Neue Wege in der Sozialen Arbeit am Beispiel virtueller Schwangerenberatung


Hausarbeit, 2000

31 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Beschreibung einer virtuellen Beratungsstelle
2.1 Katholische Schwangerenberatung - Geschichte und Hintergrund
2.2 Motivation für die Gründung einer virtuellen Beratungsstelle
2.3 Sozialpädagogische Beratung
2.4 Strukturierung eines Beratungsgesprächs

3 Internet - neue Möglichkeiten der Kommunikation

4 ffn-funcity - eine virtuelle Stadt
4.1 Internetkirche „ St. Bonifatius “
4.2 Beratung in funcity

5 Statistische Auswertung der Kontakte in funcity

6 Kann virtuelle Beratung eine sinnvolle Ergänzung in der Sozialarbeit sein?

7 Literaturverzeichnis

Anhang A - Erklärung zur Fortsetzung der kirchlichen Schwangerenberatung

Anhang B - Internet-Adressen zum Thema

Anhang C - Internet-Slang

1 Einleitung

Mit dem Thema „Neue Wege in der Sozialen Arbeit am Beispiel virtueller Schwangerenbera- tung“ möchte ich herausfinden, wie sich Sozialarbeit in nächster Zukunft verändern könnte. Für besonders wichtig erachte ich es, das neue Medium „Internet“ im Auge zu behalten und die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich zu verfolgen. Mit dem Thema „virtuelle Bera- tung“ beschäftige ich mich seit dem Projektbeginn am 15.9.2000. Für mich ergeben sich ver- schiedene Fragestellungen; so interessiert es mich herauszufinden, wo die Stärken und Schwächen einer Internet-Beratungsstelle liegen, wie sich die Kommunikation in der virtuel- len Welt verändert, ob ernsthafte Beratungen überhaupt in diesem neuen Medium möglich sind. Da ich selbst in einer Schwangerenberatungsstelle als Diplom Sozialarbeiterin tätig bin, wollte ich gern die „von Angesicht zu Angesicht Beratungen“ der alltäglichen Arbeit mit Be- ratungen im Internet vergleichen. In dieser Arbeit werden die Begriffe Sozialarbeiter und So- zialpädagoge nicht genauer unterschieden.

In meiner Arbeit beziehe ich mich vorwiegend auf verschiedene Artikel aus der c’t, der führenden Publikums-Zeitschrift für den Computerbereich in Deutschland. Weiterhin habe ich unter anderem die Bücher „Systemische Sozialarbeit“ von Peter Lüssi, sowie „Methoden der sozialen Arbeit“ von Michael Galuske herangezogen.

Zunächst beschreibe ich in meiner Arbeit virtuelle Beratungsstellen und befasse mich mit der Motivation, eine solche zu gründen. Anschließend gehe ich auf die Geschichte der Katho- lischen Schwangerenberatung und auf Sozialpädagogische Beratung überhaupt ein. Als nächstes widme ich mich dem Thema „Internet“, um schließlich eine Beschreibung der virtu- ellen Stadt „ funcity “ vorzunehmen. Weiterhin nehme ich eine statistische Auswertung der bisher erfassten Zahlen der virtuellen Beratungsstelle vor und versuche am Schluss, eine Antwort auf die Frage „Kann virtuelle Beratung eine sinnvolle Ergänzung in der Sozialarbeit sein?“ zu finden.

2 Beschreibung einer virtuellen Beratungsstelle

Selbsthilfe, Beratung und Therapie ist im Internet sehr verbreitet. Das Medium „Internet“ bietet vielfältige Möglichkeiten, Unterstützung bei psychischen, sozialen oder sonstigen Pro- blemen zu bekommen. Hier wird eine Anonymität geboten, die viele Hilfsbedürftige schät- zen; außerdem kann das Angebot unabhängig von Ort und Zeit genutzt werden. Ein breites Netzwerk ist entstanden, das Menschen in seelischer Not durch Internet-Seiten informiert, professionelle Beratung liefert oder auch nur eine Möglichkeit darstellt, sich mit Leidensge- nossen auszutauschen.

Es gibt verschiedene Wege, Hilfe im Netz zu finden:

- Diskussionsforen (engl. news groups) bieten einen öffentlichen Raum zur Behandlung festgelegter Themen. Es gibt einige zehntausend Foren, ihre Bandbreite umfasst so allgemeine Themen wie Psychologie bis hin zu sehr speziellen Interessen wie das Ko- chen englischer Puddings. Die Diskussionssprache im Internet ist international eng- lisch, es gibt aber auch nationalsprachliche Foren. Jeder kann sich unzensiert mit ei- nem Beitrag an der Diskussion beteiligen, dieser ist allen Teilnehmern des Forums zu- gänglich (broadcasting). Jemand stellt initial einen Beitrag oder eine Frage ins Netz, andere antworten darauf und erhalten selbst durch den Initiator oder durch andere Teilnehmer Rückmeldung usw. Dadurch entsteht eine mit dem Initialbeitrag verknüpf- te themenzentrierte Diskussion (thread), Archivdienste wie www.google.com bieten den Zugriff auf alle bisherigen Beiträgen, damit kann schnell ermittelt werden, ob be- stimmte Themen bereits behandelt wurden oder für eine vorliegende Frage eine Ant- wort schon abgelegt ist. Durch diese Vorgehensweise ermöglichen Diskussionsforen, die sich mit Themen der Beratungsarbeit wie Alkoholismus, Arbeitslosigkeit, usw. be- fassen, einen Austausch unter Betroffenen, wie es auch konventionelle Selbsthilfe- gruppen bieten. Jedoch bietet das Internet eine größere Anonymität, was von Vorteil sein kann. Vielen fällt es leichter, sich hier zu öffnen als in einer Selbsthilfegruppe von Angesicht zu Angesicht. Durch das Mitlesen der Diskussionsbeiträge anderer kann oft Hilfe für den eigenen, eventuell ähnlich gelagerten Fall gewonnen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass Diskussionsforen auch Menschen erreichen, die keine Selbsthilfegruppen in der Nähe haben.
- Mailinglisten befassen sich wie Diskussionsforen mit einem dedizierten Thema, wobei es hier aber nur einen Verfasser, eine Verfassergruppe oder zumindest einen Koordi- nator gibt und die Abonnenten des elektronisch verteilten Rundbriefs nur als Empfän- ger fungieren. Es handelt sich oftmals um geschlossene Listen, die durch bestimmte Anmeldeverfahren zu sicheren Kommunikationsräumen werden. Oft ist der Teilneh- merkreis klein, so dass sich schneller eine gewisse Vertrautheit entwickeln kann. Eine Übersicht über allgemeine Mailinglisten findet sich unter www.lisde.de (deutsch) und www.liszt.com (international), über Selbsthilfe-Mailinglisten unter PPiI@LINK-M.de (deutsch) und www.grohol.com/mail.htm (international).
- Internet-Beratung wird häufig per E-Mail angeboten. Die Beratung beschränkt sich oft auf einen gemailten Ratschlag oder die Vermittlung an Hilfseinrichtungen vor Ort.
- Als vierte Form seien hier moderierte oder unmoderierte Mehrbenutzerbildschirm- konferenzen (engl. chatten) genannt. Im Chat hat der Ratsuchende die Möglichkeit, zu bestimmen Zeiten mit anderen Teilnehmern öffentlich zu diskutieren oder einen Bera- ter zu konsultieren - meist als Zwiegespräch, das kein Dritter mitlesen kann. Das Chatten arbeitet im Gegensatz zu den vorher genannten Möglichkeiten synchron; alle beteiligten Personen sind zeitgleich (synchron) im Netz.

Nennen möchte ich exemplarisch für Hilfsangebote im Internet die „Psychopage“, die „Tele- fonseelsorge online“ und den „Therapiechat“. Auf der „Psychopage“ stellen Menschen ihr Problem auf ihrer privaten Homepage dar; sie teilen ihre Erfahrungen mit und suchen E-Mail- Kontakte. Die „Telefonseelsorge online“ berät zu Ehe-, Partnerproblemen, Einsamkeitsgefüh- len etc. Der „Therapiechat“ unterteilt sich in kostenloses oder kommerzielles E-Mail- und Beratungsangebot. Hier beraten Psychotherapeuten, die in der Regel auch eine normale Praxis betreiben und für jeden Rat oder jede E-Mail eine Bezahlung fordern[1]. Weitere Adressen siehe Anhang B.

2.1 Katholische Schwangerenberatung - Geschichte und Hintergrund

Bevor ich mich näher mit den Inhalten und Schwerpunkten der katholischen Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung befasse, möchte ich kurz auf deren Geschichte einge- hen. Ich halte diesen historischen Ausblick für wichtig, um zu zeigen, dass das Thema Schwangerschaftskonflikt von jeher ein schwieriges und nicht einheitlich beurteiltes Feld ist.

„Ungewollte Säuglinge wurden früher erstickt, ertränkt, kalter Zugluft ausgesetzt; Frauen gingen ins Wasser, nahmen Gift oder versuchten, was nicht weniger lebensgefährlich war, die Frucht selbst oder mit Hilfe anderer abzutreiben.“ [2, S.13] Die Tötung eines ungeborenen Kindes wurde über die Zeiten sehr unterschiedlich beurteilt.

