Alltag der Frauen in der SS-Organisation "Lebensborn e.V."


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

3 Seiten


Leseprobe


Zum Alltag der Frauen in der SS - Oganisation "Lebensborn.eV" In den Jahren 1935 - 1945

Gegründet wurde die Organisation "Lebensborn e.V." als eine von etlichen Maßnahmen des Dritten Reiches zur Förderung des Geburtenwachstums, von mehreren führenden SS-Angehörigen am 12. Dezember 1935 in Berlin. Denn seit dem 1. Weltkrieg war die Geburtenrate in Deutschland drastisch abgesunken.

Dabei galt Heinrich Himmler, der die Führungsrolle der SS auch auf dem Sektor der nationalsozialistischen Rassenpolitik beanspruchte, als geistiger Vater der Einrichtung. Für ihn galt: "Die germanische Rasse geht über Nationen hinweg". Der Lebensborn entstand in Konkurrenz zur Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), der Dachorganisation der staatlichen Sozialpolitik, die sich seit 1933 besonders in der Schwangeren- und Mutterbetreuung hervortat, sowie dem »Deutsche Institut nur Jugendhilfe e. V.« unter Leitung von Heinrich Webler; es betreute uneheliche Kinder, deren Väter die Alimente verweigerten..

Durch die Eintragung als Verein war es dem Lebensborn möglich, selbständig Immobilien und Land zu erwerben. Während des zweiten Weltkrieges entstanden in den eroberten Ländern dreizehn weitere Lebensborn-Heime, davon allein acht in Norwegen - wegen seiner "rassisch hochwertigen" (blonden, blauäugigen) Bevölkerung.

Die Journalistin Dorothee Schmitz-Köster schreibt in ihrem Buch " Deutsche Mutter, bist du bereit ... Alltag im Lebensborn.." zu den Aufgaben des Lebensborns: "Ihr Ziel war die Beförderung der Kinderproduktion nach deutschem Reinheitsgebot. Frauen und Männer "guten Blutes" sollten sich zum Wohle der "nordischen Rasse" und des deutschen "Übermenschen" rege vermehren und eine "erbgesunde", "arisch" einwandfreie Nachkommenschaft bzw. SS-Elite heranzüchten"1

Die Anziehungskraft von Lebensborn beruhte vor allem auf den Angeboten, die es unverheirateten Müttern machte, indem es sie vor der gesellschaftlichen Diskriminierung bewahrte. Diese praktizierten die katholische Kirche ebenso wie Nationalsozialisten unterschiedlicher Couleur. Uneheliche Schwangerschaft galt in der Gesellschaft als "Sünde" bzw. als Beschmutzung des "sauberen" Familienideals, das verachtet und per Gesetz bestraft wurde. So wurden z.B. unverheiratete Beamtinnen, Lehrerinnen, Verkäuferinnen u.a. die ein Kind erwarteten, entlassen, oftmals aber auch junge Frauen von ihren Familienangehörigen zur Abtreibung gezwungen. Obwohl dies verboten und ebenfalls bestraft wurde, war die Dunkelziffer sehr hoch.

Der Lebensborn reagierte auf derlei Probleme, jedoch nicht unter sozialen, sondern unter "rassenpolitischen" Vorzeichen, deren Gesichtspunkte streng kontrolliert wurden. So wurden von 100 Gesuchen nur ca. 40 angenommen. Waren Mutter und Vater gesund und nachgewiesen "arisch", bot der Verein eine frühzeitige Heimunterkunft, Geheimhaltung der Geburt und die Übernahme der Vormundschaft an, wenn das Kind den Anforderungen entsprach. Weiterhin war es möglich, die Väter zur Alimentezahlung heranzuziehen, eine längerfristige Unterbringung des Kindes sowie den Müttern Hilfe bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle anzubieten, manchmal sogar eine Anstellung beim Lebensborn selbst. Wurden die Kinder zur Adoption freigegeben, oder stellte sich heraus, dass die ledigen Mütter nicht heirateten und das Kind zu sich nehmen konnten, übernahm der Lebensborn auch Vermittlung von Pflegeeltern und Adoptivfamilien, meist von SS-Führen Trotz der zahlreichen Anfragen von kinderlosen Ehepaaren wurden nur ganz wenige der in Lebensbornheimen geborenen Säuglinge zur Adoption freigegeben, weil die Mütter in der Regel ihre Kinder nicht verlieren wollten. Bis zum September 1939 waren nur sechs Frauen dazu bereit. Insofern konnte eine Frau, die "alle Auslesekriterien" erfüllte, "Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft vollständig verbergen." Ohne Vorbehalte wurden in die Heime alle Frauen und Bräute von SS-Männern und Angehörigen der Polizei aufgenommen, weil diese grundsätzlich die "rassischen Voraussetzungen" mitbrachten.

