Die amerikanische Revolution


Hausarbeit, 2001

24 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Kolonialgeschichte

3 Auf dem Weg zur Unabhängigkeit

3.1 Die Beziehung zum Mutterland bis 1763

3.2 Die Beziehung zwischen den Kolonien

3.3 Der Weg zur Rebellion

4 Der Unabhängigkeitskrieg

5 Die Anfänge des Bundesstaates

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einführung

Die Amerikanische Revolution war die Geburtsstunde der Vereinigten Staaten von Amerika.1Allerdings gingen der Unabhängigkeitserklärung von 1776 etwa 150 Jahre Kolonialgeschichte voraus.2Spanier, Portugiesen, Niederländer, Franzosen und Engländer bemühten sich seit dem 16. Jahrhundert um die Kolonisierung von Nordamerika. Den Hintergrund für die Errichtung der europäischen Kolonien im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts bildeten unter anderem das Ende der Hugenottenkriege in Frankreich3, der Friedensschluß zwischen England und Spanien4, die Entfaltung des überseeischen Handels, merkantilistisches Wirtschaftsdenken, soziale Nöte der ländlichen und städtischen Bevölkerung sowie religiöses Dissidententum.5

Neben den Spaniern, die vor allem den Süden und den Westen Nordamerikas besiedelten, waren die Franzosen und die Briten die Hauptsiedler. Reine Handelsinteressen, die zum Beispiel die englische Kolonisierung beherrschen sollten, wurden bald von Auswanderung und Siedlung verdrängt. Zu den Auswanderern, die sich in den neuen Kolonien niederließen, gehörten, vor allem in den englischen Kolonien, auch viele Schotten, Iren und Deutsche.6

Aufgrund der Besiedlung Nordamerikas durch die verschiedenen Nationen, kam es des öfteren zu Konflikten zwischen den englischen, französischen und spanischen Kolonien. Verantwortlich dafür waren kollidierende Gebietsansprüche und die mangelhaften Abgrenzungen der Besitzverhältnisse. Der letzte Krieg vor der amerikanischen Revolution hatte auch den stärksten Einfluß auf diese. Neues Selbstvertrauen, Entfremdung vom Mutterland und die dem Krieg nachfolgenden Gesetze der britischen Krone führten schnell zum bewaffneten Widerstand, der Erklärung der Unabhängigkeit, der Ausarbeitung der Verfassung und schließlich die Errichtung eines Bundesstaates.7

Im Folgenden sollen die Ereignisse von der Entdeckung Nordamerikas bis zur Amerikanischen Revolution noch einmal rekapituliert werden. Im Anschluß daran soll ein Blick auf die Ereignisse während der Amerikanischen Revolution sowie auf die unmittelbaren Ergebnisse dieser geworfen werden, bevor zum Schluß eine letzte Analyse der Ereignisse und der daraus resultierenden Folgen gemacht werden soll.

2 Kolonialgeschichte

Nach der Entdeckung Nordamerikas durch Erich den Roten 981/982 a.D. und der späteren Entdeckung Massachusetts durch Leif Eriksson geriet Amerika für einige Zeit wieder in Vergessenheit. Erst mit der Entdeckung der Karibik durch Christoph Kolumbus, wurde Amerika für die Europäer wieder interessant.8

Von Mittelamerika drangen zunächst die Spanier auf Forschungs- und Entdeckungsreisen nach Norden vor. Ihr Weg führte sie bis nach Oklahoma, Kalifornien, dem Arkansas River und der südliche Teil Floridas. Auch die Franzosen entdeckten den neuen Kontinent für sich und besiedelten die südlichen Gegenden Nordamerikas, so zum Beispiel Quebec und Louisiana. Aber erst die Engländer waren wirklich von größerer Bedeutung für die Geschichte der USA.9

Der englische Anspruch auf Kolonien in Nordamerika wurde mit den Entdeckungen John Cabots 1497/98 begründet, der mit einem Patent Heinrichs VII. als erster Europäer nach den normannischen Fahrten den nordamerikanischen Kontinent wiederentdeckte. Sein Ziel war ursprünglich ein anderes gewesen: er sollte die nordwestliche Durchfahrt nach China finden. Da dies nicht gelang, blieben weitere englische Fahrten für die nächsten Jahrzehnte aus.10

Erste Kolonialisierungsversuche von Sir Humphrey Gilbert 1583 auf Neufundland und Sir Walter Raleighs 1585 in Virginia scheiterten allerdings zunächst an Kapitalmangel und dem vorherrschenden Klima. Erst die von der Londoner Virginia-Kompanie 1607 unterstützten Siedler gründeten unter der Führung von John Smith den Ort Jamestown in Virginia.11

Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte kam es zu einer Reihe von Gründungen verschiedener Siedlungskolonien an der nordamerikanischen Ostküste aus denen die Neuenglandstaaten entstanden. Besondere Bedeutung hatten für die Geschichte der USA die Puritaner, die wegen ihres Glaubens England verlassen mussten und die im heutigen Staat Massachusetts die Stadt Plymouth gründeten.12 Noch auf dem Schiff Mayflower unterzeichneten sie einen Vertrag (Compact), demzufolge Regierung und Gesetz aus gemeinsamen Beschlüssen hervorgehen sollten, ohne daß damit die Loyalität zur Krone aufgegeben würde.13 In den folgenden Jahrzehnten kamen eine Reihe von Neugründungen, besonders auch durch im Mutterland verfolgte religiöse Minderheiten, hinzu. Zu diesen gehörten zum Beispiel: Pennsylvania, verliehen an den Quäker William Penn 1681, Maryland, durch lebenslängliche Landvergabe an Lord Baltimore 1634 und Neu-Amsterdam, das heutige New York, ebenfalls durch Landvergabe an den Herzog von York 1664.14

Die Entwicklung in den einzelnen Kolonien verlief unterschiedlich. Während in Neuengland Fischfang, Holzverarbeitung (vor allem Schiffbau), Pelzhandel und Bergbau zu einem florierenden Handel sowohl in Amerika selbst als auch mit Europa und Afrika führten, kamen die Bauern in Pennsylvania durch Getreideproduktion zu Wohlstand. Das feucht-warme Klima der südlichen Staaten veranlasste die Siedler seit den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts Negersklaven zu importieren.15Der Import von Sklaven und die Einführung der Sklaverei ließ im Süden die Entstehung großer Plantagen zu.16