Auch die Kirche hatte über die Jahre keine einheitliche Meinung. Im Zentrum der Unsicher- heiten stand und steht die Frage: Ist das werdende Leben höher zu bewerten als das der Mutter oder umgekehrt? Je nach Beantwortung dieser Frage wurde Abtreibung gestattet, geduldet oder hart bestraft. Anthropologische Studien beweisen, dass schon in prähistorischer Schwan- gerschaftsabbrüche vorgenommen wurden. Hammurabi, ein babylonischer Herrscher, verfüg- te, dass eine Frau, die ihre Frucht zerstörte, mit ihrem Leben zu bezahlen habe. Dagegen heißt es im Alten Testament, dass eine Geldbuße fällig wird, sollte eine Fehlgeburt durch Einwir- kung von außen eintreten (2. Buch Moses, Kapitel 21, Vers 22). Platon war der Meinung, jede Frau, die nach dem vierzigsten Lebensjahr schwanger wird, sollte abtreiben, da es sich hierbei um ein Vergehen handele und eine vorhandene Empfängnis sollte gar nicht erst ans Licht ge- bracht werden. Aristoteles befürwortete den Schwangerschaftsabbruch, damit die Familie nicht zu groß werde, nur während der ersten Zeit der Gravidität, bevor Wahrnehmung und Leben entstehen. Das römische Reich kannte bis zur Kaiserzeit keine Strafen für Abtreibung; erst später wurde sie aus Gründen politischer Zweckmäßigkeit unter Strafe gestellt, denn „das Recht des Ehemannes auf Nachkommen“ sollte geschützt werden [2, S.14].

Das Christentum sah den Schutz des Ungeborenen als eine ethische Verpflichtung an und verbot jede Abtötung der Leibesfrucht als Sünde. Im 5. Jahrhundert trat eine Wende ein, als Papst Augustinus erklärte, ein „fetus informatus“ sei noch ohne Seele und eine Abtreibung könne mit einer Buße gesühnt werden. Im 12. Jahrhundert sagte der Vatikan, ein weiblicher Fötus werde achtzig Tage nach der Empfängnis beseelt, ein männlicher jedoch schon nach vierzig Tagen. Vor dieser Frist war eine Abtreibung nicht verboten, führte später jedoch zur Exkommunikation. 1869 verkündete Pius IX, die Beseelung des Fötus trete bereits bei der Empfängnis ein. 1930 entschied Pius XI, dass eine Abtreibung stets sündhaft sei, auch bei Bedrohung des Lebens der Mutter [2, S.15].

Wie die Frauen des Mittelalters in Deutschland mit ungewollter Schwangerschaft umgingen, ist wenig bekannt. 1477 wurde in Hamburg eine Frau verbrannt, weil sie andere Frauen im Umgang mit Abtreibungsmitteln unterwiesen hatte. Der Begriff „Abtreibung“ taucht erstmals in der „Peinlichen Gerichtsordnung“ Karls V. von 1532 auf. Die Strafen dafür waren grausam. Auch Kaiserin Maria Theresia drohte noch 1768 mit der Hinrichtung durch das Schwert. Das Auspeitschen lediger Schwangerer war üblich [2, S.15].

In der Urfassung des § 218 StGb vom 15. Mai 1871 heißt es: „Eine Schwangere, welche ihre Frucht vorsätzlich abtreibt oder im Mutterleib tödtet, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft.“[2, S.15] 1926 wurde in der Weimarer Republik die Zuchthaus- in die mildere Ge- fängnisstrafe umgewandelt.

Aber bereits 1943, zwei Jahre vor dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herr- schaft, wurde das Gesetz schon wieder verschärft. „Ein Abtreiber, falls er die Lebenskraft des deutschen Volkes fortgesetzt beeinträchtigt, sollte mit dem Tode bestraft werden...“ Anderer- seits wurde die Abtreibung für straflos erklärt, wenn sie die Fortpflanzung `minderwertiger Volksgruppen` verhinderte.“[2, S.16] Die Todesstrafe für Fremdabtreibung wurde übrigens erst 1953 wieder aufgehoben.

1976 änderte das Bundesverfassungsgericht die ein Jahr zuvor im Bundestag beschlossene Fristenlösung (straffreier Abbruch innerhalb der ersten 3 Monate ohne Vorbedingungen, Gründe für eine Abtreibung müssen nicht angegeben werden) und beschloss die Indikations- regelung, welche besagt, dass Abtreibung zwar ein Strafdelikt, jedoch unter folgenden Vor- aussetzungen straffrei bleibt: bei Gefahr für die Mutter, bei drohender Behinderung des Kin- des, nach einer Vergewaltigung, bei sozialer Notlage [2, S.17]. Die Schwangerenbera- tungsstellen wurden in dieser Zeit (1976) eingerichtet. Bis 1992 wurde nach der Indikationen- regelung beraten.

Nach der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten wurde es jedoch notwendig, ein ein- heitliches Gesetz zu schaffen. In der DDR existierte bis dahin die oben beschriebene Fristen- lösung. So wurde 1992 für Gesamtdeutschland die Fristenregelung mit Beratungspflicht ein- geführt. Aber schon am 28.Mai 1993 betonte das Bundesverfassungsgericht das grundsätzli- che Verbot des Schwangerschaftsabbruches und die prinzipielle Pflicht zum Austragen des Kindes. Es billigte das Konzept einer Beratungsregelung zum Schutz des ungeborenen Le- bens; der Schwerpunkt wurde auf die Beratung der Frau gelegt, um sie für das Austragen des Kindes zu gewinnen und dabei auf eine Strafandrohung zu verzichten. Ab dem 16. Juni 1993 tritt die vom Bundesverfassungsgericht erlassene Übergangsregelung in Kraft und wird 1995 durch das verabschiedete Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz abgelöst, das die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes für eine Beratungsregelung beachtet.

Obwohl die gesetzliche Regelung in weiten Teilen den katholischen Vorstellungen gefolgt ist, hielt die schon immer existierende starke innerkirchliche Diskussion um die Schwangeren- konfliktberatung an. In den neunziger Jahren signalisierte die römische Kirchenführung, dass sie sich aus grundsätzlichen moraltheologischen Überlegungen einen Verbleib der deutschen katholischen Kirche im staatlichen System nicht vorstellen kann. Ihrer Meinung nach ist das Ausstellen des Beratungsscheins, der erst einen straffreien Abbruch ermöglicht, eine Beihilfe zum Töten ungeborenen Lebens. Die Mehrheit der deutschen Bischöfe plädierte zwar anfangs für einen Verbleib im gesetzlichen System, weil sie damit eine bessere Einflussnahme zu- gunsten des werdenden Lebens sah. Als Papst Johannes Paul II. mit seinem Schreiben vom 20.11.1999 den deutschen Bischöfen die Weisung erteilte, künftig auf die Ausstellung eines Beratungsnachweises zu verzichten, folgte die Deutsche Bischofskonferenz - mit Ausnahme des Bistums Limburgs - der Aufforderung, spätestens ab dem 1. Januar 2001 keine Beratungsnachweise mehr auszustellen [Anhang A]. In dieser Konfliktfrage war ihnen ein einheitliches Auftreten sehr wichtig.

Für die betroffenen Schwangerenberatungsstellen galt es nun, sich neu zu orientieren, da der Verzicht auf Ausstellung des Beratungsnachweises keinen Ausstieg aus der Schwangerenbe- ratung generell bedeuten sollte. Mit der Kampagne „Wir helfen und beraten weiter“ möchte die katholische Kirche zeigen, dass sie weiter präsent ist und keineswegs vorhat, das gesamte Thema „Schwangerenberatung“ ad acta zu legen. Es soll u.a. um eine Erweiterung der Bera- tungssituationen gehen (z.B. Hilfen im Zusammenhang pränataler Diagnostik), aber auch um Schaffung neuer Zugänge zu Frauen in Konfliktsituationen. Ein weiteres Ziel soll die intensiv durchgeführte, professionelle Bekämpfung der Frauenarmut sein. Zwar wird auf die „Schwangerschaftskonfliktberatung“ im Sinne des Gesetzes verzichtet, aber dennoch widmet sich die kirchliche Schwangerenberatung weiterhin dem ganzen Spektrum möglicher Proble- me und Konflikte ungewollt schwangerer Frauen, wie auch bisher. Betroffene Frauen sollen sich mit ihren Ängsten und Zweifeln ernst genommen fühlen, ihnen sollen neue Perspektiven für das Leben mit einem Kind eröffnet werden. Vertrauen und Hoffnung sollen vermittelt werden.(Anhang A)

2.2 Motivation für die Gründung einer virtuellen Beratungsstelle

Seit dem 15. September 2000 bietet das Bistum Hildesheim eine Schwangerenberatung im Internet an. Eingebunden ist diese Beratungsstelle in funcity, einer virtuellen Stadt, die von fünf norddeutschen Privatradiostationen eingerichtet wurde. Im Frühjahr 1998 errichtete die Bernward Mediengesellschaft mbH, Hildesheim, in dieser Stadt eine Kirche. Ein internet- erfahrener Kaplan wurde beauftragt, in dieser Kirche neue Formen von Seelsorge zu erpro- ben.(siehe Abschnitt 4)

Der Entschluss, selbst im Internet tätig zu werden, ist eher spontan entstanden. Die inzwi- schen 16 (!) in funcity tätigen Seelsorger, hatten zunehmend auch mit Frauenfragen und - problemen zu tun und sind mit einer Anfrage auf die Referentin der Schwangerenbera- tungsstellen des Bistums Hildesheim zugekommen. Die Referentin sprach fünf Schwangeren- beraterinnen aus verschiedenen Beratungsstellen der Diözese Hildesheim an, die alle Interesse am neuen Medium Internet mitbrachten.

