Der Krieg und das Geld - eine Frage der Vernunft oder der Moral? Bertolt Brechts Mutter Courage und ihre Kinder auf der Folie verschiedener Theorien.


Seminararbeit, 1998

39 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung

II. 1. Georg SimmelsPhilosophie des Geldes und seine Theorie vom Krieg
2. Das Geld zerstört die Moral

III. 1. Bertolt Brechts episches Theater und seine Theorie von Krieg und Geschäft
2. Die falsche Hoffnung auf Gewinn führt zum Verlust

IV. 1. Sigmund Freuds Trieblehre als Kulturtheorie
2. Die Vernunft weicht dem Trieb

V. Schluß

VI. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In dieser Arbeit soll die Bedeutung des Geldes in Bertolt Brechts epischem TheaterstückMutter Courage und ihre Kinderuntersucht werden.

Bertolt Brecht verfaßte das Stück 1939, kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, im skandinavischen Exil. Brecht wollte mit derCourageein Stück gegen den drohenden Zweiten Weltkrieg schreiben. Verantwortlich für die sich anbahnende Katastrophe war für Brecht nicht nur das Hitlerregime; für ihn war die nationalsozialistische Diktatur nur möglich, weil sowohl im Ausland als auch in Deutschland zu viele Menschen aus Bequemlichkeit und unreflektierter Gewinnsucht die Augen vor dem wahren Charakter der nationalsozialistischen Diktatur verschlossen.1Das Stück ist von Brecht als Lehrstück gedacht, das dem Zuschauer die Gefahren der Gier nach Geld vor Augen führen soll, und so dem Kampf gegen den Kapitalismus gewidmet.

Als Gegenstand habe ich dieses Stück von Brecht Stück gewählt, weil ich das Verhältnis zwischen dem, was Brecht durch das Stück vermitteln möchte, und anderen möglichen Lesarten für spannend und aktuell halte.

In den Diskussionen im Seminar war mir aufgefallen, daß der Streit um das Geld und um die materiellen Werte, egal ob der Gegenstand literarische Texte oder Sachtexte waren, sehr schnell zu einer emotionalen und politischen Angelegenheit wurde, und daß sich immer wieder in zwei Hauptpositionen herauskristallisierten. Dabei vertrat die eine Seite die Auffassung, daß das Geld den Menschen negativ beeinflusse, und daß die modernen Formen des Geldes, etwa die Geldkarten, durch ihren Abstraktheitsgrad die Gefahr für einzelne, sich zu verschulden und so die eigene Existenz zu ruinieren, immer größer mache. Eine stärkere Regulierung der Wirtschaft bzw. deren Methoden durch den Staat wurde gefordert, da große Konzerne, Banken usw. nur am Profit orientiert seien und das Wohl der Einzelnen bestenfalls im Sinne von Kundenerhalt berücksichtigten. Die andere Seite war der Meinung, daß der Einzelne selbst für seinen Schutz verantwortlich sei und die Idee, die Wirtschaft in dieser Hinsicht reglementieren zu wollen, nicht sinnvoll wäre. Sie kritisierte in der Abschlußdiskussion grundsätzlich auch die Einführung der Studiengebühren. Langzeitstudenten wurden von dieser Gruppe aber ebenfalls kritisiert, da diese die Gesellschaft über Gebühr belasteten. Diese Gruppe vermittelte mir den Eindruck, das Geld und das System (für das dieses Geld steht) weniger bedrohlich zu finden. Als Gefahr wurden eher die Personen betrachtet, die den anderen “auf der Tasche” liegen. Diese hier dargestellte Polarisierung ist überspitzt; es gab auch viele Zwischenpositionen und insgesamt einen sehr differenzierten Umgang mit dem Thema. Die Diskussionen führten bei meiner Lektüre zu neuen Lesarten des Stückes; deshalb entschied ich mich, neben den theoretischen Äußerungen Brechts zu seiner Theorie des epischen Theaters und dem, was er mit dem Stück bewirken will, einige Thesen von Georg Simmel und Sigmund Freud als Folie zu verwenden: So kann ich neben der von Brecht intendierten zwei weitere Lesarten des Stücks darstellen, die sich in ähnlicher Weise wie die oben dargestellten Positionen voneinander unterscheiden. Im Seminar wurde das Stück unter dem Thema “Geld und Moral” behandelt; während einer intensiveren Auseinandersetzung mit den drei Theorien wurde mir klar, daß der Begriff der Vernunft in diesem Zusammenhang eine große Rolle spielt. Deshalb der Titel “Das Geld und der Krieg - eine Frage der Vernunft oder der Moral?”.

Um solch eine Untersuchung vornehmen zu können, ist es notwendig, die Positionen Simmels, Brechts und Freuds in einigen ihrer wichtigsten Thesen zu referieren.

Die etwas eigenwillige Anordnung Brechts in der Mitte ist “dramaturgisch” begründet: Ich werde zu dem Ergebnis kommen, daß Mutter Courage in ihrer Widersprüchlichkeit mit Sigmund Freuds Thesen tiefer verstanden werden kann als mit Brechts eigenen Theorien, auch wenn dieser besser als Simmel abschneidet. Unbeantwortet bleiben muß die sich anschließende Frage, welc he Stimme aus Brechts Unbewußtem ihm diesen Streich spielt.

Die Arbeit beinhaltet folglich drei Hauptteile: Es wird jeweils die Theorie des entsprechenden Autors - Simmels, Brechts bzw. Freuds - skizziert und anschließend untersucht wie weit sie eine Erklärung für den Umgang der Figuren im Stück mit dem Geld geben können, und welche Rolle der Krieg in diesem Zusammenhang spielt.

II.1. Georg SimmelsPhilosophie des Geldesund seine Theorie vom Krieg

Im Folgenden sollen einige Hauptthesen der Argumentation Simmels referiert werden, die er inDie Philosophie des Geldesbzw. in einem gleichnamigen Aufsatz darlegt.2

In der Einleitung zurPhilosophie des Geldesbetont Simmel, das Geld sei für ihn der Punkt an “der Oberfläche des wirtschaftlichen Geschehens”3, von dem aus “eine Richtlinie in die letzten Werte sich aus einem Wechselspiel zwischen inneren und äußeren Bedingungen entwickelt hat. Mit dieser Ansicht will er dem historischen Materialismus ein “Stockwerk”4unterbauen, denn dieser macht - so Simmel - den Fehler, alle Formen und Inhalte der Kultur lediglich aus den jeweiligen “Verhältnissen der Wirtschaft”5abzuleiten und läßt so die “ideellen Faktoren”6außer Acht:

“Jeder Begründung des intellektuellen oder sittlichen, des religiösen oder künstlerischen Daseins auf die Kräfte und Wandlungen des Materiellen steht die Möglichkeit gegenüber für diese letzteren ein weiteres Fundament aufzugraben und den Verlauf der Geschichte als ein Wechselspiel zwischen den materiellen und den ideellen Faktoren zu begreifen, in dem keiner der erste und keiner der letzte ist.”7

Simmels Prämisse in Bezug auf die ideellen Faktoren ist, daß der Mensch von Natur aus eine Idee von “Wert” hat, die vom Prinzip her bei allen Menschen gleich ist. Damit ist aber die inhaltliche Ausprägung der Werte nicht festgelegt. Im historischen Verlauf werden die Werte aus pragmatischen Gründen einem allgemeinen Maßstab untergeordnet. So entsteht aus den ursprünglichen Formen des Tauschhandels die Zahlung in Münzen, die anfangs noch einen tatsächlichen materiellen Wert haben. Der vereinbarte Wert wird immer abstrakter, bis das Geld, für dessen Wert etwa der herrschende Fürst garantiert, keinen eigentlichen Materialwert mehr besitzt. So entwickelt sich allmählich die moderne Geldwirtschaft, die tiefgreifende Veränderungen für den Menschen mit sich bringt. Für Simmel besteht ein enger Zusammenhang “zwischen der Entwicklung der Geldwirtschaft und der individuellen Freiheit”8, die er mit der durch das Geld ermöglichten fortschreitenden wirtschaftlichen Rationalisierung erklärt.

Die Rationalisierung ermöglicht für Simmel erst die Entstehung des modernen Individuums, das erstmals in der Lage ist, sein Leben frei zu gestalten. Diese gewonnene Freiheit wird aber auf der anderen Seite gleichzeitig wieder durch die Rationalisierung bedroht. Friedrich Pohlmann spricht in diesem Zusammenhang von einem “spannungsvollen”9Verhältnis von “gesellschaftlicher Rationalisierung”10und “personaler Individualisierung”11bei Simmel:

Aufsatz, der die wichtigsten Gedankengänge des Buches zusammenfaßt. Dieser Aufsatz ist im 6. Band der Gesamtausgabe veröffentlicht worden. Einige der folgenden Zitate beziehen sich auf diesen Aufsatz. Um dies kenntlich zu machen wird der Titel dann in Anführungszeichen stehen und nicht kursiv abgedruckt sein.

“Simmelzeigt, daß Individualität (...) ein Produkt der Moderne ist, daß personale Individualität erst durch die Rationalisierung der Gesellschaft möglich wurde. Zugleich aber beschneidet die zunehmende gesellschaftliche Rationalisierung auch mehr und mehr die Möglichkeiten Individualität zu verwirklichen. So wird die Bedrohung der individuellen Freiheit zu einem Grundbestandteil gesellschaftlicher Erfahrung der einzelnen.”12

Simmel erläutert seine Theorie am Beispiel des Frohnbauern, dessen Bindung an den Frohnherrn in dem Maße gelockert wurde, in dem die Abgabeverpflichtung in die Zahlung einer Geldsumme überging.13Das räumte dem Bauern größere Entscheidungsfreiheit für die Wahl seiner Beschäftigung ein. Für Simmel ist dies ein wichtiger Schritt, weil die völlige Ablösung der bäuerlichen Dienste und Lieferungen vielfach ihren Weg über ihre Umwandlung in Geldbezüge genommen”14hat. So bietet die moderne Geldwirtschaft dem Einzelnen theoretisch immer größer werdenden Möglichkeiten, sich frei zu entfalten, denn das moderne Arbeitsverhältnis bindet den Arbeiter zwar an die Arbeit wie den “Bauern an die Scholle”15, bringt aber auch die Möglichkeit den Arbeitsplatz durch eigene Wahl zu wechseln. Das Prinzip des Geldlohns gibt dem Arbeiter so eine “ganz neue Freiheit innerhalb seiner Gebundenheit”16.

Die Kehrseite dieser - durch das Geld ermöglichten - “Freiheit” ist, daß sie gleichzeitig durch die allgemeine Versachlichung jeglichen Dings an Wert verliert. Simmel nennt dieses Phänomen den “negative[n] Charakter der Freiheit”17, der sich beispielsweise beim Verlust des Grundbesitzes für den Bauern zeigt. Der Verlust des Bauern ist größer, als in Geld bemessen werden kann, da der Grundbesitz viel mehr bedeutet als den “bloße Vermögenswert”18. Das Geld läßt den Bauern nur eine momentane Freiheit gewinnen, der gleichzeitig erlittene Verlust ist aber das, was dieser Freiheit erst ihren Wert verleiht, denn das Land stellt die “Möglichkeit nützlichen Wirkens”19und einen “richtunggebenden Lebensinhalt”20dar. All dies verliert der Bauer, sobald er “statt des Bodens nur seinen Wert in Geld”21besitzt.

Simmel bringt dies auf die Formel, daß der Bauer “Freiheit von etwas, aber nicht zu etwas”22gewinnt. Die Geldwirtschaft hat zur Folge, daß immer mehr von den Objekten, die gar nicht zum Verkauf hergestellt sind, sondern den “Charakter ruhenden Besitzes”23tragen, zum Verkauf angeboten werden. Zu diesen Dingen zählt Simmel Geschäfte und Betriebe, Kunstwerke und Sammlungen, Grundbesitz, Rechte und Positionen aller Art. Die Möglichkeit, solche Güter sehr schnell zu wechseln, habe die Freiheit zu einem “außerordentlichen Gesamtmaß”24ansteigen lassen; aber da das Geld von “Unbestimmtheit und innerer Direktionslosigkeit”25gekennzeichnet sei, führe diese Freiheit nur zu einer “Entwurzelung”, nicht aber zu einer neuen “Verwurzelung”26der Verkäufer bzw. Käufer dieser Güter. Für Simmel kann der jeweilige Besitz so nicht mehr als Lebensinhalt verstanden werden:

“Der Befreiung von den Frohnpflichten folgt die Abhängigkeit vom Gelderwerb und Marktpreisen, oft mit dem Ergebnis einer Schlechterstellung, bis zum Zwang zur Veräußerung von Haus und Hof. Damit gewann der Bauer zwar eine momentane Freiheit; aber er verlor, was der Freiheit erst ihren Wert gibt: das zuverlässige Objekt persönlicher Bethätigung.”27

Eine weitere Folge der Geldwirtschaft ist, daß auch der Unternehmer eine größere Freiheit gegenüber dem Arbeiter gewinnt, da er für diesen nicht mehr die Fürsorgepflicht hat, die ihn z.B. an den Sklaven und an den Frohnbauern gebunden hatte. Die weitreichenden Folgen dieser “Objektivierung des Lebens”28für das Individuum verdeutlicht Simmel am Beispiel der mittelalterlichen Korporation, die noch den “ganzen Menschen”29einschloß. So war die Zugehörigkeit zu einer Zunft nicht nur auf das berufliche Leben beschränkt, sondern auch als “Lebensgemeinschaft”30insgesamt zu sehen. Die Geldwirtschaft steht für Simmel im Gegensatz zu dieser “Einheit”31, weil sie “unzählige Assoziationen ermöglicht”32. Das Individuum kann sich allen möglichen Verbindungen, Vereinen bzw. Gemeinschaften anschließen, insofern diese von ihren Mitgliedern nur einen festgelegten Geldbetrag verlangen oder nur auf Grund eines reinen Geldinteresses bestehen. Es bleibt jedoch nicht nur bei den zahlreichen Möglichkeiten der Anbindung an verschiedene Interessengemeinschaften, sondern das Individuum in der “ausgebildeten Geldwirtschaft”33wird tatsächlich von einer “immer wachsenden Zahl”34von Personen abhängig, da der Rationalisierungsprozeß zu einer immer stärkeren Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen Aufteilung führt. Im Vergleich zu den Lebensverhältnissen des “modernen Kulturmenschen”35ist - so Simmel - der Angehörige einer “alten oder primitiven Kultur”36nur auf sehr wenige Menschen angewiesen. Diese sind ihm persönlich bekannt und nicht auswechselbar; dagegen ist der moderne Mensch von einer Vielzahl von Lieferanten abhängig, wobei die einzelne Abhängigkeit jedoch als sehr gering zu bewerten ist. Ein Wechsel bzw. Austausch eines solchen Verhältnisses kann sehr leic ht vorgenommen werden, wenn nichts als das in “Geld restlos ausdrückbare Interesse” das verbindende Moment darstellt. Das “subjektive Gefühl der Freiheit”37entsteht für Simmel gerade durch die Vielzahl dieser “rein sachlichen”38Abhängigkeiten, da man so nicht mehr an bestimmte Personen gebunden ist.

