Amerikanisierung und Vietnamisierung im Vietnamkrieg


Hausarbeit, 2001

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Die erste Phase (1946-1954)
Beginn der zweiten Phase des Krieges
Politische Unruhen in Südvietnam

Die Amerikanisierung
Der amerikanische Krieg in Vietnam ( 1965-1967 )
Die Johnson Regierung
Die öffentliche Meinung

Die Wende Krisenjahr 1968
Die TET-Offensive
Amerikanische Reaktionen auf TET
Der Vietnamkrieg und der Westen

Vietnamisierung
Amerikas Vietnampolitik unter Nixon
Vietnamisierung
Die Invasion Kambodschas Die Oster-Offensive 1972
Das Pariser Abkommen vom Januar 1973

Einleitung

Der Krieg in Vietnam dauerte von 1946 bis 1975 an. Grund für den Konflikt waren einerseits das Streben nach Unabhängigkeit bzw. Einheit des Landes, andererseits entwickelte sich der Krieg zu einem Stellvertreterkrieg der Großmächte USA und UDSSR bzw. China. Der Kriegsverlauf kann in mehrere Phasen gegliedert werden. Die erste Phase wird als Indochinakrieg bezeichnet. Dieser Krieg dauerte von 1946-1954 an.

Die erste Phase (1946-1954)

Nach dem Rückzug japanischer Truppen aus Indochina wurde am 2.09.1946 in Hanoi die „Demokratische Republik Vietnam“ ausgerufen. Präsident dieser Republik wurde Ho Chi Minh, der meistens aber Vietminh genannt wird. Er forderte die uneingeschränkte Souveränität über ganz Vietnam, aber diese Forderung hatte einen militärischen Konflikt mit Frankreich zur Folge. Frankreich wollte seine Herrschaft über Indochina wiederherstellen was letztendlich zum Ausbruch des Vietnamkrieges führte. Der Krieg begann im November 1946 mit dem Beschuss der Hafenstadt Haiphong durch französische Kriegsschiffe. Am Beginn des Krieges gelang es den Franzosen die vietnamesischen Truppen bis westlich von Hanoi zurückzudrängen.

1949 wurde der vom Vietminh abgesetzte vietnamesische Kaiser Bao Dai von Frankreich wieder als Staatschef der „Republik Vietnam“ eingesetzt.

Durch das Ende des chinesischen Bürgerkrieges und dem daraus resultierenden Sieg der Kommunisten erhielt der Vietminh wirtschaftliche, politische und militärische Unterstützung von China.

Dadurch wurde es für die Vietnamesen möglich die Franzosen langsam aber sicher zurückzudrängen. 1953 waren die meisten Teile des Landes wieder unter Kontrolle vietnamesischer Truppen. Am 7.5.1954 endete die Schlacht bei Dien Bien Phu mit der endgültigen Niederlage der französischen Kolonialtruppen.

Bei einer Friedenskonferenz in Genf wurde der 17 Breitengrad als Demarkationslinie festgelegt. Die Truppen des Vietminh zogen sich in den Norden zurück, die Franzosen in den Süden. Unter anderem wurde beschlossen, Wahlen abzuhalten, die über die Wiedervereinigung entscheiden sollten.

Da der Westen nun eine Ausbreitung des Kommunismus fürchtete, begannen die Vereinigten Staaten, Südvietnam bzw. die französischen Truppen finanziell zu unterstützen. Nordvietnam konnte auf die Hilfe der UDSSR, den Ostblockstaaten und China bauen.

Beginn der zweiten Phase die Krieges

1955 wurde Frankreich von den USA als Schutzmacht Süd-Vietnams endgültig abgelöst. Ngo Dinh Diem baute in Süd-Vietnam mit Hilfe der Amerikaner ein Regime auf und begann mit dem Aufbau einer schlagkräftigen Armee. Dies wurde mit Hilfe amerikanischer Militärberater unterstützt. Die Wahlen, die für 1956 vorgesehen waren, scheiterten am Wiederstand Ngo Dinh Diems, da seine Machtbasis äußerst dünn war und die Wahlen höchstwahrscheinlich ungünstig für ihn ausgegangen wären.

Ab 1957 kam es zum Aufbau der „Nationalen Befreiungsfront von SüdVietnam“. Deren Ziel war die Wiedervereinigung Vietnams. Sie konnten auf militärische Unterstützung aus dem Norden bauen und führten Guerillaaktionen gegen Diems Regime aus um dieses zu destabilisieren. Die Kommunisten wurden auch als Vietcong bezeichnet.