Durch den großen Zustrom europäischer Siedler, nicht nur aus England sondern auch aus Deutschland, Schottland, Irland, Frankreich und anderen Staaten, wurden die Siedlungen immer weiter Richtung Westen errichtet. Dadurch kam es zu Konflikten mit den dort lebenden Indianern, zum einen aus Initiative der Indianer die eine weitere Besiedlung ihres Landes nicht gestatten wollten, zum anderen aus Initiative der Siedler, denen die Indianer bei der weiteren Besiedlung ,,im Weg" standen.17

Die Besiedlung des Westens der Ostküste führte allerdings zu Problemen unter den Siedlern. Die Siedler die weiter vordrangen waren politisch gegenüber den reichen Bürgern der Ostküste benachteiligt. Gleichzeitig weigerten sich die Reichen Straßen zu bauen, welche für den Absatz des im Westen produzierten Weizens notwendig waren. Diese Weigerungen führten bald zur Rebellion, die die britische Krone wieder zum Einsatz kommen ließ. Diese entzog den Kolonien die politischen Sonderrechte und machte sie unter direkter königlicher Verwaltung zu Provinzen.18

Die Versuche der Briten Teile Kanadas zu besiedeln führten bald zu Kriegen zwischen ihnen und den Franzosen. In diesen Kriegen wurden auf beiden Seiten auch Indianer zum Kampf rekrutiert, da diese den gegebenen Bedingungen der Wildnis besser angepaßt waren als die europäischen Soldaten. Nach ersten Kriegen am Ende des 17. Jahrhunderts flammten die Feindseligkeiten 1701 im sogenanntenQueen Anne's Warwieder auf. Amerika wurde somit ein Nebenschauplatz des Spanischen Erbfolgekrieges. Aufgrund des Friedens von Utrecht 1713 wurde in Amerika ein Waffenstillstand geschlossen, der England die Hudson-Bay- Länder zusprach.19

1739 flammte der britisch-spanische Krieg wieder auf und weitete sich bald zu einem Konflikt auch gegen Frankreich aus. Dieser Kampf führte zur Eroberung der Festung Louisbourg durch amerikanische Siedler. Als die Festung im Frieden von Aachen 1748 wieder an die Franzosen zurückgegeben wurde, verärgerte England damit die amerikanischen Siedler.20Der bald darauf folgende Siebenjährige Krieg wurde auch in den nordamerikanischen Kolonien ausgetragen. Nach einigen Misserfolgen gelang es den britischen Siedlern die französischen Kolonien vom Mutterland abzuschneiden und zu besiegen. Daraufhin musste Frankreich seine nordamerikanischen Kolonien, bis auf wenige im heutigen Kanada, an England abtreten. Auch Spanien verlor Florida an England. Großbritannien hatte damit zwar ein großes Kolonialreich errungen, aber auch das Gegengewicht gegen die nach Gleichberechtigung mit dem Mutterland strebenden Siedler beseitigt.21

Dem Sieg über Frankreich folgte schnell die Entfremdung zwischen den Kolonien und dem Mutterland. Die britische Empire-Konzeption kollidierte mit westlichen Siedlungsabsichten der Amerikaner. Britische Finanzzölle riefen die Opposition der auf ihren freien Status bedachten Kolonien wach: Steuerforderungen des britischen Parlaments erschienen unbillig, da Amerikaner in ihm nicht vertreten waren. Der Konflikt führte zur bewaffneten Auseinandersetzung. Die Kolonien erklärten ihre Unabhängigkeit, bildeten eine Konföderation und verteidigten ihre Freiheit. Zum Schluß wurde eine Verfassung ausgearbeitet und ein neuer Bundesstaat gegründet: die Vereinigten Staaten von Amerika.22

3 Auf dem Weg zur Unabhängigkeit

Die Beziehung zwischen den Kolonien und dem Mutterland waren lange Jahre mehr oder weniger ungetrübt. Trotz der geringen Selbstbestimmungsrechte, die die Kolonisten im 17. und bis in die 60er Jahre des 18. Jahrhunderts hatten, waren sie dennoch noch zu sehr britisch als daß sie sich ernsthaft gegen die Gewalt der britischen Krone gewährt hätten. Die Beziehung der Kolonien untereinander waren noch nicht sehr ausgeprägt, und so gab es auch von dieser Seite keine Bestrebung sich ,,selbstständig" zu machen.

Für die Verschlechterung des englisch-amerikanischen Verhältnisses nach 1763 kommt dem Siebenjährige Krieg entscheidende Bedeutung zu. Der Sieg Englands über Frankreich, das seine nordamerikanischen Besitzungen an die Engländer abgeben musste, schuf eine neue Situation. Seit 1689 hatte der französische Druck eine starke Interessensidentität zwischen den Kolonisten und dem Mutterland hergestellt und als ,,Klammer" gewirkt. Nun fiel diese ,,Klammer" weg. Der militärische Erfolg Englands gegenüber Frankreich reduzierte die Abhängigkeit der Kolonisten von Großbritannien.23

3.1 Die Beziehung zum Mutterland bis 1763

Die ersten Jahrzehnte des Bestehens der englischen Kolonien in Nordamerika waren durch ein hohes Maß an Selbstständigkeit charakterisiert. Dies resultierte vor allem daraus, daß England zwischen 1640 und 1660 vorwiegend mit sich selber beschäftigt war und dort jahrelang ein Bürgerkrieg herrschte. Diese Selbstständigkeit war von großer Bedeutung für die autonome Entwicklung der amerikanischen Kolonien und die Herausbildung eigener Institutionen.24

Doch bereits in den 1670er und 1680er Jahren gab es von Seiten der englischen Bürokratie Versuche die Autonomie der Kolonien einzuschränken und deren Verwaltung zu rationalisieren und zentralisieren.25Im Zuge dieser Bemühungen wurde 1684 dasDominion ofNew Englandgegründet. Allerdings verweigerte man den Kolonien fortan ein Repräsentationsorgan. Dies führte 1689 in Neuengland, New York und Maryland zu revolutionären Erhebungen. Die Konflikte hatten allerdings keinen großen Einfluß auf das Verhältnis zwischen den Kolonien und dem Mutterland.26 Die Kolonisten begannen allerdings Schritt für Schritt die Kompetenzen der von England eingesetzten Gouverneure einzuschränken. So gelang es zum Beispiel den Volksvertretungen sich für den jeweiligen regionalen Bereich die Rechte des britischen Parlaments anzueignen. Als Hebel hierzu diente das Budgetrecht. Das für lokale Zwecke benötigte Steuergeld wurde von den einzelnen Versammlungen erhoben. Nach und nach entwand man den Gouverneuren das Recht zur Verteilung dieser Gelder, womit dann der Weg zu einer weitgehenden Kontrolle der lokalen Regierungsmaßnahmen geebnet war.27Dieser Einfluß auf die Personalpolitik wurde von der Administration allgemein als besonders ärgerlich im Gerichtswesen empfunden. Das Tauziehen zwischen der Krone und den Kolonien über den bestimmten Einfluß bei den Gerichten dauerte Jahrzehnte und war bei Ausbruch der Revolution noch immer nicht entschieden.28Großbritannien war dadurch im Nachteil und das Kräftegleichgewicht geriet ins wanken.

