Arthur Schopenhauer


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

4 Seiten


Leseprobe


Schopenhauer und die Welt als Wille

a) Lebensabriss

Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in Danzig geboren, wo er aber nich lange blieb, da schon fünf Jahre später seine Familie nach Hamburg übersiedelte. Sein Vater, Heinrich Floris, gehörte zu den königlichen Kaufleuten der Handelsstadt Danzig. Sein Sohn selbst beschreibt ihn als „strengen, heftigen Mann“, der aber zugleich „mit vorzüglicher Einsicht begabt“ war. Er litt oft an Angstzuständen und nahm sich 1805 selbst das Leben. Arthurs Mutter, Anna Henriette, ging als äußerst kluge und begabte Frau in die Geschichte ein. Sie machte sich auch als Schriftstellerin einen Namen. Das spätere Zerwürfnis mit ihrem Sohn lösten ihre Eitelkeit, Oberflächlichkeit und Selbstgefälligkeit aus: die Folge der grundsätzlichen Verschiedenheit beider Charaktere führte zu Erbstreit und Auseinandersetzungen wegen der Lebensführung der Schwester Arthurs, Johanna.

Nach seines Vaters Tod setzt Arthur Schopenhauer vorerst die dessen Handelstätigkeit fort, die ihm jedoch als Qual erscheint. Ab dem Jahre 1808 widmet er sich ganz dem Studium der antiken Philosophen und Dichter in Göttingen, wo er sich erstmals mit Platon und Kant - mit den beiden Denkern also, die seine eigene Philosophie entscheidend prägen sollten - auseinandersetzte. 1813 stellte er seine Dissertation „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“ fertig, in der sich schon einige wesentliche Züge seiner Philosophie befinden. Dadurch beginnt Goethe, sich für ihn zu interessieren, und nennt ihn „einen merkwürdigen jungen Mann mit scharfsinnigem Eigensinn“. Schopenhauer beschäftigt sich zuerst in Weimar, später in Dresden, wo er bis 1818 wohnt, mit Goethes Farbenlehre, über die er auch einen Essay schreibt („Über das Sehn und die Farben“), und mit den indischen Upanischaden, das dritte Element seiner Philosophie neben Platons Ideenlehre und Kants Vorstellung des „Ding an sich“. So entsteht in Dresden der erste Band seines Hauptwerks, der „Welt als Wille und Vorstellung“, in dessen Einleitung er selbstbewusst meint, er halte „jenen Gedanken für dasjenige, was man unter dem Namen der Philosophie sehr lange gesucht hat, und dessen Auffindung, eben daher, von den historisch Gebildeten für so unmöglich gehalten wird, wie die des Steines der Weisen.“

Nach der Verlegung des Buches begeht Schopenhauer eine vierjährige Italienreise, bekommt später einen Lehrstuhl an der Universität Berlin, wo seine Vorlesungen aber nie besucht werden, weil er sie aus trotz immer gleichzeitig mit denen Hegels ankündigte, wo her auch seine berühmte Feindschaft mit dem „Philosophaster“ und seiner „Afterphilosophie“ stammt. Erst 1835 erhält er eine öffentliche Anerkennung, als er den Preis der Königlichen Norwegischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Drontheim für seine „Preisschrift über die Freiheit des Willens“, die er zusammen mit einer Abhandlung über die „Quelle und Grundlage der Moral“ im Bändchen „Die beiden Grundprobleme der Ethik“ herausgibt. 1843 folgt der zweite Band seiner „Welt als Wille und Vorstellung“, in dem er weitere Erläuterungen zu den vier Büchern des ersten Bandes bringt. Weiters publizierte er noch mehrere kleinere Schriften, unter allen seine „Parerga und Paralipomena“ zu nennen, in denen er u. a. über die Frau und ihre Vernunft philosophiert.

Inwiefern Schopenhauers Leben sein Werk beeinflusst hat, darüber nachzudenken ist hier Fehl am Platze, da es den Rahmen dieser kurzen Arbeit sprengen würde. Es sei nur gesagt, dass das Werk keines Autors, und insbesondere das dieses Philosophen, unabhängig von seiner Biographie gelesen werden kann, wodurch man zumindest zum Teil den Schopenhauerschen Pessimismus verstehen und erklären kann.

