Valeria Koch, ungarndeutsche Dichterin


Seminararbeit, 2001

8 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Sprache und Richtung von Valeria Koch

Seminararbeit von Krémer Zsófia

SS 2001 ZB-M09 Literatur der Deutschen im Osten und Südosten Seminarleiter: Balogh András

Valeria Koch, hatte ein eigentümliches Verhältnis zu der Sprache, zu der deutschen und ungarischen Sprache und — als Philosophin und Kennerin Heideggers Werke — zu der Erscheinung Sprache allgemein. Ihr letzter Gedichtsband trägt den Titel Stiefkind der Sprache nach ihrem letzten Willen, und die Mehrheit der hier ausgewählten Gedichte ist aus dem Problemkreis der Sprache entstanden.

Ihre Interesse an der Sprache ist auch daraus erklärbar, dass sie als Mitglied der ungarndeutschen Minderheit und Redakteurin deren bekanntesten Zeitung besonders sensibel für die Unterschiede der Sprachen ist, die ihre Muttersprache drohenden Gefahren sind ihr näher, als einem Dichter der Mehrheit. Auch als Germanistin und Hungarologin, Leiterin des Übersetzungsseminars war für ihr Leben die Sprache etwas Zentrales. Ich versuche es aber auch aus einer anderen Gesichtspunkt zu sehen: In einer der Seminarstunden ist es erwähnt worden, dass die Dichtung von Valeria Koch zur Richtung der "Neuen Sensibilität" zu ordnen sei. Damals habe ich es für unmöglich gehalten, da Valeria Koch mindestens 10 Jahre älter ist, als die bekanntesten Dichter dieser Richtung, eine andere Generation; und die dichterischen Richtungen in Ungarn nach 1945 ändern sich sehr rasch und richten sich nach Generationen. Dieser Frage bin ich nachgegangen, meine Ergebnisse habe ich in der zweiten Teil meiner Seminararbeit zusammengefasst.

1. Die Sprache im Mittelpunkt

Das dem Band titelgebende Gedicht entstand 1987 in Budapest. Das Gedicht spricht einen "Du" an, bitter, manchmal auch ironisch. Der Angesprochene hat nicht einmal einen Namen, ist von niemandem bekannt ("Sag mal, wer kennt dich"), für niemanden wichtig ("für wen bist du wichtig"). Nur das Alter des Angesprochenen wird ungefähr angegeben: 200 Jahre. Das potentielle Publikum von Valeria Koch assoziiert aber gleich: hier wird die deutsche Sprache in Ungarn angeredet. Diese Assoziation wird weiter im Gedicht gestärkt. Ein Schlüsselwort ist das Lied. Im deutschen Lied ist die deutsche Sprache noch lebendig in Ungarn; besonders 1987, am Ende des kommunistischen Systems konnte man das Ergebnis dessen sehen, dass die Minderheiten der kommunistischen Länder nur als Gesang- oder Tanzgruppen ihre Kultur, Sprache und Traditionen pflegen durften. Das dritte Motiv ist der Schiff, der seit der Ansiedlung der Deutschen in Ungarn selbst die hier lebenden Deutschen, ihre Gemeinschaft symbolisiert. Sie sind hier leer und sinkend dargestellt — wie leer und sinkend die "hoffnungsverdorrten" Takte des Liedes sind. Auch das hier-dort Problematik findet sein Ausdruck zwischen Lied und Schiff: in Ungarn ist man Deutsch und deshalb fremd, in Deutschland kommt man aus Ungarn und ist man deshalb fremd. Die Sprache, die Kultur und die Menschengruppe, die als deutsche Minderheit seit 200 Jahren in Ungarn lebt, ist für niemanden bekannt, und eben deshalb für niemanden wichtig. Der Ausdruck "Stiefkind der Sprache" kann zweierlei verstanden werden: die Deutschen in Ungarn seien das "Stiefkind", da es eben ihre Sprache ist, was auffällt und das Anderssein sichtbar macht; aber auch das Schicksal der deutschen Sprache in Ungarn findet ein ausdrucksstärkes Bild darin, dass sie ein Stiefkind, ein vernachlässigtes Nachkommen der allgemeinen menschlichen Sprache sei: kaum geforscht, kaum beschrieben, in fast jedem Dorf anders gesprochen, langsam aussterbend.