Die Motivation für die Gründung der Internet-Beratungsstelle begründet sich einerseits darin, dass sich die katholische Kirche - gerade nach den letzten Auseinandersetzungen um die Schwangerschaftskonfliktberatung - um ein positives modernes Image und vermehrte Präsenz bemüht - dazu scheint das Internet das richtige Medium zu sein. Bereits 1995 tauchten die ersten katholischen und evangelischen Websites im Netz auf. Die meisten christlichen Ange- bote beschränken sich allerdings derzeit noch auf „Nachrichten, Zeitschriftenartikel, Selbst- darstellungen, Andachten und Predigten“[3], so ist es doch um so interessanter und spannen- der, das Internet mal anders zu entdecken.

Für uns Beraterinnen bedeutet es eine Einstellung auf neue Entwicklungen in der sozialen Arbeit. Weiterhin geht es uns darum, auch die Altersgruppe der unter 18 Jährigen zu erreichen, die sich erfahrungsgemäß am häufigsten in funcity aufhalten. Für die Ratsuchenden wollen wir Hilfen anbieten, aber eben nicht auf die „klassische Art“.

Durch die Sprechzeiten von 20.00 bis 22.00 Uhr an z.Zt. jedem Montag und Donnerstag sind wir auch außerhalb der üblichen Bürozeiten „zu sprechen“. Per E-Mail sind wir jederzeit erreichbar. Es fällt vielen Menschen leichter, sich zunächst einmal schriftlich zu äußern, als persönlich eine Beratungsstelle aufzusuchen. Diese Form der Beratung kann genutzt werden wie ein Tagebuch, d.h. Probleme können sich von der Seele geschrieben werden und es kann auch noch mit einer Antwort gerechnet werden.

Außerdem erscheint es uns auch sehr attraktiv, anonyme Möglichkeiten der Beratung anzubieten, um Schwellenängste vor Institutionen zu senken. Das Risiko, dass durch InternetBeratung keine tiefergehenden Gespräche möglich sein sollen, wollten wir gern eingehen. Letztlich geht es um einen Versuch, ob Beratung im Feld „Schwangeren- und Frauenberatung, Sozial- und Lebensberatung“ im Internet überhaupt möglich ist.

Zunächst wurde diesem kleinen Pilotprojekt eine Erprobungsphase von einem Jahr gewährt. Kosten für das Projekt entstehen nur indirekt. Die Bernward Mediengesellschaft mbH stellt „Beratungsräume“ sowie „Apartments für die Beraterinnen“ kostenlos im „Haus der Kirche“ in funcity zur Verfügung. Weiterhin haben die Beraterinnen auf Wunsch die Möglichkeit, den Chatraum der Kirche St.Bonifatius zu bestimmten Themen (z.B. Thema Alleinerziehende, oder „Ungewollt schwanger - was nun?“) zu nutzen.(siehe auch Abschnitt 4) Die Beraterinnen leisten die Beratung im Rahmen ihrer Dienstzeit unter Einverständnis der Dienstgeber sowie mit ehrenamtlichem Engagement. Die Beratung startete am 15.9.2000 mit sechs Beraterinnen.

2.3 Sozialpädagogische Beratung

An dieser Stelle werde ich auf die Sozialpädagogische Beratung eingehen, die als eine sozialarbeiterische Methode gilt. Wichtig erscheint mir zunächst auf die Eigenständigkeit dieser Methode hinzuweisen, gemeint ist eben die deutliche Abgrenzung zu therapeutischer, juristischer oder sonstiger Beratung.

In der Sozialpädagogischen Beratung bespricht der Sozialarbeiter mit einem oder mehreren Problembeteiligten (Klienten) das Problem und seine Lösung. Das Medium der Beratung ist das Gespräch, optimalerweise das Gespräch von Angesicht zu Angesicht, vielfach aber auch das per Telefon. Zusätzlich kann Beratung auch durch Schriftverkehr erfolgen. Das Ziel der Beratung ist es, Klarheit zu schaffen darüber, worin das Problem besteht und „den Klienten zu befähigen, sich so zu verhalten, dass es gelöst wird“ [4, S.394].

Soziale Sachverhalte, also soziale Bedürfnisobjekte (wie Unterkunft, Nahrung, Gebrauchs- dinge, Geld, Arbeit, Erziehung, etc.) sind kennzeichnend für die Sozialpädagogische Beratung und nicht die Persönlichkeit an sich wie in der therapeutischen Beratung. Der innere Zustand des Klienten - also die Psyche - wird nie für sich betrachtet, sondern immer nur im Zusam- menhang mit dem Problem. So liegt der sachliche Schwerpunkt der Beratung z.B. bei der Budget- oder Konsumberatung, der Schuldnerberatung, der Erziehungs- und Beziehungsbera- tung, der Suchtberatung etc.. Die sozialpädagogische Beratung ist also im wesentlichen All- tagsberatung [5, S.158].

Der Sozialarbeiter bemüht sich stets, systemorientiert zu arbeiten. Auch wenn er nur mit ei- nem Klienten spricht, versucht er trotzdem die sozialen Systemzusammenhänge im Auge zu behalten. Dem Klienten soll zur Einsicht in seine soziale Lage verholfen werden - und auch dazu, zu verstehen, wie diese soziale Lage durch seine Persönlichkeit, sein Fühlen und Ver- halten mitbedingt ist. Für die konkrete Beratungssituation bedeutet das, dass der Sozial- arbeiter sich bemüht, abwesende Problembeteiligte, mit denen der Klient im Konflikt steht, Gestalt werden zu lassen, indem er ihre Problemsicht, ihre Interessen und Gefühle mit ein- bezieht [4, S.394]. Der Klient soll zu einer systembezogenen Einsicht gelangen und befähigt werden, eigene Lösungsstrategien zu entwickeln. Hier kann es zum einen zu einer System- anpassung (z.B. am Arbeitsplatz, gegenüber einem Amt) des Klienten kommen oder zu einer Systemveränderung (z.B. innerhalb der Familie). „Es soll, könnte man sagen, die soziale Per- sönlichkeit des Beratungsklienten entwickelt, gestärkt und gestützt werden.“ [4, S.395]

Festhalten möchte ich an dieser Stelle noch, dass die Beratungstätigkeit in der Sozialarbeit / -pädagogik oft auch mit Betreuungshandlungen einhergeht. Gemeint sind kleine Dienst- leistungen, wie z.B. das Einholen von Informationen für den Klienten, das Nennen von ande- ren Stellen oder Personen, die ihm nützlich sein können, das Verfassen eines Schreibens, Unterstützung beim Ausfüllen eines Formulares etc.. Dass es vorgesehen ist, diese konkreten Hilfen zu leisten, ist typisch für die sozialpädagogische Beratung.

„Sozialpädagogische Beratung sollte parteinehmende Praxis sein, die, gestützt auf Persön- lichkeits- und Gesellschaftstheorie, durch reflektierte Beziehungen und Erschließen von Hilfsquellen verschiedener Art das Unterworfensein von Menschen unter belastenden Situa- tionen verändern will. Sie hat die Offenheit von menschlichen Situationen zur Voraussetzung und arbeitet mit den zugleich methodischen wie inhaltlichen Mitteln der Akzeptierung, Sach- kompetenz und Solidarisierung. Eine solche Zieldefinition zeigt, dass Beratung zwar mit In- teraktion zwischen Personen beginnt, aber nicht dort verbleibt, sondern menschliche Lebens- umstände mit ihrer mehrdimensionalen, insbesondere auch sozioökonomischen Bedingtheit angehen will.“ [5, S.158 f.]

2.4 Strukturierung eines Beratungsgesprächs

In der sozialpädagogischen Beratung werden zweierlei Bewegungen durch den Sozialarbeitern ins Gespräch eingebracht: zum einen eine öffnende, ausdehnende und zum anderen eine eingrenzende, verengende Bewegung. Gemeint ist hier, dass sich die Beratung zu Beginn ausbreiten (flottieren) soll und zwar in verschiedene Themenbereiche hinein. Anschließend wird es durch immer stärkeres Strukturieren zusammengezogen und nach und nach auf die problem- und lösungsrelevanten Punkte gebracht. „Die Dynamik des Gespräches hat so bildlich gesprochen die Gestalt eines Trichters“ [4, S.397].

Die Phasen des sich Ausbreitens und des Strukturierens lassen sich nicht klar voneinander trennen, sie gehen ineinander über. Wie in der konkreten Beratungssituation vorgegangen wird, hängt von der Persönlichkeit des Klienten ab: Oftmals sind die Klienten von großer Un- sicherheit und brauchen erst einmal „Boden unter den Füßen“, was zu einer frühen Ge- sprächsstrukturierung führen kann. Das bedeutet, die Vorgehensweise wird bestimmt durch das Problem, den Gegenstand und die Lebensumstände der ratsuchenden Person [5, S.157].