Politische Unruhen in Süd-Vietnam

Aufgrund der Zunahme der Angriffe des Vietcong wurde die militärische Präsenz der Amerikaner in Süd-Vietnam verstärkt. Unter anderem wurde ein Freundschafts- und Wirtschaftsvertrag zwischen den USA und SüdVietnam unterzeichnet. Ende 1962 betrug die amerikanische Truppenstärke 11200 Mann, ein Jahr später wurden weitere 5000 Mann nach Süd-Vietnam entsendet.

Trotzdem konnte der Vormarsch des Vietcong nicht gestoppt werden. Der größte Teil der ländliche Gebiete Süd-Vietnams war unter seiner Kontrolle und es kam bereits zum Aufbau einer eigenen Verwaltung. Auch andere Gruppen wie zum Beispiel Buddhisten verstärkten ihre Aktivitäten gegen das Diem Regime. Beispiel sind die Selbstverbrennung buddhistischer Mönche. Am 1.11.1963 wurde das Regime gestürzt und Diem hingerichtet. Doch die Vereinigten Staaten arbeiteten auch mit der Nachfolgeregierung eng zusammen.

Die Amerikanisierung

Der amerikanische Krieg in Vietnam (1965-1967)

Der amerikanische Weg in den Krieg:

Als Reaktion auf die Angriffe der NLF ( National Befreiungsbewegung ) begannen die Amerikaner mit der Operation Rolling Thunder (Rollender Donner). Diese Operation war zeitlich unbegrenzt, was aber der Öffentlichkeit verschwiegen wurde. Es hieß, dass Rolling Thunder ein zeitlich begrenzter Vergeltungsschlag sei.

Seit Amtsantritt des neuen amerikanische Präsidenten Lyndon B.

Johnson wurde die amerikanische Finanzhilfe ständig ausgedehnt und es wurden immer mehr Militärberater nach Vietnam entsandt. Bisher wurde der Krieg ohne Einsatz amerikanischer Bodentruppen geführt. Doch die Amerikaner beschlossen 1965 die Entsendung von 40000 Soldaten um die ARVN ( Armee der Republik Vietnam ) zu unterstützen. Die NLF hatte bereits 75% des südvietnamesischem Territorium unter ihrer Kontrolle.

Der Einsatz amerikanischer Kampftruppen führte erste nationale und auch internationale Kritik mit sich. Es kam zu einem Verhandlungsangebot der Amerikaner an Hanoi, doch beharrten beide Seiten auf ihre Grundsätze und die Verhandlungen blieben ergebnislos. Es kam nun zur Eskalation. Die Amerikaner verstärkten ihre Truppen mit weiteren 150000 Mann und die Luftoffensive Rolling Thunder wurde ausgedehnt.

1967 wurden 226000 Tonnen Bomben über Vietnam abgeworfen.

(Dresden 1945: 2659). Unter anderem wurde auch hochgiftiges Napalm eingesetzt, was zu hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung führte.

„ Das Bild der gr öß ten Supermacht der Welt “ , erkannter Verteidigungs- minister McNamara im Mai 1967, „ die wöchentlich 1000 Zivilisten tötet oder schwer verwundet, um ein kleines, zurückgebliebenes Land zum Einlenken zu zwingen für ein höchst umstrittenes Ziel, ist kein schönes “ . 1

Ziel der Luftangriffe war es, die Nordvietnamesen zur Aufgabe zu bewegen. Die Luftangriffen war aber sinnlos, da Nordvietnam über keine großen Industriestrukturen verfügte. Die Hauptstadt Hanoi wurde nicht bombardiert, da dies unter Umständen die Intervention Chinas zur Folge gehabt hätte. Die Nordvietnamesen legten ein kompliziertes, 40000 km langes Tunnelsystem an und der Transfer von Mensch und Kriegsmaterial erfolgte über den legendären Ho-Chi-Minh Pfad.

