Drogenkrieg in den USA


Ausarbeitung, 2000

6 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Der Drogenkrieg in den USA

19.02.1925 Mit dem "Opium-Abkommen" wird der Grundstein für die Drogenbekämpfung gelegt.

ab 1925 Die Anti-Marihuana-Lobby in den USA macht mobil: Straftaten, die in den südlichen Grenzstaaten begangen werden, werden dem Marihuanakonsum zugeschrieben. Bei jedem erwischten Verbrecher, der irgendwann einmal gekifft hat wird der Drogenkonsum gleich als Ursache der Kriminalität dargestellt.

1929 In bereits 16 US-Staaten gibt es Gesetze gegen Cannabis Dessen ungeachtet ist der Gebrauch (auch der medizinische) von Cannabis nach wie vor verbreitet.

1930 Als Ableger des Finanzministeriums wird das "Federal Bureau of Narcotics" gegründet. Harry J. Anslinger wird zum vorläufigen Chef ernannt.

Die Anslinger-Hetzkampagne, nimmt im Verlauf der Jahre immer verheerendere Formen an. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass Marihuana ein in den Wahnsinn und Tod führendes Rauschgift sei, mit dem "Neger, Mexikaner, Puertoricaner und Jazzmusiker" das Land vergiften und weiße Frauen verführen wollten.

Durch konstante Verwendung der südlichen Terminologie ("Marijuana") und der Vermeidung der bekannten, mit harmlosen Assoziationen verknüpften Begriffe wie Hanf und Cannabis wird bald einmal suggeriert, dass es sich hier um eine neue, hochgefährliche Droge handelt

Trotz anfänglichen Zweifelnüber die Durchführbarkeit startet Anslinger mit einem Sonderetat (100'000 Dollar- und das auf dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise!) seine Verteufelungskampagne gegen Marihuana und seine KonsumentInnen. Neben Plakataktionen werden auch "Gutachten" in Auftrag gegeben.

Auszug: "Die herrschende Rasse und die aufgeklärtesten Länder sind alkoholisch, derweil die Länder und Nationen, die Hanf und Opium verfallen sind, (...) sowohl geistig als auch physisch zu Grunde gegangen sind"

1932 Anslinger wird offiziell zum obersten Chef des US Bureau of Narcotic ernannt

5.12.1933 Um 15:32 Uhr endet der 13 Jahre andauernde Versuch einer Alkoholprohibition. Die frei werdenden Repressionskräfte werden vom dankbaren Anslinger aufgenommen.

Du Pont sichert Regierungsvertretern zu, dass Hanföl durch synthetische Öle ersetzt werden könne (die natürlich mehrheitlich von Du Pont hergestellt werden) Der Chemieriese hat großes Interesse an einer Eliminierung der Hanf-Konkurrenz

46 von 48 Bundesstaaten haben bereits Gesetze gegen Marihuana erlassen

02.08.1937 Präsident Roosevelt unterzeichnet den "Marihuana Tax Act";

01.10.1937 Der "Marihuana Tax Act" tritt in Kraft - Marihuana wird somit steuerpflichtig (100 Dollar je 30 Gramm); wer illegal damit Umgang treibt, kann fortan nach den scharfen Gesetzen für Steuerhinterziehung bestraft werden.

08.10.1937 Das erste Opfer des Marihuana Tax Act ist ein

58-jähriger Schwarzer, der für den Verkauf eines Joints vier Jahre Gefängnis und 1000 Dollar Busse kassiert Wie sich später herausstellt, weiß kaum jemand dass Hanf soeben verboten worden ist, aber die ganze Nation registriert das Verbot einer mexikanischen Mörderdroge.

1938 Du Pont, führend im Hanfölgeschäft, patentiert die Nylonfaser.

01.11.1942 Cannabis wird aus der US Pharmacopeia gestrichen und verliert somit seine Habilitation als Medikament

1942 Obwohl an allen Fronten gegen Marihuana polemisiert wird, wird im mittleren Westen eine eigentliche Hanf-Anbauschlacht geschlagen: auf 146'000 Morgen Land wird Hanf gesät; die Rüstungsindustrie braucht Rohstoff für Seilproduktionen.

Um die Bauern so richtig einzustimmen wird der wohl massivste Hanf-Werbefilm aller Zeiten produziert ( "Hemp for Victory"), in dem die Pflanze als eigentliches Weltwunder und patriotische Überlebensgarantie bezeichnet wird.

Als besonderer Anreiz werden zudem Farmer und deren Söhne vom Wehrdienst befreit, wenn sie Hanf anbauen.