Zunächst einmal geht es darum, herauszufinden wo das eigentliche Problem liegt, womit es zusammenhängt, wohin und wie weit es reicht. Hierzu dient das Flottierenlassen des Ge- sprächs, weiterhin hilft es dem Klienten, sich wohl zu fühlen; er kann sich angstfrei äußern, kann sagen, was er denkt und fühlt. Allein durch das Sprechen und angenommen fühlen kommt er sich selbst näher und gewinnt Vertrauen. Der Sozialarbeiter verhält sich in dieser Phase zurückhaltend und abwartend. Er begleitet den Klienten, geht mit seinen Äußerungen mit, er zeigt sich aufmerksam, interessiert und einfühlend. Er ist bereit, sich ganz auf den Klienten einzulassen und ihn zu verstehen. Von dem Berater wird ein hohes Maß an Empathie verlangt. Er nimmt sich selbst völlig zurück, folgt dem Klienten thematisch, wohin er auch durch ihn geführt wird. Zwar kann dadurch zunächst einmal der Eindruck entstehen, hier wird nur oberflächlich und ziellos miteinander gesprochen und der Sozialarbeiter bleibt passiv. Aber dem ist nicht so. Der Berater lenkt das Gespräch, wenn auch zurückhaltend und ver- steckt. Den Klienten fällt es häufig schwer über sich selbst zu sprechen, sie sind sprachlich oft nicht sehr gewandt und benötigen hier Hilfen. An dieser Stelle lenkt der Berater vorsichtig, indem er beiläufige Fragen stellt, Andeutungen über Zusammenhänge macht, ein neues The- ma aufgreift. Die ganze Zeit soll dem Klienten das Gefühl vermittelt werden, dass er an einem „entspannten, freien und spontanen Kommunikationsgeschehen“ teilnimmt [4, S.398].

Nach dieser Phase übernimmt zunehmend der Sozialarbeiter das Gespräch. Das Problemfeld ist nun weitgehend erkundet und der richtige Zeitpunkt ist da, das Gespräch zu strukturieren und zu lenken. Der Berater drängt und strebt danach, den Klienten und sein Problem zu ver- stehen, es wird von ihm verlangt, in das Gespräch Struktur zu bringen. Dieses geschieht vor- wiegend dadurch, dass er Themen vorgibt, Hypothesen aufstellt, Aussagen des Klienten ver- vollständigt, ihn mit Tatsachen oder Behauptungen konfrontiert und den Klienten so zur Stel- lungnahme zwingt. Hier ist es ganz besonders wichtig, geschickt Fragen an den Klienten zu stellen. Es geht hier keineswegs darum, den Klienten bloßzustellen, sondern der Berater zeigt im Gegenteil mit diesem Vorgehen ein großes Interesse an seiner Persönlichkeit, aber auch an der Problemlösung. Der Berater sollte die ganze Zeit taktvoll vorgehen und den Klienten in seiner Persönlichkeit wertschätzen.

Im Verlauf der Beratung wird es zunehmend nötiger, die verschiedenen Gesprächsinhalte kurz und prägnant zusammenzufassen und so Struktur in das Gesagte zu bringen. Durch diese Resümees, die gegen Ende der Beratung immer dichter folgen, wird eine klare Problemdefinition angesteuert. Damit sollte ein erstes Beratungsgespräch enden, weitere Gespräche sollen hier aufbauen und zu einer Weiterentwicklung führen.

Ebenso wichtig wie das vorher Beschriebene ist es, das Gespräch kompetent zu beenden, d.h. dem Klienten, das Gefühl zu vermitteln, zu einem positiven Ende gekommen zu sein. Der Klient sollte im Verlauf der Beratung „zu gedanklichem Problemverständnis, Gefühlsklarheit und problemlösenden Willensentscheidungen“ gelangt sein [4, S.400]. Es geht also um einen konstruktiven Abschluss; der Klient soll mehr innere Klarheit gewonnen haben, gefühlsmäßig erleichtert sein und Lösungen für sein Problem sollten in Sicht sein.

3 Internet - neue Möglichkeiten der Kommunikation

Wann genau das Internet seinen Anfang genommen hat, ist nicht genau auszumachen. Vermu- tet wird als Stichtag der 2. September 1969. An diesem Tag wurde im Labor von Leonard Kleinrock an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) der erste Computer an einen Interface Message Processor (IMP) angeschlossen. Dieser Rechner war so groß, dass er mit einem Kran in das Labor gehievt wurde. Seine einzige Aufgabe bestand darin, Daten zu senden und zu empfangen, den Empfang zu überprüfen und das Senden zu wiederholen, wenn etwas nicht geklappt hatte. Der IMP sollte einem Computer vorgeschaltet sein und rund um die Uhr laufen können. Drei weitere IMP`s wurden bis zum 10. Oktober 1969 in Stanford, Santa Barbara und Salt Lake City aufgestellt. Am 10. Oktober 1969 wurde zwischen dem Labor von Kleinrock und dem Stanford Institut das erste „Ping“ durch die Leitung geschickt. 1972 wurde das ARPAnet als Vorläufer des Internet der Öffentlichkeit vorgestellt. 15 Netz- werkknoten verbanden Universitäten und Forschungseinrichtungen in den ganzen USA. An- fang der siebziger Jahre kam die Idee auf, die IMP’s von den Computern abzulösen. Bob Metcalf, ein Xerox-Informatiker beschäftigte sich damit, das hauseigene Netz an das ARPA- net zu hängen und erfand im Jahre 1972 eine Übertragungstechnik, die er „Ethernet“ nannte. Die Entwicklung ging rasant weiter: heute besteht das Netz aus einigen Millionen permanent miteinander verbundenen Knotenrechnern, auf die sich einige hundert Millionen stationäre und mobile Rechner temporär über das Telefonnetz einwählen. Damit ist das Internet zu ei- nem globalen Kommunikationsmedium für (fast) alle geworden[6].

Von Anfang an wurde dem Internet Positives und Negatives unterstellt. Die einen träumten davon, die neue Technik könne alle Klassenschranken aufheben, die anderen vermuten hinter jeder Web-Seite einen getarnten Porno-Server. Wahrscheinlich stimmt weder das eine noch das andere. Meiner Meinung nach ist das Netz erst einmal nur ein Netz, so wie der Postweg nur ein Postweg ist.

1995 ergab ein Feldversuch an der Carnegie Mellon Universität im US-Bundesstaat Pittsburgh, dass mit zunehmender Internetnutzung Einsamkeit und Depression verstärkt werden. Nach dieser Studie fördert das Internet die sozialen Bindungen nicht. Soziologen von der Universität Toronto kamen zu einem ganz anderen Ergebnis. Ihre Untersuchung, die sich über einen Zeitraum von drei Jahren erstreckte, brachte das Ergebnis, dass sich durch Internet und E-Mail sogar stärkere Beziehungen zum sozialen Umfeld ergeben[7].

Wie auch immer, das Internet ist letztlich ein Medium, das genutzt werden kann, aber nicht genutzt werden muss. Vielleicht ist es gerade diese Freiheit, mit der viele nicht zurecht- kommen können oder wollen. Selbst die Internetsucht ist inzwischen zu einem Thema gewor- den. Sie wird seit einigen Jahren als psychologisches Problem diskutiert, die Existenz einer Internetsucht ist jedoch sehr umstritten. Es wird bezweifelt, dass die Sucht vom Internet selbst ausgelöst werden kann, sondern eher auf psychische und soziale Konflikte zurückgeht, die die Benutzer selbst mitbringen[8]. Wer aber unter seiner „Online-Sucht“ leidet, braucht natürlich Hilfe, hier gilt es dann die tieferliegende Lebensproblematik anzugehen. Hilfen bietet auch hier das Internet (siehe Anhang B).

Zunächst einmal ist es klar, dass das Internet einen großen Reiz auf den Nutzer ausübt, besonders, wenn es neu installiert ist und erst kurze Zeit genutzt wird. Es ist spannend, jede neue Web-Seite aufzusuchen, E-Mails zu verschicken, eben einfach seinem Entdeckerdrang zu folgen. Diese große Faszination lässt aber in der Regel nach ein paar Wochen wieder nach, und das Netz wird zunehmend sinnvoller genutzt. „Auf diese Phase des intensiven Explorierens folgt also meist ein selektives Nutzungsverhalten“[7], d.h. der Anwender weiß jetzt, welche Informationen er wie im Netz findet und verhält sich entsprechend.

Es ist meiner Meinung nach eine nicht zu leugnende Tatsache, dass das Internet sehr wohl eine gute Ergänzung und weitere Möglichkeit zu herkömmlichen Kommunikationsmodellen bietet. Ein so schneller und unkomplizierter Zugriff auf aktuelle Informationen jeglicher Art wird von keinem anderen Medium geboten. Das Internet wird jedoch nicht nur als Informati- onsquelle genutzt, sondern auch zur Organisation von Hilfen (siehe Abschnitt 2), zum Ver- schicken und Empfangen von E-Mails und natürlich auch zum sozialen Surfen. Zum sozialen Surfen gibt es auch beruhigende Meldungen aus der Wissenschaft: An der Universität Heidel- berg wurde untersucht, inwieweit deutsche Internetnutzer tatsächlich einsamer sind oder we- niger soziale Kontakte haben als Nicht-Nutzer. Es stellte sich in dieser Untersuchung heraus, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Anzahl realer und virtueller Bekanntschaften besteht, ja, dass sich geselliges Verhalten offensichtlich innerhalb und außerhalb des Netzes niederschlägt. Es wurde nicht nachgewiesen, dass sich im Internet nur vereinsamte Menschen bewegen oder dass die Nutzer gar in die soziale Isolation getrieben werden[8].

Generell meine ich, dass jedes neue Medium und überhaupt jede Neuheit zunächst kritisch beäugt wird und Vorurteilen standhalten muss. Aber gerade das Internet bietet vielfältige Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, Freundschaften zu knüpfen oder das Gemeinschaftsgefühl in Gruppen zu genießen. Ein wesentlicher Gewinn ist sicherlich die Demokratisierung des Informationszugriffs: unabhängig von Ort und Wirtschaftskraft kann weltweit am Wissen und an Erfahrungen anderer partizipiert werden.