Mit diesen Veränderungen vollzieht sich für Simmel der Wandel “jedes einzelnen gesellschaftlichen Elementes”39in die “einseitige Sachlichkeit seiner Leistung”40. Simmel vertritt die Ansicht, daß der Mensch, um sich frei fühlen zu können, zwar einerseits der Gesellschaft anderer Menschen bedarf, diese müßten “dasein und empfunden”41werden. Auf der anderen Seite dürfen diese Beziehungen aber keine individuellen Züge tragen, deshalb spricht Simmel von einer “Entpersönlichung”42der Beziehungen.

Für Simmel verliert die mit Hilfe des Geldes erlangte Freiheit ihren Sinn: Das Geld wird zum absoluten Wertmaßstab erhoben, mit dem der Mensch schließlich auch sich selbst, seine Beziehungen und seine gesellschaftliche Stellung bemißt. So werden ideelle Werte mit dem Maßstab der materiellen Werte gemessen und in eine Kategorie übertragen, die ihrer kompletten Entwertung gleichkommt. Wenn man Simmels kulturpessimistischen Gedanken zuspitzt, kann man von der Idee der Ohnmacht der einzelnen Individuen gegenüber einer übermächtig gewordenen Struktur sprechen, die sich durch das Prinzip Geld/Geldwirtschaft ergeben hat.

Für Simmel wird die Idee der Freiheit durch das Prinzip des Geldes ad absurdum geführt, da der Mensch die Früchte dieser Freiheit nicht genießen kann:

“So erklärt es sich, daß unsere Zeit (...) sicher mehr Freiheit besitzt, als irgendeine frühere, dieser Freiheit doch so wenig froh wird.”43

Simmel glaubt, anders als Anhänger der marxistischen Idee, daß die herrschenden äußeren Bedingungen auf Grund einer dem Menschen innewohnender Idee entstehen. Dies führt durch die historische Entwicklung der Geldwirtschaft zur Krise der Moderne. So hatDie Philosophie desGeldes,die zu Simmels umstrittensten Werken gehört, ihm den Vorwurf eingebracht, im Geld einen “Schuldigen”44für den vielbeklagten Werteverlust zu suchen:

“Die Verdrängung der Werte durch das Geld scheint vorderhand also nur eine konservative, polemisch gemeinte Formel zu sein, die nicht einen Vorgang beschreibt, sondern einen Schuldigen sucht: das Geld. Dies gilt jedenfalls dann, wenn man Werte - die alten Werte - prinzipiell höher stellt, als die Erscheinungen der modernen Geldwirtschaft, als all das, was heute durch Geld vermittelt wird.”45 Wie groß Simmels Befürchtungen bezüglich des “Mammonismus”46sind, kann man an seinen Reden und Aufsätzen anläßlich des Ersten Weltkrieges sehen.47Er sieht zwar die Gefahren des Krieges und vermutet, daß die “Zerstörungen”48, durch den Krieg verursachen wird “jedes Maßstabes spotten”49werden, gleichzeitig glaubt er jedoch, daß “Deutschlands ökonomische Opferbereitschaft”50ein Zeichen dafür sei, daß bestimmte Werte hierdurch wieder an den ihnen gebührenden Platz in der “Rangordnung”51gerückt würden. Simmel erhofft sich vom Krieg die Wiederherstellung einer Ordnung, in der Werte jenseits des Geldes und des Materiellen bestehen. Simmel erklärt, er habe nicht die Illusion, der “Mammonismus” könne durch einem Krieg besiegt werden, aber er ist überzeugt davon, daß einige Menschen durch diesen Krieg von ihrer “gedankenlosen Gefolgschaft”52des “Mammonismus” geheilt werden könnten. Den Krieg sieht Simmel als “Scheidungsprozeß zwischen Licht und Finsternis, zwischen dem Edlen und dem Gemeinen, denen die läßliche Friedenszeit unentschiedenere Grenzen gestatten konnte (...)”53. Solche Prozesse gehören für Simmel zum “Lebensrhythmus der Menschheit”54. Simmel erwartet, daß sich nach dem Krieg langsam wieder ein “toleranter Relativismus”55der Werte einstellt, der schließlich erneut einen “Scheidungsprozess” nötig macht.

Simmels Befürchtung, daß es kein Mittel gegen den “Mammonismus” gibt, relativiert er hier durch die Ansicht, einige Menschen seien nicht völlig von diesem befallen und durch bestimmte Ereignisse fähig, diesen abzulegen.

Was aber die entscheidenden Werte sind, die auch die Bereitschaft zum Krieg rechtfertigen, wird nicht klar. Simmel äußert dazu nicht mehr als die vage Idee, die “Einheit Mensch”56solle “anders”57werden.

Aus heutiger Perspektive erscheint diese Sichtweise des Krieges unverständlich, aber Simmel stand mit dieser Überzeugung in seiner Zeit nicht alleine da. Viele Intellektuelle empfanden die Stimmung in Deutschland zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts so unerträglich, daß ihnen der Krieg eine Erlösung schien. Dies mag auch eine Erklärung für das pessimistische Bild Simmels vom modernen Menschen sein.

Insgesamt kann man an Simmels Thesen kritisieren, daß er nicht konkretisiert, was er mit den Werten, die er als verloren beklagt, genau meint. Simmel zeigt im Gegensatz zum Marxismus wenig Bewußtsein für die gesellschaftlichen Probleme, wie z.B. die Armut der unteren Klassen. Die Entpersönlichung der Beziehungen als Hauptverlust zu beklagen erscheint sehr bürgerlich. Auch die von Simmel angenommenen Zustände in einer primitiven oder vorgeldwirtschaftlichen Gesellschaft sind in ihrer pauschalen Art der Darstellung fragwürdig. Das Eingebundensein in einer solchen Gesellschaft kann sicher nicht grundsätzlich mit Sicherheit gleichsetzt werden, eher mit Unausweichlichkeit. So werden die Beziehungen zwischen Frohnbauern oder Skla ven und ihren Herren von Simmel seltsam verklärt; davon zu sprechen, daß diese Beziehungen individuelle Züge trügen oder gar persönlich und somit nicht austauschbar seien, ist sicherlich falsch. Simmel ignoriert, daß hier - genau wie in einer Geldgesellschaft - Mächtige oder Besitzende im Vorteil sind; Sklaven sind in primitiven Gesellschaften ausgetauscht oder umgebracht worden.

Zudem hatte die Nichtaustauschbarkeit von Menschen, die Unausweichlichkeit der fest zugeteilten Positionen oft die Konsequenz, daß man sich unliebsamer Konkurrenten, z.B. in Herrscherfamilien, durch Mord entledigte.

Simmels Behauptung, daß der Mensch, um sich frei zu fühlen, zwar anderer Menschen bedürfe, daß diese jedoch gleichzeitig keine individuellen Züge tragen dürften, ist zu bezweifeln. Simmel vergißt, daß Freiheit auch als Möglichkeit gedeutet werden könnte, sich mit den Individuen zusammenzuschließen, mit denen einen ein inhaltliches Interesse jenseits des Materiellen verbindet. So etabliert sich die Liebesehe erst in einer geldwirtschaftlichen Gesellschaft; daß Ehe zuvor grundsätzlich funktional und ökonomisch gedacht wurde, berücksichtigt Simmel nicht. Zu Simmels Verteidigung kann man jedoch sagen, daß er von einer “unendlichen Vieldeutigkeit der Welt”58ausgehend, jede philosophische Theorie für zwangsläufig einseitig hält. Das Wissen um die prinzipiell notwendige Einseitigkeit relativiert so auch die Position, die er in derPhilosophie des Geldesvertritt.So kann man auch die zum Teil erhebliche Widersprüchlichkeit seiner verschiedenen Theorien untereinander erklären. Wenn man die These der Versachlichung aller Werte durch das Geld als Hinweis auf mögliche Gefahren der Geldwirtschaft sieht, ist sie tatsächlich ein wichtiger Aspekt in der Diskussion um Werte, und auch heute aktuell.

II.2. Das Geld zerstört die Moeal

In diesem Kapitel soll nun versucht werden eine Lesart der Courage zu zeigen, die auf den Thesen Simmels basiert. Die Schwierigkeiten, die solch ein Versuch mit sich bringt, ist, daß die Theorie Simmels eine Erklärung für Unterschiede und Widersprüche im menschlichen Handeln nicht direkt beinhaltet, nur in der Rede über den Kriegsausbruch wird eine möglicher Umgang mit dieser Frage angedeutet. Insofern muß die Lektüre des Stückes mit einigen Hilfskonstruktionen erfolgen. Insgesamt kann das Verhalten der Courage und der meisten anderen Figuren im Stück mit den Thesen der Versachlichung aller Werte durch das Geld und der daraus resultierenden Entpersönlichung der menschlichen Beziehungen gedeutet werden.

So zeigt sich das Interesse der Courage schon im ersten Bild des Stückes hauptsächlich auf das Geld gerichtet. Dem Feldwebel und dem Werber gegenüber betont sie, daß ihr inzwischen verstorbener Schimmel fünfzehn Gulden gekostet habe, und fügt hinzu: “(...) aber Gott sei Dank nicht mich.”59Wie sie zu diesem Schimmel gekommen ist erwähnt sie nicht, es ist aber anzunehmen, daß sie sich auf Kosten eines anderen bereichert hat - im Krieg hat sie das Pferd sicher nicht geschenkt bekommen. Für diese Hintergründe interessiert sie sich aber nicht.

Der Handel mit dem Koch des schwedischen Feldhauptmannes, dem die Courage während der Belagerung der polnischen Festung Wallhof durch die Schweden einen Kapaun verkauft, zeigt noch deutlicher ihre Fixierung auf das Geld. Die herrschende Not nimmt sie nur zur Kenntnis, insofern sie diese für ihren finanziellen Gewinn benutzen kann: Der Koch bietet ihr dreißig Heller für das Geflügel, sie setzt den Preis jedoch mit sechzig Hellern an und bleibt hart gegenüber den Argumenten des Kochs, der sich auf den üblichen Preis von zehn Hellern beruft. Sie erklärt, daß sie bei den Bauern gewesen sei und daher wisse, daß vor der Belagerung “alles”60in die Stadt “hineingeschleppt”61worden sei, und daß die Bauern “nix”62mehr hätten. Sie hat sich selbst vom Unglück der Bauern überzeugen können und erklärt “triumphierend”63:

“Sie haben nicht. Sie sind ruiniert, das ist, was sie sind. Sie nagen am Hungertuch. Ich hab welche gesehen, die graben die Wurzeln aus vor Hunger, die schlecken sich die Finger nach einem gekochten Lederriemen. So steht es. Und ich hab einen Kapaun und soll ihn für vierzig Heller ablassen.”64

Moralische Bedenken oder Mitleid mit den Kriegsopfern hat sie nicht, obwohl ihr klar ist, daß andere zahlen bzw. einen Verlust oder gar den Tod hinnehmen müssen, damit sie diesen Gewinn machen kann. Moral im Sinne der christlichen Gebote ist ihr fremd; sie benutzt zwar moralische Argumente, aber ebenso wie die Not der Bauern instrumentalisiert sie diese für ihren finanziellen Vorteil. So macht sie dem Zeugmeister des schwedischen Heeres, als er ihr Munition verkauft, zum Vorwurf:

“Ihr verkaufts die Kugeln, ihr Lumpen, und die Mannschaft hat nichts zum schießen vorm Feind.”65

Sie will beim Zeugmeister Skrupel wecken und so die angebotene Munition herunterhandeln. Dieses Vorhaben gelingt ihr; statt zwei Gulden bezahlt sie nur anderthalb.

Das Verhalten der Courage ist, mit Simmels Thesen verstanden, nur möglich, da ihr der Wert eines gesicherten Lebensinhalts, das sinnstiftende Objekt, wie es für den Bauern sein Land darstellt, fehlt. Da die Courage keine Wurzeln hat, die ihr ein Gefühl für einen höheren Wert vermitteln, ist ihr auch der unbezahlbare Wert ihres Lebens und der ihrer Kinder nicht bewuß:

“Courage heiß ich weil ich den Ruin gefürchtet hab, Feldwebel, und bin durch das Geschützfeuer von Riga gefahrn mit fünfzig Brotlaib im Wagen. Sie waren schon angeschimmelt es war höchste Zeit, ich hab keine Wahl gehabt.”66

Sie hatte keine Wahl, da für sie die Abwendung des finanziellen Ruins ihr Leben und das ihrer Kinder die sie entweder mit durch das Geschützfeuer genommen oder am Rand des Schlachtfelds zurückgelassen hat - aufs Spiel zu setzen wert ist. In einer primitiven Gesellschaft hätte sie - nach Simmels Auffassung - einen festen Platz eingenommen, der ihr Sicherheit und Lebenssinn gegeben hätte. Selbst im Falle eines Krieges wäre dann die Anonymität, mit zurückgelassen hat - aufs Spiel zu setzen wert ist. In einer primitiven Gesellschaft hätte sie - nach Simmels Auffassung - einen festen Platz eingenommen, der ihr Sicherheit und Lebenssinn gegeben hätte. Selbst im Falle eines Krieges wäre dann die Anonymität, mit zurückgelassen hat - aufs Spiel zu setzen wert ist. In einer primitiven Gesellschaft hätte sie - nach Simmels Auffassung - einen festen Platz eingenommen, der ihr Sicherheit und Lebenssinn gegeben hätte. Selbst im Falle eines Krieges wäre dann die Anonymität, mit der sie sich im Stück bewegt, nicht möglich gewesen. Als fahrende Händlerin sind ihre sozialen Beziehungen jedoch sehr oberflächlich und meist nur durch das Geschäft bestimmt.