Dieses Verhältnis der Volksgruppe und ihrer Sprache dem Allgemeinmenschlichen gegenüber spiegelt sich auch in den Reimwörtern. Die zusammenklingenden Wörter und Ausdrücke sagen aus, was das Gedicht:

auf Erden — verderben

zu Hause — Pause

dein Lied — fremdes Glied

Rache: — Sprache

Die Reimstruktur des Gedichts ist sehr einfach: Paarreime, und zwar sehr starke Paarreime halten das Gedicht zusammen. Ihre Struktur zeigt einen Wellengang im Gedicht: es gibt einen inhaltlichen-formalen Mittelpunkt, der auch durch Reime unterstrichen wird. Der Rahmen Sag mal wer kennt dich / f ü r wen bist du wichtig reimt nur in einer weiblichen Silbe. Die anderen Reimwörter sind zweisilbig, alle weiblich. Der Höhepunkt ist ein Reim von wieder einer aber männlichen, am stärksten hervorgehobenen Silbe. Diese Reimwörter sagen eben den Schlüssel des Gedichts aus: dein Lied — fremdes Glied.

Die Bitterkeit der traurigen Diagnose wird aber in eine einlullende Form, in ein Wiegenlied eingehüllt. Beruhigend wirken die erwähnten streng regelmäßigen Paarreime und der Rhythmus. Das Gedicht wiegt den Zuhörer in Daktylen ein: einer langen Silbe folgen immer zwei kurze. Die Daktylen werden aber von den Reimen zerstört, da sie oft durch Versenden zweigeteilt sind. Daraus folgend beginnen die Verszeilen oft mit Auftakt. In der Mitte des Gedichts aber, wo die Aussage den Höhepunkt erreicht, gerät dieser Rhythmus durcheinander: Die mittlere Zeile ist eine reine Jambenzeile, die vorangehende trochäisch, aber auch noch in Daktylen lesbar.

Der Rahmen gibt dem Gedicht nicht die geschlossene Form. Viele Mittel werden noch zusätzlich dafür verwendet, der Klage ein Ende zu setzen: die Beruhigung des Rhythmus, der Titel als Schluss-Satz, der Paratext Entstehungsort und -zeit; aber das Fehlen der Interpunktion schafft eine Monotonie, eine Illusion der Unendlichkeit um das Gedicht. Dadurch tritt auf die Stelle der Interpunktion in der Strukturierung des Textes das Zeilenende, die Vorgezählten wirken als Elemente eines Katalogs. Diese Schreibweise charakterisiert alle Gedichte, ausgenommen die Letzten und die Stilübungen.

Die Sprache dient als Thema für viele Gedichte. Direkt über die Sprache spricht eine kleine Prosaschrift Zu Hause im Wort: äußert Zweifel, sogar Verzweiflung darüber, dass man die Sprache nie beherrschen kann, sondern sie die Sprecher beherrscht. Sie als Dichterin erzählt über das Ringen mit sich selbst und mit dem (um das) beste(n) Wort. Der Konflikt ist klar. Aber sie schreibt ein Gedicht mit dem Titel Das Wort, das folgendermaßen lautet: Einmal Theater / einmal Kartause / das ist das Wort: mein / einzig Zuhause. Niemand ist in der Welt zu Hause, sondern nur in der Sprache, die man spricht, sie bestimmt unser Dasein in der Welt.

Eine andere Gruppe der Gedichte lenkt die Aufmerksamkeit des Lesers weg von dem Inhalt und auf die Sprache. Das Gedicht Liebe ("und verletzt / zuletzt") macht seine Aussage auf einem Umweg: Die Dichterin hat hier in der Sprache einen Zusammenhang entdeckt, der ihrer aktuellen Seelenlage nach auch inhaltlich eng zusammenhängend über die Liebe etwas aussagen. Nirgendwo spielt mit dem logischen Gegensatz von nirgendwo und irgendwo, welche Wörter nur im Anlaut unterschiedlich sind.

Es gibt eine (nicht als Zyklus geschlossene) Reihe von Gedichten, die Namen von Künstlern der Vergangenheit in einem Text als Teile von Wörtern benutzen. Das erste heißt Alle meine Freunde, die Personen werden im Text als Freunde in der Ausdruck, als solche, die ihr im Denken, im "herumHEIDEGGERN" helfen, dargestellt. Die weiteren Gedichte: Einige meiner Freunde, Musikalische Tele- Komplikation, Weil. Direkt, ohne Wortspiel werden die Namen in dem Gedicht Stammbaum genannt. Die Wirkung dieser Technik ist wie eines Zitats: mit einem Ausdruck/Wort/Name, sogar Ort (wie in der Nachtflug das Zsolnay-Café in Budapest) wird ein ganzer Gedankengang oder Gedankenwelt in dem Leser geweckt. Zitate benutzt sie ebenfalls gern, sowohl in Mottos als auch im Gedichttext selbst, oft in der Originalsprache. Verwendet werden Redewendungen, Sprichwörter und allgemein bekannte Sätze in Latein und in Englisch: et lux perpetua, Noli me tangere! und "Veni. Vidi. Vici?" im Guten Tropfen, Englisch z. B. in der Nachtflug: "WIR SIND DIE WELT! We are the world! Wir alle. DON'T FORGET!" Zitiert wird auch die Form, zum Beispiel die Wortwahl und Wortfolge der alten Wiegenlieder (Wiegenlied).

