Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?


Ausarbeitung, 2001

15 Seiten


Leseprobe


Einleitung

- Gewalt besonders in letzter Zeit eines der am stärksten diskutierten Themen

- spektakuläre Berichterstattung in Medien, besonders über Gewalttaten durch Kinder und Jugendliche g Frage, die dabei mit als erstes auftritt: Wie entsteht Gewalt, besonders bei jungen Menschen?

- viele verschiedene Hypothesen, eine davon die Gewaltkreislaufhypothese (verschieden gebraucht, eher lose Sammlung verschiedener Hypothesen)

- Verwendung hier: missbrauchte Kinder werden zu Missbrauchern, Opfer von Gewalt werden zu Gewalttätern (schon 1963 von Curtis angenommen)

- Annahme intuitiv einleuchtend, deshalb sehr populär, vor allem in 60ern und 70ern, Langzeiteffekte von Kin- desmisshandlung und -vernachlässigung aber schwierig zu ermitteln, da viele andere einflussreiche Faktoren

- viel Forschung in letzten Jahren zu Kindesmissbrauch, aber wenig Beachtung der Gewaltkreislaufhypothese g meiste Literatur dazu unveröffentlichte Vorträge etc. Gewaltentstehung

- viele psychologische Theorien zur Gewaltentstehung existent g hier relevant: Lerntheorien und biologische Theorien

- biologische hier nicht näher betrachtet

- Lerntheorien

Ø soziale Lerntheorie (Modellernen, Lernen durch Beobachtung, Eigenschaften des Modells, Verstärkung) g weiterführende Frage: Was wird gelernt? (Verhaltensweisen, Einstellungen zur Erziehung, allgemeiner aggressiver Stil in sozialen Interaktionen)

1 Verbreitung von Gewalterfahrungen junger Menschen und Gewaltverhalten

Verbreitung von Gewalterfahrungen durch Kinder und Jugendliche

- Gewalterfahrung hier differenziert betrachtet:

a) direkte Opfererfahrung mit physischer Gewalt

b) Beobachtungen von (elterlicher Partner-) Gewalt

c) Konsum von Fernsehgewalt

1. Erfahrung physischer Gewalt

- zwei unterschiedliche Datenquellen, deren Zuverlässigkeit nicht unproblematisch

1.1 PKS -Daten

- angezeigte Straftaten

Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?

g Anzeigebereitschaft als starker Filter

Zahlen 1997:

- jeweils 0,9% der Jugendlichen und der Heranwachsenden und 0,1% der Kinder in alten Bundesländern als Opfer einer Gewalttat registriert

- Entwicklung der Opferziffern: zwischen 1973 und 1985 Anstieg der

Gewalttaten an <21jährigen um ein Drittel; 1985 - 1997: Zunahme der Opferziffer der Kinder um das 2,8fache, der Jugendlichen um das 3,7fache und der Heranwachsenden um das Doppelte

- starker Anstieg geht hauptsächlich auf Zunahme der Raubtaten an Kindern und Jugendlichen zurück

- Entwicklung der Zahlen bei den Erwachsenen im Vergleich dazu weitaus weniger dramatisch

- an Hand der Daten der PKS schwer zu beurteilen, ob tatsächlich Anstieg der Taten oder Verschiebungen im Anzeigeverhalten oder stärkere Kontrolle durch Polizei

1.2 Daten aus Opferbefragungen

- Versuch, Dunkelfeld zu erhellen (nicht nur angezeigte Taten)

- Verzerrungs- und Verfälschungsmöglichkeiten

- Studie des KFN 1992 (n = 3 289 Personen, Alter zwischen 16 und 59

Jahren): 74,9% gaben Gewalterlebnisse in Kindheit an, 10,8% berichteten, Opfer elterlicher Misshandlungen geworden zu sein

- Schülerbefragung des KFN: 9 700 Jugendliche neunter Schulklassen aus Hannover, Hamburg, Stuttgart und Leipzig: fast jeder sechste Neuntklässler im letzten Jahr Opfer massiver elterlicher Gewalt (Prügelstrafen oder Mißhand- lungen) geworden

g zu 2,5 % wurden die Misshandlungen durch Eltern der Polizei be- kannt

- Außerhalb der Familie in dieser Zeit "nur" 12,3 % eine gefährliche Körperverletzung mit oder ohne Waffen erlebt

g diese Taten wurden der Polizei zu etwa einem Sechstel bekannt

Ú Zahlen zeigen, dass kein zu vernachlässigendes Problem

2. Beobachtungen ehelicher Gewalt der Eltern

- nach Sozialer Lerntheorie hat auch das Beobachten von Verhalten Einfluss auf Handlungen der Personen

- hier besonders Beobachtungen elterlicher Partnergewalt betrachtet, da in Literatur vor allem Einfluss von Gewalterfahrungen im Kindes- und Jugendalter untersucht wird

- Zahlen der KFN-Opferbefragung: 22,75% der Befragten gaben an, in Kindheit Zeuge elterlicher Partnergewalt geworden zu sein (13,8% selten, 8,9% häufiger als selten)

- Zusammenhang elterliche Partnergewalt - Opferrisiko des Kindes: von Befragten, die angaben, Zeuge ehelicher Gewalt der Eltern geworden zu sein, wurden nach eigener Aussage 41,8% von ihren Eltern misshandelt; bei denen, die keine Beobachtung elterlicher Gewalt angaben, betrug dieser Anteil nur 5,7%

2

Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?

