Die Geschichte des Buddhismus. Über die religiöse Bedeutung des Dalai Lama und die politische Situation in Tibet


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

19 Seiten


Leseprobe


Autor: Matthias Schwab

Buddhismus

1a) Überlieferung und Entstehung des Kleinen und Grossen Fahrzeuges

Kurz nach dem Tode Buddhas fand das erste Konzil von 500 Mönchen in Rajagaha (Nordostindien/Bihar) statt, um die Lehren des Meisters genauer und verbindlich festzulegen. Man verfasste die erste kanonische Sammlung, den "Korb der Lehrreden" (Sutrapitaka/Suttapitaka), der Vorschriften über das Mönchsleben enthielt. Zudem wurden die Lehrreden Buddhas (Dharma/Sutras) zusammengefasst, was später die Grundlage des Palikanon sein sollte.

Wegen Schwierigkeiten in der Folgezeit wurde in Vaishali das zweite Konzil einberufen. Die Beschlüsse wurden jedoch nicht von allen anerkannt, die Spaltung des Buddhismus war hiermit schon kaum mehr aufzuhalten. Die Ältesten, die sogenannten Theravadins, wollten nur die unveränderten Worte Buddhas anerkennen, während ihre Gegner, die Mahasanghikas, für mehr Liberalität plädierten.

Der Name des "Kleinen Fahrzeuges" wurde ursprünglich als Spottname verwendet und sollte die Rückständigkeit der orthodoxen Minderheit bezeichnen, deren strenge Forderungen angeblich nicht zum Heil führen sollten. Im Gegensatz dazu standen die "Glieder der Grossen Gemeinde" (Mahasanghika), die zwar in Vaishali unterlegen waren, aber dennoch ihre eigene Lehre praktizierten. Das dritte Konzil in Pataliputra wurde durch den König Ashoka einberufen, wobei die heiligen Schriften entgültig festgelegt werden sollten. Der entstandene Palikanon erkannte zwar alle Richtungen des Buddhismus an, für den Hinayana ist es jedoch die einzige heilige Schrift. Da er aus drei Teilen besteht wird er auch als "Dreikorb" (Tripitaka/Tipitaka) bezeichnet. Der Winajapitaka enthält die Anweisungen für das Mönchsleben, der Sutrapitaka stellt den Korb der Lehrreden dar und der Abhidharmapitaka ist die Erweiterung des Sutrapitaka mit neuen Lehren für fortgeschrittene Gläubige.

1b) Das Kleine Fahrzeug (Hinayana)

Das Kleine Fahrzeug stellt hauptsächlich eine Religion für Mönche dar. Wichtig ist die Erleuchtung des Heiligen und nicht die rituellen und kultischen Bedürfnisse des Volkes. Die "Lehre der Alten" besteht auf eine wortgetreue und unveränderte Wiedergabe von Buddhas Worten und erkennt daher nur den Palikanon als heilige Schrift an. Für sie existiert nur der eine Buddha und es scheint unnütz über metaphysische Fragen nachzudenken. Vorbild des Hinayana ist Arhat, ein Heiliger, der der Erlösung sehr nahe war. Im Zentrum dieser Glaubensrichtung des Buddhismus stehen zentrale Aussagen, die sich auf Buddha als historische Persönlichkeit beziehen und das Dharma als seine Lehre bezeichnen. Weiterhin elementar ist das Sangha, die Gemeinde der Gläubigen.

Nirwana bedeutete im Hinayana eine Art Paradiesvorstellung; man wendete sich auf dieser Ebene also auch der Mystik zu. Eigentliches Stammland des Kleinen Fahrzeuges war Ceylon, wobei diese Richtung des Buddhismus immer durch eine kleine Anzahl von Gläubigen vertreten wurde und gegenüber des Mahayana stets eine Minderheit darstellte. Dennoch kann diese Lehre den Anspruch erheben, dass sie " in ihren Lebensformen und Lehren den ursprünglichen Intentionen des Buddha am nächsten"1 ist.

Die Literatur wurde zum größten Teil ins Sankrit oder die chinesische Sprache übersetzt, wie z.B. "Fragen des Königs Milinda", wobei jedoch fast alle Schriften verloren gingen.

1c) Das Grosse Fahrzeug (Mahayana)

Das Grosse Fahrzeug wird auch als Fahrzeug für alle Menschen bezeichnet. Es will jeden zum Heil führen. Die Anhänger erkennen den Palikanon an, gehen aber in ihrer weiteren Lehre über das Gedankengut des Hinayana hinaus:

- Wir können etwas über das Jenseits aussagen: Der Urbuddha ist Gott.
- Wir müssen uns nicht selbst erlösen, sondern Gott befreit in seiner Liebe alle Lebewesen vom Leiden.
- Gott offenbart sich immer wieder der Welt durch menschliche Verkörperungen Buddhas und Bodhisattwas.
- Gebete können Wunder bewirken.
- Bilder Buddhas sind zu verehren.
- Feste der Hindus, Riten und Zeremonien auch anderer Religionen (Schintoismus, Bon-Religion) werden übernommen.
- Zauber und Ekstase können das Weltgeschehen beeinflussen und zum Heil führen.