Sprachspiel betreibt Valeria Koch mit konkreter Poesie, die für sie aber nicht charakteristisch ist, es beschränkt sich nur auf wenige Gedichte. Eine Gruppe habe ich bereits erwähnt, in der mit Namen gespielt wird. Das Gedicht Lebenslauf ist eine andere Form: es ist nur aus Personalpronomina gebaut, und behält sogar ihre in der Grammatik benutze Reihenfolge von Ich bis Sie.

Die Sprache wird von ihr selber manipuliert. Sie findet eine besondere Freude an Neologismen als Schlüsselwörter einiger Gedichte. Das erste in den Sammelband aufgenommene Gedicht heißt Glaskugelkindheit. Der Neologismus ist der Titel, ein Metapher aus einem neu zusammengesetzten Wort. Diese Wortbildungsweise ist im Deutschen die verbreitetste seit dem Frühneuhochdeutschen, aber auch im Ungarischen nach der Spracherneuerung. Noch in demselben Gedicht findet man ein anderes Beispiel für die gleiche Wortbildungsweise: "Seelensand". Die überwiegende Mehrheit der neuen Komposita sind Metapher: "Sparherdwärme", "Sehnsuchtsflammenwind", "Gedankengipfel", Wellenküsse", "Sehnsuchtsblumenduft" usw. Es sind aber auch Metonymien zu finden: "Hügelhangtanne" in der Weihnacht.

2. Neue Sensibilität

Am Ende der 70-er Jahre erschien in Ungarn eine neue Redensart in der Literatur. In den Werken ist ein neues literarisches Zeichengebrauch zu beobachten: es herrscht ein anderes Verhältnis zur Wahrheitsgehalt der Dichtung, die Sprache wird als unbeherrschbar dargestellt, und die Zeichen beziehen sich nicht auf die Wirklichkeit sondern auf die Kommunikation. Geteilte Welten werden konstruiert, wo die Sprache das Existenzort ist. Auch das Individuum wird anders aufgefasst und dargestellt: der Dichter kann und will keine Prophetenrolle haben, und sagt kein Gesellschaftskritik aus. Die Person, die das Gedicht zu Stande bringt, ist nicht mehr das Zentrum. Die Aussagen werden unterrhetorisiert, einen Vorrang haben die Sprachspiele, die Ironie, die Groteske. Sogar die Kriterien eines Gedichts werden umgedeutet1.

Da Valeria Koch, wie man es über die ungarndeutschen Dichter allgemein aussprechen kann, nicht in der deutschen sondern in der ungarischen Literatur ihre literarische Umwelt findet, kann man folgern, dass sie nicht unberührt von diesen Entwicklungen geblieben ist.

Die grundlegende Sehweise, nachdem die Sprache nicht mehr beherrschbar ist, sagt sie in mehreren Werken aus: wie nur die bereits besprochene Prosaschrift Zu Hause im Wort und das einstrophige Gedicht Das Wort es bezeugt. Sie hegt aber, abweichend von den meisten ungarischen Dichtern eine unerschütterliche Zuversicht zur Sprache, ihr zweisprachiger Gedichtband trägt den darauf bezogenen Titel Zuversicht - Bizalom.

Ein interessanter Aspekt ist die Veränderung deren grundlegenden Kriterienbündel, ob ein Text als Gedicht aufzufassen ist, und ob ein Text in einem Gedichtband als annehmbares Gedicht erscheinen darf. Nur als Beispiel erwähne ich die kleinen, Graffitiartigen Zwei-Dreizeiler, die auf ein Sprachwitz basiert sind, besonders viele sind in den letzten fünf Jahren ihren Lebens entstanden.