Da die Courage aber nur eine Philosophie kennt, nämlich die des größten Gewinns, wechselt sie nach außen hin wenn nötig ihre “Gesinnung”. Im dritten Bild des Stückes tauscht sie mit Hilfe des Feldpredigers ihre evangelische gegen eine katholische Fahne. Sie ist zwar Protestantin und reiste ursprünglich im Troß des finnischen Heeres, aber für sie zählt nur, daß sie den besten Preis für ihre Ware erzielen kann. Über die Niederlage der eigenen Truppen bemerkt sie:

“Wer ist besiegt? (..) Es gibt sogar Fälle, wo die Niederlag für die Untern eigentlich ein Gewinn ist für sie. Die Ehr ist verloren, aber nix sonst.”67

Die Courage interessiert sich nicht für Ehre oder die religiösen Hintergründe des Krieges; sie glaubt, daß die Gesinnung eine Sache des Zufalls ist, und daß der Krieg nicht wegen religiöser Motive, sondern aus finanziellem Kalkül geführt wird:

“Wenn man die Großkopfigen reden hört, führens den Krieg nur aus Gottesfurcht und für alles, was gut und schön ist. Aber wenn man genauer hinsieht, sinds nicht so blöd und führen den Krieg für Gewinn. Und anders würden die kleinen Leute auch nicht mitmachen.”68

Die Zuneigung zu ihren Kindern steht im Kontrast zu ihrer Gier nach dem Geld. Für diese mütterliche Seite der Courage bietet Simmels Theorie keine direkte Erklärung, aber man kann annehmen, daß er ein Phänomen wie Mutterliebe nicht ableugnen, sondern als eines der beständigsten Gefühle anerkennen würde. Doch diese Zuneigung wird durch das Geld unterwandert. So versucht die Courage im ersten Bild des Stückes die Rekrutierung ihres Sohnes Eilif zu verhindern und verteidigt ihn vehement gegen Feldwebel und Werber. Doch als der Feldwebel sie in einen Handel verwickelt und ihr eine Schnalle für einen halben Gulden abkaufen will, kann er die Courage von ihrem Sohn ablenken Die stumme Tochter Kattrin versucht vergeblich die Mutter zu warnen, und der Werber kann Eilif mit sich ziehen. Währenddessen ist die Courage damit beschäftigt, auf den halben Gulden zu beißen:

“Gleich, Kattrin, gleich. Der Herr Feldwebel zahlt noch.Ich bin mißtrauisch gegen jedes Geld. Ich bin ein gebranntes Kind, Feldwebel. Aber die Münze ist gut. Und jetzt fahren wir weiter. Aber wo ist der Eilif?”69 Die Courage kann man so den von Simmel als “gemein” bezeichneten Charakteren zuordnen, die durch das Geld den Blick für andere Werte verloren haben.

Die Hure Yvette, die die Not der Courage ausnutzt, um billig an deren Wagen zu kommen, wäre ebenfalls ein solcher Charakter. Als die Courage zweihundert Gulden Bestechungsgeld für den gefangenen Schweizerkas zahlen muß, könnte Yvette dieses Geld problemlos beschaffen. Ihr Freund, ein vermögender Oberst, will ihr den Wagen der Courage schenken. Die Sache eilt, doch Yvette will sich noch davon überzeugen, daß sie ein lohnendes Geschäft macht:

“Ich will nur noch schnell die Leinenhemden zählen.”

Ein Gefühl für die Situation der Courage zeigt Yvette nicht, auch ihre Beziehung zu dem Oberst unterhält sie offensichtlich nicht aus Zuneigung, sondern wegen seines Geldes.

Das Verhalten des Kochs zeigt ebenfalls, daß für ihn finanzielle Überlegungen an erster Stelle stehen: Als er eine Gastwirtschaft erbt, bietet er der Courage zwar an mitzukommen, doch für deren stumme Tochter Kattrin hat er keinen Platz. Er ist nicht bereit die Tochter der Courage aufzunehmen, da er sie nicht als Arbeitskraft gebrauchen kann. Was aus ihr werden soll interessiert ihn nicht:

“(...) Stumm und die Narb dazu! (...) Und das ist auch der Grund, warum ich sie nicht in der Wirtschaft haben kann. Die Gäst wolln so was nicht immer vor Augen haben.(...)”70

Diese beiden Beispiele zeigen, daß auch der Koch und Yvette durch die geldwirtschaftlichen Verhältnisse geprägt sind. Ihre Beziehungen werden nicht von Gefühlen oder Wertvorstellungen bestimmt, sie sind im Sinne Simmels “entpersönlicht” oder “versachlicht”, d.h. der finanzielle Aspekt gibt den Ausschlag.

Dies kann man mit Simmels These von der “negativen” Seite Freiheit erklären: Die individuelle Freiheit, die durch die Rationalisierung erst möglich wurde, ist für den Menschen im Grunde wertlos, da die Konzentration auf den Geldwert sein Leben bestimmt. So betrachtet sind die Figuren Opfer oder, anders gesagt, ein Produkt der Geldwirtschaft; z.B. hat die Courage die Freiheit Geschäfte zu machen, mit wem sie will, aber diese Freiheit wird durch die Beliebigkeit der Beziehungen wertlos, sie hat die Kehrseite, daß Mutter Courage keinen anderen Zweck kennt, als einen größtmöglichen Gewinn zu machen. Und da die Courage den Krieg für den gewinnbringendsten Arbeitgeber hält, macht es für sie deshalb keinen Sinn, das Kriegsgebiet zu verlassen und ihren Kindern eine friedlichere Umwelt zu bieten. Sie kann nicht sehen, daß der Preis, den sie letztlich hierfür zahlen muß, mit Geld nicht zu begleichen ist: Das Geld ist für sie nicht mehr Mittel, sondern es ist zum Zweck geworden. Dies zeigt sich vor allem im siebten Bild des Stückes, wo die Courage sich auf dem “Höhepunkt ihrer geschäftlichen Laufbahn”71befindet und eine “Kette mit Silbertalern”72trägt:

“Ich laß mir den Krieg von euch nicht madig machen. Es heißt, er vertilgt die Schwachen, aber die sind auch hin im Frieden. Nur, der Krieg nährt seine Leute besser.”73

Auch zu diesem Zeitpunkt denkt sie nicht daran, den Krieg zu verlassen. Sie besitzt nun das erhoffte Geld, aber sie hat keine Idee für eine sinnvolle Verwendung dieses Geldes. Obwohl sie weiß, daß ihre Tochter unter dem Krieg leidet, ist sie nicht bereit sich diese lukrative erscheinende Einnahmequelle nehmen zu lassen. Trotz des erworbenen Reichtums kann die Courage ihr mit dem verdienten Geld keine Zukunft bieten, da sie immer noch mehr verdienen will..

In seiner Rede zum Ausbruch des Ersten Weltkriege sagt Simmel, daß er der Überzeugung ist, daß der Krieg aus ideellen und keineswegs aus materiellen Gründen geführt wird. Für ihn ist klar, daß der Krieg wirtschaftliche Opfer erfordert. Die Leugnung dieser Behauptung durch die Courage die, wie oben zitiert der Überzeugung ist, daß finanzielle Motive den einzigen Grund sind, aus dem Kriege geführt werden, könnte man mit Simmels Auffassung damit erklären, daß die Courage sich solche Werte nicht einmal vorstellen kann.

Die einzige Figur im Stück, die bereit ist ein Opfer zu bringen, ist Kattrin. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hat sie ein Gefühl für das Leiden ihrer Mitmenschen. So zwingt sie die Courage im fünften Bild des Stückes Leinenhemden als Verbandszeug herauszugeben, weil sie einer verwundeten Bauernfamilie helfen will. Sie scheut nicht davor zurück, in das brennende Haus der Familie zu laufen und den vermißten Säugling zu retten. Schließlich opfert sie sogar ihr Leben, um die Stadt Halle vor einem nächtlichen Überfall durch die feindlichen Truppen zu warnen. Eine Bauernfamilie schaut hilflos zu, wie die Soldaten sich in Richtung Stadt bewegen, die Bäuerin fordert Kattrin noch zum Gebet auf:

“Bet armes Tier, bet! Wir können nix machen gegen das Blutvergießen. Wenn du schon nicht reden kannst, kannst doch beten Er hört dich wenn dich keiner hört.”74

An dieser Stelle erweist Kattrin sich als außerordentlich mutig: Sie klettert auf das Scheunendach und trommelt dort so laut, daß es bis in die Stadt zu hören ist. Die zurückkehrenden Soldaten erschießen sie, doch ihr Tod ist nicht umsonst, die Stadt ist gewarnt und kann sich gegen den nächtlichen Überfall zu Wehr setzen. Kattrin ist - mit Simmels Thesen formuliert - ein “edler” Charakter, der durch das Geld nicht verdorben ist bzw. werden kann.

Mit Simmels Theorie kann Brechts Stück in weiten Zügen plausibel gedeutet werden, wenn auch die Frage offen bleibt, was der tiefere Grund ist, aus dem die Figuren zwischen ideellen und materiellen Werten hin- und hergerissen sind. Im Grunde muß man mit Simmels Theorie jedes Verhalten der Figuren, das keinem “höheren” Wert folgt, auf die Versachlichung der Werte durch das Geld zurückführen. Dies beantwortet die Frage, warum einzelne Figuren wie z.B. die des Schweizerkas zwar an einem Wert wie Redlichkeit festhalten, und dennoch kein wirklich höhere Ziel damit verfolgen, aber nicht befriedigend

III.1. Brechts episches Theater und seine Theorie von Krieg und Geschäft

Im Unterschied zu Simmel und auch Freud, die beide eine ausführliche Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse vornehmen, fällt dies bei Brecht knapper aus. Da Brecht von der Richtigkeit der marxistischen Theorie überzeugt ist, macht er sich vor allem Gedanken darüber, wie er dieser Theorie mit Hilfe einer politischen Kunst transportieren kann.

Brecht vertritt die Auffassung, daß das gesellschaftliche Elend dem Kapitalismus zuzuschreiben ist, da dieser verhindert, daß die modernen Wissenschaften sich der Untersuchung der “Beziehungen der Menschen untereinander”75widmen können:

“Die bürgerliche Klasse, die der Wissenschaft den Aufschwung verdankt, den sie in Herrschaft verwandelte, indem sie sich zur alleinigen Nutznießerin machte, weiß gut, daß es das Ende ihrer Herrschaft bedeuten würde, richtete sich der wissenschaftliche Blick auf ihre Unternehmungen.”76

So ist die Beseitigung des bürgerlichen Wissenschaftsmonopols und des daraus resultierenden Kapitalismus das Ziel, in dessen Dienst Brecht sein Werk stellt. Das Theater soll ein “Theater des wissenschaftlichen Zeitalters”77sein, d.h. eine kritische Haltung zur Gesellschaft einnehmen und so den unterdrückten Klassen die Methode der “materialistische(n) Dialektik”78vermitteln. Diese Methode behandelt die gesellschaftlichen Zustände als Prozesse und zeigt deren Widersprüchlichkeit auf. Das Theater eignet sich diese Methode an und vermittelt dem Zuschauer durch die Art der Darstellung, daß die herrschende Ordnung verändert werden kann:

“Das menschliche Verhalten wird als veränderlich gezeigt, der Mensch als abhängig von gewissen ökonomisch-politischen Verhältnissen und zugleich als fähig, sie zu verändern.”79

Um diese Sichtweise beim Zuschauer zu erreichen, muß dieser von der im klassisch-aristotelischen Theater beabsichtigten Identifikation mit den Figuren auf der Bühne befreit werden. Der Zuschauer soll in die Lage versetzt werden, eine kritische Distanz zu den Figuren herzustellen:

“Diese Figuren sind keine einfühlbaren Helden. Sie sind nicht als unveränderliche Urbilder des Menschen gesehen und gestaltet, sondern als historische, vergängliche, meist mehr ein Erstaunen als ein 'So bin ich auch' herausfordernde Charaktere. Der Zuschauer befindet sich ihnen gegenüber verstandes- und gefühlsmäßig im Widerspruch, er identifiziert sich nicht mit ihnen, er 'kritisiert' sie.”80

An der klassischen Form des Theaters kritisiert Brecht weiter, daß die “großen Gegenstände”81(zu denen er u.a. Geld, Krieg und soziale Ungerechtigkeit zählt) selten thematisiert werden und dann zumeist nur als “dekorativer Hintergrund” dienen.82Das Anliegen des epischen Theaters hingegen ist es, diese Themen auf die Bühne zu bringen und sie in den Stücken einer kritischen Reflexion zu unterziehen. So soll die Konzentration von “etwas immer schon Vorhandenem, also schlechthin Ewigem”83auf das “historische Feld”84, in dem Menschen sich grundsätzlich bewegen, verlagert werden:

“Das epische Theater ist hauptsächlich interessiert an dem Verhalten der Menschen zueinander, wo es sozialhistorisch bedeutend (typisch) ist. Es arbeitet Szenen heraus, in denen sich Menschen so verhalten, daß die sozialen Gesetze, unter denen sie stehen, sichtbar werden.”85

Wenn der Zuschauer deutlich sehen kann, daß die Figuren auf der Bühne durch “gesellschaftliche Triebkräfte”86bewegt werden und so, statt sich zu identifizieren, die historischen Bedingungen unter denen eine Figur handelt mitreflektiert, hat das epische Theater sein Ziel erreicht. Brecht setzt an die Stelle von “Furcht und Mitleid, (...) [dem] klassischen Zwiegespann zur Herbeiführung der aristotelischen Katharsis”87die Technik der “Verfremdung”88. Der Zuschauer soll nicht “aus der Welt in die Welt der Kunst entführt”89, sondern “in die reale Welt eingeführt”90werden; und so könnte es möglich werden, an Stelle von “Furcht vor dem Schicksal”91die “Wissbegierde”92und statt “Mitleid”93die “Hilfsbereitschaft”94der Zuschauer zu wecken. Um diese Wissbegierde zu wecken, wird ein Vorgang oder Charakter “verfremdet”95, was bedeutet, daß ihm das “Selbstverständliche, Bekannte, Einleuchtende”96genommen wird. Das epische Theater soll dem Zuschauer die Erkenntnis vermitteln, daß die sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen gemacht sind, und so seine Schicksalsgläubigkeit durchbrechen und ihm vermitteln, daß auch er die Gesellschaft durch eigenes Handeln verändern kann.