3. Gewalt in den Medien

- in heutiger Zeit zunehmend auch Einfluss der Medien von Bedeutung (insbesondere Fernseh- gewalt)

- deutsche Studie 1991 von Groebel: im Schnitt fast 500 Morde pro Woche im Fernsehen zu sehen; bereits 34% der 9-10jährigen mit eigenem Fernseher im Zimmer, Rate mit zunehmendem Alter stark ansteigend g keine Kontrolle der Eltern mehr über Gewaltkonsum der Kinder

Verbreitung von Gewaltdelinquenz durch Kinder und Jugendliche

1. Gewalttätiges Verhalten / Gewa ltdelinquenz

1.1 PKS -Daten

- problematische Datenbasis, da Fälle jugendlicher Gewalt begangen von <14jährugen gar nicht zur Anzeige gelangen

g geringe Anzeigebereitschaft

- wenn Veränderung der Gewaltdelinquenz durch Kinder und Jugendliche

zu beurteilen, dann darauf achten, dass Rahmenbedingungen identisch (Überlastung der Polizei)

- 1984 0,01% der Mädchen (8 - <14jährige) eines Gewaltdeliktes tatverdächtig, 0,08% der Jungen; 1996 0,04% der Mädchen, 0,21% der Jungen

- Anstie g der Gewaltdelikte bei Kindern hauptsächlich durch Zunahme der Raubtaten (160% Zunahme der Tatverdächtigenziffer)

1.2 Daten aus Opfer-/Täterbefragungen

- KFN-Schülerbefragung: 9 700 Jugendliche neunter Schulklassen aus Hannover, Hamburg, Stuttgart und Leipzig

- Veränderung des Anzeigeverhaltens zu vermuten: mehr Taten

zwischen verschiedenen Ethnien, die nach den Ergebnissen einer Schülerbefragung des KFN mit größerer Wahrscheinlichkeit angezeigt werden als Taten mit deutschen Tätern und Opfern

- Zunahme der Gewalttaten durch Kinder und Jugendliche allerdings nicht

allein mit dieser Veränderung der Anzeigebereitschaft zu erklären

g aber Hellfeld spiegelt nicht tatsächliche Veränderung wider, da Anstieg der Anzeigebereitschaft

- Zunahme der sozialen Randgruppen möglicherweise mit Auswirkungen auf die Tatverdächtigenziffern Jugendlicher

2. Selbstverletzendes Verhalten

2 Zusammenhang zwischen Gewalterfahrung und Gewaltverhalten

Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?

Einleitung

- starke empirische Hinweise, dass bei Kindern, die sehr strengem oder missbrauchendem Erziehungsverhalten der Eltern ausgesetzt sind, das Risiko besteht, verschiedene negative Konsequenzen zu entwickeln (Delinquenz, Psychopathologie, academic failure, Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen, Substanzmissbrauch)

→ cycle of violence angenommen (intergenerational transmission of harsh parenting) n aber auch Studien, die diese Hypothese einschränken

- in 60ern und 70ern stark unterstützende Ergebnisse, aber methodische Probleme (Einzelfallstudien, klinische Probanden, keine Kontrollgruppen, keine blinden Beobachter/Interviewer)

→ sogar eigenes Störungsbild postuliert: battered child syndrome vonKempe, Silverman, Steele, Droegemueller, Silver (1962)

➔ hier noch einmal kurzer Überblick über Stand der Forschung vermittelt

Methodische Probleme

- hier zum großen Teil der Einfluss von elterlichem physischem Missbrauch auf Gewaltverhalten der Kinder be- trachtet

- Problem dabei: Konzepte Missbrauch und Vernachlässigung in Literatur nicht sauber unterscheiden, keine klaren Definitionen, oftmals in Untersuchungen gar nicht getrennt betrachtet

- außerdem: häufig Komorbidität

- meist kleine Stichproben

(- in 60ern und 70ern z.B. starke Unterstützung für Kreislaufhypothese, aber: Einzelfallstudien, klinische Probanden, keine Kontrollgruppen, keine blinden Beobachter/Interviewer)

Retrospektive Studien

- oft Vergleich verschiedener Stichproben hinsichtlich ihrer Missbrauchserfahrung (z.B. Gewaltstraftäter mit Nichtstraftätern)

→ Probleme:

- hochselektive Stichproben

- nur Selbstberichte g angewiesen auf Erinnerungsvermögen, Angaben anfällig für Verzerrungen

- keine Kontrolle anderer Einflussfaktoren auf das Gewaltverhalten möglich

- meist Korrelationen berechnet, Frage der Richtung der Kausalität (oder gemeinsamer zugrunde lie- gender Faktor)