1943 Die Bauern werden von der Regierung zum Konsum des Filmes "Hemp for Victory" verpflichtet, müssen den Kinobesuch mit ihrer Unterschrift bezeugen und erhalten noch eine Broschüreüber Hanfanbau

Anslinger polemisiert weiter. Sein Mitarbeiter (Psychologieprofessor James Munch) entdeckt im Auftrag des FBN immer neue menschenbedrohende Gefahren des Hanfs. Er findet heraus, dass Hanf irreversible Hirnschäden verursacht, die Zeugungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern zerstört und dass ein einziger Joint monatelang Flashbacks verursachen kann.

Die politischen Rechten nutzen die Hysterie , um alle "verdächtigen Elemente" zu kriminalisieren; erst gesellschaftliche Randgruppen und Jazzmusiker, in späteren Jahren dann der Beat, die Liberalen und die Hippies.

1947 die USA machen Anslinger zum Vorsitzenden der UN-Drogenkommission und dehnen damit die Politik der Polemik auf die ganze Welt aus.

1948 Die USA befindet sich mitten in der antikommunistischen Ära McCarthys. Anslinger begräbt seine "Mörderkraut-Geschichten" und passt sich der politischen Situation an: Fortan wird dem Kraut keine aggressionsfördernde Wirkung mehr angedichtet, sondern es mache so friedlich und pazifistisch, dass dieses Rauschgift von Kommunisten dazu gebraucht würde, die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen.

Nach Anhörung von Anslingers Ausführungen beschließt der Kongress einhellig die

Beibehaltung der Marijuana-Repression und begründet dies mit dem exakten Gegenteil der ursprünglich maßgeblichen Behauptungen...

1951 Nachdem Anslinger jahrelang behauptet hat, Haschisch sei "viel schlimmer als Heroin", behauptet er nun, die größte Gefahr bestünde darin, dass der durch Cannabis vermittelte Kitzel eines Tages nicht mehr ausreiche und die Kiffer dann zum gefährlicheren Heroin greifen. Damit war die "Schrittmachertheorie", die Mär von der "Einstiegsdroge Haschisch" geboren, die sich bis heute in einigen Politikerköpfen gehalten hat..

1954 Die WHO behauptet, Cannabis habe keinerlei therapeutischen Wert

1956 Der Kongress verschärft den "Marihuana Tax Act": Das obligatorische Strafmaß für Handel oder Weitergabe wird auf fünf Jahre Gefängnis erhöht.

1961 Anslinger schafft es, in der UNO die "Single Convention on Narcotic Drugs" durchzubringen, in der Cannabisprodukte den Opiaten gleichgestellt wird. "Zum Wohl der Menschheit" müssen sich die Unterzeichnerstaaten dazu verpflichten, innerhalb von 25 Jahren jeglichen Hanf-Anbau einzustellen.

1962 Anslinger scheidet im Alter von 70 Jahren aus dem Bureau of Narcotics (FBN) aus, bleibt jedoch weiterhin US-Delegierter bei der UN Narcotics Mission. Ein Nebeneffekt von Anslingers Rücktritt besteht darin, dass in den USA die seit 1944 verbotene Forschung nach medizinischen Anwendungen von Cannabis wieder aufgenommen werden kann. Die nächsten 15 Jahre vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue medizinischtherapeuthische Anwendungen vorgestellt werden, oderüber positive Erfahrungen bei laufenden Studien berichtet wird.

09.07.1968 USA: Die US-Regierung verbietet Handel und Herstellung von synthetischem Cannabis

13.01.1969 Die amerikanische Regierung gibt bekannt, dass sie Cannabis zu Forschungszwecken anbauen wird

10.1969 Nixon lanciert die "Operation Intercept", die bisher größte Polizeiaktion gegen den Marihuanaschmuggel aus Mexiko; nach nur 20 Tagen wird die Operation wieder abgebrochen. Der große Fischzug misslang aber die unmittelbare Wirkung dieser Aktion war, dass der weitgehend unorganisierte Marihuana-Markt An der Ostküste zusammen brach. Infolgedessen griffen viele Jugendliche Konsumenten, auf den wohlorganisierten Heroinmarkt zurück. Entsprechend schnellte die Zahl der Süchtigen und Toten durch dieses Rauschgift in die Höhe.

24.10.1969 Auf einer Pressekonferenz erklärt Präsident Nixon den "War On Drugs".

09.08.1970 Nach Presseberichten leidet der Alkoholumsatz wegen des Cannabiskonsums

12.1971 Presseberichten zufolge experimentieren mehrere große Arzneimittelfirmen mit Cannabis-Substanzen (z.B. Lilly)

22.06.1972 Ronald Reagan prophezeit: "Sobald ihr sie (Marihuana-Zigaretten) legalisiert habt, werdet ihr sie auf großen Plakatwänden haben, und wie Zigaretten in Automaten!"