Seit die Amerikaner direkt in den Krieg eingegriffen hatten, gelang es ihnen 75% Süd-Vietnams wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. 1967 betrug die Armeegröße bereits 465000 Mann. Die Verluste hielten sich in Grenzen und lagen bei 16000 Gefallenen. Mit der Fortdauer des Krieges ließ die Moral der amerikanischen Soldaten zu wünschen übrig. Ursache war das junge Durchschnittsalter der Truppe ( 19 Jahre ) und die fehlende Identifizierung mit den an ihrer Seite kämpfenden Vietnamesen.

Zitat eines Marineinfanteristen: „ Bei Nacht ist jeder Vietnamese Feind. “ 2

Die Situation in Süd-Vietnam war verheerend. Die Wirtschaft lag am Boden. 1967 mussten 3 Millionen Menschen zwangsweise umgesiedelt werden. Die Armut wurde immer größer und die Kriminalitätsrate wuchs ins Unermessliche, Korruption wurde zu einem Normalzustand und der Schwarzmarkt blühte.

Die Johnson Regierung:

Johnson konnte keine klare Linie in den Krieg bringen. Seine Generäle forderten immer mehr Soldaten, andere Berater Johnson`s bevorzugten jedoch Friedensgespräche.

Indem der Präsident es allen recht zu machen versuchte, ohne den verschiedenen Forderungen zu entsprechen, hat er den verhängnisvollen „ Prozess der allmählichen Eskalation und Entscheidungslosigkeit fortgeschrieben “ . 3

Die Friedensgespräche, die zu dieser Zeit geführt wurden, waren immer ergebnislos. Grund dafür war der fehlende Wille zum Frieden auf beiden Seiten.

Die öffentliche Meinung:

Der Vietnamkrieg war der erste Krieg der d en Bürgern „ ins Wohnzimmer serviert wurde.“ Somit wurde der Fernseher ein wichtiges Propagandamittel für die amerikanischen Militärs, die den Bürgern das Bild eines „sauberen Krieges“ vermitteln wollten. Weiters sollten die Bürger stolz auf ihre „Söhne“ sein, die ihr Leben weit weg von Amerika für eine undurchsichtige Sache riskierten. Am Anfang des Krieges stand die Bevölkerung hinter dem Krieg, doch das nahm mit der Fortdauer des Konflikts stetig ab.

Es wurde eine Antikriegsbewegung aufgebaut, deren Anführer Pazifisten waren. So wurden seit dem Sommer 1964 „teach-ins“ und „sit-ins“ an zahlreichen Universitäten veranstaltet, um die junge Generation auf den Krieg in Vietnam aufmerksam zu machen.4

Eine weitere Galionsfigur der Antikriegsbewegung war Martin Luther King ( I have a dream ). Höhepunkt der Antikriegsbewegung war eine Demonstration in New York, an der über 400000 Menschen teilnahmen. Nun nahm auch die Anzahl der Wehrdienstverweigerer zu, manche setzten sich sogar nach Kanada oder Schweden ab, um dem Kriegseinsatz zu entgehen. Präsident Johnson schaltete das FBI ein, um Kriegsgegner zu bespitzeln und Antikriegsorganisationen zu sabotieren.

Die Wende: Krisenjahr 1968

Die Tet-Offensive:

Am 31.01.1968 begann die Tet ( Neujahr ) -Offensive. Sie war die entscheidende Schlacht im Vietnamkrieg und sollte die Wende markieren. Ziel der NLF war es, den Krieg in die Städte zu tragen. Landesweite wurden 80000 Guerillas in Bewegung gesetzt, unterstützt von regulären nordvietnamesischen Truppen. Um die Amerikaner vom eigentliche Ziel, den Krieg in die Städte zu tragen, abzulenken wurde die amerikanische Basis in Khe Sanh angegriffen. Khe Sanh wurde aber auf Biegen und Brechen verteidigt und die NLF konnte zurückgeschlagen werden. Auch in den Städten gelang es Amerikanern und der ARVN nach anfänglichen Misserfolgen die NLF zu besiegen. Zu einem grauenvollen Ereignis kam es in My Lai, wo eine amerikanische Einheit über 200 Dorfbewohner, darunter viele Frauen und Kinder, tötete.