Dennoch hatte die britische Krone auch weiterhin große Macht in den amerikanischen Kolonien, und ab 1707 beanspruchte das britische Parlament die volle Legislative über alle der Krone gehörenden Besitzungen einschließlich der Kolonien. Die Krone selbst hatte das Recht den Gouverneur zu ernennen sowie durch ihr Veto von den Kolonialregierungen erlassene Gesetze aufzuheben. Dadurch entstanden immer wieder Konflikte zwischen den Kolonisten und der Krone, da diese Gesetze, die gegen ihre Interessen waren, aufheben ließ. Im Gegenzug konnte sie allerdings, ohne die Gefahr einer wirksamen Einmischung der Volksvertretung, Gesetze erlassen, die den Interessen des Mutterlandes dienlich waren.29Die wichtigsten Gesetze hierin waren:30

-Navigation Act(Navigationsaktevom 9. Oktober 1651): der ganze Handel zwischen den Kolonien und dem Mutterland ist englischen Schiffen vorbehalten; alle für die Kolonien bestimmte Güter müssen - direkt oder im Transit - durch englische Häfen gehen, und die gesetzlich festgesetzten Exportgüter der Kolonien müssen auch dann in englische Häfen gebracht werden, wenn sie in anderen Ländern weiterverkauft werden sollen. Die Kolonien sollen hauptsächlich solche Güter herstellen, die England normalerweise aus fremden Ländern importieren müsste,

- Verbot der Beförderung von Wolle, Wollgarn und Wollstoffen und Beschränkung der örtlichen Textilindustrie auf den Absatz in den Kolonien (1699),

-Hat Act(1732): Verbot des Handels mit Hüten zwischen zwei Kolonien,

-Iron Act(1750): Förderung der Errichtung von Eisenhütten und -verar- beitungswerken, sowie die Herstellung von Roheisen und Eisenbarren für den Export nach England.

Trotz der Beschränkung der Kolonien durch die Gesetze (Acts) hatten diese nicht viel Einfluß auf die Beziehung zwischen den Kolonien und England, da nur wenige Kolonisten mit den merkantilistischen Bestimmungen unmittelbar in Berührung kamen. DieTrade Actswurden sogar in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, die einen reichhaltigen Katalog von englischer Unterdrückung und Ungerechtigkeit enthält, nicht einmal erwähnt.31

3.2 Die Beziehung zwischen den Kolonien

Außer den britischen Kolonien gab es auch noch diverse andere: französische, spanische und zeitweilig auch niederländische. Zwischen diesen Kolonien kam es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die meist parallel zu den europäischen verliefen. Die Entscheidungen dieser Konflikte waren auch immer entscheidend für die Verteilung der Besitzverhältnisse in Nordamerika.32So versuchten zum Beispiel die Niederländer im Irokesenkrieg(1642-1653) die Franzosen aus Teilen ihrer Gebiete zu vertreiben. Sie statteten denIrokesenbund33mit Waffen aus, damit diese die Huronen, welche mit den Franzosen Handel trieben, vertrieben oder töteten. Dabei wurden oft auch französische Siedlungen überfallen.34 Nur wenige Jahre später, im sogenanntenKing William's War(1689-1697)35, griffen die Franzosen im Bündnis mit Indianerstämmen die englischen Kolonien im Norden von Neuengland und New York. Erst der Friede von Rijswijk (1697) stellte für kurze Zeit den Status quo in den Kolonien wieder her.36Doch fünf Jahre später, imQueen Anne's War (1702-1713), dem spanischen Erbfolgekrieg in Europa, ging die Schlacht auf dem Nordamerikanischen Kontinent weiter. Die Franzosen bemächtigten sich vorübergehend Neufundlands, verloren dieses aber im Frieden von Utrecht (1713), zusammen mit Neuschottland und die französischen Posten an der Hudson Bay, an England.37

Im Jahr 1739 wurden die Engländer, nach Streitigkeiten zwischen britischen Schmugglern und der spanischen Flotte in denJenkin's Ear War(1739-1742) verwickelt. Die britischen Schmuggler hatten versucht das spanischen Handelsmonopol in der Karibik zu brechen. Dieser Krieg wurde ausschließlich zur See, in Georgia und in Florida geführt.38Noch während des Krieges gegen Spanien musste England im Norden Amerikas erneut gegen die Franzosen kämpfen. In dem Österreichischen Erbfolgekrieg, auchKing George's War(1740- 1748) genannt, ging es erneut um die Vorherrschaft in den nördlichen Kolonien. Die Franzosen griffen, in einem Bündnis mit Indianern, den Norden Neuenglands und New Yorks an, mussten aber bald wieder weichen und verloren Fort Louisbourg auf der Isle Royale. Dieses wurde allerdings im Frieden von Aachen (1748) gegen Madras in Ostindien eingetauscht.39

Erst der nächste Krieg zwischen Frankreich und England, auf dem Nordamerikanischen Kontinent, brachte die endgültige Entscheidung über die Besitzverhältnisse im Norden und Westen der britischen Kolonien. ImFrench and Indian War(1754-1763), der parallel zum Siebenjährigen Krieg verlief, aber früher begann, wurde die seit Jahren herrschende Rivalität zwischen Frankreich und England in Amerika beendet. Nach anfänglichen Kämpfen um die Kontrolle im Ohio-Gebiet marschierten die Engländer nach Norden und erzwangen die Übergabe Québecs und Montréals. Auch Fort Louisbourg wurde erneut erobert. Im Frieden von Paris (1763) verlor Frankreich endgültig all seine Besitzungen in Nordamerika an England beziehungsweise Spanien und machten damit England zur führenden Kolonialmacht Nordamerikas.40Damit war der größte Konkurrent nicht mehr vorhanden und die britischen Kolonisten und auch das britische Parlament begannen, sich mehr mit internen Angelegenheiten zu beschäftigen.