- oft keine Kontrollgruppen

➔ allgemein eher Überschätzung des Zusammenhangs zu vermuten (z.B. 9 von 10 Gewaltstraftätern mit Mis s- brauchserfahrung „90%“; kein Aufschluss über Anteil der Misshandelten, die nicht gewalttätig sind)

Prospektive Studien

- misshandelte Kinder über Jahre in ihrer Entwicklung beobachten; oder bei Untersuchung intergenerational transmission auch möglich, Erziehungsverhalten misshandelter Mütter gegenüber ihren Kindern von deren Geburt an untersuchen

g Probleme:

- adäquate Kontrollgruppen (unterschiedliche Basisraten für Gewaltdelinquenz in verschiedenen Popu- lationen zu beachten)

- Kontrolle anderer Einflussfaktoren (z.B. sozioökonomischer Status)

Einfluss von Missbrauch und Vernachlässigung

1. auf Gewa ltverhalten / -delinquenz

a) Beobachtung von nichtmissbrauchten und missbrauchten Kindern und Vergleich hinsichtlich ihres Gewaltver- haltens

- erste vergleichendeStudie vonReidy, 1977:

- UV: Gewalterfahrung, dreistufig: abused, nonabused-neglected, normal

- AVn: Gewaltphantasien (TAT); offenes Gewaltverhalten (Beobachtungen in Spielsituationen von Beobachtern hinter Einweg-Spiegel + Checklist, ausgefüllt von Lehrern)

- Gewaltphantasien, TAT: bei abused signifikant höher als in beiden anderen Gruppen, kein signifikan- ter Unterschied zwischen neglected und normal

- offenes Gewaltverhalten: abused zeigten in Spielsituationen deutliche mehr Gewaltverhalten als beide anderen Gruppen; Lehrer schätzten neglected und abused signifikant stärker gewalttätig ein als Kontrollgruppe

- physisch missbrauchte Kinder in dreierlei Hinsicht gewalttätiger als normale Kinder: Phantasien, Spielverhalten, Schulalltag

- neglect anscheinend auch mit Einfluss (Gruppe ähnelt den Missbrauchten in schulischer Gewalt), a- ber nicht in selbem Ausmaß wie abuse; g Hypothese: vernachlässigten Kindern fehlen in struktu- riertem Setting wie der Schule angemessene Copingstrategien für Frustrations- / Konfliktsituationen g schon in dieser Studie Hinweis, dass neglected und abused getrennt zu betrachten sind!

nkeine anderen Einflussfaktoren untersucht; waren Lehrer und Beobachterblind?

b) häufig retrospektive Studien an Gewaltstraftätern oder an klinischen Stichproben

- insgesamt betrachtet liefern Studien mit Delinquenten und Patienten zwar Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Gewalterfahrung und Gewalttätigkeit

- einige der Studien liefern aber auch gegensätzliche Ergebnisse, bzw. ermitteln keinen Unterschied zwischen Missbrauchten und Nichtmissbrauchten hinsichtlich ihres Gewaltverhaltens

- alle mit methodischen Problemen: nur eine mit Kontrollgruppe; untersuchte Personen alle Jugendliche oder Heranwachsende, Langzeitkonsequenzen von Kindesmissbrauch bin ins Erwachsenenalter nicht untersucht

2. auf Erziehungsverhalten

viele verschieden Studien zur Weitergabe von gewalttätigem Erziehungsverhalten mit unterschiedlichen Ergebnissen, viele davon retrospektiv, auch die prospektiven oft mit methodischen Problemen beispielhaft einige Studien und deren (z.T. problematische Ergebnisse) vorgestellt:

- prospektive Studie von Hunter & Kilstrom, 1979:

- 225 Mütter von frühgeborenen oder kranken Neugeborenen (Risikogruppe) während ersten Lebens- jahres des Kindes beobachtet

Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?

- 49 hatten in Vorgespräch Missbrauchserlebnisse in Kindheit berichtet

- 9 von denen missbrauchten Müttern während des Beobachtungszeitraums selbst ihre Kinder (18%) · insgesamt mis sbrauchten 10 der 225 Frauen ihre Kinder

Ú diese Studie als retrospektives Design hätte ergeben, dass 90% der missbrauchenden Mütter selbst Mis s- brauchserfahrungen in Kindheit gemacht haben...

n Probleme dieser Studie:

- Angaben der Eltern/Mütter über eigene Missbrauchserfahrungen nicht zu überprüfen

- kurzer Beobachtungszeitraum von einem Jahr (evtl. Unterschätzung der intergenerational transmissi- on)

- Erfassung des jetzigen Kindesmissbrauchs über Wohlfahrtsagentur g viel strengere Kriterien als bei Selbstberichten der Eltern über eigene Missbrauchserfahrungen, inkonsistente Maßstäbe · selektive Stichprobe (Generalisierungsprobleme)

- Herrenkohl et al., 1983:retrospektiv, aber Einführung von drei Kontrollvariablen, die sich als Einflussfaktoren erwiesen: Anzahl der Kinder, Einkommen, soziale Erwünschtheit

