Siedlungsgeographie


Skript, 2001

10 Seiten


Leseprobe


Siedlungsgeographie

Exkurs:

Verstädterung, (NICHT: Urbanisierung)

So nennt man im deuteschen Sprachraum in der Regel die Vermehrung, die Vergrößerung oder die Ausdehnung von Städten und Verdichtungsräumen (nach ihrer Anzahl, ihrer Bevölkerung beziehungsweise ihrer Ausdehnung) im Gegensatz zur sogenannten Urbanisierung, die die Ausbreitung der typisch städtischen Lebens-, Wohn-, Sozial- oder Wirtschaftsformen umfaßt. Die Große ab der eine Gemeinde als Stadt definiert wird variiert stark. (5000 etwa in Mittelmeerländern... 20.000 in Dänemark)

Kurz:

Verstädterung - quantitative Faktoren (Flächenzuwach, Bevölkerungswachstum etc.) Urbanisierung - qualitative Faktoren (städt. Lebensformen)

Hoffmeister schreibt: „ ‚Entstehung und Wachstum von Städten und Stadtbevölkerung; Gesamtheit von Veränderungen, die mit solcher Entwicklung verknüpft sind’ heißt es bei CHABOT (1970) unter dem Stichwort Verstädterung“ (S. 58)

Verstädterung meint einerseits einen Zustand (V.-Grad oder V.-Quote), d.h. den

prozentualen Anteil der Stadt-Bev. an der Gesamt-Bev. eines bestimmten Raumes (z.B. eines Staates oder einer Region)), andererseits aber auch den Anstieg des Anteils der StadtBevülkerung an der Gesamtbevölkerung in einem bestimmten Zeitraum (V.-Rate).

Während der Anteil der städtischen Bevölkerung an der Erdbevölkerung um 1800 nur ca. 3% betragen hat, ist der Anteil bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts. auf auf etwa die Hälfte gestiegen bei gleichzeitiger Bevölkerungsexplosion. Die demographische V.erstäderung konzentriert sich dabei immer mehr auf die großen städtischen Agglomerationen (Ballungsrume wie etwa das Ruhrgebiet, Berlin, Greater London, Il de France, Randstad Holland...) mit mehr als 1 Mio. Ew. (Metropolen). Der V.-Grad der Industrieländer ist mit 76% höher als in den Entwicklungsländern mit 37%, allerdings leben mittlerweile etwas mehr als zwei von drei Stadtbewohnern in der Dritten Welt (Mexiko City, Rio de Janero, SaoPaolo, Lagos, Bombay, Kalkutta etc.).

Ursachen der Verstädterung sind neben statistischen Umklassifizierung von bislang als »ländlich« aufgeführten Gemeinden insbesondere das hohe natürliche Bevölkerungswachstum (v.a. in den Entwicklungsländern. Außerdem spielt die Landflucht (Migartion vom Land in die Stadt wegen der Hoffnung auf bessere Erwerbsmölichkeiten und höheren Lebensstandart) eine gewichtige Rolle.

Die negativen Folgen der Verstädterung wie z.B. Gesundheitsbelastungen (Streß, Allergien etc.) und Umweltbelastung (Gewässer-/Luftverschmutzung, Lärm), oder die Ausbreitung von Elendsvierteln (Slums, Farvellas) machen sich insbesondere in Entwicklungsländern bemerkbar und bedürfen zu ihrer Reduzierung des Einsatzes von stadt- und regionalplanerischen Gegenmaßnahmen bzw. Lenkungsversuchen (v.a. Bekämpfung der Landflucht, z.B. durch Investitionen in die Landwirtschaft).

Literatur:

Bähr, J. u. G. Mertins: Die lateinamerikan. Groß-Stadt. Verstädterungsprozesse und Stadtstrukturen (1995).

Gaebe, W.: Verdichtungsräume. Strukturen und Prozesse in weltweiten Vergleichen (1987).

Häussermann, H.; W. Siebel: Neue Urbanität (1987).

H. Matzerath: Städtewachstum und innerstädtische Strukturveränderungen. Probleme des Urbanisierungsprozesses im 19. u. 20. Jh. (1984).