4 ffn-funcity - eine virtuelle Stadt

Funcity ist eine virtuelle Stadt im Internet, die sich in der virtuellen Republik FUNAMA be- findet. Funcity ist über die Internet-Adresse www.ffnfuncity.de zu erreichen. Gegründet wur- de die Stadt am 20. Januar 1997; die Stadt „gehört“ der CMS (Cross Media Service GmbH, Kolonnenweg 21, 30163 Hannover, E-Mail: contakt@c-m-s.de) und radio ffn.

Funcity finanziert sich durch Werbung; die Stadt selbst dient als Werbeplattform, die beispielsweise von LBS, AOK, und VGH genutzt wird.

Funcity bietet alles das, was auch eine reale Stadt bietet: Geschäfte, Wohnungen, Häuser, Straßen, Versicherungen, ein Rathaus, eine Wohnungsverwaltung u.s.w. Funcity kann besucht werden zum einen als Gast oder aber als Einwohner. Als Gast hat man nicht Zugang zu allen Räumen, aber es besteht die Möglichkeit, sich einmal umzusehen. Jeder kann Einwohner von funcity werden, dazu muss sich der Interessent einen Nickname überlegen und ein Passwort. Es ist dann möglich, eine Wohnung zu beziehen, ein Konto zu eröffnen, an der Börse zu spe- kulieren, sich zu bestimmten Themen auszutauschen (wie im Chatraum der Kirche), mit vir- tuellen Bekannten oder Freunden zu chatten (wie z.B. im U-Bahn-Chat), zu spielen (z.B. Mühle) etc.. Die Möglichkeiten, sich hier aufzuhalten, sind sehr vielfältig. Vorwiegend halten sich in funcity Jugendliche auf, die zum Teil schon regelrechte Gemeinschaften und Cliquen gebildet haben und hier sicher auch Möglichkeiten finden, eigene Sorgen und Probleme los- zuwerden und sich mit virtuellen Freunden auszutauschen.

In funcity leben zur Zeit 170.000 registrierte Benutzernamen (nick name) und pro Tag loggen sich ca. 50.000 Besucher ein[10].

4.1 Internetkirche „ St. Bonifatius “

In der Kirchstraße in funcity gibt es unter anderem auch eine Kirche, die am 06. April 1998 vom Hildesheimer Weihbischof Hans-Georg Koitz den Namen „ St. Bonifatius “ erhielt (siehe Abschnitt 2.2). In dieser virtuellen Kirche stehen 16 evangelische und katholische Seelsorger (Priester und Laientheologen) als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Seelsorger sind über E-Mail-Adressen jederzeit erreichbar bzw. stehen zu bestimmten Zeiten im „Beichtstuhl“ für Einzelgespräche zur Verfügung.

Im Kirchenchat können sich Kirchenbesucher rund um die Uhr öffentlich austauschen. Zwei- mal wöchentlich (dienstags und donnerstags von 21 bis 23 Uhr) finden hier Themenchats statt, die von einem Seelsorger moderiert werden; die Themen werden vorher bekannt gege- ben. Weiterhin bietet die Kirche einen Gemeindebrief an, der abonniert werden kann. Das Fürbittbuch schließlich dient dazu, sich Gebete, Fürbitten, Anfragen an Gott, Gedichte etc. von der Seele zu schreiben.

4.2 Beratung in funcity

Als erweiterter Service der funcity -Kirche wird seit dem 15. September 2000 Schwangerenberatung angeboten. Zunächst wurde mit sechs Beraterinnen gestartet, die jeweils donnerstags von 20 bis 22 Uhr zur Verfügung standen. Seit dem 01.01.2001 wird die Beratung zweimal wöchentlich angeboten, nämlich montags und donnerstags von 20 bis 22 Uhr. Die Beraterinnen stehen für Fragen in Sachen Liebe, Partnerschaft, Sexualität, Schwangerschaft, Familienplanung etc. zur Verfügung. Die Beratung erfolgt in geschützten Zweierchats, die nur von der Beraterin und dem/der Ratsuchenden „betreten“ werden können.

Neben den Beratungsabenden sind alle Beraterinnen auch per E-Mail erreichbar, d.h. Post kann rund um die Uhr gesendet werden und wird in der Regel innerhalb weniger Tage beant- wortet..

Da sich viele Klienten/-innen durch den Begriff „Schwangerenberatung“ verunsichert fühlten, wurde der Name der Beratungsstelle ab dem 01.03.2001 in „Beratung“ geändert. Erreichbar ist die Beratungsstelle über verschiedene Links, zum einen unter dem funcity -Panorama der Eingangsseite, sowie über das „Haus der Kirche“ in der Kirchstraße oder über einen Link in der Kirche.

Neben den Beratungsräumen befinden sich zwei Apartments für die Beraterinnen; dort besitzt jede Beraterin eine eigene Mailbox, über die Zuschriften erfolgen und beantwortet werden. Insgesamt lässt sich sagen, dass der momentane Beratungsbedarf sich einordnen lässt unter die Rubrik „Kummerkasten, Sorgentelefon“. Überwiegend werden Mädchen und Frauen unter dreißig Jahren beraten, von denen ca. ein Drittel minderjährig ist. Die Sorgen und Nöte, die diese Frauen betreffen können, werden so auch in den Chat-Beratungen zum Thema (Liebes- kummer, Partnerschaft, Sexualität, Schwangerschaft, auch Beratungen nach Fehlgeburt oder Alleinerziehendenproblematik).

5 Statistische Auswertung der Kontakte in funcity

In diesem Abschnitt gehe ich auf die zahlenmäßige Erfassung der Kontakte in der Beratungs- stelle ein. Es handelt sich hierbei um die Zahlen aller Beraterinnen und um den Zeitraum

15.09.2000 bis 28.02.2001 (24 Kalenderwochen).

Kontakte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Altersstruktur

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gesprächsdauer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die erfassten Zahlen und Daten geben das Gesamtergebnis der bisher geführten Beratungen wieder. Ebenfalls wurden alle E-Mails erfasst und statistisch ausgewertet. Die Beratungsstelle besteht seit dem 15.9.2000, ausgewertet wurden alle Zahlen bis zum 28.02.2001, das ist ein Zeitraum von 24 Kalenderwochen. Insgesamt fanden 69 Chat-Beratungen statt, 86 Ratsuchende haben sich per E-Mail an die Beratungsstelle gewandt, 17 E-Mails waren Anfragen von Pressevertretern oder allgemein positive Äußerungen zum Angebot.

Es ließen sich insgesamt wesentlich mehr Frauen als Männer beraten. Dies ist ein Punkt, den ich erwartet habe, da auch sonst eher Frauen unsere Beratungsstellen aufsuchen. Etwas über- raschend ist die Altersstruktur, die Hauptgruppe liegt sowohl bei den Chat-Beratungen als auch bei den E-Mails zwischen 18 und 30 Jahren. Zwar ist die Zahl der unter 18jährigen die zweitstärkste Gruppe, erwartet habe ich jedoch eher ein umgekehrtes Ergebnis. Die meisten der Gespräche haben 15 bis 30 Minuten gedauert, aber immerhin 14 Gespräche waren nach weniger als fünf Minuten schon wieder beendet. Die Verteilung der Altersstruktur ist bei den Chat-Beratungen und den Mail-Kontaken etwa gleich, ein deutlicher Unterschied besteht je- doch bei den inhaltlichen Schwerpunkten der Themen. Bei den Chat-Beratungen ging es fast zu gleichen Teilen um die Themen „Sexualität/Empfängnisregelung“, „Situation als Alleiner- ziehende“, „ungeplante/ungewollte Schwangerschaft“. Bei den E-Mails führen deutlich die Gespräche und Anfragen zu dem Thema „ungeplante/ungewollte Schwangerschaft“. Danach folgen schon die „Fragen zur Beratung/zu Beratungsstellen“, an dritter Stelle kommen erst die Anfragen zu „Sexualität/Empfängnisregelung“.

Die Gesamtzahl der Chat-Beratungen und der E-Mail-Kontakte ist nicht so hoch, wie man es hätte erwarten können. So sind 69 Chat-Beratungen für einen Zeitraum von 24 Kalender- wochen kein sehr gutes Ergebnis. Die Beobachtungen zeigen, dass in den ersten Wochen nach Beginn des Projektes die Beratungszahlen höher liegen, als jetzt, wo wir uns „mitten im Ge- schäft“ befinden. So lag bereits nach 10 Kalenderwochen die Anzahl der Chat-Beratungen bei 32 Gesprächen. Momentan sieht es also so aus, als seien hier die Zahlen rückläufig. Bei den Mail-Kontakten ergibt sich ein anderes Bild: Nach 10 Kalenderwochen lag die Anzahl der Zuschriften bei 38, nach 24 Kalenderwochen bei immerhin insgesamt 103 E-Mails, was bedeutet, dass hier die Zahlen in etwa gleich geblieben sind.

Zum Start des Projektes am 15. September 2000 haben wir sehr stark für die Beratungsstelle geworben. Es sind mehrere Presseartikel veröffentlicht worden, es haben Interviews mit örtlichen Radiosendern stattgefunden und was ganz wichtig ist, wir waren mit bestimmten Themen auch im Kirchenchat (siehe 4.1) vertreten und haben dort immer wieder auf die Beratung hingewiesen. Dieses ist leider in den letzten Wochen mangels Zeit verblieben. Für die ChatBeratungen scheint ein ständiges Werben und Präsenz zeigen wie z.B. im Chatraum der Kirche unabdingbar und absolut notwendig.