➔ Angaben zu intergenerational transmission variieren zwischen 7% und 70%

→ literature review vonKaufman und Zigler, 1987: 30% ± 5% intergenerational transmission g ca. ein Drittel der missbrauchten Eltern missbrauchen eigene Kinder, zwei Drittel nicht: „Being maltreated as a child puts one at risk for becoming abusive but the path between these two points is far from direct or inevitable.“

3. auf selbstverletzendes Verhalten

- meiste Forschung konzentriert sich auf Delinquenz und Gewalttätigkeit gegenüber anderen, einige Studien haben aber auch vermutet, dass abuse and neglect auch zu Gewalt führen kann, die sich nach innen richtet

- einige empirische Hinweise, dass Missbrauch auch zu Rückzug, schwerem selbstzerstörerischen Verhalten und zu Selbstmordversuchen führen kann

- Problem: Studien meist nur an bestimmten Populationen (Delinquenten, stationäre Patienten, Alkoholiker); Missbrauchsformen nicht unterschieden

- erste Studie zu dem Zusammenhang vonGreen, 1978

- 60 physisch missbrauchte Kinder, 30 vernachlässigt, 30 normal; alle von low-income families, meiste Hispanic or black; Alter: zwischen 5 und 12 Jahren

- AV: selbstverletzendes Verhalten bis hin zu Selbstmordversuchen; erhoben durch Interview mit Mutter (oder Mutterersatz): Selbst-Beißen, -Schneiden, -Verbrennungen, - Haare - Ausreißen, - Schlagen, Selbstmordversuche / -drohungen

- signifikant höhere Rate selbstverletzenden Verhaltens in missbrauchter Gruppe (signifikant sowohl gegenüber neglected als auch normal):

Ø missbraucht: 40,6%

Ø neglected: 17,2%

Ø normal: 6,7%

(Interviewer blind gegenüber Missbrauchsbedingung??; keine Kontrolle anderer Faktoren)

Ú insgesamt Zusammenhang zu vermuten, Geschlecht, Missbrauchsform und Ehekonflikte der Eltern ebenfalls mit Einfluss; weitere Forschung nötig

Einfluss von Beobachtungen von Gewalt

1. auf Gewaltverhalten / -delinquenz

- schon früh Modelllernen von aggressiven Verhaltensweisen demonstriert(Bandura, 1973; Bandura, Ross & Ross, 1963, aber nicht die Langzeitkonsequenzen dieses Modelllernens untersucht, außerdem Generalisierbarkeit von diesen Laborbedingungen auf Alltagssituationen und von der selektiven Stichprobe auf Allgemeinheit frag- lich

- drei Typen von Untersuchungen

a) Fragebogenstudien, die selbstberichtete beobachtete Gewalt mit Gewalttätigkeit im Erwachsenenalter korrelieren

b) Untersuchungen von Kindern geschlagener Frauen

c) Studien zum Zusammenhang von Gewalt im Fernsehen und aggressivem Verhalten (bei mir Extra- punkt weiter unten)

⇒ Ergebnisse:

a) Fragebogenstudien

- Kalmuss, 1984:Umfrage von 1976 an 2143 Erwachsenen, verheiratet oder in fester Beziehung; UV: zwei Arten familiärer Gewalt: parent to teen, parent to parent; AV: eheliche schwere physische A g- gression

⇒ Beobachten gegenseitiger elterlicher Gewalt mit höherem Zusammenhang zu eigener eheli- cher Gewalt als Gewalterfahrung als Teenager durch Eltern ; P (schwere eheliche Aggression) stieg dramatisch, wenn beide Gewaltarten erlebt; keine der beiden Gewaltarten erlebt: P (hus- band-wife aggression) = 1%, nur parent-teen: P = 3%, nur parental-hitting: P = 6%, both types: P = 12%; P (wife-husband aggressio n: 2%, 4%, 8%, 17%) n Problem: Verlass auf retrospektive Angaben bezüglich der familiären Gewalterlebnisse g evtl. Überschätzung des Zusammenhangs, da Erwachsene Kindheitserfahrungen konsistent mit jetzigem eigenem Verhalten angeben, um eigene Gewalttätigkeit zu erklären oder aus Scham Missbrauchserfahrung verschweigen

→ trotz dieser Einschränkungen deuten die Ergebnisse an, dass Kinder innerfamiliäres Verhalten nachahmen/übernehmen, dass gar nicht an sie gerichtet ist

b) Untersuchungen von Kindern geschlagener Frauen

- Wolfe et al., 1985:198 Kinder von gewalttätigen und nichtgewalttätigen Familien, Einschätzungen der geschlagenen oder nicht geschlagenen Mütter (soziale Kompetenz der Kinder und Verhaltens- probleme) sowie Angaben zu eigener Gewalterfahrung in Ehe und „mütterlichem“ Stress _Kinder geschlagener Mütter mit signifikant höheren Verhaltensproblemen und signifikant geringerer sozialer Kompetenz; family violence und maternal stress klärten 19% der Varianz der kindlichen Verhaltens- probleme und 16% der sozialen Kompetenz auf, Einfluss des Beobachtens ehelicher Gewalt der Eltern mediated durch maternal stress (Vermutung)

n Problem: Mütter schätzen Verhalten der Kinder ein, evtl. Verzerrungen durch eigene Gewalterfahrungen in Ehe

