Das Unbehagen in der Kultur


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

6 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Sigmund Freud - Das Unbehagen in der Kultur

Einleitung: Sigmund Freud beginnt den Versuch der Kulturbetrachtung mit der selben Methode, welche die psychologische Untersuchung der Psychoneurosen bestimmt haben. Freuds Einstellung ist subjektiv, was sich in verschiedenen Äußerungen eigener Ansichten verdeutlicht; die Position Freuds wird zwar bestimmt durch die eines Beobachters, Freud als Betrachter erscheint daneben.

Bedeutung der Freudschen Kulturbetrachtung: es darf nicht als Alterswerk eines anders begonnenen Forschers gesehen werden, da die Kultur auch in der Psychoanalytik eine wichtige Rolle spielt und somit immer schon seine Arbeit beeinflusst hat. Einerseits sind es die Bedürfnisse, Wünsche, Lebensentwürfe, Normen und Richtlinien, die das Leiden eines Patienten hervorrufen können, andererseits darf die sozialgesellschaftliche Situation nicht außer Acht gelassen werden, da das Problem des Individuums in der Kultur immer Einfluss auf das Seelenleben hat.

Freud beginnt die kulturellen Formen der Weltdeutung zu untersuchen, welche auf den Lebenssinn ausgerichtet sind.

Die besondere Hervorhebung von Sexualität und Perversion zeigt Freuds Bemühen, den Zusammenhang zwischen Triebschicksal und Kultur zu unterstreichen.

Unbehagen in der Kultur

Im ersten Kapitel beschäftigt sich Freud anfangs mit dem falschen Maßstab der Gesellschaft und den fälschlicherweise hochgehobenen Werten, welcher die breite Masse folgt. Die Leistung einiger weniger Menschen, die sich außerhalb der regulären Normen und Werte stellten, wird zwar anerkannt und gewürdigt, doch nicht als ausschlaggebend betrachtet.

Weiteres geht Freud auf das Gefühl des Ozeanischen ein, welches als ursprüngliches Gefühl der Religiosität gesehen wird; jede Glaubensrichtung, Religion muss von diesem erst durchtränkt sein, um überhaupt existieren zu können.

Freud bezweifelt, dass dieses Gefühl als Ursprung und Quelle aller religiösen Bedürfnisse anerkannt werden soll. Er sieht dieses eher als Gefühl der unauflösbaren Verbundenheit, als Verbundenheit mit dem Ganzen der Außenwelt.

Danach geht er auf das Gefühl unseres Selbst ein. Unser eigenes Ich erscheint uns zwar als einheitlich und eigenständig, dies ist jedoch nur ein Trug, da es bei diesem Gefühl nach innen hin keine klar definierte Grenzen zwischen Ich und Es gibt.

Das Ich- Gefühl ist auch Störungen unterworfen; eine davon ist die Unbeständigkeit der

Grenzen oder wenn diese falsch gezogen wurden gegenüber der Außenwelt. Bspl: Gefühle, die einem fremd erscheinen, werden der Außenwelt zugeschrieben (Projektion).

Entwicklung des Ichgefühls des Erwachsenen :

Beim Säugling gibt es anfangs keine Unterscheidung zwischen äußeren Eindrücken und Erregungen gegenüber dem inneren ,,Ich ". Unvermeidbare, vielfältige Schmerzempfindung und Erfahrung führt zur Aufwertung der eigenen Lustempfindung, die mit dem Ichgefühl gleichgesetzt wird. Dies sollte jedoch durch Erfahrung berichtigt werden.

Pubertät/Reifezeit: Ein allumfassendes Gefühl der innigen Verbundenheit des Ich mit der Umwelt, sowie die enger und schärfer gezogenen Grenzen bestimmen diese Zeit.

Freud fügt hinzu: es dürfte aber noch etwas von dem ursprünglichen Gefühl erhalten sein, welches nun das Ozeanische Gefühl darstellt. Dies kann als die Erhaltung des Primitiven neben dem daraus entstandenen Umgewandelten gesehen werden (ein bestimmter Anteil einer Einstellung, Triebregung erhalten - der andere hat sich entwickelt).