Militärisch hatte die NLF, eine empfindliche nie wieder wettgemachte Niederlage einstecken müssen. Politisch hingegen war die Tet-Offensive ein durchschlagender Erfolg. Sie markierte den Wendepunkt des Krieges. Denn die Druckwelle von Tet bewirkte im fernen Washington ein politisches Erdbeben.5

Amerikanische Reaktionen auf Tet:

Die amerikanische Bevölkerung war geschockt von den Bilder aus Vietnam. Außerdem wurde die Glaubwürdigkeit Johnsons schwer erschüttert, da er im Herbst vor der Tet-Offensive noch behauptete, ein Sieg über die Kommunisten stünde unmittelbar bevor. Der Vietnamkrieg hatte auch massive negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsmacht USA, die Amerikaner verzeichneten zum ersten Mal seit langem ein Zahlungsbilanzdefizit.

Am 31.3.1968 hielt Präsident Johnson eine Rede an die Nation, bei der er einen teilweisen Stopp der Bombardierungen bekanntgab und Hanoi bedingsungslose Friedensgespräche anbot. Weiters erklärte Johnson, dass er zur nächsten Präsidentschaftswahl nicht mehr antreten werde, was einem vorgezogenen Rücktritt gleichkam.

Hanoi reagierte positiv auf das Angebot von Friedensgesprächen, welche dann zwei Monate später in Paris begannen, doch beide Seiten waren noch nicht wirklich an einen Verhandlungsfrieden interessiert. Die Präsidentschaftswahlen im November gewann Richard Nixon mit 0.7% Vorsprung auf seinen demokratischen Gegner Hubert Humphrey. Nixon behauptete im Wahlkampf, dass er einen geheimen Plan habe, den Vietnamkrieg zu beenden. Dadurch war es ihm möglich die Wahlen zu gewinnen, aber über einen geheimen Plan verfügte er nicht.

Der Vietnamkrieg und der Westen:

Die USA verfügen weltweit über sehr viele Verbündete und sind wichtige Mitglieder in der NATO ( North Atlantic Treaty Organization ) und der SEATO (South East Asian Treaty Organization).

Die Vereinigten Staaten forderten von ihren Verbündeten militärische Unterstützung. Aber nur Südkorea ( ca. 50000 Mann), Australien ( 8000 Mann) beteiligten sich direkt am Krieg, Thailand und die Philippinen beteiligten sich eher symbolisch. Deutschland war es aufgrund von Verträgen verboten direkt einzugreifen, gewährten Süd-Vietnam aber Finanzhilfe. Besonders enttäuscht war Johnson von den Briten, die aufgrund Hongkongs diplomatische Kontakte mit China unterhielten und somit nicht bereit waren in Vietnam militärisch einzugreifen. Die Franzosen unter Charles de Gaulles waren von Beginn des Krieges an gegen die amerikanische Vietnampolitik, da sie aus ihren Fehlern im Indochinakrieg gelernt haben und sie es nicht für möglich hielten, dass es die Amerikaner besser machen könnten.

Vietnamisierung (1969-1973)

Amerikas Vietnampolitik unter Nixon:

Richard Nixon war ein Politiker mit langjähriger Erfahrung und war ein Befürworter des Vietnamkrieges. Als Sicherheitsberater ernannte er Henry Kissinger der über hervorragende außenpolitische Kontakte verfügte. Die restliche Regierungsmannschaft wurde mit loyalen Personen besetzt, die als „Befehlsempfänger“ arbeiteten, aber kein eigenes Profil entwickelten. Nun waren es praktisch nur Nixon und Kissinger, welche die amerikanischen Politik zu dieser Zeit bestimmten. Erstes Ziel Nixons war es, das amerikanische Volk darauf vorzubereiten, dass ein militärischer Sieg immer unwahrscheinlicher wird. Nun begann Nixons Zweifronenkrieg. Er ordnete die Bombardierung von Teilen Kambodschas an, die den Nordvietnamese als Rückzugsgebiete dienten. Diese Operation war so geheim, dass nicht einmal der Stabschef der Luftwaffe von ihr wusste. Folge der Bombenangriffe war, dass die Nordvietnamesen weiter ins Landesinnere Kambodschas auswichen.

Die Popularität Nixons erhöhte sich schlagartig als er den Abzug von 85000 Mann aus Vietnam anordnete. Die öffentliche Zustimmung für seine Politik lag nun bei ca. 70%.

Vietnamisierung:

Die Amerikaner planten nun weiter Soldaten abzuziehen und begannen die ARVN massiv aufzurüsten. Es wurde eine Landreform durchgeführt um die Bevölkerung zufrieden zu stimmen. Die ARVN sollte soweit aufgerüstet werden um den Krieg ohne amerikanische Bodentruppen führen zu können, jedoch war es zum Beispiel für die ARVN-Soldaten nicht möglich komplizierte amerikanische Waffensystem zu bedienen.