➔ schwacher aber konsistenter Zusammenhang zwischen Beobachten von ehelicher Gewalt der Eltern und eigener Gewalt in der Ehe

Einfluss von Gewalt in den Medien

- weit diskutierte Frage, ob Fernsehgewalt aggressives Verhalten beeinflusst

- Frage hat Bedeutung für Sozialpolitik und Erziehung

- in Literatur ziemliche Einigkeit, dass ein solcher Effekt besteht, aber Frage wichtig, in welchem Ausmaß die emp i- rischen Daten diese These tatsächlich stützen

- Uneinigkeit darüber, wie stark der Zusammenhang ist

- erste Studien von Bandura (70er) g untersuchten eher kurzfristige Wirkungen, zeigten aber, dass durch Fernsehen überhaupt Beeinflussung des Verhaltens möglich

anscheinend klar, dass Fernsehgewalt aggressives Verhalten unter Laborbedingungen erhöhen kann

Gründe, anzunehmen, dass Laborergebnisse nicht auf Außenwelt (natürliche Bedingungen) generalisierbar sind:

- Maßfür Aggression unnatürlich (Schlagen einer Puppe, Schockknopf drücken,...)

Aggression meist von Versuchsleiter akzeptierte Verhaltensweisen oder sogar Ermunterung

- keine Strafe für Verhalten zu erwarten (Experimente zeigen evtl. eher, wie gewalttätig Versuchs- personen wären, wenn sie die Möglichkeit hätten; aber nicht Gewaltverhalten in Realität) · Versuchsleiter wählt Videomaterial aus

- Videomaterial meist beschränkt auf eine bestimmte Aggressionsform, nicht vergleichbar mit Mix aus verschiedenen Gewalttätigkeiten und gewaltfreien Sendungen, die im Fernsehen gezeigt wer- den

- heute wichtig: Langzeitfolgen zu beobachten

→ dabei vor allem Richtung der Kausalität (vielleicht führt aggressives Verhalten auch zur Bevorzugung gewalttätiger Sendungen) und evtl. dritte bedingende Faktoren (Persönlichkeitseigenschaft, die aggressives Verhalten und Konsum gewaltvoller Sendungen verursacht) zu beachten

Glogauer, 1994:

- Nachahmungs- und Folgekriminalität bei Darstellung besonderer Methoden in Medien (Film oder spektakuläre Berichterstattung über tatsächliche Fälle); in Medien wird dabei z.T. Leichtigkeit einer Straftat dargestellt und Hilflosigkeit der Verfolgungsorgane gezeigt (Terrorakte, Flugzeugentführungen); von jugendlichen Straftätern z.T. Begründung angegeben, einmal erleben zu wollen, wie das Töten ist, das im Fernsehen beobachtet wurde

- oft Übernahme bestimmter krimineller Techniken aus Medien für Ausführung eigener Delikte

- Risikobewusstsein, geschnappt zu werden wird durch Mediendarstellungen gesenkt(wirklich? Aufklärungsrate in Krimis doch immer 100%)

Einzelfallstudien

- Nachahmungsfälle nach Fernsehserie, die Selbstmord eines Schülers darstellte, der sich vor einen Zug warf

- in psychiatrischer Klinik Heidelberg von 1966 bis 1986 37 jugendliche Täter begutachtet, die wegen versuchten oder vollendeten Tötungsdelikts angezeigt oder angeklagt waren _ in vier Fällen Einflüsse von Medien fes tge- stellt (>10%)

Freedman,

- besprochene Feldexperimente produzieren sehr inkonsistente Befunde

- nur sehr schwache Unterstützung, Mehrzahl fand nicht die erwarteten Effekte

→ Ergebnisse könnten fast eher als gegen die kausale Hypothese sprechend interpretiert werden

- außerdem widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich der Frage, ob von vornherein aggressive Jugendliche eher von Gewaltdarstellungen beeinflusst werden (in einigen Studien ja, in anderen wurden vorher weniger aggressive Kinder stärker beeinflusst, in wieder anderer vorher aggressivere Jungs hinterher weniger aggressiv...)