Die Neue Sensibilität als Art und Weise der Dichtung kann man am kürzesten mit einem Rückzug des Dichters charakterisieren. Er als Dichter seiner Werke steht nicht mit dem Universum gegenüber, und am weitesten von ihm steht die Erlebnislyrik. Es wird nicht die möglichst genaue Widergabe von realen Erlebnissen mit originellem Ausdruck angestrebt. Viel mehr ist die Dichtung eine Bestandaufnahme, ein Lagebericht, oft in Katalogform. Der Stil ist mit Nachdruck nicht hochliterarisch. Jedes literarische Bild baut auf Abstraktion, und eben deshalb kann es das Individuelle nicht beschreiben — aber die Erlebnis des Dichters dieser Richtung ist gerade die Tatsache, dass man nie verallgemeinern kann, die Aufgabe der allgemeinen (!prophetischen) Aussagen will man nicht annehmen. Es werden minimalistische Themen und Bilder montagehaft aneinandergereiht. Der Dichter beschränkt seine Aussagen in vieler Hinsicht auf sich selbst — da ein jeder, auch er kann nur eine: seine Version von der Wirklichkeit haben.

Formale Zeichen dieser Gedanken sind die schon erwähnte Katalogartigkeit, die Pausen: wo ein Satz nicht dort anfängt, wo der vorige zu Ende ging, und damit das Verlieren der Linearität.2

Bei Valeria Koch kann man einen starken Rückzug nicht beobachten. Sie verzichtet nicht auf Probleme, die die Menschheit als Ganzes betreffen, und sie ist in ihrer Themenwahl besonders in Gedichten, deren Aussage aus sprachlichen, formalen Zusammenhänge abgeleitet zu sein scheint, wie ein prophetischer Dichter: Fazit oder sogar im Titel sichtbar: Brief an die gro ß en alten M ä nner der Welt. Das Pronomen wir, das bei z. B. Kemény István, Térey István fast nie vorkommt, hat eine betonte Rolle z.B. im Teenager-Klagelied: "Wir Schwabenkinder….".

Viel mehr Impulse hat sie in der formalen Gestaltung von der Neuen Sensibilität bekommen. Ich habe bereits über eine Katalogartigkeit bei Valeria Koch gesprochen, die durch eine fehlende Interpunktion geschaffen wird. Wenn jede Zeile zwar ohne Komma aber durch Zeilenende neben dem Inhalt auch formal getrennt wird, entsteht die Katalogartigkeit. Sie kann noch gestärkt werden. Valeria Koch dichtet in einer nominalen Sprache: in der Sprache der Bestandsaufnahme, mit wenigen Verben, oft nur mit der einfachen Nennung der Begriffe. Zwei Gedichte sollen hier als Beispiel stehen: Unbew ä ltigt und Brief. Das Gedicht Unbew ä ltigt hat einen Rahmen, der nur ein Reimwort benutzt, und der erste Teil des Rahmens in sich selber nicht, nur mit dem schließenden Teil reimt. Der Silbenzahl ist ebenfalls nicht regelmäßig. In der Mitte steht aber der Katalog der in der Kindheit unbewältigten Dinge, in strenger Form, vierzeiligen Strophen, mit Paarreimen, neun Silben in jeder Zeile, in den männlichen Zeilen nur mit acht. Der Brief. enthält einen weniger regelmäßigen Katalog, die aber alle Infinitive sind, so reimen sie alle in einer weiblichen Endsilbe und paarweise auch in der vorangehenden Silbe.

Die Gedichte sind in ihren äußeren Form oft nachlässig formlos. Valeria Koch benutzt manchmal die traditionellen Vierzeiler, und die schon mehrmals besprochene Paarreime, selten Kreuzreime (Seelenbitter), auch selber schafft sie strenge Formen (Der Mensch ist kein Tier). Mindestens die Hälfte ihrer Werke ist aber im Äußeren frei, Silbenzahl und Rhythmus sind in diesen Versen keine gedichtbildende Faktoren. Im Inneren aber sind diese Gedichte am reichsten. Viele rhethorische Figuren werden verwendet, wie in der Elegie: Gegensätze, Aneinanderprallen von Stilen, unerwartete Wörter, die metapherborgende Neologismen, innere Reime. Der Gegensatz zwischen Großform und innere kleine Regelmäßigkeiten ist bei den Dichtern der Neuen Sachlichkeit ebenfalls zu beobachten, wo die beruhigende feste Struktur durch innere sprachliche Mittel vertreten wird.3