J. Friedrichs u. R. Kecskes: Gentrification. Theorie u. Forschungsergebnisse, (1996).

L. Holzner: Stadtland USA (1996).

Hoffmeister, B.: Stadtgeographie (Das Geographische Seminar), (1993)

J. Bähr: Bevölkerungsgeographie. Verteilung und Dynamik der Bevölkerung in globaler, nat. u. regionaler Sicht (31997)

Zwischenprüfungsfragen des geographischen Instituts der RWTH Aachen (diverse Semester!):

(a)

Erläutern sie die BegriffeÖkumene, Vollökumene, AnökumeneundSubökumene!

Ökumene:

Die Gesamtheit aller Räume, die vom Menschen als Wohn- und Wirtschaftsraum besiedelt sind. Sie umfaßt das tatsächlich für Wirtschafts- und Siedlungszwecke genutzte und außerdem das hierfür nutzbare Areal der Erde.

Vollökumene:

Der ständig bewohnte und bewirtschaftete Raum.

Anökumene:

Nicht dauerhaft durch seßhafte Bevölkrung bewohnbarer Teil der Erdoberfläche. i.e.: Kälte- und Trockenwüsten, Hochgebirge

Subökumene:

Zwischenbereich zwischen Ökumene und Anökumene. auch:Semiökumene

teils Räume, die nur temporär besiedelt werden

teils Räume die durch antropogene Umgestaltung für den menschen nutz- und bewohnbar gemacht werden und sich in einem Übergangsstadium zur Ökumene befinden

(b)

Nennen sie dreizu untersuchendeMerkmalein Siedlungendes ländlichen Raums.

-regional unterschiedliche Haus- und Gehöftformen

-unterschiedliche Anordnung der Gebäude zueinander

-Größe, Form und Anordnug der Landflächen

(c)

Aus welchem Grund sind Siedlungen und Siedlungsformen entstanden?

- Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten

- Vorhandensein und mögliche Nutzung von Ressourcen

-Schutz

-Seßhaftigkeit wg.Übergang zum Ackerbau

(d)

Nennen sie mögliche Grundrisse von ländlichen Siedlungen. LÄNDLICHE SIEDLUNGEN

1.

Siedlungen die sich entlang einer Leitlinie entwickeln (➔ linear ) z.B.: Reihensiedlungen; Zeilensiedlungen

- Straßendorf

- Hufendorf (Moor-; Marsch- und Waldhufendorf)

Straßendörfer gehören zu den Dörfern, deren Gehöfte sich entlang einer Leitlinie (Straße)

erstrecken (lineare Ortsform). Das Straßendorf besteht aus einer doppelzeiligen Dorfanlage, bei der Häuser oder Gehöfte in dichter Bebauung entlang einer Straße aufgereiht sind. Beachten: Umgebung ➔ sind Hufen am Dorf angeschlossen? (Wald? Moor?) dann: (...-)Hufendorf !

- Ist Leitlinie vorhanden? Erstrecken sich also Gebäude linear?

- sind Gehöfte auf einen zentralen Hof ausgerichtet?

- haben Gehöfte unterschliedliche Größe?

2.

Siedlungen, die auf einen zentralen Platz ausgerichtet sind (Dorfplatz) Entstehungszeitraum: 7./8. Jh. (zentraler Platz seitdem unverändert)

- Platzsiedlungen

- Angerdorf

- Wurtendorf

- Rundling

3.

Siedlungen, deren Gehöfte eine Fläche unterschiedlicher Größe bedecken und auch keine Einheitliche Ausrichtung aufweisen.

- Haufendorf

Exkurs:

Siedlungen, die sich entlang einer Leitlinie erstrecken:

Moorhufendorf gehört zu den Siedlungen, deren Gehöfte sich entlang einer Leitlinie

erstrecken. Hufendörfer sind Dorfformen mit einer ursprünglich regelhaften Aufreihung der Gehöfte und der daran angeschlossenen Hufen. Beim Moorhufendorf handelt es sich um eine planmäßig angelegte Reihensiedlung des 16. und 17. Jh.