Die Anhänger der "Grossen Gemeinde" erkennen also auch die Auslegungen von Buddhas Worten durch ihre Meister an. Vorbild ist der Bodhisattva (Erleuchteter). Dieser scheint sich zu Beginn seines Lebens nicht von den anderen Menschen zu unterscheiden, aber schließlich erreicht er absolute Vollkommenheit. Er besitzt eine überströmende Liebe gegenüber anderen Lebewesen und verzichtet deshalb darauf, in das Nirwana einzugehen. Statt dessen predigt er (teilweise unerkannt) die Liebe Gottes und verhilft anderen Menschen durch seine guten Werke zu einem besseren Karma, damit sie der Erlösung näherkommen. Weiterhin glauben sie an die Existenz vieler Buddhas und Bodhisattvas, aber einige heben sich aus der Masse hervor, welche als die "Erlösergottheiten" bezeichnet werden. Der am meisten verehrte Erlöser ist Amitabha. Man erwartet jedoch von allen Heil, Hilfe, Rettung, Sieg, Trost und Gelingen. Die Gläubigen vertrauen ihnen, beten sie an, verehren ihre Bilder, opfern ihnen Statuen Gaben, räuchern ihnen und besingen sie.

Durch die Anerkennung der Auslegungen Buddhas Worte durch ihre Meister entsteht schließlich auch das Bedürfnis, die Frage nach dem letzten Sein zu erklären. Hieraus entwickelten sich zwei verschiedene Schulen.

Zum einen existiert die "Mittlere Lehre" des Nagaradschuna (2.Jhd. n. Chr.), die besagt, dass hinter der Vielfalt der Individuen das ewige Sein liegt, welches von Leerheit und ebenso von Nichtleerheit gekennzeichnet ist. Dieses ist weder begrenzt, noch kann es entstehen oder vergehen. Alles, was wir sehen ist nur Trug und Schein. Die Leere stellt nicht sie Grundursache des Seins dar, sondern das einzig Wahre und Bestehende, es wird mit dem Nirwana gleichgesetzt. Buddhas und Bodhisattwas sind unwirklich, aber nicht nutzlos, sondern eine höherwertige Form des Menschen, die den Weg zum Heil leitet. Die "Mittlere Lehre" fand vor allem in Tibet Verbreitung.

Die "Nur-Bewusstseins-Lehre" leugnet ebenfalls eine reale Außenwelt. Nur das Bewusstsein existiert und diese Feststellung wird als Bodhi bezeichnet. Die Wahrnehmungen stammen aus dem Geist, der die Funktion eines Bewusstseinsspeichers hat. Gesammelte Eindrücke, die durch das Karma erworben wurden, werden in die Außenwelt projiziert. Bodhi ist nicht unvergänglich, es täuscht Ewigkeit und Dauer immer nur vor. Das Urbewusstsein ist das einzig Wirkliche und Absolute. Die geistige Grundlage wird allen Erscheinungen vorrausgesetzt. Die "Nur-Bewusstseins-Lehre verbreitete" sich vor allem in China, Japan und Korea. Zum Absoluten beider Schulen kommen persönliche Erfahrungen hinzu, das Göttliche schlechthin ("Quelle aller Werte", "Ziel allen Heilstrebens", "Die Erlösung", "Das Nirwana"). Gott ist die Erkenntnis, hat Mitleid mit Menschen und Tieren und ist Urform aller Buddhas, weshalb er auch als "Urbuddha" bezeichnet wird. Er verkörpert sich in den fünf Meditationsbuddhas (Dhjanibuddhas) Wairotschana (Sonnenbuddha), Akschobhja (der Unerschütterliche), Ratna-Sambhawa (der Edelsteingeborene), Amithaba (der unermessliche Lichtglanz), Amogha-Siddhi (der mit unfehlbarer Zauberkraft ausgestattete) Aus jenen fünf Meditationsbuddhas sind noch weitere entstanden, von denen der Wichtigste der Awalokiteschara (der Herr, der herabblickt) ist. Alles Lebendige ist eine Verkörperungen des Urbuddhas. Unter Erlösung versteht man das Beseitigen von Irrtümern und Nichtwissen, um schließlich das Einsein mit Gott zu entdecken und zu erleben.

In der Lehre von der Gottheit Siddharta Gautamas ist der historische Buddha Verkörperung des Urbuddhas. Sein irdischer Tod ist ein Scheintod, um die Menschen zu erlösen. Er ging nicht ins Nirwana ein, sondern predigt auf dem Gipfel des Geierberges einer großen Schar geistiger Wesen.

Die Überlieferungen sind aus Gliedern der Grossen Gemeinde entstanden. Sie erkennen den Palikanon an, ebenso wie einige andere Schriften, die dem Buddha zugesprochen wurden und als heilige Schriften akzeptiert wurden (Sutras). Die Sutras haben jedoch ein höheres Ansehen als der Palikanon. Man sagt, dass sie von Buddha verkündet wurden, aber bisher verborgen blieben. Die meisten sind in chinesischer und tibetischer Sprache, nur wenige auf Sanskrit. Die Schriften sind in ihrem Umfang relativ abgegrenzt. Es gibt zwei grosse Sammlungen: den chinesischen Dreikorb und den tibetischen Kandschur und Tandschur. Der chinesische

Dreikorb bestand ursprünglich aus mehr als 2000 Werken, heute existieren jedoch nur noch 276 davon, wobei im Laufe der Zeit immer wieder neue hinzukamen. Im Jahre 972 wurde die erste Ausgabe in Holzblock gedruckt. Die neueste Ausgabe erschien 1924-1929 in Japan. Der tibetische Kandschur besteht aus einer Sammlung von ca. 100 Bändern, Sutras und Winaja, Abhirdharma und tantrischen Texten. Der tibetische Tandschur enthält 225 Bände mit Kommentaren und Schatras (Erläuterungen von Buddhas Lehren).