Die Intention, durch das Theater nicht nur zu unterhalten, sondern den Zuschauer auch zu belehren hat zu der Kritik geführt, das epische Theater würde die Emotionen der Zuschauer bekämpfen. Brecht wehrt sich gegen diesen Vorwurf:

“Das epische Theater bekämpft nicht die Emotionen, sondern untersucht sie und macht nicht halt bei ihrer Erzeugung. Der Trennung von Vernunft und Gefühl macht sich das durchschnittliche Theater schuldig, indem es die Vernunft praktisch ausmerzt. Seine Verfechter schreien beim geringsten Versuch, etwas Vernunft in die Theaterpraxis zu bringen, man wolle die Gefühle ausrotten.”97

InMutter Courage und ihre Kindersoll besonders die Verknüpfung von Krieg und Geschäft deutlich werden. Die Handlung des Stückes spielt im Dreißigjährigen Krieg, der für Brecht die “größte Katastrophe”98ist, die der Kapitalismus bis dahin über Europa gebracht hatte. Als Hauptinteresse des Stückes bezeichnet Brecht die Absicht, die Sinnlosigkeit des Krieges zu zeigen und die Illusion der Menschen, sie könnten am Krieg verdienen, als falsch zu entlarven:

“Mutter Courage und ihre Kinderzeigt, daß die kleinen Leute vom Krieg nichts erhoffen können (im Gegensatz zu den Mächtigen). Die kleinen Leute bezahlen die Niederlagen und die Siege.”99

Die besondere Spannung der Figur resultiert für Brecht aus der Unvereinbarkeit zwischen ihrem Dasein als Geschäftsfrau und Mutter:

“Die C. ist geschäftsfrau, weil sie mutter ist. sie kann nicht mutter sein, weil sie geschäftsfrau ist.”100

Brecht selbst hat bei verschiedenen Inszenierungen vonMutter Courage und ihre Kinderfeststellen müssen, daß seine Intentionen nicht immer verstanden worden sind. Als Ursache dafür sieht Brecht die künstlerische Umsetzung des Textes durch Regisseur und Schauspieler begründet. Die Schwierigkeit bei der Umsetzung der Courage-Figur besteht für Brecht darin, deren innere Widersprüchlichkeit adäquat umzusetzen. Sie soll auf der einen Seite die gewöhnlichen kleinen Leute verkörpern, die letztlich durch den Krieg nur verlieren können. Auf der anderen Seite soll der Zuschauer in ihr eine “Hyäne des Schlachtfelds”101erblicken, die in ihrer unreflektierten Gewinnsucht ein nicht zu unterschätzendes Rädchen im System des Krieges darstellt.

In ihrer Eigenschaft als Mutter muß sie überzeugen, aber gleichzeitig muß deutlich werden, daß ihre Mütterlichkeit durch ihre Habgier untergraben wird. Wenn die erste Seite zu sehr betont wird, führt das zu einer verstärkten Identifikation mit der Figur, und es wird eine kritische Auseinandersetzung verhindert. Eine Überbetonung der anderen Seite der Courage kann wiederum dazu führen, daß der Zuschauer sie als monströs empfindet, und so seine eigenen Anteile an der Figur nicht mehr wahrnimmt.

Brecht ist der Ansicht, daß der Zuschauer durch die ausgewogene Darstellung der Figur zu der Erkenntnis der Sinnlosigkeit des Krieges kommen kann:

“Die Courage (...) erkennt zusammen mit ihren Freunden und Gästen und nahezu jedermann das rein merkantile Wesen des Kriegs: das ist gerade was sie anzieht. Sie glaubt an den Krieg bis zuletzt. Es geht ihr nicht einmal auf, daß man eine große Schere haben muß um am Krieg seinen Schnitt zu machen. (...) Dem Stückeschreiber obliegt es nicht, die Courage am Ende sehend zu machen - sie sieht einiges (...) und verliert dann die Sicht wieder - ihm kommt es darauf an, daß der Zuschauer sieht.”102

Brecht formuliert das, was der Zuschauer durch das Stück erkennen soll, in seinem “Couragemodell” von 1949 noch einmal genauer:

“Daß die großen Geschäfte in den Kriegen nicht von den kleinen Leuten gemacht werden. Daß der Krieg, der eine Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln ist, die menschlichen Tugenden tödlich macht, auch für ihre Besitzer. Daß für die Bekämpfung des Krieges kein Opfer zu groß ist.”103

Da die Courage aber beim Publikum aber nicht die gewünschte Reaktion auslöste, sondern gegen Brechts Absichten auch von den Kritikern als eine zweite “Niobe” gefeiert wurde, versuchte Brecht, bei der Arbeit an einer Verfilmung des Stoffes in den fünfziger Jahren, die habgierige Seite der Figur stärker zu betonen.104In einem Gespräch über eine Verfilmung des Stoffes äußert Brecht:

“Wenn der Krieg in die Nähe kommt, dann ist es das normale, daß die Menschen sich verstecken oder flüchten. Wir zeigen aber eine Person die das nicht tut. Mutter Courage ist gegen den Krieg, aber der Krieg an sich ist stärker, sie geht hinein in den Krieg.”105

Hier zeigt sich Problematik von Brechts Theorie: Die Überbetonung der habgierigen Seite der Courage macht sie so abschreckend, daß sie sich von den normalen Menschen krass unterscheidet, also eine Ausnahme darstellt. Dies läuft Brechts ursprünglicher Intention entgegen, den Widerspruch der Figur ausgewogen darzustellen.

Die Auffassung, daß der Krieg zwangsläufig zu finanziellen Verlusten führt, teilen Simmel und Brecht. Im Gegensatz zu Simmel ist Brecht aber davon überzeugt, daß Krieg hauptsächlich aus finanziellen Interessen geführt wird. Er hält die Menschen für so habgierig, daß sie nicht erkennen, daß der Krieg den gewünschten Reichtum nicht bringen kann.

Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Simmel und Brecht in der Verwendung des Begriffes

Vernunft. Brecht verwendet diesen in einem positivistischen Sinne: Wenn die Vernunft in Menschen geweckt wird (z.B. bei den Zuschauern des Stückes), können sie die Widersprüche der Gesellschaft erkennen und damit auch ihr Handeln. Insofern ist Brecht Vernunftbegriff dem der Aufklärung verwandt, der behauptet, daß der vernünftige Mensch den Zusammenhang von seinem eigenen Wohl und dem Gemeinwohl erkennt.

Im Gegensatz dazu glaubt Simmel nicht an eine Vernunft, die die Menschen überindividuell zum richtigen Handeln führen kann. Da er gerade die Vernunft für den Teil des Menschen hält, der ihn zum Sklaven des Geldes werden läßt, ist für Simmel die Vernunft ein ungeeignetes Instrument, um den Menschen von seiner Fixiertheit auf das Geld abzubringen.

Simmels Vernunftbegriff geht also nicht über den der Ratio hinaus: Für ihn ist Vernunft nicht mit einer objektiven Vorstellung im Sinne des gesunden Menschenverstandes verknüpft, sondern sie ist ein Instrument, daß den jeweiligen Zwecken untergeordnet wird.

Insgesamt kann Brechts Theorie mit den Argumenten, die gegen den Marxismus vorgebracht werden, kritisiert werden. Die menschliche Vernunft wird darin überbewertet und die egoistische Seite der Menschen zu wenig beachtet.

Was die Konzeption des epischen Theaters angeht, ist fraglich, inwieweit es Brecht gelingt, seine theoretischen Absichten tatsächlich in dem Stück umzusetzen.

Da Brecht in seiner Theorie das Handeln der Courage nicht moralisch bewertet, sondern ausdrücklich betont, daß sie nicht sehen kann, hat er in späteren Äußerungen durch die Behauptung, daß die Courage mitverantwortlich für das Geschehen ist, eine Diskussion über ihre Moral ausgelöst. So blieb eine Diskussion um die Schuld der Courage nicht aus und bis heute ist die Rezeption des Stückes von der Frage nach dieser Schuld der Courage geprägt.

Die Frage nach der Moral scheint auch keine Rolle zu spielen, denn Brecht will den Zuschauer nicht davon überzeugen, daß er aus moralischen Gründen den Krieg meiden soll, sondern vielmehr an dessen Vernunft appellieren.

Die Diskussion um die Moral wurde wie erwähnt aber auch von Brecht selbst geschürt, da er bei verschiedenen Inszenierungen und bei der Verfilmung versuchte, die Habgier der Courage so zu verstärken, daß ihr Handeln nicht mehr nachvollziehbar war.

Der Vorwurf, der Brecht häufig gemacht wurde und gemacht wird, daß das “Verhängnis, das die Courage trifft, der Tod aller ihrer drei Kinder”106in keinem “rechten Verhältnis zu ihrer Schuld”107

stehe, beruht auf der Annahme, daß Brecht der Courage die Verantwortung für ihr Handeln unterstelle. Aber nach Brechts Theorie ist die Courage schuldunfähig, da sie nicht erkennen kann. Was ihr widerfährt geschieht, weil sie mit ihrer Grundüberzeugung, daß sie im Krieg besser verdienen kann als im Frieden, irrt. Ihre konkreten Verhaltensweisen sind also Folgen dieses grundsätzlichen Irrtums. Den Ursprung des Gewinntriebes, als Grundkonstante des menschlichen Daseins verstanden, macht die Courage nach Brechts Theorie auch nicht moralisch verantwortlich für ihr Handeln.

III.2. Die falsche Hoffnung auf Gewinn führt zum Verlust

Die Selbstdarstellung der Courage im ersten Bild des Stückes kann auch als Beleg für die von Brecht vertretenen Thesen angeführt werden. Der Besitz des Schimmels, von dem sie berichtet, daß er sie nichts gekostet habe und ihr Handel mit dem Koch zeigen, daß die Courage sich durch den Krieg bereichern kann. Der Schimmel war herrenlos geworden und so “umsonst”, und der Handel mit dem Kapaun bringt der Courage durch die herrschende Lebensmittelknappheit das zehnfache des üblichen Preises.

Die Courage glaubt an die Möglichkeit, im Krieg gute Geschäfte machen zu können, und sich dauerhaft auf der Seite der Gewinner halten zu können. Ihre Haltung wird deutlich, als Feldwebel und Werber Eilif bedrängen Soldat zu werden:

“Probierts nur und stehlt ihn. Ich stech euch nieder, Lumpen. Ich werds euch geben, Krieg mit ihm führen! Wir verkaufen ehrlich Leinen und Schinken und sind friedlich Leut.”

Da sie durch ihr gezücktes Messer alles andere als friedlich wirkt, können die Soldaten diese Äußerung nicht ernst nehmen. Sie haben die Haltung der Courage durchschaut, und empfinden diese als unrecht. Der Feldwebel deutet dies mit der Frage an, wie denn Krieg sein solle, wenn es keine Soldaten gebe. Und die Courage erklärt: “Das müssen nicht meine sein.”108

Mit diesem Ausspruch offenbart sie ihre Mentalität oder die Kriegsmentalität überhaupt, wie Brecht sie versteht. Sie will einen Nutzen aus dem Krieg zu ziehen und glaubt, daß sie sich dabei schadlos halten könne; daß irgend jemand anders dafür bezahlen muß, wird von ihr hingenommen. Der Feldwebel formuliert diesen Widerspruch:

“So, den Butzen soll dein Krieg fressen, und die Birne soll er ausspucken? Deine Brut soll dir fett werden vom Krieg und ihm gezinst wird nicht? Er kann schauen wie er zu seiner Sach kommt, wie? Heißt dich Courage, he? Und fürchtest den Krieg, deinen Brotgeber?”109 Doch die Courage fürchtet nicht den Krieg, im Gegenteil, sie glaubt, daß sie besonders klug ist und so nicht nur überleben, sondern auch reich werden kann. Beleg dafür ist ein Lied im siebten Bild des Stückes, in dem sie singt:

“Und geht er [der Krieg] über deine Kräfte Bist du beim Sieg halt nicht dabei (...).”110 Mit Brechts Thesen verstanden kann das Ablenkungsmanöver der Soldaten: Der Kauf der Schnalle durch den Feldwebel hat Erfolg, weil die Courage das Gesetz des Krieges nicht erkennt. Sie will die Rekrutierung des Sohnes verhindern und begreift nicht, daß sie ein Teil des Krieges ist und dies für ihre Söhne zwangsläufig dazu führen muß, in den Dienst des Heeres zu treten. Der Versuch den jüngeren Sohn Schweizerkas ein Bestechungsgeld, das zweihundert Gulden betragen soll, zu retten scheitert, da die Courage zu lange feilscht. Sie ist erst zwar bereit den Wagen an die Hure Yvette zu verpfänden, aber nur weil sie die Hoffnung hat, daß sie selbst nichts zahlen muß. Sie erklärt dies dem Feldprediger:

“Ich rechne mit der Regimentskass, sie Siebengescheiter. Die Spesen werden sie ihm doch wohl bewilligen.”111 Als sie erfährt, daß Schweizerkas die Kasse in den Fluß geworfen hat, sie also tatsächlich ruiniert wäre, versucht sie das Bestechungsgeld herunterzuhandeln: “Etwas muß ich in der Hand haben, sonst kann mich jeder Beliebige in den Straßengraben schubsen. Geh und sag ich geb hundertzwanzig Gulden (...).”112 Endlich erklärt sie sich bereit die gesamte Summe zu bezahlen, doch es ist bereits zu spät, Schweizerkas wird erschossen:

“Mir scheint, ich hab zu lang gehandelt.”113

Ihr Versuch den Sohn zu retten scheitert konkret an ihrem Versuch, den Preis für das Bestechungsgeld herunterzuhandeln, doch mit Brechts Theorie betrachtet gerät sie in diese Situation ebenfalls durch den viel tiefer liegenden Irrtum von den guten Geschäften, die der Krieg ihr bescheren soll. Hier erlebt sie im Stück das erste Mal die Härte des Opferseins. Hatte sie selbst im Zelt des Feldhauptmannes dem Koch gegenüber ihre Kaltschnäuzigkeit bezüglich der Kriegsopfer gezeigt, so ist sie nun selbst Opfer des Krieges und der Gier der Yvette, die nicht zögert die Notlage der Courage auszunutzen. Auch an dieser Stelle begreift die Courage nicht, daß sie sich hier in der Person der Yvette quasi selbst begegnet, was durch ihre Beschimpfung der Yvette als “Hyänenvieh”114deutlich wird. Im achten Bild des Stückes wird sie selbst vom Feldprediger eine “Hyäne des Schlachtfelds” genannt werden. So wird die Austauschbarkeit von Tätern und Opfern deutlich, einmal macht die Courage einen großen Gewinn und im nächsten Moment drohen Tod und/oder Ruin. Die Logik des Krieges, daß für den Gewinn des einen ein anderer zahlen muß, macht auch vor der Courage nicht halt. Da die Courage dies nicht erkennt, sind für Brecht die Schicksalsschläge, die ihr widerfahren eben keine Schicksalsschläge im Sinne der Unabänderlichkeit, sondern das Resultat ihres Handelns. Sie hält trotz dieser bitteren Erfahrung weiterhin am Krieg fest und erklärt ihrer Tochter Kattrin, die sich nach Frieden sehnt:

“Sei vernünftig, der Krieg geht noch ein bissel weiter, und wir machen noch ein bissel Geld, dann wird der Frieden um so schöner.”115

Der Irrtum der Courage ist mit den Thesen Brechts eben ihrer Unvernunft zuzuschreiben, ihrem Mangel an Erkenntnis. Sie glaubt immer noch vernünftig zu handeln, da ihre Grundüberzeugung, sie könne im Krieg reich werden, ungebrochen ist. Doch auch diesmal geschieht etwas Furchtbares; Kattrin wird kurz darauf von einem Soldaten so ins Gesicht geschlagen, daß sie entstellt ist. Die Courage macht sich daraufhin Vorwürfe:

“(...) ich hätt dich nie gehen lassen sollen. Schmeiß das Zeug weg! Das ist nicht schlimm, die Wund ist nur ein Fleischwund. Ich verbind sie dir und in einer Woche ist sie geheilt. Sie sind schlimmer als die Tiere.”116

Da sie die wehrlose Tochter mit einem Reiter weggeschickt hat, um Waren zu besorgen, fühlt sie sich mitschuldig an ihrer Verletzung. Dieses Erlebnis läßt sie am Krieg zweifeln:

“(...) Das ist der Krieg! Eine schöne Einnahmequell! (...) Der Krieg soll verflucht sein”117 Aber sie hat den Krieg bereits als ein unabänderliches Schicksal anerkannt, so daß sie aus ihrer Erkenntnis keinen Konsequenz ziehen kann: Im darauffolgenden siebten Bild des Stückes, das sie, wie in Kapitel II.2 zitiert mit einer Kette Silbertalern zeigt, befindet sie sich auf dem Höhepunkt ihrer geschäftlichen Laufbahn. Das Leid ist vergessen und mit dem Ausspruch, daß die “Seßhaften”118

zuerst “hin”119seien, legitimiert die Courage ihr Verbleiben im Krieg. Doch ähnlich wie das Argument des Eilif, das der Feldprediger absegnet, Not kenne kein Gebot, führt für Brecht eine solche Auffassung zur weiteren Ausbreitung des Krieges. Die Logik des Krieges setzt sich fort und vervielfacht das Leid der Menschen. Der Versuch diesem Leid innerhalb des Krieges zu entkommen bedeutet, daß die Menschen sich gegenseitig bekämpfen müssen. Für die Courage sieht Brecht keinen Ausweg, sie kann nicht über die eigene Begrenztheit hinaus sehen.

Als im achten Bild der Friede verkündet wird, zeigt sich die Courage wieder als Mutter, die um ihre Kinder besorgt ist:

“(...) ich bin froh übern Frieden, auch wenn ich jetzt ruiniert bin. Wenigstens zwei von den Kindern hätt ich also durchgebracht durch den Krieg. Jetzt wird ich meinen Eilif wiedersehn.”120

Als der Krieg jedoch wieder ausbricht, ist sie wieder im Geschäft. Ihre Ambivalenz, sich in die jeweilige Situation zu finden, kann man mit Brechts Thesen mit ihrem inneren Widerspruch zwischen Händlerin und Mutter erklären. Da sie nicht das Gefühl hat, die Wahl zu haben, findet sie sich mit dem Frieden ab, der Krieg ist für sie aber immer noch der verlockendere Zustand, da das schnelle Geld für sie nur dort zu machen ist.

Ihren größten Akt der Mutterliebe zeigt sich im neunten Bild, als sie versucht den Koch zu bewegen, Kattrin mit nach Utrecht zu nehmen:

“Koch, wie könnte sie allein mitn Wagen ziehn? Sie hat Furcht vorm Krieg. Sie verträgts nicht. Was die für Träum haben muß! Ich hör sie stöhnen nachts. Nach Schlachten besonders. Was sie da sieht in ihre Träum, weiß ich nicht. Die leidet an Mitleid. Neulich hab ich bei ihr wieder einen Igel versteckt gefunden, wo wir überfahren haben.”121

Die Courage erkennt, daß ihre Tochter zu mitleidig ist, sich alleine durchzuschlagen. Als der Koch sich dennoch weigert, lehnt sie sein Angebot ab und bleibt nun aus Fürsorge für Kattrin im Krieg:

“Ich brauch nix zu überlegen. Ich laß sie nicht hier”122

Der Tod der stummen Kattrin, die ihr Leben für die Rettung der Stadt Halle opfert, zeigt so besonders dramatisch, daß die Bereitschaft der Courage den Krieg für ihre Geschäfte zu nutzen ihre Mutterliebe grundsätzlich untergräbt.

Wenn man den Schwerpunkt auf diesen Aspekt legt, dann stellt sich aber die Frage nach der Schuld oder der Verantwortung der Courage nicht.

Die Frage, ob die Courage gezielt dem Krieg folgt, um so ihre Geschäfte zu machen, oder ob ihr, wenn sie mit den Kindern überleben will keine Wahl hat, entscheidet nach Brechts Prämisse, daß sie nicht sehen kann, nicht über ihre Schuld oder Unschuld. Insofern nähert Brecht sich unwillkürlich dem aristotelischen Helden an, der genau wie die Courage zu blind ist, um sein vermeintliches Schicksal verhindern zu können.

II.2.Sigmund Freuds Trieblehre als Kulturtheorie

Freud geht in seinen kulturtheoretischen Schriften nicht direkt auf das Thema Geld ein, aber sein Menschen- und Kulturverständnis impliziert seine Auffassung bezüglich des Geldes und der materiellen Werte.

Hier sollen deshalb die wichtigsten Thesen wiedergegeben werden, die Freud in seinen AufsätzenDie Zukunft einer Illusion123undDas Unbehagen in der Kultur124von 1920 aufgestellt hat. Am Ende des Kapitels werden diese Thesen noch durch zwei Beispiele aus den psychoanalytischen Schriften ergänzt.

Freud definiert inDie Zukunft einer Illusiondie menschliche Kultur als all das, “worin sich das menschliche Leben über seine animalischen Bedingungen erhoben hat”125und “sich vom Leben der Tiere unterscheidet.”126Die so verstandene Kultur teilt sich für Freud zwei Bereiche: Einerseits umfaßt sie alles Wissen und Können, das die Menschen sich angeeignet haben, um “die Kräfte der Natur zu beherrschen und ihr Güter zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse abzugewinnen”127. Auf der anderen Seite umfaßt die Kultur die Einrichtungen, die von den Menschen geschaffen worden sind, um ihre Beziehungen untereinander und besonders die Verteilung der errungenen Güter zu regeln. Darunter fällt dann auch das Geld selbst, und die auf Geld als Zahlungsmittel begründeten Wirtschaftssysteme.

Diese beiden Seiten der Kultur sind für Freud durch drei Faktoren untrennbar miteinander verbunden:

Erstens beeinflußt das “Maß der Triebbefriedigung”128, das die von der Gesellschaft erworbenen Güter ermöglichen, die Beziehungen der Menschen untereinander “tiefgreifend”129. Zweitens kann der einzelne Mensch selbst zum “Gut”130eines anderen (mächtigeren) werden, wenn dieser ihn zum Beispiel als Arbeitskraft benutzt, oder ihn zu seinem Sexualobjekt macht. Der dritte Faktor ist die dem Menschen innewohnende “virtuelle”131Feindschaft gegenüber der Kultur. Diese Feindschaft entsteht dadurch, daß der Mensch die “Opfer”132, die die Kultur ihm abverlangt, als “schwer drückend”133empfindet. Da er aber nicht in “Vereinzelung”134existieren kann, richtet sich seine Feindschaft gegen die kulturellen Errungenschaften. Dies macht die Verteidigung der Kultur durch Einrichtungen, Institutionen und Gebote notwendig, die nicht nur die Herstellung einer bestimmten Güterverteilung bezwecken, sondern auch die Aufrechterhaltung derselben:

“(...) sie [die Gebote und Institutionen] müssen gegen die feindseligen Regungen der Menschen all das beschützen, was der Bezwingung der Natur und der Erzeugung von Gütern dient. Menschliche Schöpfungen sind leicht zu zerstören und Wissenschaft und Technik, die sie aufgebaut haben, können auch zu ihrer Vernichtung verwendet werden.”135

Die Auferlegung der Triebverbote vermittelt den meisten Menschen den Eindruck, daß die Kultur etwas sei, das einer “widerstrebenden Mehrheit von einer Minderzahl”136auferlegt worden ist, die sich selbst in dem Besitz von “Macht- und Zwangsmitteln”137gesetzt habe. Diese Schwierigkeit sieht Freud nicht im Wesen der Kultur selbst begründet, sondern sie entsteht durch die Unvollkommenheit der Kulturformen. Durch eine Neuregelung des menschlichen Zusammenlebens wäre es möglich, die Unzufriedenheit des Einzelnen mit der Kultur zu beseitigen; dafür wäre aber eine Aufhebung des Zwangs und der Triebunterdrückung notwendig. Das Erreichen eines solchen Zustands hält Freud für unmöglich, da für ihn jede Kultur auf Zwang und Triebverzicht aufgebaut sein muß. Da nur ein kleiner Teil der Menschen dazu bereit ist “Kulturarbeit”138zu leisten, muß die Mehrheit der Menschen durch vorbildliche Individuen von der Notwendigkeit bestimmte Arbeitsleistungen zu erbringen überzeugt werden. Freud hält dies für möglich, da der Mensch mit “mannigfaltigen Triebanlagen”139ausgestattet ist, “denen die frühen Kindheitserle bnisse endgültig die Richtung”140anweisen. Den “Kern der Kulturfeindlichkeit”141bilden drei Triebe: “Inzest, Kannibalismus und Mordlust”142; diese sind deshalb für alle Teilnehmer einer kulturellen Gemeinschaft gleichermaßen verboten. Sie sind angeboren und bleiben lange Zeit in der menschlichen Psyche als Triebwünsche wirksam. Deshalb müssen sie - zumindest in frühen Kulturformen - durch äußere Zwänge unterdrückt werden. Im Laufe der Zeit wird ihre Unterdrückung von den Menschen verinnerlicht, dies nennt Freud einen “seelischen Fortschritt”143. Für die “ältesten Triebverbote”144sei diese Verinnerlichung erreicht - abgesehen von der “unerwünschten Ausnahme der Neurotiker”145.

Für Freud ist die moralische Entwicklung des Menschen nur insofern fortgeschritten, daß die meisten auf diese radikalen Triebe verzichten. Andere Triebe sind jedoch weiterhin wirksam und müssen durch Strafandrohung bekämpft werden:

“Unendlich viele Kulturmenschen, die vor Mord oder Inzest zurückschrecken würden, versagen sich nicht die Befriedigung ihrer Habgier, ihrer Agressionslust, ihrer sexuellen Gelüste, unterlassen es nicht, den Anderen durch Lüge, Betrug und Verleumdung zu schädigen, wenn sie dabei straflos bleiben können(...).”146

Die Triebverbote, die sich in einer Gesellschaft nur auf bestimmte Klassen beziehen, sind für Freud eine Gefahrenquelle für die gesamte Kultur, da sich die so “zurückgesetzten Klassen” gegen die Herrschenden auflehnen können, um so ihr “Mehr von Entbehrungen los zu werden”147. Freud erklärt, daß eine Kultur, die eine große Zahl von “(...)Teilnehmern unbefriedigt läßt und zur Auflehnung treibt, weder Aussicht hat, sich dauernd zu erhalten, noch es verdient.”148Für Freud ist eine Kultur erstrebenswert, die möglichst vielen Menschen ein möglichst “gutes”149Leben bieten kann.150Dabei ist das moralische Niveau der Teilnehmer einer Kultur nicht das einzige “seelische Gut”151, das Freud für die “Würdigung”152einer Kultur für maßgeblich hält. Auch die Befriedigung, die die Menschen aus den Idealen und den Kunstschöpfungen einer Kultur gewinnen können, ist für ihn bei der Beurteilung einer Kultur wichtig. Die ersten Leistungen einer Kultur setzen den Maßstab für alle weiteren. Sie stellen für Freud das Ideal dar, an dem sich die Kulturgemeinschaft orientiert. Die Befriedigung, die dieses Ideal den Menschen beschert, ist “narzißtischer Natur”, da sie aus dem Stolz auf die bereits erbrachte Leistung resultiert. Dies ist für Freud die Ursache für die Feindschaften verschiedenen Kulturgemeinschaften untereinander:

“Zu ihrer Vervollständigung bedarf sie [die Kultur] des Vergleichs mit anderen Kulturen, die sich auf andere Leistungen geworfen und andere Ideale entwickelt haben. Kraft dieser Differenzen spricht sich jede Kultur das Recht zu, die andere gering zu schätzen. Auf solche Weise werden die Kulturideale Anlaß zur Entzweiung und Verfeindung zwischen verschiedenen Kulturkreisen, wie es unter Nationen am deutlichsten wird.”153

Diese narziß tische Befriedigung durch die Identifikation mit dem Ideal ist auch ein Mittel, mit dem der Kulturfeindschaft innerhalb der eigenen Kultur entgegengewirkt werden kann. Trotz der Schwachpunkte kultureller Gemeinschaften ist Freud der Überzeugung, daß sie im Gegensatz zum Naturzustand das weitaus kleinere Übel darstellen. Die Natur läßt die Menschen zwar ohne Triebeinschränkung gewähren, aber sie beschränken die Menschen “besonders wirksam”154, sie “bringt uns um”.155

So resultiert für Freud die Kultur aus der Notwendigkeit, den Gefahren der Natur (eingeschlossen sind hierbei auch die menschlichen Triebe) zu entkommen und das Überleben zu sichern. Den Urzustand definiert Freud nach diesen Überzeugungen - ähnlich wie Thomas Hobbes - als “Krieg aller gegen alle”.156

Ein partieller Rückfall in diesen Urzustand, der weder Rücksicht auf andere noch auf einen selbst kennt, ist für Freud der Krieg. Dabei wird ein Krieg durch das Fortschreiten der Kultur nicht weniger schrecklich, sondern - im Gegenteil - durch die moderne Technik immer grausamer. Da die Menschen den Krieg z.B. in dem Glauben beginnen, ein höheres Ideal zu vertreten (wie etwa die Vorherrschaft ihrer Nation) und diese Vorstellung sich mit den Destruktionstrieben verknüpft, bedarf es vor allem bei den Herrschenden vorbildlicher Menschen, die in der Lage sind, dies zu erkennen und ihre Triebe zu zügeln.