Das Moorhufendorf hat i.d.R. eine Breitstreifenflur (Flurformtyp, bei dem bereits Streifen

ca.50-800 m breit dominieren). Die Grenzen der Breitstreifen bilden Entwässerungsgräben.

Marschhufendorf gehort zu den Siedlungen, deren Gehöfte sich entlang einer Leitlinie

erstrecken. Bei diesem handelt es sich um eine Reihensiedlungen im Bereich von

Gezeitenküsten und gezeitenbeeinflußten Flußmündungen (Marschgebiete) - sie ziehen sich oft an schützenden Deichen auf (typisch für die Nordseeküste). Das Marschhufendorf ist während der Mitelalterlichen Kolonisation entstanden.

Marsch: geomorphologisch-pedologischer Landschaftstyp, der im Bereich von Gezeiten(beeinflußten)gewässern entsteht, wobei der natürliche Sedimentationsvorgang durch Maßnahmen der Neulandgewinnung an Küsten unterstützt werden kann. Die Marsch ist ein Typ der Kulturlandschaft, der an der Nordseeküste typisch ist und häufig auffällt.

Waldhufendorf: gehört zu den Siedlungen, die sich entlang einer Leitlinie (linear) erstrecken Das W. ist eine Siedlungsform auf gerodetem Waldland. Das W. ist i.d.R. im Mittelalter entstanden und tritt i,d.R. als doppelzeiliges Reihendorf mit hofanschließenden Breitstreifenparzellen in Einödlage auf. Die Gehöfte liegen entlang der Leitline (z.B.Straße, Bach). Am Ende der Hufen (hofferner Teil) bleibt i.d.R. noch (Nutz-)Wald erhalten.

Siedlungen, deren Gehöfte auf zentralen Platz ausgerichtet sind:

Angerdorf: gehort zu den Siedlungen, deren Gehöfte auf einen zentralen (Dorf-)Platz

ausgerichtet sind. Das A. ist ein planmäßig angelegtes Platzdorf (Dorftyp dessen Grundriß einen zentralen Platz aufweist, den Gemeinschaftsbauten oder landwirtschaftliche Anwesen). Die Gehöfte umschlißen einen gemeinschaftlich genutzten Platz (Anger), der als Gemeindeweide (Almende) dienen kann, oder auf dem öffentliche Gebäude (Rat- /Gemeindehaus; Kirche) stehen. Das Angerdorf ist ein Siedlungstyp der hauptsächlich während der deutschen Ostkolonisation im Mittelalter entstanden ist.

Wurtendorf: (Warft; Werft)

Das W. gehört zu denSiedlungen, deren Gehöfte auf einen zentralen (Dorf-)Platz ausgerichtet sind.

Das W. entstand i.d.R. auf einem künstlich vom Menschen aufgeschütteten Erdhügel, der als Siedlungsplatz für eine Einzel- oder Gruppensiedlung dient. Der Hügel sollte das Dorf schützen (vor Sturmfluten/Hochwasser etc.). Dieser Siedlungstyp kommt vor allem an Marschenküsten vor, mitunter auch an Flußläufen. Entstehungszeitraum: um 7. und 8. Jh.

Rundling: gehört zu den Siedlungen, deren Gehöfte auf einen zentralen (Dorf-)Platz ausgerichtet sind.

Der R. ist eine besondere Form des Rundplatzdorfes. Beim R. gruppieren sich um einen einzigen Zugang hufenförmig bis nahezu kreisförmig die Gehöfte. Letztere haben Anschluß an eine Streifengemengeflur. Der R. geht auf Studien und Erkenntnissen der Ostkolonisation durch die slawische Bevölkerung im Hochmittelalter zurück.

Neben dem Typ des Rundplatzdorfes gibt es aber auch noch den Typ des

Rechteckplatzdorfes, das sich im wesentlichen durch die rechteckige Form des Dorfplatzes und der deswegen eher rechtwinklig angeordneten Bebauung vom Rundplatzdorf unterscheidet.