Das Zusammenleben der verheirateten und der ledigen Frauen verlief nicht immer komplikationslos, da beide Gruppen gleich behandelt wurden. Während ihres Aufenthaltes hatten die Verheirateten Frauen den Ehering abzulegen. Um jede Diskriminierung der Ledigen zu vermeiden, wurden alle Heiminsassinnen nur mit "Frau" und Vo rnamen angesprochen.. Darüber waren vor allem Ehefrauen von höheren SS-Führern verärgert. Als sich ein SS-Offizier über die Behandlung seiner Frau im Heim Steinhöring beklagte, wurde er belehrt, das der Lebensborn seine Heime nicht als „billige Entbindungsgelegenheiten für verheiratete SS-Frauen unterhalte," sondern dass sie in erster Linie für „wertvolle uneheliche Mütter“ zur Verfügung stünden. Frauen von SS-Führern könnten Aufnahme finden, wenn sie bereit seien, sich in das Milieu des Heimes einzufügen.

Nach Ende des Krieges wurde der Fall "Lebensborn" zwischen Oktober 1947 und März 1948 vor dem Amerikanischen Militärgerichtshof 1 in Nürnberg verhandelt. 14 Funktionäre des Rassen- und Siedlungshauptamts, der Volksdeutschen Mittelstelle und des Lebensborn waren angeklagt, „wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit; wegen Entführung von Kinder in den besetzten Ländern, wenn diese als rassisch wertvoll angesehen und für eine Eindeutschung ausgewählt wurden; wegen der Wegnahme von Kindern zum Zwecke der Ausrottung oder Eindeutschung von Ostarbeiterinnen sowie wegen der Plünderung öffentlichen und privaten Eigentums in Deutschland und in den eingegliederten und besetzten Gebieten".

Nach einer 6 Monatigen Prozessdauer fällte man das Urteil und sprach alle Angeklagten frei. Begründet wurde das Urteil mit der Aussage:

"Aus dem Beweismaterial geht klar hervor, dass der Verein Lebensborn, der bereits lange vor dem Krieg bestand, eine Wohlfahrtseinrichtung und in erster Linie ein Entbindungsheim war. Von Anfang an galt seine Fürsorge den Müttern, den verheirateten sowohl wie den unverheirateten, sowie den ehelichen und unehelichen Kindern. Der Anklagevertretung ist es nicht gelungen, mit der erforderlichen Gewissheit die Teilnahme des Lebensborn und der mit ihm in Verbindung stehenden Angeklagten an dem von den Nationalsozialisten durchgeführten Programm der Entführung zu beweisen. Der Lebensborn hat im allgemeinen keine ausländischen Kinder ausgewählt undüberprüft. In allen Fällen, in denen ausländische Kinder von anderen Organisationen nach einer Auswahl und Ü berprüfung an den Lebensbornüberstellt worden waren, wurden die Kinder bestens versorgt und niemals in irgendeiner Weise schlecht behandelt. Aus dem Beweismaterial geht klar hervor, dass der Lebensborn unter den zahlreichen Organisationen in Deutschland, die sich mit ausländischen nach Deutschland verbrachten Kindern befassten, die einzige Stelle war, die alles tat, was in ihrer Macht stand, um den Kindern eine angemessene Fürsorge zuteil werden zu lassen und die rechtlichen Interessen der unter seine Obhut gestellten Kinder zu wahren."2

In den Nachkriegsjahren und bis heute blühte vor allem die Gerüchteküche zum Thema Lebensborn. Trotz des Urteils des Militärgerichtshofes wird der Lebensborn hauptsächlich als Institution der "Rassenzüchtung" und "Rassenveredlung" dargestellt, in denen sich BDM - Mädchen (BDM = Bund Deutscher Mädel) und RAD - Maiden (RAD = Reichsarbeitsdienst) unter dem Motto "dem Führer ein Kind schenken" mit ausgewählten SS-Männern trafen, um in den Lebensborn Heimen gemeinsam Kinder "zur Pflege des nordischen Blutes" zu zeugen.

So beschrieb der Amerikaner Louis Hagen in seinem Buch "Follow my Leader" ("Führer wir folgen Dir") die Tätigkeit des Lebensborns in etwa so:

Das Verfahren der Rassenzucht mit als "Zuchtstuten" ausgewählten jungen Mädchen und Frauen in Oberbayern sah ungefähr so aus, "dass die Betreffende in der Tegernseer Jugendherberge bis zum 10. Tag nach dem Beginn ihrer Periode zu warten hatte, dannärztlich untersucht wurde und anschließend mit einem SS-Mann schlief, der seine Pflicht auch noch bei einem anderen Mädchen zu erfüllen hatte. Nach Feststellung der Schwangerschaft hatte sie die Wahl gehabt, entweder nach Hause zurückzukehren oder sofort in das Entbindungsheim zu gehen.3

Ähnlich sah dies die Amerikanerin Judy Barden, die in ihrem Buch „ Das ist Germany“ über eine angebliche Begegnung mit schwangeren Frauen in einem Lebensbornheim kurz nach Kriegsende berichtete:

Es war erschütternd was ich dort erlebte. Das einzige Ziel dieser Frauen bestand nur darin, Kinder zu gebären, weil sie den Idealtyp der deutschen Frau darstellten. Sie hatten sich ursprünglich freiwillig gemeldet, um „ dem Führer ein Kind zu schenken “ . Nachdem sie einmal die Prüfung auf ihre Gesundheit, Schönheit und die nötigen weiblichen Rundungen bestanden hatten, wurden sie in die verschiedenen Offiziers - Erholungsheime verschickt, und dort blieben sie so lange, bis sie schwanger waren. So einfach war die Sache. War es so weit, dann wurden sie mit jedem Luxus versorgt, der in Deutschland damals noch zu haben war. Die Pflege, die man ihnen angedeihen ließ, war unendlich viel besser als die der Mutter eines ehelichen Kindes. Sie trugen dazu bei, ein starkes Deutschland zu schaffen. Sie waren stolz auf ihren Beruf und völlig gleichgültig gegenüber der Tatsache, daßsie den Namen des Vaters ihres Kindes nicht kannten. « 4

Es entstanden noch viele weitere Berichte sowie einige Dokumentarfilme und ein Spielfilm, die sich aber wohl eher am jeweiligen Zeitgeschmack orientierten, als an historischen Fakten. Mit der Wahrheit haben die vielen Legenden und Fantasieberichte nichts zu tun, die aus den Lebensborn-Heimen pervers schicke "Edelbordelle" machen, in denen stramme "Zuchtbullen der SS" - übrigens zeitgenössische Ausdrücke - mit ausgesuchten deutschen Mädels Nachwuchs für den "arischen Adel" zeugten. Dass der „Lebensborn“ keine derartige Praxis betrieben hat, ist längst nachgewiesen. Doch auch im 21. Jahrhundert gibt es die Vision vom perfekten Menschen, sein Erbgut wurde bereits entschlüsselt. Noch ist es nicht möglich, das Eltern sich die Eigenschaften und das spätere Aussehen ihres Kindes aussuchen können, aber dieser Schritt liegt in nicht mehr all zu ferner Zukunft. Werden die Deutschen gar die Amerikaner der „Menschen- bzw. Rassenzucht“ bezichtigen, sollte solch ein Verfahren in den USA einmal zugelassen werden?

Anmerkungen / Quellen:

- Franz W. Seidler: Lebensborn e. V. der SS - Vom Gerücht zur Legende http://www.vho.org/D/dsdv/Seidler.html

- Dorothee Schmitz-Kösters: Deutsche Mutter, bist du bereit ... Alltag im Lebensborn. Aufbau, Berlin 19971

- The RuSHA Case, in: Trials of War Criminals before the Nuernberg Military Tribunals under Control Council Law NO. 10, New York 1950, H. 5, S. 163.2

- Louis Hagen: "Follow my Leader" London 1951, S. 256.3

- Barden, J., Freundin und candy, in: Settel, A. (Hrsg.), Das ist Germany, Frankfurt/M. 1950, S. 1504

- Irene Bazinger: Dorothee Schmitz-Kösters Recherchen zum Alltag der Frauen im "Lebensborn e.V. „Kinderproduktion nach deutschem Reinheitsgebot " http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/42/22a.htm

- Hintergrund des Lebensborn e.V. http://www.taz.de/tpl/2000/09/06.nf/text.Tname,a0104.list,TAZ_sw.Idx,12

- Der Verein Lebensborn e.V. http://www.idgr.de/lexikon/stich/l/l.html

- Lebensborn e.V. der SS http://www.etika.com/d49ns/49ns61.htm

- Catrine Clay, Michael Leapman: Herrenmenschen. Das Lebensborn- Experiment der Nazis. http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3453123050/qid%3D986751636/302-7080202-9980028

- Jewish Virtual Library: The “Lebensborn” http://www.us-israel.org/jsource/Holocaust/Lebensborn.html

- Lilienthal, Georg: Der ' Lebensborn e. V.' Januar 1985, Urban & Fischer

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Alltag der Frauen in der SS-Organisation "Lebensborn e.V."
Autor
Jahr
2001
Seiten
3
Katalognummer
V101321
ISBN (eBook)
9783638997386
Dateigröße
334 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zusammenfassung über Arbeit und Aufgabe der SS-Organisation Lebensborn e.V.
Schlagworte
Lebensborn
Arbeit zitieren
Henner von Fritschen (Autor:in), 2001, Alltag der Frauen in der SS-Organisation "Lebensborn e.V.", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101321

Kommentare

  • Gast am 3.11.2001

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    ich habe gerade ihre Arbeit auf Hausarbeiten.de gesehen und wollte Sie fragen, ob Sie nicht auch Lust hätten, bei uns mitzuarbeiten.

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    Stefan Mannes

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