Problem der Erhaltung im Psychischen: Die Annahme, dass im Seelenleben nichts, das einmal gebildet wurde, untergehen kann, wird vorausgesetzt. Freud meint, dass alles irgendwie erhalten bleibt; zum Vorschein kommt es aber nur durch bestimmte Umstände (Regression). Die Erhaltung allem Vergangenen kann aber nur bei Intaktbleiben des Organs funktionieren.

Freud fügt aber noch hinzu, dass manch weit zurückliegende Erinnerung nicht mehr wiederbelebt werden kann.

Den Anspruch, die Quelle des Religiösen zu sein, den das Ozeanische Gefühl stellt, führt Freud auf das kindliche Bedürfnis des Schutzes, den Versuch der religiösen Tröstung und der Ablehnung der Gefahr der Menschen zurück.

Freud stellt die Religionskritik am Anfang des zweiten Kapitels in den Vordergrund. Er will sich mit dem, was der gemeine Mensch als Religion versteht, beschäftigen, also mit dem System der Lehren und Verheißungen der Religion.

Aus dem kindlichen Schutz und Sicherheitsbedürfnis heraus stellt sich die Religion Gott als überhöhte Vaterfigur vor, was Freud eindeutig als infantil und wirklichkeitsfremd deutet. Da uns das Leben von unzähligen Schmerzen, Enttäuschungen und Leid fast unerträglich gemacht wird, haben sich drei Methoden zum Ertragen diesen Leids entwickelt:

- Mächtige Ablenkungen lassen uns Leid gering schätzen (Bspl. Wissenschaftliche oder schöpferische Arbeit)
- Ersatzbefriedigungen verringern Leid (Bspl. Kunst- Flucht in die Illusion)
- Rauschstoffe machen uns unempfindlich, beeinflussen den Körper chemisch

Die Frage nach dem Zweck unseres Lebens ist die wichtigste Frage: diese wird einzig von der Religion beantwortet, diese steht und fällt mit dem religiösen System ( weiterer Anhang: würde aber das Leben gar keinen Zweck haben, wäre es wertlos)

Das Ziel des menschlichen Strebens ist eindeutig auf das Glück ausgerichtet. Genauer gesagt auf die Erlangung und Erhaltung von Glück.

Glück wird als Erleben von starken Lustgefühlen (positiv) und die Abwesenheit von Schmerz und Unlust (negativ) definiert.

Das Programm des Lustprinzips setzt den Lebenszweck. Alle Leistung nur darauf ausgerichtet, obwohl es im vollkommenen Gegensatz zu aller Gesetzmäßigkeit im Kosmos steht; ,,die Absicht des glücklich seienden Menschen, ist im Plan der ,,Schöpfung" nicht enthalten".

Da das Glück ein episodisches Phänomen ist wie auch die Tatsache, dass der Mensch nur den Kontrast intensiv genießen kann, machen die den Wunsch des Menschen, immer glücklich zu sein, unmöglich.

Das Leiden droht von drei Seiten her:

- Vom Körper, bestimmt durch Krankheit, Zerfall und Auflösung
- Von der Außenwelt, welche durch übermächtige, zerstörerische Kräfte Leid anrichten kann
- Beziehungen zu anderen Menschen, diese wird am schmerzhaftesten empfunden.

Wenn die Aufgabe der Leidvermeidung die der Lustgewinnung in den Hintergrund drängt, wandelt sich das Lustprinzip unter Einfuß der Außenwelt zum bescheideneren Realitätsprinzip um.

Erklärung:

- Realitätsprinzip: Beherrschen von psychischem Geschehen - Ziel: Unlust vermeiden, Lust verschaffen

- Lustprinzip (Trieb, Es): will unmittelbare Erfüllung = Erlangen des Lustzustandes

Realitätsprinzip (Verstand, Über-Ich), schiebt die Lustgewinnung wegen hemmender Bedingungen der Außenwelt auf, sodass das Ich erfährt, Unlust zu ertragen und ev. Lustquellen ganz aufgeben muss. Das so erzogene Ich folgt nicht mehr dem Lustprinzip, sondern dem Realitätsprinzip, welches gesicherte Lust erzielen will, indem es auf die Realität Rücksicht nimmt

Freud führt nun verschiedene Wege der Leidvermeidung an.