Siedlungen, deren Gehöfte eine Fläche unterschiedlicher Größe bedecken:

Das Haufendorf gehört zu den Siedlungen, deren Gehöfte eine Fläche unterschiedlicher

Größe bedecken. Es handelt sich hierbei um einen Siedlungstypus, der insbesondere in den Altsiedellandschaften Mitteleuropas häufig vertreten ist. Das H. hat einen ungeregelten Grundriß, und meistens auch ungleichförmige Bebauung. Genetisch ist das Haufendorf als Endglied einer EntwicklungsreiheEinzelhof➔Weiler➔Haufendorfentstanden.

(e)

Nennen sie Methoden der ländlichen Siedlungsforschung.

Auswertung schriftlicher Quellen, d.h.:

- Flur- und Katasterkarten

- Kirchenbücher

- Urkunden

- Alte Register

- Heimatkalender

- Statistiken

Archäologische Methode:

- Ausgrabungen

- Bodenproben

- Dendrochronologie

- ( Kohlenstoff-14-Isotop) Radio-Karbon-Methode (Rekonstruierung von

Altersbeständen aufgrund des Verfalls

- Quellenanalyse

Beobachtung + Kartierung + Befragung

Statistische Verfahren zur Siedlungsforschung Ortsnamen- und Wortforschung

(f)

Was sind Sielungen? (Definieren!)

Siedlungen sind Knotenpunkte und Verdichtungsräume menschlicher Aktivitäten, des Wirtschaftens und des Handelns.

Siedlungen sind damit auch der Ort,wo - und zugleich ein Weg, über den die Aktivitäten des Menschen abgewickelt werden.

Siedlungen sind Wohnplätze des Menschen mit den entsprechenden Wohn- und auch Wirtschaftsbauten, den Verkehrsplätzen, den Freizeit- und Erholungsflächen und der Sonder-wirtschaftsflächen.

Siedlungen unterliegen stetem Wandel.

(f)

Nennen sie drei Lektüren (Autor; Titel) zur Siedlungsgeographie.

LIENAU, C.: Die Siedlungen des ländlichen Raumes (Das Geographische Seminar) HENKEL,G.: Der ländliche Raum (Teubner Studienbücher der Geographie) MAIER K.: Ordnung im ländlichen Raum

(g)

Definieren sie den Begriff „ländlicher Raum“ .

- Raum außerhalb der Verdichtungsgebiete und deren Randgebieten.

- naturnaher Raum

- sehr geringe Zentralität

- dörfliche bis Kreisstädtische Siedlungsstrukturen

- relativ geringe Bevölkerungsdichte

- hoher Anteil in der Landwirtschaft beschäftigter Erwerbstätiger

(h)

Nennen sie die Probleme des ländlichen Raumes.

Es gibt Disparitäten zwischen Agglomerationen und den peripheren Gebieten

➔ fehlende Infrastruktureinrichtungen ungünstige Erwebsstruktur

z.T. Abwanderungs- und Überalterungstendenzen

(i)

Nennen sie drei Förderprogramme für den ländlichen Raum und ihre Träger.

EU : Strukturfonds (Förderung ländlicher und periphärer Räume)

Bund : Ziele im Bundesraumordnungsprogramm (BROP)

Länder / Kommunen : Raumordnungs- und Entwicklungsprogramme

è ZIEL: Schaffung gleichwertiger Lebensbereiche in ländlichen Gebieten

(j)

Wie kann landl.Raum atraktiver gemacht werden?

1. In der Landwirtschaft:

Verbesserung der Agrarstruktur: Kulturlandgewinnung und Kulturerhaltung; Qualitäts- politik (z.B. GÜtesiegel; Herkunftsbezeichnung); Förderung des Anbaus von Bioprodukten; Vorratsbestandsregelung; Anpassung der Landwirtschaft an die Markt- bedingungen

2. Umweltschutz

3. Förderung der regionalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur:

Schaffung von Arbeitsplätzen im sekundären und tertiären Sektor; Stärkung der KMU (kleine und mittlere Unternehmen); Verbesserung der finanziellen Infrastruktur; Förderung von F&E; Förderung der Erholungsfunktion und des Fremdenverkehrs

4. Verbesserung der Infrastruktur:

Techn. Infrastruktur: Ver- und Entsorgung; Verkehr (insbesondere ÖPNV)

Versorgungsinfrastruktur: Einzelhandel; Telekommunikationswesen; Bildungswesen; Gesundheitswesen etc.