Über die Vertreter der Neuen Sensibilität wird behauptet, dass ihre Texte sehr selten kulturelle Andeutungen benutzen, oder die Andeutungen keine philologische Werte haben. Sie sprechen zu einem breiteren Publikum, als ihre Vorgänger, und mehrere andere Merkmale weisen viele Werke zur Gattung Film Ähnlichkeiten auf. Es wird ein weniger intellektuelles Verhältnis zwischen Dichter und Leser erzielt, es wird viel mehr auf Katharsis gebaut.4

In dieser Aspekt unterscheidet sie sich vo n der Richtung, da — wie schon besprochen — sie oft das Mittel des Zitats verwendet. Zitiert werden biblische Ausdrücke, ausländerfeindlicher Graffiti, Wiegenlied aus der ungarndeutschen Volksdichtung in seiner Form, Stilrichtungen um die Jahrhundertwende, Goethe und viele klassische, vor allem deutsche Künstler mit ihren Namen usw. Letztere Gedichte können auch wie gemütliche Spiele mit den Namen von berühmten Deutschen gelesen werden, so wären sie ohne philologisches Wert, mit dem Kenntnis der angesprochenen Lebenswerke ergibt das Gedicht eine höhere Bedeutung (auch selbständige Andeutungen z. B. Lenaus Abschied). Der Leser muss zum Verständnis ihrer Werke in der Kunstgeschichte, in der Geschichte der Ungarndeutschen (z. B. Gedenkzeilen ü ber die Vertreibung), in der Philosophie und in der ungarndeutschen Kultur bewandert sein.

Ob Valeria Koch als Vertreterin der Richtung "Neue Sensibilität" zu deuten ist, würde ich verneinen. In grundlegenden theoretischen Fragen und dichterischen Verfahrensweisen weicht sie bedeutend von den typischen Vertretern ab. Trotzdem ist ihre Dichtung ohne den Kontext der Neuen Sensibilität nicht zu beschreiben. Die Richtung ist sogar in sich selber nicht kohärent; die Dichter, die von den Literaturkritikern in einer Gruppe besprochen werden, treten nie als Gruppe auf. Mehrere verneinen ihre Zusammengehörigkeit, sie haben kein gemeinsames Programm. Sie werden vielmehr durch gemeinsame Erlebnisse geprägt, die Ähnlichkeiten sind nach einer Forscherin auf gemeinsame Generationserfahrungen zurückzuführen.5 Da in der ungarischen Literaturszene in der gleichen Generation parallele und gut abgrenzbare Richtungen neben der Neuen Sensibilität leben, würde ich nicht alles auf gemeinsame Erfahrungen zurückführen. Trotzdem erkläre ich die mit der Neuen Sensibilität gemeinsamen Züge von Valeria Koch mit gemeinsamen Anregungen, da sie die ersten, auch in den Sammelband aufgenommenen Gedichte Ende der 70-er Jahre schrieb, als die Generation dieser Richtung ebenfalls angefangen hat zu schreiben.

[...]


1 KULCSÁR SZABÓ Erno, A magyar irodalom t ö rt é nete 1945-1991. —Bp.:1993. S.169-180 KULCSÁR SZABÓ Erno, Új szenzibilitás felé, In: Mualkot á s- — sz ö veg — hat á s, 1987. S. 402-423

2 Zu beiden Absätzen: KULCSÁR SZABÓ Erno, Új szenzibilitás felé, In: Mualkot á s- — sz ö veg — hat á s, 1987. S. 402-423 NÉMETH Zoltán, "Azt utálom, hogy egészként nem vagyok elég." Peer Krisztián:Név, In: B á rka 2000/2.

3 BABARCZY Eszter, Az elrugaszkodás. Kemény István két kötetérol. In: Nappali H á z, 1994/3, S. 131-135

4 GÁCS Anna, Egy hanyag kobold írásairól, In: Nappali H á z, 1994/3, 123-130.

5 BABARCZY Eszter, Az elrugaszkodás. Kemény István két kötetérol. In: Nappali H á z, 1994/3, S. 131-135

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Valeria Koch, ungarndeutsche Dichterin
Veranstaltung
Literatur der Deutschen in Osten und Südosten
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
8
Katalognummer
V102654
ISBN (eBook)
9783640010349
Dateigröße
345 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vielleicht wisst ihr gar nicht, dass wir Deutsche in Ungarn ein reges deutsches Kulturleben haben!
Schlagworte
Valeria, Koch, Dichterin, Literatur, Deutschen, Osten, Südosten
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Krémer, Zsófia (Autor:in), 2001, Valeria Koch, ungarndeutsche Dichterin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102654

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