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1d) Das Diamantfahrzeug (Vajrayana)

Diese Glaubensrichtung des Buddhismus entstand aus der Vermischung des Grossen Fahrzeuges und dem Tandrismus, der ein uraltes magisches Gedankengut Indiens ist. Gläubige nehmen dabei an, dass die Erlösung von der Seelenwanderung durch magische Praktiken, wie Riten, Zauberei, Wiederholungen heiliger Silben oder Worte und sexuelle Handlungen möglich ist.

Um 700 waren in ganz Indien (sowie Nordostasien und Nepal) Werke mit weißer oder schwarzer Magie, Alchemie und Medizin meist auf Nagardschuna II zurückzuführen, wobei dies nicht historisch zu erklären ist, sondern nur aufgrund des Bezugs auf eine anerkannte Lehrautorität. Im 8. Jahrhundert wurde in China das Diamantfahrzeug gereinigt und vergeistigt: Sexualkulte und Magie, die der Moral widersprachen, wurden entfernt. In Tibet verband sich der ursprüngliche tantrische Buddhismus mit der Bon-Religion zum Lamaismus. Um 1200 drangen jedoch die Moslems in Nordindien ein, setzten Klöster in Brand und töteten tausende Mönche, wobei der Tantraismus fast vollständig beseitigt wurde. Das Vajrayana ist eine Ritualreligion und entwickelte die Lehre Nagardschunas I von der absoluten Leere weiter (Schunjata): Wenn nur diese Leere existiert ist alles andere, was wir sehen Schein und Trug. Am Ende sind alle Objekte gleich, weil sie Abbild der absoluten Leere sind. Das Begreifen und Durchdringen dieser Wahrheit ist die Erlösung. Die rituellen Handlungen sind die Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, dabei identifiziert sich der Glaubende mit der Leere. Da alles identisch ist, ist auch Ähnliches mit Ähnlichem zu beeinflussen. Gut und Böse sind relative Begriffe, die ihre Geltung verlieren, wenn man die höchste Erlösung anstrebt. Es gibt in der Praxis sehr viele Kulthandlungen, Übungen in Magie, Zauberei, Alchemie, Astrologie und Medizin. Nur wer eine Lehrung durch einen Guru und die "Königliche Weihe" erhalten hat, darf diese Riten ausführen. Meditations-und Jogaübungen vereinigen den Gläubigen mit dem Universum.

Die Mantras sind die heiligen Formeln, die der Eingeweihte zitiert und deren Silben symbolische Bedeutung haben, die religiöse Elemente des Kosmos und Gestalten des Götterhimmels und deren Eigenschaften bezeichnen.

Das Mandala (Meditationskreis) ist eine komplizierte Zeichnung, die das Universum oder einen Teil davon darstellt.

Die Mudra (Gebärde) beschreibt vor allem die Gebärde der Hände und entspricht, wie der ganze Körper, dem Universum und vereint den Gläubigen mit dem Göttlichen. Wichtigster und kompliziertester Ritus ist das Sadhana (Verwirklichung). Dies darf nur von einem Eingeweihten vollzogen werden. Vorraussetzung ist das Opfern von Blumen und Weihrauch, Lampen, das Beichten von Vergehen, Zuflucht zu den Kostbarkeiten (Buddha, Gemeinde, Lehre) und schließlich der Entschluss zur Erleuchtung zu finden und ein Bodhisattva zu werden. Zunächst erlebt der Eingeweihte die universale Leere, dann die Reinheit aller Dinge und identifiziert sich zuletzt mit dem höchsten Buddha. Es existiert zahlreiche Literatur, die hauptsächlich in chinesischer Sprache ist und ins Tibetische, aber kaum ins Europäische übersetzt wurde. In den ältesten Texten soll es angeblich noch magische Formeln geben, die bekannteste ist "Om mani paolme hum".

2a) Das Nirwana

Die geistigen Wurzeln des Nirwana liegen im hinduistischen Prinzip des Brahman, des Urprinzips der Welt. Nach dieser Vorstellung verbindet sich nach dem endgültigen Tod die Menschenseele mit dem Atman, der allumfassenden Weltseele.

Für den gläubigen Buddhisten bedeutet das Nirwana einen Zustand der endgültigen Erlösung vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburt. Besitzt der Gläubige ein gutes Karma kann er nach seiner langen, leidvollen Seelenwanderung ins Nirwana eingehen. Übersetzt werden kann das Wort Nirwana im Sinne von "verweht, erloschen". Diese Bedeutung wird durch das Bild der Flamme erklärt, die für den Buddhisten Symbol des Lebenskreislaufs ist und deren Auslöschung höchstes Glück bedeutet. Siddharta Gautama selbst hat den Zustand der Erleuchtung mit folgenden Worten charakterisiert: "Das Eingehen in die Unendlichkeit des Raumes, die Vernichtung von Wahrnehmung und Empfindung, das ist das Ziel"2 Der Gläubige kann den Zustand des Nirwana nur dann erreichen, wenn mehrere Voraussetzungen gegeben sind.

Zum einen muss er den edlen achtteiligen Pfad beschritten haben, der aus den Tugenden Rechtes Verstehen, Rechtes Denken, Rechte Rede, Rechtes Handeln, Rechtes Leben, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit und Rechte Sammlung besteht. Diese einzelnen Schritte können zudem in die drei Bereiche Weisheit, Ethik und Meditation zusammengefasst werden, welche Kern der buddhistischen Lehre sind. Weiterhin ist Erlösung nur dann möglich, wenn zusätzlich die vier edlen Wahrheiten verstanden werden, welche vom Leiden, von dessen Ursache, von dessen Überwindung und dem Weg dahin handeln.