5. Dorferneuerung: Beseitigung von Strukturmöngeln unter Beibehaltung des überlieferten Dorfbildes; Wiederbelebung Alter Dorfkerne; Begrünung; Schaffung/Erhaltuing von Ökotopen etc.

(l)

Erläutern sie den Begriff City.

Stadtkern größerer Städte, der sich durch geringe Bevölkerungsdichte und große Arbeitsplatzdichte auszeichnet.

è hohe Grundstücks-, Immobilien- und Mietpreise; größe Pendlerströme (➔ Probleme mit aufkommendem Verkehr durch Berufspendler und Kunden der ansässigen Geschäfte); starke Konzentration von Arbeitsplätzen vor allem im tertiären Sektor; großes Versorgungsgüter-angebot; Hohe Bebauung; größeres Verhältnis von Schaufensterfläche zu Gebäudebreite; ggf. reine Fußgängerpassagen; hohe Verkehrsdichte

(m)

Erklären sie den Begriff Stadt.

Die Stadt ist formal eine administrative Einheit mitStadtrecht.

Eine Stadt ist ein dynamisches Regionalsystem mit folgenden Merkmalen:

- im Vgl. mit ländl. Siedlungen mehr Einwohner

- Stadtbevölkerung ist differenzierter (kann in relativ viele Gruppen und Schichten

gegliedert werden)

- Städte weisen eine vergleichsweise geschlossene Ortsform auf und sind dichter

bebeaut (mehr Einwohner pro Flächeneinheit)

- Bieten i.d.R. mehr Arbeitsplätze im sekundären und tertiären Sektor an (➔ Multi-

funktionalität; Arbeitsteilung)

- Stadt hat i.d.R. für Umland (oder weiter) zentralörtliche Funktionen (i.e.:

Dienstleistungen, Versorgung mit nicht alltägl. Konsumgütern und Dienst-

leistungen)

- meistens Zentrale Bedeutung für Verkehr

- Stadtbevölkerung unterscheidet sich deutlich von der Landbevölkerung

- Stadt weist innere Differenzierung auf (Viertelsbildung etc.)

- Innovationsfunktion für Umland (führend in sozialem und techn. Wandel)

(n)

Nennen sie die Stadtbildenden Faktoren im Mittelalter.

- Stapelrecht: verpflichtete durchreisende Händler, ihre gesamte Ware anzubieten,

egal ob ursprünglich für diese oder eine andere Stadt bestimmt

- Marktrecht: Recht der Territorialherren Märkte bzw. Marktorte zu günden

Exkurs:

Stadtentstehungstheorien nach Harold Carter:

Ökologische Theorie: Theorie des Überschusses

Stadtgründung aufgrund besonderer Klima- und Bodenverhältnisse, die für

Nahrungsmittelproduktion besonders gute Bedingungen ergeben ➔ hohe Überschüsse ➔ Wachstum;

Ansiedlung an Flüssen (Mesopotamien; Nil etc.) ➔ Bewässerung;

Ökonomische Theorie: Stadt als Marktplatz

kaufmännisch: Stadt als Produkt des Handels (Wachstum aufgrund des vermehrten Handels);

Markt als Basis: Stadt als Zentrum des Warenaustausches;

Militärische Theorie: Stadt als Festung

Zusammenschluß der Menschen zum Schutz vor Feinden; Schutz z.B. durch Stadtmauer

Theologische Theorie: Stadt als Tempel

Verehrung von Gottheiten ➔ Anlage von Tempeln und Heiligtümern ➔ Stadtmittelpunkt;

Erste nicht in der Landwirtschaft tätige Menschen waren Priester (Vgl. Medizinmannn eines indianischen oder afrikanischen Stammes vor Kontakt mit abendländischer Kultur.) Priester ➔ Stadthöchste (➔ Clerus)

(o)

Wo haben sich Städte entwickelt bzw. wo wurden sie gegründet?

