Differenzierung im Unterricht: Grundschule


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition

3 Begründung von Differenzierung im Unterricht

4 Differenzierungskriterien

5 Unterscheidungen zum Begriff der Differenzierung äußere Differenzierung

6 Unterscheidung von innerer und äußerer Differenzierung

7 Was ist unter innerer Differenzierung zu verstehen?

8 Wochenplanarbeit

9 Freie Arbeit Bei der Freien Arbeit kann es, wie schon bei der Wochenplanarbeit erwähnt- zu Problemen und Schwierigkeiten kommen:

10 Stationentraining
10.1 Gebundenes Stationentraining: Feste Gruppen – gemeinsamer Wechsel
10.2 Stationentraining mit Wahlmöglichkeiten

11 Schuldruckerei

12 Fazit

13 Literatur

1 Einleitung

Diese Ausarbeitung ist im Anschluss an ein Referat zum Thema „Unterricht differenzieren“ im Seminar „Der Anfangsunterricht als pädagogisches Problem“ entstanden. Geleitet wird diese Arbeit von der Ausgangsfrage, wie man im (Anfangs-) Unterricht differenzieren kann. Im Hinblick auf diese Frage werden wir ein höheres Gewicht auf die innere Differenzierung legen, weil diese im Anfangsunterricht eine größere Rolle spielt. Auf die äußere Differenzierung werden wir nur zur Abgrenzung der beiden Formen zu sprechen kommen.

Zunächst werden wir versuchen, den Begriff „Differenzierung“ zu definieren und Differenzierungskriterien und Unterscheidungen zum Begriff aufzuzeigen. Daran werden wir einen Teil anschließen, indem wir näher auf die Form der inneren Differenzierung eingehen und sie von der äußeren abgrenzen. Danach werden wir vier verschiedene Unterrichtsformen zur Differenzierung vorstellen und zu diesen in einem Fazit Stellung nehmen.

2 Definition

Das Wort Differenzierung stammt von dem lateinischen Wort Differentia = Verschiedenheit ab. Es wird im schulpädagogischen Bereich nicht ganz einheitlich verwendet, aber folgende Zusammenfassung nach Schittko kann aufgestellt werden:[1]

„Differenzierung meint die Bemühungen, (1) angesichts der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler und unterschiedlicher Anforderungen (2) durch eine Gruppierung nach bestimmten Kriterien und (3) durch didaktische Maßnahmen den Unterricht so zu gestalten, dass (4) die für das schulische Lernen gesetzten Ziele möglichst weitgehend erreicht werden können.“[2]

Wie viele andere Definitionen weist auch diese vier Merkmale des Differenzierungsbegriffs auf:

1) Voraussetzung und Gründe für Differenzierung sind folgende zwei Tatbestände:
a) individuelle Unterschiede zwischen den SchülerInnen, ihrer unterschiedlichen Lernvoraussetzungen
b) unterschiedliche gesellschaftliche Ansprüche
2) Differenzierungsmaßnahmen führen zu einer Gruppierung von SchülerInnen
3) Differenzierungsformen beinhalten immer didaktische Maßnahmen
4) Differenzierungsformen setzen voraus, dass die Zielvorstellungen für die schulische Differenzierung geklärt werden.[3]

3 Begründung von Differenzierung im Unterricht

Die Notwendigkeit der Differenzierung sind zum einen von den Aufgaben der Grundschule her zu begründen[4]:

1. Die Grundschule soll allen Kindern eine grundlegende Bildung ermöglichen: schwächere Kinder benötigen u.U. mehr Lernzeit, mehr oder auch andere Lernhilfen
2. Die Grundschule soll alle Kinder bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit fördern; das erfordert individuelle Angebote, Anregungen und Lernhilfen
3. Um die Interessen und Neigungen der Kinder in der Grundschule zu wecken, zu entwickeln und auszubauen müssen verschiedene Gestaltungs- und Arbeitsmöglichkeiten arrangiert werden
4. In der Grundschule müssen Selbstständigkeit und soziale Fähigkeiten entwickelt und gefördert werden

Vollstädt[5] nennt folgende Gründe, die eine Differenzierung im Unterricht erforderliche machen:

– Die Schülerinnen und Schüler unterschieden sich auf Grund ihrer häuslichen Arbeitsbedingungen, ihres sozialen Milieus und ihres genetischen Potentials. Dazu kommen sogenannte intraindividuelle Unterschiede: ein Kind hat besondere Stärken in Mathe ist aber ein sehr schlechter Rechtschreiber.
– Lernen ist ein individueller Vorgang, der zahlreichen fördernden und hemmenden Bedingungen unterliegt.