Leider hat es bei den Beraterinnen auch personelle Veränderungen gegeben, so dass wir in den Monaten Januar und Februar zeitweise nur zu dritt für Beratungen zur Verfügung standen. Ab März 2001 wird personell wieder „Normalität“ einkehren und das Werben für das Projekt kann verstärkt werden.

Bei den E-Mails sind die Zahlen weitgehend unverändert geblieben, was sicher damit zusam- menhängt, dass Mails jederzeit gesendet werden können und die Ratsuchenden nicht erst die Beratungstage abwarten müssen. Eine ganz interessante Wendung hat sich noch bei den Mail- Kontakten ergeben, und zwar sind die Zusendungen - gerade in den letzten Monaten - ernst- hafter geworden, und es sieht so aus, als sei dieses Angebot inzwischen weitgehend etabliert.

Die virtuelle Beratungsstelle ist im Internet nicht direkt über eine Web-Adresse zugänglich. Dies kann ein Grund dafür sein, dass die Zahlen nicht die gewünschte Höhe erreicht haben. Der interessierte Besucher gelangt zur Beratungsstelle nur über die Adresse von funcity.

Dort ist sie im „Haus der Kirche“ angesiedelt, das sich in der Kirchstr. 6c befindet. Zwar ist es nicht sehr schwierig, den Weg zu uns zu finden (die Adresse www.ffnfuncity.de eingeben, funcity anklicken, es erscheint das Stadtbild mit einer blauen Navigationsleiste, auf dieser Leiste „Beratung“ anklicken), aber dennoch muss der Zugang eben auch bekannt sein.

Zunächst waren je zwei Beraterinnen jeden Donnerstag von 20.00 bis 22.00 Uhr parallel in zwei geschützten Beratungsräumen anwesend, um Besucher/-innen zu beraten. Hier hat sich rasch herausgestellt, dass mit zwei Beraterinnen deutlich ein Überangebot vorhanden war. Die Beraterin in Beratungsraum 1 hatte in der Regel gut zu tun, in Beratungsraum 2 dagegen war oft den ganzen Abend kein Gespräch zu verzeichnen. Um dem entgegenzuwirken, haben wir zum Januar 2001 nur noch den Beratungsraum 1 besetzt, aber die Sprechzeit gleichzeitig auf zwei Abende ausgeweitet, nämlich auf Montag und Donnerstag von 20.00 bis 22.00 Uhr.

6 Kann virtuelle Beratung eine sinnvolle Ergänzung in der Sozialarbeit sein?

Mit virtueller Beratung befasse ich mich erst seit einigen Monaten, habe aber in dieser Zeit doch einen guten Einblick in diese neue Methode finden können. Zunächst einmal möchte ich auf die entscheidenden Unterschiede zwischen virtueller und realer Beratung eingehen.

Bei der realen Beratung liefert mir mein Gegenüber alle Informationen, die ich für die Ein- schätzung der Person und ihres Problems benötige. Ich nehme wahr, wie sich die Person be- wegt, wie sie spricht, wie sie Worte betont, wie sie sich in Mimik und Gestik äußert. Die In- formation der Worte, die ich höre, spielen dabei natürlich eine Rolle, werden jedoch durch die nonverbale Sprache deutlich unterstützt, betont und vielleicht sogar verändert. Das heißt, bei einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht kann kaum etwas verborgen bleiben, es ist von großer Authentizität. Selbstverständlich kann der Gesprächspartner mir Lügen auftischen, aber im Laufe der Beratung ist es dann doch meist möglich, diese aufzudecken. Der Rat- suchende hat außerdem nicht so ohne weiteres die Möglichkeit, unvermittelt den Raum zu verlassen. Zwischen Berater/-in und Ratsuchendem entsteht eine Beziehung, beide Parteien lernen sich persönlich kennen. In der realen Beratung muss ich in der Lage sein, mich zu öff- nen, ein vertrautes Klima zu schaffen und so meinem Gegenüber nahe zu kommen. Ich bin der Überzeugung, dass nur durch große Offenheit und vertrauensvolle Atmosphäre die rat- suchenden Person in die Lage versetzt wird, ihr Problem ehrlich zu äußern. In der Beratung kommen sich Berater/-in und Klient/-in nahe, in einer solchen Nähe ist Vertrauen und ein gutes Gespräch möglich. Ich muss mein Gegenüber mit allen Sinnen erfassen können, um mir ein umfassendes Bild seiner Person machen zu können (s. Abschnitt 2.3).

Bei der virtuellen Beratung habe ich bestimmte Informationen, die das Bild des Ratsuchenden abrunden könnten, nicht. „Die wichtigste Informationsquelle, die Menschen besitzen, ist die Sprache - die Sprache mit Worten und Sprache durch Gestik, Blick, Mimik.“[9] So zeigen sich Zustimmung und Ablehnung, Unsicherheit, Nachdenklichkeit, Begeisterung, Erstaunen etc. in der Körpersprache, die in der virtuellen Beratung nicht in Erscheinung tritt. Bei der Chat-Beratung steht nur das Geschriebene im Mittelpunkt. Das ist die einzige Informations- quelle, die zur Interpretation des „Gesagten“ beiträgt. Mit „Smilies“ und Abkürzungen wie „*lol*“ (siehe Anhang C) wurde versucht, Gefühle zu zeigen, das Geschriebene aufzulockern und ihm etwas Lebendigkeit zu geben. Aber diese Kürzel und Zeichen können nur ein schwa- cher Ersatz sein für das lebendige und realistische Gespräch. Mein eigenes Erleben bei den Chat-Beratungen war, dass die „Gespräche“ nicht so in die Tiefe gehen wie in der realen Be- ratung. Das hängt sicher mit der anderen „Sprache“ zusammen, aber auch mit der Unverbind- lichkeit, die typisch zu sein scheint für den Chat.

Auch die Anonymität trägt dazu bei, dass die Kontakte häufig oberflächlich bleiben und oft nicht den Kern der Sache berühren. Die Kontaktaufnahme ist schnell und unkompliziert mög- lich, und ebenso schnell und unkompliziert wird der Kontakt dann auch wieder abgebrochen. Es kommt im Chat meiner Meinung nach eher zu Missverständnissen und dazu, dass man „aneinander vorbeiredet“. Dazu trägt sicherlich auch die veränderte und ungewohnte Art der Kommunikation bei: die Unterhaltung erfolgt per Tastatur mit einem kleinen Zeitversatz. Das kann zu Synchronisationsproblemen führen. Auf der Habenseite steht ein reflektierteres Um- gehen miteinander, was ja auch für andere Schriftformen gilt. Die räumliche und zeitliche Distanz schafft mehr Raum für Sachlichkeit. Das Problem wird in der Regel schnell benannt und das Gespräch kann sich dann darauf konzentrieren. Durch das Entfallen der „Aufwärm- phase“ steigt die Anforderung an die Beraterin; mit diesem Medium ist es schwieriger, Nähe zu entwickeln.

Dennoch erfüllt die Kommunikation im Chat eine wichtige Sozialfunktion. Durch die onlineBeratung kann sich der Ratsuchende rasch erleichtern und schnell seine Sorgen erzählen und loswerden, d.h. der erste Druck ist so schon genommen (s. Abschnitt 3).

Es gibt z.B. im Netz auch die Möglichkeit, ein Tagebuch online zu schreiben. Viele vertrauen sich zu Hause ihrem Tagebuch an wie einem imaginären Gegenüber, sie bauen zu ihrem Tagebuch eine regelrechte Beziehung auf. Das Tagebuch online wendet sich nun an eine reale Leserschaft, d.h. die intimsten Gefühle, Sorgen und Ängste werden nach außen getragen und per E-Mail können die Leser ihre Meinung dazu kundtun[11].

Die Chat-Beratungen erscheinen mir oft wie Tagebuchaufzeichnungen. Die Ratsuchenden „erzählen“ sehr offen über sich und ihr Problem, schreiben sich alles von der Seele, erhalten aber - im Gegensatz zum Tagebuch - noch eine Antwort darauf.

Die Mentalität der funcity -Besucher und vielleicht auch generell der Chatter sehe ich eher als unstetige und oberflächliche an. Dieses meine ich nicht negativ, sondern durchaus legitim und für diese virtuelle Welt absolut passend. Das Gegenüber ist beim Chatten nicht richtig zu fas- sen, es genügt ein „Klick“, und es befindet sich schon wieder woanders. Vielleicht ist es aber besonders in unserer schwierigen realen Welt, in der jede Person perfekt funktionieren sollte und keine Fehler machen darf, eine Wohltat und Erleichterung, in der virtuellen Welt so sein zu können, wie man gerade will.

Die starke Verbreitung der PCs und der mittlerweile flächendeckend vorhandene kostengüns- tige Internet-Zugang (s. Abschnitt 3) hat eine breite Basis für virtuelle Beratungsarbeit ge- schaffen. Sie kann inzwischen Menschen aus allen sozialen Schichten und Altersgruppen er- reichen.

Die Ratsuchenden suchen den Austausch und Hilfsmöglichkeiten für ihr Problem. Deutlich wird oft in den Chat-Beratungen, dass es sich um eine ganz unverbindliche Beratung handelt, d.h. wenn ich als Beraterin versuche, tiefer ins Thema einzusteigen oder insistiere, wird der Kontakt abgebrochen. Hier zeigt sich, dass viele der Besucher entweder kein Interesse haben, tiefer ins Gespräch zu kommen bzw. etwas an sich oder ihren Verhaltensweisen zu ändern oder sich missverstanden fühlen und „keine Lust haben“, allzu lange etwas zu erklären. Aber gerade diese Unverbindlichkeit und Anonymität hat auch den Vorteil, dass wir mit diesem Medium viele Gruppen (Minderjährige, Institutionsscheue, Kirchenferne, regional schlecht Angebundene etc.) erreichen, die wir sonst (in der realen Beratung) nicht treffen würden.