3.3 Der Weg zur Rebellion

Als ersten Schritt zur amerikanischen Revolution wird vielfach der Sieg der Briten imFrench and Indian Warüber die Franzosen gesehen. Mit ihm wurde die englisch-französische Rivalität in Nordamerika beendet. Die Franzosen verloren, mit Ausnahme von New Orleans und kleinen Teilen Kanadas, ihre dortigen Kolonien und machten für die Briten somit den Weg frei, die führende Kolonialmacht in Nordamerika zu werden.41Der Sieg über die Franzosen stärkte sowohl die britische Empirekonzeption als auch das Selbstbewusstsein der Kolonisten.42

Am Ende dieses Krieges verstanden sich die meisten Siedler durchaus noch als Untertanen der Krone und betrachteten ihre Kolonien als einen festen Bestandteil des britischen Empire.43Doch dies sollte sich bald ändern. Die Kolonisten waren der Meinung, daß ihr ,,Amerika" eine besondere Stellung in diesem Empire einnehmen solle, und das die ,,Amerikaner" eine Reihe von Belangen und Überzeugungen teilen würden, die von denen des Mutterlandes abwichen.44Die Interessen der ,,Amerikaner" gerieten auch bald in Gefahr als es um die Westerweiterung der Kolonien ging.

Die Kolonisten wollten bis zum Mississippi vordringen, aber die dort lebenden Indianer wehrten sich vehement. Um einem Indianerkrieg vorzubeugen, der die gebeutelten Kriegskassen noch mehr strapaziert hätte, erließ George III.451763 eine Proklamation, die verbot Land westlich der Appalachen zu erwerben. Gleichzeitig erklärte er das Gebiet zwischen den Appalachen und dem Mississippi als Indianerreservat unter militärischer Kontrolle.46Nur kurz darauf wurden, um die Staatsfinanzen auszubessern, neue Finanzzölle erlassen, die die ,,Amerikaner" gegen die Krone aufbrachten, da sie bis zu diesem Zeitpunkt keine Steuern zahlen mussten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt setzte eine intensive Entfremdung zwischen den Kolonien und dem Mutterland ein, die nicht mehr rückgängig zu machen war.47

Die ersten Gesetze, die die Kolonisten zur Steuerzahlung veranlassen sollte war das sogenannteZuckergesetz (Sugar Act)48und derCurrency Act. Diese waren dazu gedacht, wenigstens 50 Prozent des schon seit langem offiziell erhobenen Importzolls für Zucker von den französischen Karibikinseln auch tatsächlich einzutreiben und die unkontrollierte, inflationsfördernde Papiergeldausgabe einzelner Kolonialparlamente zu unterbinden.49Auch die Exportzölle für kontinentale Waren, die aus dem Mutterland in die Kolonien verschifft wurden, erhöhte Großbritannien. Dies bedeutete einen schweren Schlag für den Handel, denn der Warentausch mit England beruhte auf dem System der Meistbegünstigung für das Mutterland und war daher für die Kolonisten ungünstig (niedrige Preise für Produkte aus den Kolonien, hohe Preise für Waren aus dem Mutterland).50

Das nächste Steuergesetz folgte 1765 in Form desStempelsteuergesetz (Stamp Act).51Dieses Gesetz besagte die Entrichtung von Steuern auf alle Schriftstücke mit rechtlicher Bedeutung, sowie auf Kalender, Zeitungen, Druckschriften und Karten- und Würfelspiele. Die englische Regierung erhoffte sich dadurch Einkünfte in Höhe von 60.000 Pfund Sterling. Es handelte sich hierbei um die erste direkte Steuer die England den Kolonien auferlegte und sie diente explizit zur Verbesserung der Haushaltslage.52Auf einem, im Oktober 1765, in New York stattfindendenStempelsteuer-Kongreßverabschiedeten daraufhin 28 Delegierte aus neun Kolonien Resolutionen, die den kolonialen Rechtsstandpunkt bekräftigten und Angriffe auf ihre ,,Rechte und Freiheiten" zurückwiesen. Sie baten außerdem das Westminster-Parlament in einer Petition um die Annullierung desStamp Act.53

Im Vergleich zu diesem höflichen Vorgehen der Delegierten machte sich der Unmut der Bürger in einer Welle von Protesten Luft. Diese kündigten teils auf symbolische Weise Widerstand an, etwa durch die Errichtung von Freiheitsbäumen (liberty poles) und die Verbrennung von Puppen, die Steuerbeamte oder englische Politiker darstellten (burning in effigy). Teilweise nahmen sie aber auch gewaltsame Formen an. Diese reichten von handgreiflichen Attacken gegen Steuerbeamte bis hin zur Zerstörung ihrer Häuser und den Praxen des Teeren und Federns.54Meistens wurden diese Massendemonstrationen von den Sons of Liberty, einem der vielenKorrespondenzausschüssendie sich für die Verbreitung von Nachrichten und zur Koordinierung von Protesten und Einfuhrboykotten zusammengeschlossen hatten, vorbereitet und gelenkt.55Eine weitere Folge desStamp Acts waren die ersten Importboykotte durch die ,,Amerikaner".56

Durch dasStamp Actund der daraus resultierenden Krise waren die Kolonien nun unversehens an den Rand einer Rebellion geraten, und der Konflikt hatte in kurzer Zeit dramatische Formen angenommen. Dies lag vor allem daran, daß die englische Regierung den Widerstandswillen der Kolonien unterschätzt hatte, und das die ,,Amerikaner" die Grundlagen ihrer Existenz bedroht sahen und sich einmütig und entschlossen gegen diese Bedrohung gestellt hatten.57

Im Mutterland bemerkte man bald den Unwillen der Kolonisten und hob das Stempelsteuergesetzwieder auf. Doch bereits ein Jahr später wagte das britische Parlament einen erneuten Vorstoß in Richtung Steuergesetze und erließ die sogenanntenTownshend- Gesetze.58Diese, nach dem verantwortlichen Schatzkanzler Charles Townshend59benannten Abgaben waren wiederum nur Teil der Finanzaufbesserung sowie die erste Durchführung geplanter umfassender Verwaltungsreformen, die auf eine Stärkung der königlichen Gouverneure und deren Beamtenschaft zu Lasten der schwer kontrollierbaren Assemblies60gingen. Sie beinhalteten die Zahlung von Zöllen auf Tee, Glas, Papier und Malerfarben.61

Diese neuen Gesetze bewirkten, nach einer kurzen Ruhephase, nun wieder den Unmut der Kolonisten, und die Kaufleute und andere Bürger beschlossen daraufhin die Einfuhr und den Verbrauch aller Artikel lahmzulegen, auf die britische Steuern erhoben wurden. Von Boston ausgehend, schlossen sich den entsprechenden Vereinbarungen alle Kolonien an.62Obwohl die Proteste und Boykotte wieder weite Teile des Landes erfassten, verlagerte sich der Brennpunkt des Geschehens nun zunehmend nach Massachusetts. Dessen Parlament wurde 1768 nach einem besonders heftigen Einspruch gegen die ,,Verletzung der natürlichen und verfassungsmäßigen Rechte der Kolonisten" auf Geheiß Londons von Gouverneur Francis Bernard aufgelöst.63In Boston wurde zu diesem Zeitpunkt im Kreis des radikalen Agitator Samuel Adams auch zum ersten Mal die Forderung nach Unabhängigkeit laut. Vor dieser schreckten die gemäßigten Patrioten allerdings noch zurück, und die konservativen Anhänger von Recht und Ordnung wiesen diese sogar noch vehement von sich.64