Freuds Menschenbild steht mit der Annahme des Destruktionstriebes im Gegensatz zu dem des historischen Materialismus, das er in seinem AufsatzDas Unbehagen in der Kulturkritisiert:

“Die Kommunisten glauben den Weg zur Erlösung vom Übel gefunden zu haben. Der Mensch ist eindeutig gut, seinem Nächsten wohlgesinnt, aber die Einrichtung des privaten Eigentums hat seine Natur verdorben. (...) Wenn man das Privateigentum aufhebt und alle Güter gemeinsam macht und alle Menschen an deren Genuß teilnehmen läßt, dann werden Übelwollen und Feindseligkeit unter den Menschen verschwinden.”157

Freud betont, seine Kritik bezöge sich nicht auf die wirtschaftlichen Ideen des Kommunismus, sondern auf dessen psychologische Voraussetzungen, die er als eine “haltlose Illusion”158einordnet. Die Bewußtwerdung der psychologischen Triebstruktur des Menschen birgt für Freud die Voraussetzung und so die Chance, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, daß sich für die Mehrzahl der Menschen entscheidende Verbesserungen ergeben. Die zu seiner Zeit herrschenden gesellschaftlichen Zustände sind für Freud nicht akzeptabel. Der Erste Weltkrieg ist für ihn der Auslöser, die Brüchigkeit der eigenen Kultur zu erkennen:

“Zweierlei in diesem Krieg hat unsere Enttäuschung rege gemacht: die geringe Sittlichkeit der Staaten nach außen, die sich nach innen als die Wächter der sittlichen Norm gebärden, und die Brutalität im Benehmen der Einzelnen, denen man als Teilnehmer an der höchsten menschlichen Kultur ähnliches nicht zugetraut hat.”159

Über das Geld äußert Freud sich in verschiedenen Zusammenhängen. In einen Aufsatz über Behandlungstechniken beschreibt Freud das Geld in erster Linie als ein Mittel, das der Selbsterhaltung und Machtgewinnung diene.160Darüber hinaus seien aber auch “mächtige sexuelle Faktoren”161an der Schätzung des Geldes beteiligt. Grundsätzlich ordnet Freud das Geld und Gold den analen Trieben zu: In der menschlichen Entwicklung verbinden sich in der analen Phase die Werte von Geben und Verweigern symbolisch mit der Defäkation.162Das Geld bzw. das Verhältnis zum Geld ist von der individuellen analen Entwicklung abhängig. Eine große Anzahl von Patienten, die ein Problem mit der Darmtätigkeit haben, sind auch in ihrem Verhältnis zum Geld auffällig. Freud berichtet von der Erfahrung, daß sich z.B. Verdauungsprobleme der Patienten lösen ließen, wenn man den “Geldkomplex”163der Patienten behandle. Überall wo “archaische Denkweisen”164herrschten, sei eine Beziehung von Geld und Dreck bzw. Kot zu finden. Freud verweist auf die altbabylonische Lehre, in der Gold als “Kot der Hölle”165betrachtet wird; auch das Bild des “Dukatenscheißers”166zeugt - so Freud - von dem ursprünglichen Zusammenhang zwischen Kot und Geld. In der Neurose wird dieser Zusammenhang wiederhergestellt, wenn sich der Neurotiker auf einer bestimmten archaischen Entwicklungsstufe befindet, die er in seiner Kindheit nicht überwinden konnte. Freuds Theorie beruht auf der Annahme, daß es einen grundsätzlichen Zusammenhänge zwischen den analen Trieben und dem Geld gibt, dieser wird aber von Freud stets durch die ganz individuellen Ausprägungen beim einzelnen Menschen differenziert.

Insofern umfassen die von Freud beschriebenen Fälle, die mit dem Thema Geld zu tun haben, ganz unterschiedliche Phänomene. Eine Patientin z.B. ist nicht in der Lage, das Geld ihres Mannes anzunehmen167; ein männlicher Patie nt z.B. ist zwanghaft ordentlich und hat Angst, das Geld könne schmutzig sein, deshalb säubert und bügelt er seine Geldscheine.168In beiden Fällen kann Freud den Ursprung dieses Verhaltens auf bestimmte Erlebnisse in der Kindheit zurückführen, bei denen sich das Geld mit einer ganz individuellen, persönlichen Vorstellung verbunden hat.

Wichtig ist festzuhalten, daß Freud nicht an eine grundsätzlich einheitliche Beeinflussung der Menschen durch das Geld ausgeht, sondern das Verhältnis vom Geld als abhängig von bestimmten unbewußten Vorstellungen, die sich in der Kindheit gebildet haben sieht. Freuds Trieblehre ist eine sehr schlüssige Theorie für die Erklärung des menschlichen Verhaltens und der daraus resultierenden gesellschaftlichen Realitäten.

Wo Simmel den Verlust der Werte durch die Geldwirtschaft beklagt, würde Freud grundsätzlich bezweifeln , daß diese “Werte” je so gefestigt waren, als daß die Triebe diese nicht immer wieder überlagert hätten. Ein Eingebundenheit im Sinne Simmels hat es mit Freuds Thesen betrachtet auch vor der Geldwirtschaft nicht gegeben. Für Freud war der Einzelne in einer primitiven Kultur noch weniger sicher als in einer zivilisierteren Gesellschaft; er war dort genauso bzw. stärker den Trieben (eigenen und fremden) ausgesetzt wie in der Geldwirtschaft.

Brechts marxistischer Idee, die den Schwerpunkt auf das Besitzstreben des Menschen legt, würde Freud grundsätzlich widersprechen, ebenso wie der daraus folgenden Behauptung, der Krieg würde vor allem aus Gewinnsucht geführt.

Aber ähnlich wie Brecht setzt Freud einen Vernunftbegriff voraus, der den Menschen, wenn er diese Vernunft einsetzt, zu einer guten Gesellschaft führt. Doch im Gegensatz zu Brecht sieht Freud diese Vernunft als ständig bedroht an, da die Triebe so stark sind, daß sie die Vernunft immer wieder überlagern können.

So führt Freud die Krise der modernen Gesellschaften nicht auf den Verlust der Werte oder die Habgier zurück, sondern auf die Irrationalität des menschlichen Triebverhaltens, das angesichts des technischen Fortschritts immer größeren Schaden anrichten kann.

Freuds Idee, einige vorbildlichen Individuen sollten die Moral der Masse verbessern, um diese Gefahren zu bekämpfen, entpuppt sich auf Grund seiner eigenen Thesen als fragwürdig. Wenn der Trieb die menschliche Vernunft überlagern kann, die kann auch bei vorbildlichen Individuen nicht ausgeschlossen werden. Zudem gibt Freud außer einer sehr allgemeinen Vorstellung von einer “guten Kultur” keine weiteren Kriterien für diese Vorbildlichkeit an Es ist bemerkenswert, daß gerade Freud in diesem Zusammenhang um eine konkrete politische Aussage verlegen bleibt, da seine Theorie doch beinahe zwingend fordert, einen abstrakten Maßstab, der für alle Individuen verpflichtend ist, zu kreieren, wie z.B. eine demokratische Verfassung.

Da Freud die gesellschaftliche Realität nicht insgesamt hinterfragt, sind auch Adornos Vorwürfe an die psychoanalytische Theorie verständlich. Adorno kritisiert, daß die Psychoanalyse die herrschenden Machtverhältnisse unterstütze, da sie die individuelle Irrationalität der Neurose heilen wolle, um das Individuum so in die Irrationalität der ganzen Gesellschaft einzugliedern.

Man muß der psychoanlaytischen Theorie aber zu Gute halten, daß sie auf die Selbsterkenntnis des Menschen abzielt und versucht, die innere Widersprüchlichkeit des Menschen verständlich zu machen. Wenn man Selbsterkenntnis als Voraussetzung für ein handlungsfähiges Subjekt anerkennt, dann leistet die psychoanalytische Lehre einen Beitrag zur Handlungs- und Kritikfähigkeit des Einzelnen.

IV. 1. Die Vernunft weicht dem Trieb

Auf der Folie von Freuds Theorie kann die Thematisierung des Geldes imMutter Courage und ihre Kinderanders gedeutet werden als mit den Thesen Simmels oder Brechts.

So kann z.B. die Unvorsichtigkeit, mit der die Courage dem Feldwebel hinter den Wagen folgt, damit erklärt werden, daß ihre Vernunft in diesem Moment durch ihren Trieb, ihre Gier nach Geld eingeschränkt wird. Sie kann der Versuchung dem Feldwebel die Schnalle zu verkaufen nicht widerstehen. Ihre Vernunft wird von ihrer Gier überlagert. Die Rekrutierung des Eilif wäre ihr sicher nicht den halben Gulden wert, den sie mit dem Verkauf der Schnalle verdienen kann; zumal sie kurz zuvor ihr Leben einsetzt, um ihn zu schützen.

Die Vorstellung der Courage vom Krieg als gewinnbringendem Geschäft kann mit Freuds Theorie ebenso wie für Simmel und Brecht als ein grundlegender Irrtum der Courage gedeutet werden. Dieser Irrtum kann aber auf unterschiedliche Weise begründet werden.

Für Brecht ist es ein grundsätzlicher Irrtum, der seiner Meinung nach so verbreitet ist, daß er für den Fortbestand des Krieges sorgt. Für Simmel und Freud wäre es der persönliche Irrtum der Courage, mit dem Unterschied, daß Simmel das daraus resultierende Verhalten auf die Folgen der geldwirtschaftlichen Bedingungen zurückführen würde. Freuds Trieblehre dagegen kann das Verhalten der Courage mit den angeborenen widerstreitenden Trieben der Menschen erklären. Dabei wäre die Habgier der Trieb der Courage, der am stärksten ausgeprägt ist. Diese Tatsache könnte verschiedene Ursachen haben, die auf Grund von Freuds psychoanalytischer Theorie in ihrer analen Entwicklung liegen würde. Da die Gründe, die die Courage zu einer rücksichtslosen Geschäftsfrau gemacht haben, im Stück nicht vermittelt werden, kann darüber keine Aussage gemacht werden. Die Idee der Courage, daß alle Menschen ebenso wie sie aus Gewinnstreben am Krieg teilnehmen, kann man mit der Trieblehre so erklären, daß die Habgier ihr Blickfeld so einschränkt, daß sie nichts anderes sehen kann. Sie ist so mit ihrem Trieb identifiziert, daß sie ihn auch auf andere projiziert. So auch auf die Herrschenden, was ihre bereits oben zitierten Aussage belegen kann, in der sie ihre Überzeugung zum Ausdruck bringt, daß der einzige Grund der “Großkopfigen”169Krieg zu führen finanzielle Motive seien. Einen anderen Grund hält sie schlichtweg für “blöd”170, da ihr selbst andere Ziele nichts bedeuten.

Im Stück selbst werden aber neben der Habgier noch andere Motive gezeigt, am Kriegsgeschehen zu partizipieren. So ist Eilifs Motivation Soldat zu werden nicht das Geld oder der materielle Gewinn, den er daraus ziehen kann. Er gibt seine ablehnende Haltung gegenüber dem Feldwebel und dem Werber auf, als diese an seine Männlichkeit bzw. Furchtlosigkeit appellieren. Seine Mutter kann der Vorwurf, daß sie den Krieg fürchte nicht treffen; Eilif jedoch fühlt sich durch die Worte der Soldaten angesprochen:

“Ich fürcht keinen Krieg. (...) Ich möchte schon werden, Mutter”171

Das männliche Ideal, dem Eilif entsprechen möchte, ist das des furchtlosen Kriegers. Als er dem Feldhauptmann vom König vorschwärmt zeigt sich, daß er in ihm die Verkörperung seines Ideals sieht:

“(...) Er hat was Lichtes. Ich möchte ihn mir zum Vorbild nehmen.”

Er ist offensichtlich mit einer anderen Vorstellung identifiziert als seine Mutter, und ebenso wie diese projiziert er diese Vorstellung in die Herrschenden.

Und es läßt sich hier eine weitere Parallele feststellen; beide verdrängen die Gefahren, in die sie sich begeben. Insofern könnte man ihnen auch eine Art Größenwahn unterstellen.172Die Courage glaubt mit ihren Kindern überleben und einen finanziellen Gewinn machen zu können, und ihr Sohn glaubt, er könne eine Art Held sein und allen Kriegsgefahren trotzen. Beide begeben sich in Lebensgefahr, die sie ignorieren, weil sie diese Gefahr verdrängen. Sie sind überzeugt, anderen Menschen überlegen zu sein, und daß sie so nicht das Schicksal eines Opfers erleiden zu müssen.

Ein Beleg für die Triebhaftigkeit des Eilif ist sein letzter Auftritt: Er ist gefesselt und soll hingerichtet werden, weil er nach dem Friedensschluß weiter geraubt und gemordet hat. Ein Soldat erklärt dem Feldprediger:

“Bei einem Bauern ist er eingebrochen. Die Frau ist hin.”173

Eilif raubt und kämpft offensichtlich nicht für ein bestimmtes Ziel, sondern um sich seine Kühnheit zu beweisen. Er zerstört aus Lust und hat kein Bewußtsein für den Unterschied zwischen Krieg und Frieden:

“Ich hab nix anderes gemacht, als vorher auch.”174

Die Legitimation für dieses Handeln hatte er aber nur solange der Krieg dauerte, und da er diesen Unterschied nicht begreift, und mit seinem Leben nichts anderes anzufangen weiß, außer zu kämpfen, tut er dies auch im Frieden.

Das Verhalten des Eilif wäre - mit Freuds Trieblehre gesehen - für den Fortbestand des Krieges ein wesentlicheres Moment als die Habgier, da diese nic ht so radikal ist wie die Mordlust. So schreckt die Courage vor dem Töten anderer zurück. Sie kann nur von den Opfern des Krieges leben, wenn andere die Vorarbeit leisten.

Das Verhalten der Courage und anderer Figuren wird durch die Trieblehre, im Gegensatz zu Simmels Theorie, nicht mit dem Verlust von Werten begründet, sondern vielmehr damit, daß die Menschen sich aus Unzufriedenheit mit der herrschenden Kultur gegen diese auflehnen und dabei die Kultur, durch die Entfesselung der Destruktionstriebe, zerstören. Dies geschieht für Freud zwangsläufig, auch wenn die Auflehnung mit anderen Absichten beginnt.