Erst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, besteht die Chance in das endgültige Nirwana, das Parinirwana, einzugehen. In der irdischen Welt kann der Buddhist zwar durch Meditation das Nirwana kurzzeitig im Diesseits erfassen, aber der definitive Zustand der Ruhe ist erst nach dem Tod des Menschen möglich. Das Nirwana "kann nicht durch Sinneserfahrung oder durch den Verstand, der in den Begriffen der üblichen Kategorien vorgeht, erfasst werden"3, sondern ist vielmehr ein abstrakter Zustand außerhalb der Zeit. Für den Buddhisten bedeutet es zweifellos das Ziel seines menschlichen Lebens, denn durch das Nirwana erfolgt die "Zerstörung des Begehrens und der grundlegenden Leidenschaften Gier, Hass und Verblendung"4.

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2b) Vergleich zwischen Nirwana und Ewigem Leben

Um eine Vorstellung von der Bedeutung eines Zustandes nach dem menschlichen Tod zu erhalten, soll zunächst das Welt- und Menschenbild im Buddhismus und Christentum dargestellt werden. Für den Buddhisten bedeutet alles Leben Leiden, welches aus dem ewigen Kreislauf aller Dinge (Samsara) resultiert, den nicht der Mensch zu verantworten hat. Ziel ist es in der irdischen Welt die Möglichkeit für einen Eingang ins Nirwana zu schaffen. Schlechte Taten, die im Widerspruch zur Lehre stehen werden im Karma abgegolten, woraus die nächste Stufe der Reinkarnation abgeleitet wird. Für den Buddhisten ist sein Leben also nichts Einmaliges, da seine Seele bereits viele Wanderungen hinter sich haben kann. Tod und Geburt sind daher gleichbedeutend für ihn. Das Nirwana stellt ein Ende des Kreislaufs von Geburt und Wiedergeburt dar, so dass dessen Erlangung höchstes Glück bedeutet. Auch gründet er keine zentrale Hoffnung auf einen Gott, der ihn erretten kann. Das Nirwana stellt "im Gegensatz zur Welt des Scheins die wahre Wirklichkeit" dar, aus der "alle individuellen Dinge kommen und in die sie bestimmt sind [und] wieder zurückkehren werden"5. Nirwana wird also als Ursprung und Ende aller Dinge gesehen, wobei es mehr oder weniger ein Nichts beschreibt, in dem kein Teil eines Menschen erhalten bleibt. Allerdings wird diese Tatsache nicht als negativ betrachtet, sondern bedeutet vielmehr eine Erlösung. Aus christlicher Sicht ist jedes Leben eines Menschen ein wertvolles Geschenk, das nicht wiederkehrt. Von Gott geschaffen steht der Mensch im Mittelpunkt der Schöpfung. Die Vergänglichkeit alles irdischen Seins ist eine zentrale Aussage des Glaubens und für die Christen besteht im Ewigen Leben eine Hoffnung auf eine Existenz über den Tod hinaus. Der im Buddhismus stark ausgeprägte Gedanke vom Leid ist in dieser Form nicht gegeben, da der Mensch durchaus Freude an seinem Leben empfinden kann und darf. Durch den Tod Christi wird dem Menschen das Tor zum Ewigen Leben geöffnet und er erfährt damit Erlösung von seiner Endlichkeit. Bedingung für ein Leben nach dem Tod ist der unbedingte Glaube an Gott und seine Macht. Das Ewige Leben wird in der Bibel als durch und durch gut beurteilt, dem Menschen wird ein paradiesähnlicher Zustand verheißen. Im Neuen Testament ist es das "unzerstörbare, makellose und unvergängliche Erbe" (1Petr 1,4), das dem Menschen versprochen wird. Er wird Gott "von Angesicht zu Angesicht" (1Kor 13,12) sehen und in der Herrlichkeit des Allmächtigen wohnen. Das Ewige Leben ist also ein Zustand tiefen Friedens und Glücks, in dem der Mensch von allen Sünden und dem Tod befreit ist. Aber Ewiges Leben erstreckt sich nicht nur auf die Welt des Jenseits, sondern schon im irdischen Leben kann der Mensch Teil daran haben. So wird in Jo 6,54 den Menschen, die ein Leben im Sinne Christi führen eine "Auferweckung am Letzten Tag" zugesichert, doch bereits vorher kann der Mensch das Ewige Leben in sich aufnehmen. Jesus spricht bildhaft von der "sprudelnden Quelle" in jedem Gläubigen, "deren Wasser ewiges Leben schenkt" (Jo 4,14). Durch Nächstenliebe kann also der Mensch dieses Geschenk weitergeben und erfährt dadurch die Nähe von Christus. Das Ewige Leben beschreibt einen Zustand außerhalb der Zeit, weit entfernt von allem irdisch Bekannten. Die Liebe des Herrn wird stark hervorgehoben und in seiner Gemeinschaft zu leben bedeutet für den Christen tiefste Erlösung und Befreiung. Die Johannes-Apokalypse kann vielleicht ein Bild dieser Existenz außerhalb aller weltlichen Maßstäbe vermitteln, denn hier wird eine "Neue Welt" beschrieben, die am Ende aller Tage von Gott geschaffen wird. Es wird von einem "neuen Himmel" und einer "neuen Erde" berichtet, die die "Wohnung Gottes unter den Menschen" sein wird. "Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal" (Offb 21).