b) Schopenhauers theoretische Philosophie

Schopenhauer geht in seiner Erkenntnistheorie von Kants „Kritik der reinen Vernunft“ aus und bringt sie zur letzten Konsequenz. Was Kant entdeckt hat, wird oft die ‚Kopernikanische Wende der Philosophie‘ genannt: es ist nämlich nach ihm nicht die menschliche Erkenntnis, die sich nach den Dingen richtet, sondern die Dinge sind, wie wir sie erkennen, d. h. unsere Wahrnehmung ist subjektiv und erfolgt mit Hilfe dreier Kategorien, die Kant a priori nennt: Raum, Zeit und Kausalität. Schopenhauer geht noch einen Schritt weiter, indem er die Kausalität als einzige Kategorie a priori gelten lässt, was er aus folgendem schließt: Der Mensch nimmt im Augenblick, da ihm die Sinne irgendwelche Reize übermitteln, ohne weiteres an, dass diese Reize eine Ursache haben. Indem er diesen Ursachen nahgeht, ermittelt er die Dinge im Raum und in der Zeit. So sind die beiden letzteren Kategorien die Konsequenz der Wahrnehmung in der Kausalität; sie sind das principium individuationis, also jenes Prinzip, aufgrund dessen allein Einzelerscheinungen in unser Bewusstsein treten. Die Kausalität ist dabei das Raum und Zeit Verknüpfende, indem alle durch Ursachen bewirkten Veränderungen der Objekte jeweils nur im Raum und in der Zeit geschehen. Dieses Problem behandelt Schopenhauer eingehend in seiner Dissertation über die „Vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“. Hier bestätigt er Kants annahme, dass die Kausalität ein Prinzip a priori ist, das nur in der Welt der Vorstellungen gilt. Dieses Prinzip drückt Schopenhauer mit dem Satz vom zureichenden Grunde aus: „Nichts ist ohne Grund, warum es sei.“ Dieses Prinzip wirke auch in Raum und Zeit: da die Teile des Raumes durch ihre Lage, die Teile der Zeit durch ihre Folge bestimmt sind, wirken sie aufeinander eben nach dem Gesetz der Kausalität.

So entsteht im Menschen die „Welt als Vorstellung“, indem er von den Re izen auf die Ursachen schließt. Folglich erkennt der Mensch nicht die Dinge selbst, sondern es nehmen sich die Dinge in seinem Gehirn so aus, wie er sie sich aufgrund seines Vorstellungsvermögens vorstellen kann: nämlich in Raum und Zeit und aufeinander wirkend. Das bedeutet, dass „der Mensch keine Sonne kennt und keine Erde, sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, und eine Hand, die eine Erde fühlt.“

So zerfällt die Erkenntnis in Subjekt und Objekt, wobei für das erkennende Subjekt alle anderen Dinge Objekte sind und von ihm subjektiv vorgestellt werden. Daher nennt man die Gesamtheit der Objekte auch Wirk-lichkeit: sie wirkt nach dem Gesetz der Kausalität auf das Subjekt. Dies ist aber nur der ‚äußere‘ Teil der Welt, die einen ganz anderen Kern hat, den Kant als Ding an sich bezeichnet. Dieses Ding an sich fällt aus den drei Kategorien heraus, da diese ja nur Forman unseres Erkenntnisvermögens sind; nach Kant ist es also gänzlich unerkennbar. Schopenhauer wagt hier aber einen entscheidenden Vorstoß: Da wir ja das Ding an sich, das in jedem Objekt als Wesenheit enthalten ist, unmittelbar in uns erleben, da wir ja für uns selber wieder Objekt sind, müsse es uns von vorneherein bekannt sein. Als dieses Ding an sich bezeichnet Schopenhauer aber den Willen, der uns „unmittelbar Erkanntes und so sehr Bekanntes ist, daß wir, was Wille sei, viel besser wissen und verstehen, als sonst irgendetwas, was immer es auch sei.“ Wille bedeutet damit für ihn: latente Energie, die zum Bewusstsein kommt, aber auch ohne Bewusstsein gegeben ist. Das Wort Wille ist somit das „Zauberwort“, das „das innerste Wesen jedes Dinges in der Natur aufschließen soll.“

„Der Wille als Ding an sich ist von seiner Erscheinung gänzlich verschieden und völlig frei von allen Formen derselben, in welche er eben erst eingeht, indem er erscheint“, schreibt Schopenhauer und unterstreicht somit, dass der Wille an sich raum- und zeitlos ist sowie außerhalb der Kausalität steht, dass aber alle Objekte, so wie sie uns erscheinen, als Wesenheit eben den Willen in sich haben, der allen gemeinsam ist. Schopenhauer beschreibt den Willen außerdem noch als „blind“ und „unvernünftig“, als reinen Lebenstrieb.