Virtuelle Beratung kann sicher kein persönliches Gespräch ersetzen, aber sie ist durchaus eine sinnvolle Ergänzung in der Sozialarbeit. Sie kann einer ersten Kontaktaufnahme dienen, Schwellenängste vor Institutionen abbauen, Neugier befriedigen, Wissenslücken schließen und vor allem zur schnellen Entlastung bei Problemen beitragen. Wenn die Chancen, die die- ses neue Medium bietet, richtig genutzt werden, führt dies zu einer echten Bereicherung in der Sozialarbeit.

7 Literaturverzeichnis

[1] c’t 5/1999, Christiane Eichenberg: Die virtuelle Couch - Selbsthilfe, Beratung und Therapie im Internet

[2] Gisela Friedrichsen: Abtreibung Der Kreuzzug von Memmingen, Fischer Taschen- buch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1991

[3] c’t 14/1998, Andreas Grote: Deus ex Internet - die deutschen Kirchen drängen ins Internet

[4] Peter Lüssi: Systemische Sozialarbeit, Praktisches Lehrbuch der Sozialberatung, Ver- lag Paul Haupt, Bern 1995

[5] Michael Galuske: Methoden der Sozialen Arbeit, Eine Einführung, Grundlagentexte Sozialpädagogik/Sozialarbeit, Juventa Verlag, Weinheim - München 1999

[6] c’t 21/1999, Detlef Borchers, Maria Benning, Jürgen Kuri: `Hätt ich dich heut erwar- tet...` Das Internet hat Geburtstag - oder nicht?

[7] c’t 25/2000, Andreas Grote: Virtueller Raum und reale Bindungen

[8] c’t 19/1999, Christiane Eichenberg, Ralf Ott: Suchtmaschine - Internetabhängigkeit: Massenphänomen oder Erfindung der Medien?

[9] Zeitschrift: Sozialmanagement 2/2000, Rolf Leicher: Körpersprache: Mimik und Ges- tik deuten, Seite 24

[10] E-Mail-Wechsel mit Katrin Wulfert, CMS, 5.3.2001

[11] c’t 2/2001, Dr. Nicola Döring: Öffentliches Geheimnis, Online-Tagebücher - ein pa- radoxer Trend im Internet, Seite 88 ff.

Anhang A - Erklärung zur Fortsetzung der kirchlichen

Schwangerenberatung

Stellungsnahme von Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, zur Fortsetzung der kirchlichen Schwangerenberatung anlässlich der Pressekonferenz am 23. November 2000 in Berlin und der Vorstellung der Informationskampagne "Wir helfen und beraten weiter."

Ziemlich genau vor einem Jahr hat Papst Johannes Paul II. - das Schreiben datiert vom 20. November 1999 - den deutschen Bischöfen die Weisung erteilt, sie sollten nach jahrelangen Überlegungen auf die Ausstellung eines Beratungsnachweises ("Schein") künftig verzichten, jedoch die Beratung in Not befindlicher schwangerer Frauen sogar noch mit verstärkten Kräften fortsetzen. Der Papst erblickte in dem Beratungsnachweis, der eine Voraussetzung für eine straffreie Abtreibung ist, die reale Gefahr einer Verdunklung des eindeutigen Zeugnisses der Kirche für den unbedingten Schutz des ungeborenen Kindes.

Die Deutsche Bischofskonferenz hat daraus die Konsequenzen gezogen und - mit Ausnahme eines Bistums - beschlos- sen, dass in den katholischen Beratungsstellen spätestens ab dem 1. Januar 2001 keine Beratungsnachweise mehr ausgefertigt werden. Es ist jedoch von Anfang an mit aller Klarheit mitgeteilt worden, dass die Katholische Kirche in Deutschland damit keineswegs generell den Rahmen der staatlichen Schwangerschaftsberatung verlässt oder gar aus diesem Beratungsfeld ausscheidet. In einem Teil der Medien und auch auf politischer Seite ist der Verzicht auf die Ausfertigung des Beratungsnachweises jedoch immer wieder in Verbindung gebracht worden mit einem solchen totalen "Ausstieg" der Katholischen Kirche. Dabei haben wir auch von Anfang an erklärt, dass wir das Jahr 2000 dazu nutzen wollen, um noch einmal nach Alternativen zur Ausstellung des Beratungsnachweises zu suchen und die Fortsetzung der Beratungstätigkeit ab dem 1.1.2001 näher vorzubereiten. Die (Erz-)Bistümer Paderborn, Speyer und Köln haben be- reits zu früheren Terminen auf die Ausstellung von Beratungsnachweisen verzichtet (1.1., 1.4., 1.7.) und in diesem Sinne ebenfalls keinen "Ausstieg", sondern nur einen vielfach in den Blick genommenen "Umstieg" vollzogen.

Während der so entstandenen Zeit zur Neuorientierung konnten wir davon ausgehen, dass die katholischen Beratungs- stellen, deren Träger weitgehend die Caritas-Verbände und der Sozialdienst katholischer Frauen waren und sind, auch in einer neuen Konstellation ihren hohen professionellen Ruf und ihre allseitige Anerkennung behalten und in diesem Sinne den bisherigen Einsatz zu Gunsten der Frau und des ungeborenen Kindes fortsetzen. Ich darf hier nur in Erinne- rung bringen, mit welchem großen Lob fast alle politischen Parteien und gesellschaftlichen Kräfte über Jahre die Quali- tät unserer Beratungsstellen und die Kompetenz der Beraterinnen bedacht haben. Eine Umfrage des Deutschen Cari- tasverbandes hat auch nach dem Verzicht auf die Ausstellung des Scheins das Resultat erbracht, dass die Beratungs- stellen der Katholischen Kirche nach wie vor deshalb eine überdurchschnittlich hohe Zustimmung erfahren, weil sich die Beraterinnen für die Gespräche und für die Vermittlung der Hilfen viel Zeit nehmen. "Die nehmen sich Zeit", war eine sehr oft wiederholte Begründung für die Wertschätzung der katholischen Beratungsstellen. In der Tat ist der Faktor Zeit im Beratungsprozess ein in jeder Hinsicht kostbares Gut.

Bei aller Fortführung und Kontinuität zur bisherigen Beratung wollten wir jedoch die neue Positionierung unserer Schwangerschaftsberatung auch als Gelegenheit ergreifen, Verbesserungen in der Beratung durchzuführen. Besonders die Beraterinnen haben immer wieder auf neue Nöte rings um das Thema Schwangerschaft, aber auch auf organisato- rische Probleme im Umgang mit Beratungsfällen hingewiesen. Darum habe ich selbst in einem Referat vor dem Ständi- gen Rat der Deutschen Bischofskonferenz am 24. Januar 2000 darauf hingewiesen, dass wir den "Umstieg" bei allem Anschluss an die bisherigen Erfahrungen zu einer Neuorientierung nutzen wollen. Dabei ging es u.a. um eine Erweite- rung der Beratungssituationen (z.B. Hilfen im Zusammenhang pränataler Diagnostik), aber auch um die Schaffung neuer Zugänge zu Frauen in Konfliktsituationen. Diese letztere Frage stellte sich besonders auch deshalb, weil bisher ein sehr hoher Anteil der Frauen zur Konfliktberatung von den Frauenärztinnen und Frauenärzten auf die katholischen Beratungsstellen verwiesen wurde. Wenn Frauen eine Abtreibung erwogen, mussten sie sich ja der vorgeschriebenen Pflichtberatung unterziehen. Dabei spielte der Erhalt eines Beratungsnachweises eine große Rolle. Mit dem Verzicht auf die Ausstellung dieser Nachweise stellte sich die Aufgabe, andere und erweiterte Zugänge zu den Frauen, die sich mit der Frage einer Abtreibung konfrontiert sehen, zu suchen: So sollen zum Beispiel stärker neue Wege in der Kirche, besonders auch in den Gemeinden, eröffnet werden. Eine intensiv durchgeführte, professionelle Bekämpfung der Frau- enarmut sollte ebenfalls auf ihre Weise neue Zugänge erschließen helfen.

In den Diözesen gab es für eine solche Neuorientierung viele einzelne Erfahrungen und Vorschläge. Deshalb begann auch der Prozess der Vertiefung und Erweiterung der bisherigen Beratungskonzepte weitgehend in den einzelnen Diö- zesen. Dies war ein guter Prozess, weil dabei von unten her neue Vorschläge wirksam ausgearbeitet und in das Ge- spräch gebracht werden konnten (vgl. z.B. "Esperanza" im Erzbistum Köln). Zugleich wurde aber erneut deutlich, dass man sich nicht mit Maßnahmen auf der Ebene der Bistümer, so wichtig sie ist, begnügen darf. Daher war der Deut- schen Bischofskonferenz von Anfang an bewusst, dass die bisher geltenden "Vorläufigen Bischöflichen Richtlinien" entsprechend zur neuen Situation zu überarbeiten sind. Alle diese Aufgaben wurden in den letzten Monaten erfüllt. Die Deutsche Bischofskonferenz hat Ende September dieses Jahres bei der Herbst-Vollversammlung in Fulda einstimmig diese "Richtlinien" verabschiedet. Sie sind in der Zwischenzeit in vielen Diözesen veröffentlicht worden und treten zum 1. Januar 2001 in Kraft.