Beim Vergleich von Ewigem Leben und Nirwana fällt zunächst auf, dass sowohl im Buddhismus als auch im Christentum der Glaube an eine Existenz nach dem Tod vorhanden ist. Auch ist es nicht der Mensch, der als irdisches Wesen erlöst wird, sondern seine Seele, die Zugang zu einer transzendenten Welt findet. Grundsätzlich wird das Leben nach dem Tod als positiv beurteilt und Gefühle wie Glück, Frieden, Freiheit oder Liebe lassen sich auf beide Formen der Weiterexistenz beziehen. Zudem besteht eine Ähnlichkeit in der Tatsache, das sowohl Christ als auch Buddhist schon im Diesseits Teil an der Erlösung haben können. Durch christliches Handeln wie auch durch tiefe Meditation im Buddhismus kann der Mensch ein Stück dieser Transzendenz in sich aufnehmen. Da beide Religionen durch Stifter entstanden sind, kommt sowohl Jesus Christus als auch Siddharta Gautama eine wichtige Bedeutung auf dem Weg zur Erlösung zu, denn dieser wird in ihrem Handeln und ihrer Lehre aufgezeigt. Im Christentum ermöglicht Jesus durch seinen Tod noch viel direkter als Buddha durch sein Wirken das Ewige Leben.

Während allerdings im Christentum eine persönliche Beziehung zu Gott im Mittelpunkt steht, bedeutet das Nirwana einen abstrakten Zustand, der ohne göttliche Zuwendung auskommt. Auch die Vorstellung von einem direkten Weiterleben nach dem Tod nach Maßstäben der irdischen Welt ist für den Buddhismus schwer vorstellbar, da ewiges Leben auch ewiges Leiden bedeuten würde und somit keine Erlösung gegeben wäre. Für den Buddhisten ist nach dem Tod nur das Rad der ewigen Wiedergeburt zum Stillstand gekommen und gerade darin besteht für ihn Befreiung.

3a) Geschichte und religiöse Bedeutung des Dalai Lamas

Ungefähr 500 Jahre nach dem Tod Buddhas entstand in Asien die Mahayana-Lehre (Grosses Fahrzeug), die anders als ihre Vorgänger den buddhistischen Mitleidsgedanken besonders betonte. Hat ein Gläubiger den Zustand der Erleuchtung erreicht, kann er aus tiefstem Mitleid heraus als "Bodhisattva" wiedergeboren werden, um so den Leidenden den Weg zur Erkenntnis zu lehren. Der Mönch Tsong-kha-pa (1357-1419) fasste viele dieser alten indischen Lehren und Traditionen in seiner Gelugpa-Schule, dem sogenannten Gelbmützen- Orden, zusammen, welcher sich bald in Tibet etablierte. Der Dalai Lama gilt demnach als Wiedergeburt dieses Bodhisattvas der Barmherzigkeit, der von den Tibetern zusätzlich als Stammvater angesehen wird. Er besitzt hohe religiöse Autorität und ist für alle Gläubigen ein Vorbild auf dem Weg zur Erleuchtung. Die Geschichte des Lamaismus in Tibet ist eng mit dem Aufstieg der Gelugpa-Bewegung in Zentralasien verbunden, der sich vor allem im 15. Jahrhundert vollzog. Diese Entwicklung ging vor allem vom Kloster Ganden aus und als Dalai Lama galt der jeweilige Vorsteher dieser Tempelanlage. Der erste Dalai Lama war Tsong-kha-pas Neffe Gedün Drub (1391-1475) und unter dessen Führerschaft entstanden in Tibet weitere große Klöster. Als Reinkarnation des ersten Dalai Lamas wurde bald darauf dessen Lieblingsschüler Gedün Gyatso (1475-1542) erkannt. Der Titel des Dalai Lama, der soviel wie "Ozean des Wissens" bedeutet, war jedoch erst Sonam Gyatso (1543-1588), dem dritten Dalai Lama, zum ersten Mal offiziell verliehen worden. Zu dieser Zeit übten mongolische Stämme grossen Einfluss auf Tibet und die gesamte Region aus, aber aufgrund der Tatsache, dass der mongolische Herrscher Altan Khan zur Gelugpa-Schule übertrat, schwand diese Macht mehr und mehr zu Gunsten des Dalai Lama. Unter mongolischer Schutzherrschaft konnte sich in Tibet die neue Lehre weiter verbreiten. Darüber hinaus wurde in einem Urenkel Altan Khans der vierte Dalai Lama Yöntan Gyatso (1589-1617) aufgefunden, was die Autorität des tibetischen Oberhaupts gegenüber den Mongolen weiter stärkte. Er ist ferner der bislang einzige Nicht-Tibeter, der die Rolle des Dalai Lama innehatte. Zur Zeit des fünften Dalai Lama Ngawang Lobzang Gyatso (1617-1682) wurde die innere Herrschaft über Tibet geklärt. Unter dem neuen Führer wurde die Rolle der anderen buddhistischen Schulen in Tibet zwar geschwächt, aber man war weitgehend tolerant gegenüber anderen Lehren. Das Verhältnis zu China, der Macht im Osten, war zu dieser Zeit ausgeglichen und die weitgehende Souveränität Tibets damit gewährleistet. Aufgrund der außerordentlichen Erfolge in der Zeit von Ngawang Lobzang Gyatso wurde dieser Dalai Lama auch der "Grosse Fünfte" genannt. Sein diplomatisches Geschick, aber auch seine teilweise rücksichtslose Machtpolitik waren Kennzeichen seiner Regierungszeit. Doch diese Epoche der Stärke war von kurzer Dauer, denn nach dem Tod des fünften Dalai Lamas sollte es über zweihundert Jahre dauern, bis wieder ein starker Führer Tibet regieren sollte. Schon sein Nachfolger Tsangyang Gyatso (1683-1706) riskierte durch seine ausschweifende Lebenshaltung die Sympathien Chinas und seiner eigenen Ordensleute. In den folgenden Jahrhunderten wurde Tibet dann zum Spielball der asiatischen Mächte und vor allem die chinesische Mandschu-Dynastie übte von nun an erheblichen Einfluss auf das Himalaya- Reich aus. Unter dem siebten Dalai Lama Kalzang Gyatso (1708-1757) mussten die Tibeter den Einmarsch chinesischer Armeen hinnehmen und die staatliche Einheit war nicht länger gewährleistet. Der Dalai Lama wurde verbannt, was eine weitere Schwächung Tibets bedeutete. In dieser Zeit versuchten zudem die europäischen Kolonialmächte ihr Handelsimperium auf Tibet auszudehnen, sodass der achte Dalai Lama Jampel Gyatso (1758- 1804) weiteren Schwierigkeiten gegenüberstand. In China betrachtete man die Vorgänge in Tibet zunehmend ablehnend, aber aufgrund der großen Beliebtheit der Person des Dalai Lama schien ein Auflösen des gesamten Reinkarnationskults als zu riskant. Also versuchte man den jeweiligen Herrscher weitgehend auf die Linie Pekings zu bringen, was angesichts der schwachen Dalai Lamas in dieser Epoche meist auch gelang. Die überaus kurze Regentschaft des neunten Dalai Lama Lungtog Gyatso (1806-1815) brachte keine großen Fortschritte für Tibet, denn die Chinesen hatten nach wie vor die Oberherrschaft inne. Der politische Einfluss der Dalai Lamas und der gesamten tibetischen Aristokratie schwand immer mehr und auch der zehnte Dalai Lama Tshultrim Gyatso (1816-1837) konnte an diesem Zustand nichts ändern. Sein Nachfolger Khedrub Gyatso (1838-1856) musste sich zudem noch gegen Überfälle der Nepalesen wehren, doch auch sein früher Tod war nicht unbedingt förderlich für Tibet. Der zwölfte Dalai Lama war Trinle Gyatso (1856-1875) und er schloss zunächst einen Friedensvertrag mit Nepal, was zumindest einen kleinen Erfolg im Vergleich zu seinen jungen Vorgängern bedeutete. Aber erst unter dem dreizehnten Dalai Lama Thubten Gyatso (1876- 1934), der ähnlich wie der "Grosse Fünfte" regierte, konnte sich Tibet dem mehr oder weniger ausgeprägten Einfluss der Großmächte entziehen und erreichte nach den Wirren der chinesischen Revolution im Jahr 1911 wieder die völlige Unabhängigkeit, die bis zum endgültigen Einmarsch der chinesischen Armee am 7.10.1950 dauern sollte. Nach Jahren der Fremdherrschaft und des Chaos begann dieser Dalai Lama einen inneren Erneuerungsprozess des Landes. Zur Zeit steht der vierzehnte Dalai Lama Tenzin Gyatso an der Spitze der Tibeter und seine Herrschaft wird ständig durch das schwierige Verhältnis zu China belastet.