- Korrelationsstudien (natürlich vorkommendes Fernsehverhalten erhoben, korreliert mit gewalttätigem Verhalten g methodisches Problem: Sehen gewalttätiger Sendungen von Menge des Fernsehkonsums zu trennen, der auch in Beziehung zu aggressivem Verhalten steht; 1. Schritt: Aufzeigen von Korrelationen g solche Korrelationen existieren; 2. Schritt: Zeigen, dass Konsum gewalttätiger Fernsehsendungen ursächlich ist für aggressives Verhalten - Richtung klären + dritten Faktor ausschließen)

zeigen, dass Zusammenhang zwischen Konsum von Gewalt in Medien und gewalttätigem Verhalten besteht

n allerdings noch kein Hinweis auf (Richtung der) Kausalität und dritter gemeinsamer Bedingungsfaktor nicht ausgeschlossen

➔ a) Aussetzen von und Präferenz für Fernsehgewalt sind mit aggressivem Verhalten korreliert

b) wenig Hinweise darauf, dass Sehen von Gewalt im Fernsehen unter natürlichen Bedingungen kausal für Aggressivität

- Befunde stützen kausale Hypothese nichtgzwei Fragen:

1. Wie kann diese Schlussfolgerung interpretiert werden vor dem Hintergrund der augenscheinlichen theoretischen (z.B. Modelllernen) und intuitiven Gründe zu glauben, dass Sehen von Gewalt ag- gressives Verhalten hervorruft?

2. Wie kann der bestehende Zusammenhang (Korrelation) zwischen Sehen von Fernsehgewalt und Aggressivität sonst erklärt werden?

Antworten:

1. genauere Betrachtung der sozialen Lerntheorie zeigt, dass belohntes Verhalten am ehesten nach- geahmt wird, dass bestraftes Verhalten nicht gezeigt wird und dass autoritäre, angesehene Modelle am ehesten kopiert werden; daher ist eine allgemeingültige Vorhersageüber die Nachahmung ge- sehener Gewalt gar nicht möglich, sondern es kommt immer auf die Art der Gewalt, ihren Ausführer und ihre Folgen an; Mix der Programme und wahrscheinlich noch andere situative Faktoren (z.B. Kommentare der Eltern) wichtig

2. alternative Erklärungen: dritte Persönlichkeitsvariable, Trait verursacht sowohl den Konsum von gewalttätigen Sendungen als auch aggressives VerhaltengMöglichkeit kann durch vorliegende Befunden nicht ausgeschlossen werden, cross-lagged correlations in einigen Studien nicht höher als same-age

diese review soll nicht aussagen, dass Kausalitätshypothese unzutreffend, sondern lediglich Betrachtungder derzeit (1984) vorliegenden Befunde; erst wenige Studien existent, Forschungsbedarf, vielleicht in Zukunft wichtiger Hinweis / Beleg für Kausalität gefunden

derzeitige Befunde liefern keinen konsistenten Hinweis, dass kausale Hypothese zutrifft, auch wenn diesenach wie vor plausibel bleibt

Bedingungen bei Jugendlichen für die Straffälligkeit durch Medien (Glogauer)

- gestützt auf Ergebnisse aus Fallanalysen

1. besondere Gefahr, dass Kinder und Jugendliche Straftaten nach dem Medienmodell begehen, wenn ungünstiges familiäres Milieu (g werden schnell zu Außenseitern, suchen Identifikationsfiguren in den Medien): · emotionale Vernachlässigung

- Spannungen zwischen beiden Elternteilen; Scheidung

- Spannungen zwischen Vater / Stiefvater und Jugendlichem · Alkoholmissbrauch eines Erziehungsberechtigten · Gewaltausübung zwischen Familienmitgliedern · Zugehörigkeit zu jugendlichen Cliquen oder Banden

2. psychische Verfassung des Kindes oder Jugendlichen (emotionale Ausnahmesituationen, besonders in Ado- leszenz):

- Schwermütigkeit

- Tagträumereien, Flucht in Phantasiewelt · Weltverdruss

- Minderwertigkeitsgefühle, Frustrationen in Folge fortgesetzten Erlebens von Niederlagen, Gefühl des Ausgeschlossenseins, tatsächliche oder eingebildete physische Benachteiligung · Selbstmordgedanken

3. krankhafte psychische Zustände

4. ungünstige emotionale Verarbeitung der gesehenen Mediengewalt; reduzierte Fähigkeit zur Selbstkontrolle

5. Neigung zu Identifikation mit gewalttätigen Gestalten, Figuren „Helden“ (g Modelllernen)

6. unvermittelt eintretende Situation als Auslöser

7. übermäßiger Alkoholkonsum (als Teil des Lebensstils, nicht - nur - zur Tatzeit); meist Personen im Umfeld Al- koholiker

8. männliche Jugendliche: sexuelle Probleme, Schwierigkeiten, normale Beziehung zum anderen Geschlecht aufzu- bauen (??)

Mediadtorvariablen

- wie schon erwähnt oft Korrelationen, schwierig, zu bestimmen ob Zusammenhang nur durch gemeinte Variablen zustande kommt oder andere Faktoren Einfluss haben

- in Literatur Kategorien von Moderatorvariablen betrachtet, die sich nicht gegenseitig ausschließen, auch multiple Faktoren zu beachten:

- Merkmale des Missbrauchs (Geschlecht des Misshandlers, Beziehung zwischen Opfer und Täter, an- dere Formen der Misshandlung, Alter bei Beginn der Misshandlung, Dauer der Misshandlung, Alter bei Ende)

- Individuelle Merkmale des Missbrauchsopfers (Alter, biologische Faktoren, kognitive Faktoren, emo- tionale Verfassung, Verhalten/Temperament)