Durch Differenzierung im Unterricht sollen die individuellen Besonderheiten gestärkt und spezifische Lernanlagen ausgeprägt werden, gleichzeitig soll gemeinsames Lernen ermöglicht und Lerndefizite abgebaut werden.

4 Differenzierungskriterien

„Differenzierungskriterien sind die Merkmale, nach denen die Schüler im Schulsystem, in der einzelnen Schule und im Unterricht gruppiert und auf die hin didaktische Maßnahmen ergriffen werden.“[6] Im folgenden sollen acht Differenzierungskriterien[7] kurz vorgestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass diese sicher nicht die einzigen Kriterien sind, nach denen eine Differenzierung vorgenommen werden kann und auch noch andere Ebenen zu beachten sind. Außerdem spielen bei einer Differenzierung zumeist mehrere Kriterien eine Rolle. Bei dem Versuch einzelne Differenzierungskriterien zu isolieren wird schnell deutlich, dass ein Kriterium alleine zumeist nicht angewandt werden kann, da immer andere Aspekte auch wichtig sind. Zudem wird deutlich, dass es außerordentlich wichtig ist sich Gedanken darüber zu machen, welche Folgen für den Unterricht die einzelnen Differenzierungskriterien haben, denn diese wirken sich sicher auf den Unterricht aus.

1) Alter der Kinder und Jugendlichen

Dieses Kriterium beruht auf der Annahme, dass SchülerInnen gleichen Alters einen ähnlichen Entwicklungsstand und damit ähnliche Lernvoraussetzungen haben.

Welche große Bedeutung das Alter als Differenzierungskriterium hat zeigen folgende Beispiele:

- Das Schuleintrittsalter (sechs Jahre) ist gesetzlich festgelegt.
- Die Schulpflichtdauer ist geregelt.
- Die horizontale Gliederung des Schulsystems (GS è OS è Sek I + II)legt fest, wieviel Jahre man gewöhnlich an einer Schulform verbringt, wann also der Übergang zur nächsten Schulform erfolgt.
- Einteilung in Jahrgangsklassen, wobei dieses Prinzip durch Nichtversetzung und Wiederholung einer Klasse teilweise aufgehoben wird.
- Altersheterogene Gruppen sind selten und zumeist nur in freiwilligen AG’s zu finden.

2) Soziale Herkunft

Offiziell ist die soziale Herkunft kein Differenzierungskriterium. Historisch wurden die Volksschulen von den mittleren und höheren Schulen auch schichtspezifisch abgegrenzt. Der gemeinsame Besuch aller Kinder einer Grundschule ist erst seit 1919 in der Weimarer Republik festgelegt. Nach Schittko begünstige das dreigliedrige Schulsystem noch heute Kinder der Ober- und Mittelschicht, was zu einem Nachteil für die Kinder der Unterschicht führe. Auch Gesamtschulen könnten nicht als „Allheilmittel“ angesehen werden.

3) Geschlecht

Das Geschlecht als Differenzierungskriterium verliert immer mehr an Bedeutung und sei am stärksten noch in den höheren Schulen zu finden. In einzelnen Fächern, wie z.B. Sport, wird dieses Differenzierungskriterium aber auch heute noch teilweise eingesetzt.

4) Religionszugehörigkeit

Konfessions- oder Bekenntnisschulen werden immer seltener, es sind immer mehr Simultan- oder Gemeinschaftsschulen zu finden, bei denen der Religionsunterricht dann aber zumeist getrennt erteilt wird.