Flußlage: Fluß als Verkehrslinie; Stadtgründung als Verkehrsknotenpunkt bzw. eine

Tagesreise entfernt von Flußauf-/-abwärts gelegenen Städten (Nachtlager)

Brückenlage: Standort, wo Brückenbau oder zumindest Überquerung eines Flusses an seichter Stelle (Furt) möglich war.

Küstenlage: Hafenstädte, die in den Bereichen der Seefahrts- und Seehandelsruten liegen; Bedingungen für Hafenanlagen mußten günstig sein (z.B. Naturhafen) Kreuzungspunkte von Verkehrswegen: z.B. Kreuzungen bedeutender Fernhandelsstraßen, oder am Kreuzungspunkt einer wichtigen Straße und eines schiffbaren Flusses

(p)

Nennen sie 3 Lektüren zur Stadtgeographie.

HOFMEISTER, B.: Stadtgeographie (Das geographische Seminar)

BOBEK, H.: Grundlagen der Stadgeographie ( Der Geographische Anzeiger ) IPSEN, G. et al.: Standort und Wohnort.

SCHÖLLER, P.: Allgemeine Stadtgeographie

(q)

Topographische Lagemaße von Städten

Die am häufigsten beobachteten topographischen Lagetypen sind Schutzlagen, die neben militärischem Schutz beispielsweise auch Schutz vor Hochwasser bieten. Die wesentlichen topographischen Lagetypen sind diese:

Flußinsel-, Akropolis-, Kessel-, Sporn-, Isthmuslage

(r)

Erläutern sie Entwicklung und Hauptforschungsrichtungen der Stadtgeographie:

· ab ca. 1910: Morphogenetische Stadtgeographie

· ab ca. 1930: Funktionale Stadtgeographie kulturgenetische Stadtgeographie

· ab ca. 1950: Sozialgeographische Stadtforschung · ab ca. 1965: Quantitative Stadtgeographie · ab ca. 1970: Verhältnisorientierte Stadtgeographie · ab ca. 1975: 1) Angewandte Stadtgeographie

(Methodenverbund: empirische M. der Sozialforschung, statistische M., EDV, GIS, Luftbild- und Karteninterpretation)

2) Andere Forschungsschwerpunkte und Teildisziplinen der Geographie,

die sich u.a. auch mit dem Gegenstand Stadt beschäftigen, z.B.:

- Bevölkerungsgeographie

- Sozialgeographie

- Wirtschaftsgeographie

- Verkehrsgeographie

- Innovatins- und Diffusionsforschung

- Stadtökologie

(s)

Nennen sie Nachbarwissenschaften der historischen Stadtgeographie.

u.a.: historische Stadtforschung;

Städtebau;

Raumplanung;

Wirtschafts- und Sozialgeschichte

(t)

Nennen sie Untersuchungsräume der Stadtgeographie.

Innerstädtisch:

- Mikroebene (z.B.: Einzelstandorte etc.)

- Mesoebene (z.B.: Citybildung, Stadtviertel, Slums, Stadtsanierung etc.)

- Makroebene (z.B.: Gesamtstadt, Gemeinde)

Zwischenstädtisch:

- Intraregional (z.B.: Stadt-Land-Dichotomie, Stadt-Land-Kontinuum)

- National / Interregional (z.B.: Städte bzw. Stadtregionen im Vergleich)

- Global / International

(u)

Erläutern sie den Begriff „Zentralität“

Allgemeine Eigenschaft eines Ortes, Mittelpunkt eines Raumes zu sein.

Zentrale Orte weisen i.d.R. funktionalen Bedeutungsüberschuß ins Umland auf. Z.B. sind sie i.d.R. Pendlerzehrgebiete, DL-Zentren u.s.w.

(v)

Erläutern sie den Begriff „zenraler Ort“

Zentrale Orte sind Versorgungskerne, die über den eigenen Bedarf und die eigenen Grenzen hinaus mittels zentraler Einrichtungen Aufgaben sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Art übernehmen

(w)

Nennen sie drei Methoden zur Zentralitätsmessung/-bestimmung.