- Familienfaktoren (eheliche Gewalt der Eltern, Eltern-Kind Konflikte, Gewalt gegenüber/unter Ge- schwistern, Substanzmissbrauch der Eltern, psychische Störungen der Eltern, kriminelles Verhalten der Eltern)

- Umgebungsfaktoren (unterstützende Beziehungen, Therapie, stressige Ereignisse) Ú Interaktionen der verschiedenen Moderatorvariablen anzunehmen

Breaking the Cycle (protektive Faktoren, Prävention)

- Vergleich von missbrauchten Müttern, die eigene Kinder missbrauchen und denen, die Kinder nicht mis sbrau- chen

→ Unterschiede liefern Hinweis auf Schutzfaktoren _ Ergebnisse:

- wichtiger protektiver Faktor: Verfügbarkeit einer Person, die emotionale Unterstützung leistet („ge- sunde“ emotionale Beziehung), während Missbrauchserfahrung

- intakte, stabile, zufriedenstellende Partnerschaft fungiert als Schutzfaktor; Hilfe bei Erziehung der ei- genen Kinder

- Psychotherapie in Jugend- oder jungem Erwachsenenalter = protektiver Faktor (Mütter, die Miss-

brauchskreislauf durchbrachen, waren sich der Konsequenzen ihrer Missbrauchserfahrung für ihre eigenen Emotionen und ihre Entwicklung bewusst, erkannten deren Einfluss auf ihre Erwartungen hinsichtlich Beziehungen; größeres Introspektionsvermögen; Mütter, die Kreislauf nicht brachen, spalteten Kindheitserfahrung eher ab, integrierten sie nicht in Selbstbild, idealisierten Kindheit, Erin- nerungsschwierigkeiten)

Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Ausblick

Methoden:

- Unterscheidung der Konzepte Missbrauch und Vernachlässigung notwendig, da mit unterschiedlichen Auswirkungen auf Entwicklung der Opfer

→ Unterscheidung nach wie vor schwierig, besonders wegen häufiger Komorbidität, weitere Forschung nötig

- in Zukunft wichtig, Personen nach verschiedenen Missbrauchsformen getrennt zu untersuchen (auf Basis standardisierter Definitionen)

- präzise Messinstrumente (um genau zwischen Missbrauch und Nichtmissbrauch zu unterscheiden), objektive Maße, mehrere Arten der Datengeber in einer Untersuchung

- prospektive Langzeitstudien

- multiple statistische Verfahren, um auch Moderatorvariablen zu berücksichtigen

Direkte Opfererfahrung:

- trotz strengerer Kindesmissbrauchsgesetze, größeren öffentlichen Bewusstseins und stärkeren Bemühungen in sozialen Einrichtungen, mit dem Problem umzugehen, bleibt auch 25 Jahre, nachdem Curtis (1963; dieser Artikel von 1989) auf die intergenerational transmission von Gewalt aufmerksam gemacht hat, das Wissen über die Langzeitkonsequenzen von Kindesmissbrauch begrenzt

- besonders methodische Probleme behindern die Bemühungen um tiefergehendes Verständnis

- empirische Daten spärlich, existierende problematisch, da meist basierend auf Selbstberichten und retrospektiven Angaben, Verzicht auf Kontrollgruppen

- existierende Studien lassen vermuten, dass missbrauchte Eltern mit größerer Wahrscheinlichkeit die eigenen Kinder misshandeln, von den missbrauchenden Eltern wurde Mehrheit allerdings nicht selbst in Kindheit miss- braucht

- Zusammenhang zu Delinquenz: methodisch problematische Studien, Mehrheit der missbrauchten nicht delinquent, Mehrheit der Delinquenten nicht missbraucht

- abuse and neglect mit Beziehung zu aggressivem Verhalten in Kindheit; kurzfristige Effekte, aber mit Hinweis, dass Aggressivität relativ stabile Eigenschaft; Auswirkungen bis in Erwachsenenalter zu vermuten

Beobachtung von Gewalt:

- schwacher aber konsistenter Zusammenhang zwischen Beobachten von ehelicher Gewalt der Eltern und eigener Gewalt in der Ehe

Selbstverletzendes Verhalten:

- bei einigen Personen kann abuse and neglect auch zu nach innen gerichteter Gewalt (selbstverletzendem Ve rhal- ten) führen

→ewalt in den Medien:

- Aussetzen von und Präferenz für Fernsehgewalt sind mit aggressivem Verhalten korreliert

- wenig Hinweise darauf, dass Sehen von Gewalt im Fernsehen unter natürlichen Bedingungen kausal für Aggres-

sivität(Freedman)

- Medien wirken vor allem als Impulse, Motive(??)und Modelle gewalttätiger Handlungen

- kriminalisierende Medieneinflüsse besonders dann, wenn ungünstige Bedingungen in sozialem Umfeld oder in Persönlichkeit

- auch Einfluss der Medien auf Erwachsene untersuchen (Glogauer)