Außerdem konnte das Hauptproblem der Saigoner Regierung nicht gelöst werden, die hohe Korruptionsrate.

Die Invasion Kambodschas:

Auf Anraten seiner Militärs, aber gegen den Willen seines Verteidigungsminister genehmigte Nixon den Einmarsch von US- Soldaten in Kambodscha um die dort vermuteten Rückzugsbasen der NLF zu zerstören. Die militärische Wirkung blieb aber begrenzt. Doch im Inland führte die Invasion zu Massenprotesten, die durch die Erschießung von vier Demonstranten ausgelöst wurde.

Die Kriegsmüdigkeit nahm in Amerika laufend zu, 66% der amerikanischen Bevölkerung bezeichnet den Einsatz der USA in Vietnam als Fehler. Der Rückzug der US-Truppen wurde fortgesetzt. 1970 befanden sich noch 334000 Soldaten in Vietnam, 1971 lag die Truppenstärke bei 157000 Mann.

Ein weiteres Problem stellten die Veteranen dar. Normalerweise wurden Kriegshelden gefeiert, doch diese Heimkehrer wurden als Werkzeug der Regierung bezeichnet und sie hätten für eine schlechte Sache gekämpft. Viele der Veteranen waren nach ihrer Heimkehr aus Vietnam drogenabhängig und viele litten stark an psychischen Spätfolgen des Krieges.

Die Oster-Offensive 1972:

Im März 1972 drangen 120000 mit sowjetischen Panzern ausgerüstete nordvietnamesische Soldaten in Südvietnam ein. Da nur mehr wenige amerikanische Kampftruppen in Südvietnam stationiert waren, war ARVN auf sich allein gestellt und somit chancenlos. Nixon war nicht bereit, in einem Wahljahr, eine militärische Niederlage einzustecken. Nixon ordnete eine Seeblockade Nordvietnams, die Verminung des Hafens von Haiphong und Wiederaufnahme der Luftangriffe an. Durch die nun verbesserten Beziehungen der USA zu China und der UDSSR kamen Nordvietnam die zwei wichtigsten Verbündeten abhanden. Die Luftangriffe wurden mit bis dahin unbekannter Vehemenz geführt und so erlitten die nordvietnamesischen Verbände hohe Verluste. Sie mussten bis zum Sommer an die 100000 Tote beklagen und es gelang der ARVN sie wieder in den Norden zurückzuschlagen. Aufgrund des innenpolitischen Drucks in den USA und die Erschöpfung in Nordvietnam boten nun die wesentlichen Vorraussetzungen für Friedensverhandlungen.

Das Pariser Abkommen vom Januar 1973:

Die Verhandlungen gestalteten sich äußerst schwer, da die Kriegsgegner anfangs auf ihre Standpunkte beharrten und von diesen nicht abweichen wollten. Am 10.10.1972 wurde dann ein Kompromiss gefunden. Es sollte in Südvietnam ein „Nationaler Rat der Versöhnung und Einheit“ in dem die NLF und das Saigoner Regime vertreten sind, eingerichtet werden. Dieser Rat sollte in erster Linie allgemeine Wahlen in Süd-Vietnam vorbereiten. Die amerikanischen Truppen sollten binnen 60 Tagen abgezogen werden und ein Waffenstillstand wurde vereinbart. Durch seine Wahlsieg gestärkt wollte Nixon die Bedingungen für Saigon erleichtern und konfrontierte Nordvietnam mit neuen Forderungen. Er ordnete Luftangriffe an die vom 18 bis 29 Dezember andauerten. Sie wurden von der restliche Welt schärfstens verurteilt. Doch die Luftangriffe zeigten Wirkung und der Friedensvertrag wurde am 27.1.1973 von den USA, der NLF, von Nordvietnam, von Südvietnam und von der Provisorischen Volksregierung unterzeichnet. Auf die Frage wie lange sich Saigon behaupten wird können antwortete Kissinger: „ Ich glaube, wenn sie Glück haben, werden sie sich anderthalb Jahre halten können. “ 6

Kongress und Watergate:

Nach der Rückkehr der letzten Soldaten aus Saigon schwand die Bereitschaft der USA Süd-Vietnam weiter zu unterstützen. Außerdem wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die Macht des Präsidenten bei einer Militärintervention stark einschränkt. Die Regierung Nixons war zu diesem Zeitpunkt aufgrund des Watergateskandals mehr oder weniger machtlos und ihr Rücktritt war nur mehr eine Frage der Zeit.