In der Zwischenzeit ist der Abstand zur Entscheidung des Papstes vom 20. November größer geworden. Unsere vor allem auch durch die tägliche Medienberichterstattung geprägte Welt bekam in dieser Zeit fast nur noch den Eindruck vermittelt, die Katholische Kirche verlasse mit dem Verzicht auf die Ausfertigung von Beratungsnachweisen überhaupt den Bereich der Schwangerenberatung und ziehe sich aus diesem Feld ganz zurück. Dies wurde nicht selten auf Bun- desebene und in manchen Ländern dadurch gefördert, dass man auch eine Schwangerenberatung im Rahmen einer allgemeinen Sexualaufklärung (§ 2 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes) durch die Katholische Kirche eher verhindern, jedenfalls nicht unterstützen wollte. Oft ist uns vor diesem Hintergrund darum die Frage gestellt worden: "Hört denn jetzt jede Beratung und Hilfe für Schwangere durch die Katholische Kirche auf?" Dies war natürlich, wie ich bereits ausgeführt habe, nie beabsichtigt.

Diese Erfahrungen zeigten uns schon in früheren Stadien der Befassung mit dieser Frage, dass wir in jedem Fall die Öffentlichkeitsarbeit für die Angebote unserer Beratung zugunsten der Frau und des ungeborenen Kindes grundlegend vertiefen und erweitern müssten, um solchen irrtümlichen Eindrücken entgegenzuwirken. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Bischofskonferenz eine umfassende Informationskampagne ins Auge gefasst und eine solche nach den entsprechenden Vorbereitungen ebenfalls in der Herbst-Vollversammlung Ende September 2000 einstimmig gebilligt. Es handelt sich dabei um eine kurze, aber sehr intensive Dachkampagne, die plakativ eine große Öffentlichkeit erreicht. Diese Dachkampagne muss jedoch durch die entsprechenden Projekte auf der Ebene der Diözesen und Verbände gestützt und fortgeführt werden. Gerade die spezifische Eigenart kirchlicher Beratungsstellen kann fast nur oder jedenfalls viel besser auf dieser Ebene dargelegt und illustriert werden.

Wir haben uns dabei im Interesse der Klarheit um eine gemeinsame Sprache bemüht. Wir verzichten auf den Begriff der "Schwangerschaftskonfliktberatung" im Sinne der §§ 5-7 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes, weil dieser unauf- löslich mit dem Beratungsnachweis gekoppelt ist, den wir ab dem 1. Januar 2001 nicht mehr ausstellen werden. "Kon- flikt" meint in diesem Zusammenhang die mehr oder weniger feste Absicht einer Frau zur Abtreibung und stellt damit für das Leben des ungeborenen Kindes den Konflikt schlechthin zwischen Leben und Tod dar. Dies schließt aber nicht aus, dass die kirchliche Schwangerschaftsberatung - wir bevorzugen nun diesen Begriff - sich weiterhin dem ganzen Spektrum möglicher Probleme und Konflikte einer ungewollt schwangeren Frau widmet, wie es auch bisher geschehen ist. So gehören zu den Aufgaben der allgemeinen Sexualaufklärung nach § 2, "Lösungsmöglichkeiten für psychosoziale Konflikte im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft" (Abs. 7) ausfindig zu machen. Dabei kann hier offen bleiben, ob und in welcher Weise die einzelnen Diözesen diesen § 2 in Anspruch nehmen, zumal dies auch von der Situation in den einzelnen Bundesländern abhängig ist und gewiss im einzelnen nicht überall schon die letzten Klärungen erfolgt sind. Wir verzichten also auf eine Schwangerschaftskonfliktberatung im Sinne des Gesetzes, nicht aber auf die Bera- tung in den verschiedenen Konflikten, mit denen die in Not befindliche schwangere Frau konfrontiert wird.

Wir wollen mit der Kampagne unmissverständlich zeigen, dass die katholischen Beratungsstellen wie bisher die Frau mit ihren Ängsten und Zweifeln ernst nehmen und ihr helfen, neue Perspektiven für das Leben mit einem Kind zu finden. Wir wollen Vertrauen und Hoffnung vermitteln. Wir sind für alle Schwangeren in Not da - jetzt und in Zukunft. Wir möchten damit bekräftigen, dass alle Frauen in Not sich auch künftig der anerkannt guten Beratung katholischer Träger anvertrauen können. Denn wir hören nicht auf, unseren Beitrag zur Hilfe - gerade auch für ungewollt schwangere Frauen - zu leisten, die sehr oft von ihrer Umgebung unter einen unmenschlichen Druck gesetzt werden. Wir versuchen, diesen Druck zu nehmen oder durch einfühlsame Beratung und konkrete Hilfen wenigstens zu mindern. Dies macht unsere Kommunikationsoffensive in konzentrierter Weise deutlich: vor allem in Plakaten, Anzeigen und einem T V-Spot sowie einem telefonischen Informationsangebot (Hotline).

Wie Sie sehen und den Vorveröffentlichungen der Presse aufgrund von Indiskretionen schon entnehmen konnten, haben die Bischöfe sich mit den beteiligten Agenturen Kohtes Klewes und BBDO, Bonn bzw. Düsseldorf, für ein eher ungewöhnliches Kampagnenmotiv entschieden: Im Mittelpunkt steht in sehr elementarer Weise die Gestalt einer Frau, womit ihrer verantwortlichen Rolle entsprochen wird. Zugleich erinnert die Haltung dieser Frau jedoch auch an das ungeborene Kind in ihr. Dieses Motiv ist zwischen der Kirche und einzelnen Trägern nicht ganz unumstritten, erschien uns Bischöfen aber - wiederum nach einstimmiger Beschlussfassung - eine gute Möglichkeit, unsere Botschaft knapp und eindrücklich zur Sprache zu bringen: Wir sind für Rat suchende und in Not geratene Frauen da. Wir helfen weiter, und wir beraten weiter!

Erlauben Sie mir, dass ich noch einige Worte zu dem vorgestellten Motiv sage. Ich bin mir dabei bewusst, dass es hier schwerlich um allgemein verbindliche Urteile gehen kann. Hier sind gewiss auch ästhetische Wertungen und andere Empfindungen mit im Spiel.

Zuerst bestimmt Dunkelheit das Bild. Dunkelheit ist immer schon ambivalent. Sie kann Ungewissheit, ja Bedrohung bedeuten, aber auch Schutz und Geborgenheit. Das Geheimnis von Zeugung und Geburt hat immer etwas zu tun mit der Herkunft aus dieser geheimnisvollen Dunkelheit. So heißt es im Psalm 139: "Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde..." Aus dieser Dunkelheit entsteht Licht, zuerst ein winziges Licht, das symbo- lisch für die Erschaffung des Lebens steht. Wir alle verdanken diesem Geschehen das Leben, sind als nackte Men- schenkinder aus diesem Dunkel einst hervorgegangen. Dies gilt auch für die Frau, die selber wieder dieses Leben in einem Kind weitergeben kann. Insofern ist mit der Frau, die aus dem Dunkel näher kommt, schon der Bezug zu einem Kind angedeutet. Aber es geht auch um sie selbst und um ihre eigene Lebendigkeit. Sie steht in der Mitte, sie ist bei aller Verborgenheit doch auch von Licht umgeben. Sie ist nicht Objekt, sondern Subjekt. Sie trägt sich offenbar mit dem Gedanken, ein Kind anzunehmen. Dies ist noch ganz unabhängig davon, ob es schon in ihr lebt oder ob es erst gewünscht wird. Jedes Kind ist aber eine Herausforderung. Es kann Freude oder Verzweiflung auslösen. Aus der Umge- bung kommen vielleicht keinerlei Signale der Unterstützung, sondern nur der Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung. Die Dunkelheit steht auch dafür. In solchen Situationen werden Frauen oft ganz allein gelassen, auf sich selbst und gewis- sermaßen ihre nackte Existenz zurückgeworfen, ausgegrenzt und preisgegeben. Die Frau muss eine Entscheidung treffen, die ihr niemand abnehmen kann. Man kann das Leben des ungeborenen Kindes nur mit der Frau zusammen retten. So führt sie die Hand fragend an ihre Stirn: Soll ich es wagen? Schaffe ich das, will ich das überhaupt? Habe ich denn eine Wahl? Welche Wege stehen mir offen? Welche Wege darf ich nicht gehen?

Es kommt die Zeit, aus diesem Insichgekehrtsein des Nachdenkens herauszutreten, Licht in die eigene Situation zu lassen. Die Beratung möchte einen solchen geschützten Raum bereitstellen, wo man sich begleiten lässt, wo sich neue Perspektiven eröffnen und Hilfen auftun. Dann kann aus der Dunkelheit, die so bedrohlich wirkt, Licht werden - Licht auch und gerade durch ein Kind.

Anhang B - Internet-Adressen zum Thema

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anhang C - Internet-Slang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Neue Wege in der Sozialen Arbeit am Beispiel virtueller Schwangerenberatung
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen
Veranstaltung
Projekt der Praxisforschung
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
31
Katalognummer
V102796
ISBN (eBook)
9783640011766
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neue, Wege, Sozialen, Arbeit, Beispiel, Schwangerenberatung, Projekt, Praxisforschung
Arbeit zitieren
Jutta Heitland (Autor:in), 2000, Neue Wege in der Sozialen Arbeit am Beispiel virtueller Schwangerenberatung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102796

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