Die Situation in Boston wurde noch dahingehend verschärft, das britische Soldaten immer wieder mit den Kolonisten aneinander gerieten. Eine dieser Konfrontationen endete im März 1770 im sogenanntenBoston Massacre mit dem Tod von fünf Demonstranten.65Dieser Vorfall gab den Kolonisten nun den Anlaß zu einem Märtyrerkult, der den Haß auf die Engländer noch mehr schürte.66Einen Monat später aber führten die Proteste und Importboykotte zu dem gewünschten Resultat und die Zölle wurden, mit Ausnahme dessen für Tee, von dem neuen britischen Premierminister Frederick Lord North wieder aufgehoben.67

DieEast India Company, die zum Teil infolge des amerikanischen Boykotts unter finanziellen Schwierigkeiten litt, erhielt nun das Monopol für den Tee-Export nach Amerika. Sie senkte zwar die Teepreise erheblich, schaltete aber die amerikanischen Zwischenhändler aus und die britische Regierung erhöhte parallel den Teezoll noch weiter.68In allen Hafenstädten organisierte sich daraufhin der Widerstand. In allen amerikanischen Häfen wurde der Tee zurückgewiesen, und in Boston stürmten 60 als Indianer verkleidete Männer drei, am Tag zuvor eingelaufene, Teeschiffe und warfen deren gesamte Ladung, im Wert von 10.000 Pfund Sterling,69ins Hafenwasser. DieBoston Tea Party(16. Dezember 1773), wie die Aktion genannt wurde, wurde in allen Kolonien bejubelt. Die englische Regierung sah darin allerdings einen Akt der offenen Rebellion.70

Das Parlament beschloß, die Kolonie Massachusetts zu bestrafen. Sie erließen dieCoercive Actsund stellten die Kolonie somit praktisch unter ein Militärregime. Die britische Besatzungsmacht wurde drastisch verstärkt und ihr General, Thomas Gage, übernahm die Funktion des Gouverneurs. Der Hafen von Boston wurde für den Handel geschlossen, und er sollte erst wieder geöffnet werden, wenn die Stadt derEast India Companyden zugefügten Schaden erstattet hätte.71Auch wurde durch diesen Act die Möglichkeit erschaffen politische Aufrührer nach England zu verschiffen und sie dort abzuurteilen sowie die verstärkte Einquartierung britischer Soldaten in Privathäuser.72

Zusätzlich wurde kurz darauf noch dasQuébec-Gesetz(Québec Act)erlassen. Dieses besagte, daß das ganze Gebiet westlich der Appalachen und nördlich des Ohio der neuorganisierten Provinz Québec zugeordnet werde.73Dies wurde als weiterer Schlag gegen Massachusetts und die ,,Amerikaner" gewertet und die Korrespondenzkomitees trugen dazu bei, daß diese von den Patrioten alsIntolerable Actsgebrandmarkten Gesetze überall in den Kolonien eine Welle der Solidarität für Massachusetts auslösten.74

So wurde für September 1774 der ersteKontinentalkongreßin Philadelphia einberufen. Alle Kolonien, mit Ausnahme von Georgia und den kanadischen Besitzungen Neuschottland, Neufundland und Quebec sowie das seit 1763 englische Florida, hatten ihre Delegierten geschickt75und so nahmen 55 Delegierte aus zwölf Festlandskolonien daran teil.76Im Kongreß setzte sich die radikale Fraktion, vertreten durch die Neuengländer Samuel und John Adams und die Virginier Patrick Henry und Richard Henry Lee, gegen die gemäßigten Kräfte aus den Mittelkolonien um John Dickinson und Joseph Galloway durch.77In einer Grundsatzerklärung (Declaration of Colonial Rights and Grievances) beschwor der Kongreß an vorderster Stelle die ,,unveränderlichen Gesetze der Natur" und danach erst die (ungeschriebene) englische Verfassung und die Charter-Rechte der Kolonien. Auch beschlossen die Delegierten, den bedrängten Neuengländern mit einerContinental Associationzur Hilfe zu kommen. Diese verpflichtete alle Kolonien zur schrittweisen Verschärfung der Boykottmaßnahmen gegen England, bis hin zum völligen Abbruch des Handels, einschließlich des Sklavenimports. Außerdem richteten sie eine eindringliche Petition an den König und ermahnten die Bevölkerung von Großbritannien, Amerika und Québec zu Wachsamkeit und zur Besinnung der Bürgertugenden.78

Zu Beginn des Jahres 1775 erschien der offenen Zusammenstoß auf beiden Seiten unvermeidlich. Entweder mussten die Gesetze aufgehoben oder mit Gewalt durchgesetzt werden. Das britische Parlament betrachtete, zur Herstellung seiner Autorität, nur noch den zweiten Weg als durchführbar. Am 27. Januar erhielt General Gage die entsprechenden Befehle. Die Milizen von Massachusetts standen bereits seit längerer Zeit in Alarmbereitschaft, und mit dem Ausbruch der Feindseligkeiten musste täglich gerechnet werden.79

4 Der Unabhängigkeitskrieg

Nachdem die britische Armee in Nordamerika den Befehl erhalten hatten die Autorität Großbritannien wieder herzustellen, beorderte General Gage am 19. April 1775 eine Abteilung seiner Soldaten nach Concord. Hier sollten die Soldaten ein Waffenlager der Kolonisten zerstören, aber bereits auf halber Strecke, in Lexington, kam es zum ersten Gefecht. Die Soldaten schafften es zwar bis nach Lexington vorzudringen, wurden dort aber in ein weiteres Gefecht verwickelt, welches sie zum Rückzug zwang.80Mit dieser Aktion war offiziell derKrieg der Amerikanergegen dieArmee des englischen Mutterlandesund somit gegen England ausgebrochen.81