➔ Ergebnisse aufgrund der methodischen Probleme weiterhin schwer zu interpretieren; vor allem oft keine oder unpassende Kontrollgruppen, keine angemessene Erhebung/Beachtung der entsprechenden Basisraten

- in Vergangenheit z.T. bedingungslose Akzeptanz der Gewaltkreislaufhypothese; intergenerational transmission dabei z.T. gnadenlos überschätzt mit angegebenen Raten von bis zu 99%; Rate von 30% anzunehmen, Mehrheit der missbrauchten Eltern mis sbraucht eigene Kinder also nicht

→ bedenkliche Folgen:

- Angst missbrauchter Erwachsener, Kinder zu bekommen

- Bekanntwerden von Missbrauchserfahrung eines Elternteils beeinflusst Entscheidung in Sorge- rechtsstreits

- Einfluss auf Entscheidungshilfe der mental health worker bei Frage nach Nachwuchs

- kein direkter, ausschließlicher Zusammenhang anzunehmen (Einbahnstraße), sondern Interaktion verschiedener Faktoren bei Entstehung von Gewalt(verbrechen), von denen child abuse and neglect einer ist; außerdem auch nach innen gerichtete Gewalt zu beachten

- stärker diskriminierende Analysen der Auswirkungen von abuse and neglect gefragt, auch folgende Faktoren beachten: Art und Schwere des Missbrauchs, Alter des Kindes, Eigenschaften des Misshandlers, Dauer des Missbrauches, Eigenschaften des Kindes; Wahrnehmung des Ereignisses durch das Kind

- viele der als Kind missbrauchten Eltern erziehen ihre Kinder liebevoll und gewaltlos

→ Hauptaugenmerk der Forschung sollte daher auf protektiven Faktoren liegen, die dazu führen, dass Eltern trotz Missbrauchserfahrungen ihre Kinder liebevoll erziehen, um effektive Interventions- und Präventionsprogramme implementieren zu können

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Mediatoren:

Kinder und Jugendliche als Opfer und Täter von Christian Pfeiffer/Peter Wetzels

Die Schülerbefragung hat es darüber hinaus ermöglicht, das Zusammenwirken mehrerer Belastungsfaktoren zu analysieren: Die Erfahrung innerfamiliärer Gewalt, gravierende soziale Benachteiligung in der Familie sowie schlechte Zukunftschancen des Jugendlichen aufgrund eines niedrigen Bildungsniveaus. Von den einheimischen deutschen Schülerinnen und Schülern sind danach 52,3 % in der privilegierten Situation aufgewachsen, daß für sie keines der drei Merkmale zutrifft, d.h. sie besuchen mindestens die Realschule, ihre Eltern sind weder Sozialhil- feempfänger noch arbeitslos, und sie sind von massiven Formen innerfamiliärer Gewalt völlig verschont geblie- ben. Das andere Extrem stellen die türkischen Jugendlichen dar, von denen nur 16,0 % unter derart privilegierten Bedingungen aufgewachsen sind. Entsprechende Unterschiede zeigen sich auch dann, wenn man die Rate der unterprivilegierten Jugendlichen vergleicht, d.h. derjenigen, die mindestens zwei der beschriebenen Belastungs- merkmale erfüllen. Sie beträgt bei den einheimischen Deutschen 10,2 % gegenüber 33,9 % der jungen Türken. Diese ungleichen Ausgangsvoraussetzungen haben auf das Gewaltverhalten der Jugendlichen erhebliche Aus- wirkungen. Unterprivilegierte Jugendliche haben im Jahr 1997 im Vergleich zu Jugendlichen, die entsprechend der obigen Definition privilegiert aufwachsen, drei- bis viermal so oft andere Jugendliche erpreßt, beraubt oder mit Waffen bedroht. Angesichts dieser Befunde überrascht es nicht, daß sowohl nach den Angaben der Täter wie der Opfer beträchtliche Unterschiede zur Jugendgewaltrate der verschiedenen ethnischen

→ruppen auftreten. Am höchsten sind die türkischen Jugendlichen und solche aus dem ehemaligen Jugoslawien belastet, am niedrigsten die einheimischen Deutschen.

Angesichts dieser Forschungsbefunde sind wir aufgefordert, das Aufwachsen von jungen Menschen so zu ges- talten, daß sie Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz entwickeln können. Bei vielen Kindern und Jugendlichen sind die Rahmenbedingungen dafür nicht gegeben. Anstelle von Liebe und Förderung erfahren sie Gewalt und Ablehnung.

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- Widom, C. (1989).Does Violence Beget Violence?Psychological Bulletin, 106, No. 1, S. 3 - 28.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Veranstaltung
Seminar Kriminologie
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V102315
ISBN (eBook)
9783640007011
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Methodenkritisch werden die bisherigen Ergebnisse zum Zusammenhang von Gewalterfahrung und Gewalt- ausübung zusammenfassend dargestellt.
Schlagworte
Gewaltkreislauf, Hypothese, Seminar, Kriminologie
Arbeit zitieren
Nicole Wendisch (Autor:in), 2001, Der Gewaltkreislauf, eine valide Hypothese?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102315

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