Der Grundsatz des Willens als allen gemeinsame Wesenheit und der Satz vom zureichenden Grunde sind nun die Basis für Schopenhauers praktische Philosophie.

c) Schopenhauers praktische Philosophie

Als vierte Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde bezeichnet Schopenhauer den „Satz vom zureichenden Grunde des Handelns“. Nach ihm funktioniert der Wille des Menschen allein nach dem Gesetz der Kauslität: gleich wie ein Stein nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung gegen den Erdmittelpunkt hin Kraft ausübt, gleich wie sich eine Pflanze nach dem Gesetz von Reiz und Reaktion zur Sonne hin dreht, so folgen die Tiere dem Gesetz von Motiv und Handlung. Durch ihren Verstand - i. e. die Fähigkeit, Dinge in den drei Kategorien wahrzunehmen - vermögen es die Tiere, anschauliche Vorstellungen als nutzbringend zu perzipieren, d. h. als für ihren Willen, dessen oberstes Ziel ja die Selbsterhaltung ist, förderlich. Ähnlich geschieht es beim Menschen: Seine Entscheidungen sind immer das Produkt aus dem Motiv (im Unterschied zum Tier können für den Menschen auch die Urteile, die durch die Vernunft - i. e. die Fähigkeit, Begriffe, also „Vorstellungen von Vorstellungen“ zu bilden und gesetzmäßige Verbindungen zwischen den Dingen gemäß dem Satz vom Grunde erkennen - gebildet werden, Motive sein) und dem einen, immer gleichbleibenden Charakter des Menschen. In seiner Preisschrift „Über die Freiheit des Willens“ schreibt Schopenhauer, dass der Wille zwar schon frei ist, wir aber an ihn gebunden sind, d. h.: Wir können, ja müssen tun, was wir wollen, können uns aber nicht aussuchen, was wir wollen. Verständlich ausgedrückt: Unser Willen ist es, der uns als Person ausmacht, ja unser Wille ist nichts anderes als unser Charakter. Unsere Entscheidungen sind demnach immer die, die unserem Charakter am meisten entsprechen. Man möchte einwenden, dass wir ja vor jeder Entscheidung überlegen - was aber nur dazu geschieht, dass wir uns aller Möglichkeiten bewusst werden, und dann die auswählen, die unserem Willen entspricht. Dass wir vielleicht eine Entscheidung, die wir vor zwanzig Jahren einmal getroffen haben, nie mehr wiederholen würden, liegt einzig daran, dass sich unsere Erkenntnis, nicht aber unser Charakter weitergebildet hat, und wir nun aufgrund unserer Erfahrung wissen, dass diese Entscheidung nicht die beste für uns gewesen war.

So ist der Wille, wie gesagt, ein „blinder, unaufhaltsamer Drang“, der unseren Intellekt ganz unterwirft und in seinen Dienst stellt. Der Wille besteht für sich, ist ein Primäres, Selbständiges, das Erkennen dagegen ist eine „sekundäre und vermittelnde“ Funktion. Der Willen ist es, der unseren Intellekt beherrscht, und nicht umgedreht; letzterer wird dazu benutzt, ein bestimmtes, erstrebtes Ziel zu erreichen. Das bedeutet zugleich, dass unser Intellekt getrübt und notgedrungen subjektiv wird, wenn es um unsere Interessen geht: Daraus folgt auch die Fruchtlosigkeit so vieler Diskussionen.

Das heißt, dass das Leben selbst mit dem Willen zum Leben identisch ist: Der Mensch ist von einem unstillbaren Drang erfüllt, etwas zu wollen. Die Basis alles Wollens ist Bedürftigkeit, also Schmerz. Fehlt dem Menschen aber ein Objekt des Wollens, so erfüllt ihn Langeweile, eine unglaubliche Leere, und er sucht sich selbst etwas, nach dem er streben kann. Folglich weilt der Mensch notwendig im Schmerz: etwas wollen bedeutet, etwas nicht zu haben, also ein Bedürfnis; wenn dieses Bedürfnis erfüllt ist, wähnt sich der Mensch zwar kurze Zeit glücklich, wird aber sofort von der Langeweile befallen, und sucht sich ein neues Objekt der Begierde. Das Leben ist also erfüllt von Leiden.