1. Fernhaltung von anderen Menschen ( v. Beziehung), gewollte Vereinsamung, Eremitentum. Ziel Glück der Ruhe;

Abwendung (v. Außenwelt), wahnhafter Umgestaltung der Realität (unten noch einmal angeführt);

2. Beeinflussung des Organismus:

roheste, wirksamste Methode: chemische Intoxikation = Rauschmittel, verschafft unmittelbaren Lustgewinn und Unabhängigkeit zur Außenwelt; ändert Bedingungen des Empfindungslebens so, dass wir untauglich zur Aufnahme von Unlusterregung werden. Dabei geht Energie nutzlos verloren.

Körperliche Wahnzustände, rauschähnliches Verhalten ohne Gift (Bspl. Manie)

Tötung/Beherrschung des Trieblebens: die höheren psychischen Instanzen herrschen in diesem Zustand vor und haben das Realitätsprinzip unterworfen; damit hängt eine Herabsetzung der Genussmöglichkeiten zusammen.

3. Libidoverschiebung = Sublimierung/Verschiebung der Triebziele

Psychische intellektuelle Arbeit: wird als feiner und höher betrachtet, aber sie versagt, wenn der Körper die Leidensquelle darstellt. Durch Wissenschaft und Technik die Natur dem menschlichen Willen unterwerfen im Sinne von Arbeit als Gesellschaftsmitglied für das Glück aller.

Diese Methode ist nicht allgemein anwendbar, nur wenigen Menschen zugänglich.

Fantasiebefriedigung : Kunst als Lustquelle und Lebensströmung. Schwäche: nicht stark genug, um reales Elend vergessen zu machen.

Feindbild - Quelle alles Leidens = sich von der Realität (Außenwelt) abwenden, Umwandlung der Wirklichkeit, Eremitentum, zum Wahnsinn.

Massenwahn = Wahnhafte Umbildung der Realität durch große Anzahl von Menschen (Bspl. Religion)

Liebe als Mittelpunkt des Lebens bringt jedoch auch die größte Schwäche mit sich: ungeschützt gegen Leiden - hilflos und abhängig.

Ä sthetik, Genuss der Schönheit: wirkt milde berauschend, aber ohne kulturelle Notwendigkeit

Das Ziel, "glücklich zu werden und zu bleiben" ist zwar unerfüllbar, aber die Bemühungen, ihm näher zu kommen, dürfen nicht aufgegeben werden.

Man kann die verschiedensten Wege wählen, entweder haben sie das positive (Lustgewinn) oder das negative Ziel (Lustvermeidung) vorangestellt. Auf alle Fälle muss er auf äußeres Verhältnis und individuelle Persönlichkeit abgestimmt sein. Gelingt es nicht eine Richtung seiner Lebensgestaltung zu finden, wird der letzte Ausweg oft leider nur mehr in der Neurose, chronischen Intoxikation oder Psychose gesehen.

Die Religion bietet allen in gleicher Weise Leidensschutz und Glückserwerb an, bedingt jedoch den Wert des Lebens herabzudrücken und das Bild der realen Welt zu entstellen (Voraussetzung Einschüchterung der Intelligenz).

Die gewaltsame Fixierung und Einbeziehung in infantilen Massenwahn erspart zwar vielen eine individuelle Neurose, aber da er sich dem ,,unerforschlichen Ratschluss" Gottes unterwirft, hätte er auch schon vorher erkennen können, dass ihm als letzte Trostmöglichkeit und Lustquelle im Leiden nur bedingungslose Unterwerfung geblieben ist.

Freuds Kommentar: Sie hätten sich den Umwegüber die Religion auch ersparen können.

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Details

Titel
Das Unbehagen in der Kultur
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
6
Katalognummer
V101405
ISBN (eBook)
9783638998222
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unbehagen, Kultur
Arbeit zitieren
Johanna Waldmann (Autor:in), 2001, Das Unbehagen in der Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101405

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