5) Nationalität

Mit besonderen Sprachkursen wird bei diesem Differenzierungsunterricht zumeist eine Förderung über den normalen Unterricht hinaus gegeben.

6) Schulleistungen

Die Schulleistungen als Differenzierungskriterium werden immer wichtiger, was sich an Wörtern wie Leistungsbeurteilung, Leistungskurs, usw. zeigt.

Ausschlaggebend dabei ist, dass ein normiertes Pensum den Unterricht bestimmen soll und nicht die individuelle Leistungsfähigkeit der SchülerInnen.

Die Schulleistung reguliert auch die Aufnahme in die weiterführenden Schulen und bestimmt somit die Schullaufbahn und in einem gewissen Maße die Chancen für eine spätere Berufswahl.

Zudem ist die Schulleistung eine Versetzungskriterium am Ende eines Schuljahres.

7) Interessen/ Neigungen und Wahl von Angeboten

Die Wahl von Lernangeboten nach den Interessen und Neigungen ist auch ein Differenzierungskriterium, hat aber bei weitem nicht die Bedeutung wie die Leistung. Oft bestehen „nur“ Wahlpflichtangebote, bei denen bestimmte Kriterien erfüllt werden müssen. Eine völlig freie Wahl bleibt zumeist nur in den AG, die allerdings freiwillig sind.

8) Besondere Bedürfnisse

Damit sind Einrichtungen für behinderte Kinder und Jugendliche gemeint, die z.B. in Sonderschulen eine besondere Förderung erhalten.

Gelegentlich gesondert unterrichtet werden Kinder mit Hochbegabung oder einseitig besonders begabte Kinder.

5 Unterscheidungen zum Begriff der Differenzierung

Im Bereich der Differenzierung gibt es viele verschiedene Begrifflichkeiten, die hier in der von Schittko vorgeschlagenen Weise[8] vorgestellt und systematisiert werden sollen. Dabei ist zu beachten, dass sie sich an einigen Stellen überschneiden und oft eine Nähe zu den Differenzierungskriterien aufweisen, um aber ein Minimum an Ordnung in die vielen vorhandenen Begriffe zur Differenzierung zu bringen, sollen hier verschiedenen Aspekte und begriffe zur Differenzierung vorgestellt werden.

1) Differenzierungsebenen

Schulsystem, Schule und Unterricht nehmen jeweils eine bestimmte Art der Differenzierung vor und stellen eine spezifische Bezugsgröße dar. Besonders diskutierte werden innere und äußere Differenzierung. Wobei sich erstere auf den Unterricht selbst bezieht und somit Arbeitsformen als Mittel der Differenzierung einsetzt, wohingegen die äußere Differenzierung sich vor allem durch die lerngruppenübergreifenden Einteilungskriterien auszeichnet.

[...]


[1] vgl. Vollstädt, W.: Differenzierung im Unterricht: In: Pädagogik 49 (1997), Heft 12, S. 37

[2] Schittko, K.: Differenzierung in Schule und Unterricht: Ziele – Konzepte – Beispiele. München 1984. S. 23

[3] ebd. S. 21f

[4] vgl. Bartnitzky, Horst (Hrsg.): Auf dem Weg zum differenzierten Schulalltag. Rahmenbedingungen – Grundsätze – Beispiele – Ergebnisse des Mülheimer Grundschultages 1982. Frankfurt am Main 1983

[5] vgl. Vollstädt, Witlof: Differenzierung im Unterricht. In: Pädagogik 49 (1997), H. 12, S. 36 - 41

[6] Schittko, K.: München 1984. S. 23

[7] vgl. ebd. S. 23 – 27

[8] vgl. ebd. S. 27 – 31

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Differenzierung im Unterricht: Grundschule
Hochschule
Universität Lüneburg  (Institut für Pädagogik)
Veranstaltung
Der Anfangsunterricht als pädagogisches Problem
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V10168
ISBN (eBook)
9783638166799
Dateigröße
607 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Differenzierung, Unterricht, Anfangsunterricht, Problem
Arbeit zitieren
Bettina Anders (Autor:in), 2002, Differenzierung im Unterricht: Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10168

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