Er begann mit nicht erwarteten Erfolgen für die im Ganzen undisziplinierten und schlecht bewaffneten Miliztruppen. Innerhalb weniger Tage belagerten sie Boston und schlossen so die britischen Truppen darin ein. Nun rüsteten sich auch die anderen Kolonien zum Wiederstand und zur Unterstützung von Massachusetts. Als weitere Folge trat der Zweite Kontinentalkongreßam 10. Mai 1775 erneut in Philadelphia zusammen. Diesmal entsandte auch Georgia Delegierte, und somit fanden sich 65 Mitglieder aus 13 Kolonien82zusammen.83

Ihm gehörten jetzt auch Benjamin Franklin, James Wilson und Thomas Jefferson (der spätere zweite Präsident der USA) an. Die ersten Beschlüsse betrafen den gemeinsamen Verteidigungskampf. Die Miliztruppen vor Boston wurden alsKontinentalarmeeorganisiert und durch neue Kontingente verstärkt. Zu ihrem Oberbefehlshaber wurde George Washington, ein Tabakpflanzer aus Virginia und späterer erster Präsident der USA, ernannt. Er hatte bereits im Krieg gegen Frankreich Führungsqualität bewiesen.84Gleichzeitig wurde eine versöhnliche Bittschrift an Georg III. gerichtet um ein weiteres Blutvergießen zu verhindern und eine gütliche Einigung zu bewirken. Diese wurde allerdings im August von George III. mit derProklamation der offenen Rebellionbeantwortet.85

Nach den anfänglichen Erfolgen hatten die amerikanischen Soldaten bald mit schweren Rückschlägen zu kämpfen. Der Vormarsch nach Québec blieb stecken, und die mangelhaft ausgebildete und bunt zusammengewürfelte Armee konnte von Washington nur mit Mühe zusammengehalten werden. Der Kongreß stand zwar hinter Washington, konnte allerdings Verzögerungen der Versorgung und Besoldung der Armee nicht verhindern, da er noch nicht die Steuerhoheit erhalten hatte und auf die Zuschüsse der Kolonien angewiesen war.86So waren die Aktionsmöglichkeiten der Streitkräfte begrenzt. Ein weiteres Problem war das indifferente Verhalten eines Großteils der Bürger, waren sehr viele von ihnen doch immer noch Englandfreundlich gesinnt und wollten von einer Lossagung vom Mutterland nichts wissen.87

Dennoch wurden die Stimmen in der Öffentlichkeit immer lauter, die eine Unabhängigkeit verlangten.88Der Kongreß benahm sich immer mehr wie eine nationale Regierung und empfahl dann auch den 13 Kolonien, alle Spuren der königlichen Autorität innerhalb ihrer Grenzen auszulöschen und an die Zustimmung des Volkes gebundene Regierungen einzusetzen.89So wurde dann am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung90angenommen und die endgültige Trennung vom Mutterland vollzogen.

Im Jahr 1777 kam es dann zum Wendepunkt imenglisch-amerikanischen Krieg. Aufgrund einer Fehlentscheidung General John Burgoyne, der seine Truppen mit denen von General Howe vereinigen sollte, eroberte dieser Philadelphia anstatt den Truppen im Norden zu Hilfe zu eilen. Die Folge war, das sich Howe mit seinen 8000 Mann starken Truppen, nachdem seine Vorräte zu Neige gingen, am 17. Oktober 1777 in Saratoga den amerikanischen Truppen ergab. Diese Niederlage führte zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Kriegsaktionen und einem Friedensangebot seitens der Engländer, auf das die Amerikaner allerdings nicht eingingen.91Eine Folge dieser Niederlage war ein Bündnisvertrag mit den Franzosen, der den Amerikanern weitreichende Materiallieferungen und auch militärische Unterstützung zusagte.

Dieser wurde am 6. Februar 1778 endgültig unterzeichnet und Frankreich begann nur vier Monate später einen Krieg gegen England, dem sich im Jahr 1779 Spanien anschloß.92 Währenddessen wurde dem Kongreß am 15. November 1777 die Kompetenz für äußere Angelegenheiten, zwischenstaatliche Probleme, Verteidigung, Münz- und Postwesen und Indianerangelegenheiten gegeben. Der Kongreß stimmte somit den Konföderationsartikeln und der immerwährenden Union, den Vereinigten Staaten von Amerika, zu. Diese Artikel traten, nach ihrer Ratifizierung, am 1. März 1781 in Kraft.93

Am 19. Oktober des selben Jahres mussten die Briten, nach Erfolgen in den Südstaaten, gegenüber amerikanischen und französischen Streitkräften in Yorktown kapitulieren. Damit war der Krieg zugunsten der Amerikaner entschieden und Georg III. erkannte, nach einem Präliminarfriedensvertrag94von 1782, die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien an.95

5 Die Anfänge des Bundesstaates

Mit der international anerkannten Unabhängigkeit hatte die junge Republik Amerika allerdings noch keine feste Staatsform. Gültig waren immer noch die Konföderationsartikel, und der Kongreß hatte noch keine rechtliche Grundlage. Zu der Ratifizierung des Friedensvertrages am 14. Januar 1784 bekam er nur mit Mühe eine Mehrheit bei den 13 Kolonien. Auch die wirtschaftliche Lage war katastrophal und die Finanzverhältnisse waren zerrüttet (die innere und äußere Schuldenlast belief sich auf rund 14 Mrd. $ während die Einnahmen nur 400.000 $ betrugen).96Die Eigeninteressen der einzelnen Staaten drohten den schwachen Zusammenhalt zu zerstören und so mussten dringend Reformen her.

Binnen kurzer Zeit lag ein neuer Verfassungsentwurf vor, und bereits auf derAnnapolis Conventionvon 1786 beschloß man eine Konferenz auf nationaler Ebene, die die Belange aller Staaten berücksichtigen und verfassungsrevidierend sein sollte. Der Kongreß erließ daraufhin im Februar 1787 Einladungen an alle Staaten, und im Mai 1787 trat der Verfassungskonvent in Philadelphia zusammen. Hier wurden die anstehenden Verfassungsprobleme in 85 veröffentlichten Essays von unter anderem Hamilton, Madison und Jay (alles Vertrauenspersonen von George Washington) diskutiert.97Am 4. März 1789 wurde die Verfassung (bis dahin 7 Artikel) endgültig proklamiert, und in den ersten zehn Zusätzen zur Verfassung wurden am 25. September 1789 dieBill of Rightsfestgelegt. Diese garantieren die Grundrechte wie Glaubens- und Presse-, und Versammlungsfreiheit, die Unverletzlichkeit der Person, der Wohnung und des Eigentums, sowie die Rechte der Einzelstaaten und des Volkes gegenüber der Regierung.98

Mit der neuen Verfassung hatten die Einzelstaaten ihre endgültige Zustimmung zu einem Bundesstaat gegeben, und mit der Wahl des Präsidenten George Washington am 4. März 1789 erkannten auch alle ein einziges nationales Oberhaupt an (nach der Alleinherrschaft der britischen Krone hatte es diesbezüglich in den Staaten große Bedenken gegeben).99Aufgrund des Zuwachses der Immigranten und den nun einheitlicher agierenden Staaten wuchs die Wirtschaft und die Finanzprobleme wurden in den 1790er Jahre weitestgehend behoben.