1. Telefonmethode nach Christaller (1933):

Zentralitätsmessung anhand der Zahl der Telefonanschlüsse (zeitgemäßer wären heute beispielsweise Internetanschlüsse o.ä.) in einem Ort und anschließender Vergleich mit der Einwohnerzahl.

2. Empirische Umlandmethode:

- beruht auf Definition von GUSTAFSSON (Zentraler Ort ist Mittelpunkt eines

Raumes aufgrund geogr. Lage) und SEDLACEK (Zentralität als die Eigenschaft eines Ortes, Ziel von Interaktionen zu sein)

- Erhebung erforderlicher Daten durch Befragung (statistische Methode)

- Ziel: Herausfinden von verschiedenen Interaktionszielen und den dazugehörigen

Bedarfsstufen

3. Methode nach Bobeck (1966):

- 3 Zentralitätsstufen: (untere, mittlere, und obere Zentralitätsstufe)

- jeder Stufe sind zentarle Einrichtungen nach ihrer Spezifität zugeordnet

4. Skalogrammanalyse nach Guttman (1975):

- Festlegung einer Rangordnung zentraler Orte nach dem Vorhandensein bzw.

Nichtvorhandensein von zentralen Einrichtungen

(x)

Welche Anwendungen findet man heute, um Orte in Unter-, Mittel- und Oberzentren zu unterteilen?

Entwicklungsachsen ➔ ein hirarchisch gegliedertes Verkehrsnetz

➔ gleichwertige Verkehrsachsen verbinden gleichwertige Zentren

Heute Anwendung von verschiedenartigen, gestreuten Anwendungsmethoden, z.B. Skalogrammanalyse oder empirische Umlandmethode

Exkurs:

Oberzentrum: Zentraler Ort innerhalb der zentralörtlichen Hirarchie; obere bis oberste Stufe der Zentralität; ein Oberzentrum hat in seinem Einzugsgebiet die höchste Zentralität und bietet Güter und Dienstleistungen des mittel- und langfristigen sowie des episodischen Bedarfes an.

Mittelzentrum: Im Rahmen der zentarlörtlichen Hierarchie ist ein Mittelzentrum ein zentraler Ort mittlerer Stufe. Ein Mittelzentrum versorgt die Bevölkerung seines Einzugsgebietes mit Gütern und Dienstleistungen des mittelfristigen und gehobenen Bedarfes.

Unterzentrum: Im Rahmen der zentralörtlichen Hirarchie ist ein Unterzentrum ein Ort auf der untersten Stufe, denn er versorgt lediglich den Nahbereich mit Gütern des täglichen, kurzfristigen Bedarfs, in Ausnahmefällen des mittelfristigen Bedarfes, insgesamt jedoch des gering- bis mittelwertigen Bedarfes.

Definitionen:

- Urbanisierung: 1) Verstädterung mit einhergehender Ausprägung von besonderen städtischen Lebens- und Verhaltensformen, raumwirksamen Prozessen und Raumstrukturen.

2) Außerdem bezeichnet der Begriff Urbanisierung den Prozess des Landschaftsverbrauchs und der Umwandlung von Landschaftsökosystemen zu Stadtökosysemen und den entsprechenden Folgen für die Umwelt und den Menschen.

- Verstädterung: Ausdehnung, Vermehrung und/oder Vergrößerung der Städte eines Raumes nach Zahl, Fläche und Einwohnern (absolut und in Relation zu ländl. Siedlungen/Regionen).

Der Begriff beschreibt den Prozess der V. ebenso wie den dadurch erreichten Zustand.

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Siedlungsgeographie
Autor
Jahr
2001
Seiten
10
Katalognummer
V101581
ISBN (eBook)
9783638999960
Dateigröße
366 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Vorbereitungsblätter für die Zwischenprüfung im Fach Geographie, Teilbereich Siedlungsgeographie
Schlagworte
Siedlungsgeographie
Arbeit zitieren
Michael Birklein (Autor:in), 2001, Siedlungsgeographie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101581

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