01.07.1973 Das Justizministerium hebt seine neue Drogenpolizei aus der Taufe: die "Drug Enforcement Administration" (DEA)

14.11.1975 Henry J. Anslinger stirbt

Die Pharma-Industrie gelangt mit einer Petition an die Regierung und verlangt, der Cannabisforschung die Gelder zu entziehen,- und wird erhört. Die Cannabis-Forschung stirbt ein weiteres mal.

Die führenden Pharmafirmen hatten - aufgeschreckt durch die Erfolgsmeldungen aus der Cannabisforschung - durch interne Studien ermittelt, dass ihnen allein in den USA jährliche Umsatzeinbußen von einigen hundert Millionen Dollar drohten.

27.01.1976 An der "Conference on Chronic Cannabis Use" der New Yorker Academy of Sciences werden Forschungsberichte vorgelegt, gemäß denen Cannabis keine schwerwiegenden schädlichen Nebenwirkungen auf den menschlichen Körper, seine Funktionen oder das Gehirn hat.

15.06.1976 Die Democratic Party lehnt es ab, einen Antrag für die Marihuana-Liberalisierung ins Parteiprogramm aufzunehmen. 10 Staaten haben Marihuana dekriminalisiert: Alaska, California, Colorado, Maine, Minnesota, Mississippi, New York, North Carolina, Ohio und Oregon

16.06.1977 Wegen steigender Zuckerpreise satteln die Schwarzbrenner auf Marihuana-Anbau um.

16.12.1977 Erstmals wird bei amtlichen Untersuchungen von Marihuana aus Arizona und California der hochgiftige Unkrautvertilger Paraquat festgestellt (es stellt sich heraus, dass US-Antidrogenbehörden mexikanische Felder mit Paraquat besprühen)

Der weltweit anerkannte Cannabis-Forscher Mechoulam schätzt, dass Marihuana im Falle einer Legalisierung sofort 10-20 % aller Medikamente ersetzen würde, längerfristig könnten 40-50 % aller Medis Cannabis-Inhaltsstoffe enthalten

1982 Das Magazin Omni hält fest, dass Nabilone verglichen mit naturgewachsenem Marihuana "nutzlos" ist und mokiert sichüber die millionenschweren Forschungsprojekte der Pharmakonzerne.

1988 Das Verwaltungsgericht fordert mit einem rechtskräftigen Urteil die DEA auf, Ärzten die Erlaubnis zum Verschreiben von Marihuana zu erteilen. Die verschleppt erst und DEA weigert sich schließlich.

Hunderte von Schulen, sowie viele Sportvereine und Arbeitgeber führen obligatorische Urintests ein. um sichüber allfälligen Cannabiskonsum der Unterstellten zu informieren.

Der "war on drugs" strebt neue Höhepunkte an Für Anti-Drogen-Spots werden Sendezeit und Anzeigeflächen im Wert von einer Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt. Die Etats für diese Werbung, sowie großzügige Unterstützung von "Drug-Free America" -Initiativen kommen im Wesentlichen aus den Spendenkassen der Pharmaindustrie, der Apothekerverbände und von Tabak-, Schnaps- und Bierproduzenten.

Der "War on Drugs", den Bush v.a. im Ausland führt, entpuppt sich immer deutlicher als sinnlos.

Südamerikanische Drogenbosse witzeln, dass die in den USA selbst angebaute Marihuanamenge die der Importeübersteigen würde. Wirtschaftsstudien stellen denn auch fest, dass Marihuana inzwischen hinter Weizen und Mais den drittgrößten Umsatz hat. Im Sommer setzen die USA zum erstenmal im eigenen Land Militär gegen Cannabisplantagen ein (allerdings ohne Erfolge).

13.09.1994 US-Präsident Bill Clinton unterschreibt ein Gesetz, das die Strafmaße für den Anbau von Hanfpflanzen festlegt:

- 100 bis 999 Hanfpflanzen: mindestens 5 Jahre Zuchthaus
- 1'000 bis 60'000 Hanfpflanzen: mindestens 10 Jahre Zuchthaus
- ab 60'000 Hanfpflanzen: zwangsläufig Todesstrafe

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Drogenkrieg in den USA
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
6
Katalognummer
V102020
ISBN (eBook)
9783640004188
Dateigröße
363 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prohibition, Hanf, Kriminalität
Arbeit zitieren
Efa Dierksmeier (Autor:in), 2000, Drogenkrieg in den USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102020

Kommentare

  • Gast am 21.6.2003

    Für wissenschaftliche Ansprüche ungenügend.

    Das Referat ist im höchste Maße tendenziös und blendet wichtige Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse, die der offenbar vorgefaßten Meinung der Autorin zuwiderlaufen, aus. Auch die Wortwahl belegt, dass die Autorin einer liberalen Handhabung von Cannabis positiv gegenübersteht und den von der US-Regierung beschrittenen repressiven Weg ablehnt. Er wird nicht refektiert, dass der

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