Bereits 1787 hatte der Kongreß dieNorthwest Ordinanceverabschiedet, welche die Expansionsform des Staatsgebietes regelte. Statt einer Gebietserweiterung der Gründerstaaten nach Westen wurden nun dort neue Staaten gegründet, welche gleichberechtigt in die Union aufgenommen wurden.100Durch die Westerweiterung wurde auch der Wirtschaftsraum erweitert, der die Ansiedlung von mehr Menschen ermöglichte und somit ein stetiges Wirtschafts- und Machtwachstum garantierte. Die Gebietserweiterung nach den Regeln der Northwest Ordinancewurden bis zum heutigen Erscheinungsbild der USA beibehalten.

6 Fazit

Es ist ziemlich sicher, daß es zwei Dinge waren, die die Bestrebungen der Amerikaner unabhängig zu sein angestachelt haben. Auf der einen Seite waren es ihre Expansionsbestrebungen in den Westen, die von der Regierung George III. unterbunden wurden. Dies war eine Entscheidung gegen die Interessen der Amerikaner, die sich mit dem Ausscheiden der Franzosen, im Wettstreit um den Nordamerikanischen Kontinent, erhofft hatten ihr Einzugsgebiet zu vergrößern und damit nicht nur geologisch sondern auch wirtschaftlich mehr Macht zu erhalten.101

Auf der anderen Seite waren aber auch die neuen Steuergesetze ein Grund. Kannten die Amerikaner vor 1763 doch die Abgabe der Steuern nicht, zumindest nicht offiziell, und fühlten sie sich jetzt in ihren naturgegebenen Rechten verletzt.102Auch die Maßnahmen der britischen Regierung, um nach denAufständen der Kolonisten die Autorität zurück zu erlangen, führten zu weiteren Unmut gegenüber dem Mutterland und ließen in der Bevölkerung immer mehr Stimmen für die Unabhängigkeit von England ertönen.103

Vielleicht hätte England den Unmut der Bürger abwenden können, wenn sie die Steuern wieder erlassen hätten und den Kolonisten erlaubt hätten das Land westlich der Appalachen zu besiedeln. Zumindest hätte die Krone versuchen sollen, die Steuern, in Absprache mit den Kolonialregierungen, in kleinen Schritten durchzuführen. Dies hätte aber im Mutterland ganz andere Probleme aufgeworfen. Hatte England doch das Problem durch den Siebenjährigen Krieg hoch verschuldet zu sein und die Kosten irgendwie decken zu müssen. Auch die Genehmigung zur Westerweiterung hätte Probleme aufgeworfen: waren die Absichten der Krone wohl zumindest teilweise zum Schutz der Kolonien gedacht, die Indianer waren nicht Willens ihr Land freiwillig zu übergeben, und die Westbesiedlung hätte wahrscheinlich zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen geführt104, vergaß man dennoch nicht die Probleme des Machteinflusses, die eine Vergrößerung der Kolonien mit sich bringen würde.105Die Krone wusste vermutlich, daß ihr Einfluß nicht mehr ausreichen würde, je weiter die Kolonien sich nach Westen ausdehnten. Der Schmuggel hätte leicht zu einem großen Übel werden können, und vielleicht hätten sich die westlichen Kolonisten am Ende sogar dafür entschieden der britischen Krone abtrünnig zu werden und lieber spanische Untertanen zu werden.106

Dennoch ist anzunehmen, daß eine differenzierte Handhabung der Probleme nur zu einer vorübergehenden Lösung der Probleme geführt hätte. Vermutlich hätten die Kolonisten in Amerika nur einige Jahrzehnte später die Unabhängigkeit angestrebt. Ein Grund dafür wäre dann vermutlich die eigene Wirtschaftslage gewesen, die aufgrund des ständigen Zuwachs an Immigranten stetig wuchs, ein anderer die Entfernung zum Mutterland. Vielleicht hätte sich dann in Amerika ein ähnliches Staatensystem etabliert, wie es im Jahre 1901 in Australien der Fall war, und vielleicht wären dann auch die USA, unter anderem Namen, heute Mitglied im britischenCommonwealth.

Literaturverzeichnis

- Cole, Donald B.: Handbook of American History, New York/ Chicago/ San Francisco/ Atlanta, 1968

- Deutscher Taschenbuch Verlag (Hg.): dtv-Atlas zur Weltgeschichte. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart. Band 2, 25. Auflage, Köln, 1991

- Dippel, Horst: Die Amerikanische Revolution 1763-1787, Frankfurt/Main, 1985.

- Guggisberg, Hans R.: Geschichte der USA, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin/ Köln, 1993

- Heideking, Jürgen: Geschichte der USA, Tübingen/ Basel, 1996

- Kinzel, Günter Georg: Die Kolonialzeit in Verlag Ploetz KG (Hg): Die Vereinigten Staaten von Amerika, S. 33-46, Würzburg, 1976

- Kinzel, Günter Georg: Entdeckung und Kolonisierung in Verlag Ploetz KG (Hg): Die Vereinigten Staaten von Amerika, S. 25-32, Würzburg, 1976

- Moltmann, Günter, Lindig, Wolfgang: USA Ploetz. Geschichte der Vereinigten Staaten zum Nachschlagen, Würzburg, 1993

- Sautter, Udo: Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, 4., erweiterte Auflage, Stuttgart, 1991

- Schröder, Hans-Christoph: Die Amerikanische Revolution. Eine Einführung, München, 1982

[...]


1 Vgl. Dippel, S.18.

2 Vgl. Heideking, S.1.

3 1598.

4 1604.