Der Einfluss, den der Buddhismus an dieser Stelle auf Schopenhauer ausübt, ist nicht zu übersehen. Doch dies ist nicht der einzige Grund, der Welt mit Pessimismus zu begegnen: Das Prinzip des sich selbst entzweienden Willens, der doch in allen Wesen wirkt, führt zu einem Bruderkrieg aller gegen alle. Besonders die Fleischfresser können ihr Leben nur erhalten, indem sie anderes Leben vernichten - noch dazu steht der Genuss des ‚Mörders‘ in keinem Verhältnis zum Schmerz und zur Todesangst des gerissenen Tieres. Zusätzlich ist für den Menschen das ganze Leben noch mit dem Bewusstsein überschattet, dass das ganze Dasein, das ganze Streben, Ringen und Kämpfen eigentlich umsonst ist: Am Ende steht doch notwendig der Tod, und dabei ist das Dasein für die Menschen alles andere als wert, gelebt zu werden.

So wendet sich Schopenhauer entschieden gegen Leibniz‘ Auffassung, dass es sich bei dieser Welt umd die „beste aller möglichen Welten“ handle, vielmehr sei dies die „schlechteste aller möglichen Welten“, denn wenn sie noch etwas schlechter wäre, wenn Leid und Not noch um ein Geringes größer wären, dann könnte sie überhaupt nicht mehr existieren.

Daraus ergibt sich die einzige Möglichkeit, das Leben erträglicher zu gestalten: zu lernen, dass nur das Leid unmittelbar verspürt wird, die Freude aber nur eine Annullierung vorhergegangenen Leidens sei und notwendig wieder neues Leid zur Folge habe; daher sei es sinnvoll, das Leben nicht darauf auszurichten, möglichst viel Freude zu erlangen, sondern viel mehr, das Leiden an sich möglichst zu vermeiden, denn gerade das Streben nach dem, was man gemeinhin Glück nennt, sei die Ursache des Leidens.

Diesem augenscheinlichen Pessimismus scheint die Tatsache entgegenzustehen, dass die Welt unter bestimmten Voraussetzungen vom Betrachter als ‚schön‘ empfunden wird, d. h. dass beispielsweise eine Baumgruppe sich malerisch ausnimmt, ein besonnter Hügel oder eine sternenbeleuchtete Nacht ein solches Gefühl erzeugen können, dass sich die Meinung breitmacht, dass die Welt durchaus nicht das ‚Jammertal‘ ist, das Schopenhauer in ihr sieht. Er begegnet diesem Widerspruch, indem er sagt, der Mensch könne sehr wohl etwas als schön empfinden, wenn er sich ihm gegenüber ‚rein anschauend‘, d. h., ohne sich selbst und damit seinen Willen zu beteiligen, verhalte. Die Welt erscheine dem Betrachter folglich nur als ‚schön‘, wenn er „zum reinen, willenlosen Subjekt der Erkenntnis“ geworden ist, in der Kontemplation der Welt verweilt, nicht mehr Individuum, sondern „von dich selbst abgelöst“ ist: Das Objekt ist nicht mehr etwas vom Subjekt verschiedenes, das außerhalb von ihm liegt und deutlich von ihm zu unterschieden ist, sondern Subjekt und Objekt halten sich das Gleichgewicht. „Wie das Objekt auch hier nichts als die Vorstellung des Subjekts ist, so ist auch das Subjekt, indem es im angeschauten Gegenstand ganz aufgeht, dieser Gegenstand selbst geworden.“ Das betrachtete Objekt tritt somit aus aller Relation zu anderen Objekten heraus, es ist nicht mehr einzelnes Ding, sondern ‚Idee‘, d. h. es repräsentiert die ‚Urform‘. Der Gegenstand der Betrachtung wurde ‚idealisiert‘, und nur wenn diese ‚Idealisierung‘ stattfindet, erscheint also die Welt als schön. Dabei bezieht sich Schopenhauer ausdrücklich auf Platons Ideenlehre.

Die Kraft zu dieser Idealisierung, zur schmerzfreien Betrachtung der Welt, hat aber auf die Dauer nur das „Genie“, wobei es das Charakteristikum des Genies ist, dass sein Erkenntnisvermögen so groß ist, dass es sich vom Dienste am Willen lösen kann. Auch von der Leidenschaftlichket, von der Heftigkeit seiner Willensakte kann sich das Genie ösen. So macht es der Künstler: er stellt in seinem Werk nur die Idee dar und klammert alles stören zufällige aus. Daraus folgt die „befreiende Wirkung“ der Kunst: sie versetzt die übrigen Menschem in einen Zustand reinen Erkennens, der sie zumindest zeitweise vom „Sklavendienst am Willen befreit“. Das selbe gilt nicht nur für die bildenden Künste, sondern auch für die Dichtung, die in ihrer Darstellung der Charaktere „die Idee der Menschheit“ zum Ausdruck bringt, und insbesondere für das Trauerspiel, das der „Gipfel der Dichtkunst“ ist, da sie „die schreckliche Seite des Lebens“, den „namenlosen Schmerz“ und den „Triumph des Bösen“ darstellt. Eine besondere Stellung nimmt im Rahmen der Künste die Musik ein, da sie das Abbild des Willens selbst ist, sie ist von der Welt der Vorstellungen ganz unabhängig, überholt sogar die Ideen und offenbart somit „das innerste Wesen der Welt“.