Das Verhalten der Figuren im Stück kann man mit der Trieblehre als partiellen Rückfall in den Urzustand betrachten, da diese Figuren, selbst Eilif, bestimmte Hemmschwellen haben.

Schließlich könnte der Koch auch ein Messer nehmen und der Courage den Kapaun rauben, oder er könnte sie ermorden und so umsonst an die gewünschte Ware kommen. Er müßte kaum fürchten, für einen solchen Raub zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ein Stück Zivilisation wäre für Freud also noch vorhanden Auch das Verhalten des jüngeren Sohnes der Courage, des Schweizerkas, kann mit Freuds Trieblehre gedeutet werden. Mutter Courage empfiehlt ihm im ersten Bild des Stückes immer “redlich”175zu sein, doch gerade dies wird ihm zum Verhängnis. Er ist auf die “Redlichkeit” ebenso fixiert ist wie Eilif auf die “Kühnheit” und Mutter Courage auf die “Geschäftstüchtigkeit”. Sein geradezu zwanghaftes Verhalten zeigt sich, als er (inzwischen Zahlmeister) bei seiner Mutter Unterschlupf vor den feindlichen Truppen sucht. Die Courage fordert ihn auf die Regimentskasse wegzuwerfen, da es sich “ausgezahlmeistert”176habe. Aber Schweizerkas erkennt nicht die Gefahr, die die Kasse darstellt:

“Wie soll der Feldwebel den Sold auszahlen?”177

Da er auf seine Redlichkeit fixiert ist, ist dies die einzige Sorge, die ihn beschäftigt; er kann mit der Erklärung, daß auf der Flucht kein Sold ausgezahlt wird, nichts anfangen. Er denkt nur in den Kategorien der Vorschriften, die er in jedem Fall befolgen will:

“Doch sie haben Anspruch. Ohne Sold brauchen sie nicht flüchten. Sie müssen keinen Schritt machen.”178

So ist er wie Eilif und Mutter Courage auf eine bestimmte Idee triebhaft festgelegt und denkt so einseitig, daß er die Realität nicht wahrnehmen kann.

Die Komik solcher Szenen ist für Walter Hinck ein Zeichen dafür, daß die Figuren im Stück nicht den Gesetzen der Psychologie unterliegen. Als Beispiel dafür wählt er die Aussage des Feldwebels zu Beginn des Stückes:

“Man merkts, hier ist zulange kein Krieg gewesen. Wo soll da die Moral herkommen, frag ich? Frieden, das ist Schlamperei, erst der Krieg schafft Ordnung.”179

Hinck versteht diese Äußerung des Feldwebels, der die Ordnung als oberstes Ziel des Krieges sieht, als Kritik Brechts am Nationalsozialismus, der in seiner Propaganda versprach, die Ordnung in Deutschland wiederherzustellen. Für Hinck entlarvt Brecht damit das hohle Gerede von Ordnung und Moral, das über die Menschlichkeit gestellt wurde und ist in diesem Sinne eine “Ideologiekritik”180des Autors. Das führt jedoch nicht zu einer grundsätzlichen Entpsychologisierung der Figuren, wie Walter Hinck meint, sondern vielmehr dazu, daß erkennbar wird, daß psychologische Vorstellungen jenseits der logischen Gesetze funktionieren.181

Mit Freuds Trieblehre betrachtet kann man sagen, daß die Figuren auf bestimmte psychologische Mechanismen reduziert werden, die zeigen, wie ein triebgesteuerter Mensch denkt. Die Ironie entsteht, da die Figuren, anders als in der Realität, nicht versuchen ihre Denkweisen mit pseudorationalen Argumenten zu stützen. So wird die Unlogik ihrer Aussagen offensichtlich und die Absurdität der Prinzipien deutlich, nach denen sie sich richten. Diese erscheinen ohne einen Zweck, an den sie gebunden sind geradezu nihilistisch; dies führt beim Zuschauen oder Lesen des Stückes zu einer Komik, die auf der Entlarvung der Sinnlosigkeit z.B. einer solchen Ordnung beruht. Mit Freuds Theorie betrachtet könnte man die Eigenschaften der Figuren, die die Courage als “Tugenden”182bezeichnet, anders werten, da sie an keinen Wert gebunden sind, der über ihren

Selbstzweck hinausweist. Insofern könnte man mit Freuds Trieblehre statt von Kühnheit von Raubund Mordlust bzw. statt Redlichkeit von zwanghafter Korrektheit sprechen. Diese Eigenschaften sind als Zweck an sich ebenso nihilistisch wie die Lust an einer Ordnung um der Ordnung willen. Wenn der Mensch von einem Trieb beherrscht wird oder ist einer Idee identifiziert ist, dann ist er bar der Vernunft im Sinne des gesunden Menschenverstandes. So wie die Courage nicht erkennen kann, daß sie das Geld, das sie einnimmt nicht nutzen kann, da sie immer mehr Gewinn haben möchte, können Eilif und Schweizerkas nicht aufhören in ihrer Logik zu denken.

Das Verhalten Kattrins kann auch mit Freuds Thesen als Ausnahme gesehen werden. Auch wenn man ihr Verhalten mit der Trieblehre nüchterner sehen kann, als mit Simmels Vorstellung grundsätzlich edler Charaktere.

Sie ist mit den Opfern des Krieges identifiziert, begehrt aber gegen ihre eigene Schwäche auf. Sie begehrt gegen ihre Opferrolle auf und setzt sich im fünften Bild des Stückes gegen die Mutter durch, um Verwundetet mit Verbandszeug zu versorgen. Sie überwindet ihre Angst um zu helfen; sie ist in der Lage aus menschlichem Mitgefühl andere Triebe zu überwinden. So kann man ihr eine Reife unterstellen, die den anderen Figuren fehlt, da sie in archaischen Triebmustern gefangen sind. Da Freuds Theorie von einer naturgegebenen und erfahrungsbedingte Unterschiedlichkeit der Menschen ausgeht, steht Kattrin nicht im Widerspruch zu seiner Trieblehre.

Insgesamt wird deutlich, daß auf der Folie von Freuds Theorie das Verhalten der Figuren ganz anders bewertet werden kann, als mit Simmels oder Brechts Theorie. Für Freud ist die Habgier der Courage keine Folge des Kapitalismus oder der Geldwirtschaft, sondern ein Trieb, der in Friedenszeiten auch wirksam sein könnte.

VI. Schluß

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Thematisierung des Geldes in Mutter Courage und ihre Kinder von dem jeweiligen Standpunkt des Rezipienten abhängt. Je nach vorausgesetzter Prämisse kann das Verhalten der Courage als Folge der Logik des Geldes, der Gier nach dem Geld, oder der Triebe gedeutet werden. Gerade dadurch, daß die Courage sich zu Beginn des Stückes bereits im Krieg befindet, wird nicht deutlich, daß sie sich freiwillig für dieses Leben entschieden hat. Aber selbst wenn Brecht solch eine Entscheidung an den Beginn des Stückes gestellt hätte, wäre an der Freiwilligkeit zu zweifeln. Alle drei Theorien gehen schließlich davon aus, daß der Mensch von bestimmten Faktoren bestimmt wird. So können alle drei Theorien das Handeln der Figuren erklären, wenn auch mehr oder weniger überzeugend. Das liegt jedoch an den Widersprüchen, die bereits beim Betrachten der Theorien deutlich werden, wie auch an der Widersprüchlichkeit der Kunstfigur Courage.

Gemeinsam ist allen drei Theorien, daß sie eine Gefahr in der wirtschaftlichen Rationalisierung sehen; für Simmel folgt daraus die Versachlichung der Werte, für Brecht entstehen durch den Kapitalismus die verheerenden Kriege der Neuzeit, und Freud sieht die Gefahr der hochentwickelten Technik, die der triebhafte Mensch immer grausamer und vernichtender gegen die eigenen Artgenossen einsetzen kann.

So kann aus dem Stück selbst keine eindeutige Erkenntnis gezogen werden, wie sie Brecht vorschwebt. Der von ihm motivierte Verständnisansatz, die Menschen sollten erkennen, daß die Habgier der Courage unvernünftig ist, kann mit Freuds Theorie so auch auf die anderen Triebe der Figuren erweitert werde. Mit der auf Freuds Thesen beruhenden Lesart könnte man das Stück sogar gegen Brechts Absicht, als paradigmatisch für eine ewige menschliche Wahrheit verstehen: Triebhaftigkeit läßt den Menschen blind werden und kann so zu einer zerstörerischen Kraft werden. Geschäftstüchtigkeit an sich ist dabei nicht das Gefährliche, sondern die “Habgier” der Courage, und der damit verbundene Größenwahn, der sie die Gefahren des Krieges verkennen läßt. So bewahrheitet sich Max Frischs Auffassung, daß das epische Theater nur von dem verstanden wird, der die Erkenntnis, die vermittelt werden soll, bereits vertritt.

Die Beobachtung, daß die Diskussion um das Geld auch in Bezug aufMutter Courage und ihre Kinderimmer wieder um die Frage nach ihrer Schuld kreist, wirft angesichts der drei Theorien, von der keine eine moralische Bewertung in den Vordergrund stellt, die Frage auf, wie es zu dieser Diskrepanz kommt. Für alle drei Autoren ist das Verhalten des Menschen schließlich eine Reaktion auf bestimmte innere und äußere Bedingungen. Simmels Theorie ist die fatalistischste, während Brecht und Freud das menschliche Verhalten für beeinflußbar halten.

Die Ambivalenz zwischen Determination und Moral zeigt sich besonders bei Simmel, der den Menschen auf der einen Seite als der Versachlichung durch das Geld ausgeliefert sieht und auf der anderen Seite mit seiner Vorstellung von edlen und gemeinen Charakteren wieder eine Moral durch die Hintertür hereinholt.

Auch Brecht kann das Dilemma mit deiner marxistischer Aufklärungsidee nicht lösen, denn mit seinen urprünglichen Thesen ist die Courage unschuldig, da sie nicht begreift, daß sie einen Irrtum begeht. So steht die Verantwortung, die er ihr später zuschiebt, im Widerspruch zu seinem ursprünglichen Konzept.

Eine Antwort, die das Dilemma nicht lösen, aber erklären kann wäre, daß der wissenschaftliche Blick, die Frage nach der Moral nicht mehr stellenkann. Die Wissenschaft, die den Menschen zum Objekt ihrer Betrachtungen macht, und von der Erkenntnis ausgehet, daß es keine verbindliche Wahrheit im metaphysischen Sinne gibt, kann keinen verbindlichen Sinn stiften. Dieser liegt jenseits ihres Feldes. Das Problem ist ein Problem der Moderne, in der sich der sich der Mensch als unfrei und gleichzeitig frei entpuppt. Dies kann auch das Spannungsverhältnis zwischen den Positionen bezüglich des Geldes im Seminar erklären.

Insgesamt kann man so Brechts Stück als typisches Stück der Moderne betrachten, das die grundsätzliche Frage nach Werten bzw. dem Fehlen verbindlicher Werte in einer modernen Gesellschaft stellt. Ohne einen Wert oder Sinn, der bei allen Autoren humanistisch im Sinne von lebensfördernd sein muß, wird das menschliche Handeln als sinn- und ziellos empfunden. Die vermeintlichen Tugenden der Figuren sind keine echten Tugenden, da ihnen ein solch sinnvolles Ziel fehlt.

Das Geld ist so gesehen immer so gut, wie der Zweck für den es eingesetzt wird - als Zweck an sich erweist es sich zwangsläufig als lebensfeindlich. So wäre die Geschäftstüchtigkeit der Courage verbunden mit einem sinnvollen Ziel sicher auch als Tugend zu bewerten.

Der Ruf nach der Vernunft kann die Frage nach dem Sinn aber nicht lösen, denn auch Vernunft muß, wenn sie nicht im Sinne von Ratio gebraucht wird, bereits einen ethischen Wert, ein sinnvolles Ziel beinhalten. Und dies ist das Kernproblem, für das weder das Stück noch eine der drei Theorien einen Lösungsansatz bieten.

So täuscht die Behauptung, das Geld sei für die Probleme der Moderen verantwortlich - ob durch seine Struktur oder durch die kapitalistische Wirtschaftsform - über eine viel tiefer liegende Problematik hinweg.

Der eigentlichen Frage weicht auch Freud aus, denn die Idee, daß eine Gesellschaft in der es möglichst vielen Menschen möglichst gut geht auch gut sei, beantwortet auch nicht die Frage was gut bedeutet, die Frage nach verbindlichen Werten - möglichst vielen gut ist zuwenig. Das letzte Wort soll Brecht selbst überlassen werden; im Epilog zuDer gute Mensch von Sezuan schreibt er:

“Was könnt die Lösung sein? Wir konnten keine finden, nicht einmal für das Geld. Soll es ein andrer Mensch sein, oder eine andre Welt? (...) Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluß! Es muß ein guter sein, muß, muß, muß!”

V. Literaturverzeichnis

Quellen:

Brecht, Bertolt: “Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg.” In: Brecht, Bertolt: Werke Bd. 6. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Hrsg. v. Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei u. Klaus-Detlef Müller. Frankfurt/M. 1989; S. 7 - 86. Ders.: Theaterarbeit. Chur - Zürich - Berlin. 1947 - 1956. Frankfurt/M. 1994. Ders.: Schriften zum Theater 3. Frankfurt/M. 1963.

Ders: Schriften zum Theater 6. Frankfurt/M. 1964.

Ders.: Über Politik auf dem Theater, Frankfurt/M. 1971.

Freud, Sigmund: “Zwei Kinderlügen.” In: Sigmund Freud: Gesammelte Werke. Bd. V. Sexualleben.

Hrsg. v. Alexander Mitscherlich, Angela Richards u. James Strachey. Frankfurt/M. 1946; S. 230 - 235.

Ders.: “Die Zukunft einer Illusion”. In: Sigmund Freud: Gesammelte Werke. Bd. XVI. Werke aus den Jahren 1925-1931. Hrsg. v. Alexander Mitscherlich, Angela Richards u. James Strachey. Frankfurt/M. 1946; S. 325 - 380.

Ders.: “Das Unbehagen in der Kultur” In: Sigmund Freud: Gesammelte Werke. Bd. XVI. Werke aus den Jahren 1925-1931. Hrsg. v. Alexander Mitscherlich, Angela Richards u. James Strachey. Frankfurt/M. 1946; S. 460 - 506.

