) motiviert und mit Spaß zur Arbeit kommen. Statt dessen verletzt der Vorgesetzte die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern und schafft da- durch eine Arbeitsatmosphäre, in der die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der Gemobbten deutlich abnehmen.11

Ängste sind ein wesentliches Motiv, wenn Vorgesetzte typische Mobbinghandlungen als Notlösung einsetzen, um damit scheinbar die angsterzeugende Situation zu entspannen.

Folgende mögliche Ängste von Führungskräften in bezug auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat Berndt Zuschlag bei seiner Arbeit an der Mobbing-Problematik herausgefunden. Einige davon möchte ich im folgenden nennen:

- Angst, daß der Eindruck entsteht, sie seien ihrer Füh- rungs- und Arbeitsaufgabe nicht gewachsen
- Angst, daß Mitarbeiter(innen), die nicht angetrieben wer- den, die Zeit totschlagen
- Angst vor Intrigen der Mitarbeiter(innen), derer sie sich nicht gewachsen fühlen
- Angst vor Imageverlust gegenüber Vorgesetzten und Mitarbeitern12

Wenn Mobbing von oben herab praktiziert wird, darf man nicht nur den Schaden, der der Unternehmung durch die Fehlzeiten, Minderleistung usw. entsteht, betrachten, sondern muß auch bedenken, daß die gezielten Mobbinghandlungen als personalwirtschaftliches Instrumentarium eingesetzt werden.

Wird ein(e) Mitarbeiter(in) lange genug dem Terror am Arbeitsplatz ausgesetzt, kommt es, wenn der/die Mitarbeiter(in) keinen ande- ren Ausweg findet, schließlich zur Selbstkündigung. Dadurch er- spart sich das Unternehmen eine Abfindung oder aufwendiges Prüfen der Sozialverträglichkeit von betrieblichen Kündigungen.13

Heinz Leymann definiert die Übergriffe eines Vorgesetzten gegen Untergebene als unpassende oder nicht zeitgemäße Machtausübung, die einerseits beabsichtigt, den Einfluß des Angestellten zu begrenzen, andererseits zielen Drohungen oder arge Beschimpfungen auf die Unterwerfung des Betroffenen ab.

Man sollte jedoch bedenken, daß nicht alle Übergriffe des Vorgesetzten gewollt oder geplant sind, sondern ungewollt aus der jeweiligen Situation des Vorgesetzten entstehen, denn auch Vorgesetzte können unter betrieblichen Gegebenheiten leiden, die negative Auswirkungen auf ihre eigene Arbeitssituation haben. Dies entschuldigt aber noch lange kein Mobbing.14

4.2 Übergriffe von Untergebenen gegen einen Vorgesetzten

In diesem Fall gibt es zwei Arten von Übergriffen. Als erstes kann man das kollektive Mobbing nennen, bei dem die Untergebenen mit einem neu eingestellten oder ernannten Vorgesetzten nicht einverstanden sind, da sie den freien Posten aus eigenen Reihen besetzen wollten. Hierbei richten sich die Attacken nicht gegen den Arbeitgeber, sondern direkt gegen den neuen Vorgesetzten.

Der Protest der Untergebenen richtet sich somit meist gegen einen Unschuldigen.

Die zweite Art von Übergriffen richtet sich gegen den autoritären, ungerechten und kränkenden Chef, dessen Auftreten damit be- kämpft wird. In diesem Falle sind die Aussichten auf Erfolg der Untergebenen sehr gering, da die Vorgesetzten meist den Kampf gewinnen.15

Die vorgenannten Punkte 4.1 und 4.2 bezeichnet man als Mobbing auf vertikaler Ebene.

4.3 Mobbing unter Kollegen und Kolleginnen

Mobbing unter Kollegen und Kolleginnen bezeichnet man auch als Mobbing auf horizontaler Ebene.

Es gibt verschiedene Konstellationen des Mobbing unter Kollegen: Einzelne Kollegen(innen) bzw. Gruppen gegeneinander oder eine Gruppe gegen einen einzelnen Kollegen(in).

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß 1/3 der Befrag- ten lediglich von einer Person, 40% von zwei bis vier Kollegen und Kolleginnen und 27% von mehr als vier Personen gemobbt wur- den. D.h. in der Mehrzahl der Mobbing-Fälle wird in Kleingruppen zwischen zwei und vier Personen gemobbt, aber auch Mobbing von einer Person ausgehend wurde von den Gemobbten als schutzlos empfunden, da die anderen Kollegen(innen) die Ereignisse schweigend mittragen. Durch die passive Haltung der „Schweigenden“ fühlen sich die Mobber sicher und setzen ihre Handlungen ungestört fort.16

Beispiele von Mobbinghandlungen unter Kollegen nennt Leymann wie folgt:

- Aus reinem Zeitvertreib einen Kollegen schikanieren
- Persönliche Feindschaften oder Unzufriedenheiten lie- gen den Angriffen zugrunde
- Einem Mitglied der Gruppe wird versucht, einen Mehr- heitsbeschluß aufzudrängen17

Besonders wenn mehrere Kollegen und Kolleginnen oder sogar die ganze Abteilung einen einzelnen mobben, sollte man überlegen, welche Funktionen dies für die Gruppe der Mobber hat.

Durch die Schaffung und anschließende Bekämpfung eines Feindes wird scheinbar eine innere Befriedigung erreicht.