Wie soll nun aber der Mensch handeln? Da er, wie gesagt, keine Willensfreiheit besitzt, und notwendig seinem Willen unterworfen ist, gibt Schopenhauer als einzige moralische Richtlinie an: „Neminem laede, immo omnes, quam potes, iuva“. Dieser Satz basiert darauf, dass der Willen in allen Lebewesen identisch íst und daher ein einem anderen Wesen angetanes Leid notwendig auf den Urheber des Leidens selbst zurückfällt. Diese Erkenntnis sollte zumindest verhindern, dass der Schmerz aller Lebewesen nicht noch unnötig vergrößert wird.

Durch das Motiv des Mitleids zustande gekommene Handlungen zeigen also, dass der handelnde seinen eigenen Willen verneint: „Sein Wille bejaht nicht mehr sein eigenes, sich in der Erscheinung spiegelndes Wesen, sondern verneint es.“ Er erkennt also den Willen als die allem zugrunde liegende Kraft und bindet sich in diesen Willen ein, auf seine Individualität verzichtend. So verneint er den Willen zum Leben grundsätzlich und in jedem Bezug, „sucht die größte Gleichgültigkeit gegen alle Dinge in sich zu befestigen.“ Dieser Weg der Verneinung des Willens ist aber der Weg der Selbstüberwindung, den Schopenhauer bei Heiligen und Asketen der „pessimistischen“ Religionen, als welche er v. a. das Christentum, den Brahmanismus und den Buddhismus betrachtet, begangen sieht.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Arthur Schopenhauer
Autor
Jahr
2001
Seiten
4
Katalognummer
V102148
ISBN (eBook)
9783640005376
Dateigröße
343 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arthur, Schopenhauer
Arbeit zitieren
Andreas Marinello (Autor:in), 2001, Arthur Schopenhauer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102148

Kommentare

  • Gast am 15.8.2006

    Beziehung zw. Subjekt und Objekt.

    Im vorliegenden Text heisst es:
    "Daher nennt man die Gesamtheit der Objekte auch Wirk-lichkeit: sie wirkt nach dem Gesetz der Kausalität auf das Subjekt. "

    Diese Ansicht ist unzutreffend. Schopenhauer weist ausdruecklich darauf hin, dass KEIN KAUSALVERHAELTNIS zwischen Subjekt und Objekt(en) besteht. Nur sofern die Welt als Vorstellung gegeben ist, ist sie durchgaengig nach dem Prinzip der Kausalitaet verbunden. Das "Auseinanderfallen von Subjekt und Objekt" ist bei Schopenhauer das a priori ueberhaupt, der Kausalitaet noch vorhergehend und sie erst ermoeglichend.

    Siehe dazu auch WWV Paragraph 5:
    "Man hüte sich aber vor dem großen Mißverständniß, daß, weil die Anschauung durch die Erkenntniß der Kausalität vermittelt ist, deswegen zwischen Objekt und Subjekt das Verhältniß von Ursache und Wirkung bestehe; da vielmehr dasselbe immer nur zwischen unmittelbarem und vermitteltem Objekt, also immer nur zwischen Objekten Statt findet."

    Und im Handschriftlichen Nachlass heisst es zum Subjekt, das Subjekt ("Träger der Welt") "[...}liegt auch nicht in [...] Raum und Zeit, denn diese [...] setzen schon das Subjekt voraus"

    "Vielheit aber ist nur [...] mittelst Zeit und Raum: also kommt dem Subjekt der Erkenntnis weder Vielheit noch [...] Einheit zu." (Volker Spierling.(Hrsg.). Arthur Schopenhauer. Theorie des gesammten Vorstellens, Denkens und Erkennens. Aus dem Handschriftlichen Nachlass. R. Piper GmbH&Co KG München 1986 S.129; S.130)

    MfG
    Kurt

  • Gast am 8.3.2003

    Arthur Schopenhauer.

    Ich wollte nur sachreiben um zu sagen das ich das Referat mir durch gelesen habe und da ich vorher nicht so sehr viel über Arthur Schopenhauer musste hat sich jetzt mein Wissen verdoppelt.
    Da für danke ich sehr
    Selenah

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Titel: Arthur Schopenhauer



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