3b) Leben des vierzehnten Dalai Lama

Der jetzige Dalai Lama oder Tenzin Gyatso, wie er als Mönch genannt wird, wurde am 6.7.1935 in dem nordtibetischen Dorf Takster in der Provinz Amdo als Sohn einer armen Bauernfamilie geboren. Sein ursprünglicher Name lautete Lhamo Dhondrub und schon bald nach seiner Geburt wurde er von einer Suchexpedition als Reinkarnation seines Vorgängers, des "Grossen Dreizehnten", erkannt. Nach zahlreichen mystischen Prüfungen stand für die buddhistischen Mönche, die ihn entdeckt hatten, fest, dass sie ein neues Oberhaupt gefunden hatten. Nach ihrer Lehre geht die Seele des vorherigen Dalai Lamas nach dem Tod in den Körper eines männlichen Neugeborenen ein, der dann aufgrund von bestimmten körperlichen Merkmalen als Nachfolger erkannt wird. Bereits im Alter von fünf Jahren wurde Lhamo Dhondrub zum Oberhaupt der Tibeter erklärt und übernahm am 1.11.1950 die volle Staatsgewalt. Der Einmarsch der chinesischen "Volksbefreiungsarmee" in Tibet bedeutete einen Schock für das tibetische Volk und der später folgenden Kulturrevolution sollten bedeutende religiöse Bauwerke zum Opfer fallen. Seine Appelle an die Vereinten Nationen verhallten ungehört und bereits zu diesem Zeitpunkt musste der Dalai Lama kurzzeitig an die indische Grenze nach Yatung fliehen, kehrte jedoch 1951 in die tibetische Hauptstadt Lhasa zurück. Er war hilflos gegenüber der Macht der chinesischen Okkupatoren und auch ein Besuch beim chinesischen Staatchefs Mao Tsetung in Peking 1954 brachte keine zählbaren Erfolge für sein Volk. Aufgrund der zunehmenden tibetischen Proteste Ende der fünfziger Jahre wurde die Lage immer bedrohlicher für ihn, so dass er im März 1959 zur Flucht ins indische Exil nach Dharamsala gezwungen wurde. Die Vereinten Nationen verurteilten jetzt zwar die blutigen Greueltaten der Chinesen zur Unterdrückung des tibetischen Widerstands, aber dies änderte nichts an der politischen Lage. In der Folge musste der Dalai Lama vom Ausland aus die Regierungsgeschäfte leiten. Im Jahr 1960 stellt er eine Exilregierung auf und rief 1963 eine demokratische Verfassung für ein zukünftiges freies Tibet aus. Diese sollte auf buddhistischen Prinzipien und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beruhen. Aus seinem Exil heraus ermutigte er stets seine Landsleute nicht aufzugeben und seine unermüdlichen Bemühungen für den Frieden in seiner Heimat brachte er 1987 mit einem Fünf-Punkte-Plan zum Ausdruck. Nach schweren Unruhen in diesem Zeitraum, konnte er 1988 einen Teilerfolg verbuchen, als sich die chinesische Regierung zumindest bereit erklärte Verhandlungen über den Friedensplan des Dalai Lama aufzunehmen.