Übertragen auf die Arbeitsgruppe bedeutet das, daß soziale Spannungen vorliegen und der Gemobbte durch Ausgrenzung zum „Feind“ abgestempelt wird. Der „Feind“ erfüllt eine Stabilisie- rungsfunktion für die Gruppe. Die innere Harmonie der Arbeits- gruppe bleibt anscheinend gewahrt. Somit sind die Betroffenen lediglich „Symptomträger“, nicht aber Ursache dieser Spannun- gen.

Dadurch schlagen auch Hilfsangebote, die dem Betroffenen helfen sollen, fehl, was bei Stärkung und Wiedereingliederung des Ge- mobbten dazu führt, daß die Gruppe ein neues Feindbild braucht.

Mobbing unter Kollegen und Kolleginnen dient meist dazu, die betroffene Person als Ersatz für den eigentlich gemeinten Vorgesetzten zu nutzen.18

5. Resümee

Diese Hausarbeit hatte die Aufgabe, die „Ursachen, Auswirkungen und Erscheinungsformen von Mobbing“ aufzuzeigen.

Anhand genannter Beispiele und Ausführungen wurde zuerst der Begriff „Mobbing“ definiert sowie Erscheinungsformen erläutert und das Auftreten von Mobbing in den einzelnen Ebenen der Unternehmung dargestellt.

Die Ursachen, warum es Mobbing gibt, wurden von verschiedenen Wissenschaftlern erforscht.

Im groben kann man sagen, daß die Ursachen in der Organisationsstruktur von Unternehmen liegen, was , wie im Text zum Teil (S. 9, Pkt. 4.1. kooperativer Führungsstil) schon erwähnt, auf Führungsstile zurückzuführen ist.

Bei einem autoritären Führungsstil, der durch starke Kontrolle die Mitarbeiter in ihren persönlichen Handlungen und Entscheidungs- spielräumen einschränkt, entsteht Unzufriedenheit bei den Mitar- beitern sowie das Gefühl, die Arbeitssituation nicht mehr aktiv ge- stalten zu können.

Dadurch entstehen Anspannungen, Belastungsgefühle und aufgestaute Aggressionen verlagern sich auf die sie nicht verursachende Ebene des zwischenmenschlichen Bereichs. In einem solchen Arbeitsklima ist Mobbing die Folgeerscheinung einer restiktiven Firmenpolitik.

Weiterführende Untersuchungen zum Thema „Ursachen von Mobbing“ und „Auswirkungen von Mobbing“ würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen und könnten als gesonderte Themen be- handelt werden.

6. Literaturverzeichnis

1. O.V.: Berliner Tagesspiegel: Im öffentlichen Dienst wird sehr oft gemobbt, Berlin 20.03.1999
2. O.V.: Mobbing, in: http://www.igmetall.de/onlinebroschüren/mobbing.html
3. O.V.: Mobbing, in: http://www.oetv-nw1.de/info/mobbing/html
4. Kolodej, Christa: MOBBING, Psychoterror am Arbeitsplatz und seine Bewältigung, Wien 1999, WUV-Univ.-Verlag
5. Leymann, Heinz: Mobbing, Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann, Hamburg 1993, rororo Aktuell
6. Neuberger, Oswald: MOBBING - Übel mitspielen in Organisa- tionen, München und Mering 1999, Rainer Hampp Verlag
7. Zuschlag, Berndt: Mobbing: Schikane am Arbeitsplatz, Göttingen 1994, Verlag für angewandte Psychologie

[...]


1 Vergl.: Kolodej, Christa , 1999, S. 19

2 Vergl.: Leymann, Heinz, 1993 S. 21 f.

3 Vergl.: Neuberger, Oswald, 1999, S. 18 f.

4 Vergl.: ötv, http://www.ötv.de/info/mobbing/Formen

5 Vergl.: Zuschlag, Berndt, 1994, S. 36 f.

6 Vergl.: ötv, http://www.ötv.de/info/mobbing/Formen

7 Vergl.: Kolodej, Christa, 1999, S. 23

8 Vergl.: Leymann, Heinz, 1993, S. 23 ff.

9 Vergl.: Neuberger, Oswald, 1999, S. 25 f.

10 Vergl.: Berliner Tagesspiegel, 20.03.1999

11 Vergl.: www.igmetall.de/bücher/onlinebroschüren/mobbing

12 Vergl.: Zuschlag, Berndt, 1994, S. 75 f.

13 Vergl.: www.ötv.de/info/mobbing

14 Vergl.: Leymann, Heinz, 1993, S. 43 ff.

15 Vergl.: ebenda, S. 39 f.

16 Vergl.: www.igmetall.de/bücher/onlinebroschüren/mobbing

17 Vergl.: Leymann, Heinz, 1993, S. 35

18 Vergl.: www.igmetall.de/bücher/onlinebroschüren/mobbing

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Ursache, Erscheinungsformen und Auswirkungen von Mobbing
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Arbeits- u. Sozialstrukturen im Betrieb und gesellschaftliche Interessenvertretung
Note
2,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V102821
ISBN (eBook)
9783640012015
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ursache, Erscheinungsformen, Auswirkungen, Mobbing, Arbeits-, Sozialstrukturen, Betrieb, Interessenvertretung
Arbeit zitieren
Patric Mais (Autor:in), 1999, Ursache, Erscheinungsformen und Auswirkungen von Mobbing, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102821

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