Der Krieg nach dem Krieg:

Der Waffenstillstand wurden immer wieder von beiden Seiten gebrochen. Die ARVN griff immer wieder Dörfer an und erweiterte somit ihren Machtbereich. Jedoch durch den amerikanischen Abzug war die südvietnamesische Wirtschaft stark geschwächt. Die Arbeitslosigkeit lag bei 40%. Durch die Reduzierung der amerikanischen Militärhilfe wurde die Schlagkraft der ARVN stark geschwächt, weiters sank die Moral der Truppe und 1974 desertierten 240000 Mann.

Im März 1975 begann Nordvietnam mit einer entscheidenden Offensive. Der neue Präsident Ford verweigerte aber eine für die Süd-Vietnamesen wichtige militärische Unterstützung. Durch die geschwächte ARVN war

Süd-Vietnam chancenlos. Am 1.1.1975 zogen die Truppen Hanois in Saigon ein und somit war der 30jährige Vietnamkrieg zu Ende. Die USA waren überrascht von der Schlussoffensive, konnten aber trotzdem 9000 amerikanische Staatsbürger und 150000 Vietnamesen ausfliegen. Zur gleichen Zeit übernahmen Verbündete Nordvietnams, die Roten Khmer unter Führung Pol Pots die Macht. Millionen von Menschen sollten noch unter dieser Schreckensherrschaft sterben. Auch in Laos nutzten die

Kommunisten die Gunst der Stunde und ergriffen die Macht.

Durch den Einmarsch der Nordvietnamesen in Saigon wurde die Niederlage der USA besiegelt. Es handelt sich hier um die bis jetzt einzige militärische Niederlage der USA. Von den Folgen des Krieges hat sich Vietnam bis heute noch nicht erholt. Immer noch sind viele Gebiete Vietnams durch die Angriffe der Amerikaner unbewohnbar.

[...]


1 Geschichte des Vietnamkrieges Marc Frey Seite 127

2 Geschichte des Vietnamkrieges Marc Frey Seite 136

3 Geschichte des Vietnamkrieges Marc Frey Seite 147

4 Geschichte des Vietnamkrieges Marc Frey Seite 155

5 Geschichte des Vietnamkrieges Marc Frey Seite 165

6 Geschichte des Vietnamkrieges Marc Frey Seite 213

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Amerikanisierung und Vietnamisierung im Vietnamkrieg
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V101462
ISBN (eBook)
9783638998789
Dateigröße
349 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vietnamkrieg
Arbeit zitieren
Philipp Niederbichler (Autor:in), 2001, Amerikanisierung und Vietnamisierung im Vietnamkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101462

Kommentare

  • Gast am 13.4.2002

    Vietnamkrieg.

    Gute Zusammenfassung.Hat mir echt geholfen.

  • Gast am 12.7.2001

    Beruhigend zu wissen....

    Als aeusserst beruhigend empfinde ich es, zu wissen, dass es noch immer kritische Geister gibt, die sich auf hohem Niveau mit schwierigen Themen auseinandersetzen.

    Bis auf wenige Ausnahmen bietet hier beispielsweise das Medium Fernsehen auf breiter Basis primitivste Spielfilme nach immer gleichem Strickmuster.

    Die Arbeit deckt die gesamte Problematik des Vietnamkriegs in beispielhaft kurzer und praegnanter Weise ab, ohne dabei wichtige Ausfuehrungen zu unterschlagen.

    Dies waere natuerlich keíne wirkliche Kritik, wenn ich bei allem Lob nicht auch einen Grund zur Beanstandung vorzubringen haette. Unter der Ueberschrift "Die Wende: Krisenjahr 1968" wird im letzten Abschnitt kurz ueber die deutsche Position zum Vietnamkrieg berichtet. Hier haette ich mir eine Differenzierung zwischen beiden ehemaligen Landesteilen gewuenscht. Schliesslich hatten diese damals recht kontroverse Meinungen zum Vorgehen der us-amerikanischen Streitkraefte.

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Titel: Amerikanisierung und Vietnamisierung im Vietnamkrieg



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