5 Vgl. Moltmann, S.50.

6 Ebd., S.59.

7 Ebd., S.60 ff.

8 Vgl. Kinzel: Entdeckung und Kolonisierung, S.25.

9 Ebd., S.29.

10 Ebd.

11 Vgl. Sautter, S.26.

12 Vgl. Kinzel: Entdeckung und Kolonisierung, S.29.

13 Vgl. Moltmann, S.51.

14 Vgl. Kinzel: Entdeckung und Kolonisierung, S.30.

15 Erstmals wurden Sklaven nach Nordamerika 1619 importiert. Ebd., S.30.

16 Ebd.

17 Vgl. Kinzel: Entdeckung und Koloniseirung, S. 30.

18 Ebd.

19 Ebd., S. 32.

20 Ebd.

21 Vgl. Kinzel: Entdeckung und Kolonisierung, S.32.

22 Vgl. Moltmann, S.63.

23 Vgl. Schröder, S.30 ff.

24 Vgl. Schröder, S.32.

25 Ebd., S.33.

26 Vgl. Schröder, S.33.

27 Das Beispiel New Yorks, wo man 1704 durchsetzte, daß das eingehende Geld nicht der Kontrolle der Volksvertretung entzogen wurde, war bezeichnend; ab 1739 wurde dann sogar jährlich über die einzelnen Beamtengehälter pro Person abgestimmt, womit dem Gouverneur bei der Ernennung seiner Mitarbeiter die Hände gebunden waren. Vgl. Sautter, S. 68.

28 Vgl. Sautter, S.68.

29 Vgl. Kinzel: Die Kolonialzeit, S.36.

30 Ebd., S.36 ff.

31 Vgl. Schröder, S.37.

32 Vgl. Moltmann, S.60.

33 Ein Bund aus den fünf ,,zivilisierten Nationen": Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga und Seneca. Vgl. Moltmann, S.60.

34 Ebd.

35 Krieg der Augsburger Liga gegen Frankreich unter Ludwig XIV. Ebd.

36 Ebd.

37 Ebd.

38 Vgl. Moltmann, S.60.

39 Ebd.

40 Ebd.

41 Vgl. Moltmann, S.61.

42 Ebd.

43 Vgl. Heideking, S.29.

44 Ebd.

45 König von Großbritannien.

46 Vgl. Moltmann, S.63.

47 Vgl. ebd. und Heideking, S.30.

48 Zusätzlich zu den Einfuhrzöllen auf Zucker wurden auch noch welche auf Textilien Kaffee, Wein u.a. erhoben. Vgl. Moltmann, S.63.

49 Vgl. Heideking, S.30.

50 Vgl. Kinzel, S.40.

51 Vgl. Moltmann, S.63.

52 Vgl. Heideking, S. 31.

53 Vgl. Heideking, S. 31.

54 Ebd., S.32.

55 Vgl. Moltmann, S.64 und Heideking, S.32.

56 Vgl. Moltmann, S.63.

57 Vgl. Guggisberg, S.36.

58 Vgl. Heideking, S.33.

59 Vgl. Cole, S.26.

60 Assemblies waren Selbstverwaltungskörperschaften, die von den Siedlern gebildet wurden die das aktive und passive Wahlrecht inne hatte. Vgl. Moltmann, S.54.

61 Vgl. Heideking, S.33 und Kinzel, S.42.

62 Vgl. Kinzel, S.42.

63 Vgl. Heideking, S.33.

64 Ebd., S.33 ff.

65 Die Soldaten hatten vermutlich nur aus Verwirrung in die Menge geschossen, und nicht, wie die Patrioten sofort behaupteten, vorsätzlich und auf Befehl der Offiziere. Vgl. Heideking, S.34.

66 Vor Gericht wurden die Todesschützen und Offiziere allerdings noch erfolgreich von dem Cousin von Samuel Adams, John Adams, verteidigt, der zu diesem Zeitpunkt noch zu den moderaten Patrioten gehörte. Vgl. Heideking, S.34.

67 Vgl. Cole, S.27.

68 Vgl. Kinzel, S.42.

69 Vgl. Heideking, S. 34.

70 Vgl. Guggisberg, S.38.

71 Ebd., S.38 f.

72 Vgl. Moltmann, S. 64.

73 Vgl. Guggisberg, S.39.

74 Vgl. Heideking, S.35.

75 Vgl. Guggisberg, S. 39.

76 Darunter waren 30 Anwälte und Richter, neun Kaufleute und vier Handwerker. Vgl. Heideking, S.35.

77 Ebd.

78 Vgl. Heideking, S.36.

79 Vgl. Guggisberg, S.40.

80 Hierbei verloren 273 britische Soldaten, aber nur 95 Milizsoldaten ihr Leben. Vgl. Heideking, S.39.

81 Vgl. Guggisberg, S.40.

82 Diese waren: Massachusetts, New Jersey, New York, Rhode Island, Connecticut, New Hampshire, Pennsylvania, Delaware, Virginia, Maryland, North Carolina, South Carolina und Georgia. Vgl. dtv-Atlas, S.291.

83 Vgl. Heideking, S.38.

84 Vgl. Guggisberg, S.40.

85 Vgl. Moltmann, S.65.

86 Vgl. Guggisberg, S. 41.

87 Ebd.

88 So zum Beispiel durch die politische Streitschrift von Thomas Paine: "Common Sense". Vgl. Moltmann, S.65.

89 Vgl. Guggisberg, S.42.

90 Sie besteht aus einem Präambel mit der naturrechtlichen Argumentation (Freiheit und Gleichheit der Menschen, Einsetzung der Regierung durch die Regierten und das diesbezügliche Recht des Widerrufs), aus der Charakterisierung der Revolution so wie sie von ihren Trägern gesehen wird, sowie aus einem Sündenkatalog, der Georg III. des Missbrauchs seiner Herrschaft bezichtigt. Vgl. Moltmann, S. 65.

91 Vgl. Guggisberg, S.44.

92 Vgl. Moltmann, S.66.

93 Vgl. Kinzel, S.45.

94 Einstweiliger Friedensvertrag.

95 Vgl. Moltmann, S.66.

96 Vgl. Kinzel, S. 47.

97 Vgl. Moltmann, S.67.

98 Ebd., S.69.

99 Vgl. Kinzel, S.49.

100 Vgl. Moltmann, S.68.

101 Vgl. Sautter, S.74 ff.

102 Vgl. Cole, S.28 ff.

103Vgl. Moltmann, S.64.

104 Diese Auseinandersetzungen folgten dann aber nach der Unabhängigkeit Amerikas. Im Rahmen derFinal Frontier, dem Drang Amerika bis zum Pazifik zu einem Staat zusammenwachsen zu lassen, wurden fast alle Indianer getötet oder vertrieben. Nur wenige konnten in Indianerreservaten, vor allem in Nevada und den anderen Staaten im mittleren Westen, überleben

105 Vgl. Sautter, S.74.

106 Ebd.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die amerikanische Revolution
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
2.0
Autor
Jahr
2001
Seiten
24
Katalognummer
V102523
ISBN (eBook)
9783640009053
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Revolution, Thema Amerikanische Revolution
Arbeit zitieren
Ute Kreibaum (Autor:in), 2001, Die amerikanische Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102523

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