Auf internationaler Ebene haben ihm seine friedlichen Anstrengungen hohes Ansehen eingebracht und zahlreiche Reisen nach Japan, in die ehemalige Sowjetunion und die westliche Welt bestimmten sein Leben. So förderte er beispielsweise durch mehrere Treffen mit Papst Johannes Paul II. den Dialog mit dem Christentum, aber auch hochrangige Politiker wie der ehemalige amerikanische Präsident Clinton oder das tschechische Staatsoberhaupt Havel gehörten zu seinen Gastgebern. Als ein Höhepunkt seines Lebens kann die Verleihung des Friedensnobelpreises an den vierzehnten Dalai Lama im Jahr 1989 angesehen werden. In der Begründung der Jury wurden seine "konstruktiven und vorausschauenden Vorschläge bei der Lösung internationaler Konflikte, Menschenrechtsfragen und globaler Umweltschutzprobleme" besonders hervorgehoben.

Neben zahlreichen Ehredoktorwürden wurde er mit dem französischen "Prix de la Memoire" in Paris und im Jahr 1991 mit dem "Freedom Award" in den USA ausgezeichnet. Für die sechs Millionen unter chinesischer Herrschaft lebenden Tibeter ist er ein Hoffnungsträger und sie erkennen seine Autorität voll an, denn auch auf religiösem Gebiet steht der Dalai Lama an der Spitze des Volkes. Sein Charisma und seine Botschaft von der Gewaltlosigkeit machten ihn schnell bekannt und nicht zuletzt durch seine internationalen Auftritte gibt er den Menschen seiner Heimat einen Teil ihrer Identität zurück.

3c) Politische Situation in Tibet

Nach einer langen Zeit des gewaltlosen Nebeneinanders Tibets und des Riesenreichs China, entstanden zu Beginn des 20.Jahrhunderts Spannungen, die in der Folge das politische Geschehen bestimmen sollten. Als sich im Jahr 1911 Tibet für völlig souverän erklärte, hatte dies zunächst scharfe Proteste der Chinesen zur Folge. Als Zeichen der staatlichen Unabhängigkeit wurden diplomatische Verbindungen mit Großbritannien, Nepal, Bhutan und später auch Indien aufgenommen. China fühlte sich durch diese Aktionen provoziert, da es Tibet als Teil des eigenen Staates betrachtete. In Simla kam es 1913 zu einem Gipfeltreffen unter britischer Initiative, das jedoch keine abschließende Lösung der Tibetfrage brachte. Als Konsequenz des immer schlechter werdenden Verhältnisses begann die chinesische Armee im Jahr 1949 mit dem Einmarsch in Tibet und nach etwa einem Jahr hatte diese Übermacht das ganze Land unter ihrer Kontrolle. Allein im folgenden Jahrzehnt fielen den Besatzern über 80000 Menschen in Zentraltibet zum Opfer. Im Dezember des Jahres 1951 wurden die Tibeter gezwungen, das Siebzehn-Punkte-Abkommen zu unterzeichnen, was die Angliederung Tibets an China beinhaltete und gleichzeitig die Besetzung durch chinesische Truppen besiegelte. Zudem wurden bereits 19h53 kommunistische Reformen durchgeführt, welche zur ideologischen Gleichschaltung Tibets beitragen sollten. Blutigen Auseinandersetzungen folgten vor allem am 10.3.1959, was den Dalai Lama und mehrere Zehntausend Anhänger schließlich zur Flucht nach Indien veranlasste. Als Zeichen des Widerstandes gegen das Regime in Peking wurde dennoch eine selbständige tibetische Exilregierung aufgestellt. Das Kabinett wird durch die 46 gewählten Mitglieder des Parlaments bestimmt und an der Spitze steht der Dalai Lama als geistliches und weltliches Oberhaupt. China akzeptierte folgerichtig keinerlei Machtteilung und auf die tibetischen Bemühungen reagierte es mit der Zerstörung von 80% der Tempelanlagen und Klöster im Rahmen der Grossen Proletarischen Kulturrevolution unter Mao Tsetung im Jahr 1966. Hungersnöte und ein wirtschaftlicher Zusammenbruch waren die Folge der chinesischen Kollektivierungsmaßnahmen. Mit dem Tod Mao Tsetungs am 8.9.1976 begann allerdings eine vorübergehende Phase der Entspannung im Verhältnis von Tibet und China. Neben einer Öffnung des Landes in Richtung Westen durften von 1979 bis 1985 mehrere Flüchtlingsdelegationen aus dem indischen Exil ihre Heimat besuchen, aber der Druck auf das tibetische Volk wurde trotzdem aufrecht erhalten. Nach einer Rede des Dalai Lama vor dem Menschenrechtsausschuss des amerikanischen Parlaments am 21.9.1987 kam es zu schweren Unruhen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa, die schnell auf das ganze Land übergriffen. Der Tod eines Mönches war am 5.3.1988 Anlass für weitere blutige Proteste, doch auch zu diesem Zeitpunkt schlug das chinesische Militär den Aufstand nieder. Als Konsequenz wurde sogar das Kriegsrecht über Lhasa verhängt und auch im folgenden Jahrzehnt kam die Region nicht zur Ruhe.