Ders.: Schriften aus den Jahren 1914-1917. Gesamtausgabe Bd. 16. Hrsg. v. . Otthein Rammstedt. Frankfurt/M. 1999.

Darstellungen:

Hinck, Walter: “ ‚Mutter Courage und ihre Kinder‘: Ein kritisches Volksstück”. In: Brechts Dramen: Neue Interpretationen. Hrsg. v. Walter Hinderer, Stuttgart 1984. S. 162 - 177. Müller, Klaus-Detlef: Brechts “Mutter Courage und ihre Kinder”. Frankfurt/M. 1982. Hecht, Werner: Brecht im Gespräch. Diskussionen, Dialoge, Interviews. Frankfurt/M. 1975. Kesting, Marianne: Das epische Theater. Zur Struktur des modernen Dramas. Stuttgart 1959. Pohlmann, Friedrich: Individualität, Geld und Rationalität. Georg Simmel zwischen Karl Marx und Max Weber. Stuttgart 1987.

Köhnke, Klaus Christian: Die Verdrängung der Werte durch das Geld. Zu Georg Simmels

Philosophie des Geldes. In: Jeff Kintzelé und Peter Schneider (Hrsg.): Georg Simmels Philosophie des Geldes. Frankfurt/M. 1993. S.143-156.

Schöpf, Alfred: Sigmund Freud. Becksche Reihe Große Denker. Leben, Werk, Wirkung. Hrsg. v. Ottfried Höffe. München 1982.

[...]


1 Neben Mutter Courage und ihre Kinder thematisiert Brecht diese Kritik in dem kurzen Stück Was kostet das Eisen, in dem er durch die Darstellung und Namen der Figuren (z.B. Frau Österreicher) ganz deutlich macht, wer gemeint ist.

2 Die Philosophie des Geldes wurde 1900 veröffentlicht. Im gleichen Jahr veröffentlichte Simmel auch einen gleichnamigen

3 Simmel, Georg: Die Philosophie des Geldes. Gesamtausgabe Bd. 6. Hrsg. v. Otthein Rammstedt. Frankfurt/M. 1989.S. 12.

4ebd.; S. 13.

5 ebd.

6ebd.

7ebd. “Die Philosophie des Geldes”. In Simmel Georg. a.a.O.; S. 719.

8ebd.

9Pohlmann, Friedrich: Individualität, Geld und Rationalität. Georg Simmel zwischen Karl Marx und Max Weber. Stuttgart 1987; S. 30.

10ebd. “Die Philosophie des Geldes”. In Simmel Georg. a.a.O.; S. 719.

11 ebd.

12Simmel, Georg: “Die Philosophie des Geldes”. In: Simmel, Georg. a.a.O.; S. 719

13ebd.

14 ebd.; S. 720.

15 ebd

16 ebd.

17ebd.; S. 722.

18ebd.

19ebd.

20ebd.

21 ebd.

22ebd.

23 ebd.

24 ebd.

25 ebd.

26 ebd.

27ebd.; S. 549 u. 722. vgl. auch Köhnke, Klaus Christian: “Die Verdrängung der Werte durch das Geld. Zu Georg Simmels Philosophie des Geldes.” In: Jeff Kintzelé und Peter Schneider (Hrsg.): Georg Simmels Philosophie des Geldes. Frankfurt/M. 1993; S. 143-156. Hier S. 144f.

28vgl. ebd.; S. 720 und Pohlmann, Friedrich a.a.O.; S. 30ff.

29ebd.; S. 720.

30 ebd.

31ebd.

32ebd.

33ebd.

34ebd.

35ebd.

36ebd.

37 ebd.

38 ebd.

39 ebd.

40ebd.

41ebd.

42ebd.

43ebd.; S. 723.

44 vgl. Köhnke, Klaus Christian, a.a.O.; S. 143.

45ebd.

46vgl. Simmel, Georg: “Deutschlands innere Wandlung. Rede gehalten in Straßburg, November 1914.” S. 13-29. In: Simmel, Georg: Schriften 1914-1917. Gesamtausgabe Bd. 16. Hrsg. v. Otthein Rammstedt. Frankfurt/M. 1999.

47ebd.; S. 18.

48ebd.

49ebd.

50ebd.

51ebd.

52ebd.

53ebd.

54ebd.

55ebd.

56 ebd.; S. 28.

57ebd.

58 vgl. Simmel, Georg: “Lebensanschauungen. Vier metaphysische Kapitel.” In: Simmel, Georg: Schriften 1914-1917. Gesamtausgabe Bd. 16. Hrsg. v. Otthein Rammstedt. Frankfurt/M. 1999; S. 209 - 435. Hier S. 217.

59Brecht, Bertolt: “Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg.” In: Brecht, Bertolt: Werke Bd. 6. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Hrsg. v. Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei u. Klaus-Detlef Müller. Frankfurt/M. 1989; S. 7 - 86. Hier S. 9.

60ebd.; S.14.

61ebd.

62ebd.

63 ebd.; (“triumphierend” ist eine Regieanweisung Brechts).

64ebd.; S. 19f.

65ebd.; S. 26.

66 ebd.; S. 11.

67ebd.; S. 35.

68ebd.; S. 31.

69 ebd.; S.18.

70ebd.; S. 74.

71ebd.; S. 61.

72ebd. (Regieanweisung)

73 ebd.

74 ebd.; S. 81.

75vgl. Brecht, Bertolt: “Kleines Organon für das Theater”. In: Brecht, Bertolt: Theaterarbeit. Chur - Zürich - Berlin 1947 - 1956. Frankfurt/M. 1994; S. 25 -53. Hier S. 30.

76ebd.; S.32.

77ebd.; S.32.

78ebd.; S.33.

79Brecht, Bertolt: “Über Bühnen- und Filmmusik”. In: Brecht, Bertolt: Schriften zum Theater. Bd. 3. Frankfurt/M. 1963; S. 267 - 280. Hier S. 270.

80vgl. Brecht, Bertolt: “Kleines Gespräch mit dem ungläubigen Thomas”. In: Schriften zum Theater 3. Frankfurt/M. 1963; S.65 -69. Hier S. 68.

81“Über eine nichtaristotelische Dramatik. Die Übernahme des bürgerlichen Theaters. Verblüffen durch neue Formen”. In: Brecht Bertolt: Schriften zum Theater 3. Frankfurt/ M. 1963. S. 7-148. Hier S. 75.

82 ebd.

83ebd.

84vgl. Brecht, Bertolt: “Kleines Organon für das Theater”. a.a.O.; S. 38.

85vgl. Brecht, Bertolt: “Über Bühnen und Filmmusik”. a.a.O.; S. 270.

86vgl. Brecht, Bertolt: “Kleines Organon für das Theater”. a.a.O.; S. 38.

87vgl. “Über eine nichtaristotelische Dramatik. Die Übernahme des bürgerlichen Theaters. Verblüffen durch neue Formen” In: Brecht, Bertolt: Schriften zum Theater 3. Frankfurt/M.; S. 7-148. Hier S. 100.

88ebd.

89ebd.

90ebd.

91ebd.

92ebd.

93ebd.

94ebd.

95ebd.; S. 101.

96ebd.

97 Brecht, Bertolt: “Kleine Liste der beliebtesten, landläufigsten und banalsten Irrtümer über das epische Theater”. in:Schriften zum Theater 3. Frankfurt/M. 1963. S. 70/71. Hier S. 70.

98Brecht, Bertolt: “Gespräch mit einem jungen Zuschauer”. In: Müller, Klaus-Detlef: Brechts ‘Mutter Courage und ihre Kinder’. Frankfurt/M. 1982. S. 92-93. Hier S. 92.

99Brecht, Bertolt: “Notate zur Aufführung in Berlin 1949”. In: Müller, Klaus-Detlef: Brechts ‘Mutter Courage und ihre Kinder’. Frankfurt/M. 1982. S. 67.

100Brecht, Bertolt: “Schlußbemerkungen zum Erstdruck”. In: Müller, Klaus-Detlef: Brechts ‘Mutter Courage und ihre Kinder’. Frankfurt/M. 1982. S.68-70. Hier S. 68.

101 vgl. vgl. Brecht, Bertolt: “Schlußbemerkungen zum Erstdruck”. In: Müller, Klaus-Detlef: Brechts ‘Mutter Courage und

102ebd.; S. 69.

103Brecht, Bertolt: “Couragemodell 1949”. In: Schriften zum Theater 6. Frankfurt/Main 1964; S.47-153. Hier S. 55.

104vgl. Brecht, Bertolt: “Über einen ‚Courage‘-Film”. In: Brecht im Gespräch. Diskussionen, Dialoge, Interviews. Hrsg. v. Werner Hecht. Frankfurt/M. 1975; S. 90-112. Hier S. 90ff.

105 ebd.; S. 91.

106 Hinck, Walter: “ ‚Mutter Courage und ihre Kinder‘: Ein kritisches Volksstück”. In: Brechts Dramen: Neue Interpretationen. Hrsg. v. Walter Hinderer, Stuttgart 1984; S. 162 - 177. Hier S. 163.

107 ebd.

108 Brecht, Bertolt: “Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg.” a.a.O.; S. 14.

109ebd.

110 ebd.; S.61.

111 ebd.; S. 43.

112 ebd.; S. 44.

113ebd.; S. 45.

114 ebd.; S. 43.

115 ebd.; S. 56.

116 ebd.; S. 59f.

117 ebd.; S. 60f.

118ebd.; S.61.

119ebd.

120 ebd.; S. 63.

121 ebd.; S. 74.

122 ebd.; S. 75.

123Freud, Sigmund: “Die Zukunft einer Illusion”. In: Freud, Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. XIV. Werke aus den Jahren 1925-1931. Frankfurt/M. 1946. S. 325 - 380.

124Freud, Sigmund: “Das Unbehagen in der Kultur”. In: Freud, Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. XIV. Werke aus den Jahren 1925-1931. Frankfurt/M. 1946. S. 460 - 506.

125 vgl. Freud, Sigmund: “Die Zukunft einer Illusion”. a.a.O.; S. 326.

126 ebd.

127ebd.

128ebd.

129ebd.

130ebd.

131ebd.

132ebd.

133ebd.

134ebd.; S. 327.

135ebd.

136ebd.

137ebd.

138ebd.

139 ebd.; S. 330.

140 ebd.

141ebd.; S. 331.

142ebd.

143ebd.

144ebd.

145ebd.; S. 332.

146ebd.; S. 333.

147ebd.

148ebd.

149ebd.

150Diese Idee einer “guten” Kultur oder Gesellschaft ähnelt dem Entwurf einer utilitaristischen Ethik des englischen Philosophen John Stuart Mill. Freud hat sich intensiv mit Mill beschäftigt und übersetzte auch den 12. Band der deutschen Ausgabe von Mills Werken. vgl. dazu Schöpf, Alfred: Sigmund Freud. Leben, Werk, Wirkung. Hrsg. v. Ottfried Höffe. München 1982; S. 30.

151ebd.

152 ebd.

153ebd.; S. 336.

154ebd.

155ebd.

156vgl. Schöpf, Alfred: Sigmund Freud. a.a.O.; S. 166 und Freud, Sigmund: “Das Unbehagen in der Kultur”. In: Freud, Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. XIV. Werke aus den Jahren 1925-1931. Frankfurt/M. 1946; S. 460 - 506. Hier S. 471.

157 vgl. Freud, Sigmund: “Das Unbehagen in der Kultur”. a.a.O.; S. 472.

158ebd.; S. 473.

159vgl. Freud, Sigmund: “Die Zukunft einer Illusion”. a.a.O.; S. 331.

160vgl. Freud, Sigmund: “Schriften zur Behandlundstechnik”. In: Freud, Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. VII. Zwang, Paranoia und Perversion. Frankfurt/M 1946; S. 190 - 276. Hier S. 191.

161ebd.

162vgl. Freud, Sigmund: “Über Triebumsetzung, insbesondere Analerotik”. In: Freud, Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. X.; S. 402-410. Hier S. 404.

163vgl. Freud, Sigmund: “Charakter und Analerotik”. In: Freud Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. VII. Zwang, Paranoia und Perversion. Frankfurt/M 1946; S. 25 - 30. Hier S. 28.

164ebd.

165 ebd.; S. 29.

166ebd.; S. 28.

167vgl. Freud, Sigmund: “Zwei Kinderlügen.” In: Freud, Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. V. Sexualleben. Frankfurt/M. 1946; S. 230 - 235. Hier S. 231ff.

168 vgl. Freud, Sigmund: “Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose (1909). In: Sigmund Freud, Gesammelte Werke Bd. VII. a.a.O.; S. 65.

169Brecht, Bertolt: “Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg.” a.a.O. ; S. 31.

170ebd.

171ebd.; S.14f.

172 Diese Begriff wird von Freud zwar ebensowenig wie der der Projektion in den oben zitierten Passagen seiner Theorie behandelt, aber sie gehören zu den Begriffen, die aus der psychoanalytischen Lehre stammen und inzwischen allgemein verwendet werden, so daß man sie als bekannt voraussetzen kann.

173ebd.; S.69.

174ebd.

175 ebd.; S .16.

176 ebd.; S .33.

177ebd.

178ebd.

179ebd.; S. 9.

180 Hinck, Walter: “ ‚Mutter Courage und ihre Kinder‘: Ein kritisches Volksstück”. In: Brechts Dramen: Neue Interpretationen. Hrsg. v. Walter Hinderer, Stuttgart 1984; S. 162 - 177. Hier S. 163.

181 ebd.

182 Brecht, Bertolt: “Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg.” a.a.O., S. 13 u. S. 62.

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Der Krieg und das Geld - eine Frage der Vernunft oder der Moral? Bertolt Brechts Mutter Courage und ihre Kinder auf der Folie verschiedener Theorien.
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Die Thematisierung des Geldes in der Literatur.
Note
1,3
Autor
Jahr
1998
Seiten
39
Katalognummer
V101360
ISBN (eBook)
9783638997775
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krieg, Geld, Frage, Vernunft, Moral, Bertolt, Brechts, Mutter, Courage, Kinder, Folie, Theorien, Thematisierung, Geldes, Literatur, Thema Mutter Courage
Arbeit zitieren
Claudia Brenig (Autor:in), 1998, Der Krieg und das Geld - eine Frage der Vernunft oder der Moral? Bertolt Brechts Mutter Courage und ihre Kinder auf der Folie verschiedener Theorien., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101360

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