Innerer Widerstand der Tibeter wird heute immer noch durch hohe Haftstrafen, Folter und Exekutionen beantwortet, so dass die Menschen ständiger Kontrolle und einer menschenverachtenden Politik ausgesetzt sind. So kann beispielsweise der Besitz der Nationalflagge oder eines Bildes des Dalai Lama weitreichende Strafen gegen den Eigentümer zur Folge haben und auch jede Form der freien und öffentlichen Meinungsäußerung wird unterbunden. Zahlen des tibetischen Menschenrechtskomitees aus dem Jahr 1996 belegen 204 bekannte gewordene Verstöße gegen die Menschenrechte, die sich alleine auf Demonstrationen und Meinungsäußerungen beziehen. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch weitaus höher liegen.

Auf internationale Proteste reagiert China stets mit dem Verweis auf die Tatsache, das es sich nach seiner Meinung bei der Tibetfrage um ein innenpolitisches Problem handle und so haben auch weltweite Verurteilungen bislang keine Wirkung gezeigt. Die blutige Unterdrückung tibetischer Proteste hat gezeigt, dass China zu keinem friedlichen Dialog findet, sondern die Politik exzessiver Gewaltanwendung wohl auch in Zukunft fortsetzen wird. Öffentliche Auftritte des Dalai Lama sind ein Politikum und ziehen regelmäßig massive Proteste Chinas nach sich, so auch 1993, als der Dalai Lama auf eine Teilnahme an der UNO - Menschenrechtskonferenz in Wien verzichten musste. Ähnliches geschah auch 1994, als das tibetische Staatsoberhaupt neben hochrangigen Staatsgästen zur 1200-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt geladen war, und aufgrund des Drucks Chinas wieder abreisen musste.

4) Quellenverzeichnis

Literatur

[1] Alt, Franz: Tibet. Buchverlag Breidenstein GmbH. Frankfurt am Main. 1998.

[2] Bechert, Heinz: Die Welt des Buddhismus. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung. München. 1984.

[3] Conze, Edward: Buddhistisches Denken. Insel Verlag. Frankfurt am Main. 1988.

[4] Fassnacht, Dieter: Buddhismus. Verlag Moritz Diesterweg. Frankfurt am Main. 1978.

[5] Gibb, Christopher: Der Dalai Lama. Arena Verlag GmbH. Würzburg. 1990.

[6] Golzio, Karl-Heinz: Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama. Scherz Verlag. Bern. 1997.

[7] Ludwig, Klaus: Tibet. C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung. München. 1996.

[8] Snelling, John: Buddhismus: Ein Handbuch für den westlichen Leser. Eugen Diederichs Verlag. München. 1991.

[9] Trutwin, Werner: Weltreligionen. Patmos-Verlag. Düsseldorf. 1971.

[10] Trutwin, Werner: Die Weltreligionen: Buddhismus. Patmos-Verlag. Düsseldorf. 1998.[11] Zierer, Otto: Buddhismus. Kiesel Verlag. 1985

Internet

[1] www.freetibet.org

[2] www.savetibet.org

[3] www.tibet.com

[5] www.vot.org

[4] www.tibetinfo.net

[6] www.edepot.com/buddha.html

[7] www.deerparkcenter.org

[...]


1 Trutwin, Werner: Die Weltreligionen: Buddhismus. Düsseldorf. 1998.

2 Ludwig, Klemens: Tibet; Seite 34. München. 1996.

3 Snelling, John: Buddhismus: ein Handbuch für den westlichen Leser; Seite 64. München. 1991.

4 Bechert/Gombrich: Die Welt des Buddhismus; Seite 50. München. 1984.

5 Trutwin, Werner: Weltreligionen; Seite 113. Düsseldorf. 1973.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte des Buddhismus. Über die religiöse Bedeutung des Dalai Lama und die politische Situation in Tibet
Autor
Jahr
2001
Seiten
19
Katalognummer
V101757
ISBN (eBook)
9783640001705
Dateigröße
702 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Buddhismus
Arbeit zitieren
Matthias Schwab (Autor:in), 2001, Die Geschichte des Buddhismus. Über die religiöse Bedeutung des Dalai Lama und die politische Situation in Tibet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101757

Kommentare

  • Gast am 11.6.2007

    aus der Sicht eines Christen....

    Dieser Text spiegelt kaum den Buddhismus wider wie er wirklich ist. Es gibt keinen Gott, oder Buddhisten warten auch nicht auf die Erlösung durch die "Liebe Gottes". Es wurde schlampig recherchiert, vieles ist inhaltlich falsch. Der Text sollte von einem der sich wirklich auskennt korrigiert werden, bitte.

  • Gast am 5.6.2005

    verzerrende Sichtweise des Buddhismus.

    Sehr verzerrende Sichtweise des Buddhismus aus Christlicher Sichtweise. Dinge wie "Liebe Gottes" und "Erlösergottheiten" sind definitiv kein Teil des Buddhismus.

Blick ins Buch
Titel: Die Geschichte des Buddhismus. Über die religiöse Bedeutung des Dalai Lama und die politische Situation in Tibet



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